Im Land des Falkengottes Tutanchamun
Nach dem frühen Tod Echnatons herrscht seine Witwe Nofretete wie ein Pharao über Ägypten.
Früh lässt die Regentin erkennen, dass sie nicht daran denkt, den jungen Prinzen als Nachfolger anzuerkennen.
Wird Tutanchamun je auf den Thron des Herrschers...
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Nach dem frühen Tod Echnatons herrscht seine Witwe Nofretete wie ein Pharao über Ägypten.
Früh lässt die Regentin erkennen, dass sie nicht daran denkt, den jungen Prinzen als Nachfolger anzuerkennen.
Wird Tutanchamun je auf den Thron des Herrschers beider Länder gelangen? Sein Erzieher und Freund Eje wird alles dafür tun.
Sie wollte ihn ermorden lassen. Doch stattdessen macht der gewaltsame Tod der Pharaonenwitwe dem jungen Tutanchamun den Weg zum Thron frei. Der Preis, den er an die mächtigen Priester des Amun zu zahlen hat, ist allerdings hoch. Derweil macht sich Tutanchamuns Freund und Beschützer Eje auf, die sagenumwobenen Tränen des Re zu finden. Im Kampf mit den vernichtenden Kräften der Wüste und der wiedererstarkten Priesterschaft findet die große Pharaonentrilogie ihren spannungsvollen Höhepunkt.
Der Abschluss der historischen Romantrilogie aus dem Land des Falkengottes
Tutanchamun von Andreas Schramek
LESEPROBE
Tauche in dein Buch, so wie man in das Wasser taucht.
Wer niemals hierher kommt, dem ist das Elend.
Die Kühle des gerade anbrechenden Tages stimmte Pharaozufrieden. Nicht, dass er unter der Hitze, die sich bis Mittag über das Landlegen würde, übermäßig litt, wie viele seiner Untertanen; manchmal war ihmsogar, als würde er wie eine Schlange erst dann richtig zum Leben erwachen,wenn ihn die Strahlen der Sonne lange genug gewärmt hatten. Aber in der Kühledes Morgens spann er seine Gedanken, entwickelte Pläne und entschloss sich Tagfür Tag aufs Neue, so lange an seinem Leben festzuhalten, bis alles, jawirklich alles, was er sich vorgenommen hatte, vollendet war. Als Greis, derEje jetzt mit dreiundsiebzig Jahren war, wusste er nur zu gut, dass er selbstals vergöttlichter Herrscher nicht die Macht besaß, über seine Lebenszeit zubestimmen. Doch er hatte in seinem langen Leben auch erfahren, wie der unbedingteund unbeugsame Wille eines Menschen selbst den Göttern den Atem stocken und siein ihrem Walten innehalten lassen kann. Den Gleichgültigen, der es nicht einmalwagte, an ein Aufbegehren gegen das ihm bestimmte Schicksal zu denken, denstreckten die Götter mitleidlos nieder, so mitleidlos, wie Eje jetzt eineMücke erschlug, die sich auf seinen linken Arm gesetzt hatte, um ein winzigesTröpfchen seines königlichen Blutes aus dessen Adern zu saugen.
Lange vor Sonnenaufgang pflegte er den Palastgarten aufzusuchen, wobei er den Leibwächternbefahl, auf der Terrasse zurückzubleiben. Allein ging er hinaus, um noch einigewenige Töne der Nachtigall zu hören, ehe der heraufbrechende Morgen ihr gebot,zu schweigen. Es gab nichts in dieser Welt, das den einsamen Greis so glücklichstimmen konnte wie der Gesang dieses so unscheinbaren Vogels. Ja es warwahrhaftig ein Gesang, den die Nachtigall anstimmte, und nicht nur ein eintönigesGeschnatter und Gezwitscher, wie Eje es von anderen Vögeln kannte. Hörte erdie wohlklingende und jubelnde Stimme einer Nachtigall, erinnerte sich Ejeseiner Kindheit in Men-nefer, der großen und altehrwürdigen Stadt im NordenÄgyptens. Dann rief er die Bilder jener Tage in sein Gedächtnis zurück, alsAmenophis - ein Jüngling noch - zum Herrscher der beiden Länder gekrönt wurdeund ihn, den nur um ein Jahr jüngeren Eje, bat, sein Leben in den DienstPharaos zu stellen. Er erinnerte sich seiner ersten Liebe, der Tänzerin Inena,die in all den Jahren seit jenen Nächten im Palast von Men-nefer gewiss imimmer dichter werdenden Nebel des Vergessens verschwunden wäre, wenn sie ebennicht Ejes erste Liebe gewesen wäre. Obwohl sie nur eine Tänzerin gewesen war,wie es von ihnen Tausende gegeben haben mochte, so ließ ihn dennoch ein Lebenlang die Erinnerung an Inena nicht los, und mit einem sanften Lächelnbestätigte er sich auch an diesem Morgen, dass die nächtlichen Stunden mitInena es wert waren, nicht vergessen zu werden. Wenn sein Lächeln abernachließ und Pharao der Nachtigall wieder genauer zuhörte, suchte er dieErinnerung an die wirkliche Liebe seines Lebens, und er sah Merit vor sich. Inrascher Bildfolge, als wollte er möglichst schnell an das Ziel seinerRückbesinnung gelangen, erinnerte sich Eje seiner Reise nach Babylon, um beidem Bild der Stadt, das jetzt vor seinen Augen auftauchte, innezuhalten, damiter ihre Tempel und Paläste, ihre Kanäle und Gärten bewunderte, bis seinGedächtnis den Blick auf jenen Garten erlaubte, in welchem er Merit zum erstenMal begegnet war. Bei dem Gedanken an sie rieb er mit geschlossenen Augen dieSpitzen von Daumen und Mittelfinger aneinander und meinte, dazwischen Meritsseidenes Haar zu spüren. Er atmete tief durch und erinnerte sich dabei desDuftes ihrer weichen Haut. Dann aber öffnete er schnell die Augen, um sichnicht auch des Anblickes erinnern zu müssen, als Merit sterbend vor ihm lag,inmitten all des Blutes, das sie bei der Geburt ihrer Tochter Nofreteteverloren hatte, zu viel, um selbst weiterleben zu können.
Eje hättesich damals vielleicht das Leben genommen, hätte sich vom Dach seines Palastesgestürzt, wäre nicht Pharao Amenophis gewesen: Amenophis, der ihm ein Lebenlang Halt gegeben, der ihn nicht fallen gelassen hatte, selbst dann nicht, alsEje einmal vor ihm geflohen war und ihn im Stich gelassen hatte. Pharao warseinem Freund in die Steinbrüche von Tura gefolgt und hatte mit einem einzigenPfeilschuss den Mörder, der vor Eje gestanden und ihm bereits das Messer an dieKehle gesetzt hatte, niedergestreckt.
Wie schnellwaren die Jahre, die er an der Seite dieses mächtigen Herrschers verbrachthatte, verflogen! Nie würde Eje die Tage vergessen, als er mit Amenophis, dersich bei seiner Thronbesteigung den Herrschernamen Nimuria gegeben hatte, nachNubien gezogen war, um einen Rachefeldzug gegen aufrührerischeStammeshäuptlinge zu führen; nie die Zeit, als sich Waset durch den starken ArmPharaos von der mächtigsten Stadt Oberägyptens in die reichste und prächtigsteStadt der Beiden Länder, ja des ganzen Erdkreises verwandelt hatte. Seit denZeiten des großen Chufu, des Schöpfers der größten aller Pyramiden, hatte manin Ägypten nicht mehr solche Mengen an Ziegeln, an kostbaren Steinen undHölzern aller Art verbaut. Nie zuvor war man mit Gold, Silber und Edelsteinenso verschwenderisch umgegangen wie bei der Vergrößerung der Tempel von Ipet-sutdurch Nimuria.
Ejeerinnerte sich aber auch an jene Zeit, als Amenophis krank geworden und seinKörper mehr und mehr verfallen war, bis er, kaum vierundfünfzig Jahre alt, inden Armen des Freundes den Kampf mit dem Tod hatte aufgeben müssen. (...)
© 2005 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Andreas Schramek ist Rechtsanwalt und Schriftsteller. Seit langem beschäftigt er sich intensiv mit der Geschichte und Kultur des Landes am Nil. Er ist Mitglied des Internationalen Ägyptologenverbandes und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Weimar.
- Autor: Andreas Schramek
- 2005, 3. Aufl., 503 Seiten, Maße: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499235218
- ISBN-13: 9783499235214
- Erscheinungsdatum: 03.01.2005
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