Memento
Thriller
Manchmal erlöst nur der Tod. Es muss ja nicht der eigene sein... Eigentlich ist der Schneemann-Wettbewerb in Minneapolis ein fröhlicher Fest. Die beiden Detectives Leo Magozzi und Gino Rolseth vollenden gerade ihr Werk, als plötzlich ein Kind wie am Spieß...
Leider schon ausverkauft
Taschenbuch
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Memento “
Manchmal erlöst nur der Tod. Es muss ja nicht der eigene sein... Eigentlich ist der Schneemann-Wettbewerb in Minneapolis ein fröhlicher Fest. Die beiden Detectives Leo Magozzi und Gino Rolseth vollenden gerade ihr Werk, als plötzlich ein Kind wie am Spieß schreit. Die Mittagssonne hat einen Schneemann zum Schmelzen gebracht und sein makabres Innenleben enthüllt. Es ist ein toter Polizist. Und der Mann bleibt nicht das letzte Opfer. Bei ihren Ermittlungen stoßen Leo und Gino auf ein uraltes Geheimnis. Offenbar sind die Schneemann-Morde nur die Spitze des Eisberges...
»Knallhart und gut eine Reihe von Thrillern, die zum Besten gehört, was das Genre gegenwärtig zu bieten hat.« (Focus)
»Knallhart und gut eine Reihe von Thrillern, die zum Besten gehört, was das Genre gegenwärtig zu bieten hat.« (Focus)
Klappentext zu „Memento “
Manchmal erlöst nur der Tod.Es muss ja nicht der eigene sein.
Schneemannwettbewerb in Minneapolis. Auch die beiden Detectives Leo Magozzi und Gino Rolseth bauen fleißig mit, als plötzlich ein Kind wie am Spieß zu schreien beginnt. Die Mittagssonne hat einen Schneemann zum Schmelzen gebracht und sein makabres Innenleben enthüllt - einen toten Polizisten! Als einen Tag später ein weiterer Toter in einem Schneemann in Dundas County entdeckt wird, machen sich die Detectives Leo Magozzi und Gino Rolseth inmitten eines Blizzards auf den Weg nach Norden. Dort, am gefühlten Ende der Welt, entdecken sie mehr als ihnen lieb ist...
"Knallhart und gut - eine Reihe von Thrillern, die zum Besten gehört, was das Genre gegenwärtig zu bieten hat." (Focus)
Lese-Probe zu „Memento “
Memento von P. J. Tracy LESEPROBE PrologSie mussten einen Augenblick verschnaufen, nachdem sie die Leiche in der Hitze so weit geschleift hatten. Jetzt saßen sie am Hang des Hügels, zwei junge Frauen in ärmellosen Sommerkleidern, die Arme um die Knie geschlungen, während ein heißer Wind mit ihren Haaren spielte, sich unter ihre Röcke stahl und hinter ihnen ein Toter lag. Sie schauten beide starr geradeaus auf die sanft geschwungenen Präriegrasfelder, nirgendwo anders hin.
«Vielleicht hätten wir ihn an ein Brett binden sollen», sagte Ruth nach ein paar Minuten. «Dann hätte er sich nicht immer im Gras verfangen.»
Laura machte den Mund auf und schloss ihn dann gleich wieder. Fast hätte sie gesagt, dass sie das ja nun fürs nächste Mal wussten. Sie schloss die Augen und sah wieder die großen, schwieligen Hände im Gras, mit gekrümmten Fingern, als wollte er sich irgendwo festhalten. Es war Hochsommer, und das Präriegras war lang, es schwankte im Wind, schlang sich um den rauen Stoff seiner Ärmel.
«Sollen wir anfangen?»
Lauras Herz setzte einen Schlag lang aus. «Gleich.»
... mehr
Doch Ruth konnte einfach nicht lange still sitzen. Sie war wie ein kleiner Vogel, dessen Flügel so schnell flatterten, dass man sie kaum sehen konnte, der scheinbar ständig am Rand der Panik hin und her schoss. Jetzt gab sie sich Mühe, Laura zuliebe ruhig zu sitzen, doch ihre Hände bewegten sich eifrig, rissen fast verzweifelt einen Grashalm nach dem anderen ab. «Ich habe Kopfweh.»
«Das sind die Kämme. Davon bekommt man immer Kopfweh.»
Ruth zog die Kämme aus dem Haar und schüttelte es, die schönen blonden Locken flossen ihr wie flüssiges Sonnenlicht über den Rücken. Die dumme Ruth ... sie war so altmodisch wie der Name, den man ihr angehängt hatte: das Haar zu lang, die Röcke zu kurz. Vielleicht hatte sich ja deshalb alles so zugespitzt. Sie schaffte es, fast eine Minute lang ruhig zu sitzen, dann wurde sie wieder zappelig.
«Hör auf zu hampeln, Ruth.»
«Schrei mich nicht an.»
Laura hörte den weinerlichen Klang ihrer Stimme und brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, dass Ruths Unterlippe zitterte. Bald würden die Tränen fließen. Sie hatte sie im Grunde nicht angeschrien, doch ihr Ton war wohl zu scharf gewesen. Das war nicht richtig. Ruth war schon immer empfindlich gewesen, lange bevor ihr Bauch sich gerundet hatte, sie musste vorsichtiger sein. «Entschuldige, das wollte ich nicht. Ist dir schon ein Name für das Baby eingefallen?»
«Versuch nicht immer, mich abzulenken. Wir müssen jetzt das Loch graben.»
«Ich hätte einfach gern, dass du einen Augenblick lang ausruhst. Das brauchst du.»
«Ausruhen?» Ruth sah sie an, als hätte sie einen Kraftausdruck verwendet. «Aber wir haben doch so viel zu tun.» «Nur das hier.»
Und mit einem Mal musste Laura lächeln und spürte, wie ihre Anspannung nachließ, zum ersten Mal seit Jahren. Genauso war es. Einen Mann umbringen, ihn begraben – mehr hatten sie heute nicht zu tun.
Nach ein paar Sekunden sagte Ruth: «Emily.»
«Wie bitte?»
«Emily. Ich nenne sie Emily.»
«Und wenn es ein Junge wird?»
Ruth lächelte. «Wird es nicht.»
Ein altes, verbrauchtes Bündel, eine winzige Frau, ein zusammengefaltetes Päckchen aus grauem Haar und spitzen Knien, allein in einer Kammer der Qual, während draußen unerklärlicherweise die Vögel den Morgen mit vereinzeltem, fröhlich unharmonischem Gesang willkommen hießen.
Sie tat Dinge, die sich angesichts der lästigen Pflichten dieses Morgens seltsam ausnahmen, machte sich ihren Haferschleim und aß ihn, trank ihre kostbare Tasse Kaffee und spülte dann die Schüssel, die Tasse und die Untertasse mit dem verblassten Rosenmuster sorgfältig ab. Dieses Muster war schon immer da gewesen, und sie war erstaunt, dass sie es jahrelang kaum bemerkt hatte. Alles wirkte schärfer, klarer, als hätte sie die Welt über Jahre hinweg durch eine leicht unscharfe Linse betrachtet.
Dann ging sie zu dem alten Waffenschrank im Esszimmer.
Die Pistole lag in ihrer rechten Hand, sie schloss arthritische Finger darum. Es fühlte sich gut an, richtig. Wie lange war es her, dass sie sie zuletzt benutzt hatte? Fünf oder sechs Jahre? Das letzte Mal, als sie das Eichhörnchen erschossen hatte, das unter den Öllaster gekommen war und keuchend und zerquetscht, mit glasigen Augen in der Auffahrt lag.
Emily war eine hervorragende Schützin. Dafür hatte Lars gesorgt, damals, als Fuchs und Bär noch ungehindert durch die Hühnerställe und die abgelegenen Höfe des ländlichen Minnesota streiften. «Du lernst schießen, Emily, und wenn es nötig ist, schießt du auch.» Das war seine einzige Reaktion auf ihr entsetztes Schaudern, als er ihr die nagelneue Pistole zum ersten Mal in die Hand gab. Und sie hatte gehorcht. Wie unglaublich fern lag ihr damals die letzte Tat, die sie mit dieser Waffe vollbringen würde. Wie unvorstellbar das damals gewesen war! Zu töten, sorgfältig geplant und durchdacht, und dabei nichts zu empfinden als das übliche kalte, trostlose Unbehagen vor einer unangenehmen Aufgabe.
Schreckliches, bösartiges Weib, dachte sie, als sie auf die Veranda hinaustrat. Keine Reue zu empfinden, kein Schuldgefühl. Grauenvoll. Zutiefst verdorben.
Die Sonne war noch nicht über die Wipfel der Pappeln geklettert, als sie vom Haus zu der unweit aufragenden Scheune hinüberging, und der Pfad durch das hohe Gras war dämmrig im ersten Morgenlicht.
Vor ihrem geistigen Auge sah sie sich selbst in diesem Augenblick und musste laut lachen: eine verrückte alte Frau in einem ausgeblichenen Kleid und Gesundheitsschuhen, die mit einer Pistole in der Hand dahineilt, um zu töten, um alles zu Ende zu bringen, ehe es zu spät ist.
Bei dem buschigen Hortensienstrauch bog sie um die Ecke und blieb stehen, als die gewaltige, uralte Scheune direkt vor ihr auftauchte, das Tor weit geöffnet wie ein gähnender, schwarzer Schlund.
Plötzlich verschob sich der Schmerz in ihrem Bauch. Er wurde zu einem grellen Stechen im Kopf, und dann schoss ohne Vorwarnung Taubheit in ihre Arme.
Ich darf die Pistole nicht verlieren, dachte sie töricht. Ich muss die Pistole festhalten. Ich spüre sie doch. Sie ist schwer, hängt so schwer von meiner Hand.
Doch die Pistole lag am Boden, die Sonnenstrahlen glitzerten auf dem langen, polierten Lauf und schienen zu spotten, als Emily neben der Waffe zu Boden fiel. Sie konnte die Lippen nicht bewegen, der Aufschrei blieb in ihrem Kopf.
Nein, lieber Gott, bitte nicht. Nicht jetzt. Ich muss ihn doch erst noch umbringen.
© Rowohlt Verlag
Übersetzung: Tanja Handels
«Das sind die Kämme. Davon bekommt man immer Kopfweh.»
Ruth zog die Kämme aus dem Haar und schüttelte es, die schönen blonden Locken flossen ihr wie flüssiges Sonnenlicht über den Rücken. Die dumme Ruth ... sie war so altmodisch wie der Name, den man ihr angehängt hatte: das Haar zu lang, die Röcke zu kurz. Vielleicht hatte sich ja deshalb alles so zugespitzt. Sie schaffte es, fast eine Minute lang ruhig zu sitzen, dann wurde sie wieder zappelig.
«Hör auf zu hampeln, Ruth.»
«Schrei mich nicht an.»
Laura hörte den weinerlichen Klang ihrer Stimme und brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, dass Ruths Unterlippe zitterte. Bald würden die Tränen fließen. Sie hatte sie im Grunde nicht angeschrien, doch ihr Ton war wohl zu scharf gewesen. Das war nicht richtig. Ruth war schon immer empfindlich gewesen, lange bevor ihr Bauch sich gerundet hatte, sie musste vorsichtiger sein. «Entschuldige, das wollte ich nicht. Ist dir schon ein Name für das Baby eingefallen?»
«Versuch nicht immer, mich abzulenken. Wir müssen jetzt das Loch graben.»
«Ich hätte einfach gern, dass du einen Augenblick lang ausruhst. Das brauchst du.»
«Ausruhen?» Ruth sah sie an, als hätte sie einen Kraftausdruck verwendet. «Aber wir haben doch so viel zu tun.» «Nur das hier.»
Und mit einem Mal musste Laura lächeln und spürte, wie ihre Anspannung nachließ, zum ersten Mal seit Jahren. Genauso war es. Einen Mann umbringen, ihn begraben – mehr hatten sie heute nicht zu tun.
Nach ein paar Sekunden sagte Ruth: «Emily.»
«Wie bitte?»
«Emily. Ich nenne sie Emily.»
«Und wenn es ein Junge wird?»
Ruth lächelte. «Wird es nicht.»
Ein altes, verbrauchtes Bündel, eine winzige Frau, ein zusammengefaltetes Päckchen aus grauem Haar und spitzen Knien, allein in einer Kammer der Qual, während draußen unerklärlicherweise die Vögel den Morgen mit vereinzeltem, fröhlich unharmonischem Gesang willkommen hießen.
Sie tat Dinge, die sich angesichts der lästigen Pflichten dieses Morgens seltsam ausnahmen, machte sich ihren Haferschleim und aß ihn, trank ihre kostbare Tasse Kaffee und spülte dann die Schüssel, die Tasse und die Untertasse mit dem verblassten Rosenmuster sorgfältig ab. Dieses Muster war schon immer da gewesen, und sie war erstaunt, dass sie es jahrelang kaum bemerkt hatte. Alles wirkte schärfer, klarer, als hätte sie die Welt über Jahre hinweg durch eine leicht unscharfe Linse betrachtet.
Dann ging sie zu dem alten Waffenschrank im Esszimmer.
Die Pistole lag in ihrer rechten Hand, sie schloss arthritische Finger darum. Es fühlte sich gut an, richtig. Wie lange war es her, dass sie sie zuletzt benutzt hatte? Fünf oder sechs Jahre? Das letzte Mal, als sie das Eichhörnchen erschossen hatte, das unter den Öllaster gekommen war und keuchend und zerquetscht, mit glasigen Augen in der Auffahrt lag.
Emily war eine hervorragende Schützin. Dafür hatte Lars gesorgt, damals, als Fuchs und Bär noch ungehindert durch die Hühnerställe und die abgelegenen Höfe des ländlichen Minnesota streiften. «Du lernst schießen, Emily, und wenn es nötig ist, schießt du auch.» Das war seine einzige Reaktion auf ihr entsetztes Schaudern, als er ihr die nagelneue Pistole zum ersten Mal in die Hand gab. Und sie hatte gehorcht. Wie unglaublich fern lag ihr damals die letzte Tat, die sie mit dieser Waffe vollbringen würde. Wie unvorstellbar das damals gewesen war! Zu töten, sorgfältig geplant und durchdacht, und dabei nichts zu empfinden als das übliche kalte, trostlose Unbehagen vor einer unangenehmen Aufgabe.
Schreckliches, bösartiges Weib, dachte sie, als sie auf die Veranda hinaustrat. Keine Reue zu empfinden, kein Schuldgefühl. Grauenvoll. Zutiefst verdorben.
Die Sonne war noch nicht über die Wipfel der Pappeln geklettert, als sie vom Haus zu der unweit aufragenden Scheune hinüberging, und der Pfad durch das hohe Gras war dämmrig im ersten Morgenlicht.
Vor ihrem geistigen Auge sah sie sich selbst in diesem Augenblick und musste laut lachen: eine verrückte alte Frau in einem ausgeblichenen Kleid und Gesundheitsschuhen, die mit einer Pistole in der Hand dahineilt, um zu töten, um alles zu Ende zu bringen, ehe es zu spät ist.
Bei dem buschigen Hortensienstrauch bog sie um die Ecke und blieb stehen, als die gewaltige, uralte Scheune direkt vor ihr auftauchte, das Tor weit geöffnet wie ein gähnender, schwarzer Schlund.
Plötzlich verschob sich der Schmerz in ihrem Bauch. Er wurde zu einem grellen Stechen im Kopf, und dann schoss ohne Vorwarnung Taubheit in ihre Arme.
Ich darf die Pistole nicht verlieren, dachte sie töricht. Ich muss die Pistole festhalten. Ich spüre sie doch. Sie ist schwer, hängt so schwer von meiner Hand.
Doch die Pistole lag am Boden, die Sonnenstrahlen glitzerten auf dem langen, polierten Lauf und schienen zu spotten, als Emily neben der Waffe zu Boden fiel. Sie konnte die Lippen nicht bewegen, der Aufschrei blieb in ihrem Kopf.
Nein, lieber Gott, bitte nicht. Nicht jetzt. Ich muss ihn doch erst noch umbringen.
© Rowohlt Verlag
Übersetzung: Tanja Handels
... weniger
Autoren-Porträt von P. J. Tracy
P.J. Tracy ist das Pseudonym eines Autorenteams aus Mutter und Tochter. Die ehemaligen Drehbuchautorinnen erzielten mit ihrem Krimidebüt "Spiel unter Freunden" einen internationalen Überraschungserfolg, der von Lesern und Kritikern mit Lob überhäuft wurde. Seitdem schreiben sie erfolgreich an ihrer Serie um das Monkeewrench-Team.
Bibliographische Angaben
- Autor: P. J. Tracy
- 2008, 320 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Tanja Handels
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499245450
- ISBN-13: 9783499245459
- Erscheinungsdatum: 22.04.2008
Kommentare zu "Memento"
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 4Schreiben Sie einen Kommentar zu "Memento".
Kommentar verfassen