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Himmel voller Schweigen

Fragmente einer Familiengeschichte
 
 
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"Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn ich klingelte und er würde aufmachen. Mein eigener Großvater würde aufmachen, mitten in Berlin, 75 Jahre bevor ich hier stehe und klingle. Ich stelle mir vor, ich könnte ihm erzählen, was passieren wird. Und ihn dann...
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Kommentare zu "Himmel voller Schweigen"
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    Kleine-Mami, 19.11.2023

    Wenn man jemanden von ganzem Herzen liebt, dann kann man diese Person auch durch dessen Tod nicht ganz verlieren, sondern es bleibt eine ewige Verbindung. Es wird immer wieder Situationen geben, in denen man den geliebten Menschen ganz nah bei sich fühlt und dessen Anwesenheit fast schon greifbar ist. Man fühlt sich umarmt, geborgen, getröstet und nicht mehr so allein. Solche Situationen können durch die verschiedensten Anlässe ausgelöst werden – durch Musik, durch bestimmte Ereignisse, durch Gespräche mit anderen Hinterbliebenen. Und dann gibt es ja auch noch die Träume, in denen uns unsere so schmerzlich vermissten Liebsten besuchen, in denen wir wieder gemeinsam Freud und Leid teilen können, in denen wir einfach nur beisammen sind, als hätte uns das Schicksal nie auseinander gerissen...
    Julia Gilfert, geborene Frick, ist gerade 20 Jahre alt, als die Träume beginnen. Sie träumt von einem Mann, zu dem sie eine innige Bindung spürt. Im Traum herrscht Krieg und Julia spürt, etwas sehr Schlimmes wird geschehen. Sie möchte den Mann warnen, der ihr so vertraut vorkommt, doch ihre Stimme erreicht ihn nicht. Immer und immer wieder träumt sie von ihm und irgendwann wird ihr klar, dass ihr Gehirn ihr keinen Streich spielt, sondern dass hier etwas in der Dunkelheit vergraben liegt, was dringend ans Licht geholt werden muss. Denn Julia träumt von ihrem, ihr bislang gänzlich unbekannten Großvater...
    Angetrieben von ihrer Neugierde, beginnt die junge Frau Fragen zu stellen. Sie stellt Nachforschungen an; sie stößt an Mauern, die überwunden werden wollen; sie rennt Türen ein. Und sie wird fündig...
    „Ich sehne mich nach Gewissheit und weiß doch, dass ich sie nicht ertragen würde. Ich will hinsehen und gleichzeitig die Augen verschließen.“
    Zweibrücken, im Jahre 1908: Die Auswanderertochter Emma und der junge Lehreranwärter Hugo Frick werden Eltern eines Sohnes, den sie Walter nennen. Ein Jahr zuvor hatten sie ein Mädchen bekommen, Hedwig. Die Kinder wachsen in einem sehr liebevollen Elternhaus auf, allerdings wird Walter viel mehr Aufmerksamkeit zuteil als seiner älteren Schwester, die immer um die Gunst der Eltern, besonders des Vaters, buhlen muss. Dennoch verbindet die Geschwister ein inniges Band der Zuneigung. Dieses reißt auch nicht ab, als beide nach dem Abitur die Schule verlassen und ihre unterschiedlichen Studiengänge aufnehmen.
    „Du ahnst nicht, was ich leide, Walter. Du glaubst nicht, welches Heimweh ich nach Dir hatte in den letzten Tagen.“
    Während Walter durch den Zuspruch der Eltern in die künstlerische Richtung schlägt, muss Hedwig „etwas anständiges“ lernen und studiert Lehramt. Auch sie interessiert sich für Kunst, Musik und alles Schöne, jedoch ist der Lebensweg für eine junge Frau damals vorprogrammiert und festgelegt. Eigene Vorstellungen und Träume sind unerwünscht und werden durch die Eltern im Keim erstickt. Aber Hedwig ist eine Rebellin und nicht gewillt, sich ihr Leben vorschreiben zu lassen. Erst Recht nicht in Bezug auf den Mann an ihrer Seite...
    Walter hingegen bekommt alle Freiheiten. Mit anderen jungen Musikern und Sängerinnen genießt er das Leben, die finanzielle Unterstützung der Eltern ist ihm sicher. Durch Fleiß, Ausdauer und großes Talent kann er sich seinen Kindheitstraum, Dirigent zu werden, erfüllen und schon bald jagt ein Engagement das andere. Die Pressemitteilungen sind voll des Lobes, die Kritiker überschlagen sich vor Begeisterung nach seinen Auftritten.
    „Mit leidenschaftlichem Zug in der musikalischen Leitung stand Kapellmeister Walter Frick dem Orchester vor.... Der junge Kapellmeister darf mit verdientem Stolz auf seine Leistung als Leiter dieser ausgezeichneten Aufführung zurückblicken.“
    Doch bald schon ziehen dunkle Wolken am bis dahin strahlend blauem Himmel auf, denn es beginnt eine Zeit, „in der Deutschland sich bereit macht, sich das zu holen, was ihm zusteht, und das zu vernichten, was ihm dabei im Weg ist...“
    Nicht der Ruf nach Künstlern wird laut, sondern Land und Führer verlangen nach „echten Männern“.
    „Hart wie Kruppstahl müssen die deutschen Männer sein, und zäh wie Leder.“
    Was dann geschieht ist unfassbar...
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    Vor mir liegen 8,5 Seiten Papier, alle eng beschrieben mit meinen Gedanken, Gefühlen und Überlegungen, mit Zitaten und Seitenverweisen. In diesem kleinen Buch, welches kaum 300 Seiten fasst, steckt so viel, dass man es kaum in Worte fassen kann.
    Julia Gilfert beschreibt es eingangs so: „Dieses Buch ist keine Biografie und kein Roman, keine Erzählung und auch keine Dokumentation. Es ist weder ein Sachbuch noch Belletristik, weder Fakt noch Fiktion. Nur, was ist es dann? Ich würde sagen, es ist eine Geschichte. Die Geschichte meiner Familie, erzählt mit meinen Worten. Also auch irgendwie meine Geschichte...“
    Die Autorin schafft es, ihre Geschichte auch zu unserer eigenen zu machen. Durch ihren gefühlvollen, jedoch nicht sentimentalen Erzählstil und ihre bildgewaltige Ausdruckskraft nimmt sie den Leser sowohl mit auf die Reise in die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte, als auch mit auf ihre jüngste Spurensuche an die Schauplätze des Geschehens. Sie zeichnet die Protagonisten mit kräftigen Farben und lässt uns an deren Gedanken, Gefühlen und Taten teilhaben, als stünden wir direkt daneben. Sie schildert, ohne anzuprangern; sie überlässt die Bewertung vollends dem Leser. Gemeinsam mit Julia Gilfert sammeln wir Bruchstücke und Fragmente aus längst vergangener Zeit, entziffern vergilbte Briefe, sehen uns alte Fotos an. Was wir zu sehen und zu hören bekommen, tut weh. Es schmerzt, es beschämt. Vieles erscheint auf den ersten Blick noch unbegreiflich, doch je tiefer man in die Geschichte um Walter Frick und Hedwig Beilhack eintaucht, desto mehr lernt man zu begreifen.
    Eines sei natürlich ganz klar hervorgehoben: Es gibt Opfer und es gibt Täter! Es gibt das Gute und es gibt das Böse! Und egal wie schwer das eigene Schicksal lastet, es rechtfertigt NIE die Verbrechen, die man an anderen verübt!!!
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    So, wie noch immer „Blindgänger“ aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden, so gibt es auch noch immer viele „vergessene“ Schicksale, die geklärt und aus der Dunkelheit ins Licht gehoben werden müssen. „Euthanasie“-Opfer gehörten jahrzehntelang zu den „vergessenen“ Opfern des Nationalsozialismus. Ihre Schicksale wurden von der breiten Gesellschaft verdrängt, vertuscht und verleumdet. Die Ermordeten, die Überlebenden und ihre Familien wurden in beiden Teilen Deutschlands weiterhin diskriminiert und stigmatisiert. Angetrieben von Empörung, Trauer und Neugier schaffte es Julia Gilfert, das Schweigen und die Sprachlosigkeit in ihrer Familie und in der Gesellschaft zu durchbrechen. Seit 2011 recherchierte sie zum Schicksal ihres Großvaters Walter Frick; aus den anfänglich rein privaten Nachforschungen ist mittlerweile eine breit gefächerte Bildungsarbeit entstanden. Ihr großes Engagement verdient Respekt und Hochachtung! Sie hält landesweit Vorträge, führt Podiumsgespräche, organisiert Workshops und führt Interviews mit Angehörigen weiterer Opfer des „Euthanasie“-Mordprogramms. Ihr Wissen teilt sie außerdem auf ihrer Internetseite www.lebenswertes-leben.net.
    Mit dem jungen Ultraviolett Verlag hat die Autorin genau die richtigen Verleger gefunden, die ihre Geschichte „auf die Welt“ holten und einer hoffentlich breiten Masse zugänglich machen werden.
    „Denn es gibt kein Verständnis von Gegenwart und Zukunft ohne Erinnerung an die Vergangenheit.“

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