Erinnern, vergessen, umdeuten?
Europäische Frauenbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert
Die erste Frauenbewegung leitete wichtige Schritte zur Emanzipation in Europa ein, blieb aber nicht in der kulturellen Erinnerung verankert. Denn als sich die zweite Frauenbewegung in den 1970er- Jahren Gehör verschaffte, verstand sie sich weitgehend als...
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Produktinformationen zu „Erinnern, vergessen, umdeuten? “
Die erste Frauenbewegung leitete wichtige Schritte zur Emanzipation in Europa ein, blieb aber nicht in der kulturellen Erinnerung verankert. Denn als sich die zweite Frauenbewegung in den 1970er- Jahren Gehör verschaffte, verstand sie sich weitgehend als neue Bewegung ohne eigenen Vorläufer. Der Band untersucht die Bilder der Geschichte, die die Frauenbewegungen entwickelten oder vernachlässigten, und die Traditionsverluste, die durch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts verursacht wurden.
Klappentext zu „Erinnern, vergessen, umdeuten? “
Die erste Frauenbewegung leitete am Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert erste wichtige Schritte zur Emanzipation und Gleichberechtigung in Europa ein. Ihre Ziele, Aktionen und Errungenschaften blieben allerdings nicht in der kulturellen Erinnerung verankert. Denn als sich die zweite Frauenbewegung in den 1970er Jahren auf den politischen Bühnen Gehör verschaffte, verstand sie sich weitgehend als neue Bewegung ohne Vorläufer. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen die Bilder der eigenen Geschichte, die die europäischen Frauenbewegungen entwickelten oder vernachlässigten, und die Traditionsverluste, die durch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts verursacht wurden.
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Erinnern, vergessen, umdeuten? “
Einleitung: Die (fehlende) Historiographie zu den Frauenbewegungen in EuropaAngelika Schaser/Sylvia SchrautDie Fragen, wie Geschichte überliefert wird, wer sie beschreibt und schreibt, die Entwicklung von historischen Narrativen und ihr Wandel beschäftigen die Geschichtswissenschaft in den zurückliegenden Jahrzehnten in zunehmendem Maße. Es sind Problemstellungen, mit denen sich die Frauen- und Geschlechtergeschichte als Gegenentwurf zur Mainstream-Geschichte seit ihrer Entfaltung in den 1970er/80er Jahren grundständig und grundlegend auseinandersetzen musste. Doch erst seit dem 21. Jahrhundert befasst sich die Frauenbewegungsgeschichtsschreibung auch mit den eigenen tradierten Narrativen zu ihrer Entstehungsgeschichte, mit Zuschreibungen von Bedeutung und Randständigkeit von historischen Flügeln der Bewegung. Lange Zeit sind insbesondere die Darstellungen zur Frauenbewegungsgeschichte aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert als Faktensammlungen genutzt und nicht auf ihre Struktur, Grundlagen und Erzählweisen hin befragt worden.Zwar ist verstärkt in den letzten Jahren eine Beschäftigung mit der bewegungseigenen Geschichtsschreibung zu beobachten, in der Diskussion über die alte Frauenbewegung in Europa lassen sich jedoch viele Forschungslücken aufzeigen. So wird zum Beispiel nach wie vor die Bedeutung von Religion und Konfession in ihrer Wirkungsmächtigkeit während des 19. Jahrhunderts marginalisiert. Noch immer fehlt es an Biografien von zeitgenössisch wichtigen Frauenrechtlerinnen, die in der frauenbewegten Mainstream-Geschichtsschreibung zur eigenen Bewegung vernachlässigt oder gar vergessen worden waren. Feststellbar ist beispielsweise auch noch immer die weitgehende Übernahme derjenigen geografischen Räume als Untersuchungsgegenstand, die die frühe Frauenbewegungsgeschichte bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts als zentral begriff. Es fällt auf, dass die alten, zum großen Teil von Gertrud Bäumer und Helene Lange entworfenen Narrative der
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Geschichtsschreibung zur deutschen Frauenbewegung seit mehr als 100 Jahren einfach wiederholt werden, was die Themensetzungen und die Hervorhebung einzelner Personen und einzelner Vereine betrifft, ohne dass geprüft wird, ob neue Forschungsergebnisse nicht zur Revision des solchermaßen konstruierten Geschichtsbildes beitragen müssten. Überdies fehlt es weitgehend an transnationalen Vergleichen.Nicht nur in Deutschland, aber hier wohl besonders, lässt sich spätestens mit dem Entstehen der neuen Frauenbewegung in den 1970er Jahren ein Traditionsbruch beobachten. Offenbar konnten oder wollten sich die neuen Frauenrechtlerinnen und Frauengeschichtsschreiberinnen nicht auf ihre alten Vorläuferinnen beziehen. Die zahlreichen Aktivitäten und die umfassende Publikationstätigkeit der deutschen Frauenbewegung vor 1933 und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sind spät und nur sehr selektiv wahrgenommen worden. Hierfür dürften vielfältige Ursachen verantwortlich sein. So entstand die neue Frauenbewegung aus und in Abgrenzung zur Studentenbewegung. Die Feministinnen verpflichteten sich dezidiert auf neue Gesellschaftsentwürfe in Distanz einerseits von der vermuteten oder tatsächlichen nationalsozialistisch eingefärbten Weltanschauung der Elterngeneration, andererseits vom bürgerlichen Gesellschaftsentwurf. Diese Abgrenzung teilte die neue Frauenbewegung mit der Studentenbewegung.Und so muss es nicht wundern, dass erste Texte in den 1970er Jahren zur Geschichte der deutschen Frauenbewegung eine direkte Verbindung vom Dachverband der alten Frauenbewegung (BDF) und den großen Frauenvereinen hin zum Nationalsozialismus und der NS-Frauenschaft zogen. Der oberflächliche Blick auf das, was nun - das klassenbezogene, von der alten Frauenbewegung aber auch als Selbstdefinition genutzte Urteil Clara Zetkins aufgreifend, - als »bürgerliche Frauenbewegung« nicht mehr definiert, sondern diffamiert wurde, reichte soweit, dass Gertrud Bäumer, die 1933 aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung de
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Inhaltsverzeichnis zu „Erinnern, vergessen, umdeuten? “
InhaltEinleitung: Die (fehlende) Historiographie zu den Frauenbewegungen in Europa 7Angelika Schaser/Sylvia SchrautAm Beginn der Bewegung: Strategien der Traditionsstiftung bei Louise Otto-Peters 22Susanne SchötzDie Schriftstellerin Lily Braun und die Frauen der Antike - Traditionsbildung von begrenzter Reichweite 54Beate Wagner-Hasel»Tremate, tremate, le streghe son tornate!« Zur Wirkmacht des Hexen-Narrativs in den europäischen Frauenbewegungen 70Rita VoltmerMacht/Lust - Übersetzung und fragmentierte Traditionsbildung als Strategien zur Mobilisierung eines radikalen Feminismus 95Johanna Gehmacher»[...] wichtig zur Orientierung der jüngeren Generation«. Erinnerungskultur nach 1945 im Münchner Verein für Fraueninteressen und Frauenarbeit 124Mirjam HöfnerVerlorene Erinnerung - Traditionsbrüche und fehlende Erinnerungsarbeit bei Damenverbindungen im Kaiserreich und in der Weimarer Republik 152Simone RuoffnerHelene Lange und Gertrud Bäumer als Historiographinnen der Frauenbewegung 170Angelika SchaserLagerbildungen, konfessionelle und regionale Brüche in der Traditionsstiftung der deutschen Frauenbewegung 198Sylvia SchrautDie Geschichte und Bedeutung von Frauen-/Lesbenarchiven und -bibliotheken für die Traditionsarbeit innerhalb der Frauenbewegungen 228Jessica Bock/Birgit KiupelWer sich wo und wie erinnern wollte? Die Neuen Frauenbewegungen und soziale Ungleichheit nach Klasse, »Rasse« und Migration 255Ilse LenzVergangenheit, Gefühl und Wahrheit. Strategien der Geschichtsschreibung über Frauenpolitik und Frauenbewegungen in Galizien an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert 284Dietlind HüchtkerFeminist Biography in Finland and Sweden around 1900: Creation of Bonds of Admiration and Gratitude 312Tiina KinnunenUnrecognized Transnationalism. A Counter History of the Early Italian Women's Movement 338Ruth NattermannTo Early to Memorize? The Feminist Movement in Spain: Forgetfulness and Disagreements 361Soraya Gahete MuñozWarum Frauenbewegungen erinnert werden oder auch
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nicht. Zum Zusammenspiel von Gedächtnisformen und Medienlogiken 376Susanne KinnebrockAutorinnen 403
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Autoren-Porträt
Angelika Schaser ist Professorin an der Universität Hamburg.Sylvia Schraut vertritt die Professur für deutsche und europäische Geschichte des 19. und 20. Jh. an der Universität der Bundeswehr, München.Petra Steymans- Kurz, Dr. phil., ist Fachbereichsleiterin an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Bibliographische Angaben
- 2019, 406 Seiten, Maße: 14,2 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben: Angelika Schaser, Sylvia Schraut, Petra Steymans-Kurz
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593510332
- ISBN-13: 9783593510330
- Erscheinungsdatum: 21.08.2019
Pressezitat
»Selbst HistorikerInnen werden hier sehr viel Neues und Interessantes erfahren, denn die Geschichte der Frauenbewegungen ist immer noch ein stiefmütterlich behandelter Bereich.« Glarean-Magazin, 04.10.2019»Jeder Beitrag in diesem Sammelband wirft Licht auf etwas Neues oder lässt Altes in neuem Licht erscheinen. Jeder Beitrag hält eine Überraschung bereit, als ob der abschließende Artikel der Kommunikationswissenschaftlerin Susanne Kinnebrock zum Zusammenhang von Gedächtnisformen und Medienlogiken Pate gestanden hätte. Überraschung, Personalisierung und Dramatisierung sind wichtige Bearbeitungsweisen, um Ereignisse zu erinnern und sie aus dem kulturellen Langzeitgedächtnis in das kommunikative Kurzzeitgedächtnis zu holen, so Kinnebrock. Dies ist den Autorinnen dieses Buches außerordentlich gut gelungen.« Marianne Schmidbaur, H-Soz-Kult, 30.09.2020»Der vorliegende Sammelband gibt erste wichtige Antworten auf die Frage, in welcher Weise sich europäische Frauenbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert selbst erinnerten und welche bewegungsinternen Deutungskämpfe um Geschichtsbilder und -narrative damit einhergingen. Ein zentraler Befund der Aufsätze ist, dass die Frauenbewegungsgeschichte gerade nicht in Narrativen wie abgrenzbaren 'Wellen' oder eines eindeutigen Strukturbruchs in den 1970er Jahren aufgeht. Die Beiträge des Bandes lassen sich durchwegs auf die Komplexität von Historisierungsprojekten ein und eröffnen den Blick auf vielfältige, auch unvorhergesehene historische und räumliche Bezüge.« Elisa Heinrich, L'Homme, 2 (2021)
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