Kritik der auseinanderdriftenden Gesellschaft
In den 1970er-Jahren begann in Westeuropa und den USA der politische Gegenschlag gegen die Ausweitung der sozialen Rechte, die bis dahin hatten durchgesetzt werden können. Im »Krieg zwischen Bürgerrechten und kapitalistischem Klassensystem« (Thomas H....
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Produktinformationen zu „Kritik der auseinanderdriftenden Gesellschaft “
Klappentext zu „Kritik der auseinanderdriftenden Gesellschaft “
In den 1970er-Jahren begann in Westeuropa und den USA der politische Gegenschlag gegen die Ausweitung der sozialen Rechte, die bis dahin hatten durchgesetzt werden können. Im »Krieg zwischen Bürgerrechten und kapitalistischem Klassensystem« (Thomas H. Marshall) gewannen die Verfechter des Klassensystems seither wieder die Oberhand. Auseinanderdriftende Gesellschaften sind die Folge. Sie fordern Kritik in zweierlei Weise heraus: Zum einen gilt es, die Triebkräfte der Spaltungsbewegung aufzuzeigen, zum anderen, die Frage aufzuwerfen, in welcher Gesellschaft man leben will. Diese lässt sich nur aus den Widersprüchen und Konflikten der Gesellschaft heraus beantworten. Um beide Formen der Kritik geht es im vorliegenden Buch. Sie sind besonders dringlich angesichts des Aufstiegs einer internationalen Rechten, die das Auseinanderdriften nutzen will, um Gesellschaft durch das exklusive »Wir« nationalistischer und völkischer Gemeinschaften zu ersetzen.
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Kritik der auseinanderdriftenden Gesellschaft “
Vorbemerkung Was kann ein Buch zur Gegenwartsdiagnose beitragen, das just zu Beginn der sozialen Auswirkungen der Corona-Pandemie abgeschlossen wurde? Ein Buch zumal, das das Auseinanderdriften der Gesellschaft in Deutschland, aber auch anderen europäischen Ländern und den USA zum Gegenstand hat, wo nun, während der Corona Krise, allenthalben gesellschaftliche Solidarität eingefordert und in der Bevölkerung (noch) in einem erstaunlichen Maße praktiziert wird? Ein Buch, das sich mit den sozialen Folgen einer jahrzehntelangen Politik der Unterordnung von Politik unter Marktregeln und Marktmacht auf das Gemeinwesen auseinandersetzt, während gerade in einer noch vor wenigen Wochen unvorstellbaren Weise wieder ein Primat der Politik über die Ökonomie etabliert wurde? Aus einem Buch zur Gegenwartsdiagnose wurde ein Buch zur Diagnose einer erst kurz zurückliegenden Vergangenheit. Aber diese Vergangenheit ist nicht abgeschlossen. Sie wirkt weiter in die Gegenwart hinein. Die Gesellschaften, von denen im Folgenden die Rede ist, gerieten in die Corona Pandemie in einer Verfassung, die vom jahrzehntelangen Auseinanderdriften geprägt war. Das manifestiert sich im problematischen Zustand von Infrastruktur und sozialen Dienstleistungen, insbesondere im Gesundheitswesen, aber auch in der ungleichen Verteilung der sozialen Folgen der Pandemie. Von der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hängt wiederum die Entscheidung über die Zukunft ab. Wenn auch in Deutschland die Gesellschaft nach der Corona-Krise eine andere sein wird als bevor, worin wird das »Andere« bestehen? In einer nach innen wie nach außen stärker egalitär und solidarisch ausgerichteten Gesellschaft? Oder in einer Gesellschaft, die noch schärfer in Gewinner und Verlierer der Krise auseinanderdriften wird? Der »Nachtrag in Zeiten der Corona-Pandemie« greift diese Frage wieder auf. Martin KronauerBerlin, im Mai 2020 Einleitung: Warum Kritik der auseinanderdriftenden Gesellschaft? Der Ausgangspunkt: Eine
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Kriegserklärung gegen die Gesellschaft In den 1970er Jahren begann in Westeuropa und den USA ein politischer Krieg gegen die Gesellschaft. Die Kriegserklärung lieferte die Premierministerin von Großbritannien, Margaret Thatcher, 1987 in einem viel zitierten Interview nach: »[...] too many children and people [...] are casting their problems on society and who is society? There is no such thing! There are individual men and women and there are families and no government can do anything except through people and people look to themselves first. It is our duty to look after ourselves and then also to help look after our neighbours [...]« (Thatcher 1987). Um eine veritable Kriegserklärung handelte es sich deshalb, weil es nicht ausreicht, Gesellschaft zu leugnen, wie Thatcher es im Interview tut, um sie zum Verschwinden zu bringen. Um aus vergesellschafteten Individuen die vereinzelten Einzelnen (und vereinzelten Familien) zu machen, von denen Thatcher hier spricht, muss erst das Wissen um die Abhängigkeit von Anderen und die Verantwortung für Andere über den Kreis von Familie und Nachbarschaft hinaus getilgt werden, müssen erst die Institutionen, die Menschen erkämpft haben, um sich gegenseitig zu unterstützen und zu schützen, zerstört werden, muss erst die Macht, die ohnmächtige Einzelne durch ihren Zusammenschluss gegen die Mächtigen gewonnen haben, gebrochen werden. Und darauf zielte in der Tat die Politik der Thatcher Regierung seit dem Ende der 1970er Jahre ab, vor allem ihr Krieg gegen die Gewerkschaften. Von den streikenden Bergarbeitern sprach sie 1984 »als dem 'inneren Feind'« (Schröder 2010: 91). Ihr Vorgehen hat Vorbildcharakter. Noch am 9. Juli 2003 schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung: »Margaret Thatcher ist etwas gelungen, wovon andere Regierungen nur träumen, und sei es insgeheim: die Gewerkschaften in die Knie zu zwingen«. Richtungsweisend wurde bis heute auch ihre Politik der Privatisierungen von Staatsunternehmen und Unternehmen der lokalen Daseinsvorsorg
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Inhaltsverzeichnis zu „Kritik der auseinanderdriftenden Gesellschaft “
Inhalt Vorbemerkung 9 Einleitung: Warum Kritik der auseinanderdriftenden Gesellschaft? 11 Teil I Das Auseinanderdriften der Gesellschaft: Triebkräfte, Dynamiken, Folgen Der Skandal der Exklusion 27 Soziale Verwundbarkeit, Klassenlage und die »verunsicherte Mitte« 46 Matthäuseffekt und Teufelskreis: Inklusion und Exklusion in kapitalistischen Gesellschaften 59 Was die Institutionenökonomie von der Ungleichheitsforschung lernen könnte: Eine kritische Auseinandersetzung mit »institutioneller Komplementarität«75 Wozu aktiviert der »aktivierende Wohlfahrtsstaat«? 86 Stadt und soziale Frage 100 Teil II Elemente einer widerständigen Politik des Sozialen Kann »Inklusion« ein Ziel praktischer Gesellschaftskritik sein? Eine neuerliche Lektüre von Peter Brückners Kritik an sozialer Integration 125 Rechtstendenzen in der Arbeiterschaft und die Notwendigkeit der sozialen Transformation 136 Warum und wie die Linke heute für soziale Gerechtigkeit streiten muss 152 Bedingungsloses Grundeinkommen oder Recht auf Arbeit? 165 Nach dem Bruch des impliziten Gesellschaftsvertrags183 Auseinandersetzungen um das selbstbestimmte Leben 195 Nachtrag in Zeiten der Corona Pandemie 209 Anmerkungen 215 Danksagung 239 Nachweise 241 Literatur 243
Autoren-Porträt von Martin Kronauer
Martin Kronauer, Soziologe, Politikwissenschaftler und Philosoph, war nach Stationen an der New School for Social Research New York und am SOFI Göttingen bis 2014 Professor für Gesellschaftswissenschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Martin Kronauer
- 2020, 257 Seiten, Maße: 13,9 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593513005
- ISBN-13: 9783593513003
- Erscheinungsdatum: 11.09.2020
Pressezitat
»Die Arbeit an einem neuen Gesellschaftsvertrag steht auf der Tagesordnung. Dass dieser nicht mehr systemimmanent im Gegenwartskapitalismus verbleiben kann, aber von dort seinen Ausgangspunkt nehmen muss, weist Kronauer überzeugend nach. [...] Die 'Kritik der auseinanderdriftenden Gesellschaft' kann als Wegweiser für die Zeit nach dem Ende der 'Ära Merkel' gelesen werden.« Richard Detje, WSI Mitteilungen, 74. Jg., 6/2021
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