Du hättest gehen sollen

Die etwas andere Adventzeit, fernab von allem, was wir kennen

Ein hübsches Ferienhaus - abgeschieden vom Rest der Welt. Weit unten das Tal mit seinen idyllischen, würfelkleinen Häusern, eine gewundene Serpentinenstraße führt nach oben. Umgeben vom kalten Blauweiß der Gletscher, von schroffem Granit, und düsteren Wäldern im Dunst - es ist Dezember, Vorweihnachtszeit. Ein junges Ehepaar mit Kind hat sich für ein paar Tage in diesem komfortablen Haus eingemietet, doch wirklich abschalten und den Alltag hinter sich zu lassen gelingt keinem der drei: Das Kind erzählt wirre Geschichten aus dem Kindergarten, die Frau ist pausenlos mit Nachrichten tippen am Telefon beschäftigt, und der Mann - ein Drehbuchautor, von dem ein Produzent den zweiten Teil seiner erfolgreichsten Komödie erwartet - ist damit beschäftigt Ideen und Szenen in seinem Notizbuch niederzukritzeln. Aber mehr und mehr notiert er auch anderes - eheliche Spannungen, Zwistigkeiten, aber besonders die merkwürdigen Vorfälle, die sich vermehrt um sie herum abspielen. In dem Haus scheint offensichtlich nicht alles mit rechten Dingen vor sich zu gehen.

Daniel Kehlmanns phantastische Erzählung ist im doppelten Wortsinn unheimlich, die Spirale in den Abgrund entwickelt einen starken Sog - umso mehr, als dem Schrecken etwas zur Seite gestellt wird: die wechselnden Stimmungen in der Familie, das Nebeneinander von Liebe und Gereiztheit, die Sorge um das Kind. "Das Geheimnis ist, dass man sich ja doch liebt." Ist es so? Allmählich verschwimmen die Konturen, und der Boden beginnt zu wanken.

„Du hättest gehen sollen" ist ein ungemein faszinierender Roman, der eine gänsehauteinflößende Atmosphäre zum Leben erweckt, die einem kalte Schauer über den Rücken jagt. Auf seine eigene Weise düster und realistisch fesselt dieses Buch von Daniel Kehlmann und wird seinen Leser nicht mehr loslassen.

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