Feenkrieg / Dark Swan Bd.3
Roman
Ein schrecklicher Krieg verwüstet das Dornenland. Als seine Königin muss Eugenie Markham alles daran setzen, um das Töten zu beenden und den Frieden wiederherzustellen. Sie begibt sich auf die Suche nach der Eisenkrone, einem magischen Gegenstand, den...
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Produktinformationen zu „Feenkrieg / Dark Swan Bd.3 “
Klappentext zu „Feenkrieg / Dark Swan Bd.3 “
Ein schrecklicher Krieg verwüstet das Dornenland. Als seine Königin muss Eugenie Markham alles daran setzen, um das Töten zu beenden und den Frieden wiederherzustellen. Sie begibt sich auf die Suche nach der Eisenkrone, einem magischen Gegenstand, den selbst die Feinen fürchten. Unterstützung erhält sie dabei von dem Feenkönig Dorian und dem Gestaltwandler Kiyo, ihrem Ex-Geliebten. Aber kann sie den beiden wirklich trauen? Die größte Prüfung steht Eugenie jedoch noch bevor: Die Krone verleiht ihrem Besitzer fantastische Kräfte und unvorstellbare Macht. Kann Eugenie dieser Verlockung widerstehen?
Lese-Probe zu „Feenkrieg / Dark Swan Bd.3 “
Feenkrieg von Richelle MeadKAPITEL 1
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Man darf Feenköniginnen nicht mit Feenprinzessinnen durcheinanderbringen.
Wo ich herkomme, träumen Mädchen, die gern eine Feenprinzessin sein möchten, normalerweise von hauchzarten Flügeln und Rüschenkleidern. In Pink, versteht sich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass zu so einer Prinzessin auch bunte Glassteine gehören, außerdem schicke Zauberstäbe mit Stern obendran, die Wünsche wahr werden lassen. Feenprinzessinnen malen sich ein schönes Leben des Luxus und des Müßiggangs aus, inklusive kleiner Geschöpfe des Waldes, die nur darauf warten, sie bedienen zu dürfen.
Als Feenkönigin kann ich bestätigen, dass man tatsächlich ein bisschen öfter mit Geschöpfen des Waldes zu tun hat, als man erwarten sollte. Aber ansonsten? Ein totaler Witz. Feen - jedenfalls die Sorte, für die ich zuständig bin - haben nur selten Flügel. Mein Zauberstab ist mit Rohedelsteinen angereichert, und ich schicke damit Kreaturen der Anderswelt ins Jenseits. Ich habe damit auch schon ein paar Menschen eins übergebraten. Mein Leben ist dreckig, hart und tödlich, da bleiben Rüschenkleider auf der Strecke. Ich trage Jeans. Und, am wichtigsten, ich sehe grauenhaft aus in Pink.
Ich bin mir außerdem ziemlich sicher, dass sich Feenprinzessinnen nicht schon am frühen Morgen mit solchem Mist herumschlagen müssen.
„Ich habe sie getötet ... Eugenie Markham."
Die Worte trugen laut und deutlich durch einen Speisesaal, in dem vielleicht dreißig Leute an runden Holztischen saßen. Die Decke war gewölbt, und die groben Steinwände ließen das Ganze nach mittelalterlichem Schloss aussehen ... was ja praktisch auch stimmte. Die meisten Frühstücksgäste waren Soldaten und Wachen, aber es waren auch einige Beamte und Würdenträger darunter, die im Schloss lebten und arbeiteten.
Dorian, König des Eichenlands und mein auf Bondage stehender Lover, saß am Kopf der Tafel und sah von seinem Frühstück auf, um zu schauen, wer da eine dermaßen gewagte Behauptung aufgestellt hatte. „Verzeihung, sagtest du etwas?"
Der Sprecher, der auf der anderen Seite des Tisches stand, wurde so rot wie die Uniform, die er trug. Er schien Mitte zwanzig zu sein, in Menschenjahren, war also wahrscheinlich um die hundert, in Feen- oder, wie ich lieber sage, in Feinenjahren. Er kniff, um Würde bemüht, die Lippen zusammen, drückte das Kreuz durch und funkelte Dorian an.
„Ich sagte, ich habe Eugenie Markham getötet." Der Mann - ein Soldat anscheinend - sah vom einen Gesicht zum anderen und hoffte zweifelsohne darauf, dass seine Neuigkeit entsetzte Reaktionen hervorrief. Im Wesentlichen sorgten seine Worte für harmlose Verwirrung, vor allem deshalb, weil die halbe Gesellschaft mich draußen im Gang stehen sehen konnte. „Ich habe Eure Königin ermordet, und nun bröckelt Eure Macht. Ergebt Euch auf der Stelle, dann wird Ihre Majestät, Königin Katrice vom Vogelbeerland, Gnade walten lassen."
Dorian machte keinen sonderlich besorgten Eindruck. Er tupfte sich vorsichtig den Mund mit einer brokatenen Serviette ab und legte sie wieder in seinen Schoß. „Tot? Bist du sicher?" Er sah zu einer dunkelhaarigen Frau hinüber, die neben ihm saß. „Shaya, haben wir sie nicht gestern erst gesehen?"
„Ja, Sire", erwiderte Shaya und tat Sahne in ihren Tee.
Dorian strich sich das herbstrote Haar aus dem Gesicht und machte sich wieder daran, den zuckrigen, mit Mandeln überzogenen Kuchen zu zerschneiden, der seine wichtigste Mahlzeit des Tages darstellte. „Nun, da hast du es. Sie kann nicht tot sein."
Der Soldat aus dem Vogelbeerland starrte ihn an und verlor immer mehr seine Fassung, während die Leute ihn entweder neugierig ansahen oder gar nicht weiter beachteten. Nur eine ältere Feine, die auf Dorians anderer Seite saß, machte ansatzweise einen besorgten Eindruck. Sie hieß Ranelle und war eine Gesandte aus dem Lindenland. Sie war erst gestern eingetroffen und eindeutig noch nicht mit den hiesigen schrägen Einlagen vertraut.
Der Soldat wandte seine Aufmerksamkeit wieder Dorian zu. „Seid Ihr wahrhaftig so verrückt, wie man sich erzählt? Ich habe die Dornenkönigin getötet! Seht." Er warf ihm eine Halskette aus Silber und Mondsteinen hin. Sie klapperte über die harten Bodenfliesen, und die bleichen, schimmernden Steine fingen einen Tick Morgenlicht ein. „Das hier habe ich ihr vom toten Leib geschnitten. Jetzt werdet Ihr mir doch wohl glauben?"
Nun wurde es doch einigermaßen still im Saal; selbst Dorian stutzte. Die Halskette gehörte wirklich mir, und ich berührte bei ihrem Anblick unwillkürlich die nackte Stelle an meiner Kehle. Dorians Miene drückte wie immer Langeweile aus, aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass hinter seinen grünen Augen ein Mahlstrom von Gedanken wirbelte.
„Wenn das wahr ist", entgegnete er schließlich, „warum hast du uns dann nicht gleich ihren Leichnam mitgebracht?"
„Der ist bei meiner Königin", sagte der Soldat selbstgefällig. Er glaubte wohl, endlich Boden zu gewinnen. „Sie hat ihn als Trophäe behalten. Wenn Ihr kooperiert, könnte sie ihn Euch überlassen."
„Ich glaube dir nicht." Dorian sah den Tisch hinab. „Rurik, reichst du mir einmal das Salz? Ah, danke."
„König Dorian", sagte Ranelle nervös, „vielleicht solltet Ihr dem, was dieser Mann zu sagen hat, mehr Aufmerksamkeit schenken. Wenn die Königin tot ist -"
„Sie ist nicht tot", sagte Dorian entschieden. „Und diese Sauce ist köstlich."
„Warum glaubt Ihr mir nicht?" Nun klang der Soldat fast wie ein kleiner Junge. „Meint Ihr, sie wäre unbesiegbar gewesen? Meint Ihr, niemand hätte sie töten können?"
„Nein", gab Dorian zu. „Ich bezweifle nur, dass du sie hättest töten können."
Rachelle versuchte es erneut. „Mylord, woher wisst Ihr, dass die Königin nicht -"
„Weil sie dort hinten steht. Können wir jetzt vielleicht aufhören und in Ruhe essen?"
Diese Einmischung - und damit das Ende dieser Farce - kam von Jasmine, meiner Schwester im Teenageralter. Wie ich war sie halb menschlich. Im Gegensatz zu mir war ihr absolut nicht zu trauen, und darum frühstückte sie in lockeren, aber magiehemmenden Handschellen. Außerdem hatte sie Kopfhörer auf; die Frühstücksdebatte musste ihre gerade laufende Playlist übertönt haben.
Dreißig Gesichter wandten sich zum Eingang um, wo ich stand, und es gab ein wüstes Schieben von Stühlen, als praktisch alle für eine hastige Verbeugung aufstanden. Ich seufzte. Ich hatte mich gemütlich an die Wand gelehnt, um nach einer harten Nacht kurz von der Reise zu verschnaufen, und dabei zugesehen, wie sich in meinem Zuhause in der Anderswelt diese absurde Szene abspielte. Jetzt stand mein Auftritt an. Ich straffte die Schultern und schritt mit so viel Königinnenwürde in den Speisesaal, wie ich nur aufbrachte.
„Die Berichte über meinen Tod waren stark übertrieben." Ich hegte den Verdacht, dass ich das Mark-Twain-Zitat verhunzt hatte, aber unter den hier Versammelten verstand sowieso niemand diese Anspielung. Die meisten hielten es einfach nur für eine Tatsachenfeststellung. Was ja auch wieder stimmte.
Der eben noch zornesrote Soldat wurde blass, und seine Augen traten hervor. Er machte ein paar Schritte nach hinten und sah sich unsicher um. Aber er konnte nirgendwo anders hin.
Ich bedeutete denen, die aufgestanden waren, dass sie sich wieder setzen sollten, und ging zu meiner Halskette hinüber. Ich hob sie auf und musterte sie kritisch. „Du hast den Verschluss zerbrochen." Ich funkelte den Soldaten an. „Und zwar, als du sie mir während unseres Kampfes vom Hals gerissen hast - und dabei hast du mich nicht getötet, wie man sieht." Ich konnte mich kaum daran erinnern, mit diesem Kerl gerungen zu haben. Er war ja nicht der Einzige gewesen. Ich hatte ihn in dem Chaos aus den Augen verloren, aber nachdem er nun schon dieses „Beweisstück" errungen hatte, fand Katrice es anscheinend gut, ihn mit einem Bluff hierherzuschicken.
„Für eine Tote seht Ihr hinreißend aus, meine Liebe", erklärte Dorian. „Ihr solltet Euch wirklich zu uns setzen und diese Sauce probieren, die Ranelle mitgebracht hat."
Ich ging nicht darauf ein - zum einen, weil er das von mir erwartete, und zum anderen, weil ich natürlich absolut nicht hinreißend aussah. Meine Kleidung war zerrissen und schmutzig, und ich hatte mir in dem Kampf letzte Nacht einige Schrammen geholt. Dem roten Schleier nach zu schließen, den ich in den Augenwinkeln sehen konnte, waren meine Haare verfilzt und standen in alle möglichen Richtungen ab. Der Tag versprach, heiß zu werden, und mein stickiges Schloss ließ mich stark schwitzen.
„Nein", keuchte der Soldat aus dem Vogelbeerland. „Ihr könnt nicht am Leben sein. Balor hat geschworen, dass er Euch fallen sah - er hat es der Königin erzählt -"
„Lasst ihr das jetzt endlich mal bleiben?", herrschte ich ihn an und schob mein Gesicht dicht an seines heran. Das veranlasste einige meiner Wachen, näherzutreten, aber ich machte mir keine Sorgen. Diese Null würde nichts versuchen, und außerdem konnte ich mich selber verteidigen. „Wann verkneift es sich eure bekloppte Königin endlich mal, jedes Gerücht über Dorians oder meinen Tod zu einer Riesenproklamation aufzublasen? Habt ihr noch nie etwas von Persönlichkeitsrechten gehört? Schon gut, vergiss es. Habt ihr natürlich nicht."
„Aber dafür", warf Dorian ein, „können wir Glanzvollen uns doch rühmen, rechte Persönlichkeiten zu sein."
„Es würde ja noch nicht mal funktionieren", grollte ich den Soldaten an. „Selbst wenn ich tot wäre, würde das unsere Königreiche nicht daran hindern, euch zu zermalmen."
Das riss ihn aus seiner Verblüffung. Zorn ließ seine Züge aufleuchten - Zorn mit einem Schuss wahnhaftem Eifer. „Ihr halbblütiges Hexenweib! Ihr seid es, deren Existenz ausgelöscht werden wird! Ihr, der Eichenkönig und alle anderen, die in Euren verfluchten Landen leben. Unsere Königin ist mächtig und groß! Sie steht bereits in Verhandlung mit dem Espen- und dem Weidenland, um sich gegen Euch zu verbünden! Sie wird Euch unter dem Absatz zermalmen und sich dieses Land nehmen, es sich nehmen und -"
„Darf ich ihn töten? Bitte." Das war Jasmine. Sie hatte die Kopfhörer abgenommen und sah mich aus ihren grauen Augen bettelnd an. Was pubertäre Provokation hätte sein müssen, war in Wirklichkeit todernst gemeint. Es waren Tage wie dieser, an denen ich es bereute, sie in der Anderswelt behalten zu haben, anstatt sie zurückzuschicken, damit sie unter Menschen lebte. Es war bestimmt noch nicht zu spät für die Besserungsanstalt. „Ich habe nie jemanden von deinen Leuten getötet, Eugenie. Das weißt du. Überlass ihn mir. Bitte."
„Er steht unter dem Schutz der Parlamentärsflagge", gab Shaya automatisch zu bedenken. Protokollfragen waren ihr Spezialgebiet.
Dorian drehte sich zu ihr um. „Verdammt noch mal, Weib! Ich hab dir doch gesagt, dass du aufhören sollst, sie unter Immunität hier hereinzulassen. Verfluchtes Kriegsrecht." Shaya lächelte nur; sein gespielter Zornesausbruch beunruhigte sie nicht.
„Aber unter Schutz steht er trotzdem", sagte ich und fühlte mich plötzlich wie ausgelaugt. Die Schlacht der vergangenen Nacht - eigentlich mehr ein Scharmützel - hatte mit einem Patt zwischen meinen und Katrices Heeren geendet. Was extrem frustrierend war und den Verlust an Leben auf beiden Seiten völlig sinnlos wirken ließ. Ich winkte einen meiner Wachsoldaten heran. „Schafft ihn hier raus. Setzt ihn auf ein Pferd und schickt ihn fort. Ohne Wasser. Wir bauen darauf, dass die Wege heute freundlich zu ihm sind."
Die Wachen verneigten sich gehorsam, und ich wandte mich wieder zu Katrices Mann um.
„Und du kannst Katrice ausrichten, dass sie ihre Zeit verschwendet, ganz egal, wie oft sie noch behaupten will, dass sie mich getötet hat - oder sogar, wenn sie es schafft. Wir werden diesen Krieg trotzdem fortsetzen, und sie wird ihn am Ende verlieren. Sie ist zahlenmäßig unterlegen und an den Grenzen ihrer Kapazitäten. Sie hat ihn wegen einer persönlichen Auseinandersetzung begonnen, und niemand wird ihr dabei zu Hilfe eilen. Sag ihr, wenn sie sich sofort ergibt, lassen wir vielleicht Gnade walten."
Der Soldat aus dem Vogelbeerland funkelte mich an. Sein Groll war mit Händen zu greifen, aber er antwortete nicht. Er schaffte es nur, auf den Boden zu spucken, bevor die Wachen ihn nach draußen schleiften. Mit einem weiteren Seufzer wandte ich mich ab und sah zum Frühstückstisch. Sie hatten mir schon einen Stuhl hingestellt.
„Gibt es Toast?", fragte ich und setzte mich müde.
Toast stand normalerweise nicht auf dem Speiseplan der Feinen, aber die Dienerschaft hatte sich an meine menschlichen Vorlieben gewöhnt. Sie brachten immer noch keinen anständigen Tequila zustande, und an Pop-Tarts war überhaupt nicht zu denken. Aber Toast?
Toast hatten sie drauf. Jemand reichte mir einen Korb voll, und alle aßen friedlich weiter. Na ja, fast alle. Ranelle starrte uns an, als hätten wir sie nicht mehr alle, was ich verstehen konnte.
„Wie könnt Ihr so ruhig bleiben?", rief sie. „Nachdem dieser Mann gerade - gerade - und Ihr..." Sie musterte mich voller Staunen. „Vergebt mir, Eure Majestät, aber Eure Kleider ... Ihr kommt eindeutig gerade vom Schlachtfeld. Und doch sitzt Ihr hier, als wäre all dies völlig normal."
Ich bedachte sie mit einem belustigten Blick, da ich unseren Gast weder vor den Kopf stoßen noch ein Bild der Schwäche abgeben wollte. Ich hatte dem Soldaten gerade gesagt, dass seine Königin nie irgendwelche Verbündeten gewinnen würde, aber seine Bemerkung über ihre Verhandlungen mit dem Espen- und dem Weidenland war mir nicht entgangen. Katrice und ich waren in diesem Krieg beide sehr um Verbündete bemüht. Dorian war der meine, was mir im Moment einen zahlenmäßigen Vorteil verschaffte, und ich wollte jedes Risiko vermeiden, dass sich daran etwas änderte.
Dorian fing meinen Blick und schenkte mir wieder einmal sein kleines, lakonisches Lächeln. Es erfüllte mich mit Wärme und verringerte meinen Frust etwas. An manchen Tagen schien einzig Dorian mich durch diesen Krieg zu bringen, in den ich unabsichtlich hineingestolpert war. Ich hatte den Krieg nicht gewollt. Ich hatte auch nie Königin eines magischen Reichs werden und dazu gezwungen sein wollen, meine Zeit zwischen hier und meiner menschlichen Existenz in Tucson aufzusplitten. Ich hatte definitiv nicht im Zentrum einer Prophezeiung stehen wollen, der zufolge ich den Eroberer der Menschheit zur Welt bringen würde; eine Prophezeiung, die Katrices Sohn dazu getrieben hatte, mich zu vergewaltigen. Dorian hatte ihn dafür getötet, was ich nach wie vor richtig fand, obwohl ich jeden Tag des Krieges hasste, der auf diesen Tod gefolgt war.
Von alldem durfte ich natürlich Ranelle nichts erzählen. Sie sollte einen Eindruck von Zuversicht und Stärke mit in ihr Land zurücknehmen, damit ihr König es für einen klugen Schachzug hielt, sich mit uns zu verbünden. Für einen brillanten Schachzug am besten. Ich durfte Ranelle nichts von meinen Befürchtungen sagen. Ich durfte ihr nicht sagen, wie sehr mich der Anblick der Flüchtlinge schmerzte, die mein Schloss aufsuchten; arme Bittsteller, deren Heimatdörfer durch den Krieg zerstört worden waren. Ich durfte ihr nicht sagen, dass Dorian und ich abwechselnd unsere Truppen besuchten und mit ihnen in den Kampf zogen - und dass derjenige, der gerade nicht kämpfte, in diesen Nächten keinen Schlaf fand. Mir war klar, dass Dorian trotz seiner lässigen Art auf die Behauptung des Soldaten mit einem Anflug von Besorgnis reagiert hatte. Katrice versuchte ständig, uns zu demoralisieren. Wir fürchteten beide den Tag, an dem einer ihrer Herolde aufkreuzen und es nicht mit einem Bluff würde versuchen müssen. Was dazu führte, dass ich am liebsten auf der Stelle mit Dorian durchgebrannt wäre, um das alles hinter uns zu lassen und mich einfach nur in seine Arme zu kuscheln.
Aber genau solche Gedanken musste ich wegschieben. Ich beugte mich zu Dorian hinüber und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Das Lächeln, mit dem ich Ranelle bedachte, war auch nicht weniger gewinnend und optimistisch als seines immer. „Also eigentlich", erklärte ich, „ist das für uns ein ganz normaler Tag."
Das Traurige daran? Es stimmte.
© 2011 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
Man darf Feenköniginnen nicht mit Feenprinzessinnen durcheinanderbringen.
Wo ich herkomme, träumen Mädchen, die gern eine Feenprinzessin sein möchten, normalerweise von hauchzarten Flügeln und Rüschenkleidern. In Pink, versteht sich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass zu so einer Prinzessin auch bunte Glassteine gehören, außerdem schicke Zauberstäbe mit Stern obendran, die Wünsche wahr werden lassen. Feenprinzessinnen malen sich ein schönes Leben des Luxus und des Müßiggangs aus, inklusive kleiner Geschöpfe des Waldes, die nur darauf warten, sie bedienen zu dürfen.
Als Feenkönigin kann ich bestätigen, dass man tatsächlich ein bisschen öfter mit Geschöpfen des Waldes zu tun hat, als man erwarten sollte. Aber ansonsten? Ein totaler Witz. Feen - jedenfalls die Sorte, für die ich zuständig bin - haben nur selten Flügel. Mein Zauberstab ist mit Rohedelsteinen angereichert, und ich schicke damit Kreaturen der Anderswelt ins Jenseits. Ich habe damit auch schon ein paar Menschen eins übergebraten. Mein Leben ist dreckig, hart und tödlich, da bleiben Rüschenkleider auf der Strecke. Ich trage Jeans. Und, am wichtigsten, ich sehe grauenhaft aus in Pink.
Ich bin mir außerdem ziemlich sicher, dass sich Feenprinzessinnen nicht schon am frühen Morgen mit solchem Mist herumschlagen müssen.
„Ich habe sie getötet ... Eugenie Markham."
Die Worte trugen laut und deutlich durch einen Speisesaal, in dem vielleicht dreißig Leute an runden Holztischen saßen. Die Decke war gewölbt, und die groben Steinwände ließen das Ganze nach mittelalterlichem Schloss aussehen ... was ja praktisch auch stimmte. Die meisten Frühstücksgäste waren Soldaten und Wachen, aber es waren auch einige Beamte und Würdenträger darunter, die im Schloss lebten und arbeiteten.
Dorian, König des Eichenlands und mein auf Bondage stehender Lover, saß am Kopf der Tafel und sah von seinem Frühstück auf, um zu schauen, wer da eine dermaßen gewagte Behauptung aufgestellt hatte. „Verzeihung, sagtest du etwas?"
Der Sprecher, der auf der anderen Seite des Tisches stand, wurde so rot wie die Uniform, die er trug. Er schien Mitte zwanzig zu sein, in Menschenjahren, war also wahrscheinlich um die hundert, in Feen- oder, wie ich lieber sage, in Feinenjahren. Er kniff, um Würde bemüht, die Lippen zusammen, drückte das Kreuz durch und funkelte Dorian an.
„Ich sagte, ich habe Eugenie Markham getötet." Der Mann - ein Soldat anscheinend - sah vom einen Gesicht zum anderen und hoffte zweifelsohne darauf, dass seine Neuigkeit entsetzte Reaktionen hervorrief. Im Wesentlichen sorgten seine Worte für harmlose Verwirrung, vor allem deshalb, weil die halbe Gesellschaft mich draußen im Gang stehen sehen konnte. „Ich habe Eure Königin ermordet, und nun bröckelt Eure Macht. Ergebt Euch auf der Stelle, dann wird Ihre Majestät, Königin Katrice vom Vogelbeerland, Gnade walten lassen."
Dorian machte keinen sonderlich besorgten Eindruck. Er tupfte sich vorsichtig den Mund mit einer brokatenen Serviette ab und legte sie wieder in seinen Schoß. „Tot? Bist du sicher?" Er sah zu einer dunkelhaarigen Frau hinüber, die neben ihm saß. „Shaya, haben wir sie nicht gestern erst gesehen?"
„Ja, Sire", erwiderte Shaya und tat Sahne in ihren Tee.
Dorian strich sich das herbstrote Haar aus dem Gesicht und machte sich wieder daran, den zuckrigen, mit Mandeln überzogenen Kuchen zu zerschneiden, der seine wichtigste Mahlzeit des Tages darstellte. „Nun, da hast du es. Sie kann nicht tot sein."
Der Soldat aus dem Vogelbeerland starrte ihn an und verlor immer mehr seine Fassung, während die Leute ihn entweder neugierig ansahen oder gar nicht weiter beachteten. Nur eine ältere Feine, die auf Dorians anderer Seite saß, machte ansatzweise einen besorgten Eindruck. Sie hieß Ranelle und war eine Gesandte aus dem Lindenland. Sie war erst gestern eingetroffen und eindeutig noch nicht mit den hiesigen schrägen Einlagen vertraut.
Der Soldat wandte seine Aufmerksamkeit wieder Dorian zu. „Seid Ihr wahrhaftig so verrückt, wie man sich erzählt? Ich habe die Dornenkönigin getötet! Seht." Er warf ihm eine Halskette aus Silber und Mondsteinen hin. Sie klapperte über die harten Bodenfliesen, und die bleichen, schimmernden Steine fingen einen Tick Morgenlicht ein. „Das hier habe ich ihr vom toten Leib geschnitten. Jetzt werdet Ihr mir doch wohl glauben?"
Nun wurde es doch einigermaßen still im Saal; selbst Dorian stutzte. Die Halskette gehörte wirklich mir, und ich berührte bei ihrem Anblick unwillkürlich die nackte Stelle an meiner Kehle. Dorians Miene drückte wie immer Langeweile aus, aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass hinter seinen grünen Augen ein Mahlstrom von Gedanken wirbelte.
„Wenn das wahr ist", entgegnete er schließlich, „warum hast du uns dann nicht gleich ihren Leichnam mitgebracht?"
„Der ist bei meiner Königin", sagte der Soldat selbstgefällig. Er glaubte wohl, endlich Boden zu gewinnen. „Sie hat ihn als Trophäe behalten. Wenn Ihr kooperiert, könnte sie ihn Euch überlassen."
„Ich glaube dir nicht." Dorian sah den Tisch hinab. „Rurik, reichst du mir einmal das Salz? Ah, danke."
„König Dorian", sagte Ranelle nervös, „vielleicht solltet Ihr dem, was dieser Mann zu sagen hat, mehr Aufmerksamkeit schenken. Wenn die Königin tot ist -"
„Sie ist nicht tot", sagte Dorian entschieden. „Und diese Sauce ist köstlich."
„Warum glaubt Ihr mir nicht?" Nun klang der Soldat fast wie ein kleiner Junge. „Meint Ihr, sie wäre unbesiegbar gewesen? Meint Ihr, niemand hätte sie töten können?"
„Nein", gab Dorian zu. „Ich bezweifle nur, dass du sie hättest töten können."
Rachelle versuchte es erneut. „Mylord, woher wisst Ihr, dass die Königin nicht -"
„Weil sie dort hinten steht. Können wir jetzt vielleicht aufhören und in Ruhe essen?"
Diese Einmischung - und damit das Ende dieser Farce - kam von Jasmine, meiner Schwester im Teenageralter. Wie ich war sie halb menschlich. Im Gegensatz zu mir war ihr absolut nicht zu trauen, und darum frühstückte sie in lockeren, aber magiehemmenden Handschellen. Außerdem hatte sie Kopfhörer auf; die Frühstücksdebatte musste ihre gerade laufende Playlist übertönt haben.
Dreißig Gesichter wandten sich zum Eingang um, wo ich stand, und es gab ein wüstes Schieben von Stühlen, als praktisch alle für eine hastige Verbeugung aufstanden. Ich seufzte. Ich hatte mich gemütlich an die Wand gelehnt, um nach einer harten Nacht kurz von der Reise zu verschnaufen, und dabei zugesehen, wie sich in meinem Zuhause in der Anderswelt diese absurde Szene abspielte. Jetzt stand mein Auftritt an. Ich straffte die Schultern und schritt mit so viel Königinnenwürde in den Speisesaal, wie ich nur aufbrachte.
„Die Berichte über meinen Tod waren stark übertrieben." Ich hegte den Verdacht, dass ich das Mark-Twain-Zitat verhunzt hatte, aber unter den hier Versammelten verstand sowieso niemand diese Anspielung. Die meisten hielten es einfach nur für eine Tatsachenfeststellung. Was ja auch wieder stimmte.
Der eben noch zornesrote Soldat wurde blass, und seine Augen traten hervor. Er machte ein paar Schritte nach hinten und sah sich unsicher um. Aber er konnte nirgendwo anders hin.
Ich bedeutete denen, die aufgestanden waren, dass sie sich wieder setzen sollten, und ging zu meiner Halskette hinüber. Ich hob sie auf und musterte sie kritisch. „Du hast den Verschluss zerbrochen." Ich funkelte den Soldaten an. „Und zwar, als du sie mir während unseres Kampfes vom Hals gerissen hast - und dabei hast du mich nicht getötet, wie man sieht." Ich konnte mich kaum daran erinnern, mit diesem Kerl gerungen zu haben. Er war ja nicht der Einzige gewesen. Ich hatte ihn in dem Chaos aus den Augen verloren, aber nachdem er nun schon dieses „Beweisstück" errungen hatte, fand Katrice es anscheinend gut, ihn mit einem Bluff hierherzuschicken.
„Für eine Tote seht Ihr hinreißend aus, meine Liebe", erklärte Dorian. „Ihr solltet Euch wirklich zu uns setzen und diese Sauce probieren, die Ranelle mitgebracht hat."
Ich ging nicht darauf ein - zum einen, weil er das von mir erwartete, und zum anderen, weil ich natürlich absolut nicht hinreißend aussah. Meine Kleidung war zerrissen und schmutzig, und ich hatte mir in dem Kampf letzte Nacht einige Schrammen geholt. Dem roten Schleier nach zu schließen, den ich in den Augenwinkeln sehen konnte, waren meine Haare verfilzt und standen in alle möglichen Richtungen ab. Der Tag versprach, heiß zu werden, und mein stickiges Schloss ließ mich stark schwitzen.
„Nein", keuchte der Soldat aus dem Vogelbeerland. „Ihr könnt nicht am Leben sein. Balor hat geschworen, dass er Euch fallen sah - er hat es der Königin erzählt -"
„Lasst ihr das jetzt endlich mal bleiben?", herrschte ich ihn an und schob mein Gesicht dicht an seines heran. Das veranlasste einige meiner Wachen, näherzutreten, aber ich machte mir keine Sorgen. Diese Null würde nichts versuchen, und außerdem konnte ich mich selber verteidigen. „Wann verkneift es sich eure bekloppte Königin endlich mal, jedes Gerücht über Dorians oder meinen Tod zu einer Riesenproklamation aufzublasen? Habt ihr noch nie etwas von Persönlichkeitsrechten gehört? Schon gut, vergiss es. Habt ihr natürlich nicht."
„Aber dafür", warf Dorian ein, „können wir Glanzvollen uns doch rühmen, rechte Persönlichkeiten zu sein."
„Es würde ja noch nicht mal funktionieren", grollte ich den Soldaten an. „Selbst wenn ich tot wäre, würde das unsere Königreiche nicht daran hindern, euch zu zermalmen."
Das riss ihn aus seiner Verblüffung. Zorn ließ seine Züge aufleuchten - Zorn mit einem Schuss wahnhaftem Eifer. „Ihr halbblütiges Hexenweib! Ihr seid es, deren Existenz ausgelöscht werden wird! Ihr, der Eichenkönig und alle anderen, die in Euren verfluchten Landen leben. Unsere Königin ist mächtig und groß! Sie steht bereits in Verhandlung mit dem Espen- und dem Weidenland, um sich gegen Euch zu verbünden! Sie wird Euch unter dem Absatz zermalmen und sich dieses Land nehmen, es sich nehmen und -"
„Darf ich ihn töten? Bitte." Das war Jasmine. Sie hatte die Kopfhörer abgenommen und sah mich aus ihren grauen Augen bettelnd an. Was pubertäre Provokation hätte sein müssen, war in Wirklichkeit todernst gemeint. Es waren Tage wie dieser, an denen ich es bereute, sie in der Anderswelt behalten zu haben, anstatt sie zurückzuschicken, damit sie unter Menschen lebte. Es war bestimmt noch nicht zu spät für die Besserungsanstalt. „Ich habe nie jemanden von deinen Leuten getötet, Eugenie. Das weißt du. Überlass ihn mir. Bitte."
„Er steht unter dem Schutz der Parlamentärsflagge", gab Shaya automatisch zu bedenken. Protokollfragen waren ihr Spezialgebiet.
Dorian drehte sich zu ihr um. „Verdammt noch mal, Weib! Ich hab dir doch gesagt, dass du aufhören sollst, sie unter Immunität hier hereinzulassen. Verfluchtes Kriegsrecht." Shaya lächelte nur; sein gespielter Zornesausbruch beunruhigte sie nicht.
„Aber unter Schutz steht er trotzdem", sagte ich und fühlte mich plötzlich wie ausgelaugt. Die Schlacht der vergangenen Nacht - eigentlich mehr ein Scharmützel - hatte mit einem Patt zwischen meinen und Katrices Heeren geendet. Was extrem frustrierend war und den Verlust an Leben auf beiden Seiten völlig sinnlos wirken ließ. Ich winkte einen meiner Wachsoldaten heran. „Schafft ihn hier raus. Setzt ihn auf ein Pferd und schickt ihn fort. Ohne Wasser. Wir bauen darauf, dass die Wege heute freundlich zu ihm sind."
Die Wachen verneigten sich gehorsam, und ich wandte mich wieder zu Katrices Mann um.
„Und du kannst Katrice ausrichten, dass sie ihre Zeit verschwendet, ganz egal, wie oft sie noch behaupten will, dass sie mich getötet hat - oder sogar, wenn sie es schafft. Wir werden diesen Krieg trotzdem fortsetzen, und sie wird ihn am Ende verlieren. Sie ist zahlenmäßig unterlegen und an den Grenzen ihrer Kapazitäten. Sie hat ihn wegen einer persönlichen Auseinandersetzung begonnen, und niemand wird ihr dabei zu Hilfe eilen. Sag ihr, wenn sie sich sofort ergibt, lassen wir vielleicht Gnade walten."
Der Soldat aus dem Vogelbeerland funkelte mich an. Sein Groll war mit Händen zu greifen, aber er antwortete nicht. Er schaffte es nur, auf den Boden zu spucken, bevor die Wachen ihn nach draußen schleiften. Mit einem weiteren Seufzer wandte ich mich ab und sah zum Frühstückstisch. Sie hatten mir schon einen Stuhl hingestellt.
„Gibt es Toast?", fragte ich und setzte mich müde.
Toast stand normalerweise nicht auf dem Speiseplan der Feinen, aber die Dienerschaft hatte sich an meine menschlichen Vorlieben gewöhnt. Sie brachten immer noch keinen anständigen Tequila zustande, und an Pop-Tarts war überhaupt nicht zu denken. Aber Toast?
Toast hatten sie drauf. Jemand reichte mir einen Korb voll, und alle aßen friedlich weiter. Na ja, fast alle. Ranelle starrte uns an, als hätten wir sie nicht mehr alle, was ich verstehen konnte.
„Wie könnt Ihr so ruhig bleiben?", rief sie. „Nachdem dieser Mann gerade - gerade - und Ihr..." Sie musterte mich voller Staunen. „Vergebt mir, Eure Majestät, aber Eure Kleider ... Ihr kommt eindeutig gerade vom Schlachtfeld. Und doch sitzt Ihr hier, als wäre all dies völlig normal."
Ich bedachte sie mit einem belustigten Blick, da ich unseren Gast weder vor den Kopf stoßen noch ein Bild der Schwäche abgeben wollte. Ich hatte dem Soldaten gerade gesagt, dass seine Königin nie irgendwelche Verbündeten gewinnen würde, aber seine Bemerkung über ihre Verhandlungen mit dem Espen- und dem Weidenland war mir nicht entgangen. Katrice und ich waren in diesem Krieg beide sehr um Verbündete bemüht. Dorian war der meine, was mir im Moment einen zahlenmäßigen Vorteil verschaffte, und ich wollte jedes Risiko vermeiden, dass sich daran etwas änderte.
Dorian fing meinen Blick und schenkte mir wieder einmal sein kleines, lakonisches Lächeln. Es erfüllte mich mit Wärme und verringerte meinen Frust etwas. An manchen Tagen schien einzig Dorian mich durch diesen Krieg zu bringen, in den ich unabsichtlich hineingestolpert war. Ich hatte den Krieg nicht gewollt. Ich hatte auch nie Königin eines magischen Reichs werden und dazu gezwungen sein wollen, meine Zeit zwischen hier und meiner menschlichen Existenz in Tucson aufzusplitten. Ich hatte definitiv nicht im Zentrum einer Prophezeiung stehen wollen, der zufolge ich den Eroberer der Menschheit zur Welt bringen würde; eine Prophezeiung, die Katrices Sohn dazu getrieben hatte, mich zu vergewaltigen. Dorian hatte ihn dafür getötet, was ich nach wie vor richtig fand, obwohl ich jeden Tag des Krieges hasste, der auf diesen Tod gefolgt war.
Von alldem durfte ich natürlich Ranelle nichts erzählen. Sie sollte einen Eindruck von Zuversicht und Stärke mit in ihr Land zurücknehmen, damit ihr König es für einen klugen Schachzug hielt, sich mit uns zu verbünden. Für einen brillanten Schachzug am besten. Ich durfte Ranelle nichts von meinen Befürchtungen sagen. Ich durfte ihr nicht sagen, wie sehr mich der Anblick der Flüchtlinge schmerzte, die mein Schloss aufsuchten; arme Bittsteller, deren Heimatdörfer durch den Krieg zerstört worden waren. Ich durfte ihr nicht sagen, dass Dorian und ich abwechselnd unsere Truppen besuchten und mit ihnen in den Kampf zogen - und dass derjenige, der gerade nicht kämpfte, in diesen Nächten keinen Schlaf fand. Mir war klar, dass Dorian trotz seiner lässigen Art auf die Behauptung des Soldaten mit einem Anflug von Besorgnis reagiert hatte. Katrice versuchte ständig, uns zu demoralisieren. Wir fürchteten beide den Tag, an dem einer ihrer Herolde aufkreuzen und es nicht mit einem Bluff würde versuchen müssen. Was dazu führte, dass ich am liebsten auf der Stelle mit Dorian durchgebrannt wäre, um das alles hinter uns zu lassen und mich einfach nur in seine Arme zu kuscheln.
Aber genau solche Gedanken musste ich wegschieben. Ich beugte mich zu Dorian hinüber und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Das Lächeln, mit dem ich Ranelle bedachte, war auch nicht weniger gewinnend und optimistisch als seines immer. „Also eigentlich", erklärte ich, „ist das für uns ein ganz normaler Tag."
Das Traurige daran? Es stimmte.
© 2011 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
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Autoren-Porträt von Richelle Mead
Richelle Mead wurde in Michigan geboren. Sie hat Kunst, Religion und Englisch studiert. Mit dem Roman Succubus Blues und der Jugendbuchserie Vampire Academy gelang ihr auf Anhieb der Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten.
Bibliographische Angaben
- Autor: Richelle Mead
- 2011, 1. Aufl., 320 Seiten, Maße: 14,1 x 22 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzer: Frank Böhmert
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802584848
- ISBN-13: 9783802584848
- Erscheinungsdatum: 03.08.2011
Kommentare zu "Feenkrieg / Dark Swan Bd.3"
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