Habsburgs schräge Erzherzöge
Dem Kaiser blieb auch nichts erspart
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Habsburgs schräge Erzherzöge “
Sie waren zwar Habsburger, ordneten sich aber dem Kaiser nicht unter, sondern sorgten stattdessen für Skandale: Ein Erzherzog taumelte z.B. nackt durchs Hotel, der andere heiratete gleich zweimal eine Prostituierte.
Kurzweilige Porträts jenseits der offiziellen Geschichtsschreibung.
Klappentext zu „Habsburgs schräge Erzherzöge “
Die Eskapaden der k.u.k. Hoheiten: Skandal im Hause Kaiser Franz JosephsErzherzog Otto taumelt nackt durch die Gänge des Hotel Sacher. Erzherzogin Elisabeth Marie fährt im Rolls-Royce zum Erste-Mai-Aufmarsch. Erzherzog Leopold Ferdinand, mit bürgerlichem Namen Leopold Wölfling, heiratet zweimal Prostituierte und Erzherzog Ludwig Salvator fährt mit seiner Dampfsegelyacht "Nixe" als habsburgischer Diogenes jahrelang zur See. Sie alle lebten als Außenseiter, denn sie wollten sich nicht dem Willen eines starrsinnigen Monarchen beugen, der ein dem Untergang geweihtes Reich regierte. Insgesamt sechs Mitglieder der Familie Kaiser Franz Josephs porträtiert Hanne Egghardt in ihrem neuen Buch. Sie erzählt von ihren schillernden Charakteren, von ihren Wünschen, Träumen und Nöten: spannende Geschichten abseits der offiziellen Geschichtsschreibung.
Lese-Probe zu „Habsburgs schräge Erzherzöge “
Habsburgs schräge Erzherzöge von Hanne EgghardtLESEPROBE
Der „Herr Wölfling"
Erzherzog Leopold Ferdinand Salvator
(seit 1902 Leopold Wölfling)
Der älteste Sohn von Großherzog Ferdinand IV.
und dessen zweiter Frau Alice von Bourbon-Parma
* 2.12.1868 in Salzburg, † 4.7.1935 in Berlin
Das Jahr 1859 bedeutete für Ferdinand IV., „Nando", Großherzog der Toskana, die Katastrophe schlechthin: Erst 24 Jahre alt, verlor er seine junge Frau, sie starb an Typhus, nachdem sie in Neapel Austern gegessen hatte. Dann verzichtete sein Vater zu seinen Gunsten auf den Thron. Die Regierung aber konnte er nicht antreten. Im Zuge der Einigung Italiens war die Thronentsetzung der Habsburger in Florenz beschlossen worden. Die Familie Habsburg-Toskana hatte das Land zu verlassen.
Mit 24 Jahren Witwer und Vater einer kleinen Tochter, ein abgesetzter Monarch und noch dazu von den Geldflüssen aus der Toskana abgeschnitten, die diesem Zweig des Hauses Habsburg über vier Generationen zu beträchtlichem Wohlstand verholfen hatten, ließ sich Ferdinand IV in Salzburg nieder. Er wurde wieder dem habsburgischen Familienstatut unterstellt. Damit war er vom Kaiserhaus vor allem in finanzieller Hinsicht abhängig, denn er war auf die Apanage angewiesen, die Erzherzögen zustand. Politischen Einfluss hatte er keinen. Und seine Beliebtheit bei Hof in Wien hielt sich auch in Grenzen - zum einen weil man befürchtete, durch die finanziellen Ansprüche der „Toskaner" würden die Anteile der anderen Familienzweige geschmälert, und zum anderen weil er hauptsächlich italienisch sprach und sich in Auftreten und Stil geradezu peinlich vom Rest der Familie abhob.
1868 ging der Großherzog eine zweite Ehe ein, er heiratete auf Schloss Frohsdorf die ebenfalls italienisch sprechende Alice von Bourbon-Parma, „Alix". Sie
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schenkte ihm im Laufe der Jahre zehn Kinder. Als erstes wurde am 2. Dezember 1868 in Salzburg Leopold Ferdinand Salvator geboren - ein Jahr später kam Luise, die spätere Kronprinzessin von Sachsen, zur Welt.
„Nando" fügte sich in alles, nur in eines nicht: Er konnte und wollte nicht akzeptieren, dass er ein Herrscher ohne Reich war. Er fühlte sich als Großherzog im Exil und hielt auch im feuchten Salzburg eisern an der Fiktion fest, ein regierender Fürst zu sein. Mit allem, was dazu gehörte. Er unterhielt in der Salzburger Residenz, von der ihm der Kaiser weite Teile überlassen hatte, einen großen, von einem aus der Toskana stammenden Obersthofmeister dirigierten Hofstaat und eine Kanzlei, in der umfangreiche Korrespondenzen erledigt wurden. In der Residenz wimmelte es von livrierten Lakaien. An den Eingängen standen uniformierte Wachposten und im Vorbau des Glockenspielturms hatte eine Wachkompanie ihren Standort. Sie trat jedes Mal mit Gerassel an, wenn ein Mitglied der erzherzoglichen Familie vorfuhr. Damit die Familie des Erzherzogs nicht auf die gewohnten, in der Toskana üblichen Gerichte verzichten musste, waren meterhohe Ton-Urnen nach Salzburg geschafft worden, in denen feinstes Olivenöl aufbewahrt wurde.
Erzherzog Leopold Ferdinand beschrieb diese bizarre Situation später: „In Wien wäre mein Vater und seine Familie bald im Komplex der kaiserlichen Familie aufgegangen, und weder sein
besonderer Rang als Erzherzog, noch seine Stellung als Großherzog der Toskana wäre zutage getreten. In Salzburg repräsentierte er nicht allein einen Zweig des Hauses; auch die Besonderheit, daß er sich regelmäßig für einen ausländischen regierenden Fürsten hielt, gab seiner Position etwas Auffälliges und vielleicht auch Geheimnisvolles, da er schlecht Deutsch sprach und sein Hofstaat zum Teil aus Italienern bestand ..."
Kindheit
Die meiste Zeit verbrachte der Großherzog auf der Jagd. Seine zweite Leidenschaft galt seinem Segelboot in Lindau am Bodensee, wo er auch eine Villa besaß. Die Sommer über hielt sich die Familie meist im böhmischen Schlackenwerth auf. Bei all dem Aufwand, den der Großherzog nach außen hin trieb, wuchsen die Kinder aber keineswegs in Luxus auf. Ganz im Gegenteil, sie wurden nahezu spartanisch erzogen. Ein hartes Bett, eine einzige Decke Sommer und Winter, ein dünnes, hartes Kopfkissen und jeden Morgen Abduschen mit eiskaltem Wasser, das waren die Prinzipien, die der Vater als hygienisch betrachtete. Er selbst lebte nicht anders und verachtete jede Art von Verweichlichung.
Den Beginn des Tages schildert der Erzherzog in seinen Aufzeichnungen: „Zeitig morgens versammelten sich die Kinder, auch wenn sie schon lange als volljährig auf Urlaub zu Hause waren, zum Frühstück in der Kinderstube. Auf einem langen Tisch standen Tablette nebeneinander, jedes mit der Kaffee- und Milchkanne, Zucker, Butter und Semmeln sowie vier Biskuits. Meine Mutter trank Schokolade auf französische Art, sehr dick eingekocht, und benutzte hierzu eine silberne Kanne mit darin steckendem Quirl. Der Vater hatte eine besonders große Tasse, weil er es liebte, in den Milchkaffee Semmeln einzubrocken. Nach und nach bekam jedes der Kinder eine eigene Tasse oder eine besondere Kanne. Das übrige Porzellan war Meißner Zwiebelmuster, das auch im Allgemeinen gebraucht wurde. Für besondere Gelegenheiten war ein rotes Meißner Drachenmuster reserviert, von jenem hellroten Ziegelrot, das allein der königlichen Familie von Sachsen vorbehalten und nicht käuflich war. Es wurde gewartet, bis mein Vater erschien und an seiner Kleidung erkannte man sofort seine Laune. War er in Uniform, so war das häusliche Barometer auf stürmisch; wenn er jedoch eine alte Jagdjoppe anhatte, mit eigentümlichen graugrünen Knöpfen, so lachte heller Sonnenschein und man durfte sich erlauben, lauter zu sein, als sonst ..."
Ganz und gar nicht spartanisch ging es im Hause des Großherzogs bei so genannten „rekommandierten Diners" zu, bei denen 3o bis 40 Gäste eingeladen waren. Die Kinder durften daran ebenso wenig teilnehmen wie an Bällen. Bevor die Gäste kamen, war es ihnen aber erlaubt, noch schnell durch die festlich mit Blumen und Pflanzen geschmückten und von Kronlüstern mit Wachskerzen erhellten Räume zu huschen, in denen die Dienerschaft in roten Escarpins und Offiziale in schwarzer geschlossener Uniform mit Degen und Zweispitz unter dem Arm warteten. Sie durften auch zusehen, wie ihre Mutter die Toilette beendete. Strahlend von Brillanten - sie besaß immerhin das legendäre Halsband Marie Antoinettes -, in Seide und Samt mit einer langen Schleppe rauschend, war sie dann ihr ganzes Entzücken.
Copyright © 2008 by Verlag Kremayr & Scheriau KG, Wien
„Nando" fügte sich in alles, nur in eines nicht: Er konnte und wollte nicht akzeptieren, dass er ein Herrscher ohne Reich war. Er fühlte sich als Großherzog im Exil und hielt auch im feuchten Salzburg eisern an der Fiktion fest, ein regierender Fürst zu sein. Mit allem, was dazu gehörte. Er unterhielt in der Salzburger Residenz, von der ihm der Kaiser weite Teile überlassen hatte, einen großen, von einem aus der Toskana stammenden Obersthofmeister dirigierten Hofstaat und eine Kanzlei, in der umfangreiche Korrespondenzen erledigt wurden. In der Residenz wimmelte es von livrierten Lakaien. An den Eingängen standen uniformierte Wachposten und im Vorbau des Glockenspielturms hatte eine Wachkompanie ihren Standort. Sie trat jedes Mal mit Gerassel an, wenn ein Mitglied der erzherzoglichen Familie vorfuhr. Damit die Familie des Erzherzogs nicht auf die gewohnten, in der Toskana üblichen Gerichte verzichten musste, waren meterhohe Ton-Urnen nach Salzburg geschafft worden, in denen feinstes Olivenöl aufbewahrt wurde.
Erzherzog Leopold Ferdinand beschrieb diese bizarre Situation später: „In Wien wäre mein Vater und seine Familie bald im Komplex der kaiserlichen Familie aufgegangen, und weder sein
besonderer Rang als Erzherzog, noch seine Stellung als Großherzog der Toskana wäre zutage getreten. In Salzburg repräsentierte er nicht allein einen Zweig des Hauses; auch die Besonderheit, daß er sich regelmäßig für einen ausländischen regierenden Fürsten hielt, gab seiner Position etwas Auffälliges und vielleicht auch Geheimnisvolles, da er schlecht Deutsch sprach und sein Hofstaat zum Teil aus Italienern bestand ..."
Kindheit
Die meiste Zeit verbrachte der Großherzog auf der Jagd. Seine zweite Leidenschaft galt seinem Segelboot in Lindau am Bodensee, wo er auch eine Villa besaß. Die Sommer über hielt sich die Familie meist im böhmischen Schlackenwerth auf. Bei all dem Aufwand, den der Großherzog nach außen hin trieb, wuchsen die Kinder aber keineswegs in Luxus auf. Ganz im Gegenteil, sie wurden nahezu spartanisch erzogen. Ein hartes Bett, eine einzige Decke Sommer und Winter, ein dünnes, hartes Kopfkissen und jeden Morgen Abduschen mit eiskaltem Wasser, das waren die Prinzipien, die der Vater als hygienisch betrachtete. Er selbst lebte nicht anders und verachtete jede Art von Verweichlichung.
Den Beginn des Tages schildert der Erzherzog in seinen Aufzeichnungen: „Zeitig morgens versammelten sich die Kinder, auch wenn sie schon lange als volljährig auf Urlaub zu Hause waren, zum Frühstück in der Kinderstube. Auf einem langen Tisch standen Tablette nebeneinander, jedes mit der Kaffee- und Milchkanne, Zucker, Butter und Semmeln sowie vier Biskuits. Meine Mutter trank Schokolade auf französische Art, sehr dick eingekocht, und benutzte hierzu eine silberne Kanne mit darin steckendem Quirl. Der Vater hatte eine besonders große Tasse, weil er es liebte, in den Milchkaffee Semmeln einzubrocken. Nach und nach bekam jedes der Kinder eine eigene Tasse oder eine besondere Kanne. Das übrige Porzellan war Meißner Zwiebelmuster, das auch im Allgemeinen gebraucht wurde. Für besondere Gelegenheiten war ein rotes Meißner Drachenmuster reserviert, von jenem hellroten Ziegelrot, das allein der königlichen Familie von Sachsen vorbehalten und nicht käuflich war. Es wurde gewartet, bis mein Vater erschien und an seiner Kleidung erkannte man sofort seine Laune. War er in Uniform, so war das häusliche Barometer auf stürmisch; wenn er jedoch eine alte Jagdjoppe anhatte, mit eigentümlichen graugrünen Knöpfen, so lachte heller Sonnenschein und man durfte sich erlauben, lauter zu sein, als sonst ..."
Ganz und gar nicht spartanisch ging es im Hause des Großherzogs bei so genannten „rekommandierten Diners" zu, bei denen 3o bis 40 Gäste eingeladen waren. Die Kinder durften daran ebenso wenig teilnehmen wie an Bällen. Bevor die Gäste kamen, war es ihnen aber erlaubt, noch schnell durch die festlich mit Blumen und Pflanzen geschmückten und von Kronlüstern mit Wachskerzen erhellten Räume zu huschen, in denen die Dienerschaft in roten Escarpins und Offiziale in schwarzer geschlossener Uniform mit Degen und Zweispitz unter dem Arm warteten. Sie durften auch zusehen, wie ihre Mutter die Toilette beendete. Strahlend von Brillanten - sie besaß immerhin das legendäre Halsband Marie Antoinettes -, in Seide und Samt mit einer langen Schleppe rauschend, war sie dann ihr ganzes Entzücken.
Copyright © 2008 by Verlag Kremayr & Scheriau KG, Wien
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Autoren-Porträt von Hanne Egghardt
Hanne Egghardt, geboren 1948 in Mariazell/Österreich. Studierte in Graz und Istanbul Germanistik und die türkische Sprache. Arbeitet seit 1970 in Wien als Dolmetscherin, Journalistin (zurzeit alleinige Autorin von "GEO" Austria) und Buchautorin. Zuletzt erschienen bei Kremayr & Scheriau "Prinz Eugen - der Philosoph in Kriegsrüstung" (2007) und "Auf den Spuren Prinz Eugens - Barocke Pracht in und um Wien" (2008).
Bibliographische Angaben
- Autor: Hanne Egghardt
- 2008, 1., Aufl., 192 Seiten, 30 Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 14,2 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Verlag Kremayr & Scheriau
- ISBN-10: 3218007879
- ISBN-13: 9783218007870
- Erscheinungsdatum: 30.09.2008
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