Ich weiß nicht, warum ich noch lebe
Das aufregende Berufsleben des beliebten ORF-Berichterstatters.
Fritz Orter hat viel mehr gesehen, als seinem Publikum zugemutet werden konnte. Jahrzehnte lang berichtete der ORF-Kriegsberichterstatter von den gefährlichsten Orten der Welt - niemals...
Fritz Orter hat viel mehr gesehen, als seinem Publikum zugemutet werden konnte. Jahrzehnte lang berichtete der ORF-Kriegsberichterstatter von den gefährlichsten Orten der Welt - niemals...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Ich weiß nicht, warum ich noch lebe “
Das aufregende Berufsleben des beliebten ORF-Berichterstatters.
Fritz Orter hat viel mehr gesehen, als seinem Publikum zugemutet werden konnte. Jahrzehnte lang berichtete der ORF-Kriegsberichterstatter von den gefährlichsten Orten der Welt - niemals voyeuristisch, immer klug und versöhnlich. Fritz Orters Buch ist ein Rückblick. Er erzählt von Grenzerfahrungen und ergreifenden Schicksalen. Er spricht von seiner großen Hoffnung, die ihn geleitet hat.
Eine kritische Analyse, Erfahrungsbericht und Ausblick zugleich.
"Orter erzählt seine Geschichten mit großem Mitgefühl für die Menschen, die ohne ihr Zutun in die Mühlen der Geschichte in die Mühlen der Geshichte geraten." (Kurier)
Klappentext zu „Ich weiß nicht, warum ich noch lebe “
"Ich war in 14 Kriegen. Ich hasse den Krieg.Krieg ist die größte mentale Verirrung der
Menschheit, die brutaleste Konfliktlösung.
Irrsin gewordene Ralität."
Friedrich Orter hat weit mehr gesehen, als seinem Publikum
zugemutet werden konnte. Vile Jahrzehnte lang
berichtete er als Reporter von den gefährlichsten Orten
der Welt. In einem bewegenden Rückblick skizziert er
seine Erlebnisse, erzählt von seinen Grenzerfahrungen
und von ergreifenden Schicksalen. Und von einer großen
Hoffnung, die seine Arbeit begleitet hat.
"Wie in seinen Fernsehreportagen ist Order auch in
seiner schriftlichen Dokumentation ein professioneller
Chronist mit sozialen Gewissen und kumamitärem
Auftrag, jeseits der Jagd nach Quoten." Der Standart
"Orter erzählt seine Geschichten mit großem Mitgefühl
für die Menschen, die ohne ihr Zutun in die Mühlen
der Geschichte geraten." Kurier
"Es lohnt sich, mit Fritz Orter auf Reisen zu gehen."
profil
Lese-Probe zu „Ich weiß nicht, warum ich noch lebe “
Ich weiss nicht, warum ich noch lebe von Fritz OrterVORWORT After the war, after the war
Oh, nothing will be as before
Daniel Kahn, Lost Causes
... mehr
Ich war in vierzehn Kriegen.
Ich habe zu viele Tote gesehen, auch zu
viele tote Kollegen und Kolleginnen.
Ich hasse den Krieg. Auch wenn er fur
manche zur Droge wird. Krieg, so alt wie die
Zivilisation, ist die groste mentale Verirrung
der Menschheit, die brutalste Konfliktlosung.
Irrsinn gewordene Realitat. Die Angst. Toten
und getotet werden. Das Grauen und die
Grauel des Kriegs sind ein Angriff auf die
menschliche Seele, zersetzen Ethik und Moral,
Gewalt und Leid werden Geschwister.
Ich schreibe diese Zeilen hundert Jahre
nach der Entfesselung des Ersten Weltkriegs,
der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts.
Nicht nach Ausbruch dieses grosen Kriegs.
Kriege brechen nicht aus. Kriege werden geplant
und beendet. Nach unzahligen Opfern.
Der Erste Weltkrieg ist fur mich nicht nur
Zeitgeschichte.
Er ist auch Familiengeschichte.
Der erste Mann meiner Grosmutter fiel im
August 1914 zwei Wochen nach ihrer Hochzeit
in Karnten im katastrophalen Feldzug
des Generals Potiorek in Serbien. „Gold gab
ich fur Eisen“, erzahlte sie mir. Aus Gold war
ihr Ehering, eisern war ihr Leben.
Ihr Bruder, Lehrer und Leutnant, schrieb
ihr ins lila seidenverzierte Jugendstilstammbuch:
„Furs Vaterland zu sterben ist keiner
zu gut, aber viele sind zu schlecht dazu.“
Er starb an der Italienfront 1917. Das war
der Dank des Vaterlands.
Eine seiner beiden Tochter wurde spater,
in den 1930er-Jahren, die Frau des beruhmt-
beruchtigten Munitionsfabrikanten
und Patronenbarons der Ersten Republik.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Mein Grosvater war ein Uberlebender der
Schlacht um Przemyl 1914, ein Uberleben-
der der drei letzten Isonzo-Schlachten. In
der zwolften im Jahr 1918 wurde er schwer
verwundet, nachdem er zuvor Kaiser Karl
die Hand schutteln durfte. Der Korporal des
Gebirgsschutzenregiments Nr. 1 bekam als
Auszeichnung die „Grose silberne Tapferkeitsmedaille“.
Als ich ihm zu Beginn der 1980er-Jahre
erzahlte, als Jung-Reporter in Polen, in Osteuropa
und auf dem Balkan arbeiten zu wollen,
warnte er mich: „Du hast keine Ahnung,
wohin du fahrst. Du weist nicht, was Krieg
ist.“ Und sang mit seiner mir noch heute im
Ohr klingenden hellen Tenorstimme sein
Kriegs- und Friedenslied:
Jetzt bin i da in Polen
Schon übers zweite Jahr
Und muss daran denken
Wie schön’s daham jetzt war.
O Herrgott, mach an Frieden
Bald für die ganze Welt,
Zerhau die Schützengräben,
Weil’s gar nicht anders geht.
Steig oba da vom Himmel
Und lösch das Feuer aus,
Dann nimm uns
Bei den Händen
Und führ uns wieder z’Haus.
Der Herrgott loschte kein Feuer aus. Und
machte keinen Frieden.
Ich schreibe diese Zeilen nach mehr als
dreisig Jahren ORF-Reporterleben in Krisen-,
Kriegs- und Katastrophengebieten: Kroatien,
Bosnien, Serbien, Mazedonien, Kosovo, Tadschikistan,
Tschetschenien, Ossetien, Georgien,
Armenien, Pakistan, Afghanistan, Israel,
Palastina, Gaza, Libanon, Irak, Syrien.
Ich habe Sterbende gesehen. Ich war in
dreckig verlausten Lazaretten und erbarmlichen,
nach Urin und Kot stinkenden Feldspitalern,
ich habe schwarz verbrannte Kopfe
gesehen, Korper toter Krieger, aus deren Augen
Maden krochen, aufgedunsene Leichen,
hineingezwangt in Billigsarge.
Auf der Seite des Verbrauchers ist der
Sargdeckel schmucklos, lese ich bei Stanisaw
Jerzy Lec.
Unter jedem Sargdeckel liegt ein Leben.
Endstation.
Ich habe Leichen gefilmt, die sieben Tage
im Regen lagen, auf einer Dorfstrase in Ostslawonien,
im Sommer 1991. Kadaver, die
eine Woche zuvor noch Menschen waren.
Elend, Vertreibung und Tod: Was fur den
Reporter im Krieg zur Alltagsroutine wird,
wird fur seine Interviewpartner zur Uberlebensfrage.
2. Juli 1991, an der slowenisch-kroatischen
Grenze: Die jugoslawische Luftwaffe fliegt
Angriffe gegen slowenische Panzersperren.
„That’s war!“, stammelt ein im Gesicht blutender
Soldat der jugoslawischen Volksarmee
in unsere Kamera. Und rennt in seiner dreckig-
grunen, schlecht sitzenden Uniform mit
meinem Kamerateam ums Leben. Eine Grenzerfahrung,
die wir in den Balkankriegen der
1990er-Jahre noch allzu oft erleben mussten.
Ich schreibe diese Zeilen im dritten Jahr nach
dem Krebstod meiner uber alles geliebten
Frau Roswitha. Sie war mein Fels im Niemandsland.
Sie gab mir Halt und den Mut, in
all den Jahren die Angst zu uberwinden.
© benevento
A Brand of Red Bull Media House GmbH
Ich war in vierzehn Kriegen.
Ich habe zu viele Tote gesehen, auch zu
viele tote Kollegen und Kolleginnen.
Ich hasse den Krieg. Auch wenn er fur
manche zur Droge wird. Krieg, so alt wie die
Zivilisation, ist die groste mentale Verirrung
der Menschheit, die brutalste Konfliktlosung.
Irrsinn gewordene Realitat. Die Angst. Toten
und getotet werden. Das Grauen und die
Grauel des Kriegs sind ein Angriff auf die
menschliche Seele, zersetzen Ethik und Moral,
Gewalt und Leid werden Geschwister.
Ich schreibe diese Zeilen hundert Jahre
nach der Entfesselung des Ersten Weltkriegs,
der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts.
Nicht nach Ausbruch dieses grosen Kriegs.
Kriege brechen nicht aus. Kriege werden geplant
und beendet. Nach unzahligen Opfern.
Der Erste Weltkrieg ist fur mich nicht nur
Zeitgeschichte.
Er ist auch Familiengeschichte.
Der erste Mann meiner Grosmutter fiel im
August 1914 zwei Wochen nach ihrer Hochzeit
in Karnten im katastrophalen Feldzug
des Generals Potiorek in Serbien. „Gold gab
ich fur Eisen“, erzahlte sie mir. Aus Gold war
ihr Ehering, eisern war ihr Leben.
Ihr Bruder, Lehrer und Leutnant, schrieb
ihr ins lila seidenverzierte Jugendstilstammbuch:
„Furs Vaterland zu sterben ist keiner
zu gut, aber viele sind zu schlecht dazu.“
Er starb an der Italienfront 1917. Das war
der Dank des Vaterlands.
Eine seiner beiden Tochter wurde spater,
in den 1930er-Jahren, die Frau des beruhmt-
beruchtigten Munitionsfabrikanten
und Patronenbarons der Ersten Republik.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Mein Grosvater war ein Uberlebender der
Schlacht um Przemyl 1914, ein Uberleben-
der der drei letzten Isonzo-Schlachten. In
der zwolften im Jahr 1918 wurde er schwer
verwundet, nachdem er zuvor Kaiser Karl
die Hand schutteln durfte. Der Korporal des
Gebirgsschutzenregiments Nr. 1 bekam als
Auszeichnung die „Grose silberne Tapferkeitsmedaille“.
Als ich ihm zu Beginn der 1980er-Jahre
erzahlte, als Jung-Reporter in Polen, in Osteuropa
und auf dem Balkan arbeiten zu wollen,
warnte er mich: „Du hast keine Ahnung,
wohin du fahrst. Du weist nicht, was Krieg
ist.“ Und sang mit seiner mir noch heute im
Ohr klingenden hellen Tenorstimme sein
Kriegs- und Friedenslied:
Jetzt bin i da in Polen
Schon übers zweite Jahr
Und muss daran denken
Wie schön’s daham jetzt war.
O Herrgott, mach an Frieden
Bald für die ganze Welt,
Zerhau die Schützengräben,
Weil’s gar nicht anders geht.
Steig oba da vom Himmel
Und lösch das Feuer aus,
Dann nimm uns
Bei den Händen
Und führ uns wieder z’Haus.
Der Herrgott loschte kein Feuer aus. Und
machte keinen Frieden.
Ich schreibe diese Zeilen nach mehr als
dreisig Jahren ORF-Reporterleben in Krisen-,
Kriegs- und Katastrophengebieten: Kroatien,
Bosnien, Serbien, Mazedonien, Kosovo, Tadschikistan,
Tschetschenien, Ossetien, Georgien,
Armenien, Pakistan, Afghanistan, Israel,
Palastina, Gaza, Libanon, Irak, Syrien.
Ich habe Sterbende gesehen. Ich war in
dreckig verlausten Lazaretten und erbarmlichen,
nach Urin und Kot stinkenden Feldspitalern,
ich habe schwarz verbrannte Kopfe
gesehen, Korper toter Krieger, aus deren Augen
Maden krochen, aufgedunsene Leichen,
hineingezwangt in Billigsarge.
Auf der Seite des Verbrauchers ist der
Sargdeckel schmucklos, lese ich bei Stanisaw
Jerzy Lec.
Unter jedem Sargdeckel liegt ein Leben.
Endstation.
Ich habe Leichen gefilmt, die sieben Tage
im Regen lagen, auf einer Dorfstrase in Ostslawonien,
im Sommer 1991. Kadaver, die
eine Woche zuvor noch Menschen waren.
Elend, Vertreibung und Tod: Was fur den
Reporter im Krieg zur Alltagsroutine wird,
wird fur seine Interviewpartner zur Uberlebensfrage.
2. Juli 1991, an der slowenisch-kroatischen
Grenze: Die jugoslawische Luftwaffe fliegt
Angriffe gegen slowenische Panzersperren.
„That’s war!“, stammelt ein im Gesicht blutender
Soldat der jugoslawischen Volksarmee
in unsere Kamera. Und rennt in seiner dreckig-
grunen, schlecht sitzenden Uniform mit
meinem Kamerateam ums Leben. Eine Grenzerfahrung,
die wir in den Balkankriegen der
1990er-Jahre noch allzu oft erleben mussten.
Ich schreibe diese Zeilen im dritten Jahr nach
dem Krebstod meiner uber alles geliebten
Frau Roswitha. Sie war mein Fels im Niemandsland.
Sie gab mir Halt und den Mut, in
all den Jahren die Angst zu uberwinden.
© benevento
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Autoren-Porträt von Friedrich Orter
Friedrich Orter, geboren 1949 in Sankt Georgen im Lavanttal, berichtete für den ORF aus 14 Kriegen, immer wieder auch aus dem Nahen und Mittleren Osten - Afghanistan, Irak, Syrien. Im September 2012 beendete er seine Laufbahn beim ORF. Im selben Jahr erhielt er bei den Auszeichnungen zum »Journalist des Jahres« den Sonderpreis für sein Lebenswerk. Heute lebt und arbeitet Friedrich Orter als freier Journalist und Autor in Wien.
Autoren-Interview mit Friedrich Orter
Wann haben Sie gewusst:Jetzt schreibe ich ein Buch? Gab es ein Schlüsselerlebnis?
Schreiben ist manchmal die einzige Möglichkeit, sich mit der Welt,
mit sich selbst, mit anderen auseinanderzusetzen. Der unerwartete
Krebstod meiner Frau war das Schlüsselerlebnis, Erinnerungen
festzuhalten, die mein Jounalistenleben prägten.
Wenn Sie nochmals entscheiden könnten:
Würden Sie wieder diesen Beruf wählen?
Der Beruf, den ich jahrzehntelang ausübte, war für mich der
faszinierendste, den ich mir vorstellen konnte. Ja, ich würde es
wieder machen, wenn sich auch das Berufsbild radikal ändert.
Können Sie unseren Lesern in ein paar Sätzen
einen Vorgeschmack auf Ihr Buch geben?
Ich versuche in meinem neuen Buch, aufgrund persönlicher Erfahrungen
den Leserinnen und Lesern einen Einblick in die Arbeitswelt eines
Krisen- und Kriegsreporters zu geben, einen Blick hinter die Kulissen,
der die Reporter zeigt, wie sie sind: auch nur Menschen mit allen
Fehlern und Irrtümern.
Bibliographische Angaben
- Autor: Friedrich Orter
- 2014, 4. Aufl., 120 Seiten, Maße: 12 x 20 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: ecoWing
- ISBN-10: 3711000568
- ISBN-13: 9783711000569
- Erscheinungsdatum: 27.10.2014
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