Mein Sprung in ein neues Leben
Kira Grünbergs mutiger Weg zurück in ein vollkommen anderes Leben
Bereits ein Jahr ist es her, dass sich Profisportlerin Kira Grünberg im Training bei einem Stabhochsprung das Genick brach. Was tödlich hätte...
Bereits ein Jahr ist es her, dass sich Profisportlerin Kira Grünberg im Training bei einem Stabhochsprung das Genick brach. Was tödlich hätte...
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Produktinformationen zu „Mein Sprung in ein neues Leben “
Kira Grünbergs mutiger Weg zurück in ein vollkommen anderes Leben
Bereits ein Jahr ist es her, dass sich Profisportlerin Kira Grünberg im Training bei einem Stabhochsprung das Genick brach. Was tödlich hätte enden können, hat das Schicksal abgemildert zu einem für immer schwer eingeschränkten Leben. Ist das aber lebenswert? Manche würden vielleicht sagen „Nein". Doch Kira empfindet es als großes Glück, noch am Leben zu sein und blickt voll Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft. Sie hofft, mit ihrem Lebensmut andere zu inspirieren und erzählt deshalb ihre Geschichte, mit viel Vertrauen und Selbstironie.
Ein sehr bewegendes Buch von der seit 2015 querschnittsgelähmten Kira Grünberg, die nach wie vor den österreichischen Rekord im Stabhochsprung hält. Eine berührende Geschichte, die Mut zum Leben macht und Inspiration für die Zukunft schenken will!
Bestellen Sie „Mein Sprung in ein neues Leben" und lesen Sie mit diesem interessanten Sachbuch die Lebensgeschichte einer beeindruckenden jungen Frau.
Bereits ein Jahr ist es her, dass sich Profisportlerin Kira Grünberg im Training bei einem Stabhochsprung das Genick brach. Was tödlich hätte enden können, hat das Schicksal abgemildert zu einem für immer schwer eingeschränkten Leben. Ist das aber lebenswert? Manche würden vielleicht sagen „Nein". Doch Kira empfindet es als großes Glück, noch am Leben zu sein und blickt voll Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft. Sie hofft, mit ihrem Lebensmut andere zu inspirieren und erzählt deshalb ihre Geschichte, mit viel Vertrauen und Selbstironie.
Ein sehr bewegendes Buch von der seit 2015 querschnittsgelähmten Kira Grünberg, die nach wie vor den österreichischen Rekord im Stabhochsprung hält. Eine berührende Geschichte, die Mut zum Leben macht und Inspiration für die Zukunft schenken will!
Bestellen Sie „Mein Sprung in ein neues Leben" und lesen Sie mit diesem interessanten Sachbuch die Lebensgeschichte einer beeindruckenden jungen Frau.
Klappentext zu „Mein Sprung in ein neues Leben “
Ein Jahr nach ihrem verhängnisvollen Stabhochsprung ins Bodenlose erzählt die frühere Profisportlerin Kira Grünberg wie es ist, wenn nichts mehr ist, wie es eben noch war. Eine Geschichte einer beeindruckenden jungen Frau, die mit ihrem Lebensmut inspiriert, und eine voll Hoffnung und Selbstirionie "Ich dachte immer, man ist tot, wenn man sich das Genick bricht", sagt sie. "Ich habe also Glück gehabt."
Lese-Probe zu „Mein Sprung in ein neues Leben “
Kira Grünberg - „Mein Sprung in ein neues Leben"War's das?
Hinter der Tür wartet das große, schwarze Loch. Bedrückend
und ein wenig bedrohlich. Stickig heiß im Sommer, kalt und
zugig im Winter. Heimstätte für Spinnen und anderes Getier.
Kein Ort, an dem man länger als unbedingt nötig verweilen
möchte. Aber so sind alte Dachböden nun mal. Auf unserem
lehnen, unter all dem Gerümpel, von dem niemand so genau
zu sagen vermag, warum es hier und nicht auf irgendeiner
Mülldeponie vor sich hin gammelt, in einer dunklen Ecke
zwei Krücken. Wir nennen sie ehrfurchtsvoll „die Familienkrücken".
Meine Mutter Karin ist als Erste mit ihnen durch die Gegend
gehumpelt. Vor gut und gern zwölf Jahren, nachdem
sich ihre Achillessehne beim Sprinttraining mit einem lauten
Schnalzer verabschiedet hatte. Seither mussten die Gehbehelfe
für meinen Opa (Knieersatzgelenk) und meine Schwester
Brit herhalten. Ab 15. Juli 2015 war schließlich ich für vier
Tage die Nutznießerin. Weil mich, so wie Brit bereits dreimal,
ein lädiertes Außenband im oberen Sprunggelenk zur Schonung
nötigte.
Das Malheur war bei der Hürdengymnastik passiert, eine
Übungsfolge, bei der man die Hindernisse eng aneinanderreiht
und sie mit raumgreifenden Schritten aus dem Stand
überwindet. Der Schmerz, als ich mit der Außenkante des
rechten Fußes über die Hürde rollte, verhieß nichts Gutes.
Zumal auch das Eintauchen in einen Kübel mit kaltem Wasser
keine Linderung brachte. Ich war auf die Diagnose „Bänderriss"
gefasst, als ich in der Praxis von Dr. Christian Hoser,
meinem langjährigen medizinischen Begleiter, Freund der
Familie und sogar zeitweiligem Trainingspartner (der Masters-
Mehrkämpfer überwindet mit dem Stab Höhen von vier
Metern!)
... mehr
vorstellig wurde. Ein Röntgenbild und eine Ultraschalluntersuchung
später war es ärgerliche Gewissheit: Ligamentum
fibulotalare anterius gerissen, Ligamentum fibulocalcaneare
eingerissen. Klingt unheilvoll, war es auch.
Von der Leichtathletik-WM im Olympiastadion von Peking
trennten mich nur noch sechs, vom Limitschluss nur mehr
vier Wochen. Anspruchsvolle 4,50 Meter hatte der Internationale
Leichtathletikverband IAAF als Richtmarke festgesetzt,
fünf Zentimeter über meiner Anfang März in Prag erzielten
Bestleistung. Das versetzte mich keineswegs in Panik. Ich
hatte die Leistungen der internationalen Konkurrenz stets im
Auge behalten, war mir sicher, dass man am Ende auf mich
als erste oder zweite Nachrückerin zurückgreifen würde, um
das angepeilte Feld von 30 Athleten aufzufüllen. Ich aber
wollte mich aus eigener Kraft qualifizieren und das idente
Olympialimit gleich mit abhaken.
Also switchte ich noch am gleichen Tag in den Therapiemodus,
ließ mir von Dr. Hoser eine Schiene verpassen - eine
kleinere für untertags, eine größere für die Nachtlagerung -
und wählte die Nummer des Physiotherapeuten meines Ver
trauens. Klaus Ullmann hatte meine müden Knochen, Muskeln
und Sehnen noch jedes Mal auf Vordermann gebracht,
und das von meinem 14. Lebensjahr an. Er ließ mich auch
diesmal nicht hängen, beorderte mich zwecks Akutbehandlung
an dem gleichen Abend zu einem Gasthof in Rum, wo
er einen Teil des Skisprung-Nationalteams um sich geschart
hatte. Die Lymphdrainagen an diesem und dem nächsten Tag
sorgten dafür, dass die Schwellung keine allzu imposanten
Ausmaße annahm.
Den Rest besorgten die Sporttherapie Huber in Rum, die
sich des Stabilisationstrainings annahm - und ich. Bei jeder
Gelegenheit lagerte ich die Beine hoch, pappte Topfen auf die
schmerzenden Körperstellen, schmierte Salben drauf, legte
Verbände an und veranlasste meinen Vater Frithjof, unseren
5,5 mal 2,5 m kleinen Pool mit Wasser zu befüllen. Für meine
nächste Therapieeinheit: Aquapaddling, auf der Luftmatratze
liegend, während mir die Sonne auf den Rücken schien.
So eine Zwangspause hatte zweifellos auch ihre guten Seiten.
Zumal sich ihr Ende früher ankündigte als befürchtet.
Vielleicht lag es an den netten Genesungswünschen, die mir
das österreichische Team von der Leichtathletik-U20-EM im
schwedischen Eskilstuna übermittelt hatte. Die Botschaft
blieb für zwei Wochen der letzte Eintrag in meiner Facebook-
Aktivitätenliste. Und sie war nicht schlecht gewählt: ihrer
zeitlosen Aktualität wegen.
An diesem 18. Juli, drei Tage nach dem Bänderriss, entledigte
ich mich der „Familienkrücken", ließ sie vorsichtshalber
aber noch nicht in dem schwarzen Loch hinter der
Dachbodentür verschwinden. Meinem Manager Tom Herzog
schickte ich als Beweis meiner zurückkehrenden Fitness ein
Selfie-Video, das meine Füße zeigte, wie sie sich ohne jede
Unsicherheit, ohne jedes Wackeln Schritt für Schritt vorwärts
bewegten. Mussten sie auch, denn ein paar Stunden später
waren sie einer beachtlichen Belastungsprobe ausgesetzt. Wir
hatten Papa zum 57er eine Paintball-Session geschenkt, die
es einen Tag nach dem Geburtstag einzulösen galt. Dr. Hoser
hatte mir für den Spaß grünes Licht gegeben. „Solange du
die Schiene trägst und nur robbst, sollte es kein Problem geben."
Die Schiene habe ich artig getragen, und gerobbt bin ich
auch. Ab und zu zumindest. Und überhaupt: Das Band war
ohnehin schon gerissen. Was sollte denn noch Schlimmeres
passieren?
Der Zustand des Sprunggelenks verbesserte sich trotzdem
stetig, und exakt eine Woche nach dem Fehltritt wagte ich
mich wieder in die WUB-Trainingshalle in Innsbruck. Das
Krafttraining für den Oberkörper hatte ich ohnehin nie unterbrochen,
jetzt aber schreckte ich, geschützt durch eine schnittige
Aircast-Schiene, auch vor ersten Trainingssprüngen
nicht zurück. Von einem Sprungkasten zwar, aber immerhin.
Der ersparte mir die Belastung des Anlaufs, denn die zwei
Schritte reichen problemlos, um viele technische Komponenten
des Sprunges durchzuspielen. Am übernächsten Tag,
dem 24. Juli, war ich noch ein wenig kecker, ließ die Schiene
Schiene sein und bestritt das Training lediglich mit einem
getapten Sprunggelenk. Auch diese Belastungsprobe verlief
zu meiner vollsten Zufriedenheit. Worauf ich einen weiteren
Tag später auf den Kasten verzichtete und meinem rekonvaleszenten
Bein den Anlauf auf dem Betonboden mit aufgelegten
Tartan-Läufern zumutete. Nicht die vollen 16 Schritte, wie
ich sie seit dieser Saison zwecks Geschwindigkeitsmaximierung
in Wettkämpfen praktizierte, aber zumindest die Hälfte.
Und zwei Tage später schon zwei Drittel. Üblicherweise be-
inhaltete mein Trainingsprogramm nur zwei Stabeinheiten
pro Woche, doch nach dem Bänderriss galt es, verlorenes Terrain
zurückzuerobern, das richtige Gefühl aufzubauen. Meine
Taktik schien zu greifen, die Sprünge fühlten sich jedenfalls
richtig vielversprechend an, und so war meine Entscheidung
alsbald in Stein gemeißelt. Die Union Leichtathletik Gala am
1. August auf der Linzer Gugl sollte Schauplatz meines Comebacks,
im Idealfall meines erfolgreichen Limitversuches sein.
Kein schlechter Boden für mich, hatte ich doch dort 2014 den
österreichischen Freiluftrekord zwischenzeitlich auf 4,41 Meter
geschraubt. An meiner unmittelbaren Wettkampfvorbereitung
hatte ich über viele Jahre herumexperimentiert, bis
sich schlussendlich ein ganz simples Timing als für mich am
zweckmäßigsten herauskristallisiert hatte: drei Tage vor dem
Tag X das letzte Training, rund 24 Stunden davor eine kurze
Krafteinheit, um den Muskeltonus und damit die nötige
Spritzigkeit für den Ernstfall aufzubauen. So wollte ich es
auch diesmal wieder handhaben - bis mir mein Vater per Anruf
eröffnete, berufsbedingt einen Tag länger in der Schweiz
bleiben zu müssen. Ein unbedeutendes Detail, wäre mir Papa
nicht mein ganzes Stabhochsprungleben lang als Coach zur
Seite gestanden. Das Abschlusstraining ohne ihn zu bestreiten
kam so gar nicht infrage. Es musste also am Morgen des
30. anstatt des 29. Juli über die Bühne gehen. Keine große Affäre,
ich war erfahren und selbstsicher genug, um mich von
so einer kleinen außerplanmäßigen Änderung nicht ansatzweise
aus der Ruhe bringen zu lassen. Wir waren schon viele
Male von meinem bevorzugten Timing abgewichen - wetterbedingt
zum Beispiel, oder weil wir sehr spät am Wettkampfort
angekommen waren, ich aber noch die Stabhochsprunganlage
austesten wollte.
Der Tag, der mein Leben so tiefgreifend und nachhaltig
verändern sollte, begann denkbar unspektakulär. Wie üblich
riss mich mein Wecker um 6.15 Uhr aus einem tiefen, ungestörten
Schlaf, in den 55 Minuten bis zum Verlassen des
Hauses galt es, die Trainingstasche zu packen, Morgentoilette,
Frühstück (wie so oft Hirse mit Obst und Nüssen) und
einen kurzen Check, was der befreundete Teil der Welt über
Nacht so alles auf Facebook abgesondert hatte, unterzubringen.
Mein erster Weg führte mich zum mittlerweile sechsten
Mal seit dem Außenbandriss zur Sporttherapie Huber, wo die
für mich zuständige Physiotherapeutin bereits in den Startlöchern
scharrte. Auf dem Weg zu ihr hatte ich mich bei meiner
Dienststelle, dem Heeres-Leistungssportzentrum 06, gemeldet.
Vizeleutnant Walter Hechenberger, der Kommandant
des HLSZ in Innsbruck, schätzte es über alle Maßen, die zu
genehmigende telefonische Standeskontrolle zwischen 7.45
und 8.00 Uhr entgegenzunehmen.
Als ich das Therapiezentrum in Rum Richtung Innsbruck
verließ, kündigte sich ein eher unfreundlicher, windiger Julitag
an, der kälteste in diesem Jahrhundertsommer 2015. Eine
undurchdringliche Wolkenschicht hing schwer über dem
Inntal, kein Wunder, dass sich auch die Temperatur nicht aus
der Reserve locken ließ. Nicht einmal über die 15-Grad-Grenze.
Früher hätte ich mich auf eine erfrischende Trainingseinheit
auf dem Sport-Campus der Universität Innsbruck einstellen
müssen, doch seit 2013 stand uns Leichtathleten mit der
WUB-Halle (auf dem Areal der früheren Wagnerschen Uni-
versitäts-Druckerei) eine provisorische, aber durchaus passable
Indoor-Homebase zur Verfügung, die 2016 durch einen
Neubau ersetzt wurde. Ich nützte die Möglichkeit weidlich
aus, nicht nur bei Schlechtwetter. Die Halle steigerte signi-
fikant die Trainingseffizienz. Keine abgebrochenen Sprung-
versuche wegen plötzlich auftretender Windböen, keine Ablenkung,
kein aufwendiges Hin- und Hertransportieren des
20 Kilo schweren Trainingsequipments, zu dem auch mehrere
der rund zwei Kilo schweren Stäbe gehörten. All das hatte
ich in der Halle jederzeit griffbereit.
Als ich um 9.15 Uhr eintraf, herrschte in der Trainingsstätte
erwartungsgemäß keinerlei Betrieb. Die Sportkollegen
fanden sich zumeist erst nachmittags und abends ein, viele
hatten ihre Wettkampfsaison ohnedies schon beendet, andere
befanden sich bereits auf Urlaub. Störte mich nicht im Geringsten,
ich fühlte mich fit, war motiviert, freute mich auf
das Training und einen Nachmittag ohne jegliche Termine
und Verpflichtungen. Fernsehen, Candy Crush auf dem Handy
spielen, Müßiggang, die Batterien aufladen - so und nicht
anders wäre der Tag vor der Abreise nach Linz in weiterer Folge
verlaufen. Ich begann mit meinem Aufwärmprogramm:
Dehnen, Laufübungen, Lauf-ABC. Letzteres beinhaltete unter
anderem koordinative Übungen, seitliches Übersteigen,
Skipping und Hopserläufe. Während des Warm-ups trudelten
meine Eltern ein. Auch meine Mutter hatte längst einen fixen
Part innerhalb des Teams eingenommen. Sie war während
der Trainings für das Videomanagement zuständig, zeichnete
jeden meiner Sprünge auf. Als Hilfestellung für unmittelbare
Korrekturen und als Instrument profunder Analysen in der
Nachbereitung. Papa wiederum konzentrierte sich zur Gänze
auf die Trainingsgestaltung und die Ausführung meiner
Versuche.
Am Beginn jeder Einheit stand ein Austausch hinsichtlich
der abzuarbeitenden Trainingsinhalte. Papa hatte mich
zu einer mündigen Athletin erzogen, die viel hinterfragte,
die den Nutzen dieses oder jenes Elementes begreifen wollte.
Und die auch mal zu diskutieren anfing, wenn ihr der tiefere
Sinn dieser oder jener Übung verborgen blieb. An diesem
30. Juli gab es nichts zu diskutieren. Im Fokus stand, mich an
die Wettkampfsprünge heranzutasten, ein positives Gefühl
abzuspeichern, mich optimal vorzubereiten. Der Schlüssel
dazu: ein paar gelungene Vorübungen. Ich begann mit vier
Schritten Anlauf, verwendete dafür einen starren Stab, an
dem man nach dem Absprung mehr oder minder nur dranhängt,
landete wie geplant einmal auf den Füßen, einmal im
Sitzen, einmal auf dem Rücken und einmal auf dem Bauch.
Alles im grünen Bereich, keine Wiederholungen nötig. In der
Folge war ausgemacht, nach jeweils zwei gut gelungenen Versuchen
die Anlauflänge um vier Schritte zu erhöhen. Beginnend
mit acht, dann zwölf, bis zu meiner damals maximalen
Schrittzahl von 16.
Ich wählte einen weichen Stab, der sich auch mit nur
acht Schritten vortrefflich biegen lässt, begann mit der Vorbereitung
auf den Sprung, sprühte ein wenig Klebeharz auf
die Hände, um mehr Grip zu erhalten, und richtete mir das
Schweißband am linken Handgelenk, um die obligatorischen
blauen Flecken zu vermeiden. Dann setzte ich mich in Bewegung.
Ein letztes Mal.
Gleichzeitig drückte Mama die „Record"-Taste der Videokamera.
Es war exakt 9.40 Uhr. Aufnahme lief. Etwa 15 Sekunden
lang. Cut.
Ich habe das Unfallvideo mittlerweile sicherlich zehn-
oder zwölfmal gesehen. Selten mit Trauer oder Wehmut, viel
öfter mit detektivischer Neugier, was um alles in der Welt bei
diesem Sprung so derart schiefgelaufen ist. Ohne eine befriedigende
Antwort erhalten zu haben. Das Video per se hinter-
lässt den Betrachter keineswegs schockiert. Zumindest wenn
man den Ton ausgeschaltet lässt. Die Schreie, die ich nach
dem Überqueren der Schnur in vier Meter Höhe und beim
Aufprall auf dem Boden von mir gab, sind nicht jedermanns
Sache. Es hört sich an, man möge mir den drastischen Vergleich
nachsehen, als ob ein Schwein abgeschlachtet würde.
Zu sehen aber sind nur Anlauf, Absprung, Flugphase - und
dass ich nicht dort lande, wo ich hätte landen sollen. Nämlich
nicht auf der Matte, sondern im Einstichkasten. Dieser
Einstichkasten jedoch ist durch die Seitenteile der Matte verdeckt.
Ich verschwinde gewissermaßen spurlos darin. So wie
sich meine ganze Sportkarriere, von ein paar nackten Zahlen
in den Rekord- und Ergebnislisten abgesehen, in Sekundenbruchteilen
in Nichts aufgelöst hat.
Es gibt Möglichkeiten zuhauf, einen Versuch vorzeitig
abzubrechen. Indem man den Stab kurz vor dem Absprung
wegwirft und durchläuft, wenn sich abzeichnet, dass die Anlauflänge
nicht gepasst hat. Indem man nicht aufrollt, sich
an den Stab klammert und loslässt, sobald man sich über der
Matte befindet, wenn beim Absprung Unvorhergesehenes
eintritt. Oder sich, wenn der Sprung weiter fortgeschritten
ist, vom Stab in der Luft Richtung Matte abstößt. Ich machte
von keiner dieser Optionen Gebrauch. Weil sich der Versuch
beim Absprung gut angefühlt hatte. Erst in der Streckphase
beschlich mich das Gefühl, dass es dem Sprung an Tiefe
fehlen könnte. Aber abbrechen? Ich hatte bestimmt schon
50 Sprünge dieser Art im Laufe meiner Karriere ohne gravierende
Blessuren überstanden. Weil man äußerst selten kerzengerade
vertikal nach unten fällt, sich daher zumeist auf
einen Seitenteil der Matte retten kann. Gravierender Fehler
lässt sich keiner feststellen, das bestätigte mir auch Weltre-
kordler Renaud Lavillenie, der mich in der Reha in Bad Häring
besucht hat. Zumindest keiner, der diese Folgen erklärbar
macht. Wenn überhaupt, dann hatten sich mehrere kleine
Unzulänglichkeiten summiert. Vielleicht fehlte mir nach
dem Bänderriss durch die verpassten Lauftrainings der letzten
Tage noch eine Nuance zur gewohnten Geschwindigkeit,
vielleicht hatte ich für diesen Speed um eine Spur zu hoch gegriffen,
dem Stab beim Absprung zu wenig Energie gegeben,
zu wenig mit den Armen, mit den Schultern gearbeitet. Und
dennoch: Ich hatte die Schnur, die man im Training anstelle
einer Latte verwendet, überquert, um dann, allen physikalischen
Gesetzmäßigkeiten zum Trotz, im Flug die Richtung
zu ändern. Als mir über der Schnur bewusst wurde, wohin
die Reise gehen würde, war es für Korrekturen längst zu spät.
Es schien, als würde mich eine geheimnisvolle Kraft von der
Matte wegziehen.
Ein Bewegungsablauf aus dem Lehrbuch endet klarerweise
auf dem Stabhochsprungkissen. Als Faustregel gilt: je weicher
der Stab, desto weiter weg vom Einstichkasten erfolgt die
Landung. Im Extremfall kommen die Fersen in ausgestreckter
Rückenlage einen Meter von der Mattenkante entfernt
zum Liegen. Bei der Verwendung von harten Stäben können
die Beine bereits ab der Kniekehle von der Sprungmatte baumeln.
Ich aber verfehlte bei meinem letzten Karrieresprung
diese „Landebahn" um 1,2 bis 2,2 Meter. Eine Welt.
Welche „Maßarbeit" andererseits nötig war, in der Absprungzone
zu liegen zu kommen, lässt ein Blick auf die Form
derselben erahnen. Der 1,2 Meter lange, trapezförmige Einstichkasten
aus Metall (wie in der WUB-Halle) oder Hartplastik
weist an der dem Anlauf zugewandten Seite eine Breite von
60, an der der Matte zugewandten Seite eine solche von nur
mehr 15 Zentimetern auf. Durch die Neigung des Innenlebens
von 11,3 Grad findet sich am Ende des Einstichkastens auch
der tiefste Punkt, 20 Zentimeter unterhalb der Oberkante. Er
leitet den Athleten bzw. den Stab damit gewissermaßen zum
idealen Absprungpunkt. Innen- und Außenmaße divergieren
wegen der Aufbauten stark. Die Breite beträgt an der Außenkante
84 (Anlaufseite) bzw. 65 Zentimeter (Mattenseite). Mit
einem Abstand von rund zehn Zentimetern zu den Seitenteilen
der Matte ergibt sich ein an der engsten Stelle etwa 85
Zentimeter breites Loch, in das ich aus vier Meter Höhe zielsicher
und krachend hineinstürzte. Nicht kopfüber, wie die
ersten Medienberichte signalisierten, sondern, wie bei jedem
geglückten Sprung auch, horizontal. Aber so unglücklich,
dass ich mit dem fünften Halswirbel auf die vorderste Kante
des Einstichkastens prallte, die das Rückenmark auf Höhe
des sechsten Halswirbels massiv beschädigte. Die Kräfte, die
bei einem Aufschlag auf einer Metallkante aus dieser Höhe
frei werden, kann man sich ausmalen. Die Folgen, die eine
ebensolche schwere Quetschung oder gar Durchtrennung des
Rückenmarks auf Höhe des zweiten Halswirbels, zwei, drei
Zentimeter weiter oben, nach sich gezogen hätte, ebenso. Fazit:
Game over.
Mein Kopf ragte also über die Absprungvorrichtung hinaus,
berührte vermutlich am Scheitel die Matte; Rumpf,
Arme und Beine waren, da wo sie reinpassten, im 20 Zentimeter
tiefer liegenden Einstichkasten positioniert; alles, was
dort keinen Platz fand, ruhte auf den Aufbauten rundherum.
Ein riesiger blauer Fleck Höhe der linken Niere zeugte von
der Wucht des Aufpralls. In dieser misslichen Lage fanden
mich meine Eltern, die von ihrer seitlichen Beobachterposition
zur Unglücksstelle gesprintet kamen. Es ist schwer
zu rekonstruieren, welche Gedanken in den Momenten nach
dem Aufprall durch meinen Kopf rasten, aber ich nahm instinktiv
wahr, dass mein Leben nach dem 30. Juli 2015 ein
anderes sein würde als davor. Allem voran deuteten die gut
spürbaren letzten Nervenzuckungen in meinen Beinen darauf
hin. „War's das?", fragte ich meine Eltern, ohne heute zu
wissen, was genau ich mit „das" gemeint haben könnte. Die
Karriere? Das Leben?
Mein Vater bedeutete mir, mich zunächst einmal gar nicht
zu bewegen. Er machte sich daran, Kopf und Rücken zu stabilisieren,
mich in eine annähernd horizontale Liegeposition
zu bringen. Nachdem seine Kräfte nach ein paar Minuten zu
schwinden begonnen hatten, gelang es meiner Mutter, mir
Kleidungsstücke unterzuschieben, um meine Schultern zu
entlasten, die auf dem harten Metall der Kastenumrandung
lagen. Ich bat Mama, mir die Sportschuhe auszuziehen. Irgendwie
hatte ich abgespeichert, dass das in solchen Situationen
zu tun sei. Obwohl es für mich keinerlei Unterschied
machte. „Bewege einmal deine Beine", forderte mich Papa
auf. „Bewegst du schon?", frage er kurz darauf, und ich bejahte.
„Gut machst du's", lobte er, aber ich sah nur allzu deutlich,
dass sich meine Beine überhaupt nicht rührten.
Jeder von uns wusste, was das zu bedeuten hatte, und ich
artikulierte es auch. „Das kann's doch nicht gewesen sein. Bin
ich jetzt gelähmt?" Meine Eltern redeten mir gut zu, und Papa
entgegnete: „Sag doch so was nicht. Versuche doch mal, deine
Arme zu bewegen!" Ganz allmählich war ein leichtes Heben
zu bemerken, das von der Schulter ausging. „Na bitte, die
Arme funktionieren ja." Ich konnte seinen Optimismus nicht
ganz teilen, hatte ich mir doch vorgenommen, eine Faust zu
machen ...
In meiner Erinnerung war ich diejenige, die Mama aufforderte,
die Rettung anzurufen. Aber in der Hektik fiel uns die
korrekte Notrufnummer nicht ein. „Ruf halt 133, irgendwer
wird schon abheben", hoffte ich. Wie nicht anders zu erwarten,
landete meine Mutter beim Polizeinotruf, der die wichtigsten
Daten aufnahm und ihr die Nummer der Rettung mitteilte.
Die war bereits informiert, als Mama den Sachverhalt
durchgeben wollte, und wies sie nur mehr an, sich außerhalb
der Halle zu postieren, um den Einsatzkräften den Weg zur
günstigsten Zufahrt zu zeigen. „Sie sollen sich beeilen", gab
ich den Einsatzkräften mit auf den Weg, die sich nicht lange
bitten ließen. Sieben Minuten später rollten zwei Kranken-
und ein Notarztwagen in die Leichtathletikhalle. Noch
schneller war nur die Polizei an Ort und Stelle gewesen.
In Ausnahmesituationen wie dieser funktioniert man wie
ein Roboter, hinterfragt nicht viel. Möglich, dass meine Mutter
dem Wunsch der Beamten sonst nicht nachgekommen
wäre, das Video von meinem Unglückssprung vorzuführen,
während die Rettungsleute alle Hände voll zu tun hatten, mich
aus dem Einstichkasten zu bergen. Die Amtshandlung gipfelte
nach einer kurzen Befragung, ob zum Zeitpunkt des Unglücks
weitere Personen anwesend waren, in der Erkenntnis,
dass nach derzeitigem Ermittlungsstand ein Fremdverschulden
nicht sehr wahrscheinlich war. Da waren Freude und
Erleichterung natürlich groß. Auch bei den Rettungskräften
musste alles seine Ordnung haben. Auf Nachfrage ratterte ich
anstandslos meine Versicherungsnummer herunter, nur die
e-card hatte ich nicht griffbereit. Die war sicher in der Geldtasche
in meinem Auto verwahrt, von wo sie Mama umgehend
herbeischaffte. Ich kann mich an keinen Moment aufkommender
Panik erinnern, sehr wohl aber an die Frage, die ich
an mich selbst richtete: „Wie wird mein Leben jetzt wohl weitergehen?"
Ich vergoss auch keine Tränen, glaube aber, dass
man in solchen Momenten viel zu sehr damit beschäftigt ist,
einfach am Leben zu bleiben. Denn selbiges hing, ohne dass
ich es wusste, an einem seidenen Faden. Oder eigentlich an
zwei. Denn von den vier Arterien, die das Gehirn mit Blut
versorgen, pumpten zu diesem Zeitpunkt nur mehr die beiden
Arteriae carotides internae, die inneren Halsschlagadern.
Die zwei Arteriae vertebrales (Wirbelarterien) hingegen waren
durch den Aufprall gequetscht und abgeklemmt worden.
Eine Schmalspurversorgung, die im schlimmsten Fall zum
Hirntod führen kann. Doch auch die plötzliche Öffnung einer
der Wirbelarterien hätte mich in akute Gefahr bringen können.
Das Eindringen eines Blutpfropfens ins Gehirn löst im
Normalfall einen Schlaganfall aus.
Gut, dass ich von diesen Szenarien erst viel später erfuhr -
am Beginn der Rehabilitation. Und deswegen die längste
Zeit blutverdünnende Mittel verschrieben bekam. Ich wäre
im Lauf des Rettungseinsatzes wohl noch ein bisschen angespannter
gewesen, hätte auch nicht die Muße gehabt, der
Konversation meiner Mutter mit der Notärztin zu lauschen.
Die nette Medizinerin berichtete, mich aus der Zeitung zu
kennen, erst unlängst einen Artikel über mich gelesen zu haben.
Und dass es ihr leidtäte, mich unter solchen Umständen
wiederzusehen. Mir auch, das konnte sie mir glauben. Ein Sanitäter
verpasste mir eine Plastik-Halskrause, die Notärztin
legte mir einen Zugang zur Vene, über den mir, so vermutete
ich zumindest, Beruhigungs- und Schmerzmittel gespritzt
wurden. Prophylaktisch eher, denn von Schmerzen war ich
keineswegs geplagt. Wie denn auch, wenn man vom Hals abwärts
nichts spürt?
Was ich aber sehr wohl als äußerst unangenehm empfand,
war dieses Kribbeln auf der Haut meiner Arme, das sich bei
jeder Berührung verschlimmerte. Zum ersten Mal fiel mir
diese Wahrnehmung auf, als mich Mama kurz nach dem Unfall
streichelte, um mir gut zuzureden, mir Mut zu machen.
Es fühlte sich an, als würden Ameisen über meine Arme laufen,
als würde meine Haut regelrecht explodieren. Die Empfindung
blieb für die nächsten zwei Wochen meine unliebsame
Begleiterin.
Für die sieben Sanitäter entpuppte sich die Bergung als
ganz schön schwierige Übung. Die für derartige Fälle vorgesehene
ausklappbare Liege erwies sich im Einstichkasten
als unbrauchbar, die Matten links und rechts verhinderten,
dass sie zur Entfaltung kam. Rund 15 Minuten dauerten die
Versuche, mich aus meiner Notlage zu befreien und in den
Krankenwagen zu hieven. Am Ende trugen mich die Rettungskräfte
buchstäblich auf Händen. Als alles verstaut war
und dem Abtransport nichts mehr im Wege stand, bemerkte
ich, dass Clemens von meiner Seite gewichen war. So hieß
jener Sanitäter, der Papa als meine „Kopfstütze" abgelöst hatte.
Zu ihm hatte ich in den vergangenen Minuten scheinbar
eine Art Vertrauensverhältnis aufgebaut. Mein Wunsch, dass
er mich, zusätzlich zu meiner Mutter und anstelle eines Sanitäters,
den ich bisher nur aus der Ferne wahrgenommen hatte,
im Rettungsauto begleiten möge, stellte die Einsatzleitung
vor gewisse organisatorische Probleme, zumal Clemens einer
anderen Rettungsorganisation zugehörig gewesen sein dürfte
als der Krankenwagen, in dem ich mich befand. Am Ende
wurde meiner Bitte doch entsprochen, und der Tross setzte
sich Richtung Landeskrankenhaus in Bewegung.
Unterdessen hatte Mama bereits unser nächstes Umfeld
über die unerfreulichen Entwicklungen informiert - und
auch niemanden im Unklaren gelassen, mit welcher Diagnose
zu rechnen sei. Zuerst alarmierte sie Angie, die Mutter
eines meiner Trainingskollegen, die als Sprechstundenhilfe
für unseren Vertrauensarzt Christian Hoser arbeitet. Sie muss
ihn umgehend erreicht und er alles stehen und liegen gelassen
haben, traf er doch ziemlich gleichzeitig mit uns im
Uniklinikum, seiner ehemaligen Arbeitsstätte, ein. Der zweite
Anruf galt meinem Freund Christoph, der in seiner Wohnung
in Graz saß und an der Bachelorarbeit feilte. Der dritte
meinem Manager Tom Herzog, der vierte meiner Schwester
Brit. „Brauchst aber nicht zu kommen", legte Mama ihr nahe,
weil sie offenbar fand, dass man das Leid nicht auf noch mehr
Personen verteilen müsse. Brit dachte nicht daran, untätig zu
Hause auf Nachrichten zu warten, und brach auf, wurde unterwegs
aber von Mama zur WUB-Halle umdirigiert. Dort hatte
Papa, der per Pkw ins Krankenhaus hätte nachkommen sollen,
ebenso fieberhaft wie vergeblich nach dem Autoschlüssel
gesucht. Als Brit mein Trainingsdomizil betrat, sah sie die
Schlüssel auf dem Stabhochsprungkissen liegen und Papa
ein wenig konfus umherirren. Womit ihr augenblicklich klar
wurde, dass es ohnedies besser sei, ihn in diesem Zustand
nicht ans Steuer zu lassen.
Es waren 43 Minuten seit meiner Bruchlandung vergangen,
als wir in der Notaufnahme eintrafen. Auf die holprige
Fahrt mit Blaulicht und Sirene hätte ich durchaus verzichten
können. Die Federung des Rettungsautos übertrug jede Bodenwelle,
jedes auf den ungeteerten Wegen des WUB-Areals
befindliche Schlagloch auf mich, und ich machte mir zunehmend
Sorgen, dass sich meine Verletzung durch das
permanente Durchgerütteltwerden weiter verschlimmern
könnte. Wenigstens war ich durch Mamas Telefongespräche
abgelenkt, ich hatte ihr noch aufgetragen, meinen Vorgesetzten
beim Bundesheer, Vizeleutnant Hechenberger, über den
Stand der Dinge zu informieren. Im Krankenhaus schob man
mich sogleich in den Schockraum und bettete mich auf eine
Krankenhausliege um. Mama musste draußen warten, und
ich freute mich über das vertraute Gesicht von Christian Hoser,
der kurz mit mir sprach, sich nach meinem Befinden erkundigte.
Unverzüglich wurde ein CT von Kopf und Halswirbelsäule
angefertigt, das Aufschluss darüber geben sollte, wie
es tatsächlich um mich stand. Alsbald begannen die Vorbereitungen
für eine Operation, eine Notoperation, eine Operation
als lebenserhaltende Maßnahme, wie meinem Manager
später als Input für seine erste offizielle Aussendung mitgeteilt
wurde. Bei mir verfehlten die diversen Medikamente
und Mittelchen indessen ihre Wirkung nicht. Vieles von dem,
was mir seit Jahren aufgrund der Anti-Doping-Bestimmungen
bei Strafe verboten war, wurde nun in rauen Mengen in
mich hineingepumpt. Und obwohl ich nicht auf die Idee kam,
Einspruch zu erheben, so schoss mir doch zwischenzeitlich
der Gedanke ein: „Wenn jetzt die Dopingkontrolleure kämen,
hätten sie's lustig mit mir."
Nicht minder skurril gestaltete sich die Konversation mit
dem medizinischen Personal. Eine Assistentin eröffnete mir,
dass mein T-Shirt für die Operation aufgeschnitten werden
müsse. Ich führe es auf mein wegen der Halskrause sehr
eingeschränktes Blickfeld und auf meine Sedierung zurück,
dass ich heftig protestierte, weil ich der irrigen Auffassung
war, dasselbe coole, weiße Michael-Kors-Leibchen mit aufgedruckter
rosa Brille zu tragen, das ich frühmorgens vor dem
Weg zur Physiotherapie übergestreift hatte. Die Kranken-
haus-Bedienstete versicherte mir, mein Lieblings-T-Shirt vorsichtig
an der Seitennaht aufzutrennen, damit es später problemlos
zusammengenäht werden könne. Zurück bekam ich es
trotzdem nicht mehr. Bloß gut, dass es sich letztlich nur um
ein schmuckloses Textil fürs Training gehandelt hatte.
Rund um mich wurde eifrig gewerkt, aber ich hatte zahlreiche
Fragen: „He, bin ich eigentlich schon nackig?", wollte
ich mehrfach wissen, denn die Halskrause verunmöglichte
mir auch diesen Blickwinkel. Einen jungen, südländisch aussehenden
Mitarbeiter fragte ich schließlich mit ehrlichem
Interesse: „Schlägt mein Herz eigentlich noch?" Die Antwort
des Angesprochenen entbehrte nicht einer gewissen Logik.
„Sonst könntest du wohl kaum mit mir reden." Ich aber ließ
nicht locker. „Könnte ja sein, dass ihr mich an eine Maschine
angeschlossen habt." Das war ihm dann offensichtlich doch
zu blöd. Weniger wissbegierig war ich, als mich die operierenden
Ärzte aufsuchten und mir begreiflich machen wollten,
was passiert war und was sie während der Operation zu
tun gedachten. Mich schreckte die Vorstellung, dass mir die
Chirurgen womöglich eine günstige Prognose stellten, mir in
Aussicht stellten, gehen zu können, und dann beim Eingriff
irgendetwas misslang. Also wehrte ich die Aufklärungsversuche
mit den Worten ab: „Operiert doch mal, dann sehen
wir ja, was rauskommt." Kurz darauf kam meine Familie, die
sich sehr wohl über den Stand der Dinge hatte informieren
lassen, um sich von mir zu verabschieden und mir Glück zu
wünschen. Dann war ich wieder mit dem Ärzteteam allein,
das darüber diskutierte, ob es mich bereits im Schockraum
oder erst im Operationssaal narkotisieren sollte. Es dürfte
sich für Variante eins entschieden haben. Denn ich war dann
mal weg.
© edition a
später war es ärgerliche Gewissheit: Ligamentum
fibulotalare anterius gerissen, Ligamentum fibulocalcaneare
eingerissen. Klingt unheilvoll, war es auch.
Von der Leichtathletik-WM im Olympiastadion von Peking
trennten mich nur noch sechs, vom Limitschluss nur mehr
vier Wochen. Anspruchsvolle 4,50 Meter hatte der Internationale
Leichtathletikverband IAAF als Richtmarke festgesetzt,
fünf Zentimeter über meiner Anfang März in Prag erzielten
Bestleistung. Das versetzte mich keineswegs in Panik. Ich
hatte die Leistungen der internationalen Konkurrenz stets im
Auge behalten, war mir sicher, dass man am Ende auf mich
als erste oder zweite Nachrückerin zurückgreifen würde, um
das angepeilte Feld von 30 Athleten aufzufüllen. Ich aber
wollte mich aus eigener Kraft qualifizieren und das idente
Olympialimit gleich mit abhaken.
Also switchte ich noch am gleichen Tag in den Therapiemodus,
ließ mir von Dr. Hoser eine Schiene verpassen - eine
kleinere für untertags, eine größere für die Nachtlagerung -
und wählte die Nummer des Physiotherapeuten meines Ver
trauens. Klaus Ullmann hatte meine müden Knochen, Muskeln
und Sehnen noch jedes Mal auf Vordermann gebracht,
und das von meinem 14. Lebensjahr an. Er ließ mich auch
diesmal nicht hängen, beorderte mich zwecks Akutbehandlung
an dem gleichen Abend zu einem Gasthof in Rum, wo
er einen Teil des Skisprung-Nationalteams um sich geschart
hatte. Die Lymphdrainagen an diesem und dem nächsten Tag
sorgten dafür, dass die Schwellung keine allzu imposanten
Ausmaße annahm.
Den Rest besorgten die Sporttherapie Huber in Rum, die
sich des Stabilisationstrainings annahm - und ich. Bei jeder
Gelegenheit lagerte ich die Beine hoch, pappte Topfen auf die
schmerzenden Körperstellen, schmierte Salben drauf, legte
Verbände an und veranlasste meinen Vater Frithjof, unseren
5,5 mal 2,5 m kleinen Pool mit Wasser zu befüllen. Für meine
nächste Therapieeinheit: Aquapaddling, auf der Luftmatratze
liegend, während mir die Sonne auf den Rücken schien.
So eine Zwangspause hatte zweifellos auch ihre guten Seiten.
Zumal sich ihr Ende früher ankündigte als befürchtet.
Vielleicht lag es an den netten Genesungswünschen, die mir
das österreichische Team von der Leichtathletik-U20-EM im
schwedischen Eskilstuna übermittelt hatte. Die Botschaft
blieb für zwei Wochen der letzte Eintrag in meiner Facebook-
Aktivitätenliste. Und sie war nicht schlecht gewählt: ihrer
zeitlosen Aktualität wegen.
An diesem 18. Juli, drei Tage nach dem Bänderriss, entledigte
ich mich der „Familienkrücken", ließ sie vorsichtshalber
aber noch nicht in dem schwarzen Loch hinter der
Dachbodentür verschwinden. Meinem Manager Tom Herzog
schickte ich als Beweis meiner zurückkehrenden Fitness ein
Selfie-Video, das meine Füße zeigte, wie sie sich ohne jede
Unsicherheit, ohne jedes Wackeln Schritt für Schritt vorwärts
bewegten. Mussten sie auch, denn ein paar Stunden später
waren sie einer beachtlichen Belastungsprobe ausgesetzt. Wir
hatten Papa zum 57er eine Paintball-Session geschenkt, die
es einen Tag nach dem Geburtstag einzulösen galt. Dr. Hoser
hatte mir für den Spaß grünes Licht gegeben. „Solange du
die Schiene trägst und nur robbst, sollte es kein Problem geben."
Die Schiene habe ich artig getragen, und gerobbt bin ich
auch. Ab und zu zumindest. Und überhaupt: Das Band war
ohnehin schon gerissen. Was sollte denn noch Schlimmeres
passieren?
Der Zustand des Sprunggelenks verbesserte sich trotzdem
stetig, und exakt eine Woche nach dem Fehltritt wagte ich
mich wieder in die WUB-Trainingshalle in Innsbruck. Das
Krafttraining für den Oberkörper hatte ich ohnehin nie unterbrochen,
jetzt aber schreckte ich, geschützt durch eine schnittige
Aircast-Schiene, auch vor ersten Trainingssprüngen
nicht zurück. Von einem Sprungkasten zwar, aber immerhin.
Der ersparte mir die Belastung des Anlaufs, denn die zwei
Schritte reichen problemlos, um viele technische Komponenten
des Sprunges durchzuspielen. Am übernächsten Tag,
dem 24. Juli, war ich noch ein wenig kecker, ließ die Schiene
Schiene sein und bestritt das Training lediglich mit einem
getapten Sprunggelenk. Auch diese Belastungsprobe verlief
zu meiner vollsten Zufriedenheit. Worauf ich einen weiteren
Tag später auf den Kasten verzichtete und meinem rekonvaleszenten
Bein den Anlauf auf dem Betonboden mit aufgelegten
Tartan-Läufern zumutete. Nicht die vollen 16 Schritte, wie
ich sie seit dieser Saison zwecks Geschwindigkeitsmaximierung
in Wettkämpfen praktizierte, aber zumindest die Hälfte.
Und zwei Tage später schon zwei Drittel. Üblicherweise be-
inhaltete mein Trainingsprogramm nur zwei Stabeinheiten
pro Woche, doch nach dem Bänderriss galt es, verlorenes Terrain
zurückzuerobern, das richtige Gefühl aufzubauen. Meine
Taktik schien zu greifen, die Sprünge fühlten sich jedenfalls
richtig vielversprechend an, und so war meine Entscheidung
alsbald in Stein gemeißelt. Die Union Leichtathletik Gala am
1. August auf der Linzer Gugl sollte Schauplatz meines Comebacks,
im Idealfall meines erfolgreichen Limitversuches sein.
Kein schlechter Boden für mich, hatte ich doch dort 2014 den
österreichischen Freiluftrekord zwischenzeitlich auf 4,41 Meter
geschraubt. An meiner unmittelbaren Wettkampfvorbereitung
hatte ich über viele Jahre herumexperimentiert, bis
sich schlussendlich ein ganz simples Timing als für mich am
zweckmäßigsten herauskristallisiert hatte: drei Tage vor dem
Tag X das letzte Training, rund 24 Stunden davor eine kurze
Krafteinheit, um den Muskeltonus und damit die nötige
Spritzigkeit für den Ernstfall aufzubauen. So wollte ich es
auch diesmal wieder handhaben - bis mir mein Vater per Anruf
eröffnete, berufsbedingt einen Tag länger in der Schweiz
bleiben zu müssen. Ein unbedeutendes Detail, wäre mir Papa
nicht mein ganzes Stabhochsprungleben lang als Coach zur
Seite gestanden. Das Abschlusstraining ohne ihn zu bestreiten
kam so gar nicht infrage. Es musste also am Morgen des
30. anstatt des 29. Juli über die Bühne gehen. Keine große Affäre,
ich war erfahren und selbstsicher genug, um mich von
so einer kleinen außerplanmäßigen Änderung nicht ansatzweise
aus der Ruhe bringen zu lassen. Wir waren schon viele
Male von meinem bevorzugten Timing abgewichen - wetterbedingt
zum Beispiel, oder weil wir sehr spät am Wettkampfort
angekommen waren, ich aber noch die Stabhochsprunganlage
austesten wollte.
Der Tag, der mein Leben so tiefgreifend und nachhaltig
verändern sollte, begann denkbar unspektakulär. Wie üblich
riss mich mein Wecker um 6.15 Uhr aus einem tiefen, ungestörten
Schlaf, in den 55 Minuten bis zum Verlassen des
Hauses galt es, die Trainingstasche zu packen, Morgentoilette,
Frühstück (wie so oft Hirse mit Obst und Nüssen) und
einen kurzen Check, was der befreundete Teil der Welt über
Nacht so alles auf Facebook abgesondert hatte, unterzubringen.
Mein erster Weg führte mich zum mittlerweile sechsten
Mal seit dem Außenbandriss zur Sporttherapie Huber, wo die
für mich zuständige Physiotherapeutin bereits in den Startlöchern
scharrte. Auf dem Weg zu ihr hatte ich mich bei meiner
Dienststelle, dem Heeres-Leistungssportzentrum 06, gemeldet.
Vizeleutnant Walter Hechenberger, der Kommandant
des HLSZ in Innsbruck, schätzte es über alle Maßen, die zu
genehmigende telefonische Standeskontrolle zwischen 7.45
und 8.00 Uhr entgegenzunehmen.
Als ich das Therapiezentrum in Rum Richtung Innsbruck
verließ, kündigte sich ein eher unfreundlicher, windiger Julitag
an, der kälteste in diesem Jahrhundertsommer 2015. Eine
undurchdringliche Wolkenschicht hing schwer über dem
Inntal, kein Wunder, dass sich auch die Temperatur nicht aus
der Reserve locken ließ. Nicht einmal über die 15-Grad-Grenze.
Früher hätte ich mich auf eine erfrischende Trainingseinheit
auf dem Sport-Campus der Universität Innsbruck einstellen
müssen, doch seit 2013 stand uns Leichtathleten mit der
WUB-Halle (auf dem Areal der früheren Wagnerschen Uni-
versitäts-Druckerei) eine provisorische, aber durchaus passable
Indoor-Homebase zur Verfügung, die 2016 durch einen
Neubau ersetzt wurde. Ich nützte die Möglichkeit weidlich
aus, nicht nur bei Schlechtwetter. Die Halle steigerte signi-
fikant die Trainingseffizienz. Keine abgebrochenen Sprung-
versuche wegen plötzlich auftretender Windböen, keine Ablenkung,
kein aufwendiges Hin- und Hertransportieren des
20 Kilo schweren Trainingsequipments, zu dem auch mehrere
der rund zwei Kilo schweren Stäbe gehörten. All das hatte
ich in der Halle jederzeit griffbereit.
Als ich um 9.15 Uhr eintraf, herrschte in der Trainingsstätte
erwartungsgemäß keinerlei Betrieb. Die Sportkollegen
fanden sich zumeist erst nachmittags und abends ein, viele
hatten ihre Wettkampfsaison ohnedies schon beendet, andere
befanden sich bereits auf Urlaub. Störte mich nicht im Geringsten,
ich fühlte mich fit, war motiviert, freute mich auf
das Training und einen Nachmittag ohne jegliche Termine
und Verpflichtungen. Fernsehen, Candy Crush auf dem Handy
spielen, Müßiggang, die Batterien aufladen - so und nicht
anders wäre der Tag vor der Abreise nach Linz in weiterer Folge
verlaufen. Ich begann mit meinem Aufwärmprogramm:
Dehnen, Laufübungen, Lauf-ABC. Letzteres beinhaltete unter
anderem koordinative Übungen, seitliches Übersteigen,
Skipping und Hopserläufe. Während des Warm-ups trudelten
meine Eltern ein. Auch meine Mutter hatte längst einen fixen
Part innerhalb des Teams eingenommen. Sie war während
der Trainings für das Videomanagement zuständig, zeichnete
jeden meiner Sprünge auf. Als Hilfestellung für unmittelbare
Korrekturen und als Instrument profunder Analysen in der
Nachbereitung. Papa wiederum konzentrierte sich zur Gänze
auf die Trainingsgestaltung und die Ausführung meiner
Versuche.
Am Beginn jeder Einheit stand ein Austausch hinsichtlich
der abzuarbeitenden Trainingsinhalte. Papa hatte mich
zu einer mündigen Athletin erzogen, die viel hinterfragte,
die den Nutzen dieses oder jenes Elementes begreifen wollte.
Und die auch mal zu diskutieren anfing, wenn ihr der tiefere
Sinn dieser oder jener Übung verborgen blieb. An diesem
30. Juli gab es nichts zu diskutieren. Im Fokus stand, mich an
die Wettkampfsprünge heranzutasten, ein positives Gefühl
abzuspeichern, mich optimal vorzubereiten. Der Schlüssel
dazu: ein paar gelungene Vorübungen. Ich begann mit vier
Schritten Anlauf, verwendete dafür einen starren Stab, an
dem man nach dem Absprung mehr oder minder nur dranhängt,
landete wie geplant einmal auf den Füßen, einmal im
Sitzen, einmal auf dem Rücken und einmal auf dem Bauch.
Alles im grünen Bereich, keine Wiederholungen nötig. In der
Folge war ausgemacht, nach jeweils zwei gut gelungenen Versuchen
die Anlauflänge um vier Schritte zu erhöhen. Beginnend
mit acht, dann zwölf, bis zu meiner damals maximalen
Schrittzahl von 16.
Ich wählte einen weichen Stab, der sich auch mit nur
acht Schritten vortrefflich biegen lässt, begann mit der Vorbereitung
auf den Sprung, sprühte ein wenig Klebeharz auf
die Hände, um mehr Grip zu erhalten, und richtete mir das
Schweißband am linken Handgelenk, um die obligatorischen
blauen Flecken zu vermeiden. Dann setzte ich mich in Bewegung.
Ein letztes Mal.
Gleichzeitig drückte Mama die „Record"-Taste der Videokamera.
Es war exakt 9.40 Uhr. Aufnahme lief. Etwa 15 Sekunden
lang. Cut.
Ich habe das Unfallvideo mittlerweile sicherlich zehn-
oder zwölfmal gesehen. Selten mit Trauer oder Wehmut, viel
öfter mit detektivischer Neugier, was um alles in der Welt bei
diesem Sprung so derart schiefgelaufen ist. Ohne eine befriedigende
Antwort erhalten zu haben. Das Video per se hinter-
lässt den Betrachter keineswegs schockiert. Zumindest wenn
man den Ton ausgeschaltet lässt. Die Schreie, die ich nach
dem Überqueren der Schnur in vier Meter Höhe und beim
Aufprall auf dem Boden von mir gab, sind nicht jedermanns
Sache. Es hört sich an, man möge mir den drastischen Vergleich
nachsehen, als ob ein Schwein abgeschlachtet würde.
Zu sehen aber sind nur Anlauf, Absprung, Flugphase - und
dass ich nicht dort lande, wo ich hätte landen sollen. Nämlich
nicht auf der Matte, sondern im Einstichkasten. Dieser
Einstichkasten jedoch ist durch die Seitenteile der Matte verdeckt.
Ich verschwinde gewissermaßen spurlos darin. So wie
sich meine ganze Sportkarriere, von ein paar nackten Zahlen
in den Rekord- und Ergebnislisten abgesehen, in Sekundenbruchteilen
in Nichts aufgelöst hat.
Es gibt Möglichkeiten zuhauf, einen Versuch vorzeitig
abzubrechen. Indem man den Stab kurz vor dem Absprung
wegwirft und durchläuft, wenn sich abzeichnet, dass die Anlauflänge
nicht gepasst hat. Indem man nicht aufrollt, sich
an den Stab klammert und loslässt, sobald man sich über der
Matte befindet, wenn beim Absprung Unvorhergesehenes
eintritt. Oder sich, wenn der Sprung weiter fortgeschritten
ist, vom Stab in der Luft Richtung Matte abstößt. Ich machte
von keiner dieser Optionen Gebrauch. Weil sich der Versuch
beim Absprung gut angefühlt hatte. Erst in der Streckphase
beschlich mich das Gefühl, dass es dem Sprung an Tiefe
fehlen könnte. Aber abbrechen? Ich hatte bestimmt schon
50 Sprünge dieser Art im Laufe meiner Karriere ohne gravierende
Blessuren überstanden. Weil man äußerst selten kerzengerade
vertikal nach unten fällt, sich daher zumeist auf
einen Seitenteil der Matte retten kann. Gravierender Fehler
lässt sich keiner feststellen, das bestätigte mir auch Weltre-
kordler Renaud Lavillenie, der mich in der Reha in Bad Häring
besucht hat. Zumindest keiner, der diese Folgen erklärbar
macht. Wenn überhaupt, dann hatten sich mehrere kleine
Unzulänglichkeiten summiert. Vielleicht fehlte mir nach
dem Bänderriss durch die verpassten Lauftrainings der letzten
Tage noch eine Nuance zur gewohnten Geschwindigkeit,
vielleicht hatte ich für diesen Speed um eine Spur zu hoch gegriffen,
dem Stab beim Absprung zu wenig Energie gegeben,
zu wenig mit den Armen, mit den Schultern gearbeitet. Und
dennoch: Ich hatte die Schnur, die man im Training anstelle
einer Latte verwendet, überquert, um dann, allen physikalischen
Gesetzmäßigkeiten zum Trotz, im Flug die Richtung
zu ändern. Als mir über der Schnur bewusst wurde, wohin
die Reise gehen würde, war es für Korrekturen längst zu spät.
Es schien, als würde mich eine geheimnisvolle Kraft von der
Matte wegziehen.
Ein Bewegungsablauf aus dem Lehrbuch endet klarerweise
auf dem Stabhochsprungkissen. Als Faustregel gilt: je weicher
der Stab, desto weiter weg vom Einstichkasten erfolgt die
Landung. Im Extremfall kommen die Fersen in ausgestreckter
Rückenlage einen Meter von der Mattenkante entfernt
zum Liegen. Bei der Verwendung von harten Stäben können
die Beine bereits ab der Kniekehle von der Sprungmatte baumeln.
Ich aber verfehlte bei meinem letzten Karrieresprung
diese „Landebahn" um 1,2 bis 2,2 Meter. Eine Welt.
Welche „Maßarbeit" andererseits nötig war, in der Absprungzone
zu liegen zu kommen, lässt ein Blick auf die Form
derselben erahnen. Der 1,2 Meter lange, trapezförmige Einstichkasten
aus Metall (wie in der WUB-Halle) oder Hartplastik
weist an der dem Anlauf zugewandten Seite eine Breite von
60, an der der Matte zugewandten Seite eine solche von nur
mehr 15 Zentimetern auf. Durch die Neigung des Innenlebens
von 11,3 Grad findet sich am Ende des Einstichkastens auch
der tiefste Punkt, 20 Zentimeter unterhalb der Oberkante. Er
leitet den Athleten bzw. den Stab damit gewissermaßen zum
idealen Absprungpunkt. Innen- und Außenmaße divergieren
wegen der Aufbauten stark. Die Breite beträgt an der Außenkante
84 (Anlaufseite) bzw. 65 Zentimeter (Mattenseite). Mit
einem Abstand von rund zehn Zentimetern zu den Seitenteilen
der Matte ergibt sich ein an der engsten Stelle etwa 85
Zentimeter breites Loch, in das ich aus vier Meter Höhe zielsicher
und krachend hineinstürzte. Nicht kopfüber, wie die
ersten Medienberichte signalisierten, sondern, wie bei jedem
geglückten Sprung auch, horizontal. Aber so unglücklich,
dass ich mit dem fünften Halswirbel auf die vorderste Kante
des Einstichkastens prallte, die das Rückenmark auf Höhe
des sechsten Halswirbels massiv beschädigte. Die Kräfte, die
bei einem Aufschlag auf einer Metallkante aus dieser Höhe
frei werden, kann man sich ausmalen. Die Folgen, die eine
ebensolche schwere Quetschung oder gar Durchtrennung des
Rückenmarks auf Höhe des zweiten Halswirbels, zwei, drei
Zentimeter weiter oben, nach sich gezogen hätte, ebenso. Fazit:
Game over.
Mein Kopf ragte also über die Absprungvorrichtung hinaus,
berührte vermutlich am Scheitel die Matte; Rumpf,
Arme und Beine waren, da wo sie reinpassten, im 20 Zentimeter
tiefer liegenden Einstichkasten positioniert; alles, was
dort keinen Platz fand, ruhte auf den Aufbauten rundherum.
Ein riesiger blauer Fleck Höhe der linken Niere zeugte von
der Wucht des Aufpralls. In dieser misslichen Lage fanden
mich meine Eltern, die von ihrer seitlichen Beobachterposition
zur Unglücksstelle gesprintet kamen. Es ist schwer
zu rekonstruieren, welche Gedanken in den Momenten nach
dem Aufprall durch meinen Kopf rasten, aber ich nahm instinktiv
wahr, dass mein Leben nach dem 30. Juli 2015 ein
anderes sein würde als davor. Allem voran deuteten die gut
spürbaren letzten Nervenzuckungen in meinen Beinen darauf
hin. „War's das?", fragte ich meine Eltern, ohne heute zu
wissen, was genau ich mit „das" gemeint haben könnte. Die
Karriere? Das Leben?
Mein Vater bedeutete mir, mich zunächst einmal gar nicht
zu bewegen. Er machte sich daran, Kopf und Rücken zu stabilisieren,
mich in eine annähernd horizontale Liegeposition
zu bringen. Nachdem seine Kräfte nach ein paar Minuten zu
schwinden begonnen hatten, gelang es meiner Mutter, mir
Kleidungsstücke unterzuschieben, um meine Schultern zu
entlasten, die auf dem harten Metall der Kastenumrandung
lagen. Ich bat Mama, mir die Sportschuhe auszuziehen. Irgendwie
hatte ich abgespeichert, dass das in solchen Situationen
zu tun sei. Obwohl es für mich keinerlei Unterschied
machte. „Bewege einmal deine Beine", forderte mich Papa
auf. „Bewegst du schon?", frage er kurz darauf, und ich bejahte.
„Gut machst du's", lobte er, aber ich sah nur allzu deutlich,
dass sich meine Beine überhaupt nicht rührten.
Jeder von uns wusste, was das zu bedeuten hatte, und ich
artikulierte es auch. „Das kann's doch nicht gewesen sein. Bin
ich jetzt gelähmt?" Meine Eltern redeten mir gut zu, und Papa
entgegnete: „Sag doch so was nicht. Versuche doch mal, deine
Arme zu bewegen!" Ganz allmählich war ein leichtes Heben
zu bemerken, das von der Schulter ausging. „Na bitte, die
Arme funktionieren ja." Ich konnte seinen Optimismus nicht
ganz teilen, hatte ich mir doch vorgenommen, eine Faust zu
machen ...
In meiner Erinnerung war ich diejenige, die Mama aufforderte,
die Rettung anzurufen. Aber in der Hektik fiel uns die
korrekte Notrufnummer nicht ein. „Ruf halt 133, irgendwer
wird schon abheben", hoffte ich. Wie nicht anders zu erwarten,
landete meine Mutter beim Polizeinotruf, der die wichtigsten
Daten aufnahm und ihr die Nummer der Rettung mitteilte.
Die war bereits informiert, als Mama den Sachverhalt
durchgeben wollte, und wies sie nur mehr an, sich außerhalb
der Halle zu postieren, um den Einsatzkräften den Weg zur
günstigsten Zufahrt zu zeigen. „Sie sollen sich beeilen", gab
ich den Einsatzkräften mit auf den Weg, die sich nicht lange
bitten ließen. Sieben Minuten später rollten zwei Kranken-
und ein Notarztwagen in die Leichtathletikhalle. Noch
schneller war nur die Polizei an Ort und Stelle gewesen.
In Ausnahmesituationen wie dieser funktioniert man wie
ein Roboter, hinterfragt nicht viel. Möglich, dass meine Mutter
dem Wunsch der Beamten sonst nicht nachgekommen
wäre, das Video von meinem Unglückssprung vorzuführen,
während die Rettungsleute alle Hände voll zu tun hatten, mich
aus dem Einstichkasten zu bergen. Die Amtshandlung gipfelte
nach einer kurzen Befragung, ob zum Zeitpunkt des Unglücks
weitere Personen anwesend waren, in der Erkenntnis,
dass nach derzeitigem Ermittlungsstand ein Fremdverschulden
nicht sehr wahrscheinlich war. Da waren Freude und
Erleichterung natürlich groß. Auch bei den Rettungskräften
musste alles seine Ordnung haben. Auf Nachfrage ratterte ich
anstandslos meine Versicherungsnummer herunter, nur die
e-card hatte ich nicht griffbereit. Die war sicher in der Geldtasche
in meinem Auto verwahrt, von wo sie Mama umgehend
herbeischaffte. Ich kann mich an keinen Moment aufkommender
Panik erinnern, sehr wohl aber an die Frage, die ich
an mich selbst richtete: „Wie wird mein Leben jetzt wohl weitergehen?"
Ich vergoss auch keine Tränen, glaube aber, dass
man in solchen Momenten viel zu sehr damit beschäftigt ist,
einfach am Leben zu bleiben. Denn selbiges hing, ohne dass
ich es wusste, an einem seidenen Faden. Oder eigentlich an
zwei. Denn von den vier Arterien, die das Gehirn mit Blut
versorgen, pumpten zu diesem Zeitpunkt nur mehr die beiden
Arteriae carotides internae, die inneren Halsschlagadern.
Die zwei Arteriae vertebrales (Wirbelarterien) hingegen waren
durch den Aufprall gequetscht und abgeklemmt worden.
Eine Schmalspurversorgung, die im schlimmsten Fall zum
Hirntod führen kann. Doch auch die plötzliche Öffnung einer
der Wirbelarterien hätte mich in akute Gefahr bringen können.
Das Eindringen eines Blutpfropfens ins Gehirn löst im
Normalfall einen Schlaganfall aus.
Gut, dass ich von diesen Szenarien erst viel später erfuhr -
am Beginn der Rehabilitation. Und deswegen die längste
Zeit blutverdünnende Mittel verschrieben bekam. Ich wäre
im Lauf des Rettungseinsatzes wohl noch ein bisschen angespannter
gewesen, hätte auch nicht die Muße gehabt, der
Konversation meiner Mutter mit der Notärztin zu lauschen.
Die nette Medizinerin berichtete, mich aus der Zeitung zu
kennen, erst unlängst einen Artikel über mich gelesen zu haben.
Und dass es ihr leidtäte, mich unter solchen Umständen
wiederzusehen. Mir auch, das konnte sie mir glauben. Ein Sanitäter
verpasste mir eine Plastik-Halskrause, die Notärztin
legte mir einen Zugang zur Vene, über den mir, so vermutete
ich zumindest, Beruhigungs- und Schmerzmittel gespritzt
wurden. Prophylaktisch eher, denn von Schmerzen war ich
keineswegs geplagt. Wie denn auch, wenn man vom Hals abwärts
nichts spürt?
Was ich aber sehr wohl als äußerst unangenehm empfand,
war dieses Kribbeln auf der Haut meiner Arme, das sich bei
jeder Berührung verschlimmerte. Zum ersten Mal fiel mir
diese Wahrnehmung auf, als mich Mama kurz nach dem Unfall
streichelte, um mir gut zuzureden, mir Mut zu machen.
Es fühlte sich an, als würden Ameisen über meine Arme laufen,
als würde meine Haut regelrecht explodieren. Die Empfindung
blieb für die nächsten zwei Wochen meine unliebsame
Begleiterin.
Für die sieben Sanitäter entpuppte sich die Bergung als
ganz schön schwierige Übung. Die für derartige Fälle vorgesehene
ausklappbare Liege erwies sich im Einstichkasten
als unbrauchbar, die Matten links und rechts verhinderten,
dass sie zur Entfaltung kam. Rund 15 Minuten dauerten die
Versuche, mich aus meiner Notlage zu befreien und in den
Krankenwagen zu hieven. Am Ende trugen mich die Rettungskräfte
buchstäblich auf Händen. Als alles verstaut war
und dem Abtransport nichts mehr im Wege stand, bemerkte
ich, dass Clemens von meiner Seite gewichen war. So hieß
jener Sanitäter, der Papa als meine „Kopfstütze" abgelöst hatte.
Zu ihm hatte ich in den vergangenen Minuten scheinbar
eine Art Vertrauensverhältnis aufgebaut. Mein Wunsch, dass
er mich, zusätzlich zu meiner Mutter und anstelle eines Sanitäters,
den ich bisher nur aus der Ferne wahrgenommen hatte,
im Rettungsauto begleiten möge, stellte die Einsatzleitung
vor gewisse organisatorische Probleme, zumal Clemens einer
anderen Rettungsorganisation zugehörig gewesen sein dürfte
als der Krankenwagen, in dem ich mich befand. Am Ende
wurde meiner Bitte doch entsprochen, und der Tross setzte
sich Richtung Landeskrankenhaus in Bewegung.
Unterdessen hatte Mama bereits unser nächstes Umfeld
über die unerfreulichen Entwicklungen informiert - und
auch niemanden im Unklaren gelassen, mit welcher Diagnose
zu rechnen sei. Zuerst alarmierte sie Angie, die Mutter
eines meiner Trainingskollegen, die als Sprechstundenhilfe
für unseren Vertrauensarzt Christian Hoser arbeitet. Sie muss
ihn umgehend erreicht und er alles stehen und liegen gelassen
haben, traf er doch ziemlich gleichzeitig mit uns im
Uniklinikum, seiner ehemaligen Arbeitsstätte, ein. Der zweite
Anruf galt meinem Freund Christoph, der in seiner Wohnung
in Graz saß und an der Bachelorarbeit feilte. Der dritte
meinem Manager Tom Herzog, der vierte meiner Schwester
Brit. „Brauchst aber nicht zu kommen", legte Mama ihr nahe,
weil sie offenbar fand, dass man das Leid nicht auf noch mehr
Personen verteilen müsse. Brit dachte nicht daran, untätig zu
Hause auf Nachrichten zu warten, und brach auf, wurde unterwegs
aber von Mama zur WUB-Halle umdirigiert. Dort hatte
Papa, der per Pkw ins Krankenhaus hätte nachkommen sollen,
ebenso fieberhaft wie vergeblich nach dem Autoschlüssel
gesucht. Als Brit mein Trainingsdomizil betrat, sah sie die
Schlüssel auf dem Stabhochsprungkissen liegen und Papa
ein wenig konfus umherirren. Womit ihr augenblicklich klar
wurde, dass es ohnedies besser sei, ihn in diesem Zustand
nicht ans Steuer zu lassen.
Es waren 43 Minuten seit meiner Bruchlandung vergangen,
als wir in der Notaufnahme eintrafen. Auf die holprige
Fahrt mit Blaulicht und Sirene hätte ich durchaus verzichten
können. Die Federung des Rettungsautos übertrug jede Bodenwelle,
jedes auf den ungeteerten Wegen des WUB-Areals
befindliche Schlagloch auf mich, und ich machte mir zunehmend
Sorgen, dass sich meine Verletzung durch das
permanente Durchgerütteltwerden weiter verschlimmern
könnte. Wenigstens war ich durch Mamas Telefongespräche
abgelenkt, ich hatte ihr noch aufgetragen, meinen Vorgesetzten
beim Bundesheer, Vizeleutnant Hechenberger, über den
Stand der Dinge zu informieren. Im Krankenhaus schob man
mich sogleich in den Schockraum und bettete mich auf eine
Krankenhausliege um. Mama musste draußen warten, und
ich freute mich über das vertraute Gesicht von Christian Hoser,
der kurz mit mir sprach, sich nach meinem Befinden erkundigte.
Unverzüglich wurde ein CT von Kopf und Halswirbelsäule
angefertigt, das Aufschluss darüber geben sollte, wie
es tatsächlich um mich stand. Alsbald begannen die Vorbereitungen
für eine Operation, eine Notoperation, eine Operation
als lebenserhaltende Maßnahme, wie meinem Manager
später als Input für seine erste offizielle Aussendung mitgeteilt
wurde. Bei mir verfehlten die diversen Medikamente
und Mittelchen indessen ihre Wirkung nicht. Vieles von dem,
was mir seit Jahren aufgrund der Anti-Doping-Bestimmungen
bei Strafe verboten war, wurde nun in rauen Mengen in
mich hineingepumpt. Und obwohl ich nicht auf die Idee kam,
Einspruch zu erheben, so schoss mir doch zwischenzeitlich
der Gedanke ein: „Wenn jetzt die Dopingkontrolleure kämen,
hätten sie's lustig mit mir."
Nicht minder skurril gestaltete sich die Konversation mit
dem medizinischen Personal. Eine Assistentin eröffnete mir,
dass mein T-Shirt für die Operation aufgeschnitten werden
müsse. Ich führe es auf mein wegen der Halskrause sehr
eingeschränktes Blickfeld und auf meine Sedierung zurück,
dass ich heftig protestierte, weil ich der irrigen Auffassung
war, dasselbe coole, weiße Michael-Kors-Leibchen mit aufgedruckter
rosa Brille zu tragen, das ich frühmorgens vor dem
Weg zur Physiotherapie übergestreift hatte. Die Kranken-
haus-Bedienstete versicherte mir, mein Lieblings-T-Shirt vorsichtig
an der Seitennaht aufzutrennen, damit es später problemlos
zusammengenäht werden könne. Zurück bekam ich es
trotzdem nicht mehr. Bloß gut, dass es sich letztlich nur um
ein schmuckloses Textil fürs Training gehandelt hatte.
Rund um mich wurde eifrig gewerkt, aber ich hatte zahlreiche
Fragen: „He, bin ich eigentlich schon nackig?", wollte
ich mehrfach wissen, denn die Halskrause verunmöglichte
mir auch diesen Blickwinkel. Einen jungen, südländisch aussehenden
Mitarbeiter fragte ich schließlich mit ehrlichem
Interesse: „Schlägt mein Herz eigentlich noch?" Die Antwort
des Angesprochenen entbehrte nicht einer gewissen Logik.
„Sonst könntest du wohl kaum mit mir reden." Ich aber ließ
nicht locker. „Könnte ja sein, dass ihr mich an eine Maschine
angeschlossen habt." Das war ihm dann offensichtlich doch
zu blöd. Weniger wissbegierig war ich, als mich die operierenden
Ärzte aufsuchten und mir begreiflich machen wollten,
was passiert war und was sie während der Operation zu
tun gedachten. Mich schreckte die Vorstellung, dass mir die
Chirurgen womöglich eine günstige Prognose stellten, mir in
Aussicht stellten, gehen zu können, und dann beim Eingriff
irgendetwas misslang. Also wehrte ich die Aufklärungsversuche
mit den Worten ab: „Operiert doch mal, dann sehen
wir ja, was rauskommt." Kurz darauf kam meine Familie, die
sich sehr wohl über den Stand der Dinge hatte informieren
lassen, um sich von mir zu verabschieden und mir Glück zu
wünschen. Dann war ich wieder mit dem Ärzteteam allein,
das darüber diskutierte, ob es mich bereits im Schockraum
oder erst im Operationssaal narkotisieren sollte. Es dürfte
sich für Variante eins entschieden haben. Denn ich war dann
mal weg.
© edition a
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Autoren-Porträt von Kira Grünberg
Kira Grünberg, geboren 1993, war Leichtathletin und Stabhochspringerin. Seit August 2014 hält sie den österreichischen Rekord im Stabhochsprung. Seit einem schweren Trainingsunfall im Juli 2015 ist sie quwerschnittgelähmt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kira Grünberg
- 2016, 224 Seiten, 224 Abbildungen, Maße: 14,6 x 21,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: edition a
- ISBN-10: 3990011758
- ISBN-13: 9783990011751
- Erscheinungsdatum: 27.08.2016
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