Mithgar Band 3: Zwergenmacht
Die Zwergenarmee König Dureks steht vor den Toren von Kraggen-Cor, aber die Kräfte des Bösen haben die Zugänge fest in ihren Klauen. Es gibt nur einen Weg in die uralte Stadt unterm Berg. Eine kleine Gruppe von Zwergen, Menschen und Wurrlingen wagt sich...
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Die Zwergenarmee König Dureks steht vor den Toren von Kraggen-Cor, aber die Kräfte des Bösen haben die Zugänge fest in ihren Klauen. Es gibt nur einen Weg in die uralte Stadt unterm Berg. Eine kleine Gruppe von Zwergen, Menschen und Wurrlingen wagt sich auf diesen mysteriösen Pfad, denn das Überleben aller Zwerge steht auf dem Spiel.
Zwergenmachtvon Dennis L. McKiernan
LESEPROBE
Diegroße Tiefe
Im Morgengrauen wurde Perry von Delk geweckt, der dieletzte Wache hatte. Bevor er sich zum Frühstück zu den anderen gesellte, zogder Wurrling sein Schwert Langmesser aus demHolzscheit neben sich. Die elfische Klinge hatte in der Nacht mit der Spitze inder Rinde gesteckt; ein stummer Wachposten, den alle sehen konnten. JedesMitglied des Trupps hatte auf seiner Wache die Klinge im Auge behalten, da dasKlingenjuwel blau leuchtete, wenn sich Feinde näherten.
Shannon Silberblatt, der mit seiner Wache nach Perry an der Reihe gewesen war,hatte sich ganz besonders für die Klinge interessiert und sie beinah mitEhrfurcht betrachtet.
»Diese Waffe ist vor langer Zeit in der Stadt Atalageschmiedet worden«, hatte der Elf danach zu Perry gesagt, »und die Art undWeise ihrer Herstellung ist in Vergessenheit geraten. Meine Vorväter aus demHause Aurinor haben sie geschaffen. Diese Klingekündet von den Alten Zeiten, als sie eine von vielen Waffen war, die man fürden Kampf gegen die Streitkräfte des Großen Feindes Gyphon,des Hohen Vûlks, geschmiedet hatte. In gewisser Weisebekämpfen wir ihn noch immer, denn er ist es, der Rucha,Loka und Trolle wie auch andere böse Wesen in Neddra in der Untargardaerschaffen hat.
Zwar sind viele dieser Dolche in den Alten Zeiten gefertigt worden, doch leidergibt es heute in Mithgar nur noch wenige von ihnen -und noch weniger sind tatsächlich in Benutzung. Die meisten liegen in uraltenGräbern oder auf staubigen Denkmälern.« Dann hatte Silberblatt die Waffe ineiner eleganten Bewegung geschwungen. »Aber dieser hier ist noch in ganzhervorragendem Zustand und wird im Schwarzen Drimmenheimvon großem Nutzen sein. Ich sehe darin ein gutes Vorzeichen für unsereMission.« Dann hatte der Elf die Waffe wieder mit der Spitze in den Baumstammgetrieben und Perry als Wache abgelöst.
Doch nun dämmerte es, und ihre Feinde würden Deckung vor der aufgehenden Sonnegesucht haben, also schob Perry Langmesser in die Scheide und setzte sich zumMorgenmahl nieder.
»Genießt Euren heißen Tee«, sagte Kian, »denn abjetzt wird es bis zum Ende unserer Mission kein Feuer mehr geben. Bis dahin istdies die letzte Kanne, die wir aufgebrüht haben. Aber wir werden nicht langeohne Tee sein. Heute marschieren wir querfeldein. Bei Sonnenaufgang dessechsten Tages, gerechnet von heute, müssten wir am Morgentor sein. UmMitternacht des neunten Tages müssten wir Durek mitZwirn und meinem Bruder Rand sehen, wie sie mit der Armee hinter sich Drimmenheim durch die Dämmertür betreten. Dann, wenige Tageund viele tote Wrg später, werden wir wieder einFeuer anzünden und heißen Tee trinken.«
»Es wird mir ein großes Vergnügen sein, die Wrg-Gästevon unserem kleinen Teekränzchen auszuladen«, grunzte der riesige Ursor, und die anderen nickten und lächelten grimmig.
Das Frühstück war bald darauf beendet, und alle überschüssigen Vorräte wurdenin einem Versteck eingelagert. Die Sonne war aufgegangen, und es wurde Zeit zumAufbruch. Delk löschte das Feuer, und alleschulterten ihren Rucksack. Perry warf noch einen letzten Blick auf den GroßenArgon in die Richtung, in die das brennende Bestattungsfloß getrieben war. »Lebwohl, Barak«, flüsterte er und wandte sich dann ab,um sich zu seinen Gefährten zu gesellen.
Sie marschierten querfeldein nach Westen. Fürst Kianging voran. Der junge Mensch trug einen Kettenpanzer und einen schlichten Helmaus Eisen und Leder. Bewaffnet war er mit seinem Silberbogen samt Pfeilen sowieSchwert und Dolch. Hinter Kian marschierte Anval, der Zwergenkrieger, inKettenhemd und Eisenhelm gekleidet sowie mit einer Streitaxt bewaffnet. Ursor der Baeron kam alsNächster. Er trug einen dunkelbraunen Harnisch aus gehärtetem Leder und seinengroßen schwarzen Streitkolben. Perry trug die Silberon-Rüstungunter seinem Hemd und Langmesser sowie einen Dolch am Gürtel, dazu einenschlichten Helm aus Stahl und Leder auf dem Kopf. Hinter ihm folgte dergeschmeidige Shannon Silberblatt ohne Rüstung, aber mit Bogen und Pfeilen sowieeinem Messer von Langmessers Länge bewaffnet. Borinund Delk bildeten den Abschluss. Die beiden Zwergewaren wie Anval gerüstet und bewaffnet, also mit Axt,Helm und schwarzem Kettenpanzer aus Eisen. Alle trugen grüne, graue oder brauneReisekleidung, die sich kaum von Erde und Gestein, Blättern und Ästen abhob.Sie hatten Rucksäcke mit den erforderlichen Werkzeugen, Proviant und anderernotwendiger Ausrüstung auf dem Rücken. Dazu trug jeder eine Wasserflasche ausLeder an der Hüfte. Schlafsäcke und Mäntel waren zusammengerollt und lagen obenauf den Rucksäcken. So ließen sie den Argon hinter sich und marschierten Kraggen-cor entgegen.
Bald darauf tauchten die Sieben aus dem Uferwald auf und erreichten dieHochebene, eine baumlose, hügelige Landschaft, die langsam zu den entferntenBergen hin anstieg. Hier und da stand öde und kahl ein Dickicht in derWintersonne, und das Land war mit Heidekraut und Stechginster bewachsen. DieHänge stiegen sanft an, und die Gefährten marschierten in gerader Linie nachWesten. Nur hin und wieder machten sie einen Umweg, um einem Felsen, einemDornengestrüpp oder einer anderen Barriere auszuweichen. Nur zweimal stießensie auf ein größeres Hindernis: Das erste war eine tiefe, breite Schlucht, diesich quer zu ihrem Weg von Nordwesten nach Südosten zog. Sie kletterten einesteile Seite hinab und auf den bewaldeten Grund, wo ein breiter Bach durch moosbewachsene Felsen plätscherte. Der Trupp nutzte dieGelegenheit, um die Feldflaschen mit dem klaren, sprudelnden Wasseraufzufüllen. Sie überquerten den Bach und kletterten an der anderen Seitewieder empor zur Hochebene. Die zweite Schwierigkeit war ein kleiner Berg, dersteil in die Höhe ragte und ihnen den Weg versperrte. Sie marschierten dreiMeilen nach Norden, bevor sie einen Einschnitt fanden, durch den sie dasHindernis überwinden konnten.
Obwohl bereits Mitte November war, blieb es am nächsten Tag mild und windstill,und so marschierten sie bei gutem Wetter und kamen gut voran.
An jenem Abend legten sie sich auf der windabgewandtenSeite eines Hügels zum Schlafen nieder, sodass sie die Felsen vor der leichtenAbendbrise schützten. Perry vermisste das fröhliche Lagerfeuer sehr, obwohl derMond am Himmel stand und so viel Licht spendete, dass sie weit über die offeneEbene blicken konnten.
In der Nacht wurde Perry von Anval geweckt, der dem Wurrling einen Finger auf die Lippen legte und flüsterte:»Langmesser leuchtet.« Perry schaute schweigend hin und sah, dass ein schwachesblaues Licht tief innerhalb des Runenjuwels matt flackerte.
Mittlerweile war die ganze Gesellschaft wach und duckte sich in die Schattender Felsen. Alle hielten mit gezogenen Waffen und angespannten Sinnenangestrengt Ausschau. Shannon Silberblatt flüsterte mit Kian,zog sich dann stumm zurück und kletterte geräuschlos zur Kuppe des Hügelsempor, wo sein scharfes Ohr und Auge ihnen zum Vorteil gereichen mochte.
Perry kniete auf dem Boden und lauschte angestrengt, um den Feind zu entdecken,doch weder hörte noch sah er irgendetwas. Langmesser steckte in der Scheide,sodass sein Licht nicht über die Hochebene leuchten und sie verraten konnte,aber hin und wieder zog Perry es vorsichtig ein kleines Stück heraus - einenFingerbreit oder so - und schirmte das Leuchten mit den Händen ab, um nach derblauen Flamme zu schauen. Das Leuchten hielt eine Stunde an, wurde aber immerschwächer, bis Langmesser nur noch im fahlen Mondlicht leuchtete und die Gefahroffenbar vorüber war.
Dann kam Shannon wieder herab. »Ich habe zwar nichts gesehen«, sagte er leise,»aber ich habe ein Unheil im Süden aus der Richtung gespürt, in der Darda Galion liegt. Vielleicht werden meinesgleichen dieschändlichen Plünderer am Rande dieses verlassenen Waldes bald zum Kampfstellen.«
Am folgenden Tag wanderten sie rasch über die weiterhin ansteigende Hochebene.Sie konnten jetzt die Berge sehen, und vor ihnen lag die Quadra,vier Gipfel, die höher als alle anderen waren. Einer dieser vier überragte auchnoch die anderen drei. »Das ist der gewaltige Rávenor«,antwortete Borin auf eine Frage Perrys, »der größteBerg, den wir kennen. Mein Volk nennt ihn Sturmhammer wegen der unerwartethereinbrechenden Stürme, die von seinen Hängen kommen. Wer in diese Böen gerät,kann leicht Schaden nehmen.« Borin starrterespektvoll auf die dunkelroten Hänge. »Obwohl in ihm jetzt Grghausen, bin ich immer noch erpicht darauf, durch die Hallen und Kammern darinzu marschieren. Wenn wir das widerliche Gezücht daraus vertrieben und ihrenGestank aus dem Fels getilgt haben, werden wir daraus eine ebenso mächtigeFestung machen wie früher.«
Am nächsten Tag erreichte der Trupp das niedrige Vorgebirge. Fürst Kian führte sie zu einem alten Fußweg ein Stück weiter imNorden, und bald darauf befanden sie sich auf einem schmalen Pfad, der sichdurch die Hügelkette aufwärts wand. Auf ihrem Weg zum Kamm konnten sie weit imSüden einen großen dunkelgrünen Fleck sehen. »Seht doch«, sagte Perry, indem erdarauf zeigte. In seinen Augen stand eine unausgesprochene Frage.
»Das ist Darda Galion, der Lerchenwald«, informierteShannon den Wurrling, »die letzte wahre Heimat der Lian hier in Mithgar. Die meistenhaben mittlerweile den Dämmerritt genommen, aber ein paar von uns sind nochhier, in alle Winde verstreut. Sie leben mit unseren Verwandten, den Dylvana, in anderen Wäldern, während DardaGalion nicht mehr bewohnt ist.«
»Fürst Kian hat uns erzählt, dass er glaubt, derLerchenwald sei verlassen«, sagte Perry mit Blick auf das schattige, weitentfernte Grün.
»Ja, das stimmt«, erwiderte Shannon mit Bedauern in der Stimme. »Wir wohnendort nicht mehr. Viele sind in den alten Zeiten gegangen, als die Vani-lerihha, die Silberlerchen, verschwanden. Andereflohen, als die Macht Grons wieder größer und der Draedan - der Gargon -losgelassen wurde. Noch mehr gingen, als die Gebieterin - DaraFaeon - den Dämmerritt nahm, um Adonum Beistand zu bitten. Als sie nicht mehr da war, schien das Licht selbst ausdem Wald gewichen zu sein. Nach dem Winterkrieg folgten ihr viele nach Adonar, während andere in Mithgarblieben, die noch nicht bereit waren für den Ritt. Sogar CoronEiron war noch nicht bereit dazu und blieb noch eineWeile in Mithgar in den Ländern der Sterblichenwohnen. Doch er wurde des Lebens ohne ihre strahlende Fröhlichkeit überdrüssigund ist jetzt ebenfalls verschwunden. Als alle Lianaus dem Lerchenwald verschwunden waren, gingen auch die Dylvana,die den Argon überquerten und nach Darda Erynian und in den Großwald zogen, um bei ihren Brüdern zuleben. Seit dieser Zeit ist Darda Galion unbewohntbis auf einen kleinen Trupp dylvanischer Wächter.«
Perry blieb stehen und betrachtete traurig den nun leeren Wald. Dann eilte erweiter, um Shannon wieder einzuholen. Während sie weitermarschierten, sagtePerry: »Fürst Kian hat gesagt, Reisende würdenmanchmal Bewegung im Wald sehen - als seien noch Elfen dort. Und seht, das Grünhält das Dämmerlicht fest wie ein Land in den frühen Abend- oder Morgenstunden,obwohl die Sonne noch hoch am Himmel steht.«
»Ja, die Bäume halten nun die Dämmerung fest, denn meine Verwandten sind wiederdort, weil wir erfahren haben, dass sich Rucha und Loka - Gyphon-Gezücht - imSchwarzen Drimmenheim rühren«, sagte Shannon grimmig,»und nach Süden hin das Land verwüsten. Einige von uns sind zurückgekehrt, umihnen den Weg durch Darda Galion zu versperren. Aberes gibt viele Kompanien von ihnen und wir sind nur wenige, folglich kommen dieschändlichen Plünderer immer noch durch, obwohl wir ihnen jetzt schwerzusetzen.«
»Wie kommt es, dass Ursor, ein Mensch, bei den Elfenist?«, fragte Perry.
»Ach«, erwiderte Shannon, »das ist ein Rätsel. Eines Nachts kämpften wir gegeneine Kompanie Rûpt, und mitten in der Schlacht war erplötzlich da. Er schwang seinen schwarzen eisernen Streitkolben und verbreiteteTod und Schrecken unter den Feinden. Seitdem ist er bei uns. Seine Fähigkeitenals Waldläufer entsprechen beinah denjenigen eines Elfen. Er redet selten überseine Vergangenheit, aber ein wenig wissen wir: Er hat ganz allein Rûpt gejagt, um Rache für seine Frau und sein Kind zunehmen, die auf einer Reise ins ferne Valon getötetwurden. Bevor er sich uns anschloss, hat er dem Gezücht immer aufgelauert undgewartet, bis einige Ruch vom Haupttrupp getrennt wurden, um dann zuzuschlagen.Außerdem hat er auf den Wegen, die nur von Rucha und Loka begangen werden, Fußangeln gelegt und Fallgruben mitspitzen Pfählen im Boden ausgehoben. Nun, da er bei uns ist, braucht er nichtlänger auf Gelegenheiten zu warten, wo er zwei oder drei Rûptallein erwischt. Wie Ihr gesehen habt, greift er mit uns an und erschlägt vieleFeinde. Er sagt, seine Rache gehe nun rascher vonstatten.«
Perry schaute zu dem großen Menschen, der weiter vorn ging, und bemitleidetedessen Feinde nun beinah. Dann fiel ihm etwas ein, das ihm schon lange imHinterkopf herumgegangen war, und er rief: »Ursor,wartet!« Der Wurrling lief nach vorn zu dem Baeron.
Als die beiden Seite an Seite gingen, sagte Perry: »Ursor,mir ist gerade etwas eingefallen: Euer Landsmann Baru,der Hüter des Crestan-Passes, und seine drei Söhnelassen Euch grüßen. Baru sagt, dass daheim alles inOrdnung ist. Außerdem geht er davon aus, dass Eure Rache gegen die Wrg zu Eurer Zufriedenheit verläuft.«
Der Trupp marschierte schweigend weiter. Wenn der Baeroneinen Schritt machte, brauchte der Bokker deren zwei.Schließlich erwiderte Ursor: »Danke, kleiner Mann. Esist lange her, dass ich etwas von meinem Volk gehört habe.«
Sie marschierten rasch den Weg entlang, überquerten die Passhöhe und gingen aufder anderen Seite bergab. Vor ihnen ausgebreitet lag ein stetig ansteigenderLandstrich zwischen der Hügelkette, die sie gerade überquert hatten, und demGrimmwall im Westen. Das Land hob sich nach Westen in die Wände der Quadra: Rávenor, Aggarath, Ghatan und Uchan. Bei den Menschen hießen diese vier Berge Stormhelm,Grimmhorn, Dachspitz und Grauturm, bei den Elfen Coron,Aevor, Chagor und Gralon. Das Gestein jedes dieser Berge hatte eine andereTönung: Stormhelm rötlich, Grimmhorn schwarz, Dachspitz bläulich und Grauturmaschfarben. Unter diesem Quartett mächtiger Gipfel lag Kraggen-cor.Und in der Umarmung der Berge lag ein weites, gewölbtes Tal: die Neige.
Als die Neige in Sicht kam, blieb der Trupp stehen, und die Zwerge drängtensich eifrig vorwärts um die Landschaft zu betrachten. Mit einer weitausholenden Geste deutete Fürst Kian auf das großeTal. »Dort liegt das Land, was die Zwerge Baralannennen«, sagte er zu Perry, »und die Elfen Falanith.Das ist die Neige.« Dann zeigte Kian auf das Ende derEinkerbung und zugleich den höchsten Punkt. »Und dort oben am entfernten Randliegt unser nächstes Ziel: das Morgentor. Morgen marschieren wir im Sonnenlichtzu dem Portal. Doch nun nähert sich der Abend. Wir müssen abseits dieses Pfadeslagern, denn man sieht, dass hier kürzlich schwer bestiefelte Füßeentlanggegangen sind. Yrm-Stiefel, würde ich meinen.Es wäre nicht gut, wenn wir von einer zufälligen Streife entdeckt würden.«
Die sieben Wanderer verließen den Weg und begaben sich in die Deckung einesDickichts in einer Senke auf dem Hang. Die Sonne war hinter den Bergenversunken, und sie schlugen das Lager in den tiefen Schatten der Berggipfelauf.
In jener Nacht wurde Perry früh während Kians Wachevon Delk geweckt, da Langmessers Klingenjuwel wiederin blauem Schein erstrahlte. Wie zuvor schob Perry die Klinge in die Scheide,sodass ihr Leuchten vom Feind nicht zu sehen sein würde. In kurzen Abständenzog er die Waffe ein oder zwei Fingerbreit heraus und schirmte sie mit denHänden ab. Diesmal wuchs sich das Licht langsam zu einer starken blauen Flammeaus, die über die Klinge flackerte, und sie hörten schwere Stiefel über den Wegstapfen und Rüstungen klirren. Der Mond war über halb voll und die Gefährtensahen zu, wie eine große Kompanie Rukhs den Pfadentlang marschierte und in der Nacht verschwand. Perrys Herz hämmerte in seinerBrust, als sei es ein Vogel im Käfig und auf Flucht erpicht.
Langsam wurde die Flamme schwächer, da die Gefahr sich entfernte, bis sie nurnoch ein schwaches Glimmen war. Entsprechend ruhiger wurde auch Perry, aberauch nur, weil er alle Gedanken an die Gefahr beiseite schob und sich in seineErinnerungen an Waldsenken vertiefte, an die Wurzel und an Hollisleises Summen, wenn sie sich um ihren Blumengarten kümmerte.
Noch zweimal flackerte in jener Nacht die Flamme im Juwel der Elfenklinge, abersie sahen keine Feinde mehr.
Am nächsten Morgen machte sich der Trupp im ersten Sonnenlicht auf die letzteEtappe ihrer Überlandreise. Sie verließen den Pfad durch die Hügel undmarschierten nach Westen, die lange Neige empor. Als die Gefährten auf den Hangkamen, wurden die Seitenränder des Tals steiler, und hier und da waren sie mitBirken und Föhren bewachsen. Auf dem Boden wuchsen Heide und Ginster. Tiefunter sich konnten die Gefährten einen glitzernden Fluss aus dem Tal rauschensehen. Das war der Quadrill, ein Fluss, der vonvielen Gebirgsbächen gespeist wurde und auf seinem Weg durch Darda Galion, wo der Cellener undder Rothro in ihn mündeten, sehr viel breiter wurde,bis er schließlich in den Argon floss.
Am frühen Nachmittag waren die Sieben bereits weit auf die Neige vorgedrungenund auf beiden Seiten von hohen Bergen flankiert. Perry konnte bis zum Nordendeschauen, wo ein glitzernder Bach in vielen Kaskaden aus dem Schnee desStormhelm in die Tiefe stürzte. Der Bach und der Weg, neben dem er verlief,wurden Quadra-Lauf genannt. Der Weg führte über den Quadra-Pass in das Land namens Rell.»Wie nah sind wir Dureks Armee, Zwirn, und EuremBruder Rand?«, fragte Perry Fürst Kian mit Blick aufden verschneiten Pass.
© Verlagsgruppe RandomHouse
Übersetzung: Christian Jentzsch
Autoren-Porträt von Dennis L. McKiernan
Dennis L. McKiernan, geboren 1932 in Missouri, lebt heutemit seiner Familie in Ohio. Insgesamt hat er bereits 12 Romane über das LandMithgar sowie einige andere in Amerika sehr beliebte Fantasy-Trilogiengeschrieben.
- Autor: Dennis L. McKiernan
- 2005, 302 Seiten, Maße: 11,5 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Dtsch. v. Christian Jentzsch
- Übersetzer: Christian Jentzsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453530098
- ISBN-13: 9783453530096
4.5 von 5 Sternen
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