Feuer
Nach einer sehr alten Legende barst in grauer Vorzeit die kalte, unbelebte Erde in einer gewaltigen Explosion und stieß machtvoll den Mond von sich ab. Seit dieser Zeit sprießt Leben bei uns, und die Erde blüht und gedeiht.
Seit dieser Zeit aber kreist...
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Nach einer sehr alten Legende barst in grauer Vorzeit die kalte, unbelebte Erde in einer gewaltigen Explosion und stieß machtvoll den Mond von sich ab. Seit dieser Zeit sprießt Leben bei uns, und die Erde blüht und gedeiht.
Seit dieser Zeit aber kreist auch der Mond in seiner Bahn, noch immer kalt und leer.
Jahrmillionen sind vergangen, niemand kennt mehr die Legende - bis auf eine gefährliche Sekte, die sich das Wissen um die unheilvolle Macht des Mondes zunutze machen will. Wenn Mondgestein auf die Erde gebracht wird, könnte die Erde sich erneut zu wehren beginnen und sich gefährlichster Mittel bedienen: Vulkankrater sind mitten unter uns, deren Feuer fälschlicherweise als erloschen gilt. Verheerende Großbrände wüten in Köln!
Ausgerechnet der kleine Autodieb Will Lokkens, der sich sonst grundsätzlich nie in die Probleme anderer Leute einmischt, wird unfreiwillig in das Geheimnis um die Brände hineingezogen. In düsteren Endzeit-Visionen erlebt er immer wieder makabre Szenen aus längst vergangenen Zeiten, in denen immer das gleiche unbezwingbare Feuer brennt. Bald wird es für ihn zur schrecklichen Gewissheit, dass weit mehr auf dem Spiel steht als nur die Stadt allein: Die gesamte Menschheit ist in Gefahr.
Wolfgang Hohlbein, geboren 1953, gilt als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren. Seine Fangemeinde wächst mit jedem Roman weiter an.
Feuer von Wolfgang Hohlbein
LESEPROBE
Es war fast eine Woche her, seit die Flammen erloschenwaren, aber über dem Grundstück hing immer noch ein schwerer Brandgeruch, undobwohl sich das Feuer auf das Haupthaus und die angrenzende Doppelgaragebeschränkt hatte, war die vorherrschende Farbe in dem parkähnlichen GartenSchwarz. Das vordere Drittel des ehemals so sorgsam manikürten englischenRasens hatte sich in eine schwarz-braune Kraterlandschaft verwandelt, in derPfützen aus ölig schimmerndem Löschwasser wie Scherben eines in tausend Stückezerbrochenen Spiegels schimmerten, und auf den liebevoll gestutztenRhododendron- und Azaleensträuchern glänzte ein schmieriger Film, der je nachSonneneinstrahlung manchmal in allen Regenbogenfarben aufleuchtete, manchmaldas Licht einfach zu verschlucken schien. Der lang gestreckte Anbau war trotzdes leicht entzündlichen Reetdaches vom Feuer verschont geblieben, abersämtliche Scheiben waren unter der Hitze geborsten, und die ehemals weißeFassade hatte sich in ein Muster aus allen erdenklichen Grau- undSchwarzschattierungen verwandelt, vor dem sich das Skelett eines verkohltenBaumes wie eine moderne Drahtskulptur erhob. Mehr als drei Dutzend Feuerwehrleutemit der entsprechenden Anzahl von Schläuchen, Feuerlöschern und anderemLöschgerät hatten ein Übergreifen der Flammen auf die angrenzenden Gebäudeverhindert, und angesichts dessen, was hätte passieren können, hielt sich derSchaden sogar noch in Grenzen; aber von der einstmals prachtvollenJugendstilvilla mit der verspielten Fassade, dem sechseckigen Türmchen und denbunten Tiffany-Fenstern war dennoch nicht viel mehr geblieben als einverkohlter Trümmerhaufen, aus dem nur noch der - durch eine bizarre Laune desZufalls - nahezu unversehrt gebliebene Kamin herausragte. Obwohl durch unddurch ländlich, erinnerte der Anblick Will intensiv an Ground Zero, den er vorzwei Jahren besucht hatte, wenige Monate nach dem Attentat.
Will duckte sich unter dem verkohlten Rest eines heruntergebrochenenDachbalkens hindurch, beugte die Schultern, um sich durch die schmale Lückezwischen der Wand und der zweiten Hälfte desselben Balkens hindurchzuquetschen,der schräg dagegen gestürzt war, und verzog das Gesicht, als er das typischeGeräusch zerreißenden Stoffs hörte. Den brennenden Schmerz, der an seiner Hüfteentlangfuhr und sich fast bis zu den Nieren hinaufzog, nahm er kaum noch zurKenntnis. Gut, der Anzug war ruiniert, aber so, wie die Dinge standen, spielte daswahrscheinlich keine Rolle mehr. Wenn er innerhalb der nächsten Minuten nichteine ganze Jahresration an Glück hatte, dann waren seine Kleiderfür dienächsten zwei Jahre oder so seine geringste Sorge.
Behutsam richtete er sich auf, sah sich mit klopfendem Herzen im schwächerwerdenden Licht des Abends dort um, wo noch vor einer Woche ein kostbareingerichtetes Kaminzimmer gewesen war, und schloss für einen Moment die Augen,um zu lauschen. Alles, was er hörte, war das Rauschen seines eigenen Blutes inden Ohren; und ein ununterbrochenes Knacken und Knirschen, das aus keinerbestimmten Richtung kam und ganz dazu angetan war, seine Angst noch zu schüren.Das Feuer war noch lange nicht tot. Löschwasser und Chemie hatten esgeschlagen, aber nicht wirklich besiegt. Es wütete nicht mehr mit seinerganzen, verheerenden Kraft, aber es war nicht erloschen, sondern allenfallszurückgedrängt. Aber auch das war im Moment nicht sein Problem. Vielleicht wärees überhaupt die einfachste Lösung, wenn einer von diesen verdammten Dachbalkennachgab und ihm auf den Kopf fiel oder er von einer Mauer zerquetscht wurde,die das Feuer gerade weit genug geschwächt hatte, um sie unter der leisenErschütterung durch seine Schritte zusammenbrechen zu lassen. Wo war dieser verdammteJunge?
Die Stille, die über dem Trümmergrundstück lag, war keine wirkliche Stille,sondern schien mit jedem Herzschlag lauter zu werden. Wo war dieser Junge? Wowar dieser verdammte Junge? (...)
© Knaur Verlag
Autoren-Porträt von Wolfgang Hohlbein
WolfgangHohlbein, 1953 in Weimar geboren, ist der meistgelesene und erfolgreichstedeutschsprachige Fantasy-Autor. Seine Bücher deckendie ganze Palette der Unterhaltungsliteratur ab - von Kinder- und Jugendbüchernüber Romane und Drehbücher zuFilmen, von Fantasy über Sciencefiction bis hin zum Horror. DerDurchbruch gelang ihm 1982 mit dem Jugendbuch "Märchenmond", für daser mit dem Fantastik-Preis der Stadt Wetzlarausgezeichnet wurde. 1993 schaffte er mit seinem phantastischen Thriller"Das Druidentor" im Hardcover für Erwachsene den Sprung auf dieSpiegel-Bestsellerliste. Die Auflagen seiner Bücher gehen in die Millionen undimmer noch wird seine Fangemeinde Tag für Tag größer. Der passionierte Motoradfahrer und Zinnfigurensammler lebt zusammen mitseiner Frau und Co-Autorin Heike, seinen Kindern und zahlreichen Hunden undKatzen am Niederrhein.
Interview mitWolfgang Hohlbein
Wir haben Glück: Dumme Fragen zu beantworten gehört nachIhrer eigenen Aussage neben Motorradfahren zu Ihren Lieblingsbeschäftigungen...
... ja, ja, das habe ich zu einer Zeit gesagt, als ichmir noch nicht darüber im Klaren war, dass ich mir genau überlegen muss, wasich sage. Das ist mir einfach mal so rausgerutscht.
1992haben Sie geschrieben, das Schreiben sei für Sie ein Abenteuer geblieben, Sieseien einfach davon besessen. Trifft das, was sie vor zwölf Jahren sagten, auch2004 und ein paar Dutzend Bücher später noch zu? Und wie sieht einnormaler (Arbeits-)Tag für Sie aus?
Das stimmt auch heute noch. Schreiben ist tatsächlich immer noch meinHobby. Was meine Arbeitsweise betrifft, so gibt es einen ganz großenUnterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Theorie würde es reichen, wennich regelmäßig jeden Tag vier bis fünf Stunden arbeitete. In der Praxis ist esaber so, dass ich entweder gar nichts tue oder wie ein Besessener arbeite. Esgibt immer verschiedene Phasen. Am Anfang "schleiche" ich oft einbisschen um die Geschichte herum, vor allem dann, wenn ich nicht gleich einenguten Einstieg finde. Es kann vorkommen, dass ich eine Woche lang an zweiSeiten sitze - die ich dann wegwerfe. Aber wenn dieser Punkt überschritten ist,wenn die Geschichte eigentlich anfängt, sich selbst zu erzählen, so dass ichsie im Grunde nur noch aufschreiben muss, dann geht es sehr schnell. Dannarbeite ich sehr viel und mache eigentlich nichts anderes. Ich bin einNachtarbeiter, ich arbeite oft in den späten Abendstunden und nachts. Wenn esgut läuft, schreibe ich sozusagen von morgens bis abends und werde manchmalrecht unausstehlich, wenn ich gestört werde.
Unter einemPseudonym schreibe ich eigentlich überhaupt nicht mehr. Das war nur ganz amAnfang so. Damals hatte ich angefangen, auch Spannungsromane zu schreiben,meine ersten Sachen waren ja auch Heftromane. Zu der Zeit glaubte man noch,dass der Autor einer Abenteuergeschichte einen knalligen englischen Namen habenmuss. Aus diesem Grund hat dann eigentlich jeder deutsche Autor ein englischesPseudonym verpasst bekommen. Mir hat mal ein Redakteur gesagt: "EineHorrorgeschichte von Wolfgang Hohlbein kauft doch kein Mensch!" Er wurdeeines Besseren belehrt. Das war in den ersten zwei, drei Jahren.
Meinungsverschiedenheitenzwischen meiner Frau und mir bezüglich der Bücher werden ausdiskutiert. EineAufgabenteilung gibt es natürlich auch. Das reine Schreiben, der physikalischeVorgang, die Tinte aufs Papier zu bringen, das mache ich alleine. Wir reden imVorfeld gar nicht so viel miteinander, sondern stecken die Eckpunkte derGeschichte ab und definieren einige wichtige Charaktere. Aber dann ist eseigentlich immer das Gleiche: Ich beginne mit dem Schreiben und zeige meinerFrau im Idealfall täglich, was ich geschrieben habe. Wir überlegen danngemeinsam, besprechen die Szenen und tauschen unsere Ideen aus. Manchmal wirdetwas geändert. Unsere Diskussionen reichen dabei nicht bis in dendramaturgischen Ablauf hinein, sondern es geht eher um die Strukturen, dieAtmosphäre oder die Personen.
Siegelten als "Deutschlands erfolgreichster Autor fantastischerLiteratur". In welchem Umfang nehmen Sie wahr, was andere Autorenschreiben? Gibt es interessante neue Entwicklungen innerhalb derdeutschsprachigen Fantasy-Literatur?
Ich lese eigentlich alles, was von anderen deutschenAutoren publiziert wird. So viele sind es ja auch nicht. Monika Felten müssteman sicherlich nennen, die in letzter Zeit ein paar sehr gute Sachen gemachthat; Bernhard Hennen, von dem man sicherlich noch eine Menge hören wird. Esgibt immer wieder mal Autoren, die ein wirklich gutes Buch auf dem Gebietschreiben. Aber auf Anhieb fallen mir eigentlich nicht viele ein, die sich ganzauf Fantasy-Literatur spezialisiert hätten. Es gibt aber sicherlich vieleSchriftsteller, die auch mal eine fantastische Geschichte geschrieben haben,die Grenzen in diesem Genre sind ja fließend.
Was internationale Autoren angeht, so bin ich ein großerFan von Stephen King. Auch Dean Koontz schätze ich oder Dan Brown, dessenBücher mir ebenfalls sehr gefallen. Aber generell habe ich nicht unbedingteinzelne Autoren im Kopf, mich interessieren eher die Geschichten. Wenn ich mirein Buch kaufe, achte ich meist nicht darauf, wer es geschrieben hat.
DieFrage danach, was denn nun eigentlich "die Wirklichkeit" sei, ist fürIhre Arbeit ganz entscheidend. Sie sagten dazu einmal: "Ich glaube, dassjeder Mensch seine eigene Wirklichkeit hat." Wie sieht das für Sie aus,der über die Jahre in unendlich viele Charaktere geschlüpft ist, unendlichviele Perspektiven eingenommen hat. Kommen Sie noch mit einer Wirklichkeit ausoder leben Sie schon in mehreren?
So viele verschiedene Charaktere sind das gar nicht. Wennman genau hinschaut, dann hat jede Hauptfigur auch ein Stück von mir, anderskann man keine richtig gute Geschichte schreiben. Ansonsten fällt es mir zumeinem eigenen Erstaunen sehr leicht, aus den Personen auch wieder "herauszuschlüpfen".Wenn ich in der Geschichte drinstecke - das geht mir übrigens auch so, wenn ichein Buch lese, das mich richtig packt - dann bin ich die Person, dann erlebeich auch, was sie erlebt. Wenn ich das Buch oder das Manuskript wieder zuklappe,dann bin ich da auch sofort wieder zurück in der Wirklichkeit. Ich kann dassehr gut trennen. Zum Glück. Ich habe auch schon erlebt, dass Fans enttäuschtsind, wenn sie erfahren, dass ich eigentlich ein realistischer Mensch bin.
Sieleben in Deutschland, das örtliche Finanzamt ist nach Ihren eigenen Worteneiner Ihrer größten Fans. Jeden Tag werden neue Aufschwungs- oderKrisenszenarien veröffentlicht. Wie empfinden Sie die Stimmung im Lande?
Eigentlich war das mit dem Finanzamt eher ein Scherz. Ichhabe das in einer Phase gesagt, in der ich als Freiberufler mit dem Finanzamtein bisschen im Clinch lag. Ich war in der Tat eine Zeit lang ernsthaftversucht, auszuwandern. Es gibt ja so schöne Länder wie Irland, wo Künstlerkeine Steuern zahlen müssen. Aber ich konnte mir am Ende doch nicht vorstellen,dort wirklich zu leben. Wahrscheinlich bin ich eben ein ganz spießiger Mensch.Es gibt auch keinen vernünftigen Grund, warum ich im Rheinland lebe. Ich könntein einer landschaftlich schöneren Gegend wohnen und dort genauso arbeiten. Aberich bin dort eben aufgewachsen und kenne jeden, habe dort meine Freunde, ja,und auch meine Feinde, die gehören ja auch dazu. Auch wenn das kitschig klingt- ich bin im Grunde heimatverbunden.
Es istschwierig, über die Stimmung in Deutschland zu sprechen. Ich finde es sehrschade, dass von der Presse immer alles so schlecht gemacht und schwarz gemaltwird. Die Medien hätten ja die Macht, für bessere Stimmung zu sorgen, aber dasGegenteil ist der Fall. Das finde ich sehr schade. Es gibt viele positiveBeispiele dafür, dass die Menschen in Deutschland immer wieder das Beste ausihrer Situation machen und trotz Hindernissen ihren Weg gehen. Es gibt aber aufder anderen Seite natürlich auch schlimme Schicksale. Die Zukunft ist sicherlichschwierig, und die goldenen Zeiten sind wahrscheinlich vorbei, aber es istnicht so, dass man deswegen den Kopf in den Sand stecken sollte. Manchmal mussman einfach den Sprung ins kalte Wasser wagen, und hoffen, dass man das Glückauf seiner Seite hat.
Die Fragen stellte Roland GroßeHoltforth, Literaturtest.
- Autor: Wolfgang Hohlbein
- 2006, 826 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426632578
- ISBN-13: 9783426632574
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