Hexengold / Die Wundärztin Bd.2
Roman
Deutschland zehn Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges: Eigentlich könnte die ehemalige Wundärztin Magdalena mit ihrem geliebten Eric ein glückliches Leben in Frankfurt führen, wo er sich als Kaufmann etabliert hat....
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Produktinformationen zu „Hexengold / Die Wundärztin Bd.2 “
Deutschland zehn Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges: Eigentlich könnte die ehemalige Wundärztin Magdalena mit ihrem geliebten Eric ein glückliches Leben in Frankfurt führen, wo er sich als Kaufmann etabliert hat. Doch da erfährt sie, dass ihr Mann ihr offensichtlich Nachrichten über ihre verschollene Familie in Königsberg verheimlicht hat. Gründet ihr ganzes Glück auf einer Lüge?
Als Eric spurlos verschwindet und Magdalena plötzlich mittellos dasteht, macht sie sich auf nach Königsberg, um das Geheimnis ihrer Familie zu enthüllen und damit auch Erics Vergangenheit auf den Grund zu gehen.
Als Eric spurlos verschwindet und Magdalena plötzlich mittellos dasteht, macht sie sich auf nach Königsberg, um das Geheimnis ihrer Familie zu enthüllen und damit auch Erics Vergangenheit auf den Grund zu gehen.
Klappentext zu „Hexengold / Die Wundärztin Bd.2 “
Deutschland zehn Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges: Eigentlich könnte die ehemalige Wundärztin Magdalena mit ihrem geliebten Eric ein glückliches Leben in Frankfurt führen, wo er sich als Kaufmann etabliert hat. Doch da erfährt sie, dass ihr Mann ihr offensichtlich Nachrichten über ihre verschollene Familie in Königsberg verheimlicht hat. Gründet ihr ganzes Glück auf einer Lüge? Als Eric spurlos verschwindet und Magdalena plötzlich mittellos dasteht, macht sie sich auf nach Königsberg, um das Geheimnis ihrer Familie zu enthüllen und damit auch Erics Vergangenheit auf den Grund zu gehen.
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Hexengold von Heidi RehnPROLOG
Das Erbe
FRANKFURT AM MAIN
Herbst 1650
1
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Im zweiten Jahr nach Ende des Großen Krieges meinten es die göttlichen Heerscharen gut mit den Frankfurtern. Seit
Tagen strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel, und es herrschten spätsommerlich milde Temperaturen. Die Ernte auf den Feldern war nahezu eingebracht, in den Weinbergen mainaufwärts versprachen die reifenden Trauben einen hervorragenden Tropfen. Die Herbstmesse präsentierte sich von ihrer besten Seite. In den frühen Morgenstunden schon drängten sich die Schaulustigen in der Stadt. Während des Gottesdienstes lag die Kanzel von Sankt Bartholomäus in goldenem Sonnenschein. Ein Kaufmann aus Holstein deutete das als Fingerzeig Gottes, die Messe und ihre Besucher auch in der nachfolgenden Woche weiterhin mit spätsommerlichem Wetter zu verwöhnen. In Vorfreude auf gute Geschäfte lauschten Kaufleute und Händler der Predigt.
Draußen fasste Magdalena nach der von Sommersprossen übersäten Hand Erics und lächelte ihn an. Wohlige Wärme durchflutete sie, als sie den Blick seiner blauen Augen auf ihren Wangen spürte. »Welch ein Trubel!«, rief sie und schaute von ihrem Platz vor dem Kirchenportal auf die Menschenmenge. »Wie schön, dass du mich hierher mitgenommen hast.« Ein Schatten huschte über Erics Gesicht. Sie schmunzelte. »Keine Sorge, ich werde dich in den nächsten Tagen nicht auf Schritt und Tritt begleiten. Deine Gespräche mit den anderen Kaufleuten interessieren mich weniger. Viel mehr brenne ich darauf, die unzähligen Stände ausgiebig anzuschauen und die Stadt kennenzulernen. Du wirst sehen: Am Ende vergesse ich darüber sogar die Sehnsucht nach unserer kleinen Carlotta. Doch bei der guten Berta weiß ich sie ohnehin in besten Händen.«
Ihre smaragdgrünen Augen sprühten vor Übermut. Sie schüttelte den roten Lockenschopf und reckte das spitze Kinn. Neben dem groß gewachsenen Eric wirkte sie so ein klein wenig stattlicher. Ihre Worte entsprachen allerdings nur der halben Wahrheit. Insgeheim hoffte sie darauf, endlich die Menschen kennenzulernen, mit denen er seit Jahr und Tag regen Handel trieb. Eric durchschaute sie. Ein spöttisches Zucken umspielte seine Mundwinkel. »Das sieht dir ähnlich, Liebes. Seit Jahr und Tag tust du nichts anderes, als dich mit niedlichem Putz zu beschäftigen«, spottete er. Doch dann wurde er ernst: »Sei ehrlich, weder die bunten Seidenbänder noch die prächtigen Samtstoffe oder all der andere Zierat fesseln dich an der Frankfurter Messe. In Wahrheit bist du darauf aus, mit mir an die Börse zu gehen und dir die Leute anzuschauen, mit denen ich verkehre.«
»Was ist falsch daran?«, entgegnete sie verwundert. Abermals meinte sie, in seinem sonnengebräunten Antlitz leichten Unmut zu lesen. Auch wenn im nächsten Moment das vertraute Lächeln zurückkehrte, blieb sie beunruhigt.
»Wie kann ich nur dein ewiges Misstrauen besiegen?«, fragte er leise und beugte sich vor, um sie zu küssen. Sie aber wich zurück. Dass Eric nicht begriff, worauf es ihr ankam, verletzte sie. Wie so oft in den letzten Monaten erschien er ihr mit einem Mal fremd. Niemand ist der, den man seit langem zu kennen meint, schoss es ihr durch den Kopf. Ohne Vorwarnung wurde sie laut: »Sag mir die Wahrheit! Verrat mir endlich, was in den zweimal zwei Jahren geschehen ist, die du gegen Ende des Großen Krieges aus meinem Leben verschwunden bist.«
Der offene Vorwurf traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Sie bereute es sogleich und wollte es wiedergutmachen, doch dazu war es zu spät. »Warum fängst du immer wieder damit an?« Verärgert entriss er ihr die Hand. »Es gibt keine Geheimnisse aus dieser Zeit! Du weißt über alles Bescheid. In den ersten Jahren haben mich die Franzosen festgehalten, und während der zweiten Trennung habe ich versucht, dich wiederzufinden. Als Kaufmannssohn habe ich das viele Herumreisen natürlich auch genutzt, um den Grundstein für unsere gemeinsame Zukunft zu legen. Dabei habe ich wichtige Kontakte geknüpft. Davon zehren wir gerade jetzt, vergiss das nie!« Atemlos hielt er inne und rang nach Luft. Unterdessen kam ihm ein Gedanke. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, abwehrend verschränkte er die Arme vor der Brust. »Jetzt verstehe ich. Du bist mit mir nach Frankfurt gereist, um auf der Herbstmesse herumzuhorchen, ob ich tatsächlich die Wahrheit sage. Wenn du mir nicht traust, sollten wir besser gleich wieder abreisen.« Abrupt drehte er sich um.
»Eric, bleib!« Sie hielt ihn am Arm zurück. »Verzeih mir, bitte.« Ihre Stimme wurde flehentlich, sie senkte den Blick und sprach leise weiter. »Ich wollte dir weder die Laune verderben noch etwas Böses unterstellen. Es ist einfach das untätige Herumsitzen auf Bertas Hof, das mich allmählich in den Wahnsinn treibt. Du bist immerzu unterwegs und erlebst die aufregendsten Dinge, ich aber hocke da und warte, spiele mit Carlotta und schaue dem Unkraut beim Wachsen zu. Kein Wunder, dass mir dabei die unsinnigsten Gedanken kommen! « Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang ihm die Arme um den Hals. Fest drückte sie den zierlichen Leib gegen seine breite Brust. »Bitte, sei mir wieder gut, Liebster! Du hast recht, es gibt keine Geheimnisse zwischen uns. Ich weiß auch nicht, warum mir das vorhin rausgerutscht ist. Meine Angst, dich noch einmal zu verlieren, ist einfach zu groß. Ein weiteres Mal überstehe ich das nicht. Es war die Hölle, nicht zu wissen, wo du steckst, was du treibst. Die Angst, ob du überhaupt noch am Leben bist.«
Tränen traten ihr in die Augen, und sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Sie spürte, wie versteift er war. Die Finger ihrer rechten Hand glitten um den Bernstein auf ihrer Brust, der unter dem Mieder verborgen war. Sie hoffte, das Pfand ihrer Liebe würde sie vor neuem Unheil bewahren.
Es dauerte, bis Eric sich aus der Starre löste. »Da ist nichts zu verzeihen.« Er löste ihre Arme sanft von seinem Hals und schob sie ein Stück von sich fort. Ein warmer Sonnenstrahl traf ihr Haupt. Das Haar leuchtete kupferfarben, die smaragdgrünen Augen schimmerten feucht. Mit klopfendem Herzen sah sie zu ihm auf. Endlich fuhr er fort: »Ich hätte mir denken können, dass du auf törichte Gedanken kommst, wenn du allein auf Bertas Hof bleibst. Sesshaft zu werden, musst du wohl erst noch lernen. Dabei ist es keine Kunst, an ein und demselben Ort ein zufriedenes und ausgefülltes Leben zu führen. So viele Menschen tun das. Seit zwei Jahren schon herrscht Frieden im Land. Höchste Zeit, dass auch wir das Umherziehen beenden und uns einen Platz suchen, an dem wir die Früchte unserer Arbeit in Ruhe genießen.«
Er legte ihr den Arm um die Schultern und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Willig gab sie sich der Zärtlichkeit hin. Wenigstens liebte er sie noch immer so leidenschaftlich wie am ersten Tag ihrer Beziehung. Das war das Wichtigste. Alles andere musste dahinter zurücktreten.
Eng aneinandergeschmiegt verließen sie den Vorplatz des Kaiserdoms. Ganz Frankfurt hatte sich in einen riesigen Messeplatz verwandelt. In sämtlichen Winkeln der Stadt präsentierten Händler und Kaufleute aus aller Herren Länder ihre Waren. Der Geruch vertrauter Kräuter mischte sich mit dem Odem exotischer Gewürze, es duftete nach röschen Backwaren und knusprig gebratenen Spanferkeln. Von einer anderen Ecke zog der Geruch nach gegerbtem Leder, gefärbten Stoffen und frisch gehobeltem Holz herüber. Überall entlang des Mainufers, auf dem Römerberg, der Neuen Kräme, dem Liebfrauenberg sowie auf Heu- und Rossmarkt wurde gefeilscht und geschachert. Die patrouillierenden Büttel hatten alle Hände voll zu tun, über Qualität und Preis streitende Kampfhähne voneinander zu trennen. Zwischendrin erklangen immer wieder Aufschreie: »Haltet den Dieb!«, »Ergreift die windigen Betrüger!« Gelegentlich sah man, wie ein Langfinger flink wie ein Kaninchen Haken schlug, um den wütenden Verfolgern zu entkommen.
Die Läden der Einheimischen hatten ihre Pforten weit geöffnet. In Höfen und Hauseingängen priesen Handwerker ihre Erzeugnisse an. Dazwischen zeigten Gaukler und Spielleute halsbrecherische Kunststücke, selbst englische Komödianten boten ihr Können dar. Venezianische Theaterleute umtanzten Magdalena und Eric. Einer bot Eric seine phantasievolle Maske zum Kauf an. »Die würde gut zu dir passen.« Magdalena war begeistert von der verschmitzten Grimasse, Eric aber schob den Spielmann brüsk beiseite. »Ich brauche keine Maske. Ich habe nichts zu verbergen.«
»Es war doch nur ein Spaß!« Rasch zog sie ihn zur nächsten Ecke, wo ein Bauernmädchen bunte Gebinde aus Astern, Veilchen und Vergissmeinnicht anpries. Hinter ihr streckte ein altes Weib Sträuße mit Heilkräutern in die Höhe. Beglückt sog Magdalena den Duft von Rosmarin, Thymian und Salbei ein. Eric erspähte unterdessen einen Bäckerjungen und erstand einen ofenwarmen Schmalzkringel. »Das macht wenigstens satt!«, erklärte er und stopfte Magdalena ein Stück des Gebäcks in den Mund. Seine gute Laune war zurück. Im Weitergehen bissen sie abwechselnd von dem Kringel ab, bis sich ihre Lippen bei der letzten Krume zum innigen Kuss fanden.
Trotz dieser Neckerei entging Magdalena nicht, dass ihr rotblonder Liebster mit der stattlichen Figur und der prächtigen Kleidung Aufsehen erregte. Selbst biedere Bürgersfrauen drehten sich nach ihm um und steckten anschließend tuschelnd die Köpfe zusammen. Wahrscheinlich wunderten sie sich, dass ein so beeindruckender Mann mit einer zierlichen, rothaarigen Frau wie ihr vorliebnahm. Sie lächelte, wusste sie doch, dass auch sie mit ihrem auffälligen Haar, den leuchtend grünen Augen, der makellosen Haut und dem sicheren Auftreten bei nicht wenigen Männern Gefallen fand. Stolz streckte sie die kleine Brust heraus. Ihr dunkelblaues Taftkleid, über dem sie ein fliederfarbenes Tuch mit feiner Spitze trug, raschelte bei jedem Schritt. Eric tat, als merkte er nichts von der Aufmerksamkeit, die ihnen zuteilwurde. Hin und wieder grüßte er einen Bekannten, blieb allerdings selbst auf nachdrückliche Einladung bei niemandem längere Zeit stehen. Ihr war das nur recht, schenkte ihnen das ausreichend Muße, die mannigfaltigen Eindrücke gemeinsam zu genießen. »Wir müssen daran denken, Carlotta etwas Besonderes mitzubringen«, sagte sie, als sie bei einem Händler einen Ballen edelsten Kamelhaarstoffs entdeckte. Versonnen befühlte sie das weiche Material. »Daraus könnte Berta uns allen dreien ansehnliche Wintermäntel nähen.«
»Lass uns das in den nächsten Tagen entscheiden.« Plötzlich wirkte Eric unruhig und zog sie weiter. Erstaunt beobachtete sie, wie er mehrmals über die Schulter zurückschaute. »Was hast du?«, fragte sie und versuchte, seinen Blicken zu folgen.
»Nichts«, beeilte er sich zu versichern und legte ihr den Arm um die Schultern. Flüchtig hauchte er ihr einen Kuss aufs Haar und zeigte nach vorn. »Schau, das dort hinten interessiert dich bestimmt.«
Mit großen Schritten eilte er in die Richtung einer engen Gasse. Die Sonne reichte nicht weit in die Häuserschlucht hin ein. Magdalena brauchte eine Weile, bis sie in der Dämmerung Genaueres erkennen konnte. Unzählige kleine Läden reihten sich aneinander. Mehrere Büttel zogen ihre Bahnen und warfen drohende Blicke, von denen sich die Schaulustigen jedoch nicht einschüchtern ließen. Sie schlenderten neugierig umher, blieben mal hier, mal dort stehen und bestaunten die Auslagen. Endlich begriff Magdalena, was hier gehandelt wurde: In den Läden präsentierten die Händler ein reiches Angebot an Juwelen, Silber und Gold, selbst Bernstein gab es in allen erdenklichen Größen und Güteklassen, mit und ohne Einschlüsse von Insekten, poliert oder noch im Rohzustand. Unwillkürlich fasste sie sich an die Brust, spürte die beruhigende Erhebung, die ihr eigener Bernstein unter dem Mieder warf. Ein Stein dieser seltenen Beschaffenheit würde ein Vermögen erzielen. Für sie aber war der honiggelbe Talisman mit dem sechsbeinigen Insekt unbezahlbar. Eric hatte ihn ihr einst als Pfand ihrer Liebe geschenkt. Wurden sie getrennt, führte er sie immer wieder zusammen. Wie verlässlich seine Kraft war, hatte er in der Vergangenheit mehr als ein Mal bewiesen. An die Gasse mit den Schmuck- und Bernsteinhändlern schlossen sich breitere Straßen an, in denen vor allem Leder, Stoffe und Pelze angeboten wurden.
Obwohl sie nun schon lange auf den Beinen waren, wurde Magdalena nicht müde, sich alles anzusehen. Am meisten reizten sie die Bücher, die an den Straßenecken angepriesen wurden. »Dafür ist Frankfurt hinlänglich bekannt«, belächelte Eric ihre Entzückensrufe. Kein einziges Mal jedoch blieb er stehen, wenn sie in den Stapeln wühlen wollte. »Die kannst du dir alle später noch anschauen, wenn du allein unterwegs bist.«
»Was hast du vor?«
»Nichts Besonderes«, wiegelte er ab und erklärte nach einigem Zögern, als wäre es ihm gerade erst eingefallen: »Komm, ich zeige dir das Haus, in dem der Kaiser bei seinen Besuchen in Frankfurt residiert.«
»Ist der hohe Herr da? Dann wird es Zeit, dass wir ihm unsere Aufwartung machen.« Liebevoll puffte sie Eric in die Seite. Er aber drängte bereits weiter. Sie kamen nicht weit, weil der Trubel auf dem Römerberg und der Neuen Kräme ein rasches Vorankommen verhinderte. Bald schien es unmöglich, auch nur in die Nähe des Liebfrauenbergs mit dem Haus Braunfels zu gelangen. Mehr und mehr kamen Magdalena und Eric von dem direkten Weg ab, bis sie sich schließlich am Rande des Römerbergs wiederfanden. Erst im letzten Moment konnte Magdalena einem Knecht ausweichen, der ein Weinfass aus einem Hoftor rollte. Dabei stieß sie Eric gegen einen entgegenkommenden Mann. Wütend entrüstete sich dieser. »Pass gefälligst auf!«
Doch als der Mann erkannte, wer ihn angerempelt hatte, verzog sich seine erboste Miene zu einem erfreuten Lachen. »So ein Zufall! Eric! Was machst du hier?« Schon breitete er die Arme zum Willkommensgruß aus.
Statt in ebensolche Freude auszubrechen wie sein Gegenüber, rang sich Eric nur ein wohlwollendes Lächeln ab. Neugierig wartete Magdalena, dem Fremden vorgestellt zu werden. Eric aber schien ihre Anwesenheit vergessen zu haben. Der Fremde war nicht ganz so groß, dafür kräftiger gebaut als er. Der Kleidung nach mochte er ein ähnlich erfolgreicher Kaufmann sein: Die Kniehosen und der Rock waren aus feinstem Tuch gearbeitet, das Hemd unter dem Wams war von weißer Seide und elegantem Schnitt. Kurz lupfte er den modischen Spitzhut zum Gruß. Hellbraune Locken, die von ersten Silberfäden durchzogen waren, blitzten darunter hervor. An den Schläfen lichtete sich die Pracht allerdings deutlich. Daraus schloss Magdalena, dass er einige Jahre älter war als Eric. Die ordentlich gestutzten Barthaare zeigten sich von ebenso lichtem Braun wie das Haupthaar, selbst die Augen schienen von der gleichen Farbe. Das Auffälligste an dem Mann aber war seine Nase. Einem gewaltigen Erker gleich, ragte sie weit aus dem Gesicht.
»Vinzent!«, rief Eric endlich aus. »Welch Überraschung, dich hier zu treffen.« Er schaute auf Magdalena und schien sich erst jetzt wieder an ihre Anwesenheit zu erinnern. Offenkundig suchte er nach passenden Worten, sie vorzustellen. Es zuckte um seine Mundwinkel, oberhalb der Nasenwurzel gruben sich zwei steile Falten ein. Als sich ihre Blicke trafen, zwinkerte sie ihm aufmunternd zu. Verlegen hüstelte er in die Faust, um schließlich zu erklären: »Das ist meine Gemahlin Magdalena.«
Copyright © 2010 by Knaur Taschenbuch.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Im zweiten Jahr nach Ende des Großen Krieges meinten es die göttlichen Heerscharen gut mit den Frankfurtern. Seit
Tagen strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel, und es herrschten spätsommerlich milde Temperaturen. Die Ernte auf den Feldern war nahezu eingebracht, in den Weinbergen mainaufwärts versprachen die reifenden Trauben einen hervorragenden Tropfen. Die Herbstmesse präsentierte sich von ihrer besten Seite. In den frühen Morgenstunden schon drängten sich die Schaulustigen in der Stadt. Während des Gottesdienstes lag die Kanzel von Sankt Bartholomäus in goldenem Sonnenschein. Ein Kaufmann aus Holstein deutete das als Fingerzeig Gottes, die Messe und ihre Besucher auch in der nachfolgenden Woche weiterhin mit spätsommerlichem Wetter zu verwöhnen. In Vorfreude auf gute Geschäfte lauschten Kaufleute und Händler der Predigt.
Draußen fasste Magdalena nach der von Sommersprossen übersäten Hand Erics und lächelte ihn an. Wohlige Wärme durchflutete sie, als sie den Blick seiner blauen Augen auf ihren Wangen spürte. »Welch ein Trubel!«, rief sie und schaute von ihrem Platz vor dem Kirchenportal auf die Menschenmenge. »Wie schön, dass du mich hierher mitgenommen hast.« Ein Schatten huschte über Erics Gesicht. Sie schmunzelte. »Keine Sorge, ich werde dich in den nächsten Tagen nicht auf Schritt und Tritt begleiten. Deine Gespräche mit den anderen Kaufleuten interessieren mich weniger. Viel mehr brenne ich darauf, die unzähligen Stände ausgiebig anzuschauen und die Stadt kennenzulernen. Du wirst sehen: Am Ende vergesse ich darüber sogar die Sehnsucht nach unserer kleinen Carlotta. Doch bei der guten Berta weiß ich sie ohnehin in besten Händen.«
Ihre smaragdgrünen Augen sprühten vor Übermut. Sie schüttelte den roten Lockenschopf und reckte das spitze Kinn. Neben dem groß gewachsenen Eric wirkte sie so ein klein wenig stattlicher. Ihre Worte entsprachen allerdings nur der halben Wahrheit. Insgeheim hoffte sie darauf, endlich die Menschen kennenzulernen, mit denen er seit Jahr und Tag regen Handel trieb. Eric durchschaute sie. Ein spöttisches Zucken umspielte seine Mundwinkel. »Das sieht dir ähnlich, Liebes. Seit Jahr und Tag tust du nichts anderes, als dich mit niedlichem Putz zu beschäftigen«, spottete er. Doch dann wurde er ernst: »Sei ehrlich, weder die bunten Seidenbänder noch die prächtigen Samtstoffe oder all der andere Zierat fesseln dich an der Frankfurter Messe. In Wahrheit bist du darauf aus, mit mir an die Börse zu gehen und dir die Leute anzuschauen, mit denen ich verkehre.«
»Was ist falsch daran?«, entgegnete sie verwundert. Abermals meinte sie, in seinem sonnengebräunten Antlitz leichten Unmut zu lesen. Auch wenn im nächsten Moment das vertraute Lächeln zurückkehrte, blieb sie beunruhigt.
»Wie kann ich nur dein ewiges Misstrauen besiegen?«, fragte er leise und beugte sich vor, um sie zu küssen. Sie aber wich zurück. Dass Eric nicht begriff, worauf es ihr ankam, verletzte sie. Wie so oft in den letzten Monaten erschien er ihr mit einem Mal fremd. Niemand ist der, den man seit langem zu kennen meint, schoss es ihr durch den Kopf. Ohne Vorwarnung wurde sie laut: »Sag mir die Wahrheit! Verrat mir endlich, was in den zweimal zwei Jahren geschehen ist, die du gegen Ende des Großen Krieges aus meinem Leben verschwunden bist.«
Der offene Vorwurf traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Sie bereute es sogleich und wollte es wiedergutmachen, doch dazu war es zu spät. »Warum fängst du immer wieder damit an?« Verärgert entriss er ihr die Hand. »Es gibt keine Geheimnisse aus dieser Zeit! Du weißt über alles Bescheid. In den ersten Jahren haben mich die Franzosen festgehalten, und während der zweiten Trennung habe ich versucht, dich wiederzufinden. Als Kaufmannssohn habe ich das viele Herumreisen natürlich auch genutzt, um den Grundstein für unsere gemeinsame Zukunft zu legen. Dabei habe ich wichtige Kontakte geknüpft. Davon zehren wir gerade jetzt, vergiss das nie!« Atemlos hielt er inne und rang nach Luft. Unterdessen kam ihm ein Gedanke. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, abwehrend verschränkte er die Arme vor der Brust. »Jetzt verstehe ich. Du bist mit mir nach Frankfurt gereist, um auf der Herbstmesse herumzuhorchen, ob ich tatsächlich die Wahrheit sage. Wenn du mir nicht traust, sollten wir besser gleich wieder abreisen.« Abrupt drehte er sich um.
»Eric, bleib!« Sie hielt ihn am Arm zurück. »Verzeih mir, bitte.« Ihre Stimme wurde flehentlich, sie senkte den Blick und sprach leise weiter. »Ich wollte dir weder die Laune verderben noch etwas Böses unterstellen. Es ist einfach das untätige Herumsitzen auf Bertas Hof, das mich allmählich in den Wahnsinn treibt. Du bist immerzu unterwegs und erlebst die aufregendsten Dinge, ich aber hocke da und warte, spiele mit Carlotta und schaue dem Unkraut beim Wachsen zu. Kein Wunder, dass mir dabei die unsinnigsten Gedanken kommen! « Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang ihm die Arme um den Hals. Fest drückte sie den zierlichen Leib gegen seine breite Brust. »Bitte, sei mir wieder gut, Liebster! Du hast recht, es gibt keine Geheimnisse zwischen uns. Ich weiß auch nicht, warum mir das vorhin rausgerutscht ist. Meine Angst, dich noch einmal zu verlieren, ist einfach zu groß. Ein weiteres Mal überstehe ich das nicht. Es war die Hölle, nicht zu wissen, wo du steckst, was du treibst. Die Angst, ob du überhaupt noch am Leben bist.«
Tränen traten ihr in die Augen, und sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Sie spürte, wie versteift er war. Die Finger ihrer rechten Hand glitten um den Bernstein auf ihrer Brust, der unter dem Mieder verborgen war. Sie hoffte, das Pfand ihrer Liebe würde sie vor neuem Unheil bewahren.
Es dauerte, bis Eric sich aus der Starre löste. »Da ist nichts zu verzeihen.« Er löste ihre Arme sanft von seinem Hals und schob sie ein Stück von sich fort. Ein warmer Sonnenstrahl traf ihr Haupt. Das Haar leuchtete kupferfarben, die smaragdgrünen Augen schimmerten feucht. Mit klopfendem Herzen sah sie zu ihm auf. Endlich fuhr er fort: »Ich hätte mir denken können, dass du auf törichte Gedanken kommst, wenn du allein auf Bertas Hof bleibst. Sesshaft zu werden, musst du wohl erst noch lernen. Dabei ist es keine Kunst, an ein und demselben Ort ein zufriedenes und ausgefülltes Leben zu führen. So viele Menschen tun das. Seit zwei Jahren schon herrscht Frieden im Land. Höchste Zeit, dass auch wir das Umherziehen beenden und uns einen Platz suchen, an dem wir die Früchte unserer Arbeit in Ruhe genießen.«
Er legte ihr den Arm um die Schultern und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Willig gab sie sich der Zärtlichkeit hin. Wenigstens liebte er sie noch immer so leidenschaftlich wie am ersten Tag ihrer Beziehung. Das war das Wichtigste. Alles andere musste dahinter zurücktreten.
Eng aneinandergeschmiegt verließen sie den Vorplatz des Kaiserdoms. Ganz Frankfurt hatte sich in einen riesigen Messeplatz verwandelt. In sämtlichen Winkeln der Stadt präsentierten Händler und Kaufleute aus aller Herren Länder ihre Waren. Der Geruch vertrauter Kräuter mischte sich mit dem Odem exotischer Gewürze, es duftete nach röschen Backwaren und knusprig gebratenen Spanferkeln. Von einer anderen Ecke zog der Geruch nach gegerbtem Leder, gefärbten Stoffen und frisch gehobeltem Holz herüber. Überall entlang des Mainufers, auf dem Römerberg, der Neuen Kräme, dem Liebfrauenberg sowie auf Heu- und Rossmarkt wurde gefeilscht und geschachert. Die patrouillierenden Büttel hatten alle Hände voll zu tun, über Qualität und Preis streitende Kampfhähne voneinander zu trennen. Zwischendrin erklangen immer wieder Aufschreie: »Haltet den Dieb!«, »Ergreift die windigen Betrüger!« Gelegentlich sah man, wie ein Langfinger flink wie ein Kaninchen Haken schlug, um den wütenden Verfolgern zu entkommen.
Die Läden der Einheimischen hatten ihre Pforten weit geöffnet. In Höfen und Hauseingängen priesen Handwerker ihre Erzeugnisse an. Dazwischen zeigten Gaukler und Spielleute halsbrecherische Kunststücke, selbst englische Komödianten boten ihr Können dar. Venezianische Theaterleute umtanzten Magdalena und Eric. Einer bot Eric seine phantasievolle Maske zum Kauf an. »Die würde gut zu dir passen.« Magdalena war begeistert von der verschmitzten Grimasse, Eric aber schob den Spielmann brüsk beiseite. »Ich brauche keine Maske. Ich habe nichts zu verbergen.«
»Es war doch nur ein Spaß!« Rasch zog sie ihn zur nächsten Ecke, wo ein Bauernmädchen bunte Gebinde aus Astern, Veilchen und Vergissmeinnicht anpries. Hinter ihr streckte ein altes Weib Sträuße mit Heilkräutern in die Höhe. Beglückt sog Magdalena den Duft von Rosmarin, Thymian und Salbei ein. Eric erspähte unterdessen einen Bäckerjungen und erstand einen ofenwarmen Schmalzkringel. »Das macht wenigstens satt!«, erklärte er und stopfte Magdalena ein Stück des Gebäcks in den Mund. Seine gute Laune war zurück. Im Weitergehen bissen sie abwechselnd von dem Kringel ab, bis sich ihre Lippen bei der letzten Krume zum innigen Kuss fanden.
Trotz dieser Neckerei entging Magdalena nicht, dass ihr rotblonder Liebster mit der stattlichen Figur und der prächtigen Kleidung Aufsehen erregte. Selbst biedere Bürgersfrauen drehten sich nach ihm um und steckten anschließend tuschelnd die Köpfe zusammen. Wahrscheinlich wunderten sie sich, dass ein so beeindruckender Mann mit einer zierlichen, rothaarigen Frau wie ihr vorliebnahm. Sie lächelte, wusste sie doch, dass auch sie mit ihrem auffälligen Haar, den leuchtend grünen Augen, der makellosen Haut und dem sicheren Auftreten bei nicht wenigen Männern Gefallen fand. Stolz streckte sie die kleine Brust heraus. Ihr dunkelblaues Taftkleid, über dem sie ein fliederfarbenes Tuch mit feiner Spitze trug, raschelte bei jedem Schritt. Eric tat, als merkte er nichts von der Aufmerksamkeit, die ihnen zuteilwurde. Hin und wieder grüßte er einen Bekannten, blieb allerdings selbst auf nachdrückliche Einladung bei niemandem längere Zeit stehen. Ihr war das nur recht, schenkte ihnen das ausreichend Muße, die mannigfaltigen Eindrücke gemeinsam zu genießen. »Wir müssen daran denken, Carlotta etwas Besonderes mitzubringen«, sagte sie, als sie bei einem Händler einen Ballen edelsten Kamelhaarstoffs entdeckte. Versonnen befühlte sie das weiche Material. »Daraus könnte Berta uns allen dreien ansehnliche Wintermäntel nähen.«
»Lass uns das in den nächsten Tagen entscheiden.« Plötzlich wirkte Eric unruhig und zog sie weiter. Erstaunt beobachtete sie, wie er mehrmals über die Schulter zurückschaute. »Was hast du?«, fragte sie und versuchte, seinen Blicken zu folgen.
»Nichts«, beeilte er sich zu versichern und legte ihr den Arm um die Schultern. Flüchtig hauchte er ihr einen Kuss aufs Haar und zeigte nach vorn. »Schau, das dort hinten interessiert dich bestimmt.«
Mit großen Schritten eilte er in die Richtung einer engen Gasse. Die Sonne reichte nicht weit in die Häuserschlucht hin ein. Magdalena brauchte eine Weile, bis sie in der Dämmerung Genaueres erkennen konnte. Unzählige kleine Läden reihten sich aneinander. Mehrere Büttel zogen ihre Bahnen und warfen drohende Blicke, von denen sich die Schaulustigen jedoch nicht einschüchtern ließen. Sie schlenderten neugierig umher, blieben mal hier, mal dort stehen und bestaunten die Auslagen. Endlich begriff Magdalena, was hier gehandelt wurde: In den Läden präsentierten die Händler ein reiches Angebot an Juwelen, Silber und Gold, selbst Bernstein gab es in allen erdenklichen Größen und Güteklassen, mit und ohne Einschlüsse von Insekten, poliert oder noch im Rohzustand. Unwillkürlich fasste sie sich an die Brust, spürte die beruhigende Erhebung, die ihr eigener Bernstein unter dem Mieder warf. Ein Stein dieser seltenen Beschaffenheit würde ein Vermögen erzielen. Für sie aber war der honiggelbe Talisman mit dem sechsbeinigen Insekt unbezahlbar. Eric hatte ihn ihr einst als Pfand ihrer Liebe geschenkt. Wurden sie getrennt, führte er sie immer wieder zusammen. Wie verlässlich seine Kraft war, hatte er in der Vergangenheit mehr als ein Mal bewiesen. An die Gasse mit den Schmuck- und Bernsteinhändlern schlossen sich breitere Straßen an, in denen vor allem Leder, Stoffe und Pelze angeboten wurden.
Obwohl sie nun schon lange auf den Beinen waren, wurde Magdalena nicht müde, sich alles anzusehen. Am meisten reizten sie die Bücher, die an den Straßenecken angepriesen wurden. »Dafür ist Frankfurt hinlänglich bekannt«, belächelte Eric ihre Entzückensrufe. Kein einziges Mal jedoch blieb er stehen, wenn sie in den Stapeln wühlen wollte. »Die kannst du dir alle später noch anschauen, wenn du allein unterwegs bist.«
»Was hast du vor?«
»Nichts Besonderes«, wiegelte er ab und erklärte nach einigem Zögern, als wäre es ihm gerade erst eingefallen: »Komm, ich zeige dir das Haus, in dem der Kaiser bei seinen Besuchen in Frankfurt residiert.«
»Ist der hohe Herr da? Dann wird es Zeit, dass wir ihm unsere Aufwartung machen.« Liebevoll puffte sie Eric in die Seite. Er aber drängte bereits weiter. Sie kamen nicht weit, weil der Trubel auf dem Römerberg und der Neuen Kräme ein rasches Vorankommen verhinderte. Bald schien es unmöglich, auch nur in die Nähe des Liebfrauenbergs mit dem Haus Braunfels zu gelangen. Mehr und mehr kamen Magdalena und Eric von dem direkten Weg ab, bis sie sich schließlich am Rande des Römerbergs wiederfanden. Erst im letzten Moment konnte Magdalena einem Knecht ausweichen, der ein Weinfass aus einem Hoftor rollte. Dabei stieß sie Eric gegen einen entgegenkommenden Mann. Wütend entrüstete sich dieser. »Pass gefälligst auf!«
Doch als der Mann erkannte, wer ihn angerempelt hatte, verzog sich seine erboste Miene zu einem erfreuten Lachen. »So ein Zufall! Eric! Was machst du hier?« Schon breitete er die Arme zum Willkommensgruß aus.
Statt in ebensolche Freude auszubrechen wie sein Gegenüber, rang sich Eric nur ein wohlwollendes Lächeln ab. Neugierig wartete Magdalena, dem Fremden vorgestellt zu werden. Eric aber schien ihre Anwesenheit vergessen zu haben. Der Fremde war nicht ganz so groß, dafür kräftiger gebaut als er. Der Kleidung nach mochte er ein ähnlich erfolgreicher Kaufmann sein: Die Kniehosen und der Rock waren aus feinstem Tuch gearbeitet, das Hemd unter dem Wams war von weißer Seide und elegantem Schnitt. Kurz lupfte er den modischen Spitzhut zum Gruß. Hellbraune Locken, die von ersten Silberfäden durchzogen waren, blitzten darunter hervor. An den Schläfen lichtete sich die Pracht allerdings deutlich. Daraus schloss Magdalena, dass er einige Jahre älter war als Eric. Die ordentlich gestutzten Barthaare zeigten sich von ebenso lichtem Braun wie das Haupthaar, selbst die Augen schienen von der gleichen Farbe. Das Auffälligste an dem Mann aber war seine Nase. Einem gewaltigen Erker gleich, ragte sie weit aus dem Gesicht.
»Vinzent!«, rief Eric endlich aus. »Welch Überraschung, dich hier zu treffen.« Er schaute auf Magdalena und schien sich erst jetzt wieder an ihre Anwesenheit zu erinnern. Offenkundig suchte er nach passenden Worten, sie vorzustellen. Es zuckte um seine Mundwinkel, oberhalb der Nasenwurzel gruben sich zwei steile Falten ein. Als sich ihre Blicke trafen, zwinkerte sie ihm aufmunternd zu. Verlegen hüstelte er in die Faust, um schließlich zu erklären: »Das ist meine Gemahlin Magdalena.«
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Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
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Autoren-Porträt von Heidi Rehn
Rehn, HeidiHeidi Rehn, Jahrgang 1966, wuchs im Mittelrheintal auf und kam zum Studium der Germanistik und Geschichte nach München. Seit vielen Jahren widmet sie sich hauptberuflich dem Schreiben. 2014 erhielt sie den "Goldenen Homer" für den besten historischen Beziehungs- und Gesellschaftsroman. Als "Kopfkino live" bietet sie sehr erfolgreich Romanspaziergänge durch die Münchner Innenstadt an, bei denen das fiktive Geschehen eindrucksvoll mit der realen Historie verbunden wird. Aktuelle Infos dazu auf www.heidi-rehn.de
Bibliographische Angaben
- Autor: Heidi Rehn
- 2010, 2. Aufl., 741 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426505444
- ISBN-13: 9783426505441
- Erscheinungsdatum: 26.05.2011
Rezension zu „Hexengold / Die Wundärztin Bd.2 “
"HEXENGOLD ist erstklassige Unterhaltung, die trotz ihrer 750 Buchseiten äußerst kurzweilig daherkommt. Mit dieser packenden Geschichte schreibt sich die deutsche Autorin in die Herzen ihrer zahlreichen Leser und geradewegs in die erste Riege der hiesigen Historien-Ladys. Opulent und in einzigartiger Farbenpracht gerät HEXENGOLD zu einem emotionsreichen Drama, bei dem Gänsehaut gratis mitgeliefert wird." www.literaturmarkt.info 20111024
Pressezitat
"HEXENGOLD ist erstklassige Unterhaltung, die trotz ihrer 750 Buchseiten äußerst kurzweilig daherkommt. Mit dieser packenden Geschichte schreibt sich die deutsche Autorin in die Herzen ihrer zahlreichen Leser und geradewegs in die erste Riege der hiesigen Historien-Ladys. Opulent und in einzigartiger Farbenpracht gerät HEXENGOLD zu einem emotionsreichen Drama, bei dem Gänsehaut gratis mitgeliefert wird." www.literaturmarkt.info 20111024
Kommentare zu "Hexengold / Die Wundärztin Bd.2"
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