Highland Saga Band 5: Das flammende Kreuz
Jamies Traum von einer neuen Heimat ist bedroht.
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Jamies Traum von einer neuen Heimat ist bedroht.
"Es kann nur eine geben: Diana Gabaldon ist die Mutter aller Highlander!" -- Brigitte
"Bei dem bislang mehr als 5000 Seiten umfassenden Epos stellt sich nicht die Frage nach Kitsch oder Kunst. Hat nicht Tucholsky einmal gesagt, dass es in der Kunst nur ein Kriterium gibt: die Gänsehaut? Es ist also ganz einfach: Wohliges Frösteln - das ist die Erklärung für das Phänomen Gabaldon." -- Die Welt
Das flammende Kreuz von Diana Gabaldon
LESEPROBE
Glücklich die Braut,
der die Sonne lacht
Mount Helicon
Kronkolonie NorthCarolina
Ende Oktober 1770
Ich erwachte vom Regen,der auf die Zeltleinwand prasselte, und spürte
den Kuss meines erstenMannes auf den Lippen. Ich kniff orientierungslos
die Augen zusammen undlegte automatisch die Finger an meine Lippen.
Um das Gefühlfestzuhalten oder um es zu verdecken?, fragte ich mich
dabei.
Jamie regte sich nebenmir und murmelte im Schlaf, und seine Bewegung
wirbelte eine neueDuftwolke aus den Zedernzweigen unserer Bettunterlage
auf. Vielleicht hatte ihnder Geist im Vorüberziehen aufgestört. Ich
blickte stirnrunzelnd in die leere Luft vor unserem Feldquartier.
Verschwinde, Frank,dachte ich streng.
Draußen war es immer nochdunkel, doch der Nebel, der vom feuchten
Boden aufstieg, warperlgrau; nicht mehr lange bis zur Dämmerung.
Nichts regte sich, wederinnen noch außen, doch empfand ich deutlich
ein Gefühl ironischerBelustigung, die wie eine kaum spürbare Berührung
auf meiner Haut lag.
Sollte ich denn nicht zuihrer Hochzeit kommen?
Ich konnte nicht sagen,ob sich die Worte von selbst in meinen Gedanken
gebildet hatten oder obsie - und der Kuss - schlicht das Produkt
meines Unterbewusstenwaren. Mein Verstand war beim Einschlafen immer
noch mitHochzeitsvorbereitungen befasst gewesen; kein Wunder, dass
ich aus einemHochzeitstraum aufgeschreckt war. Von Hochzeiten und
Hochzeitsnächten.
Ich glättete denzerknitterten Musselin meines Nachthemdes, und mir
war unangenehm bewusst,dass es bis zur Taille hochgeschoben war und
dass meine Haut nicht nurvom Schlaf gerötet war. Ich konnte mich
nicht konkret an denTraum erinnern, der mich geweckt hatte, nur an
ein konfusesDurcheinander aus Bildern und Gefühlen. Vielleicht war
es ja auch besser so.
Ich drehte mich auf denknisternden Zweigen um und drängte mich dicht
an Jamie. Er war warm undroch angenehm nach Holzrauch und Whisky
mit einer schwachen Notenach verschlafenem Mann, wie der Grundton
eines nachhallendenAkkordes. Ich reckte mich, ganz langsam, und krümmte
meinen Rücken, so dassmein Becken gegen seine Hüfte stieß. Wenn er
fest schlief oder nichtin Stimmung war, war die Bewegung sacht genug,
um unbemerkt zu bleiben;wenn nicht...
Er schlief nicht fest. Erlächelte schwach, die Augen nach wie vor
geschlossen, und seinegroße Hand glitt langsam über meinen Rücken,
um sich mit festem Griffauf meinem Hintern niederzulassen.
»Mmm?«,brummte er. »Hmmmm.« Er seufzte und sank entspanntwieder in
den Schlaf, ohne michloszulassen.
Beruhigt kuschelte ichmich dichter an ihn. Jamies unmittelbare körperliche
Nähe war mehr alsausreichend, um den Nachhall meiner Träume zu vertreiben.
Und Frank - wenn es dennFrank war - hatte schließlich Recht. Wenn
es möglich gewesen wäre,hätte sich Brianna die Anwesenheit beider
Väter bei ihrer Hochzeitgewünscht, dessen war ich mir sicher.
Ich war jetzt hellwach,doch im Bett war es viel zu gemütlich, um mich
zu bewegen. Draußenregnete es; es war zwar nur Nieselregen, aber
die Luft war so kalt undfeucht, dass mir das gemütliche Nest aus
Decken einladender vorkamals die entfernte Aussicht auf Kaffee. Vor
allem, da die Herstellungdes Kaffees einen Marsch zum Bach erforderte,
um Wasser zu holen,woraufhin das Lagerfeuer in Gang gebracht werden
musste - o Gott, das Holzwürde feucht sein, selbst wenn das Feuer
nicht vollständigerloschen war - und schließlich der Kaffee in einer
Handmühle gemahlen undaufgebrüht werden musste, wobei mir feuchtes
Laub um die Knöchel wehenund mir die Tropfen von den Bäumen in den
Halsausschnitt gleitenwürden.
Ich erschauerte beidieser Vorstellung, zog mir das Oberbett über die
nackte Schulter undwidmete mich stattdessen in Gedanken wieder der
Liste meinerVorbereitungen, bei der ich eingeschlafen war.
Speisen, Getränke...glücklicherweise brauchte ich mir darum keine
Sorgen zu machen. JamiesTante Jocasta würde sich um alles Notwendige
kümmern, oder vielmehrwürde ihr schwarzer Butler Ulysses es tun.
Hochzeitsgäste - keinProblem. Wir befanden uns inmitten der größten
Zusammenkunft von Highlandschotten in den Kolonien, und es gab Essen
und Trinken umsonst. Dawaren keine gedruckten Einladungen notwendig.
Immerhin würde Brianna ein neues Kleid tragen, ebenfalls ein Geschenk
von Jocasta.Dunkelblaue Wolle - Seide war zu teuer und zu unpraktisch
für ein Leben in derWildnis. Es war ein himmelweiter Unterschied
zu der Kreation ausweißem Samt mit Orangenknospen, die ich mir einst
für ihre Hochzeitvorgestellt hatte - aber dies war ja auch kaum die
Art von Hochzeit, diesich irgendjemand in den Sechzigern hätte träumen
lassen.
Ich fragte mich, wasFrank wohl von Briannas Ehemann gehalten hätte.
Wahrscheinlich hätte erihm seinen Segen gegeben; Roger war Historiker
- oder war es zumindestgewesen -, genau wie Frank selbst. Er war
intelligent undhumorvoll, ein talentierter Musiker und ein freundlicher
Mann, der mit großerHingabe an Brianna und dem kleinen Jemmy hing.
Was ja auch wirklichbewundernswert ist, dachte ich, an den Nebel gerichtet.
Angesichts der Umstände.
Ach, das gibst du alsozu, ja? Die Worte formten sich in meinem inneren
Ohr, so als hätte er siegesprochen, ironisch, voll Spott gegen sich
selbst wie auch mich.
Jamie runzelte die Stirn.Er verstärkte seinen Griff um meine Pobacke
und machte im Schlafleise Schnaufgeräusche.
Das weißt du ganz genau, sagteich lautlos. Von Anfang an, und das
weißt du auch, also machendlich, dass du verschwindest, ja?
Ich drehte der Außenluftentschlossen den Rücken zu und legte meinen
Kopf an Jamies Schulter,um im weichen, zerknitterten Leinen seines
Hemdes Zuflucht zusuchen.
Ich war fest überzeugt,dass Jamie weniger dazu neigte als ich - oder
vielleicht Frank -, Rogerdafür Anerkennung zu zollen, dass er Jemmy
an Kindes stattakzeptierte. Für Jamie war es schlicht eine Sache
des Pflichtgefühls; einemEhrenmann blieb gar nichts anderes übrig.
Und ich wusste, dass erseine Zweifel hegte, was Rogers Fähigkeiten
betraf, in der Wildnisvon Carolina eine Familie zu ernähren und zu
beschützen. Roger warhoch gewachsen, kräftig und geschickt, aber
»bonnet,belt and swordie« - Highlandtracht und Schwert - waren für
Roger der Stoff, aus demBalladen waren; für Jamie waren es Alltagsgegenstände.
Die Hand auf meinemHintern drückte plötzlich zu, und ich fuhr zusammen.
»Sassenach«,sagte Jamie verschlafen, »du windest dich wie eine Kröte,
die ein kleiner Jungegefangen hat. Läuft vielleicht deine Blase über?«
»Oh, du bist ja wach«,sagte ich und kam mir ein wenig albern vor.
»Jetzt ja«, sagte er. DieHand verschwand, und er reckte sich stöhnend.
Seine nackten Füße kamenam anderen Ende der Bettdecke zum Vorschein,
die langen Zehen weitgespreizt.
»Tut mir Leid. Ich wolltedich nicht wecken.«
»Ach, mach dir keineSorgen«, beruhigte er mich. Er räusperte sich,
blinzelte und rieb sichmit der Hand durch die offenen Strähnen seines
roten Haars. »Ich habewild geträumt; das passiert mir immer, wenn
ich beim Schlafenfriere.« Er hob den Kopf und blickte zum Fußende,
wo er missbilligend mitden Zehen wackelte. »Warum habe ich bloß ohne
Socken geschlafen?«
»Wirklich? Wovon hast du denngeträumt?«, fragte ich mit einem leichten
Anflug von Beklommenheit. Ich hoffte sehr, dass er nicht etwasÄhnliches
geträumt hatte wie ich.
»Pferde«, sagte er zumeiner augenblicklichen Erleichterung. Ich lachte.
»Wie kann man denn wildvon Pferden träumen?«
»O Gott, es warschrecklich.« Er rieb sich mit beiden Fäusten die Augen
und schüttelte den Kopf.»Hatte mit den irischen Königen zu tun. Weißt
du noch, was MacKenziegestern Abend am Feuer erzählt hat?«
»Die irischen Kö-, oh!« Es fiel mir wieder ein, und bei der Erinnerung
daran lachte ich erneut.»Ja.«
©VERLAGSGRUPPE RANDOM HOUSE
Übersetzung: BarbaraSchnell
Autoren-Porträt von Diana Gabaldon
Diana Gabaldon, Jahrgang 1952, war früher Honorarprofessorin fürTiefseebiologie und Zoologie an der Universität von Arizona, bevor sie sichhauptberuflich dem Schreiben widmete. Bereits ihr erster Roman "Feuer undStein" wurde international zu einem riesigen Erfolg und führte dazu, dassMillionen LeserInnen zu begeisterten Fans der Highland-Saga wurden. Inzwischen werden ihre Werke"von China bis Schweden verschlungen und haben zu einem Pilgerstrom ihrerFans ins schottische Hochland geführt" (Der Spiegel).
Diana Gabaldon lebt mit ihrem Mann und drei Kindernin Scottsdale, Arizona.
Interview mit Diana Gabaldon
"Feuer und Stein" ist der erste Bandeiner historischen Saga, die den Leser ins Schottland des 18. Jahrhundertsentführt. Was reizt Ihre Leser an einer solchen Zeitreise?
Na ja, diese Frage sollten Sie eigentlich den Lesernstellen, oder? Aber ich werde Ihnen ein bisschen davon erzählen, was ich vonmeinen Lesern gehört habe...
Viele mögen es, mit mir Zeitreisen zu unternehmen; siesagen, die Lebendigkeit der Story gebe ihnen das Gefühl, Teil der Geschichte zusein. Als wären sie mittendrin im 18. Jahrhundert, mit seinen Gebäuden, Tönenund Gerüchen. Viele mögen die Art und Weise, in der ich ihnen Wissen undInformationen vermittle - über Geschichte (bei mir stimmen alle Fakten), überSchottland, die Kräutermedizin und viele andere Dinge, von denen ich im Bucherzähle. Viele lieben die Abenteuer, von denen ich berichte. "Es sindAbenteuer ohne Ende", sagt mein Mann immer. Einige mögen auch dieLiebesgeschichten, die sich durch meine Bücher ziehen. Während es in Liebesromanenum das Werben geht, handeln meine Bücher vom Heiraten. Natürlich ist es sehrinteressant, was Menschen zusammenbringt. Aber für mich ist viel interessanter,was Leute dazu bringt, 50 Jahre zusammenzubleiben.
Einige Leser mögen das Spekulative an meinen Büchern:die Theorien zu Zeitreisen und die moralischen Schwierigkeiten, denen sich einZeitreisender ausgesetzt sieht. Wenn man sich bewusst ist, was mit einempassiert - hat man dann die Verpflichtung, die Sache zu stoppen? Wenn ja,könnte man das? Und was ist, wenn nicht? Wie lebt man mit der "Bürde"des Wissens, wenn man keine Kraft hat, den Ereignissen entgegenzuwirken? Undwenn du denkst, du könntest etwas unternehmen, ist der Preis, den du dafürbezahlst, nicht zu hoch?
So ziemlich alle Leute mögen die Helden meiner Bücher.Sie sagen, Figuren wie Jamie Fraser und Claire Randall seien so realistisch,dass sie unbedingt wissen wollen, was meinen Helden als nächstes passiert!
Eine meiner liebsten Leserstimmen der letzten Wochen kamvon einer jungen Frau aus Sachsen. Sie schrieb: "Mein Onkel, der alle ihreBücher zwei Mal gelesen hat, meinte: "Die Geschichten sind verrückt,unrealistisch, abgedreht und abstrakt. Aber warum sind sie bloß sokurz?""
Wie kamen Sie, eine Amerikanerin ausArizona, auf die Idee, ausgerechnet das schottische Hochland als SchauplatzIhres Abenteuerromans auszuwählen?
Nun, das hat mit der Frage zu tun, wie ich - alserfolgreiche Wissenschaftlerin - auf den Gedanken gekommen bin, einenAbenteuerroman zu schreiben. Eigentlich war das alles eher Zufall. Ich wollteschon immer Schriftstellerin werden und sah das als meine Bestimmung an. Ichkomme allerdings aus einer sehr konservativen Familie und bekam ständig Sprüchezu hören wie: "Bei deiner schlechten Menschenkenntnis wirst du eines Tageseinen Herumtreiber heiraten. Sorge dafür, dass du eine gute Ausbildungbekommst, damit du später deine Kinder unterstützen kannst!" Ich habe dann abereinen sehr netten Mann geheiratet, wir sind mittlerweile seit 32 Jahrenzusammen und haben drei wundervolle Kinder, die jetzt selber schon erwachsensind.
Wie dem auch sei, vor diesem familiären Hintergrundhielt ich es für besser, nicht über meine geplante Schriftstellerkarriere zusprechen, denn eine solche Laufbahn ist ja ganz und gar nicht sicher undvorhersehbar. Außerdem wusste ich auch gar nicht, wie ich das Roman schreibenanpacken sollte. Als ich dann aber so Mitte 30 war, dachte ich mir: Wenn duRomane schreiben willst, solltest du s jetzt versuchen und nicht warten, bis duin den Ruhestand gehst. Hätte sich erst dann herausgestellt, dass ich gut bin,hätte ich schließlich eine Menge Zeit verloren!
Bis dahin hatte ich schon alles Mögliche geschrieben:Textbücher, wissenschaftliche Beiträge, Artikel für Nachschlagewerke,Softwarerezensionen und Beiträge für Computerzeitschriften, Lehrmaterialien,Stipendienanträge, Jahresberichte - und Walt-Disney-Comics. Wie man das macht,hatte mir nie jemand gesagt; ich hatte einfach einige Beispiele gelesen unddann drauflosgeschrieben. Also war das offensichtlich auch der beste Weg, um zulernen, wie man einen Roman schreibt - man muss ihn einfach schreiben.
Meine Mutter brachte mir das Lesen bei, als ich dreiwar, und seitdem verschlang ich alles, was mir unter die Finger kam - überRomane wusste ich so gut Bescheid, dass ich selbst einen schreiben konnte.
Ich beschloss also, versuchsweise einen Roman zuschreiben, um zu sehen, wie man das macht und wie viel Disziplin und Fleiß mandazu bracht. Danach wollte ich entscheiden, ob es wirklich das war, was ichwollte, und gegebenenfalls ein kommerziell funktionierendes Thema wählen undeinen "echten" Roman schreiben, der dann natürlich auch veröffentlicht werdensollte.
Nun, als Übungsobjekt wählte ich "Feuer und Stein", dochdas Ganze ist etwas aus dem Ruder gelaufen Zu Beginn aber war es nur ein Übungsstück. Ich sagte mir: "WelcheArt von Roman kann man am leichtesten schreiben? Es ist ja zum Üben, da macht skeinen Sinn, was Schwieriges auszuwählen." Und ich kam zu dem Schluss, dass fürmich ein historischer Roman am einfachsten zu schreiben sei. BeiHistorienromanen gibt s ja keine thematischen Einschränkungen; man kann überalles schreiben, solange man ein lebendiges, überzeugendes und glaubwürdigesSetting hat, das die Vergangenheit lebendig werden lässt.
Nun, das wiederum hängt von lebendigen, überzeugendenund glaubwürdigen Details ab - und die bekommt man offensichtlich durchRecherchen. Okay, ich hatte eine Forschungsprofessur (an der Universität hatteich mich auf wissenschaftliche Berechnungen spezialisiert, aber das war Zufall,denn eigentlich hatte ich Biologie, Meeresbiologie und Ökologie studiert), undich wusste, wie man mit einer Bibliothek umgeht. Ich sagte mir also, dass es einfacherist, Sachen nachzuschlagen als sie sich auszudenken, und falls ich keineFantasie haben sollte, dann könnte ich mir ja immer noch alles Notwendige aushistorischen Berichten zusammenklauen.
Die nächste Frage war logischerweise die nach der Zeitund dem Ort für das Buch. Da ich mich in Geschichte nicht sonderlich auskannteund sowieso alles würde nachschlagen müssen, war das eigentlich ziemlich egal.Zufällig sah ich dann die Wiederholung einer Folge von "Dr. Who" im Fernsehen.Da ich nicht weiß, ob man die Serie in Deutschland auch kennt, erzähle ich kurzdavon: "Dr. Who" ist ein Lord vom Planeten Gallifrey, der durch Zeitund Raum reist und zahlreiche Abenteuer zu bestehen hat. Auf seinem Weg wird ervon Gefährten aus unterschiedlichen Epochen der Erdgeschichte begleitet, die jenach Zeitabschnitt unterschiedlich sind. In dieser ziemlich alten Folge, dieich zufälligerweise sah (die Sendung läuft seit 30 Jahren in England), hatteder Doktor einen 17- oder 18-jährigen jungen Mann aus dem Schottland des Jahres1745 dabei - im Kilt. Als ich das sah, dachte ich bei mir: "Oh, das ist ja ganzreizend!". Ich überlegte bis zum nächsten Tag und sagte mir: "Nun, du willstein Buch schreiben. Es ist ziemlich egal, welche Zeit du dir raussuchst -wichtig ist allein, dass du dir eineZeit und einen Ort aussuchst und endlich anfängst. Also dann eben Schottland,achtzehntes Jahrhundert."
Und da sind wir nun. Bis zum dritten Schreibtag handeltees sich um einen ziemlich geradlinig erzählten historischen Roman. Bis dahinhatte ich genug recherchiert, um den Jakobiten-Aufstand von 1745 alshistorischen Hintergrund für die Geschichte auszuwählen. Ich wusste, dass esdabei vor allem um den Konflikt zwischen Schotten und Engländern ging, abersagte mir: "Okay, wegen des Kiltfaktors braucheich eine Menge Schotten - aber ich glaube, ich sollte auch eine weibliche Figurals Gegengewicht schaffen. Dann bekomme ich einen sexuellen Konflikt mithinein, das wäre gut. Und da es um Schotten und Engländer geht, bekommen wirjede Menge Konflikte, wenn ich eine englische Frau einführe."
Ich führte also diese Engländerin ein, ohne eine Idee zuhaben, wer sie war, wie sie in die ganze Geschichte hineinkam oder was sie dorttat. (Ich schreibe übrigens nicht am Stück, sondern in kleinen Abschnitten, dieich später dann zusammenklebe.) Und so setzte ich diese Frau in ein kleinesLandhaus voller Schotten, um zu sehen, was sie tun würde. Sie ging hinein, undalle drehten sich um und starrten sie an. Einer erhob sich langsam und sagte:"Ich bin Dougal MacKenzie. Und wer bitteschön sind Sie?" Worauf sie (ohne jedeHilfe meinerseits) antwortete: "Ich bin Claire Elizabeth Beauchamp. Und wer zumTeufel sind Sie?" Ich hielt inne und sagte: "Du hörst dich ganz und gar nichtwie eine Frau aus dem 18. Jahrhundert an." Zwei oder drei Seiten lang kämpfteich mit ihr, um sie zurechtzustutzen und sie wie eine historische Personsprechen zu lassen. Aber sie wollte partout nicht "historisch" werden, sondernmachte ständig ziemlich freche, moderne Bemerkungen und fing schließlich sogaran, die Geschichte selbst zu erzählen. "Nun gut", sagte ich mir, "da das Buchsowieso niemand je zu Gesicht bekommen wird, ist es ziemlich egal, was fürbizarre Sachen ich dir andichte. Sei also modern, und ich werde mir später überlegen,wie du dort hingekommen bist." Es ist also ihre Schuld, dass es in diesenBüchern Zeitreisen gibt.
Hätten Sie erwartet, dass IhreRomanreihe um die Heldin Claire Randall und ihren Liebsten James Fraser soviele Leser in ihren Bann ziehen würde?
Nie im Leben! Schließlich habe ich nicht damitgerechnet, dass überhaupt irgend jemand das Buch je lesen geschweige dennveröffentlichen würde - und schon gar nicht damit, dass Millionen Menschen inder ganzen Welt es lesen würden. Aber ich bin natürlich froh, dass es sogekommen ist.
Sie müssen sehr umfangreichrecherchiert haben. Wie lange dauerten Ihre Vorarbeiten zum ersten Band?
Ich habe überhaupt keine Vorarbeiten gebraucht. Ich wolltelernen, wie man einen Roman schreibt, und nicht alles über Schottland im 18.Jahrhundert wissen. Daher beschloss ich, sofort mit dem Schreiben anzufangenund parallel zu recherchieren. Wenn ich etwas schrieb, das sich hinterher alsfalsch herausstellen sollte, könnte ich es einfach korrigieren. Wenn ich aberzuerst Jahre mit Recherchen verbrachte, käme ich damit meinem Ziel keinenSchritt näher.
Also begann ich mit dem Schreiben und betrieb paralleldazu meine Recherchen. Ich arbeite übrigens immer noch so; Schreiben undRecherchieren befruchten und stimulieren sich in der Regel gegenseitig. Und daich nicht am Stück schreibe, sondern in Einzelteilen und Bruchstücken, muss ichauch nicht immer alles wissen, um an einer Szene zu arbeiten. Wenn ich zuirgendeinem Ort etwas Spezielles wissen muss, ist es ziemlich einfach für mich,an diese Information heranzukommen. Ich habe nicht nur Zugang zu einer gutenUniversitätsbibliothek, sondern mittlerweile eine ziemlich umfangreichepersönliche Bibliothek zusammengetragen. Sie enthält Bücher über die GeschichteSchottlands, den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und Dutzende Werke überHeilpflanzen, die gälische Kultur oder alle möglichen anderen Dinge, die einemsonst so einfallen könnten.
Die Fragenstellte Roland Große Holtforth, Literaturtest.
- Autor: Diana Gabaldon
- 1280 Seiten, Maße: 12,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Barbara Schnell
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442360595
- ISBN-13: 9783442360598
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