Ein Vampir liebt auch zweimal / Dark One Bd.9
Roman
Die Seelengefährtin des Vampirs Alec wurde versehentlich von einer Sterblichen umgebracht. Doch dann begegnet er der hübschen Corazon und fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Ist es Zufall, dass sie ihn so sehr an seine verstorbene Geliebte erinnert?
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Produktinformationen zu „Ein Vampir liebt auch zweimal / Dark One Bd.9 “
Die Seelengefährtin des Vampirs Alec wurde versehentlich von einer Sterblichen umgebracht. Doch dann begegnet er der hübschen Corazon und fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Ist es Zufall, dass sie ihn so sehr an seine verstorbene Geliebte erinnert?
Klappentext zu „Ein Vampir liebt auch zweimal / Dark One Bd.9 “
Der Vampir Alec wurde verbannt, weil er eine Sterbliche umbrachte, die versehentlich seine Seelengefährtin getötet hatte. Doch als er der hübschen Corazon begegnet, fühlt er sich augenblicklich zu ihr hingezogen. Ist es Zufall, dass sie ihn so sehr an seine verstorbene Geliebte erinnert?
Lese-Probe zu „Ein Vampir liebt auch zweimal / Dark One Bd.9 “
Ein Vampir liebt auch zweimal von Katie MacAlister 1
Der Traum fing an wie immer.
»Was sehen Sie, Corazon?«
Die entspannte Stimme gehörte Barbara, der Hypnotherapeutin, die Patsy für unseren halbjährlichen Frauenabend engagiert hatte.
»Schlamm. Ich sehe Schlamm. Also, Schlamm und Gras und so was. Aber hauptsächlich Schlamm.«
»Sind Sie sicher, dass sie unter Hypnose steht?«, fragte Patsy misstrauisch. Sie war die Skeptikerin in unserer Runde. »Ich finde, es sieht nicht danach aus. CORA! Kannst du mich hören?«
»Ich müsste zehn Kilometer weit weg sein, um dich nicht zu hören. Ich bin hypnotisiert, nicht taub!« Ich sah sie giftig an, woraufhin wiederum sie mich giftig ansah.
»Moment mal ...«, sagte sie plötzlich und zeigte mit theatralischer Geste auf mich, die ich bäuchlings auf der Couch lag. »Du dürftest mich eigentlich gar nicht hören!«
»Ist es richtig, dass ihr bewusst ist, dass sie unter Hypnose steht?«
Das war Terri, das dritte Mitglied unseres kleinen Terrortrios, wie mein Exmann uns immer genannt hat.
Der Dreckskerl.
»Das beeinträchtigt doch nicht die Rückführung, oder?«, fragte Terri Barbara.
»Hypnose ist kein magischer unbewusster Zustand«, entgegnete Barbara gelassen. »Corazon ist einfach entspannt, in Kontakt mit ihrem wahren inneren Selbst und hat ihr Bewusstsein den vielfältigen Erinnerungen an ihre früheren Leben geöffnet. Ich versichere Ihnen, dass sie sich wirklich in Hypnose befindet. «
... mehr
»Ich hole schnell eine Nadel und piekse sie damit«, sagte Patsy und ging zum Bücherschrank, der außer mit Büchern mit vielen anderen Dingen vollgestopft war. »Wenn sie reagiert, wissen wir, dass sie uns nur etwas vormacht.«
»Untersteh dich!« Ich setzte mich ruckartig auf, um mich in Sicherheit bringen zu können, falls sie mir tatsächlich mit irgendetwas Spitzem auf den Leib rückte.
»Bitte, meine Damen.« Barbara zeigte zwar keine Anzeichen von Hektik, aber mir war klar, dass sie uns zur Eile treiben wollte, damit sie möglichst schnell wieder verschwinden konnte. »Unsere Zeit ist begrenzt. Corazon ist in einer leichten Trance, die man auch als Alpha-Zustand bezeichnet. Sie hat Zugang zu ihrem höheren Ich gefunden, zu ihrem wahren unendlichen Wesen, und kann nun die Grenzen der Zeit überwinden.«
»Ja, ja, hab ich schon längst überwunden«, sagte ich und sank wieder auf die Couch. Obwohl es nur ein Traum war - und ich wusste, dass es ein Traum war -, zog sich mir bei dem Gedanken an das, was nun kam, der Magen zusammen. »Also macht es euch gemütlich und genießt die Show! Was soll ich tun, Barbara?«
»Sehen Sie sich um. Schauen Sie sich die Umgebung an. Sagen Sie uns, was Sie sehen, was Sie fühlen.«
»Ich sehe Schlamm. Ich fühle Schlamm. Ich bin Schlamm.«
»In ihrem früheren Leben muss es doch mehr gegeben haben als Schlamm«, bemerkte Terry Popcorn kauend.
Mir drehte sich der Magen um. Gleich war es so weit. Es dauerte nicht mehr lange. Das Grauen rückte näher.
»Sehen Sie Häuser oder irgendwelche anderen Gebäude, die Ihnen einen Hinweis auf das Jahr geben könnten, in dem Sie sich jetzt befinden?«, fragte Barbara.
»Äh ... links von mir ist nur Wald. Ich stehe offenbar auf einem Feldweg oder so. Ich gehe mal auf diesen kleinen Hügel - oh! Wow! Da unten ist eine Siedlung. Und da hinten in der Ferne, auf einem hohen Felsen, steht ein Schloss. Viele winzig kleine Menschen laufen auf den Feldern und Wiesen außerhalb der Siedlung umher. Cool! Es muss so etwas wie ein mittelalterliches Dorf sein. Ich geh mal runter und sag Hallo.«
»Ausgezeichnet«, sagte Barbara. »Und wie fühlen Sie sich jetzt?«
Mir war schlecht. Ich hatte Angst. Große Angst.
»Na ja«, sagte meine Stimme, ohne meine Traumempfindungen preiszugeben, »ich bin irgendwie hungrig. Nein, sehr hungrig. Ich bin von einem unglaublichen Hunger getrieben. Na toll, ich bin eine Bäuerin, nicht wahr? Ich bin eine arme, ausgehungerte Bäuerin, die irgendwo im Schlamm steht. Ist ja reizend!«
»Wir sind nicht hier, um über unsere früheren Ichs zu urteilen «, belehrte mich Barbara.
»Meine Güte, Cora!«, sagte Patsy empört und setzte sich ans Fußende der Couch. »Terri war Kleopatras persönliche Dienerin und ich war eine von Cäsars Konkubinen. Du bist eine Blamage für das Team, Süße. Du könntest wenigstens eine mittelalterliche Prinzessin mit einem hohen spitzen Hut sein oder so!«
Konnte ich eben nicht. Seinetwegen.
Abscheu und Schrecken erfüllten mich, während meine Stimme fortfuhr: »Ich habe Schuhe an. Bauern trugen doch damals keine Schuhe, oder?«
»Manche haben bestimmt welche getragen«, meinte Terri und stopfte sich eine Handvoll Popcorn in den Mund.
»Können Sie zu der Siedlung gehen?«, fragte Barbara. »Vielleicht finden wir heraus, wer Sie sind, wenn wir wissen, wo Sie sind.«
»Ja, ich gehe jetzt den Hügel runter.«
Als ich plötzlich ein lautes Rumpeln hinter mir hörte, krallte ich erschrocken die Finger in die Couchpolster. »Hey, pass auf, wo du ... Oh mein Gott! OH MEIN GOTT!«
»Was ist los?«, fragte Barbara und klang mit einem Mal besorgt.
Zu Recht.
»Ich wurde gerade von einer Frau mit einem Ochsenkarren überfahren.«
»Was?«, kreischte Patsy.
»Sie hat mich überfahren. Ihre Ochsen sind Amok gelaufen oder was weiß ich. Sie sind hinter mir den Hügel runtergekommen und haben mich einfach überrannt. Heiliger Bimbam! Jetzt trampeln die Ochsen auf mir herum und die Frau auf dem Karren schreit und ... Um Himmels willen, jetzt ist gerade mein Kopf abgegangen! Er ist einfach runtergefallen und weggerollt! Unglaublich!«
In meinem Traumzustand war mir bewusst, dass Terri in diesem Moment mit einer Handvoll Popcorn vor dem Mund erstarrt war und mich mit riesengroßen Augen anglotzte, weil sie nicht glauben konnte, was ich da von mir gab.
Wenn sie nur wüsste ...
»Oje! Ich hatte ... Bei mir ist noch nie jemand während einer Rückführung gestorben«, sagte Barbara. Sie klang gestresst. »Ich weiß nicht genau, wie ich fortfahren soll.«
»Du wurdest ... enthauptet?«, fragte Patsy. »Bist du sicher?«
»Ich bin ganz sicher, Pats. Mein Kopf wurde vom Körper abgetrennt, der wiederum mit Hufabdrücken übersät ist. Ein Rad ist wohl genau über meinen Hals gefahren. Das ist... Würg. Das ist wirklich ekelhaft! Warum werde ich in meinem früheren Leben von einem Ochsenkarren überfahren? Warum kann ich nicht Kleopatras Konkubine sein?«
»Persönliche Dienerin, nicht Konkubine«, verbesserte mich Terri, stopfte sich das Popcorn in den Mund und begann hektisch zu kauen. »Bist du absolut sicher, dass du tot bist? Vielleicht sieht es schlimmer aus, als es ist.«
Der Traumteil meines Bewusstseins merkte an, dass es noch viel schlimmer werden würde.
Ich bekam eine Gänsehaut auf den Armen.
»Mein Kopf ist einen guten Meter von meinem Körper entfernt. Ich glaube, das ist ein ziemlich sicheres Zeichen dafür, dass ich tot bin. Grundgütiger! Was tut sie denn jetzt?«
»Wer?«, fragte Patsy.
»Die Frau. Sie tut doch nicht, was ich denke, dass sie tut, oder?«
»Keine Ahnung«, sagte Terri und stellte die Popcornschüssel zur Seite, um näher an mich heranzurutschen.
»Das ist höchst ungewöhnlich«, murmelte Barbara vor sich hin.
»Was macht die Frau denn nun?«, fragte Patsy und stupste mich am Knie an.
»Sie versucht, mir den Kopf wieder aufzusetzen. Gute Frau, das wird nicht funktionieren! Nein, festbinden geht auch nicht. Ha, habe ich doch gesagt! Oh nein, nicht in den Schlamm fallen lassen! Um Himmels willen, als wäre ich nicht schon schmutzig genug! Was für ein Schussel! Jetzt rennt sie den Ochsen hinterher, die auf die Wiese abgehauen sind. Ach nein, sie kommt wieder zurück. Sie winkt und es sieht aus, als würde sie schreien, aber ich kann nichts hören. Wahrscheinlich wegen des Schocks, den ich durch die Enthauptung erlitten habe.«
»Das ist ja völlig abgedreht«, sagte Terri. »Meinst du, sie hat dich mit Absicht überfahren?«
»Ich glaube nicht. Sie scheint irgendwie daneben zu sein. Gerade ist sie über mein Bein gestolpert und auf meinen Kopf gefallen. Au Mann! Ich glaube, sie hat mir die Nase gebrochen! Allmächtiger, das ist ja wie eine Mischung aus Marx Brothers und Kettensägenmassaker ... Ach, du lieber Schwan!«
»Was?«, fragten Terri und Patsy gleichzeitig.
»Sie macht da was. Etwas Merkwürdiges.«
»Oh mein Gott - nimmt sie etwa sexuelle Handlungen an deinem toten Körper vor?«, fragte Terri. »Ich habe kürzlich erst eine Sendung über Nekrophilie auf HBO gesehen!«
»Nein, sie befummelt mich nicht. Sie steht über mir und fuchtelt mit den Händen herum und singt irgendwas. Was zum ... Jetzt hat sie ... Hilfe!«
Er war nicht mehr weit. Ich konnte ihn noch nicht sehen, aber er war gleich hinter der Hügelkuppe.
Er war der Tod.
»Bleiben Sie ruhig«, sagte Barbara. »Für Sie besteht keine akute Gefahr. Beschreiben Sie einfach so ausführlich wie möglich, was Sie sehen.«
»Also, für mich sind Enthaupten und Grillen schon ziemlich akute Gefahren«, erwiderte ich.
»Grillen?«, fragte Patsy. »Macht irgendwo jemand ein Spanferkel? «
»Nein, die Frau hat mit den Händen gewedelt, und plötzlich war dieses grelle silberne Licht da, rings um meinen Körper, und hat mich versengt. Oh, super, da kommt jemand.« Nein!, schrie es in mir. Nicht schon wieder! Lieber Gott, bitte nicht schon wieder! »He, Sie da! Könnten Sie die Frau davon abhalten, das mit dem Licht zu machen? Sie hat schon die Hälfte meiner Haare verschmort!«
»Das ist wirklich das Seltsamste, was ich jemals gehört habe«, sagte Terri zu Patsy. »Du machst echt immer die besten Partys!«
»Alles eine Frage der Planung«, entgegnete Patsy und stupste mich abermals am Knie an. »Was passiert jetzt, Cora?«
»Der Typ hat mich gerade gesehen. Er hat ruckartig einen Schritt zur Seite gemacht. Wahrscheinlich, weil die Frau meinen Kopf verstecken wollte und mein Ohr im hohen Bogen weggeflogen und vor seinen Füßen gelandet ist. Jetzt hebt er es auf. Er brüllt sie an. Sie zeigt auf die Ochsen auf der Wiese, aber er sieht ziemlich sauer aus. Ja, geben Sie's ihr! Sie sollte nicht mit dem Karren fahren, wenn sie ihre Viecher nicht im Griff hat!«
Angesichts dessen, was nun kam, krampfte sich mir das Herz zusammen.
»Daraus könnte man einen tollen Film machen«, sagte Patsy nachdenklich. »Wir sollten echt versuchen, ein Drehbuch zu schreiben. Wir könnten Millionen damit verdienen!«
»Also, jetzt hat der Typ meinen Kopf und hält ihn hoch, während er die Frau weiter zur Schnecke macht. Hoppla! Plötzlich hat er nur noch ein Haarbüschel in der Hand und mein Kopf rollt den Hügel runter. Der Typ und die Frau laufen hinterher. Hihi, also, das ist wirklich witzig, wenn auch makaber. Ah, gut gemacht! Der Typ hat meinen Kopf zu fassen gekriegt und bringt ihn zurück zu meinem Körper. Die Frau zerrt er hinter sich her. Hey, brr, jetzt aber ... Um Himmels willen!«
Ich bemühte mich nach Leibeskräften, mich aus dem Traum herauszuwinden, wie ich es immer tat. Aber es hatte noch nie etwas gebracht. Die Szene würde sich wieder genau so abspielen wie beim ersten Mal.
»Hat er deinen Kopf wieder fallen gelassen?«, fragte Terri mit großen Augen.
Ich geriet in Panik. »Nein, er hat ... heilige Scheiße! Ich will hier raus! Holt mich sofort aus diesem Traum oder was immer das ist! Weckt mich auf!«
»Bitte regen Sie sich nicht auf«, sagte Barbara mit beruhigender Stimme. »Die Bilder, die Sie sehen, liegen in der Vergangenheit und können Ihnen keinen Schaden zufügen.«
»Was ist denn los? Was hat der Typ gemacht?«, fragte Terri.
»Ich will aufwachen! Sofort!«, rief ich und versuchte mich aufzurichten.
»Na gut, ich zähle jetzt rückwärts bis eins, und bei eins wachen Sie erholt und völlig entspannt auf. Fünf, vier, drei, zwei, eins. Hallo, Corazon, wie fühlen Sie sich?«
»Alles in Ordnung?«, fragte Patsy, als ich mich keuchend aufsetzte, während mir die Erinnerung an das, was ich gesehen hatte, das Blut in den Adern gerinnen ließ.
»Ja, ich denke schon.«
»Was ist zum Schluss passiert?«, fragte Terri. »Du sahst aus, als hättest du Todesängste ausgestanden.«
»Du hättest auch Angst, wenn du sehen würdest, wie ein Vampir jemanden umbringt!«
Ich setzte mich keuchend auf, blinzelte mehrmals, während die Erinnerungen an den Traum langsam verblassten, und stellte fest, dass ich in Sicherheit war; allein in meiner kleinen Wohnung und befreit von dem grünäugigen dunkelhaarigen Monster, das vor meinen Augen eine Frau getötet hatte.
Ich ließ mich zurück auf mein Kissen sinken und überlegte, warum ich immer wieder von Patsys Frauenabend träumte und jedes Mal aufs Neue in dieser grausigen Szene aus einem früheren Leben landete. Warum kamen die Träume in letzter Zeit immer häufiger? Warum war ich dazu verdammt, diese furchtbare Begebenheit, die mich so sehr in Angst und Schrecken versetzte, immer wieder zu durchleben?
Wie ich aus leidvoller Erfahrung wusste, brauchte ich erst gar nicht zu versuchen wieder einzuschlafen. Ich stand auf und ging ins Badezimmer. Ich wollte mir die Zähne putzen, um den grässlichen Geschmack der Angst loszuwerden, den ich im Mund hatte, dann würde ich mir ein Buch nehmen und so lange lesen, bis mir vor Müdigkeit die Augen zufielen.
Und ich würde beten, dass sich der grünäugige Vampir aus meinen Träumen heraushielt.
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
»Ich hole schnell eine Nadel und piekse sie damit«, sagte Patsy und ging zum Bücherschrank, der außer mit Büchern mit vielen anderen Dingen vollgestopft war. »Wenn sie reagiert, wissen wir, dass sie uns nur etwas vormacht.«
»Untersteh dich!« Ich setzte mich ruckartig auf, um mich in Sicherheit bringen zu können, falls sie mir tatsächlich mit irgendetwas Spitzem auf den Leib rückte.
»Bitte, meine Damen.« Barbara zeigte zwar keine Anzeichen von Hektik, aber mir war klar, dass sie uns zur Eile treiben wollte, damit sie möglichst schnell wieder verschwinden konnte. »Unsere Zeit ist begrenzt. Corazon ist in einer leichten Trance, die man auch als Alpha-Zustand bezeichnet. Sie hat Zugang zu ihrem höheren Ich gefunden, zu ihrem wahren unendlichen Wesen, und kann nun die Grenzen der Zeit überwinden.«
»Ja, ja, hab ich schon längst überwunden«, sagte ich und sank wieder auf die Couch. Obwohl es nur ein Traum war - und ich wusste, dass es ein Traum war -, zog sich mir bei dem Gedanken an das, was nun kam, der Magen zusammen. »Also macht es euch gemütlich und genießt die Show! Was soll ich tun, Barbara?«
»Sehen Sie sich um. Schauen Sie sich die Umgebung an. Sagen Sie uns, was Sie sehen, was Sie fühlen.«
»Ich sehe Schlamm. Ich fühle Schlamm. Ich bin Schlamm.«
»In ihrem früheren Leben muss es doch mehr gegeben haben als Schlamm«, bemerkte Terry Popcorn kauend.
Mir drehte sich der Magen um. Gleich war es so weit. Es dauerte nicht mehr lange. Das Grauen rückte näher.
»Sehen Sie Häuser oder irgendwelche anderen Gebäude, die Ihnen einen Hinweis auf das Jahr geben könnten, in dem Sie sich jetzt befinden?«, fragte Barbara.
»Äh ... links von mir ist nur Wald. Ich stehe offenbar auf einem Feldweg oder so. Ich gehe mal auf diesen kleinen Hügel - oh! Wow! Da unten ist eine Siedlung. Und da hinten in der Ferne, auf einem hohen Felsen, steht ein Schloss. Viele winzig kleine Menschen laufen auf den Feldern und Wiesen außerhalb der Siedlung umher. Cool! Es muss so etwas wie ein mittelalterliches Dorf sein. Ich geh mal runter und sag Hallo.«
»Ausgezeichnet«, sagte Barbara. »Und wie fühlen Sie sich jetzt?«
Mir war schlecht. Ich hatte Angst. Große Angst.
»Na ja«, sagte meine Stimme, ohne meine Traumempfindungen preiszugeben, »ich bin irgendwie hungrig. Nein, sehr hungrig. Ich bin von einem unglaublichen Hunger getrieben. Na toll, ich bin eine Bäuerin, nicht wahr? Ich bin eine arme, ausgehungerte Bäuerin, die irgendwo im Schlamm steht. Ist ja reizend!«
»Wir sind nicht hier, um über unsere früheren Ichs zu urteilen «, belehrte mich Barbara.
»Meine Güte, Cora!«, sagte Patsy empört und setzte sich ans Fußende der Couch. »Terri war Kleopatras persönliche Dienerin und ich war eine von Cäsars Konkubinen. Du bist eine Blamage für das Team, Süße. Du könntest wenigstens eine mittelalterliche Prinzessin mit einem hohen spitzen Hut sein oder so!«
Konnte ich eben nicht. Seinetwegen.
Abscheu und Schrecken erfüllten mich, während meine Stimme fortfuhr: »Ich habe Schuhe an. Bauern trugen doch damals keine Schuhe, oder?«
»Manche haben bestimmt welche getragen«, meinte Terri und stopfte sich eine Handvoll Popcorn in den Mund.
»Können Sie zu der Siedlung gehen?«, fragte Barbara. »Vielleicht finden wir heraus, wer Sie sind, wenn wir wissen, wo Sie sind.«
»Ja, ich gehe jetzt den Hügel runter.«
Als ich plötzlich ein lautes Rumpeln hinter mir hörte, krallte ich erschrocken die Finger in die Couchpolster. »Hey, pass auf, wo du ... Oh mein Gott! OH MEIN GOTT!«
»Was ist los?«, fragte Barbara und klang mit einem Mal besorgt.
Zu Recht.
»Ich wurde gerade von einer Frau mit einem Ochsenkarren überfahren.«
»Was?«, kreischte Patsy.
»Sie hat mich überfahren. Ihre Ochsen sind Amok gelaufen oder was weiß ich. Sie sind hinter mir den Hügel runtergekommen und haben mich einfach überrannt. Heiliger Bimbam! Jetzt trampeln die Ochsen auf mir herum und die Frau auf dem Karren schreit und ... Um Himmels willen, jetzt ist gerade mein Kopf abgegangen! Er ist einfach runtergefallen und weggerollt! Unglaublich!«
In meinem Traumzustand war mir bewusst, dass Terri in diesem Moment mit einer Handvoll Popcorn vor dem Mund erstarrt war und mich mit riesengroßen Augen anglotzte, weil sie nicht glauben konnte, was ich da von mir gab.
Wenn sie nur wüsste ...
»Oje! Ich hatte ... Bei mir ist noch nie jemand während einer Rückführung gestorben«, sagte Barbara. Sie klang gestresst. »Ich weiß nicht genau, wie ich fortfahren soll.«
»Du wurdest ... enthauptet?«, fragte Patsy. »Bist du sicher?«
»Ich bin ganz sicher, Pats. Mein Kopf wurde vom Körper abgetrennt, der wiederum mit Hufabdrücken übersät ist. Ein Rad ist wohl genau über meinen Hals gefahren. Das ist... Würg. Das ist wirklich ekelhaft! Warum werde ich in meinem früheren Leben von einem Ochsenkarren überfahren? Warum kann ich nicht Kleopatras Konkubine sein?«
»Persönliche Dienerin, nicht Konkubine«, verbesserte mich Terri, stopfte sich das Popcorn in den Mund und begann hektisch zu kauen. »Bist du absolut sicher, dass du tot bist? Vielleicht sieht es schlimmer aus, als es ist.«
Der Traumteil meines Bewusstseins merkte an, dass es noch viel schlimmer werden würde.
Ich bekam eine Gänsehaut auf den Armen.
»Mein Kopf ist einen guten Meter von meinem Körper entfernt. Ich glaube, das ist ein ziemlich sicheres Zeichen dafür, dass ich tot bin. Grundgütiger! Was tut sie denn jetzt?«
»Wer?«, fragte Patsy.
»Die Frau. Sie tut doch nicht, was ich denke, dass sie tut, oder?«
»Keine Ahnung«, sagte Terri und stellte die Popcornschüssel zur Seite, um näher an mich heranzurutschen.
»Das ist höchst ungewöhnlich«, murmelte Barbara vor sich hin.
»Was macht die Frau denn nun?«, fragte Patsy und stupste mich am Knie an.
»Sie versucht, mir den Kopf wieder aufzusetzen. Gute Frau, das wird nicht funktionieren! Nein, festbinden geht auch nicht. Ha, habe ich doch gesagt! Oh nein, nicht in den Schlamm fallen lassen! Um Himmels willen, als wäre ich nicht schon schmutzig genug! Was für ein Schussel! Jetzt rennt sie den Ochsen hinterher, die auf die Wiese abgehauen sind. Ach nein, sie kommt wieder zurück. Sie winkt und es sieht aus, als würde sie schreien, aber ich kann nichts hören. Wahrscheinlich wegen des Schocks, den ich durch die Enthauptung erlitten habe.«
»Das ist ja völlig abgedreht«, sagte Terri. »Meinst du, sie hat dich mit Absicht überfahren?«
»Ich glaube nicht. Sie scheint irgendwie daneben zu sein. Gerade ist sie über mein Bein gestolpert und auf meinen Kopf gefallen. Au Mann! Ich glaube, sie hat mir die Nase gebrochen! Allmächtiger, das ist ja wie eine Mischung aus Marx Brothers und Kettensägenmassaker ... Ach, du lieber Schwan!«
»Was?«, fragten Terri und Patsy gleichzeitig.
»Sie macht da was. Etwas Merkwürdiges.«
»Oh mein Gott - nimmt sie etwa sexuelle Handlungen an deinem toten Körper vor?«, fragte Terri. »Ich habe kürzlich erst eine Sendung über Nekrophilie auf HBO gesehen!«
»Nein, sie befummelt mich nicht. Sie steht über mir und fuchtelt mit den Händen herum und singt irgendwas. Was zum ... Jetzt hat sie ... Hilfe!«
Er war nicht mehr weit. Ich konnte ihn noch nicht sehen, aber er war gleich hinter der Hügelkuppe.
Er war der Tod.
»Bleiben Sie ruhig«, sagte Barbara. »Für Sie besteht keine akute Gefahr. Beschreiben Sie einfach so ausführlich wie möglich, was Sie sehen.«
»Also, für mich sind Enthaupten und Grillen schon ziemlich akute Gefahren«, erwiderte ich.
»Grillen?«, fragte Patsy. »Macht irgendwo jemand ein Spanferkel? «
»Nein, die Frau hat mit den Händen gewedelt, und plötzlich war dieses grelle silberne Licht da, rings um meinen Körper, und hat mich versengt. Oh, super, da kommt jemand.« Nein!, schrie es in mir. Nicht schon wieder! Lieber Gott, bitte nicht schon wieder! »He, Sie da! Könnten Sie die Frau davon abhalten, das mit dem Licht zu machen? Sie hat schon die Hälfte meiner Haare verschmort!«
»Das ist wirklich das Seltsamste, was ich jemals gehört habe«, sagte Terri zu Patsy. »Du machst echt immer die besten Partys!«
»Alles eine Frage der Planung«, entgegnete Patsy und stupste mich abermals am Knie an. »Was passiert jetzt, Cora?«
»Der Typ hat mich gerade gesehen. Er hat ruckartig einen Schritt zur Seite gemacht. Wahrscheinlich, weil die Frau meinen Kopf verstecken wollte und mein Ohr im hohen Bogen weggeflogen und vor seinen Füßen gelandet ist. Jetzt hebt er es auf. Er brüllt sie an. Sie zeigt auf die Ochsen auf der Wiese, aber er sieht ziemlich sauer aus. Ja, geben Sie's ihr! Sie sollte nicht mit dem Karren fahren, wenn sie ihre Viecher nicht im Griff hat!«
Angesichts dessen, was nun kam, krampfte sich mir das Herz zusammen.
»Daraus könnte man einen tollen Film machen«, sagte Patsy nachdenklich. »Wir sollten echt versuchen, ein Drehbuch zu schreiben. Wir könnten Millionen damit verdienen!«
»Also, jetzt hat der Typ meinen Kopf und hält ihn hoch, während er die Frau weiter zur Schnecke macht. Hoppla! Plötzlich hat er nur noch ein Haarbüschel in der Hand und mein Kopf rollt den Hügel runter. Der Typ und die Frau laufen hinterher. Hihi, also, das ist wirklich witzig, wenn auch makaber. Ah, gut gemacht! Der Typ hat meinen Kopf zu fassen gekriegt und bringt ihn zurück zu meinem Körper. Die Frau zerrt er hinter sich her. Hey, brr, jetzt aber ... Um Himmels willen!«
Ich bemühte mich nach Leibeskräften, mich aus dem Traum herauszuwinden, wie ich es immer tat. Aber es hatte noch nie etwas gebracht. Die Szene würde sich wieder genau so abspielen wie beim ersten Mal.
»Hat er deinen Kopf wieder fallen gelassen?«, fragte Terri mit großen Augen.
Ich geriet in Panik. »Nein, er hat ... heilige Scheiße! Ich will hier raus! Holt mich sofort aus diesem Traum oder was immer das ist! Weckt mich auf!«
»Bitte regen Sie sich nicht auf«, sagte Barbara mit beruhigender Stimme. »Die Bilder, die Sie sehen, liegen in der Vergangenheit und können Ihnen keinen Schaden zufügen.«
»Was ist denn los? Was hat der Typ gemacht?«, fragte Terri.
»Ich will aufwachen! Sofort!«, rief ich und versuchte mich aufzurichten.
»Na gut, ich zähle jetzt rückwärts bis eins, und bei eins wachen Sie erholt und völlig entspannt auf. Fünf, vier, drei, zwei, eins. Hallo, Corazon, wie fühlen Sie sich?«
»Alles in Ordnung?«, fragte Patsy, als ich mich keuchend aufsetzte, während mir die Erinnerung an das, was ich gesehen hatte, das Blut in den Adern gerinnen ließ.
»Ja, ich denke schon.«
»Was ist zum Schluss passiert?«, fragte Terri. »Du sahst aus, als hättest du Todesängste ausgestanden.«
»Du hättest auch Angst, wenn du sehen würdest, wie ein Vampir jemanden umbringt!«
Ich setzte mich keuchend auf, blinzelte mehrmals, während die Erinnerungen an den Traum langsam verblassten, und stellte fest, dass ich in Sicherheit war; allein in meiner kleinen Wohnung und befreit von dem grünäugigen dunkelhaarigen Monster, das vor meinen Augen eine Frau getötet hatte.
Ich ließ mich zurück auf mein Kissen sinken und überlegte, warum ich immer wieder von Patsys Frauenabend träumte und jedes Mal aufs Neue in dieser grausigen Szene aus einem früheren Leben landete. Warum kamen die Träume in letzter Zeit immer häufiger? Warum war ich dazu verdammt, diese furchtbare Begebenheit, die mich so sehr in Angst und Schrecken versetzte, immer wieder zu durchleben?
Wie ich aus leidvoller Erfahrung wusste, brauchte ich erst gar nicht zu versuchen wieder einzuschlafen. Ich stand auf und ging ins Badezimmer. Ich wollte mir die Zähne putzen, um den grässlichen Geschmack der Angst loszuwerden, den ich im Mund hatte, dann würde ich mir ein Buch nehmen und so lange lesen, bis mir vor Müdigkeit die Augen zufielen.
Und ich würde beten, dass sich der grünäugige Vampir aus meinen Träumen heraushielt.
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
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Autoren-Porträt von Katie MacAlister
Katie MacAlister begann ihre Karriere als Schriftstellerin mit einem Sachbuch über Software. Da sie darin jedoch weder witzige Dialoge noch romantische Szenen unterbringen durfte, beschloss sie, von nun an nur noch Liebesromane zu schreiben. Seither sind zahlreiche Romane aus ihrer Feder erschienen, die regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten stürmen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Katie MacAlister
- 2012, 1. Aufl., 352 Seiten, Maße: 12,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Antje Görnig
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802587960
- ISBN-13: 9783802587962
- Erscheinungsdatum: 13.09.2012
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