Die Tochter des Buchdruckers
Im Jahre 1621 wirft der Dreißigjährige Krieg seine Schatten über das Leben der Kaufmannfamilie Geisenheimer. Während die Männer in die Schlacht ziehen, kämpfen die Frauen um das Erbe der Familie. Auf sich allein gestellt,...
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Produktinformationen zu „Die Tochter des Buchdruckers “
Im Jahre 1621 wirft der Dreißigjährige Krieg seine Schatten über das Leben der Kaufmannfamilie Geisenheimer. Während die Männer in die Schlacht ziehen, kämpfen die Frauen um das Erbe der Familie. Auf sich allein gestellt, bangt Marga Mahlich in Leipzig um den Erhalt ihrer Druckerei – bis ein genialer Einfall sie vor dem drohenden Ruin rettet: Sie gründet eine der ersten Zeitungen des Reiches. Doch um an Neuigkeiten zu kommen, muss sie sich selbst auf die Schlachtfelder wagen. Indessen kämpft in Frankfurt Lila gegen die Entdeckung eines gefährlichen Geheimnisses aus ihrer Vergangenheit. Wird ihre intrigante Schwägerin Rieke sie und ihren geliebten Ehemann für immer entzweien?
Ein Kampf um die Liebe in Zeiten des Krieges.
Lese-Probe zu „Die Tochter des Buchdruckers “
Die Tochter des Buchdruckers von Ines Thorn1
Frankfurt, Anno Domini 1621
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In der Nacht war der Wind durch die Straßen der Stadt getobt, hatte gegen die Fensterläden geschlagen, Äste von Bäumen gebrochen und Abfall durch die Gassen gepeitscht. Der Regen hatte Wege aufgeschwemmt, Fensterbeete zerstört und das Wasser im Main bis über die Ufer steigen lassen.
Jetzt, am Morgen, glitzerten einzelne Wassertropfen wie Edelsteine in der Sonne. Die Vögel sangen Lieder, von den Blumen und Bäumen stiegen betörende Düfte auf und vermischten sich mit dem Gestank der Stadt.
Die erste Magd trat auf die Gasse, einen Eimer in jeder Hand. Auf der Schwelle blieb sie stehen, stellte ihre Last ab und wandte ihr Gesicht der Morgensonne zu. Dann lächelte sie und drehte den Kopf nach der Nachbarstür, die sich quietschend aufschwang.
»Guten Morgen, Trude!«
»Agathe, sei mir gegrüßt.«
Die Mägde gingen nebeneinander zum Brunnen. Als sie an der Seilerei vorüberkamen, öffnete der Meister gerade die Fensterläden seines Geschäftes. Ein Bäckerlehrling mit einem Leinensäckchen voller Brötchen schlitterte mit seinen Holzpantinen über das noch nasse Pflaster. Bellend umsprang ein Hund seine nackten Beine.
Entlang der Gasse klappten nach und nach die Holzläden in den oberen Stockwerken auf. Auf den Fenstersimsen landeten dicke Federbetten und Kissen. Die Hausfrauen stemmten ihre Ellbogen darauf und riefen den Nachbarinnen Grüße zu.
»Das war ein toller Sturm in der Nacht.«
»Und ob, meine Liebe«, klang es von rechts. »Ich habe kein Auge zugetan.«
»Mir war, als heulte der Teufel im Kamin«, kam die Antwort von links.
Waschwasser platschte auf die Straße, die ersten Läden warteten auf Kundschaft. Schon rollten frühe Fuhrwerke durch die Gassen, ein Junge trieb ein Schwein vor sich her. Die Stadt war erwacht und begann zu lärmen. Überall summte, brummte, kreischte, quietschte, rumpelte, lachte, stöhnte, schrie und zischte es. Ein gewöhnlicher Wochentag hatte begonnen.
Aber dann trat diese Frau in schwarzem Gewand und langem Schleier aus der Tür. Ihre Faust hielt ein Kreuz umklammert, reckte es hoch. Wer ihr begegnete, verstummte.
Reiter zügelten ihre Pferde und schlugen das Kreuzzeichen. Mägden blieb das Kichern im Halse stecken. Ein kleines Mädchen schmiegte sich eng an seine Mutter, die es hastig mit sich fortzerrte.
Es schien, als wäre der Tag in seinem Lauf erstarrt, noch bevor er so recht hatte beginnen können.
Die schwarze Frau holte tief Luft, so tief, dass sich ihr Busen vorwölbte. Kurz hielt sie inne, dann öffnete sie den Mund und stieß ein grässliches Geheul aus, dass den Weibern das Blut in den Adern gerann und die Männer die Köpfe zwischen die Schultern duckten.
»Gero Geisenheimer ist tooooot!«, schrie sie mit schrillem Seufzen. »Gero Geisenheimer ist gestorben.«
Aus der Haustür des Handelsunternehmens Gebrüder Geisenheimer traten sechs Männer und trugen einen Sarg auf ihren Schultern. Die Frauen in der Straße bekreuzigten sich und murmelten Gebete, die Männer rissen Mützen und Hüte vom Kopf.
»Gero Geisenheimer ist tooot!«
In das Geschrei läutete die Totenglocke und rief zur Beerdigung. Gemessen schritten die Sargträger den Berg hinan zur Liebfrauenkirche. Ihnen folgte die Familie. Direkt hinter dem Sarg gingen Lila und Arno Geisenheimer. Arno war der Enkel des Patriarchen. Desgleichen Andreas Geisenheimer, der mit seiner Frau Rieke folgte und am anderen Arm seine Mutter, Amalia Geisenheimer, hielt.
Die Männer ähnelten sich. So sehr, dass die Nachbarn ihnen die Erbschaft zu gleichen Teilen gönnten. In der Familie aber war es anders.
So ähnlich sich die Brüder waren, so unterschiedlich waren ihre Frauen.
Lila ging hoch aufgerichtet und mit besorgtem Gesicht. Ihre Blicke wechselten zwischen dem Sarg und ihrem Mann, doch Arno bewahrte die Fassung.
Rieke schluchzte laut, tupfte sich die Augen und taumelte am Arm ihres Mannes. Sie stellte eine unermessliche Trauer vor, die sie sich nicht einmal selbst glaubte. Schweigend und mit geradem Rücken verfolgte Amalia Geisenheimer die Trauerfeier. Nur ab und zu warf sie ihrer Schwiegertochter einen Blick zu und seufzte.
Den fünfen folgte Judith Geisenheimer, die angeheiratete Großnichte Geros. Sie hielt ihre Tochter Julia fest an der Hand und warf immer wieder Blicke die Hausmauern hinauf, als fürchte sie, den Inhalt eines Nachttopfes auf den Kopf zu bekommen. Einmal stolperte sie über den Saum ihres Kleides. Ein anderes Mal geriet sie aus dem Takt und stieß gegen eine Magd, die den Trauerzug beglotzte. Julia nahm ihre Mutter schließlich fest am Arm.
Hinter den beiden schritten Marga und Robert. Sie waren erst gestern aus Leipzig gekommen, jedoch weniger, um an der Beerdigung teilzunehmen. Lebend hatten sie Gero Geisenheimer treffen wollen. Er sollte ihnen Geld leihen, tausend Rheinische Gulden in etwa, um der maroden Druckerei wieder auf die Beine zu helfen und die Gläubiger in die Flucht zu jagen, doch sie waren einige Stunden zu spät gekommen.
»Müssen wir hier mitlaufen?«, knurrte Robert.
»Pscht! Natürlich müssen wir. Wir sind doch Verwandte. Gero Geisenheimer war der Bruder meines Großvaters. Mein Großonkel also.«
»Na und, vererbt hat er dir sicher nichts. Seine habgierigen Enkel werden die Hand schon auf die Beute gelegt haben.«
Marga sah Robert von der Seite her an, kni die Augen dabei zusammen. »Ich habe gehört, dass der Advokat gleich nach dem Leichenschmaus das Testament verlesen will.«
Diese Nachricht malte ein Lächeln um Roberts Mund. »Das ist gut«, murmelte er. »Das ist sogar sehr gut.«
»Warum? Du sagst doch selbst, dass wir nichts zu erwarten haben. Was hast du vor?«
»Was soll ich schon vorhaben? Am Beerdigungstag sind die Menschen milde gestimmt. Umso mehr, wenn ihnen die Trauer mit Goldstücken versüßt wird. An den guten Ruf werde ich erinnern und daran, dass noch kein Geisenheimer pleite gegangen ist.«
Marga war stehen geblieben und hielt ihren Mann am Arm fest. »Du willst Arno und Andreas anpumpen?«
»Was heißt anpumpen, meine Liebe? Ich wette, sie werden froh sein, ihrer kleinen Base aus Leipzig unter die Arme greifen zu dürfen.«
»Gero Geisenheimer ist tot. Der Patrizier, Ratsherr und Kaufmann hat sich vorgestern Abend im Alter von unglaublichen vierundneunzig Jahren ins Bett gelegt und ist nicht mehr aufgestanden. Er hat laut gelebt und ist leise gestorben. Gott sei seiner Seele gnädig.« Der Priester schlug das Kreuzzeichen, schwenkte das Weihrauchfass, nahm die Schaufel und warf Erde auf den Sarg. Dann trat er zur Seite, um die Hinterbliebenen Abschied nehmen zu lassen.
Rieke Geisenheimer drängte sich vor. Sie trug ein schwarzes Kleid aus kostbarem Brokat, das mit goldenen Fäden durchwirkt war. Ein schwarzer Halbschleier aus Spitze bedeckte ihr Gesicht. Inmitten der anderen Trauernden, die zumeist in ihrer Alltagskleidung gekommen waren, wirkte der schwarze Schleier etwas übertrieben. Sie schluchzte laut, tupfte sich dabei immer wieder die Augenwinkel mit einem Damasttüchlein und musste sich am Arm ihres Gatten festhalten, um nicht mit ins Grab zu sinken.
Andreas Geisenheimer hielt seine Frau und warf entschuldigende Blicke in die Trauergemeinde. Einem Ohnmachtsanfall nahe, ließ sich Rieke schließlich zur Seite führen. Sie fand Halt bei Marga.
»Beerdigungen regen mich immer schrecklich auf«, teilte sie Marga mit und vergewisserte sich durch einen Rundblick, dass die Aufmerksamkeit der Trauernden nun jemand anderem galt. In Gedanken notierte sie, wer alles zur Beerdigung gekommen war. Die gesamte Kaufmannschaft der Stadt war anwesend, ein Großteil der Ratsherren, jedoch fehlte der zweite Bürgermeister, und Rieke nahm sich vor, herauszufinden, warum er nicht gekommen war. Der erste Bürgermeister schüttelte gerade ihrem Mann die Hand, auch der oberste Richter und der Kämmerer der Stadt waren da sowie mindestens acht Zunftmeister und eine Handvoll Abgesandte der bedeutenden Patriziervereinigungen.
Zufrieden stopfte Rieke das Damasttüchlein in ihren spitzenverzierten Ärmel und schlug den Schleier nach oben. »Ich komme mir jedes Mal so schlecht vor, weil ich noch lebe.«
»Das ist weder deine Schuld noch dein Verdienst«, erwiderte Marga lächelnd und sah zum Grab. Dort stand nun Lila, kerzengerade, in einem Kleid, dessen vornehme Eleganz geradezu ins Auge fi el. Die gestickte Haube passte hervorragend dazu, als wäre sie eigens für Lila und diesen Anlass genäht worden. Lila hielt eine rote Rose in der Hand, warf sie anmutig ins offene Grab. Dann trat sie zur Seite und überließ ihrem Mann den Platz. Ihr Gesicht war weiß wie frisch gefallener Schnee.
»Wie ist sie?«, fragte Marga ihre Nachbarin. »Ich habe sie noch nicht kennengelernt.«
»Die?« Rieke warf den Kopf in den Nacken. »Sie ist vollkommen. Ringsum untadelig und fehlerfrei. Findest du nicht?«
Sie betrachtete Marga von der Seite und runzelte die Stirn, als sie deren respektvolle Blicke sah.
Marga zuckte mit den Achseln. »Ich sehe sie heute zum ersten Mal.«
»Nun, sie ist vollkommen. Glaube mir. Lila Geisenheimer ist bekannt dafür, ihre Dienstboten fest im Griff zu haben. Und sie ist bekannt dafür, die aufregendsten Feste in ihrem Haus abzuhalten, bekannt für ihren guten Geschmack, ihre köstliche Küche, ihr tadelloses Benehmen und ihr elegantes Auftreten. Es ist noch niemals vorgekommen, dass sich ein Haar aus ihrer Frisur gelöst hat oder der Saum ihres Kleides beschmutzt war. Jeder in Frankfurt hält sie für die vollkommene Frau und Mutter.«
»Jeder?«, fragte Marga zurück und erwiderte Riekes starres Lächeln.
»Nun, ich fürchte, ein Gewitter zieht auf. Es ist zwar unhöflich, das Grab zu verlassen, bevor der letzte Gast kondoliert hat, aber ich möchte nicht im Regen stehen.« Rieke hakte ihre Leipziger Verwandte energisch unter und verließ mit ihr den Friedhof. »Den Leichenschmaus werden wir im Weißen Schwan einnehmen. Wir sind ja keine Bauern, die direkt am Grab essen und trinken. Das wäre für Leute unseres Standes wirklich ganz und gar unangemessen. Schließlich sind wir Patrizier.«
Als sie die Gassen der Innenstadt entlanggingen, war von Riekes Trauer nichts mehr zu erkennen. Sie grüßte lächelnd nach links und nach rechts, stets bedacht, bemerkt zu werden. Während ihr Mund sich öffnete und schloss, sie einen Fuß vor den anderen setzte, mit der linken Hand ihren Umhang hielt und die rechte in Margas Arm gekrallt hatte, waren ihre Gedanken ununterbrochen mit der Summe beschäftigt, die Gero ihrem Mann wohl vererbt haben mochte. Es musste viel Geld sein. Sehr viel. Gero Geisenheimer, Ratsherr, Kaufmann, Stifter und Vorsitzender einer mächtigen Frankfurter Patriziergesellschaft war ein reicher Mann gewesen. Jeder wusste das. Immer war er zuerst gegrüßt worden. Die Männer hatten die Kappen von den Köpfen gerissen, kaum, dass Gero auf die Straße trat, die Frauen hatten mit niedergeschlagenen Augen geknickst. Es verging kein Monat, in dem nicht irgendwer anfragte, ob Gero nicht der Pate seines Kindes sein wollte, doch Gero hatte stets abgelehnt. Wie reich er war, wusste niemand genau. Gero Geisenheimer besaß mehrere Häuser nahe des Römers, und über das Barvermögen gab es die wildesten Gerüchte. Rieke runzelte die Stirn, so angestrengt dachte sie darüber nach.
Sie war eine entschlossene Frau. Schon als junges Mädchen hatte sie sich geschworen, einmal unermesslich reich zu sein, niemals Not leiden zu müssen. Das war auch der Grund, warum sie Andreas Geisenheimer geheiratet hatte. Schwer genug war es gewesen, seine Frau zu werden. Wenn Rieke daran dachte, wie glanzlos ihre Kindheit und wie schwer es gewesen war, in der Frankfurter Gesellschaft Fuß zu fassen, dann fand sie, dass sie den Luxus, in dem sie nun lebte, reichlich verdient hatte. Ihr Vater war ein Ritter gewesen, der so verarmt war, dass er gar seinen Titel verkaufen musste. Ein brüchiges Rittergut ohne Vieh, dafür mit kaputten Stallungen und ertraglosen Böden, war alles, was ihrer Familie geblieben war. Im Winter zog es durch alle Ritzen, und manches Mal war das Wasser im Krug am Morgen gefroren. Ihre Kleider hatten bereits Generationen von Frauen vor ihr getragen, und ihr ganzer Schmuck bestand aus einem einfachen schmalen Silberreif mit einem Splitter Bergkristall darin.
Riekes einziges Kapital war ihre Schönheit. Ihr samtweiches Haar strahlte in einem tiefen Braun, die Augen leuchteten wie Bernstein. Das Lächeln ihrer vollen Lippen war ein Versprechen, das ihre Figur noch verstärkte: schlank, aber mit den richtigen Rundungen an den entscheidenden Stellen. Rieke von Gutzow war eine der attraktivsten Frauen weit und breit. Das fand auch Andreas Geisenheimer, jedoch erst, als Rieke ihn nachdrücklich auf sich aufmerksam gemacht hatte. Einmal stolperte sie genau vor ihm, sodass er sie im letzten Moment um die Hüfte fassen musste. Ein anderes Mal stieß sie ihn an, und er verschüttete dabei Rotwein auf ihr Brusttuch, das sogleich abgenommen werden musste, um einer drohenden Erkältung zuvorzukommen.
Schließlich war sie es gewesen, die Andreas einen Heiratsantrag gemacht hatte. Und Andreas Geisenheimer war nicht nur betört von ihrer Schönheit, sondern obendrein viel zu höflich, um ein solches Angebot auszuschlagen. Am Abend ihrer Vermählung, als sie im Mittelpunkt aller Pracht stand und mit kostbaren Geschenken überhäuft wurde, als sie die feine Seidenunterwäsche auf ihrer Haut spürte und den wertvollen Familienschmuck an ihrem Hals, hatte sich Rieke Geisenheimer geschworen, dass sie niemals mehr arm sein würde. Eher sterben als zurück in das bröselnde Windhaus ihrer Kindheit! In der Hochzeitsnacht stürzte sie sich schier auf Andreas, um sogleich einen Nachkommen zu zeugen, der ihre neue Stellung noch fester untermauern würde. Als Mutter eines Geisenheimer Erben würde ihr keine Not mehr etwas anhaben können.
Andreas aber, verunsichert ob der Gier seiner Frau, konnte seinen ehelichen Pflichten bedauerlicherweise nicht nachkommen. Nicht in dieser Nacht. Und auch nicht in vielen Nächten danach.
»So, wir sind da«, verkündete Rieke und deutete mit dem Finger auf ein Schild, das über der Tür an einer Eisenkette hing und einen weißen Schwan auf schwarzem Grund darstellte.
Marga stockte. »Hier findet der Leichenschmaus statt?«
»Nun ja, es mag noch feinere Lokale in anderen Städten geben, aber dies hier steht dem Römer am nächsten. Die Leute sollen doch schließlich sehen, dass wir unseren Großvater würdig betrauern.«
»Nein, nein. Ich finde es ausgesprochen nobel und frage mich gerade, ob ich passend gekleidet bin.«
»Lass sehen.« Rieke schob Marga von sich und betrachtete sie eingehend. Dabei fielen ihre Mundwinkel immer tiefer nach unten. Sie griff nach Margas Umhang und zupfte daran herum, richtete ihr die Haube und warf ihr das Schultertuch so über, dass es das Kleid bedeckte. »So, jetzt geht es einigermaßen«, erklärte Rieke wenig taktvoll. »Der Rat der Stadt hat wieder einmal ein Verbot gegen Luxus erlassen«, beklagte sie sich weiter und betrachtete Margas Kleid missbilligend, das aus einfachem polnischen Tuch gefertigt war. »Stell dir vor, bei Hochzeiten dürfen fortan nur noch hundertvierzig Gäste geladen werden. Ebenso beim Leichenschmaus. Der Genuss von Konfekt ist bei Festen ganz und gar untersagt. Und Dienstboten dürfen ab sofort weder Samt noch Seide tragen. In dieser Hinsicht stimme ich mit dem Rat überein. Schließlich will man ja zeigen, wohin man gehört.«
Inzwischen war auch Andreas beim Schwanen angelangt. Er nahm seine Frau beim Arm und zog sie zur Seite. »Ich möchte nicht, dass du mit deinem neuen Schmuck angibst«, sagte er. »Lila, Arno und die anderen sehen auch so, dass ich dir alles gebe, was du willst.«
Rieke riss sich los. »Alles?« Sie pustete eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn, die ihr aus der Haube gerutscht war. »Alles? Oh, nein, mein Lieber. Faxenkram! Das Wichtigste bist du mir bis jetzt schuldig geblieben«, erwiderte sie schneidend und wandte sich ab. Ohne sich noch einmal nach ihrem Mann umzusehen, dem die Scham die Wangen gerötet hatte, schritt sie über die Schwelle.
Andreas starrte ihr fassungslos hinterher. Faxenkram hat sie gesagt, dachte er bestürzt. Kaum ist Gero unter der Erde, benutzt sie dieses Wort. Sein Lieblingswort, geprägt von seiner Mutter Gutta! Im hintersten Eck seiner Gedanken dämmerte der leise Verdacht, dass sie dieses Wort vielleicht brauchte, um sich als richtige Geisenheimerin zu fühlen, doch Andreas kam es trotzdem so vor, als hätte sie ein Sakrileg begangen.
Ofenwarmes Brot aus dunklem und aus hellem Mehl, Eierpunsch, Bier, Wein, Most, verschiedene Käse, Braten vom Kalb und vom Rind, gesottene Hühner und Tauben, Wildbret, Gemüse, kandierte Früchte und kleine Kuchen, dazu eine riesige Gans, die rundherum mit Blattgold belegt war, zeigten den Gästen, wie groß die Trauer der Hinterbliebenen um den Patriarchen war.
Lila Geisenheimer fuhr mit dem Finger in den Kragen ihres hochgeschlossenen Kleides. In der anderen Hand hielt sie ein feines Tüchlein und tupfte sich die Stirn und den Nacken. Es war zwar erst Mai, aber sie fühlte sich bereits wie im Hochsommer. Dazu kam die Hitze der Speisen. Lila fächelte sich mit einem Mundtuch Luft zu. Dabei fiel ihr Blick auf Rieke und den großzügigen Ausschnitt ihres Kleides. Dort hing eine goldene Kette mit einem walnussgroßen blauen Stein.
Rieke hatte Lilas Blicke bemerkt. Jetzt beugte sie sich über die Tafel, deutete auf ihren Schmuck und sagte so laut, dass es alle Umsitzenden gut hören konnten: »Andreas hat mir die Kette zum Hochzeitstag geschenkt. Der Stein stammt aus dem Morgenland. Es heißt, er wäre so viel wert wie eine ganze Wagenladung voll Pfeffer.«
»Sie ist schön, deine Kette«, erwiderte Lila und lächelte Rieke liebenswürdig an.
Dann wandte Lila sich Judith zu, die neben ihr saß. Judith Geisenheimer war achtunddreißig Jahre alt und bereits Witwe. Ihr Mann Matthias war vor vier Jahren gestorben - gerade rechtzeitig, sonst hätte ihn Judith vielleicht höchstselbst umgebracht. Als Schürzenjäger bekannt, vor dem kein Weiberrock sicher war, hatte er die Franzosenkrankheit mit nach Hause gebracht. Zum Glück hatte Judith sich nicht bei ihm angesteckt. Jetzt lebte sie mit ihrer halbwüchsigen Tochter Julia in einem ziemlich großen Haus in der Nähe des Karmeliterklosters, in der Buchgasse. Das Handelshaus ihres Mannes war mit den Handelshäusern von Arno und Andreas Geisenheimer verschmolzen. Die Brüder hatten Judith ausgezahlt, sodass sie nicht nur ein einfaches Auskommen, sondern sogar ein sehr gutes Auskommen bis zum Ende ihres Lebens hatte.
»Geht es dir gut, meine Liebe?«
Lila beugte sich zur ihr hinüber und lächelte sie an. Die beiden Frauen gehörten durch ihre Heiraten nicht nur zur selben Familie, sondern waren überdies Freundinnen.
»Aber ja«, erwiderte Judith. »Alles ist bestens.«
Der anschließende Seufzer strafte ihre Worte allerdings Lügen.
Lila legte ihre Hand auf Judiths. »Was ist? Ich bemerke schon seit einiger Zeit, dass du etwas auf dem Herzen hast. Willst du es mir nicht sagen?«, wisperte sie und sah sich gleichzeitig nach vermeintlichen Zuhörern um.
Judith lächelte schmal. »Vielleicht ist es Zeit, mir wieder einen Mann zu suchen«, erwiderte sie. »Es ist nicht so, dass ich mich einsam fühle, nein, das nicht. Aber etwas fehlt eben.«
»Findest du wirklich? Hattest du nicht geschworen, nie wieder einen Mann ins Haus zu lassen?«
»Aber eine Frau ohne Mann ist nun einmal nur halb so viel wert. Lass uns ein anderes Mal darüber reden.« Judith lächelte, wirkte aber noch immer bedrückt. Dann betrachtete sie die anderen Trauergäste. »Ich kann noch immer nicht fassen, dass Gero tot ist«, sagte sie leise. »Er war es, der die Familie zusammengehalten hat. Nun kann jeder die Zügel schießen lassen. Es wird Mord und Totschlag geben, fürchte ich.«
»Aber, aber!« Lila schüttelte den Kopf. »Wir sind doch keine Barbaren aus dem Morgenland. Nichts wird geschehen, du wirst sehen. Alles wird sein, wie es immer war.«
Judith erwiderte Lilas Blick, öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, schloss ihn dann wieder. Sie mochte Lila gern, hielt sie für aufrichtig. Aber Judith wusste auch, dass Lila alles, was sie in ihrem Leben nicht gebrauchen konnte, einfach zur Seite schob wie ein niedergebranntes Talglicht. Streit in der Familie gehörte dazu.
Judith konnte sich noch gut daran erinnern, wie es war, als Matthias starb und sein Handelshaus aufgelöst werden musste. Niemand hatte die Kontorbücher finden können. Sosehr man auch danach suchte, sie waren verschwunden. Von einem Tag auf den anderen. Und so hatte niemand mehr genau sagen können, was Matthias gehört hatte und was nicht. Die letzte Warenladung aus Genua. War die bereits bezahlt worden, oder warteten da noch Gläubiger? Welche Wechsel wurden zur nächsten Messe fällig, wer war ihnen noch etwas schuldig?
Judith ahnte damals wie heute, wer die Kontorbücher zur Seite geschafft hatte, aber sie konnte nichts beweisen. Deshalb hielt sie den Mund. Streit in der Familie war etwas, das sie sich noch weniger leisten konnte als ein geringes Erbe. So hatte sie am Ende zufrieden sein müssen mit dem, was Geros Enkel ihr auszahlten. Geld hatte sie reichlich; sie musste keine Angst vor Entbehrungen haben. Doch das war auch nicht ihr Problem, sondern der Gedanke daran, dass jemand sie übervorteilt hatte. Und dieser Jemand war nicht Lila gewesen, da war sie sich ganz sicher.
Judith nickte und antwortete: »Du hast recht, alles wird sein wie immer.« Ein Ruf eilte durch den Raum. Julia, Judiths Tochter, schien sich irgendwo gestoßen zu haben. Abrupt stand Judith auf - »Du entschuldigst mich?« - und begab sich zum anderen Ende der Tafel. Unterwegs stieß sie mit einem Mann zusammen.
»Oh, ich bitte um Verzeihung, gnädige Frau«, sagte der Mann und betrachtete Judith mit Wohlwollen. »Darf ich?«, fragte er und richtete Judiths Haube, die beim Zusammenstoß verrutscht war. »Es ist eine Schande, dass Ihr eine Haube tragen müsst«, sagte er leise. »Wäre es nicht viel schöner, wenn Ihr Euer Haar frei im Wind flattern lassen könntet? Bei einem Spaziergang draußen vielleicht.«
Judith errötete und griff nach ihrem Kopfputz. Dann lächelte sie und drängte sich an dem Mann vorbei. Nach einigen Schritten wandte sie sich um. Der Mann stand noch am selben Fleck und hatte ihr hinterhergesehen. Jetzt hob er langsam die Hand und winkte ihr zu. Im selben Augenblick kam Käthi Weyrauch, eine Frau aus der Nachbarschaft, hinzu. Sie stellte sich neben den Mann, schob ihren Arm unter seinen. Erst jetzt erkannte Judith ihn. Es war der Nadelmacher Lennart Leuthold, dessen Ware das Handelshaus Geisenheimer bis weit ins Ungarische lieferte.
...
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Steinerne Furt, 86167 Augsburg
In der Nacht war der Wind durch die Straßen der Stadt getobt, hatte gegen die Fensterläden geschlagen, Äste von Bäumen gebrochen und Abfall durch die Gassen gepeitscht. Der Regen hatte Wege aufgeschwemmt, Fensterbeete zerstört und das Wasser im Main bis über die Ufer steigen lassen.
Jetzt, am Morgen, glitzerten einzelne Wassertropfen wie Edelsteine in der Sonne. Die Vögel sangen Lieder, von den Blumen und Bäumen stiegen betörende Düfte auf und vermischten sich mit dem Gestank der Stadt.
Die erste Magd trat auf die Gasse, einen Eimer in jeder Hand. Auf der Schwelle blieb sie stehen, stellte ihre Last ab und wandte ihr Gesicht der Morgensonne zu. Dann lächelte sie und drehte den Kopf nach der Nachbarstür, die sich quietschend aufschwang.
»Guten Morgen, Trude!«
»Agathe, sei mir gegrüßt.«
Die Mägde gingen nebeneinander zum Brunnen. Als sie an der Seilerei vorüberkamen, öffnete der Meister gerade die Fensterläden seines Geschäftes. Ein Bäckerlehrling mit einem Leinensäckchen voller Brötchen schlitterte mit seinen Holzpantinen über das noch nasse Pflaster. Bellend umsprang ein Hund seine nackten Beine.
Entlang der Gasse klappten nach und nach die Holzläden in den oberen Stockwerken auf. Auf den Fenstersimsen landeten dicke Federbetten und Kissen. Die Hausfrauen stemmten ihre Ellbogen darauf und riefen den Nachbarinnen Grüße zu.
»Das war ein toller Sturm in der Nacht.«
»Und ob, meine Liebe«, klang es von rechts. »Ich habe kein Auge zugetan.«
»Mir war, als heulte der Teufel im Kamin«, kam die Antwort von links.
Waschwasser platschte auf die Straße, die ersten Läden warteten auf Kundschaft. Schon rollten frühe Fuhrwerke durch die Gassen, ein Junge trieb ein Schwein vor sich her. Die Stadt war erwacht und begann zu lärmen. Überall summte, brummte, kreischte, quietschte, rumpelte, lachte, stöhnte, schrie und zischte es. Ein gewöhnlicher Wochentag hatte begonnen.
Aber dann trat diese Frau in schwarzem Gewand und langem Schleier aus der Tür. Ihre Faust hielt ein Kreuz umklammert, reckte es hoch. Wer ihr begegnete, verstummte.
Reiter zügelten ihre Pferde und schlugen das Kreuzzeichen. Mägden blieb das Kichern im Halse stecken. Ein kleines Mädchen schmiegte sich eng an seine Mutter, die es hastig mit sich fortzerrte.
Es schien, als wäre der Tag in seinem Lauf erstarrt, noch bevor er so recht hatte beginnen können.
Die schwarze Frau holte tief Luft, so tief, dass sich ihr Busen vorwölbte. Kurz hielt sie inne, dann öffnete sie den Mund und stieß ein grässliches Geheul aus, dass den Weibern das Blut in den Adern gerann und die Männer die Köpfe zwischen die Schultern duckten.
»Gero Geisenheimer ist tooooot!«, schrie sie mit schrillem Seufzen. »Gero Geisenheimer ist gestorben.«
Aus der Haustür des Handelsunternehmens Gebrüder Geisenheimer traten sechs Männer und trugen einen Sarg auf ihren Schultern. Die Frauen in der Straße bekreuzigten sich und murmelten Gebete, die Männer rissen Mützen und Hüte vom Kopf.
»Gero Geisenheimer ist tooot!«
In das Geschrei läutete die Totenglocke und rief zur Beerdigung. Gemessen schritten die Sargträger den Berg hinan zur Liebfrauenkirche. Ihnen folgte die Familie. Direkt hinter dem Sarg gingen Lila und Arno Geisenheimer. Arno war der Enkel des Patriarchen. Desgleichen Andreas Geisenheimer, der mit seiner Frau Rieke folgte und am anderen Arm seine Mutter, Amalia Geisenheimer, hielt.
Die Männer ähnelten sich. So sehr, dass die Nachbarn ihnen die Erbschaft zu gleichen Teilen gönnten. In der Familie aber war es anders.
So ähnlich sich die Brüder waren, so unterschiedlich waren ihre Frauen.
Lila ging hoch aufgerichtet und mit besorgtem Gesicht. Ihre Blicke wechselten zwischen dem Sarg und ihrem Mann, doch Arno bewahrte die Fassung.
Rieke schluchzte laut, tupfte sich die Augen und taumelte am Arm ihres Mannes. Sie stellte eine unermessliche Trauer vor, die sie sich nicht einmal selbst glaubte. Schweigend und mit geradem Rücken verfolgte Amalia Geisenheimer die Trauerfeier. Nur ab und zu warf sie ihrer Schwiegertochter einen Blick zu und seufzte.
Den fünfen folgte Judith Geisenheimer, die angeheiratete Großnichte Geros. Sie hielt ihre Tochter Julia fest an der Hand und warf immer wieder Blicke die Hausmauern hinauf, als fürchte sie, den Inhalt eines Nachttopfes auf den Kopf zu bekommen. Einmal stolperte sie über den Saum ihres Kleides. Ein anderes Mal geriet sie aus dem Takt und stieß gegen eine Magd, die den Trauerzug beglotzte. Julia nahm ihre Mutter schließlich fest am Arm.
Hinter den beiden schritten Marga und Robert. Sie waren erst gestern aus Leipzig gekommen, jedoch weniger, um an der Beerdigung teilzunehmen. Lebend hatten sie Gero Geisenheimer treffen wollen. Er sollte ihnen Geld leihen, tausend Rheinische Gulden in etwa, um der maroden Druckerei wieder auf die Beine zu helfen und die Gläubiger in die Flucht zu jagen, doch sie waren einige Stunden zu spät gekommen.
»Müssen wir hier mitlaufen?«, knurrte Robert.
»Pscht! Natürlich müssen wir. Wir sind doch Verwandte. Gero Geisenheimer war der Bruder meines Großvaters. Mein Großonkel also.«
»Na und, vererbt hat er dir sicher nichts. Seine habgierigen Enkel werden die Hand schon auf die Beute gelegt haben.«
Marga sah Robert von der Seite her an, kni die Augen dabei zusammen. »Ich habe gehört, dass der Advokat gleich nach dem Leichenschmaus das Testament verlesen will.«
Diese Nachricht malte ein Lächeln um Roberts Mund. »Das ist gut«, murmelte er. »Das ist sogar sehr gut.«
»Warum? Du sagst doch selbst, dass wir nichts zu erwarten haben. Was hast du vor?«
»Was soll ich schon vorhaben? Am Beerdigungstag sind die Menschen milde gestimmt. Umso mehr, wenn ihnen die Trauer mit Goldstücken versüßt wird. An den guten Ruf werde ich erinnern und daran, dass noch kein Geisenheimer pleite gegangen ist.«
Marga war stehen geblieben und hielt ihren Mann am Arm fest. »Du willst Arno und Andreas anpumpen?«
»Was heißt anpumpen, meine Liebe? Ich wette, sie werden froh sein, ihrer kleinen Base aus Leipzig unter die Arme greifen zu dürfen.«
»Gero Geisenheimer ist tot. Der Patrizier, Ratsherr und Kaufmann hat sich vorgestern Abend im Alter von unglaublichen vierundneunzig Jahren ins Bett gelegt und ist nicht mehr aufgestanden. Er hat laut gelebt und ist leise gestorben. Gott sei seiner Seele gnädig.« Der Priester schlug das Kreuzzeichen, schwenkte das Weihrauchfass, nahm die Schaufel und warf Erde auf den Sarg. Dann trat er zur Seite, um die Hinterbliebenen Abschied nehmen zu lassen.
Rieke Geisenheimer drängte sich vor. Sie trug ein schwarzes Kleid aus kostbarem Brokat, das mit goldenen Fäden durchwirkt war. Ein schwarzer Halbschleier aus Spitze bedeckte ihr Gesicht. Inmitten der anderen Trauernden, die zumeist in ihrer Alltagskleidung gekommen waren, wirkte der schwarze Schleier etwas übertrieben. Sie schluchzte laut, tupfte sich dabei immer wieder die Augenwinkel mit einem Damasttüchlein und musste sich am Arm ihres Gatten festhalten, um nicht mit ins Grab zu sinken.
Andreas Geisenheimer hielt seine Frau und warf entschuldigende Blicke in die Trauergemeinde. Einem Ohnmachtsanfall nahe, ließ sich Rieke schließlich zur Seite führen. Sie fand Halt bei Marga.
»Beerdigungen regen mich immer schrecklich auf«, teilte sie Marga mit und vergewisserte sich durch einen Rundblick, dass die Aufmerksamkeit der Trauernden nun jemand anderem galt. In Gedanken notierte sie, wer alles zur Beerdigung gekommen war. Die gesamte Kaufmannschaft der Stadt war anwesend, ein Großteil der Ratsherren, jedoch fehlte der zweite Bürgermeister, und Rieke nahm sich vor, herauszufinden, warum er nicht gekommen war. Der erste Bürgermeister schüttelte gerade ihrem Mann die Hand, auch der oberste Richter und der Kämmerer der Stadt waren da sowie mindestens acht Zunftmeister und eine Handvoll Abgesandte der bedeutenden Patriziervereinigungen.
Zufrieden stopfte Rieke das Damasttüchlein in ihren spitzenverzierten Ärmel und schlug den Schleier nach oben. »Ich komme mir jedes Mal so schlecht vor, weil ich noch lebe.«
»Das ist weder deine Schuld noch dein Verdienst«, erwiderte Marga lächelnd und sah zum Grab. Dort stand nun Lila, kerzengerade, in einem Kleid, dessen vornehme Eleganz geradezu ins Auge fi el. Die gestickte Haube passte hervorragend dazu, als wäre sie eigens für Lila und diesen Anlass genäht worden. Lila hielt eine rote Rose in der Hand, warf sie anmutig ins offene Grab. Dann trat sie zur Seite und überließ ihrem Mann den Platz. Ihr Gesicht war weiß wie frisch gefallener Schnee.
»Wie ist sie?«, fragte Marga ihre Nachbarin. »Ich habe sie noch nicht kennengelernt.«
»Die?« Rieke warf den Kopf in den Nacken. »Sie ist vollkommen. Ringsum untadelig und fehlerfrei. Findest du nicht?«
Sie betrachtete Marga von der Seite und runzelte die Stirn, als sie deren respektvolle Blicke sah.
Marga zuckte mit den Achseln. »Ich sehe sie heute zum ersten Mal.«
»Nun, sie ist vollkommen. Glaube mir. Lila Geisenheimer ist bekannt dafür, ihre Dienstboten fest im Griff zu haben. Und sie ist bekannt dafür, die aufregendsten Feste in ihrem Haus abzuhalten, bekannt für ihren guten Geschmack, ihre köstliche Küche, ihr tadelloses Benehmen und ihr elegantes Auftreten. Es ist noch niemals vorgekommen, dass sich ein Haar aus ihrer Frisur gelöst hat oder der Saum ihres Kleides beschmutzt war. Jeder in Frankfurt hält sie für die vollkommene Frau und Mutter.«
»Jeder?«, fragte Marga zurück und erwiderte Riekes starres Lächeln.
»Nun, ich fürchte, ein Gewitter zieht auf. Es ist zwar unhöflich, das Grab zu verlassen, bevor der letzte Gast kondoliert hat, aber ich möchte nicht im Regen stehen.« Rieke hakte ihre Leipziger Verwandte energisch unter und verließ mit ihr den Friedhof. »Den Leichenschmaus werden wir im Weißen Schwan einnehmen. Wir sind ja keine Bauern, die direkt am Grab essen und trinken. Das wäre für Leute unseres Standes wirklich ganz und gar unangemessen. Schließlich sind wir Patrizier.«
Als sie die Gassen der Innenstadt entlanggingen, war von Riekes Trauer nichts mehr zu erkennen. Sie grüßte lächelnd nach links und nach rechts, stets bedacht, bemerkt zu werden. Während ihr Mund sich öffnete und schloss, sie einen Fuß vor den anderen setzte, mit der linken Hand ihren Umhang hielt und die rechte in Margas Arm gekrallt hatte, waren ihre Gedanken ununterbrochen mit der Summe beschäftigt, die Gero ihrem Mann wohl vererbt haben mochte. Es musste viel Geld sein. Sehr viel. Gero Geisenheimer, Ratsherr, Kaufmann, Stifter und Vorsitzender einer mächtigen Frankfurter Patriziergesellschaft war ein reicher Mann gewesen. Jeder wusste das. Immer war er zuerst gegrüßt worden. Die Männer hatten die Kappen von den Köpfen gerissen, kaum, dass Gero auf die Straße trat, die Frauen hatten mit niedergeschlagenen Augen geknickst. Es verging kein Monat, in dem nicht irgendwer anfragte, ob Gero nicht der Pate seines Kindes sein wollte, doch Gero hatte stets abgelehnt. Wie reich er war, wusste niemand genau. Gero Geisenheimer besaß mehrere Häuser nahe des Römers, und über das Barvermögen gab es die wildesten Gerüchte. Rieke runzelte die Stirn, so angestrengt dachte sie darüber nach.
Sie war eine entschlossene Frau. Schon als junges Mädchen hatte sie sich geschworen, einmal unermesslich reich zu sein, niemals Not leiden zu müssen. Das war auch der Grund, warum sie Andreas Geisenheimer geheiratet hatte. Schwer genug war es gewesen, seine Frau zu werden. Wenn Rieke daran dachte, wie glanzlos ihre Kindheit und wie schwer es gewesen war, in der Frankfurter Gesellschaft Fuß zu fassen, dann fand sie, dass sie den Luxus, in dem sie nun lebte, reichlich verdient hatte. Ihr Vater war ein Ritter gewesen, der so verarmt war, dass er gar seinen Titel verkaufen musste. Ein brüchiges Rittergut ohne Vieh, dafür mit kaputten Stallungen und ertraglosen Böden, war alles, was ihrer Familie geblieben war. Im Winter zog es durch alle Ritzen, und manches Mal war das Wasser im Krug am Morgen gefroren. Ihre Kleider hatten bereits Generationen von Frauen vor ihr getragen, und ihr ganzer Schmuck bestand aus einem einfachen schmalen Silberreif mit einem Splitter Bergkristall darin.
Riekes einziges Kapital war ihre Schönheit. Ihr samtweiches Haar strahlte in einem tiefen Braun, die Augen leuchteten wie Bernstein. Das Lächeln ihrer vollen Lippen war ein Versprechen, das ihre Figur noch verstärkte: schlank, aber mit den richtigen Rundungen an den entscheidenden Stellen. Rieke von Gutzow war eine der attraktivsten Frauen weit und breit. Das fand auch Andreas Geisenheimer, jedoch erst, als Rieke ihn nachdrücklich auf sich aufmerksam gemacht hatte. Einmal stolperte sie genau vor ihm, sodass er sie im letzten Moment um die Hüfte fassen musste. Ein anderes Mal stieß sie ihn an, und er verschüttete dabei Rotwein auf ihr Brusttuch, das sogleich abgenommen werden musste, um einer drohenden Erkältung zuvorzukommen.
Schließlich war sie es gewesen, die Andreas einen Heiratsantrag gemacht hatte. Und Andreas Geisenheimer war nicht nur betört von ihrer Schönheit, sondern obendrein viel zu höflich, um ein solches Angebot auszuschlagen. Am Abend ihrer Vermählung, als sie im Mittelpunkt aller Pracht stand und mit kostbaren Geschenken überhäuft wurde, als sie die feine Seidenunterwäsche auf ihrer Haut spürte und den wertvollen Familienschmuck an ihrem Hals, hatte sich Rieke Geisenheimer geschworen, dass sie niemals mehr arm sein würde. Eher sterben als zurück in das bröselnde Windhaus ihrer Kindheit! In der Hochzeitsnacht stürzte sie sich schier auf Andreas, um sogleich einen Nachkommen zu zeugen, der ihre neue Stellung noch fester untermauern würde. Als Mutter eines Geisenheimer Erben würde ihr keine Not mehr etwas anhaben können.
Andreas aber, verunsichert ob der Gier seiner Frau, konnte seinen ehelichen Pflichten bedauerlicherweise nicht nachkommen. Nicht in dieser Nacht. Und auch nicht in vielen Nächten danach.
»So, wir sind da«, verkündete Rieke und deutete mit dem Finger auf ein Schild, das über der Tür an einer Eisenkette hing und einen weißen Schwan auf schwarzem Grund darstellte.
Marga stockte. »Hier findet der Leichenschmaus statt?«
»Nun ja, es mag noch feinere Lokale in anderen Städten geben, aber dies hier steht dem Römer am nächsten. Die Leute sollen doch schließlich sehen, dass wir unseren Großvater würdig betrauern.«
»Nein, nein. Ich finde es ausgesprochen nobel und frage mich gerade, ob ich passend gekleidet bin.«
»Lass sehen.« Rieke schob Marga von sich und betrachtete sie eingehend. Dabei fielen ihre Mundwinkel immer tiefer nach unten. Sie griff nach Margas Umhang und zupfte daran herum, richtete ihr die Haube und warf ihr das Schultertuch so über, dass es das Kleid bedeckte. »So, jetzt geht es einigermaßen«, erklärte Rieke wenig taktvoll. »Der Rat der Stadt hat wieder einmal ein Verbot gegen Luxus erlassen«, beklagte sie sich weiter und betrachtete Margas Kleid missbilligend, das aus einfachem polnischen Tuch gefertigt war. »Stell dir vor, bei Hochzeiten dürfen fortan nur noch hundertvierzig Gäste geladen werden. Ebenso beim Leichenschmaus. Der Genuss von Konfekt ist bei Festen ganz und gar untersagt. Und Dienstboten dürfen ab sofort weder Samt noch Seide tragen. In dieser Hinsicht stimme ich mit dem Rat überein. Schließlich will man ja zeigen, wohin man gehört.«
Inzwischen war auch Andreas beim Schwanen angelangt. Er nahm seine Frau beim Arm und zog sie zur Seite. »Ich möchte nicht, dass du mit deinem neuen Schmuck angibst«, sagte er. »Lila, Arno und die anderen sehen auch so, dass ich dir alles gebe, was du willst.«
Rieke riss sich los. »Alles?« Sie pustete eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn, die ihr aus der Haube gerutscht war. »Alles? Oh, nein, mein Lieber. Faxenkram! Das Wichtigste bist du mir bis jetzt schuldig geblieben«, erwiderte sie schneidend und wandte sich ab. Ohne sich noch einmal nach ihrem Mann umzusehen, dem die Scham die Wangen gerötet hatte, schritt sie über die Schwelle.
Andreas starrte ihr fassungslos hinterher. Faxenkram hat sie gesagt, dachte er bestürzt. Kaum ist Gero unter der Erde, benutzt sie dieses Wort. Sein Lieblingswort, geprägt von seiner Mutter Gutta! Im hintersten Eck seiner Gedanken dämmerte der leise Verdacht, dass sie dieses Wort vielleicht brauchte, um sich als richtige Geisenheimerin zu fühlen, doch Andreas kam es trotzdem so vor, als hätte sie ein Sakrileg begangen.
Ofenwarmes Brot aus dunklem und aus hellem Mehl, Eierpunsch, Bier, Wein, Most, verschiedene Käse, Braten vom Kalb und vom Rind, gesottene Hühner und Tauben, Wildbret, Gemüse, kandierte Früchte und kleine Kuchen, dazu eine riesige Gans, die rundherum mit Blattgold belegt war, zeigten den Gästen, wie groß die Trauer der Hinterbliebenen um den Patriarchen war.
Lila Geisenheimer fuhr mit dem Finger in den Kragen ihres hochgeschlossenen Kleides. In der anderen Hand hielt sie ein feines Tüchlein und tupfte sich die Stirn und den Nacken. Es war zwar erst Mai, aber sie fühlte sich bereits wie im Hochsommer. Dazu kam die Hitze der Speisen. Lila fächelte sich mit einem Mundtuch Luft zu. Dabei fiel ihr Blick auf Rieke und den großzügigen Ausschnitt ihres Kleides. Dort hing eine goldene Kette mit einem walnussgroßen blauen Stein.
Rieke hatte Lilas Blicke bemerkt. Jetzt beugte sie sich über die Tafel, deutete auf ihren Schmuck und sagte so laut, dass es alle Umsitzenden gut hören konnten: »Andreas hat mir die Kette zum Hochzeitstag geschenkt. Der Stein stammt aus dem Morgenland. Es heißt, er wäre so viel wert wie eine ganze Wagenladung voll Pfeffer.«
»Sie ist schön, deine Kette«, erwiderte Lila und lächelte Rieke liebenswürdig an.
Dann wandte Lila sich Judith zu, die neben ihr saß. Judith Geisenheimer war achtunddreißig Jahre alt und bereits Witwe. Ihr Mann Matthias war vor vier Jahren gestorben - gerade rechtzeitig, sonst hätte ihn Judith vielleicht höchstselbst umgebracht. Als Schürzenjäger bekannt, vor dem kein Weiberrock sicher war, hatte er die Franzosenkrankheit mit nach Hause gebracht. Zum Glück hatte Judith sich nicht bei ihm angesteckt. Jetzt lebte sie mit ihrer halbwüchsigen Tochter Julia in einem ziemlich großen Haus in der Nähe des Karmeliterklosters, in der Buchgasse. Das Handelshaus ihres Mannes war mit den Handelshäusern von Arno und Andreas Geisenheimer verschmolzen. Die Brüder hatten Judith ausgezahlt, sodass sie nicht nur ein einfaches Auskommen, sondern sogar ein sehr gutes Auskommen bis zum Ende ihres Lebens hatte.
»Geht es dir gut, meine Liebe?«
Lila beugte sich zur ihr hinüber und lächelte sie an. Die beiden Frauen gehörten durch ihre Heiraten nicht nur zur selben Familie, sondern waren überdies Freundinnen.
»Aber ja«, erwiderte Judith. »Alles ist bestens.«
Der anschließende Seufzer strafte ihre Worte allerdings Lügen.
Lila legte ihre Hand auf Judiths. »Was ist? Ich bemerke schon seit einiger Zeit, dass du etwas auf dem Herzen hast. Willst du es mir nicht sagen?«, wisperte sie und sah sich gleichzeitig nach vermeintlichen Zuhörern um.
Judith lächelte schmal. »Vielleicht ist es Zeit, mir wieder einen Mann zu suchen«, erwiderte sie. »Es ist nicht so, dass ich mich einsam fühle, nein, das nicht. Aber etwas fehlt eben.«
»Findest du wirklich? Hattest du nicht geschworen, nie wieder einen Mann ins Haus zu lassen?«
»Aber eine Frau ohne Mann ist nun einmal nur halb so viel wert. Lass uns ein anderes Mal darüber reden.« Judith lächelte, wirkte aber noch immer bedrückt. Dann betrachtete sie die anderen Trauergäste. »Ich kann noch immer nicht fassen, dass Gero tot ist«, sagte sie leise. »Er war es, der die Familie zusammengehalten hat. Nun kann jeder die Zügel schießen lassen. Es wird Mord und Totschlag geben, fürchte ich.«
»Aber, aber!« Lila schüttelte den Kopf. »Wir sind doch keine Barbaren aus dem Morgenland. Nichts wird geschehen, du wirst sehen. Alles wird sein, wie es immer war.«
Judith erwiderte Lilas Blick, öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, schloss ihn dann wieder. Sie mochte Lila gern, hielt sie für aufrichtig. Aber Judith wusste auch, dass Lila alles, was sie in ihrem Leben nicht gebrauchen konnte, einfach zur Seite schob wie ein niedergebranntes Talglicht. Streit in der Familie gehörte dazu.
Judith konnte sich noch gut daran erinnern, wie es war, als Matthias starb und sein Handelshaus aufgelöst werden musste. Niemand hatte die Kontorbücher finden können. Sosehr man auch danach suchte, sie waren verschwunden. Von einem Tag auf den anderen. Und so hatte niemand mehr genau sagen können, was Matthias gehört hatte und was nicht. Die letzte Warenladung aus Genua. War die bereits bezahlt worden, oder warteten da noch Gläubiger? Welche Wechsel wurden zur nächsten Messe fällig, wer war ihnen noch etwas schuldig?
Judith ahnte damals wie heute, wer die Kontorbücher zur Seite geschafft hatte, aber sie konnte nichts beweisen. Deshalb hielt sie den Mund. Streit in der Familie war etwas, das sie sich noch weniger leisten konnte als ein geringes Erbe. So hatte sie am Ende zufrieden sein müssen mit dem, was Geros Enkel ihr auszahlten. Geld hatte sie reichlich; sie musste keine Angst vor Entbehrungen haben. Doch das war auch nicht ihr Problem, sondern der Gedanke daran, dass jemand sie übervorteilt hatte. Und dieser Jemand war nicht Lila gewesen, da war sie sich ganz sicher.
Judith nickte und antwortete: »Du hast recht, alles wird sein wie immer.« Ein Ruf eilte durch den Raum. Julia, Judiths Tochter, schien sich irgendwo gestoßen zu haben. Abrupt stand Judith auf - »Du entschuldigst mich?« - und begab sich zum anderen Ende der Tafel. Unterwegs stieß sie mit einem Mann zusammen.
»Oh, ich bitte um Verzeihung, gnädige Frau«, sagte der Mann und betrachtete Judith mit Wohlwollen. »Darf ich?«, fragte er und richtete Judiths Haube, die beim Zusammenstoß verrutscht war. »Es ist eine Schande, dass Ihr eine Haube tragen müsst«, sagte er leise. »Wäre es nicht viel schöner, wenn Ihr Euer Haar frei im Wind flattern lassen könntet? Bei einem Spaziergang draußen vielleicht.«
Judith errötete und griff nach ihrem Kopfputz. Dann lächelte sie und drängte sich an dem Mann vorbei. Nach einigen Schritten wandte sie sich um. Der Mann stand noch am selben Fleck und hatte ihr hinterhergesehen. Jetzt hob er langsam die Hand und winkte ihr zu. Im selben Augenblick kam Käthi Weyrauch, eine Frau aus der Nachbarschaft, hinzu. Sie stellte sich neben den Mann, schob ihren Arm unter seinen. Erst jetzt erkannte Judith ihn. Es war der Nadelmacher Lennart Leuthold, dessen Ware das Handelshaus Geisenheimer bis weit ins Ungarische lieferte.
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Autoren-Porträt von Ines Thorn
Ines Thorn wurde 1964 in Leipzig geboren. Nach einer Lehre als Buchhändlerin studierte sie Germanistik, Slawistik und Kulturphilosophie und arbeitet heute als freie Autorin. Die Romane Die Pelzhändlerin und Die Silberschmiedin entstammen ihrer kreativen Feder. Die Tochter des Buchdruckers ist nach Die Kaufmannstochter der zweite Teil der großen Saga um das Handelshaus Geisenheimer. Ines Thorn lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ines Thorn
- 2012, 1, 384 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3868008101
- ISBN-13: 9783868008104
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