Gideon Crew Band 2: Countdown - Jede Sekunde zählt
Thriller
Gideon Crew kann es nicht glauben: Sein Ex-Kollege, der unauffällige Atomtechniker Reed Chalker, wird zum Geiselnehmer. Er erschießt eine Geisel und dann sich selbst. Dann gibt es auch noch Hinweise auf einen atomaren...
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Produktinformationen zu „Gideon Crew Band 2: Countdown - Jede Sekunde zählt “
Gideon Crew kann es nicht glauben: Sein Ex-Kollege, der unauffällige Atomtechniker Reed Chalker, wird zum Geiselnehmer. Er erschießt eine Geisel und dann sich selbst. Dann gibt es auch noch Hinweise auf einen atomaren Sprengsatz...
Es ist ein Szenario, wie man es sich alptraumhafter kaum vorstellen kann: In wenigen Tagen wird eine Atombombe gezündet, doch niemand weiß, welche amerikanische Stadt das Ziel des Terroranschlages sein wird. Militär und Geheimdienst ermitteln fieberhaft. Doch einer hat einen ganz anderen Verdacht und folgt ganz anderen Spuren: Gideon Crew. Schnell findet er Hinweise auf eine ungeheure Verschwörung und wird selbst zum Verräter erklärt. Ihm bleibt nur wenig Zeit, das Attentat zu verhindern und sein Leben zu retten.
Es ist ein Szenario, wie man es sich alptraumhafter kaum vorstellen kann: In wenigen Tagen wird eine Atombombe gezündet, doch niemand weiß, welche amerikanische Stadt das Ziel des Terroranschlages sein wird. Militär und Geheimdienst ermitteln fieberhaft. Doch einer hat einen ganz anderen Verdacht und folgt ganz anderen Spuren: Gideon Crew. Schnell findet er Hinweise auf eine ungeheure Verschwörung und wird selbst zum Verräter erklärt. Ihm bleibt nur wenig Zeit, das Attentat zu verhindern und sein Leben zu retten.
Klappentext zu „Gideon Crew Band 2: Countdown - Jede Sekunde zählt “
Hochspannung von Preston & Child, Amerikas Meister-Duo des Abenteuer-Thrillers, über einen möglichen Terror-Anschlag mit einer Atombombe.Agent Gideon Crew soll in New York City einen anscheinend wahnsinnigen Atomwissenschaftler zur Vernunft bringen, der seine Familie als Geisel genommen hat. Aber die Mission geht schief, der Täter wird erschossen. Die Aufzeichnungen des Toten offenbaren einen mörderischen Plan: In zehn Tagen wird seine selbstgebaute Atombombe eine nukleare Katastrophe auslösen. Doch niemand weiß, welche amerikanische Stadt das Ziel des Anschlags sein wird. Der Countdown läuft ...
"Reißt die Nerven in Fetzen wie hochexplosives Dynamit." Literaturmarkt.info
In wenigen Tagen wird eine Atombombe gezündet - doch niemand weiß, welche amerikanische Stadt das Ziel des Terrorschlages sein wird. Militär und Geheimdienst ermitteln fieberhaft. Nur einer folgt ganz anderen Spuren: Gideon Crew. Schnell findet er Hinweise auf eine ungeheure Verschwörung - und wird selbst zum Verräter erklärt. Ihm bleibt nur wenig Zeit, das Attentat zu verhindern und sein Leben zu retten ...
Lese-Probe zu „Gideon Crew Band 2: Countdown - Jede Sekunde zählt “
Countdown von Douglas Preston und Lincoln Child 1. Kapitel
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Gideon stand am Fenster des Konferenzraums und schaute auf den ehemaligen Meatpacking District Manhattans. Sein Blick fiel auf die geteerten Dächer der alten Gebäude, in denen sich inzwischen schicke Boutiquen und angesagte Restaurants angesiedelt hatten, streifte dann den neuen High Line Park, der voller Menschen war, und die verrotteten Piers, bis er schließlich auf der breiten Wasserfläche des Hudson zur Ruhe kam. Im dunstigen frühsommerlichen Sonnenlicht sah der Fluss zur Abwechslung mal wie ein richtiges Gewässer aus: eine riesige blaue Fläche, die sich mit der Flut stromaufwärts bewegte.
Der Hudson erinnerte ihn an andere Flüsse, die er gekannt hatte, und Bäche und Bergschluchten. Vor allem an einem Bach, hoch in den Jemez Mountains, blieben seine Gedanken hängen. Er dachte an einen bestimmten tiefen Abschnitt darin und an die große Cutthroat-Forelle, die gewiss dort unten
in der sonnenbeschienenen Tiefe lauerte. Er konnte es kaum erwarten, aus New York City herauszukommen, weg von diesem verhutzelten Gnomen namens Glinn und seiner ominösen Firma Effective Engineering Solutions.
»Ich gehe angeln«, sagte er.
Glinn verlagerte das Gewicht im Rollstuhl und seufzte. Gideon wandte sich um. Glinns verkrüppelte Hand kam unter der Decke hervor, die auf seinen Knien lag, und streckte ihm ein dickes Kuvert aus braunem Papier entgegen. »Ihr Geld.« Gideon zögerte. »Sie bezahlen mich? Nach allem, was ich getan habe?«
»Fakt ist, dass sich unsere Honorarstruktur aufgrund dessen, was Sie mir gesagt haben, geändert hat.« Glinn öffnete den Umschlag, zählte mehrere mit Banderolen versehene Päckchen Hunderter ab und legte sie auf den Konferenztisch. »Hier ist die Hälfte von den hunderttausend.«
Gideon griff nach dem Geld, bevor Glinn es sich anders überlegen konnte. Dann reichte ihm Glinn zu seiner Überraschung die andere Hälfte. »Und hier ist der Rest. Allerdings nicht als Bezahlung für geleistete Dienste, sondern mehr als eine Art, wie soll ich sagen, Vorschuss.« Gideon stopfte sich das Geld in die Jacketttaschen.
»Ein Vorschuss worauf?«
»Ich dachte mir, dass Sie, bevor Sie die Stadt verlassen, vielleicht mal kurz bei einem alten Freund vorbeischauen möchten.«
»Danke, aber ich bin mit einer Cutthroat-Forelle im Chihuahueños Creek verabredet.«
»Aha. Aber ich hatte so sehr gehofft, Sie hätten Zeit, Ihren Freund zu besuchen.«
»Ich habe keine Freunde. Und selbst wenn, ich wäre im Moment hundertprozentig nicht daran interessiert, ›mal kurz bei einem alten Freund vorbeizuschauen‹. Wie Sie mir freundlicherweise mitgeteilt haben, läuft meine Zeit ja ohnehin bald ab.«
»Reed Chalker ist sein Name. Sie haben mal mit ihm zusammengearbeitet, glaube ich.«
»Wir waren in derselben Abteilung. Das ist nicht dasselbe, wie mit jemandem zusammenzuarbeiten. Ich habe den Typen seit Monaten nicht mehr in Los Alamos gesehen.«
»Nun, Sie sind im Begriff, ihn jetzt zu sehen. Die Behörden hoffen, Sie könnten sich mal ein bisschen mit ihm unterhalten.«
»Die Behörden? Ein bisschen unterhalten? Worum geht's hier eigentlich?«
»In diesem Augenblick hält Chalker eine Geisel gefangen. Vier Geiseln, genau genommen. Eine Familie in Queens. Bedroht sie mit vorgehaltener Waffe.«
Gideon lachte. »Chalker? Unmöglich. Der Typ, den ich kannte, war ein waschechter Los-Alamos-Streber, absolut gesetzestreu. Der könnte keiner Fliege was zuleide tun.«
»Er ist durchgeknallt. Paranoid. Völlig neben der Spur. Sie sind die einzige Person in unmittelbarer Nähe, die ihn kennt. Die Polizei möchte, dass Sie ihn beruhigen, ihn dazu bringen, dass er die Geiseln freilässt.«
Gideon gab keine Antwort.
»Deshalb tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, Dr. Crew, dass die Cutthroat-Forelle sich noch etwas länger ihres Lebens erfreuen wird. Doch jetzt müssen Sie wirklich los. Die Familie kann nicht länger warten.«
Gideon merkte, wie Empörung in ihm aufwallte. »Suchen Sie sich jemand anderen.«
»Dazu bleibt keine Zeit. Es geht um zwei Kinder und ihre Eltern. Wie's aussieht, ist der Vater Chalkers Vermieter, er hat Chalker die Souterrainwohnung in seinem Reihenhaus vermietet. Offen gesagt, haben wir großes Glück, dass Sie hier sind.«
»Ich kenne Chalker kaum. Er hat sich wie eine Klette an mich gehängt, aber nur kurz, nachdem seine Frau ihn verlassen hatte. Danach ist er gläubig geworden und aus meinem Blickfeld verschwunden, und zwar zu meiner großen Erleichterung.«
»Garza fährt Sie hin. Ihr Kontaktmann vor Ort ist Special Agent Stone Fordyce, FBI.«
»Kontaktmann? Warum hat das FBI mit der Sache zu tun?«
»Es ist die übliche Vorgehensweise, wenn jemand mit einem so hohen Sicherheitsstatus wie Chalker in Schwierigkeiten gerät und es sein kann, dass er, äh, fremdgeht.« Glinn richtete das unverletzte Auge auf Gideon. »Es handelt sich hier nicht um eine verdeckte Operation wie beim letzten Mal, sondern um einen ganz offiziellen Auftrag. Wenn alles gutgeht, müssten Sie in ein, zwei Tagen auf dem Rückweg nach New Mexico sein.«
Gideon schwieg. Er hatte noch elf Monate zu leben - zumindest war ihm das mitgeteilt worden. Andererseits: Je länger er darüber nachdachte, umso mehr Fragen stellten sich ihm, und deshalb hatte er vor, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit eine zweite Meinung einzuholen. Glinn war ein meisterhafter Strippenzieher, und Gideon traute weder ihm noch seinen Leuten über den Weg.
»Wenn Chalker so knallverrückt ist, wie Sie behaupten, dann könnte es doch sein, dass er seine Waffe auf mich richtet.«
»Zwei Kinder. Acht und zehn. Junge und Mädchen. Und ihre Eltern.«
Gideon drehte sich um und stieß einen langen Seufzer aus. »In Gottes Namen, einverstanden. Aber ich gebe Ihnen einen Tag - nur einen Tag. Und ich werde lange, sehr lange stocksauer auf Sie sein.«
Glinn bedachte ihn mit einem kühlen Lächeln.
2. Kapitel
Am Tatort herrschte eine Art kontrolliertes Chaos. Die unmittelbare Umgebung war eine unscheinbare Wohnstraße in einer groteskerweise »Sunnyside« benannten Arbeitersiedlung in Queens. Das Haus war Teil einer langen Reihe von miteinander verbundenen Backsteinhäusern, gegenüber befand sich eine identische Häuserzeile, dazwischen lag eine asphaltierte Straße voller Schlaglöcher. An der Straße stand kein einziger Baum; die Vorgärten waren verwildert, die Rasenflächen vertrocknet, weil es lange nicht geregnet hatte. Der Verkehr auf dem nahegelegenen Queens Boulevard dröhnte herüber, der Geruch von Autoabgasen hing in der Luft.
Ein Polizist zeigte ihnen, wo sie parken sollten, und sie stiegen aus. Die Polizei hatte beiderseits der Straße Absperrgitter und Betonsperren aufgestellt, außerdem standen überall Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht herum. Garza zeigte seinen Ausweis und wurde durch eine Absperrung gewunken, die eine drängelnde Menge von Schaulustigen zurückhielt, viele von ihnen tranken Bier, ein paar trugen sogar Partyhütchen und führten sich auf wie auf einem Straßenfest. New York City, dachte Gideon und schüttelte den Kopf.
Die Polizei hatte einen großen Bereich vor dem Haus, in dem Chalker die Geiseln genommen hatte, geräumt. Zwei mobile Einsatzkommandos waren in Stellung gegangen, das eine vorn, hinter einem gepanzerten Rettungsfahrzeug, das andere weiter hinten, hinter einer Reihe von Betonsperren. Gideon sah auf mehreren Häusern Scharfschützen, die von den Dächern spähten. In einiger Entfernung ertönte hin und wieder eine Stimme durch ein Megaphon, anscheinend ein Geiselnahmeexperte, der versuchte, beruhigend auf Chalker einzureden.
Als Garza sich nach vorn durchdrängte, hatte Gideon plötzlich eine Art Déjà-vu-Erlebnis, einen Anfall von Übelkeit. So war sein Vater getötet worden, genau so hatte es ausgesehen: Megaphone, mobile Einsatzkommandos, Scharfschützen und Absperrungen - kaltblütig erschossen, als er sich mit erhobenen Händen ergab ... Nur mit Mühe konnte Gideon die Erinnerung verdrängen.
Garza und Gideon durchquerten eine weitere Sperre und gelangten zu einem FBI-Kommandoposten. Einer der Agenten löste sich aus der Gruppe und kam zu ihnen.
»Special Agent Stone Fordyce«, stellte Garza den Mann vor. »Stellvertretender Leiter des FBI-Teams vor Ort. Sie werden mit ihm zusammenarbeiten.«
Gideon musterte Fordyce mit instinktiver Feindseligkeit. Der Typ sah aus wie aus einer Fernsehserie: hochgewachsen, gutaussehend, arrogant, selbstsicher und geradezu lächerlich fit. Er trug einen blauen Anzug, ein gestärktes weißes Hemd und eine gestreifte Krawatte, der Ausweis baumelte ihm um den Hals. Mit seinen schmalen blauen Augen blickte er auf Gideon herab, als betrachtete er eine niedere Lebensform.
»Sie sind also der Freund?«, fragte Fordyce und musterte Gideon eindringlich, vor allem dessen Kleidung - schwarze Jeans, schwarze Sneakers ohne Schnürsenkel, weißes Secondhand-Smokinghemd, dünner Schal.
»Ich bin nicht die unverheiratete Tante, wenn Sie das meinen«, erwiderte Gideon.
»Es geht um Folgendes«, fuhr Fordyce nach kurzer Pause fort. »Ihr Freund, dieser Chalker, ist paranoid. Hat Wahnvorstellungen, eine klassische psychotische Episode. Er gibt einen Haufen Verschwörungstheorien von sich: Die Regierung habe ihn entführt und zu Strahlungsexperimenten missbraucht und ihm Strahlen in den Kopf gejagt - das Übliche. Er glaubt, dass seine Vermieter an der Verschwörung beteiligt sind, und hat sie deshalb als Geiseln genommen, zusammen mit ihren zwei Kindern.«
»Was will er?«, fragte Gideon.
»Ist nicht ganz klar. Er ist mit - wie wir vermuten - einem 45er Colt bewaffnet. Er hat damit ein-, zweimal in die Luft geballert. Wir sind nicht sicher, ob er wirklich weiß, wie man mit dem Ding umgeht. Wissen Sie etwas über seine früheren Erfahrungen im Umgang mit Waffen?«
»Ich denke, er hat keine«, sagte Gideon.
»Erzählen Sie mal, was Sie über ihn wissen.«
»Einzelgänger. Hatte kaum Freunde, hatte sich eine gestörte Frau erster Güte aufgehalst, die ihn total ausgequetscht hat. War unzufrieden mit seinem Job, hat davon geredet, er wolle Schriftsteller werden. Schließlich ist er dann religiös geworden.«
»War er gut in seinem Beruf? Intelligent?«
»Er beherrschte seine Arbeit, war aber nicht brillant. Was seinen IQ betrifft, so ist der weitaus höher als der, sagen wir, eines durchschnittlichen FBI-Agenten.«
Es entstand eine Stille, während Fordyce die Antwort auf sich wirken ließ, aber nicht reagierte. »In der Kurzdarstellung heißt es, dass der Mann in Los Alamos Atomwaffen mitentwickelt hat. Stimmt das?«
»Mehr oder weniger.«
»Glauben Sie, dass er in dem Haus da Sprengsätze zusammengebastelt haben könnte?«
»Er hat vielleicht an Atomwaffen gearbeitet, aber wenn er einen Knallfrosch gehört hätte, wäre er ausgerastet. Und was die Sprengsätze angeht - das bezweifle ich stark.« Fordyce schaute ihn an und fuhr fort: »Er glaubt, dass alle hier was mit dem Staat zu tun haben und Agenten sind.«
»Womit er vermutlich recht hat.«
»Wir hoffen, dass er jemandem aus seiner Vergangenheit vertraut. Ihnen.«
Gideon hörte im Hintergrund weitere über Megaphon gerufene Sätze, dann eine verzerrte, gekreischte Antwort, die allerdings zu weit entfernt war, um sie verstehen zu können. Er drehte sich zu den Geräuschen um. »Ist er das?«, fragte er ungläubig.
»Leider.«
»Warum das Megaphon?«
»Er will weder per Handy noch Festnetz mit uns reden, weil wir das nur dazu benutzen würden, ihm noch mehr Strahlen in den Kopf zu jagen. Deswegen verwenden wir nur das Megaphon. Er ruft seine Antworten aus der Tür.«
Gideon drehte sich wieder in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. »Ich schätze mal, ich bin so weit, wenn Sie es sind.«
»Ich gebe Ihnen vorher noch einen Crashkurs in Geiselnahme-Verhandlungen«, sagte Fordyce. »Das Ganze beruht auf der Idee, ein Gefühl der Normalität zu erzeugen, den Erregungspegel zu senken, den Geiselnehmer zu beschäftigen, die Verhandlung zu verlängern. An sein Mitgefühl zu appellieren. Okay? Unser Ziel Nummer eins besteht darin, ihn dazu zu bringen, dass er die Kinder freilässt. Versuchen Sie, irgendetwas auszugraben, was er haben möchte, und tauschen Sie die Kinder dagegen ein. Konnten Sie mir so weit folgen?«
Offenbar bezweifelte er, dass Gideon zu rationalem Denken fähig war. Gideon nickte und verzog keine Miene.
»Sie sind nicht befugt, irgendetwas zu garantieren. Sie dürfen keine Versprechungen machen. Haben Sie verstanden? Alles muss mit dem Einsatzleiter abgesprochen werden. Worum der Mann auch bittet, gehen Sie darauf ein, aber sagen Sie, Sie müssten das erst mit dem Leiter abklären. Das ist der entscheidende Teil der Verhandlung. Dadurch wird die ganze Sache verlangsamt. Und wenn er etwas will, und die Antwort lautet nein, sind Sie nicht schuld. Es geht darum, ihn zu ermatten, ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen.«
Gideon wunderte sich, dass er mit dem Vorgehen insgesamt einverstanden war. Ein Polizist erschien mit einer kugelsicheren Weste.
»Wir werden Sie ein bisschen einkleiden«, sagte Fordyce. »Aber egal, es dürfte kein Risiko bestehen. Wir stecken Sie hinter kugelsicheres Plexiglas.« Sie halfen Gideon, sein Hemd auszuziehen und die kugelsichere Weste anzulegen, steckten ihm die Verlängerungen in die Hose, dann statteten sie ihn mit einem unsichtbaren Ohrhörer und einem Funkmikro aus. Während er sich das Hemd wieder anzog, hörte er im Hintergrund weitere Sätze aus einem Megaphon, unterbrochen von hysterischen, unverständlichen Antworten.
Fordyce warf einen Blick auf seine Armbanduhr und zuckte zusammen. »Irgendwelche neuen Entwicklungen?«, fragte er den Polizisten.
»Das Verhalten des Mannes wird schlimmer. Der Leiter glaubt, dass wir bald in die Endphase übergehen müssen.«
»Verdammt.« Fordyce schüttelte den Kopf und wandte sich wieder zu Gideon um. »Noch etwas: Sie werden nach einem Drehbuch vorgehen.«
»Einem Drehbuch?«
»Unsere Psychologen haben es geschrieben. Wir geben Ihnen jede Frage durch den Ohrhörer durch. Sie stellen die Frage, warten einen Moment, nachdem er geantwortet hat, und bekommen dann von uns die Antwort.«
»Das können Sie doch auch selber. Dazu brauchen Sie mich doch nicht.«
»Sie haben's erfasst. Wir benutzen Sie nur als Sprachrohr.«
»Wieso dann der Vortrag über Geiselnahme-Verhandlungen?«
»Damit Sie verstehen, was vor sich geht und warum. Und wenn das Gespräch persönlich wird, könnte es sein, dass Sie ein wenig improvisieren müssen. Aber nehmen Sie den Mund nicht zu voll, und machen Sie keine Versprechungen. Sichern Sie sich sein Wohlwollen, erinnern Sie ihn an Ihre Freundschaft, versichern Sie ihm, dass alles gut wird, dass seine Sorgen ernst genommen werden. Bleiben Sie ruhig. Und streiten Sie um Himmels willen nicht mit ihm über seine Wahnvorstellungen.«
»Ergibt Sinn.«
Fordyce musterte ihn lange, wie prüfend; seine Feindseligkeit ließ ein wenig nach. »Wir machen so etwas schon ziemlich lange.« Kurze Pause. »Sind Sie bereit?«
Gideon nickte.
»Los geht's.«
Übersetzung: Michael Benthack
© 2012 Knaur Paperback
Gideon stand am Fenster des Konferenzraums und schaute auf den ehemaligen Meatpacking District Manhattans. Sein Blick fiel auf die geteerten Dächer der alten Gebäude, in denen sich inzwischen schicke Boutiquen und angesagte Restaurants angesiedelt hatten, streifte dann den neuen High Line Park, der voller Menschen war, und die verrotteten Piers, bis er schließlich auf der breiten Wasserfläche des Hudson zur Ruhe kam. Im dunstigen frühsommerlichen Sonnenlicht sah der Fluss zur Abwechslung mal wie ein richtiges Gewässer aus: eine riesige blaue Fläche, die sich mit der Flut stromaufwärts bewegte.
Der Hudson erinnerte ihn an andere Flüsse, die er gekannt hatte, und Bäche und Bergschluchten. Vor allem an einem Bach, hoch in den Jemez Mountains, blieben seine Gedanken hängen. Er dachte an einen bestimmten tiefen Abschnitt darin und an die große Cutthroat-Forelle, die gewiss dort unten
in der sonnenbeschienenen Tiefe lauerte. Er konnte es kaum erwarten, aus New York City herauszukommen, weg von diesem verhutzelten Gnomen namens Glinn und seiner ominösen Firma Effective Engineering Solutions.
»Ich gehe angeln«, sagte er.
Glinn verlagerte das Gewicht im Rollstuhl und seufzte. Gideon wandte sich um. Glinns verkrüppelte Hand kam unter der Decke hervor, die auf seinen Knien lag, und streckte ihm ein dickes Kuvert aus braunem Papier entgegen. »Ihr Geld.« Gideon zögerte. »Sie bezahlen mich? Nach allem, was ich getan habe?«
»Fakt ist, dass sich unsere Honorarstruktur aufgrund dessen, was Sie mir gesagt haben, geändert hat.« Glinn öffnete den Umschlag, zählte mehrere mit Banderolen versehene Päckchen Hunderter ab und legte sie auf den Konferenztisch. »Hier ist die Hälfte von den hunderttausend.«
Gideon griff nach dem Geld, bevor Glinn es sich anders überlegen konnte. Dann reichte ihm Glinn zu seiner Überraschung die andere Hälfte. »Und hier ist der Rest. Allerdings nicht als Bezahlung für geleistete Dienste, sondern mehr als eine Art, wie soll ich sagen, Vorschuss.« Gideon stopfte sich das Geld in die Jacketttaschen.
»Ein Vorschuss worauf?«
»Ich dachte mir, dass Sie, bevor Sie die Stadt verlassen, vielleicht mal kurz bei einem alten Freund vorbeischauen möchten.«
»Danke, aber ich bin mit einer Cutthroat-Forelle im Chihuahueños Creek verabredet.«
»Aha. Aber ich hatte so sehr gehofft, Sie hätten Zeit, Ihren Freund zu besuchen.«
»Ich habe keine Freunde. Und selbst wenn, ich wäre im Moment hundertprozentig nicht daran interessiert, ›mal kurz bei einem alten Freund vorbeizuschauen‹. Wie Sie mir freundlicherweise mitgeteilt haben, läuft meine Zeit ja ohnehin bald ab.«
»Reed Chalker ist sein Name. Sie haben mal mit ihm zusammengearbeitet, glaube ich.«
»Wir waren in derselben Abteilung. Das ist nicht dasselbe, wie mit jemandem zusammenzuarbeiten. Ich habe den Typen seit Monaten nicht mehr in Los Alamos gesehen.«
»Nun, Sie sind im Begriff, ihn jetzt zu sehen. Die Behörden hoffen, Sie könnten sich mal ein bisschen mit ihm unterhalten.«
»Die Behörden? Ein bisschen unterhalten? Worum geht's hier eigentlich?«
»In diesem Augenblick hält Chalker eine Geisel gefangen. Vier Geiseln, genau genommen. Eine Familie in Queens. Bedroht sie mit vorgehaltener Waffe.«
Gideon lachte. »Chalker? Unmöglich. Der Typ, den ich kannte, war ein waschechter Los-Alamos-Streber, absolut gesetzestreu. Der könnte keiner Fliege was zuleide tun.«
»Er ist durchgeknallt. Paranoid. Völlig neben der Spur. Sie sind die einzige Person in unmittelbarer Nähe, die ihn kennt. Die Polizei möchte, dass Sie ihn beruhigen, ihn dazu bringen, dass er die Geiseln freilässt.«
Gideon gab keine Antwort.
»Deshalb tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, Dr. Crew, dass die Cutthroat-Forelle sich noch etwas länger ihres Lebens erfreuen wird. Doch jetzt müssen Sie wirklich los. Die Familie kann nicht länger warten.«
Gideon merkte, wie Empörung in ihm aufwallte. »Suchen Sie sich jemand anderen.«
»Dazu bleibt keine Zeit. Es geht um zwei Kinder und ihre Eltern. Wie's aussieht, ist der Vater Chalkers Vermieter, er hat Chalker die Souterrainwohnung in seinem Reihenhaus vermietet. Offen gesagt, haben wir großes Glück, dass Sie hier sind.«
»Ich kenne Chalker kaum. Er hat sich wie eine Klette an mich gehängt, aber nur kurz, nachdem seine Frau ihn verlassen hatte. Danach ist er gläubig geworden und aus meinem Blickfeld verschwunden, und zwar zu meiner großen Erleichterung.«
»Garza fährt Sie hin. Ihr Kontaktmann vor Ort ist Special Agent Stone Fordyce, FBI.«
»Kontaktmann? Warum hat das FBI mit der Sache zu tun?«
»Es ist die übliche Vorgehensweise, wenn jemand mit einem so hohen Sicherheitsstatus wie Chalker in Schwierigkeiten gerät und es sein kann, dass er, äh, fremdgeht.« Glinn richtete das unverletzte Auge auf Gideon. »Es handelt sich hier nicht um eine verdeckte Operation wie beim letzten Mal, sondern um einen ganz offiziellen Auftrag. Wenn alles gutgeht, müssten Sie in ein, zwei Tagen auf dem Rückweg nach New Mexico sein.«
Gideon schwieg. Er hatte noch elf Monate zu leben - zumindest war ihm das mitgeteilt worden. Andererseits: Je länger er darüber nachdachte, umso mehr Fragen stellten sich ihm, und deshalb hatte er vor, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit eine zweite Meinung einzuholen. Glinn war ein meisterhafter Strippenzieher, und Gideon traute weder ihm noch seinen Leuten über den Weg.
»Wenn Chalker so knallverrückt ist, wie Sie behaupten, dann könnte es doch sein, dass er seine Waffe auf mich richtet.«
»Zwei Kinder. Acht und zehn. Junge und Mädchen. Und ihre Eltern.«
Gideon drehte sich um und stieß einen langen Seufzer aus. »In Gottes Namen, einverstanden. Aber ich gebe Ihnen einen Tag - nur einen Tag. Und ich werde lange, sehr lange stocksauer auf Sie sein.«
Glinn bedachte ihn mit einem kühlen Lächeln.
2. Kapitel
Am Tatort herrschte eine Art kontrolliertes Chaos. Die unmittelbare Umgebung war eine unscheinbare Wohnstraße in einer groteskerweise »Sunnyside« benannten Arbeitersiedlung in Queens. Das Haus war Teil einer langen Reihe von miteinander verbundenen Backsteinhäusern, gegenüber befand sich eine identische Häuserzeile, dazwischen lag eine asphaltierte Straße voller Schlaglöcher. An der Straße stand kein einziger Baum; die Vorgärten waren verwildert, die Rasenflächen vertrocknet, weil es lange nicht geregnet hatte. Der Verkehr auf dem nahegelegenen Queens Boulevard dröhnte herüber, der Geruch von Autoabgasen hing in der Luft.
Ein Polizist zeigte ihnen, wo sie parken sollten, und sie stiegen aus. Die Polizei hatte beiderseits der Straße Absperrgitter und Betonsperren aufgestellt, außerdem standen überall Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht herum. Garza zeigte seinen Ausweis und wurde durch eine Absperrung gewunken, die eine drängelnde Menge von Schaulustigen zurückhielt, viele von ihnen tranken Bier, ein paar trugen sogar Partyhütchen und führten sich auf wie auf einem Straßenfest. New York City, dachte Gideon und schüttelte den Kopf.
Die Polizei hatte einen großen Bereich vor dem Haus, in dem Chalker die Geiseln genommen hatte, geräumt. Zwei mobile Einsatzkommandos waren in Stellung gegangen, das eine vorn, hinter einem gepanzerten Rettungsfahrzeug, das andere weiter hinten, hinter einer Reihe von Betonsperren. Gideon sah auf mehreren Häusern Scharfschützen, die von den Dächern spähten. In einiger Entfernung ertönte hin und wieder eine Stimme durch ein Megaphon, anscheinend ein Geiselnahmeexperte, der versuchte, beruhigend auf Chalker einzureden.
Als Garza sich nach vorn durchdrängte, hatte Gideon plötzlich eine Art Déjà-vu-Erlebnis, einen Anfall von Übelkeit. So war sein Vater getötet worden, genau so hatte es ausgesehen: Megaphone, mobile Einsatzkommandos, Scharfschützen und Absperrungen - kaltblütig erschossen, als er sich mit erhobenen Händen ergab ... Nur mit Mühe konnte Gideon die Erinnerung verdrängen.
Garza und Gideon durchquerten eine weitere Sperre und gelangten zu einem FBI-Kommandoposten. Einer der Agenten löste sich aus der Gruppe und kam zu ihnen.
»Special Agent Stone Fordyce«, stellte Garza den Mann vor. »Stellvertretender Leiter des FBI-Teams vor Ort. Sie werden mit ihm zusammenarbeiten.«
Gideon musterte Fordyce mit instinktiver Feindseligkeit. Der Typ sah aus wie aus einer Fernsehserie: hochgewachsen, gutaussehend, arrogant, selbstsicher und geradezu lächerlich fit. Er trug einen blauen Anzug, ein gestärktes weißes Hemd und eine gestreifte Krawatte, der Ausweis baumelte ihm um den Hals. Mit seinen schmalen blauen Augen blickte er auf Gideon herab, als betrachtete er eine niedere Lebensform.
»Sie sind also der Freund?«, fragte Fordyce und musterte Gideon eindringlich, vor allem dessen Kleidung - schwarze Jeans, schwarze Sneakers ohne Schnürsenkel, weißes Secondhand-Smokinghemd, dünner Schal.
»Ich bin nicht die unverheiratete Tante, wenn Sie das meinen«, erwiderte Gideon.
»Es geht um Folgendes«, fuhr Fordyce nach kurzer Pause fort. »Ihr Freund, dieser Chalker, ist paranoid. Hat Wahnvorstellungen, eine klassische psychotische Episode. Er gibt einen Haufen Verschwörungstheorien von sich: Die Regierung habe ihn entführt und zu Strahlungsexperimenten missbraucht und ihm Strahlen in den Kopf gejagt - das Übliche. Er glaubt, dass seine Vermieter an der Verschwörung beteiligt sind, und hat sie deshalb als Geiseln genommen, zusammen mit ihren zwei Kindern.«
»Was will er?«, fragte Gideon.
»Ist nicht ganz klar. Er ist mit - wie wir vermuten - einem 45er Colt bewaffnet. Er hat damit ein-, zweimal in die Luft geballert. Wir sind nicht sicher, ob er wirklich weiß, wie man mit dem Ding umgeht. Wissen Sie etwas über seine früheren Erfahrungen im Umgang mit Waffen?«
»Ich denke, er hat keine«, sagte Gideon.
»Erzählen Sie mal, was Sie über ihn wissen.«
»Einzelgänger. Hatte kaum Freunde, hatte sich eine gestörte Frau erster Güte aufgehalst, die ihn total ausgequetscht hat. War unzufrieden mit seinem Job, hat davon geredet, er wolle Schriftsteller werden. Schließlich ist er dann religiös geworden.«
»War er gut in seinem Beruf? Intelligent?«
»Er beherrschte seine Arbeit, war aber nicht brillant. Was seinen IQ betrifft, so ist der weitaus höher als der, sagen wir, eines durchschnittlichen FBI-Agenten.«
Es entstand eine Stille, während Fordyce die Antwort auf sich wirken ließ, aber nicht reagierte. »In der Kurzdarstellung heißt es, dass der Mann in Los Alamos Atomwaffen mitentwickelt hat. Stimmt das?«
»Mehr oder weniger.«
»Glauben Sie, dass er in dem Haus da Sprengsätze zusammengebastelt haben könnte?«
»Er hat vielleicht an Atomwaffen gearbeitet, aber wenn er einen Knallfrosch gehört hätte, wäre er ausgerastet. Und was die Sprengsätze angeht - das bezweifle ich stark.« Fordyce schaute ihn an und fuhr fort: »Er glaubt, dass alle hier was mit dem Staat zu tun haben und Agenten sind.«
»Womit er vermutlich recht hat.«
»Wir hoffen, dass er jemandem aus seiner Vergangenheit vertraut. Ihnen.«
Gideon hörte im Hintergrund weitere über Megaphon gerufene Sätze, dann eine verzerrte, gekreischte Antwort, die allerdings zu weit entfernt war, um sie verstehen zu können. Er drehte sich zu den Geräuschen um. »Ist er das?«, fragte er ungläubig.
»Leider.«
»Warum das Megaphon?«
»Er will weder per Handy noch Festnetz mit uns reden, weil wir das nur dazu benutzen würden, ihm noch mehr Strahlen in den Kopf zu jagen. Deswegen verwenden wir nur das Megaphon. Er ruft seine Antworten aus der Tür.«
Gideon drehte sich wieder in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. »Ich schätze mal, ich bin so weit, wenn Sie es sind.«
»Ich gebe Ihnen vorher noch einen Crashkurs in Geiselnahme-Verhandlungen«, sagte Fordyce. »Das Ganze beruht auf der Idee, ein Gefühl der Normalität zu erzeugen, den Erregungspegel zu senken, den Geiselnehmer zu beschäftigen, die Verhandlung zu verlängern. An sein Mitgefühl zu appellieren. Okay? Unser Ziel Nummer eins besteht darin, ihn dazu zu bringen, dass er die Kinder freilässt. Versuchen Sie, irgendetwas auszugraben, was er haben möchte, und tauschen Sie die Kinder dagegen ein. Konnten Sie mir so weit folgen?«
Offenbar bezweifelte er, dass Gideon zu rationalem Denken fähig war. Gideon nickte und verzog keine Miene.
»Sie sind nicht befugt, irgendetwas zu garantieren. Sie dürfen keine Versprechungen machen. Haben Sie verstanden? Alles muss mit dem Einsatzleiter abgesprochen werden. Worum der Mann auch bittet, gehen Sie darauf ein, aber sagen Sie, Sie müssten das erst mit dem Leiter abklären. Das ist der entscheidende Teil der Verhandlung. Dadurch wird die ganze Sache verlangsamt. Und wenn er etwas will, und die Antwort lautet nein, sind Sie nicht schuld. Es geht darum, ihn zu ermatten, ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen.«
Gideon wunderte sich, dass er mit dem Vorgehen insgesamt einverstanden war. Ein Polizist erschien mit einer kugelsicheren Weste.
»Wir werden Sie ein bisschen einkleiden«, sagte Fordyce. »Aber egal, es dürfte kein Risiko bestehen. Wir stecken Sie hinter kugelsicheres Plexiglas.« Sie halfen Gideon, sein Hemd auszuziehen und die kugelsichere Weste anzulegen, steckten ihm die Verlängerungen in die Hose, dann statteten sie ihn mit einem unsichtbaren Ohrhörer und einem Funkmikro aus. Während er sich das Hemd wieder anzog, hörte er im Hintergrund weitere Sätze aus einem Megaphon, unterbrochen von hysterischen, unverständlichen Antworten.
Fordyce warf einen Blick auf seine Armbanduhr und zuckte zusammen. »Irgendwelche neuen Entwicklungen?«, fragte er den Polizisten.
»Das Verhalten des Mannes wird schlimmer. Der Leiter glaubt, dass wir bald in die Endphase übergehen müssen.«
»Verdammt.« Fordyce schüttelte den Kopf und wandte sich wieder zu Gideon um. »Noch etwas: Sie werden nach einem Drehbuch vorgehen.«
»Einem Drehbuch?«
»Unsere Psychologen haben es geschrieben. Wir geben Ihnen jede Frage durch den Ohrhörer durch. Sie stellen die Frage, warten einen Moment, nachdem er geantwortet hat, und bekommen dann von uns die Antwort.«
»Das können Sie doch auch selber. Dazu brauchen Sie mich doch nicht.«
»Sie haben's erfasst. Wir benutzen Sie nur als Sprachrohr.«
»Wieso dann der Vortrag über Geiselnahme-Verhandlungen?«
»Damit Sie verstehen, was vor sich geht und warum. Und wenn das Gespräch persönlich wird, könnte es sein, dass Sie ein wenig improvisieren müssen. Aber nehmen Sie den Mund nicht zu voll, und machen Sie keine Versprechungen. Sichern Sie sich sein Wohlwollen, erinnern Sie ihn an Ihre Freundschaft, versichern Sie ihm, dass alles gut wird, dass seine Sorgen ernst genommen werden. Bleiben Sie ruhig. Und streiten Sie um Himmels willen nicht mit ihm über seine Wahnvorstellungen.«
»Ergibt Sinn.«
Fordyce musterte ihn lange, wie prüfend; seine Feindseligkeit ließ ein wenig nach. »Wir machen so etwas schon ziemlich lange.« Kurze Pause. »Sind Sie bereit?«
Gideon nickte.
»Los geht's.«
Übersetzung: Michael Benthack
© 2012 Knaur Paperback
... weniger
Autoren-Porträt von Douglas Preston, Lincoln Child
Lincoln Child studierte Literatur und arbeitete viele Jahre als Lektor bei St. Martin's Press. Gemeinsam mit seinem Freund Douglas Preston entwickelte er 1995 das Romanprojekt "Das Relikt", das innerhalb kürzester Zeit ein Millionenpublikum begeisterte. Child lebt mit Frau und Tochter in New Jersey.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
- 2012, 448 Seiten, Maße: 13,6 x 21 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Benthack, Michael
- Übersetzer: Michael Benthack
- Verlag: Knaur
- ISBN-10: 3426213559
- ISBN-13: 9783426213551
- Erscheinungsdatum: 02.11.2012
Rezension zu „Gideon Crew Band 2: Countdown - Jede Sekunde zählt “
"Gewohnt routiniert haben die beiden Erfolgsautoren diesen temporeichen Krimi geschrieben." -- Fuldaer Zeitung, 23.02.2013"Der Thriller ist super spannend und erzeugt Bilder im Kopf - man kann sich gut vorstellen, dass daraus mal ein richtiger Hollywood-Actionfilm wird." -- Radio Euroherz, 13.02.2013
"Die (...) Handlung weiß vom Start an zu unterhalten. Das Buch liefert solide Thrillerkost für den sonntäglichen Lesenachmittag auf dem Sofa." -- Norddeutsches Handwerk, 17.01.2013
"COUNTDOWN - JEDE SEKUNDE ZÄHLT ist eine tickende Zeitbombe und reißt die Nerven in Fetzen wie hochexplosives Dynamit. Dieser Thriller legt den Beweis vor: Douglas Preston und Lincoln Child sind Experten für atemberaubende Spannung, die dem Leser alles abverlangt und abgeht wie eine Rakete." -- Literaturmarkt.info, 03.12.2012
Kommentare zu "Gideon Crew Band 2: Countdown - Jede Sekunde zählt"
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