Kohärenzgefühl, psychische Belastung und Nähe und Distanz in der physiotherapeutischen Einzelbehandlung
Dissertationsschrift
Die 1:1-Situation in der physiotherapeutischen Einzelbehandlung ist eine beachtenswerte Besonderheit im physiotherapeutischen Alltag. Die Physiotherapeutin/der Physiotherapeut behandelt ca. 20-30 Minuten eine zumeist fremde Person, häufig mit Körperkontakt....
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Produktinformationen zu „Kohärenzgefühl, psychische Belastung und Nähe und Distanz in der physiotherapeutischen Einzelbehandlung “
Klappentext zu „Kohärenzgefühl, psychische Belastung und Nähe und Distanz in der physiotherapeutischen Einzelbehandlung “
Die 1:1-Situation in der physiotherapeutischen Einzelbehandlung ist eine beachtenswerte Besonderheit im physiotherapeutischen Alltag. Die Physiotherapeutin/der Physiotherapeut behandelt ca. 20-30 Minuten eine zumeist fremde Person, häufig mit Körperkontakt. Patient/in und Physiotherapeut/in befinden sich in der Intimzone. Ein zu langes Verbleiben innerhalb der Intimzone kann sowohl für die Patientin/den Patienten, als auch für die Physiotherapeutin/ den Physiotherapeuten einen erheblichen Stressfaktor darstellen, der zu einer psychischen Belastung führen kann. Diese Situation erfährt eine physiotherapeutische Vollzeitkraft durchschnittlich 20-mal täglich (ca. 20 Patient/innen täglich).Trotzdem zeigt die Berufsgruppe der Physiotherapeut/innen innerhalb der medizinischen Berufe den drittniedrigsten Krankenstand. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es trotz der möglichen beruflichen Belastungen Faktoren gibt, die zu dem niedrigen Krankenstand beitragen. Ein Faktor könnte das Kohärenzgefühl nach Antonovsky (1979) als eine grundlegende Bewältigungsressource sein.
Mit der vorliegenden Arbeit soll eruiert werden, ob das Kohärenzgefühl einen Bezug zu dem Nähe- und Distanzverhältnis und einer möglichen psychischen Belastung in der physiotherapeutischen Einzelbehandlung hat.
Lese-Probe zu „Kohärenzgefühl, psychische Belastung und Nähe und Distanz in der physiotherapeutischen Einzelbehandlung “
Textprobe:Kapitel 4: Das Verhältnis von Nähe und Distanz in der physiotherapeutischen Einzelbehandlung:
Nähe und Distanz sind im zwischenmenschlichen Bereich allgegenwärtig, privat wie beruflich. Überall wo Menschen interagieren, besteht ein individuelles Bedürfnis nach einem der Situation entsprechend adäquatem Verhältnis von Nähe und Distanz (Pötz, 2008).
Auch die Philosophie beschäftigt die Bipolarität von Nähe und Distanz (Marzano, 2013). Schon Johann Wolfgang von Goethe beschrieb seine Gedanken im übertragenden Sinne hierzu in folgendem Gedicht:
"Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen; Jenes bedrängt, dieses erfrischt; So wunderbar ist das Leben gemischt. Du danke Gott, wenn er dich presst, und dank ihm, wenn er dich wieder entlässt (Goethe, 1814).
In den sozialen Berufen ist die eigene Persönlichkeit das wichtigste Instrument (Bauer, 2006). Zudem bekommt in den sozialen, pädagogischen, medizinisch-therapeutischen und pflegenden Berufen das Verhältnis von Nähe und Distanz eine ausgeprägte Gewichtung, da neben dem zwischenmenschlichen Prozess auch die besonderen Rollenverteilungen hinzukommen (Pötz, 2009).
Für Tätige in sozialen Berufen wird von staatlicher Seite eine Haltung der distanzierten Anteilnahme empfohlen (Bundesministerium für Familie-1, 2015).
In der Pädagogik wird die Angst vor zu großer Nähe und dem damit vermeintlich verbunden Verlust der Kontrolle über die berufliche Situation, als mögliche Ursache für einem überproportionalen Aufbau von Distanz gesehen. Zudem kann zu viel Nähe im Beruf zu Auswirkungen auf die persönlich-private Ebene haben (Cloos & Thole, 2006).
Für Angehörige der Pflegeberufe wird betont, dass das passende Verhältnis zwischen Nähe und Distanz für jede Patientin/jeden Patienten neu erarbeitet werden muss. Dies erfordert ein hohes Maß an situativem Einfühlungsvermögen (Pötz, 2009).
In den medizinisch-therapeutischen Berufsfeldern wird empfohlen frühzeitige und eindeutige Grenzen
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aufzuzeigen, sowie aus einem professionellen Mitgefühl nicht persönliches Mitleiden entstehen zu lassen. Zudem sollte eine regelmäßige Supervison angeboten werden (Pötz, 2008).
Auch die Fähigkeit Beziehungen zu ermöglichen, zu halten aber auch zu beenden, muss bewusst eingesetzt werden um ein professionelles Verhältnis zu Nähe und Distanz zu zulassen (Esch, 2015).
Für Ärztinnen/Ärzte scheint die Kombination aus hoher beruflicher Verantwortung, Arbeitsverdichtung und einem Defizit zwischen Nähe und Distanz eine besonders belastende Situation zu sein. Suchtprobleme und Suizide liegen bei dieser Berufsgruppe statistisch höher als bei anderen Berufsgruppen (Esch, 2015).
Im speziellen für das Berufsbild der Physiotherapie wurde mittels eines Fragenbogens eine Studie im Zeitraum von 2003-2005 mit 495 beteiligten physiotherapeutischen Berufsfachschüler/innen durchgeführt. U.a. wurden die sozial-kommunikativen Kompetenzen ermittelt. Hierbei zeigten sich erhebliche Defizite, besonderes im Umgang mit schwierigen Situationen (Meriaux-Kratochvila, 2006).
Patientinnen und Patienten wünschen sich eine ausgeprägte sozial-kommunikative Kompetenz, die unmittelbare Auswirkungen auf das Verhältnis von Nähe und Distanz hat. Dies belegte eine Studie über die Bedürfnisse und Wünsche der Patientinnen/Patienten in der Physiotherapie. Hierzu wurden 377 Teilnehmer/innen befragt. Das Ergebnis zeigte, dass nicht nur eine entsprechend fachliche Kompetenz erwartet wurde sondern dass auch ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Therapeut/innen und Patient/innen bestehen soll. Es zeigte sich zudem von Seiten der Patient/innen eine höhere Wahrnehmung der therapeutisch-kompetenten psychosozialen Kommunikation gegenüber der fachlichen Kompetenz (Dehn-Hindenburg, 2010).
Kapitel 4.1: Definitionen von Nähe und Distanz:
Da wie oben erwähnt die Begriffe von Nähe und Distanz in den verschiedensten Berufs- und Lebensbereichen vorko
Auch die Fähigkeit Beziehungen zu ermöglichen, zu halten aber auch zu beenden, muss bewusst eingesetzt werden um ein professionelles Verhältnis zu Nähe und Distanz zu zulassen (Esch, 2015).
Für Ärztinnen/Ärzte scheint die Kombination aus hoher beruflicher Verantwortung, Arbeitsverdichtung und einem Defizit zwischen Nähe und Distanz eine besonders belastende Situation zu sein. Suchtprobleme und Suizide liegen bei dieser Berufsgruppe statistisch höher als bei anderen Berufsgruppen (Esch, 2015).
Im speziellen für das Berufsbild der Physiotherapie wurde mittels eines Fragenbogens eine Studie im Zeitraum von 2003-2005 mit 495 beteiligten physiotherapeutischen Berufsfachschüler/innen durchgeführt. U.a. wurden die sozial-kommunikativen Kompetenzen ermittelt. Hierbei zeigten sich erhebliche Defizite, besonderes im Umgang mit schwierigen Situationen (Meriaux-Kratochvila, 2006).
Patientinnen und Patienten wünschen sich eine ausgeprägte sozial-kommunikative Kompetenz, die unmittelbare Auswirkungen auf das Verhältnis von Nähe und Distanz hat. Dies belegte eine Studie über die Bedürfnisse und Wünsche der Patientinnen/Patienten in der Physiotherapie. Hierzu wurden 377 Teilnehmer/innen befragt. Das Ergebnis zeigte, dass nicht nur eine entsprechend fachliche Kompetenz erwartet wurde sondern dass auch ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Therapeut/innen und Patient/innen bestehen soll. Es zeigte sich zudem von Seiten der Patient/innen eine höhere Wahrnehmung der therapeutisch-kompetenten psychosozialen Kommunikation gegenüber der fachlichen Kompetenz (Dehn-Hindenburg, 2010).
Kapitel 4.1: Definitionen von Nähe und Distanz:
Da wie oben erwähnt die Begriffe von Nähe und Distanz in den verschiedensten Berufs- und Lebensbereichen vorko
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Autoren-Porträt von Wolfgang Schäberle
Wolfgang Schäberle absolvierte zunächst die Fachausbildung zum Physiotherapeuten. Es folgten ein Studium der Gesundheitswissenschaften (B.Sc.) und das Studium Master of Education (MEd.) sowie eine Promotion in dem Fachbereich Gesundheitswissenschaften. Nach einer Tätigkeit als Vertretungsprofessor an der SRH Hochschule Heidelberg, folgte er dem Ruf der IB Hochschule Berlin zum ordentlichen Professor für Gesundheitswissenschaften. Während seiner klinischen Tätigkeit interessierte er sich insbesondere für die psychische Belastung von Therapeut/innen durch die Nähe- und Distanz-Thematik während der Einzelbehandlung. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die tiergestützte Begleittherapie.
Bibliographische Angaben
- Autor: Wolfgang Schäberle
- 2019, 224 Seiten, 10 Abbildungen, Maße: 15,5 x 22 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: disserta
- ISBN-10: 3959354959
- ISBN-13: 9783959354950
- Erscheinungsdatum: 27.03.2019
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