Kukolka

Roman
Autor: Lana Lux
 
 
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»Ein großes, ergreifendes Buch, bei dem ich mich so sehr nach einem Happy End gesehnt habe wie noch niemals zuvor.« Olga Grjasnowa

Ukraine, 90er Jahre. Große Party der Freiheit. Manche tanzen und fressen oben auf dem...
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Kommentare zu "Kukolka"
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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xirxe, 20.07.2018 bei bewertet

    Es gibt Bücher, die verschlagen einem die Sprache, machen einen atemlos. Aus Begeisterung, Faszination und/oder Entsetzen. Letzteres trifft auf Kukolka zu, denn die Geschichte, die hier erzählt wird, ist so grausam, dass ich mir immer wieder wünschte, sie sei reine Phantasie. Vermutlich bleibt es bei einem frommmen Wunsch.
    Die siebenjährige Samira flieht aus dem Waisenhaus, in dem sie (wie auch die anderen Kinder) eher als lästige Objekte wie als zu umsorgende Lebewesen behandelt werden. Schikanen und Schläge sind an der Tagesordnung, und als ihre beste Freundin Marina von deutschen Eltern adoptiert wird, beschließt Samira, ihr nachzureisen. Sie gerät an Rocky, der sie unter seine Fittiche nimmt, und sie, wie auch andere Kinder und Jugendliche, betteln, stehlen und arbeiten lässt, um damit sein Leben zu finanzieren. Doch Samira ist glücklich, denn endlich scheint sie frei zu sein und mit Rocky einen Menschen zu haben, der sich wirklich um sie kümmert. Mit dreizehn trifft sie Dima, einen jungen Mann, der von ihr ebenso fasziniert ist wie sie von ihm und sie tatsächlich nach Deutschland bringt. Samira scheint fast am Ziel, doch ihr Glück währt nicht lange.
    Es ist eine Geschichte, wie man sie vermutlich schon unzählige Male in der Kurzversion im Fernsehen gesehen oder in irgendwelchen Zeitschriften gelesen hat. Doch hier wird das Erlebte aus der Perspektive eines betroffenen Kindes geschildert, das einen scheinbar unverrückbaren Glauben an das Gute im Leben hat - und im Menschen. Sie wird ausgebeutet, verraten und missbraucht - und dennoch bleibt sie im Grunde ihres Wesens eine Optimistin.
    Bei einer derartigen Geschichte und einer solchen Heldin besteht die Gefahr, dass das Ganze schnell kippt: in eine allzu mitleidsvolle, vielleicht schon kitschige Gefühlslage. Doch der Autorin gelingt das Kunststück, die Sprache dieser Heldin so natürlich wiederzugeben, als stünde sie neben einem und würde alles direkt erzählen, ohne Bitterkeit, einfach grausam-sachlich: "Ich sollte ihn mit beiden Händen reiben. Rocky sagte, er braucht das. Das wäre das Mindeste, was ich für ihn tun kann, um ihm Schmerzen zu nehmen und damit er sich erholen kann. Er sagte, es wäre gut, wenn ich früh lerne, wie ein männlicher Körper funktioniert und wie man einem Mann Freude bereitet. Denn irgendwann würde ich einen Freund haben, und er würde enttäuscht sein von mir, wenn ich keine Erfahrung habe. Er sagte, dass er mir einen Gefallen tut, indem er mir das alles beibringt."
    Keine Gute-Laune-Literatur, aber eine äußerst intensive und berührende Lektüre!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 03.12.2017

    Ein Kinderheim in Dnepropetrowsk, Ukraine. Samira und Marina kennen ihre Eltern nicht, auch kein Leben in einer Familie, nur das im Kinderheim kennen sie und immer träumen sie von einem besseren Dasein. Regelmäßig kommen Erwachsene, um sich Kinder auszusuchen, so auch Marina, die die Heimat verlassen und in Deutschland ein neues Leben beginnen darf. Ihrer Freundin zu folgen wird für die nächsten Jahre der sehnlichste Wunsch von Samira bleiben. Sie reißt aus dem Kinderheim aus und wird von Rocky aufgegriffen. Er ist jedoch nicht der freundliche Helfer, als der er zunächst scheint, sondern hat eine ganze Bande von Kindern angestellt, die für ihn klauen und betteln. Trotz aller Widrigkeiten hat Samira eine Ersatzfamilie und mit Dascha und Lydia so etwas wie große Schwestern. Doch die Zeiten ändern sich und mit zunehmendem Alter wird Samira für Männer als Sexobjekt interessant. Dima scheint die Rettung zu sein, er schafft es sogar, Samira nach Deutschland zu bringen, doch der Preis, den sie dafür zahlen muss, ist hoch.

    „Kukolka“ – das Püppchen. Das ist die dunkelhaarige Samira zunächst für alle. Das ahnungslose naive Mädchen, das mit seinen 6-7 Jahren alleine davonläuft und den Weg nach Deutschland antritt. Leicht findet sie Menschen, die sich um sie kümmern, doch diese haben immer Hintergedanken und nichts ist umsonst in ihrem Leben. Bei jeder Etappe denkt man, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann. Zum Betteln und Stehlen versklavt, verwahrlost und ohne jede Bildung – was sie bei Rocky erlebt ist der böse Alptraum eines unsäglichen Kinderlebens. In einem Haus ohne fließendes Wasser, immer wieder auch mit dem Tod und Gewalt konfrontiert – was sollte das noch überbieten können?

    Dima scheint die Hoffnung zu sein. Er ist freundlich, hat eine saubere Wohnung, behandelt Samira gut – doch sein wahres Gesicht zeigt er erst später. Viel zu jung wird Samira missbraucht, verraten, verkauft. Ob all der Grausamkeiten, die das Mädchen ertragen muss, kann man gar nicht glauben, dass ein einziges Menschenleben das aushalten kann. Bei realistischer Betrachtung weiß man jedoch, dass dies auch eine Realität ist, die sich in einer Parallelgesellschaft mitten unter uns abspielt, vor unseren Augen ohne dass wir es sehen.

    Lana Lux erspart ihrer Protagonistin und dem Leser nichts. Ein unbändiger Überlebenswille, getrieben von den Gedanken die Freundin wiederzusehen und ebenfalls eine gute deutsche Familie zu finden, hält sie am Leben und lässt sie all das ertragen, was man ihr zufügt. Der Roman ist ganz sicher nichts für feinbesaitete Gemüter, zu schonungslos und direkt schildert die Autorin Gewalttätigkeiten und Missbrauch. Gleichzeitig zeichnet sie das Psychogramm einer starken jungen Frau, die zwar immer wieder droht sich in ihrer Phantasiewelt zu verlieren, einem Schutzwall um das Leben zu ertragen, aber letztlich ihren Weg mutig geht und überlebt. Sie deckt Mechanismen auf, die es Menschen erlauben, sich anderer zu bemächtigen und diese auszunutzen:

    „Ich wusste, dass mich das gleiche Schicksal erwartet wie Dascha und Lydia. Ich wusste, dass ich zu niemandem gehöre und nichts wert bin. Dass ich einfach da bin, so wie Kakerlaken. Niemand weiß, wo die ehrkommen. Niemand braucht sie. Sie leben, bis einer sie wegklatscht.“ (Pos. 2480)

    Sie glaubt, dass sie schuld am Schicksal von Dascha und Lydia sei und nun ihre gerechte Strafe bekommt. Mit dieser Schuld muss sie leben und die Strafe ertragen, bis sie irgendwann tot ist.

    Ein beeindruckender Roman, der einem als Leser nicht kalt lassen kann. Trotz oder gerade wegen einer gewissen Nüchternheit in der Erzählung geht er unter die Haut und setzt sich fest. Für mich eindeutig eins der literarischen Highlights 2017.

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