Liliane Susewind Band 10: Mit Freunden ist man nie allein
Ein buntes Abenteuer mit Tierdolmetscherin Liliane Susewind
Der kleine Vogel zwitschert ganz aufgeregt, er hat etwas Seltsames beobachtet! Zum Glück versteht Liliane Susewind die Sprache der Tiere: Das Pferd Merlin wird in einer Scheune im Wald gefangen...
Der kleine Vogel zwitschert ganz aufgeregt, er hat etwas Seltsames beobachtet! Zum Glück versteht Liliane Susewind die Sprache der Tiere: Das Pferd Merlin wird in einer Scheune im Wald gefangen...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Liliane Susewind Band 10: Mit Freunden ist man nie allein “
Klappentext zu „Liliane Susewind Band 10: Mit Freunden ist man nie allein “
Ein buntes Abenteuer mit Tierdolmetscherin Liliane SusewindDer kleine Vogel zwitschert ganz aufgeregt, er hat etwas Seltsames beobachtet! Zum Glück versteht Liliane Susewind die Sprache der Tiere: Das Pferd Merlin wird in einer Scheune im Wald gefangen gehalten. Lilli macht sich große Sorgen: Was geht da vor? Jesahja hat die rettende Idee: Sie bitten die Zootiere um Hilfe. Und so machen sich Lilli und ihre Freunde mitten in der Nacht auf den Weg zu einer spannenden Befreiungsaktion!
Eine Lilli-Geschichte, die aus der Reihe tanzt: mit den beliebtesten Tieren
aus (fast) allen Bänden und mit vielen farbigen Bildern - ideal zum Vorlesen!
Lese-Probe zu „Liliane Susewind Band 10: Mit Freunden ist man nie allein “
Liliane Susewind - Mit Freunden ist man nie allein von Tanya StewnerIm Zoo
»Ach nein, das sagt mir gar nicht zu«, maunzte die orangegetigerte Katze und verzog mürrisch das Gesicht. »Ich möchte auf der Stelle wieder nach Hause! Bitte sorgen Sie für meinen sofortigen Abtransport, Madame von Susewind.«
Lilli blieb seufzend auf dem Zoopfad stehen. Die Katzendame Frau von Schmidt und Lillis zotteliger kleiner Hund Bonsai hatten sie heute unbedingt in den Zoo begleiten wollen, und so hatte Lilli sich breitschlagen lassen und die beiden mitgenommen - obwohl sie ihre Aufgaben als Tier-Dolmetscherin viel besser ohne die beiden erfüllen konnte. Zum Glück hatte der Zoo schon geschlossen, und es waren keine Besucher mehr da, denen das seltsame Gespann hätte auffallen können.
»Was hat Schmidti denn schon wieder?«, fragte Jesahja Sturmwagner, Lillis bester Freund, der ebenfalls mitgekommen war. Er verstand zwar nicht, was die Katze miaute, aber er wusste, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte, wenn sie eine so miesepetrige Miene wie jetzt gerade aufsetzte.
»Frau von Schmidt möchte wieder nach Hause «, antwortete Lilli. »Obwohl wir gerade erst gekommen sind!«
Die Katzenlady ließ sich mitten auf dem Pfad nieder und blickte sich verdrießlich um. »Ich hatte den Zoo weitaus vergnüglicher in Erinnerung «, beklagte sie sich. »Diese Herrschaften in den Gehegen sind ja völlig beschränkt!«
»Wie bitte?«, fragte Lilli.
... mehr
»Beschränkt!«, erklärte die Katze mit Nachdruck und schlug gereizt ihren Schwanz auf den Boden. »Diese vielen Gitterstäbe schränken die Schleichgebiete der Zoo-Herrschaften jämmerlich ein! Wenn Sie mich fragen, hat das überhaupt keinen Stil.«
Lilli stöhnte leise.
»Hey, Schmidti!«, wuffte Bonsai, der weiße Winzling, während er mit schnellen Schrittchen den Pfad auf und ab tippelte. »Sollen wir die Typen da oben aufschrecken?«, fragte er und schnüffelte aufgeregt in Richtung einer Gruppe müder Papageien, die dösend auf den Ästen einiger Bäume hockten. »Wir könnten total plötzlich total laut bellen! Dann kippen sie um und fallen runter!«, hechelte er begeistert.
Frau von Schmidt, die ausschließlich Katzisch und kein Wort Hundisch sprach, betrachtete zuerst den aufgedreht herumtippelnden Hund, dann die Papageien in den Bäumen. »Sagt Herr von Bonsai gerade, dass die adretten Federträger dort oben weniger beschränkt zu sein scheinen als die anderen Herrschaften hier?«, fragte sie Lilli. »Was für eine scharfsinnige Beobachtung! «, schwärmte sie, bevor Lilli antworten konnte. »Ich muss sagen, in meinem gesamten Bekanntenkreis gibt es wahrlich niemanden, der es mit der Intelligenz von Herrn von Bonsai aufnehmen könnte!«
Da kam plötzlich ein kleiner Grünling auf sie zugeflogen. Kaum, dass er sie erreicht hatte, flatterte er in heller Aufregung um Lilli herum und zwitscherte: »Lilli! Hallo! Ich muss dir was erzählen! Hallo!«
Lilli streckte überrascht den Arm aus, und der Vogel landete auf ihrer Hand. »Was ist denn los?«, fragte sie, während Jesahja neugierig näher trat.
»Ich bin über den ganzen Wald geflogen, um dich zu finden!«, zirpte der Grünling. Der Wald begann gleich hinter dem Zoo und erstreckte sich bis weit über den Stadtrand hinaus. »Ich habe etwas gesehen!«, zirpte der Grünling weiter. »Beim Pferdehof!«
Lilli runzelte die Stirn. Er meinte bestimmt den Reiterhof der Jansens, und der lag auf der anderen Seite des Waldes! Der Vogel musste eine Ewigkeit nach ihr gesucht haben. »Was hast du denn da gesehen?«, fragte sie.
»Ich glaub, etwas Schlimmes!«, piepste der Grünling. »Der Stockmann hat das fröhliche Pferd geklaut!«
Lilli starrte den Vogel an und versuchte, zu verstehen, was er meinte. »Das fröhliche Pferd?«, murmelte sie.
»Merlin?«, fragte Jesahja.
»Ja!« Lilli schlug sich gegen den Kopf. Der Vogel musste von Merlin sprechen! Merlin, der Schimmel der Jansens, war das fröhlichste Pferd, das es gab! Außerdem war er Lillis liebstes Pferd auf der Welt. Seit sie vor einigen Wochen auf Merlin reiten gelernt hatte, unternahm sie regelmäßig Ausritte mit ihm und hatte den quirligen alten Springer so sehr ins Herz geschlossen, dass ihr der Gedanke, ihm könnte etwas Schlimmes passiert sein, augenblicklich Bauchschmerzen bereitete.
»Was ist mit Merlin?«, fragte sie den Vogel nun mit gepresster Stimme. »Wer ist der Stockmann? «
Der Grünling legte den Kopf schief. »Na, der fiese Mann mit dem Stock!«
Lilli bekam eine Gänsehaut. »Egobert?«, hauchte sie entsetzt.
Jesahja zuckte neben ihr zusammen, als sie diesen Namen aussprach. Egobert hatte bis vor kurzem auf dem Jansenhof als Pferdetrainer gearbeitet. Lilli und Jesahja hatten allerdings herausgefunden, dass er die Tiere quälte, und daraufhin war Egobert gefeuert worden.
Der Vogel schien mit dem Namen Egobert nichts anfangen zu können. »Ich meine den Mann, der mit seinem Stock immer die Pferde gehauen hat!«, erklärte er und ließ aufgekratzt die grünen Flügel flattern.
Lilli nickte. »Du sagst, er hat Merlin ... geklaut? «, fragte sie besorgt, und Jesahja warf ihr einen erschrockenen Blick zu.
»Ja!«, trillerte der Grünling. »Als von den anderen Menschen keiner da war, ist der Stockmann auf die Weide gegangen. Die Pferde hatten alle Angst vor ihm. Aber der Mann hatte so ein langes Seil dabei. Damit hat er das fröhliche Pferd eingefangen. Es hat sich gesträubt und ist immer mit den Vorderbeinen hochgegangen. Trotzdem hat er es schließlich weggebracht!«
Lilli lief ein kalter Schauer über den Rücken. Das durfte doch nicht wahr sein! Egobert hatte Merlin gestohlen? Was wollte er nur mit dem alten Schimmel?
Jesahja kratzte sich am Hinterkopf. Das tat er oft, wenn er angestrengt nachdachte. »Egobert will sich bestimmt an uns rächen!«, überlegte er laut. »Du weißt schon ... weil er wegen uns seinen Job verloren hat.« Er schaute Lilli beunruhigt an. »Egobert weiß, wie gern du Merlin hast, und wie sehr es dir weh tun würde, wenn er Merlin ...«
»... etwas antut?«, vollendete Lilli flüsternd den Satz und senkte erschüttert den Kopf. Wenn Merlin ihretwegen etwas zustieß, würde sie sich das niemals verzeihen!
Jesahja scharrte betroffen mit dem Fuß im Kies und schien zu grübeln. Dann sagte er: »Frag den Vogel, ob er gesehen hat, wo Egobert Merlin hingebracht hat!«
Lillis Kopf fuhr hoch. Das war eine gute Idee! Warum kam sie nur nie selbst auf so etwas? Sofort fragte sie den Grünling.
»Ja, ich hab alles gesehen!«, piepste der Vogel. »Ich bin dem Brüllkasten von dem Stockmann nachgeflogen!«
»Du hast sein Auto verfolgt? Genial!«, rief Lilli.
»Er ist ganz tief in den Wald reingefahren«, berichtete der Grünling. »Zu einem großen Holzhaus. Da hat er das fröhliche Pferd reingebracht, alles fest abgeschlossen, und dann ist er wieder weggefahren.«
Lilli übersetzte Jesahja, was der Vogel gesagt hatte. »Eine Scheune? Mitten im Wald?«, wunderte Jesahja sich. »Das klingt nach einem perfekten Versteck.« Ein kleines Grinsen stahl sich in seine Mundwinkel. »Aber Egobert hat wohl vergessen, dass du auch mit Vögeln sprechen kannst.« Sein Grinsen verbreiterte sich. »Und die sehen alles.«
»Glaubst du, wir können Merlin helfen?«, fragte Lilli und schöpfte angesichts von Jesahjas Grinsen ein klein wenig Hoffnung.
»Natürlich!« Jesahja nickte heftig. »Wenn der Vogel uns zu dem Versteck führen kann, holen wir uns Merlin zurück, bevor Egobert überhaupt merkt, was los ist!«
Lilli lächelte Jesahja zaghaft an und war wieder einmal sehr froh, dass er ihr Freund war. Dann fragte sie den Grünling, ob er sie zu dem Versteck im Wald führen könnte.
»Klar kann ich das!« Der Vogel hüpfte aufgeregt auf ihrer Hand herum. »Aber wenn ihr da seid, kommt ihr in das Holzhaus nicht rein! Vor dem Haus ist nämlich ein Tor, so dick wie drei Nester nebeneinander!«
Lilli übersetzte für Jesahja. »Hmmm ...«, machte er daraufhin und zog die Augenbrauen zusammen. »An den Schlüssel für dieses Tor kommen wir nicht ran ...«, murmelte er vor sich hin. Dann hellte sich sein Gesicht plötzlich auf. »Ich hab's!«, rief er und schnipste mit den Fingern. »Wenn wir das Tor nicht aufkriegen, müssen wir es eben eintreten!«
Lilli starrte ihn entgeistert an. »Es eintreten?«
Jesahja grinste. »Nicht wir persönlich. Aber wir könnten jemand um Hilfe bitten.«
Nun verstand Lilli gar nichts mehr.
Jesahja schien sich seiner Sache allerdings sehr sicher zu sein. »Es klingt, als sei das ein Job für einen Elefanten«, sagte er breit grinsend.
»Einen Elefanten?« Lilli brauchte ein paar Augenblicke, um zu begreifen, was Jesahja meinte. »Du willst ... Marta mit in den Wald nehmen, damit sie das Tor von dieser Scheune eintritt?« Marta war die Elefantin des Zoos und eine ganz besondere Freundin von Lilli.
»Ja, ich glaube, das wäre die beste Lösung.«
»Aber wie willst du Marta unbemerkt aus dem Zoo schmuggeln?«
»Wir holen sie heute Nacht.« Jesahjas Augen funkelten abenteuerlustig. »Du hast doch den Schlüssel zum Zoo und zu allen Gehegen, Lilli. Wenn Marta sich bereit erklärt mitzumachen, holen wir sie heute Nacht aus ihrem Stall und nehmen sie mit. Der Wald fängt gleich hinter dem Zoo an. Da sieht uns kein Mensch!«
Lilli spürte, wie sich kribbelige Aufregung in ihr ausbreitete. »Dann lass uns Marta sofort fragen, ob sie uns helfen will!«
Lilli wollte schon losrennen, da ertönte eine griesgrämige Katzenstimme. »Madame von Susewind! Sie haben mich nun eine unerhörte Endlosigkeit lang auf schändliche Weise ignoriert. Sie wollen doch nun nicht etwa einfach von dannen schreiten, ohne sich um meine Befindlichkeiten gekümmert zu haben?«
Lilli erstarrte. »Äh ...«
Da bellte Bonsai: »Lilli! Bist du jetzt endlich mit dem Pieps-Heini fertig?« Sein Bellen ließ den Grünling auf Lillis Hand zusammenzucken. Das gefiel Bonsai offensichtlich, denn er hoppelte vor Begeisterung einmal um die eigene Achse. Dann schien ihn allerdings ein interessanter Geruch abzulenken. Mit erhobener Nase trippelte er ein paar Schrittchen in Richtung des Zebrageheges. »Lilli! Können wir mal zu den Streifen- Fuzzis rübergehen?«
Lilli hob die Hand. »Einer nach dem anderen!«, sagte sie. Dann bat sie zuerst den Vogel, sie am späten Abend wieder hier zu treffen. Der kleine Grünling versprach es und schwirrte davon. Anschließend kniete Lilli sich vor den Hund und die Katze. »Ich muss unbedingt mit Marta, der Elefantin, sprechen. Es wäre sehr nett von euch, wenn ihr mitkommen würdet.«
»Das entspricht ganz und gar nicht meiner Stimmung!«, zeterte die Katze sogleich. »Ich bin schrecklich ermattet.«
Lilli strich sich seufzend eine ihrer rostroten Locken aus dem Gesicht. »Ich könnte Sie ja tragen, Gnädigste«, schlug sie Frau von Schmidt vor.
»Ach, nun ja«, näselte die Katzendame, »wenn Ihnen etwas daran liegt, mich zu tragen, dann tue ich Ihnen eben diesen Gefallen.«
Lilli seufzte abermals und hievte die Katze hoch.
Bonsai wedelte derweil aufgeregt mit dem Schwanz. »Elefantin? Gebongt!«, hechelte er, und dann hielt er inne. »Was ist denn das für eine? Hat die Streifen?«
»Nein, aber sie ist eine sehr gute Freundin von mir«, erwiderte Lilli und lächelte.
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
»Beschränkt!«, erklärte die Katze mit Nachdruck und schlug gereizt ihren Schwanz auf den Boden. »Diese vielen Gitterstäbe schränken die Schleichgebiete der Zoo-Herrschaften jämmerlich ein! Wenn Sie mich fragen, hat das überhaupt keinen Stil.«
Lilli stöhnte leise.
»Hey, Schmidti!«, wuffte Bonsai, der weiße Winzling, während er mit schnellen Schrittchen den Pfad auf und ab tippelte. »Sollen wir die Typen da oben aufschrecken?«, fragte er und schnüffelte aufgeregt in Richtung einer Gruppe müder Papageien, die dösend auf den Ästen einiger Bäume hockten. »Wir könnten total plötzlich total laut bellen! Dann kippen sie um und fallen runter!«, hechelte er begeistert.
Frau von Schmidt, die ausschließlich Katzisch und kein Wort Hundisch sprach, betrachtete zuerst den aufgedreht herumtippelnden Hund, dann die Papageien in den Bäumen. »Sagt Herr von Bonsai gerade, dass die adretten Federträger dort oben weniger beschränkt zu sein scheinen als die anderen Herrschaften hier?«, fragte sie Lilli. »Was für eine scharfsinnige Beobachtung! «, schwärmte sie, bevor Lilli antworten konnte. »Ich muss sagen, in meinem gesamten Bekanntenkreis gibt es wahrlich niemanden, der es mit der Intelligenz von Herrn von Bonsai aufnehmen könnte!«
Da kam plötzlich ein kleiner Grünling auf sie zugeflogen. Kaum, dass er sie erreicht hatte, flatterte er in heller Aufregung um Lilli herum und zwitscherte: »Lilli! Hallo! Ich muss dir was erzählen! Hallo!«
Lilli streckte überrascht den Arm aus, und der Vogel landete auf ihrer Hand. »Was ist denn los?«, fragte sie, während Jesahja neugierig näher trat.
»Ich bin über den ganzen Wald geflogen, um dich zu finden!«, zirpte der Grünling. Der Wald begann gleich hinter dem Zoo und erstreckte sich bis weit über den Stadtrand hinaus. »Ich habe etwas gesehen!«, zirpte der Grünling weiter. »Beim Pferdehof!«
Lilli runzelte die Stirn. Er meinte bestimmt den Reiterhof der Jansens, und der lag auf der anderen Seite des Waldes! Der Vogel musste eine Ewigkeit nach ihr gesucht haben. »Was hast du denn da gesehen?«, fragte sie.
»Ich glaub, etwas Schlimmes!«, piepste der Grünling. »Der Stockmann hat das fröhliche Pferd geklaut!«
Lilli starrte den Vogel an und versuchte, zu verstehen, was er meinte. »Das fröhliche Pferd?«, murmelte sie.
»Merlin?«, fragte Jesahja.
»Ja!« Lilli schlug sich gegen den Kopf. Der Vogel musste von Merlin sprechen! Merlin, der Schimmel der Jansens, war das fröhlichste Pferd, das es gab! Außerdem war er Lillis liebstes Pferd auf der Welt. Seit sie vor einigen Wochen auf Merlin reiten gelernt hatte, unternahm sie regelmäßig Ausritte mit ihm und hatte den quirligen alten Springer so sehr ins Herz geschlossen, dass ihr der Gedanke, ihm könnte etwas Schlimmes passiert sein, augenblicklich Bauchschmerzen bereitete.
»Was ist mit Merlin?«, fragte sie den Vogel nun mit gepresster Stimme. »Wer ist der Stockmann? «
Der Grünling legte den Kopf schief. »Na, der fiese Mann mit dem Stock!«
Lilli bekam eine Gänsehaut. »Egobert?«, hauchte sie entsetzt.
Jesahja zuckte neben ihr zusammen, als sie diesen Namen aussprach. Egobert hatte bis vor kurzem auf dem Jansenhof als Pferdetrainer gearbeitet. Lilli und Jesahja hatten allerdings herausgefunden, dass er die Tiere quälte, und daraufhin war Egobert gefeuert worden.
Der Vogel schien mit dem Namen Egobert nichts anfangen zu können. »Ich meine den Mann, der mit seinem Stock immer die Pferde gehauen hat!«, erklärte er und ließ aufgekratzt die grünen Flügel flattern.
Lilli nickte. »Du sagst, er hat Merlin ... geklaut? «, fragte sie besorgt, und Jesahja warf ihr einen erschrockenen Blick zu.
»Ja!«, trillerte der Grünling. »Als von den anderen Menschen keiner da war, ist der Stockmann auf die Weide gegangen. Die Pferde hatten alle Angst vor ihm. Aber der Mann hatte so ein langes Seil dabei. Damit hat er das fröhliche Pferd eingefangen. Es hat sich gesträubt und ist immer mit den Vorderbeinen hochgegangen. Trotzdem hat er es schließlich weggebracht!«
Lilli lief ein kalter Schauer über den Rücken. Das durfte doch nicht wahr sein! Egobert hatte Merlin gestohlen? Was wollte er nur mit dem alten Schimmel?
Jesahja kratzte sich am Hinterkopf. Das tat er oft, wenn er angestrengt nachdachte. »Egobert will sich bestimmt an uns rächen!«, überlegte er laut. »Du weißt schon ... weil er wegen uns seinen Job verloren hat.« Er schaute Lilli beunruhigt an. »Egobert weiß, wie gern du Merlin hast, und wie sehr es dir weh tun würde, wenn er Merlin ...«
»... etwas antut?«, vollendete Lilli flüsternd den Satz und senkte erschüttert den Kopf. Wenn Merlin ihretwegen etwas zustieß, würde sie sich das niemals verzeihen!
Jesahja scharrte betroffen mit dem Fuß im Kies und schien zu grübeln. Dann sagte er: »Frag den Vogel, ob er gesehen hat, wo Egobert Merlin hingebracht hat!«
Lillis Kopf fuhr hoch. Das war eine gute Idee! Warum kam sie nur nie selbst auf so etwas? Sofort fragte sie den Grünling.
»Ja, ich hab alles gesehen!«, piepste der Vogel. »Ich bin dem Brüllkasten von dem Stockmann nachgeflogen!«
»Du hast sein Auto verfolgt? Genial!«, rief Lilli.
»Er ist ganz tief in den Wald reingefahren«, berichtete der Grünling. »Zu einem großen Holzhaus. Da hat er das fröhliche Pferd reingebracht, alles fest abgeschlossen, und dann ist er wieder weggefahren.«
Lilli übersetzte Jesahja, was der Vogel gesagt hatte. »Eine Scheune? Mitten im Wald?«, wunderte Jesahja sich. »Das klingt nach einem perfekten Versteck.« Ein kleines Grinsen stahl sich in seine Mundwinkel. »Aber Egobert hat wohl vergessen, dass du auch mit Vögeln sprechen kannst.« Sein Grinsen verbreiterte sich. »Und die sehen alles.«
»Glaubst du, wir können Merlin helfen?«, fragte Lilli und schöpfte angesichts von Jesahjas Grinsen ein klein wenig Hoffnung.
»Natürlich!« Jesahja nickte heftig. »Wenn der Vogel uns zu dem Versteck führen kann, holen wir uns Merlin zurück, bevor Egobert überhaupt merkt, was los ist!«
Lilli lächelte Jesahja zaghaft an und war wieder einmal sehr froh, dass er ihr Freund war. Dann fragte sie den Grünling, ob er sie zu dem Versteck im Wald führen könnte.
»Klar kann ich das!« Der Vogel hüpfte aufgeregt auf ihrer Hand herum. »Aber wenn ihr da seid, kommt ihr in das Holzhaus nicht rein! Vor dem Haus ist nämlich ein Tor, so dick wie drei Nester nebeneinander!«
Lilli übersetzte für Jesahja. »Hmmm ...«, machte er daraufhin und zog die Augenbrauen zusammen. »An den Schlüssel für dieses Tor kommen wir nicht ran ...«, murmelte er vor sich hin. Dann hellte sich sein Gesicht plötzlich auf. »Ich hab's!«, rief er und schnipste mit den Fingern. »Wenn wir das Tor nicht aufkriegen, müssen wir es eben eintreten!«
Lilli starrte ihn entgeistert an. »Es eintreten?«
Jesahja grinste. »Nicht wir persönlich. Aber wir könnten jemand um Hilfe bitten.«
Nun verstand Lilli gar nichts mehr.
Jesahja schien sich seiner Sache allerdings sehr sicher zu sein. »Es klingt, als sei das ein Job für einen Elefanten«, sagte er breit grinsend.
»Einen Elefanten?« Lilli brauchte ein paar Augenblicke, um zu begreifen, was Jesahja meinte. »Du willst ... Marta mit in den Wald nehmen, damit sie das Tor von dieser Scheune eintritt?« Marta war die Elefantin des Zoos und eine ganz besondere Freundin von Lilli.
»Ja, ich glaube, das wäre die beste Lösung.«
»Aber wie willst du Marta unbemerkt aus dem Zoo schmuggeln?«
»Wir holen sie heute Nacht.« Jesahjas Augen funkelten abenteuerlustig. »Du hast doch den Schlüssel zum Zoo und zu allen Gehegen, Lilli. Wenn Marta sich bereit erklärt mitzumachen, holen wir sie heute Nacht aus ihrem Stall und nehmen sie mit. Der Wald fängt gleich hinter dem Zoo an. Da sieht uns kein Mensch!«
Lilli spürte, wie sich kribbelige Aufregung in ihr ausbreitete. »Dann lass uns Marta sofort fragen, ob sie uns helfen will!«
Lilli wollte schon losrennen, da ertönte eine griesgrämige Katzenstimme. »Madame von Susewind! Sie haben mich nun eine unerhörte Endlosigkeit lang auf schändliche Weise ignoriert. Sie wollen doch nun nicht etwa einfach von dannen schreiten, ohne sich um meine Befindlichkeiten gekümmert zu haben?«
Lilli erstarrte. »Äh ...«
Da bellte Bonsai: »Lilli! Bist du jetzt endlich mit dem Pieps-Heini fertig?« Sein Bellen ließ den Grünling auf Lillis Hand zusammenzucken. Das gefiel Bonsai offensichtlich, denn er hoppelte vor Begeisterung einmal um die eigene Achse. Dann schien ihn allerdings ein interessanter Geruch abzulenken. Mit erhobener Nase trippelte er ein paar Schrittchen in Richtung des Zebrageheges. »Lilli! Können wir mal zu den Streifen- Fuzzis rübergehen?«
Lilli hob die Hand. »Einer nach dem anderen!«, sagte sie. Dann bat sie zuerst den Vogel, sie am späten Abend wieder hier zu treffen. Der kleine Grünling versprach es und schwirrte davon. Anschließend kniete Lilli sich vor den Hund und die Katze. »Ich muss unbedingt mit Marta, der Elefantin, sprechen. Es wäre sehr nett von euch, wenn ihr mitkommen würdet.«
»Das entspricht ganz und gar nicht meiner Stimmung!«, zeterte die Katze sogleich. »Ich bin schrecklich ermattet.«
Lilli strich sich seufzend eine ihrer rostroten Locken aus dem Gesicht. »Ich könnte Sie ja tragen, Gnädigste«, schlug sie Frau von Schmidt vor.
»Ach, nun ja«, näselte die Katzendame, »wenn Ihnen etwas daran liegt, mich zu tragen, dann tue ich Ihnen eben diesen Gefallen.«
Lilli seufzte abermals und hievte die Katze hoch.
Bonsai wedelte derweil aufgeregt mit dem Schwanz. »Elefantin? Gebongt!«, hechelte er, und dann hielt er inne. »Was ist denn das für eine? Hat die Streifen?«
»Nein, aber sie ist eine sehr gute Freundin von mir«, erwiderte Lilli und lächelte.
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
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Autoren-Porträt von Tanya Stewner
Tanya Stewner wurde 1974 im Bergischen Land geboren und begann bereits mit zehn Jahren, Geschichten zu schreiben. Sie studierte Literaturübersetzen, Englisch und Literaturwissenschaften in Düsseldorf, Wuppertal und London und widmet sich inzwischen ganz der Schriftstellerei. Ihre Trilogie über die Elfe »Hummelbi« hat unzählige Fans, und ihre Kinderbuchserie »Liliane Susewind« ist ein Welterfolg, der fürs Kino verfilmt wurde. Die Autorin lebt mit ihrer Familie am Rhein. Eva Schöffmann-Davidov, Jahrgang 1973, ist eine der renommiertesten Kinder- und Jugendbuchillustratorinnen Deutschlands. Nach ihrem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Augsburg machte sie sich in der Kinder- und Jugendliteratur schnell einen Namen und gewann im Lauf ihrer Karriere zahlreiche Preise für ihre Gestaltungen. Als Fachhochschuldozentin gab sie ihr Wissen und ihre Erfahrung auch an junge Künstler*innen weiter. Heute illustriert sie Kinderbuchserien und Jugendbücher unter anderem von Bestsellerautor*innen wie Kerstin Gier oder Tanya Stewner. Die Illustratorin lebt mit ihrer Familie in Augsburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Tanya Stewner
- Altersempfehlung: Ab 8 Jahre
- 2014, 4. Aufl., 96 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Gebunden, Deutsch
- Verlag: FISCHER KJB
- ISBN-10: 3596854687
- ISBN-13: 9783596854684
- Erscheinungsdatum: 20.05.2014
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