Jenseits der Anarchie
Weltordnungsentwürfe im frühen 20. Jahrhundert
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Die traumatische Erfahrung des Ersten Weltkriegs löste einen regelrechten Boom an Weltordnungsentwürfen aus. Europas Akademiker, Diplomaten und Publizisten diskutierten Möglichkeiten, die internationale "Anarchie" zu überwinden. Ihre...
Die traumatische Erfahrung des Ersten Weltkriegs löste einen regelrechten Boom an Weltordnungsentwürfen aus. Europas Akademiker, Diplomaten und Publizisten diskutierten Möglichkeiten, die internationale "Anarchie" zu überwinden. Ihre...
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Produktinformationen zu „Jenseits der Anarchie “
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Die traumatische Erfahrung des Ersten Weltkriegs löste einen regelrechten Boom an Weltordnungsentwürfen aus. Europas Akademiker, Diplomaten und Publizisten diskutierten Möglichkeiten, die internationale "Anarchie" zu überwinden. Ihre Ideen bezogen sie aus liberalen, sozialistischen und christlichen Traditionen des politischen Denkens. Internationale Organisationen, Völkerrecht und Wirtschaftsreformen sollten helfen, den Krieg aus der Welt zu schaffen. Der Band bietet den ersten deutschsprachigen Überblick über die - ebenso vielfältigen wie originellen - Anfänge einer Debatte zu Chancen internationaler Kooperation und Friedenssicherung, die bis heute andauert.
Die traumatische Erfahrung des Ersten Weltkriegs löste einen regelrechten Boom an Weltordnungsentwürfen aus. Europas Akademiker, Diplomaten und Publizisten diskutierten Möglichkeiten, die internationale "Anarchie" zu überwinden. Ihre Ideen bezogen sie aus liberalen, sozialistischen und christlichen Traditionen des politischen Denkens. Internationale Organisationen, Völkerrecht und Wirtschaftsreformen sollten helfen, den Krieg aus der Welt zu schaffen. Der Band bietet den ersten deutschsprachigen Überblick über die - ebenso vielfältigen wie originellen - Anfänge einer Debatte zu Chancen internationaler Kooperation und Friedenssicherung, die bis heute andauert.
Klappentext zu „Jenseits der Anarchie “
Die traumatische Erfahrung des Ersten Weltkriegs löste einen regelrechten Boom an Weltordnungsentwürfen aus. Europas Akademiker, Diplomaten und Publizisten diskutierten Möglichkeiten, die internationale »Anarchie« zu überwinden. Ihre Ideen bezogen sie aus liberalen, sozialistischen und christlichen Traditionen des politischen Denkens. Internationale Organisationen, Völkerrecht und Wirtschaftsreformen sollten helfen, den Krieg aus der Welt zu schaffen. Der Band bietet den ersten deutschsprachigen Überblick über die - ebenso vielfältigen wie originellen - Anfänge einer Debatte zu Chancen internationaler Kooperation und Friedenssicherung, die bis heute andauert.
Lese-Probe zu „Jenseits der Anarchie “
Einleitung: Der vergessene "Idealismus" in der Disziplin Internationale BeziehungenJens Steffek und Leonie Holthaus
"Es würde nie wieder zu einem Krieg kommen können, da war sich Norman Angell sicher". Mit diesen Worten eröffnet der Journalist Florian Illies das "Juni"-Kapitel seines sehr erfolgreichen Buchs 1913 - der Sommer des Jahrhunderts. Der Engländer Norman Angell war, gemessen an der Zahl der verkauften Bücher, einer der wichtigsten Theoretiker der Internationalen Beziehungen (IB) überhaupt. Allein sein Hauptwerk The Great Illusion (1910) wurde sofort in mehrere Sprachen übersetzt und erreichte eine Millionenauflage. In Deutschland erschienen gleich zwei verschiedene Übersetzungen, eine mit dem Titel Die große Täuschung, die andere als Die falsche Rechnung. Laut Illies legt Angell in diesem Buch "dar, dass das Zeitalter der Globalisierung Weltkriege unmöglich mache, da alle Länder längst wirtschaftlich zu eng miteinander verknüpft seien. [...] Angells These überzeugte die Intellektuellen in aller Welt". Viele Rezensenten von Illies' Buch nahmen diese Darstellung bereitwillig auf: ganz Europa stand im Jahr 1913 am Abgrund des Krieges, aber man glaubte lieber einer hanebüchenen Fehlprognose, der "großen Illusion" eines britischen Publizisten. Diese Version konnte man im Donaukurier ebenso lesen wie in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, und selbst im englischen Guardian wurde sie wiederholt. Am 5. Februar 2013 griff auch Peter Friedrich, Europaminister des Landes Baden-Württemberg, die Angell-Referenz vom angeblich unmöglichen Krieg aus Illies' Buch in einer europapolitischen Rede auf. Nur einer widersprach dem Unfug öffentlich: im Kulturteil der Braunschweiger Zeitung publizierte Andreas Matthies, Geschichtslehrer in Gifhorn, einen Beitrag, in dem er darlegt, wie falsch Illies Angells Thesen wiedergibt. Weder war sich Angell sicher, dass es nie wieder Krieg geben würde, noch hat er das irgendwo behauptet. Im Gegenteil: Norman Angell warnte mit
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großer Dringlichkeit vor dem europäischen Wettrüsten und versuchte seine Zeitgenossen davon zu überzeugen, dass sich Krieg unter den Bedingungen wirtschaftlicher Interdependenz auch für den Sieger nicht lohnt. Die weit verbreitete Ansicht, dass sich ein Krieg durchaus lohnen könnte, das war die große Täuschung, oder auch falsche Rechnung, die Angell meinte, und er schrieb seine Bücher, weil er glaubte, dass noch zu viele seiner Zeitgenossen dieser Täuschung aufsaßen.
Der Mythos, Norman Angell habe kurz vor 1914 den Krieg für überwunden erklärt, hält sich dennoch auch in wissenschaftlichen Kreisen mit großer Hartnäckigkeit, und es gab ihn schon zu seinen Lebzeiten (siehe den Beitrag von Osiander in diesem Band). Woran das liegt, ist unklar, schließlich ist die Great Illusion selbst ein sehr eingängiger und unzweideutig geschriebener Text. Frappierend ist jedoch, dass öffentlichen Fehlurteilen wie dem von Illies heute fast niemand mehr widerspricht, weil kaum noch jemand zu wissen scheint, wer Norman Angell war und was er schrieb. Daran ist die deutsche Politikwissenschaft durchaus mitschuldig. Konfrontiert man an einer deutschen Universität fortgeschrittene Studierende der Internationalen Beziehungen mit dem Namen Angell, so blickt man meist in fragende Gesichter. Angell gehört zu einer Generation von Autoren, gewöhnlich als "Idealisten" der IB bezeichnet, die aus dem deutschen politikwissenschaftlichen Kanon praktisch verbannt wurden.
Der Begriff der "Idealisten" (oder auch "Utopisten") ist dabei ebenso unscharf wie tendenziell herabsetzend. Er wurde in polemischer Absicht von Anhängern einer rivalisierenden "realistischen" Denkschule eingeführt, die die Möglichkeit politischen Fortschritts durch internationale Organisationen, Völkerrecht und Kooperation als naiv und weltfremd verwarf. Die realistische Kritik repräsentiert aber nicht nur eine der üblichen Meinungsverschiedenheiten unter Wissenschaftlern, sonde
Der Mythos, Norman Angell habe kurz vor 1914 den Krieg für überwunden erklärt, hält sich dennoch auch in wissenschaftlichen Kreisen mit großer Hartnäckigkeit, und es gab ihn schon zu seinen Lebzeiten (siehe den Beitrag von Osiander in diesem Band). Woran das liegt, ist unklar, schließlich ist die Great Illusion selbst ein sehr eingängiger und unzweideutig geschriebener Text. Frappierend ist jedoch, dass öffentlichen Fehlurteilen wie dem von Illies heute fast niemand mehr widerspricht, weil kaum noch jemand zu wissen scheint, wer Norman Angell war und was er schrieb. Daran ist die deutsche Politikwissenschaft durchaus mitschuldig. Konfrontiert man an einer deutschen Universität fortgeschrittene Studierende der Internationalen Beziehungen mit dem Namen Angell, so blickt man meist in fragende Gesichter. Angell gehört zu einer Generation von Autoren, gewöhnlich als "Idealisten" der IB bezeichnet, die aus dem deutschen politikwissenschaftlichen Kanon praktisch verbannt wurden.
Der Begriff der "Idealisten" (oder auch "Utopisten") ist dabei ebenso unscharf wie tendenziell herabsetzend. Er wurde in polemischer Absicht von Anhängern einer rivalisierenden "realistischen" Denkschule eingeführt, die die Möglichkeit politischen Fortschritts durch internationale Organisationen, Völkerrecht und Kooperation als naiv und weltfremd verwarf. Die realistische Kritik repräsentiert aber nicht nur eine der üblichen Meinungsverschiedenheiten unter Wissenschaftlern, sonde
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Inhaltsverzeichnis zu „Jenseits der Anarchie “
InhaltVorwort
Richard Ned Lebow7
Einleitung: Der vergessene "Idealismus" in der Disziplin Internationale Beziehungen
Jens Steffek und Leonie Holthaus11
Missionare oder Analytiker? Versuch einer Neubewertung der "idealistischen" Schule in der Lehre von den Internationalen Beziehungen
Andreas Osiander25
Von großen Illusionen und bewaffnetem Frieden: Norman Angell und H. N. Brailsford über die Ursachen internationaler Konflikte
Lucian M. Ashworth73
"A Liberal in a Muddle": Alfred Zimmern über Nationalität, Internationalität und Commonwealth
Jeanne Morefield96
Kapitalismus und Aggression - Anmerkungen zu klassischen Imperialismustheorien
David Salomon124
Lord Lothian und der Traum vom föderalen Weltstaat
Stefan Schieren152
Die Welt und wie sie sein sollte - Versuche transnationaler Normenbildung für eine globale Wirtschaftsordnung in den 1930er Jahren
Hagen Schulz-Forberg174
Das Projekt eines neuen "angelsächsischen Jahrhunderts": Rasse, Raum und globale Ordnung
Duncan Bell203
Treitschke, Hitler und der Realismus - Deutschlandbezüge in den britischen Theorien der Internationalen Beziehungen Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts
Leonie Holthaus231
Expertenwissen, Internationalismus und Idealismus: Amerikanische Stiftungen als Förderer der Disziplin der Internationalen Beziehungen in der Zwischenkriegszeit
Katharina Rietzler255
Die Wissenschaft als Hoffnungsträger einer neuen Weltordnung
Jan-Stefan Fritz280
Autorinnen und Autoren308
Autoren-Porträt
Jens Steffek ist Professor für Transnationales Regieren an der TU Darmstadt. Leonie Holthaus, M.A., ist dort wissenschaftliche Mitarbeiterin.
Bibliographische Angaben
- 2014, 310 Seiten, Maße: 14,4 x 21,7 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben: Jens Steffek, Leonie Holthaus
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593500876
- ISBN-13: 9783593500874
- Erscheinungsdatum: 17.06.2014
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