Hanna Peters Band 1: Medusa
Eine todbringende Steinskulptur mitten in der Sahara. Ein Rätsel, älter als die Menschheit selbst. Eine Forschergruppe, verschollen in einem Höhlenlabyrinth. Und eine Frau, die als Einzige die kryptischen Zeichen zu deuten vermag.
Gelingt es ihr, die...
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Eine todbringende Steinskulptur mitten in der Sahara. Ein Rätsel, älter als die Menschheit selbst. Eine Forschergruppe, verschollen in einem Höhlenlabyrinth. Und eine Frau, die als Einzige die kryptischen Zeichen zu deuten vermag.
Gelingt es ihr, die anderen zu retten?
''Dieses Buch schlägt die Leser gnadenlos in seinen Bann.''
Lausitzer Rundschau
Thomas Thiemeyer studierte Geografie und Geologie und lebt in Stuttgart.
Thomas Thiemeyer entführt seine Leser zu einem der geheimnisvollsten Flecken der Erde, ins Aïr-Gebirge des Niger, wo tief in der Erde das steinerne Auge der Medusa ruht und auf Entdeckung wartet.
Medusa von Thomas Thiermeyer
LESEPROBE
Es war noch früh am Morgen, als sich dieGruppe fröstelnd und verschlafen um die Medusa versammelte. Albert und Malcolmlitten unzweifelhaft an einem kapitalen Kater, während Irene und Gregori sichzaghaft, beinahe zufällig an den Händen berührten. Hannah war nicht überrascht.Sie hatte gleich bemerkt, dass die beiden ein Verhältnis hatten. Vermutlichhatten sie die Nacht zusammen verbracht. Patrick trat von einem Bein aufsandere und rieb sich die Arme warm, während Chris in den Himmel blickte undsehnlichst die ersten Sonnenstrahlen in der Schlucht erwartete. Niemand sprachein Wort. Hannah fühlte ganz deutlich die Anspannung, die auf der Gruppelastete. Mehr als Andeutungen und Rätsel hatte er nicht von sich gegeben. Siemussten diesen Ort verlassen? Aber warum? Und wohin?
Sie blickte nach oben. Gerade schob sich dieSonne über den Felsgrat - es schien, als würde sich goldenes Wasser in dieSchlucht ergießen.
»Es ist so weit. Passt jetzt gut auf!« Chrisverließ seinen Standort neben der Skulptur und ging einige Meter auf dieFelswand zu, an der die Schlucht endete. Dort blieb er stehen. Er legte seineHand auf den Fels und lächelte Hannah aufmunternd zu. Das Sonnenlicht wandertemit verblüffendem Tempo auf seine Hand zu. Sie hielt den Atem an, wollte einenSchritt in seine Richtung gehen, doch er hatte ihre Absicht bemerkt und gab ihrzu verstehen, dass sie dort bleiben solle, wo sie stand. Jetzt hatte das Lichtseine Hand erreicht und kroch wie ein Lebewesen an ihr hoch. Und noch währendHannah dachte, was für ein angenehm warmes Gefühl das wohl sein müsse,entdeckte sie etwas. Die anderen Gruppenmitglieder hatten es auch gesehen, dennmit einem Mal kam Unruhe auf. »Da sind ja Symbole an der Wand«, rief Irene.»Ich erkenne Punkte und Linien.«
»Ja, und dort drüben sind noch mehr.« Hannaheilte auf Chris zu, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte, und legteihre Hände auf den Fels. Während die Sonne immer neue Abschnitte der Wandbeschien, enthüllte sie Unmengen dieser seltsam gepunkteten Zeichnungen. Hannahfuhr mit dem Finger darüber und stellte fest, dass die Einkerbungen unendlichfein waren. Bei normaler Beleuchtung wären sie nicht zu entdecken gewesen.
»Das ist der Grund, warum ich euch so frühhierher bestellt habe«, sagte Chris. »Die Zeichnungen sind so stark verwittert,dass ich sie erst nach zwei Tagen entdeckt habe. Sie sind nur bei extremflachem Sonnenstand zu erkennen. Es ist genau wie mit der Taschenlampe vor dreiTagen«, fügte er hinzu.
»Aber was ist das?«, fragte Malcolm, der indie Hocke gegangen war, um eine der Darstellungen näher zu untersuchen.
»Sternzeichen«, erklärte Chris ohneUmschweife. »Du hockst da gerade vor Orion. Eben noch zu erkennen über demastronomischen Horizont, der hier unten dargestellt ist. Rechts davon istAldebaran, gefolgt vom Sternzeichen des Stiers. Etwas darüber der Widder mitden Plejaden, gefolgt vom Sternzeichen der Fische. Links von dir die Zwillingemit Kastor und Pollux, darunter der kleine Hund, dann Krebs, Löwe und soweiter. Ich habe mir aktuelle Karten aus dem Netz runtergeladen und mit diesenhier verglichen. Es stimmt alles ganz genau. Natürlich existieren einigeAbweichungen, aber die lassen sich mit der Sternendrift erklären. Die Karte istimmerhin einige tausend Jahre alt.«
Eine atemlose Stille trat ein. Jeder schiendas eben Gehörte erst einmal verdauen zu müssen. Chris Erläuterungen waren soungeheuerlich, dass es keinem der Anwesenden leicht fiel, eine Bewertungabzugeben. Hannah konnte förmlich hören, wie die Gedanken ratterten. Sie hatteMühe, ruhig zu bleiben.
Wenn es stimmte, was Chris behauptete,würden große Teile der Frühgeschichte neu geschrieben werden müssen. Allein derGedanke, dass die Menschen vor dreizehntausend Jahren über detailliertesastronomisches Wissen verfügt haben sollen, war dermaßen absurd, dass nochniemand sich damit ernsthaft auseinander gesetzt hatte. Die erstenastronomischen Beobachtungen schrieb man den Sumerern und den Megalithvölkernzu, zwei Hochkulturen, die sich um dreitausend vor Christus entfaltet hatten.Während die Menschen in Europa die gewaltigen Observatorien von Stonehenge undCarnac aus Felsblöcken errichtet hatten, waren die Menschen im Vorderen Orientdazu übergegangen, ihre Keilschriftplatten mit Himmelskarten zu dekorieren.Davor gab es nur vereinzelte Ausschmückungen auf Grabplatten, die entfernt anSternbilder erinnerten. Aber man konnte dabei keinesfalls von einersystematischen Himmelsbeobachtung sprechen.
Das hier war etwas völlig anderes. Es wareine komplette und genaue Karte des gesamten Nachthimmels, entstanden indunkler Vergangenheit.
»Die Darstellungen sind sensationell«, lösteHannah das Schweigen. »Aber was haben sie für einen Sinn? Bei Stonehenge wissenwir, dass es sich um ein Observatorium gehandelt hat, mit dem sich dieJahreszeiten und eine Sonnenfinsternis bestimmen ließen. Die präziseAusrichtung einzelner Blöcke auf die Sonnenauf- und Untergangspositionen anSonnwendtagen sowie des Mondes zu den extremen Deklinationswerten lassen diesenSchluss zu. Aber das hier «
»Nein, das hier ist etwas völlig anderes«,erläuterte Chris. »Ich vermute, dass es eine Art Wegweiser ist. Aber, wie ichzugeben muss, ein ziemlich komplizierter. Die Skulptur markiert durch dieRichtung, die ihr Schatten zu einem bestimmten Zeitpunkt des Jahres wirft,eines der Sternbilder hier an der Wand. Wenn man dieses Sternbild zu einerbestimmten Nachtstunde anvisiert, erhält man die Richtung, in der der gesuchteOrt liegt. Misst man von zwei verschiedenen Orten, erhält man eine genauePunktangabe. Ziemlich kompliziert, nicht wahr?« Er lächelte erwartungsvoll indie Runde. »Man kann also davon ausgehen, dass es noch mehr von diesen Säulengegeben haben muss. Mittels einfacher Triangulation wären die Frühmenschen inder Lage gewesen, den gesuchten Ort exakt zu markieren. Da wir die anderenSäulenstandorte aber nicht kennen und auch nicht wissen, an welchem Datum undzu welcher Uhrzeit wir ablesen müssen, ist uns dieser Weg leider verschlossen.Abgesehen davon, hat sich der Stand der Sonne in den vergangenendreizehntausend Jahren so weit verändert, dass unser Ergebnis sehr ungenauwäre. Es muss sich aber um einen Ort von großer spiritueller Bedeutunggehandelt haben, denn sonst hätte man nicht so einen Aufwand getrieben.«
Irene warf ihm einen skeptischen Blick zu.»Wie kommst du auf diese verrückte Theorie? Ich meine, für mich sind daseinfach nur Sternzeichen.«
»Du vergisst die Inschriften auf dem Sockel.Ich konnte nicht alles lesen, aber doch genug, um herauszufinden, wozu dieganze Konstruktion gedient hat.«
»Was? Du hast die Schrift entziffernkönnen?» Albert rückte seine Brille zurecht. »Wie das?»
Chris ging zurück zu dem Steinsockel, aufdem die Medusa stand. »Seht her. Irenes Bemerkung, es könnte sich umHieroglyphen handeln, hat den entscheidenden Hinweis gebracht. Ursprünglich hatman bei den altägyptischen Schriftzeichen ja angenommen, es handele sich umeine Art Bildersprache. Es hat lange gedauert, bis man herausfand, dass dieSymbole in Wirklichkeit Buchstaben oder, besser gesagt, Lautzeichen sind. Vondieser Theorie ausgehend, habe ich den Spieß einfach umgedreht, und siehe da:Wenn man die Symbole wieder zurückführt und als Bildersprache interpretiert,bekommt die Inschrift einen Sinn. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich hierum ein Volk von begnadeten Künstlern gehandelt hat. Was also läge näher alseine Bilderschrift?«
»Eine neue Sprache?« Irene atmete tief ein.»Das ist sensationell! Das müssen wir unbedingt im Film bringen.«
»Ein Comic aus der Urzeit.« Malcolm pfiffdurch die Zähne.
»Und das hast du ganz allein herausgefunden?Alle Achtung! Ich dachte immer, du wärst Klimatologe.«
Hannah fand den Ton, den der Aufnahmeleiteranschlug, zwar unpassend, aber auch sie hatte das Gefühl, dass Chris etwas vorihnen verbarg. Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er mehr wusste,als er vorgab.
Chris zuckte mit den Schultern. »Das war nichtweiter schwierig. Ihr müsst wissen, Linguistik ist mein Hobby, und wir haben eshier mit einer sehr primitiven Sprache zu tun. Wenn man den ersten Puzzlesteingefunden hat, ist alles weitere nicht mehr schwierig.«
Irene blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauenan. »Das ist ja alles sehr interessant, aber ich verstehe immer noch nicht, wieuns das weiterbringt. Wie sollen wir deinen geheimnisvollen Hinweis verstehen,dass wir bald von hier verschwinden müssen?«
»Ah, jetzt kommen wir zum interessanten Teil.«Chris hockte sich neben den Stein. Seine Augen sprühten, als er die Umstehendenbat, sich die Inschriften auf dem Sockel einmal genau anzusehen.
»Ich habe von diesen Inschriften digitaleAufnahmen gemacht, und zwar bei unterschiedlichen Ausleuchtungen. Alle zusammenergeben einen recht guten Eindruck davon, was ein Bildsymbol ist und was nicht.Die Daten habe ich per Satellit an einen Freund an der University of Houstongeschickt, der sie digital geprüft hat. Sämtliche Fehler wie Unebenheiten,Kratzer oder Erosionsspuren wurden dabei entfernt. Herausgekommen ist dashier.«
Er legte drei Digital-Prints vor ihnen inden Sand. Sie zeigten verschiedene Abschnitte des Sockels, aber in einerKlarheit und Perfektion, wie sie selbst bei ihrer Herstellung nicht zu sehengewesen sein dürften. Die Bildsymbole wirkten wie auf eine Metallplatte geätzt.Jedes noch so kleine Detail war zu erkennen.
Hannah sah, dass die Darstellungen vielfeiner und perfekter waren, als sie zunächst angenommen hatte. Sie musste inGedanken an ihre Diskussion in der Schlucht zurückdenken und war jetztüberzeugter denn je: Diese Menschen waren nicht einfach nur umherreisendeKünstler gewesen. Ihnen war an diesem Ort etwas Außergewöhnliches widerfahren,etwas, was sie auf immer verändert hatte.
Trotzdem verstand sie immer noch nicht, wieihnen das weiterhelfen sollte, und als sie das sagte, erntete sie beifälligesGemurmel von allen Seiten.
Chris schüttelte tadelnd den Kopf. »Nicht soungeduldig. Ich komme schon noch darauf zu sprechen. Also, was ich bisherübersetzt habe, lautet ungefähr wie folgt: gesegnetes Wesen, das du unsWasser schenkst, wir sind dir zu ewigem Dank verpflichtet. Das hier konnteich nicht lesen, dann folgt: leuchtende Himmelserscheinung, dein Kussbefruchtete die Erde, blah, blah, blah. Dann hier wieder: sollst duruhen in den Bergen der Dunkelheit, wo ein Schrein aus schwarzem Glas deinewiger Ruheplatz ist.«
»Ziemlich blumige Sprache«, bemerkte Albert.»Ich verstehe kein Wort.«
»Habe ich anfangs auch nicht«, entgegneteChris. »Aber dann ist mir aufgefallen, dass die Bilderschrift nicht symbolischverwendet wurde. Nehmt zum Beispiel dieses Zeichen: Es sieht genau aus wie eineAntilope und nicht wie das Symbol für eine Antilope. Oder diese Palme. Siewurde so exakt dargestellt, dass man sie in einem Botanikführer unter demEintrag Dumpalme finden könnte. Jedes Detail ist zu erkennen. Und jetzt sehteuch das immer wiederkehrende Zeichen für Berg an. Meiner Meinung nach ist daskein Bergsymbol, sondern die genaue Bergsilhouette, so wie sie damalsausgesehen hat. Davon ausgehend, habe ich den Gedanken weitergesponnen. DieForm wird sich kaum verändert haben, da es hier seit ewigen Zeiten keineErosion gibt. Unter der Vorraussetzung, dass sich die Bergregion nicht in allzugroßer Ferne befand, konnte ich das Gebiet großzügig einkreisen. Mit diesenbeiden Parametern, Form und Gebiet, hat mein Freund erneut den Computer inHouston gefüttert. Er hat die Werte in einem geomorphologischen Programmverwendet. Unter Zuhilfenahme von Daten, die wir von einem satellitengestütztenLaser-Altimeter abgerufen haben. Kurze Zeit später spuckte das Programm einErgebnis aus. Hier. Seht euch das an.«
Er breitete eine Karte der westlichen Saharavor ihnen aus.
Hannah runzelte die Stirn. »Der AdrarTamgak? Der liegt doch im Aïr-Gebirge.«
»So ist es. Die Berge der Dunkelheit liegenfünfhundert Kilometer südlich von hier und sind vulkanischen Ursprungs. DerUntergrund besteht aus basaltischen Magmakammern, was wiederum ein Hinweis aufden erwähnten Schrein und unsere Medusa geben könnte, denn Basalt istbekanntlich «
» schwarz«, vervollständigte Irene denSatz. Sie griff sich an den Kopf. »Ich bin ganz durcheinander. Diese Geschichteist so fantastisch, dass sie schon wieder wahr sein könnte.«
© DroemerKnaur
Interview mit Thomas Thiemeyer
"Medusa"erzählt die Geschichte eines spektakulären archäologischen Fundes in derSahara. Immer tiefer geraten die Expeditionsmitglieder um Hannah Peters in denSog eines geheimnisvollen Fundstückes mit magischen Kräften. Sie haben Geologiestudiert und sind damit selber "vom Fach". Existieren solche mythischen Orteund Dinge wirklich?
Die meistender im Buch geschilderten Orte existieren tatsächlich, ebenso wie viele dererwähnten Kunstwerke. Die Sahara ist selbst für Wissenschaftler immer noch einOrt voller Rätsel. Neun Millionen Quadratkilometer aus Sand, Fels und Stille.Die einheimischen Tuareg sagen, Allah habe hier allesÜberflüssige entfernt, damit der Mensch das wahre Wesen der Dinge zu erkennenvermöge. Sie nennen die Sahara das Meer ohne Wasser. Doch so lyrisch dieserTitel auch klingen mag, zutreffend ist er nicht. Neueste Forschungen habenergeben, dass die Sahara tief im Inneren eines der größten Naturwunder unsererZeit beherbergt. Ein riesiges Reservoir an freiem Trinkwasser, eingebettet inStollen, Höhlen und Adern. Der Staat Libyen hat bereits damit begonnen, diesesReservoir anzuzapfen und den größten künstlichen Fluss derMenschheitsgeschichte zu bauen. Wie konnte es dazu kommen und wie ist es zuerklären, dass sich trotz der Trockenheit noch so viel Süßwasser in der Tiefebefindet?
Dies ist eines der Rätsel, das uns die Sahara aufgibt. Es existiert aber nochein anderes, das mindestens ebenso seltsam ist. Die Sahara wurde seit frühesterZeit von Menschen besiedelt. Jäger, Bauern und Viehzüchter kamen und gingen undhinterließen ihre Spuren in Form von Felsmalereien und Gravuren. Doch vorneuntausend Jahren erschien praktisch über Nacht eine Kultur, die Darstellungenvon solcher Perfektion und solcher Fremdartigkeit hinterließ, dass sieWissenschaftlern noch heute ein Mysterium sind. Riesige schwebende Gestaltenmit Antennen, Helmen, Stacheln und Raumanzügen, deretwegen der berühmteAfrikaforscher Henri Lhote den Figuren dieBezeichnung "Große Marsgötter" gegeben hat. Aber was ist auf den Bilderndargestellt? Sind es Masken, sind es Götter oder vielleicht Außerirdische?Woher kamen diese Menschen, woher hatten sie ihre Kunstfertigkeit und vorallem, wohin verschwanden sie? Denn eines ist klar: So plötzlich wie dieseKultur auftauchte, erlosch sie auch wieder. Niemand weiß bis heute, wohin dieseMenschen gegangen sind und warum keine der darauffolgenden Epochen einenHinweis auf ihren Verbleib hinterlassen hat. Alles, was von ihnen erhalten ist,sind Kunstwerke von atemberaubender Fremdartigkeit. Was wäre, wenn die beidenPhänomene miteinander verknüpft wären? Was, wenn sie nur zwei Teilbereicheeines einzigen Mysteriums wären, eines Rätsels, das unsere Vorstellungskraftübersteigt? Als Schriftsteller darf man solche Fragen stellen, ja, man musssie stellen, um die Phantasie des Lesers anzuregen und ihn zu ermutigen, dieWelt mit offenen Augen zu betrachten. Es ist nur eine Frage der richtigenMischung aus Dichtung und Wahrheit.
Bevor Sie mit dem Schreiben anfingen,haben Sie lange und erfolgreich als Illustrator von Science Fiction-und Jugendbüchern gearbeitet. Sieht man Ihre Bilder, so passen sie sehr gut zuden Landschaften, die dem Leser in "Medusa" vor deminneren Auge entstehen. Gibt es etwas, was Sie zu diesen geheimnisvollenFantasielandschaften inspiriert? Wie entstehen diese Bilder in IhrerVorstellung?
Die Frageist für mich ebenso schwer zu beantworten, als fragten Sie mich, warum ichträume. Fantasievolle Bilder, Ideen, und Geschichten sind ein integralerBestandteil meines täglichen Lebens. Sie entstehen einfach so, aus dem Nichts.So war es seit meiner Kindheit und so wird es hoffentlich immer bleiben. Indieser Hinsicht kann ich mich also nicht beklagen. Schwierig wird es aber, wennich mich entscheiden muss, welche Idee es wert ist, gemalt oder geschrieben zuwerden. Besonders gravierend ist dies bei einem Roman, denn hier muss die Idee sogut sein, dass sie über ein Jahr hinweg trägt.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?Ist die "Medusa"-Geschichte beim Malen entstanden,oder sind die Illustrationen und das Schreiben ganz verschiedene Dinge für Sie?Wie unterscheiden sich die beiden Metiers und was mögen sie besonders amSchreiben?
Malen undSchreiben sind für mich zwei Seiten ein und derselben Münze. In beiden Fällengeht es mir darum, Geschichten zu erzählen. Natürlich bedingen sie sehrunterschiedliche Kunstfertigkeiten, doch so sehr sie sich auch unterscheiden,so sehr ergänzen sie sich auch. Ein Buch birgt zum Beispiel den enormenVorteil, dass es den Leser sehr viel enger und vor allem länger an sich bindet,als ein Bild das jemals vermag. Dafür schafft ein Bild einen direkteren,unmittelbareren Zugang. Als kreativer Mensch bediene ich mich gerne beiderAusdrucksmöglichkeiten, jede zu ihrer Zeit.
Hannah und ihre Truppe sind im Nigerunterwegs. Ihre Schilderungen der Wüstenlandschaften dort sind sehr lebendig.Kennen Sie die Gegend aus eigener Erfahrung? Waren Sie vielleicht gar selberschon auf einer solchen Expedition?
Liebendgerne würde ich darauf mit Ja antworten. Doch leider ist der Niger einsolch unsicheres und gefährliches Gebiet, dass ich jeder Leserin und jedemLeser dringend davon abraten möchte, dorthin zu fahren. Die Entführung derSahara-Touristen sollte uns noch lebhaft in Erinnerung sein.
Nein, meine Geschichte basiert ausschließlich auf intensiver Recherche, wobeimir allerdings meine Erfahrungen in anderen Wüstenregionen dieser Erde einewertvolle Hilfe waren.
"Medusa"liest sich sehr spannend. So werden Ihre Leser sicherlich bald fragen, wie esweitergeht mit Hannah und Chris. Können Sie sich eine Fortsetzung ihrerAbenteuer vorstellen?
Die beidenFiguren sind mir zwar sehr ans Herz gewachsen, doch ich finde, dass die "Medusa" in sich so rund und abgeschlossen ist, dass sie keinerFortsetzung bedarf. Außerdem bin ich kein Freund von Fortsetzungen, lassen siedoch all zu oft die Qualität des Originals vermissen. Ausnahmen sind natürlichBuchreihen, die von vorneherein als Zyklus angelegt wurden. Ganz ausschließenmöchte ich es aber auch nicht. Vielleicht habe ich irgendwann einmal Lust undeine zündende Idee, um die Geschichte weiterzuspinnen oder Hannah und Chris inein neues Abenteuer zu stürzen. Im Moment schreibe ich allerdings an zwei neuenBüchern, die beide mindestens ebenso spannend sein werden, wie die "Medusa". Lassen Sie sich überraschen...
Die Fragenstellte Ulrike Künnecke, literaturtest.de.
- Autor: Thomas Thiemeyer
- 2005, 362 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426632306
- ISBN-13: 9783426632307
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