Mitten in der Nacht
Bei der Renovierung stößt er jedoch auf die...
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Bei der Renovierung stößt er jedoch auf die dunkle Vergangenheit des Hauses - ein Verbrechen, das vor hundert Jahren auf Manet Hall geschah. Nur die junge Angelina Simone schenkt ihm Glauben.
Gemeinsam müssen sie das Geheimnis lösen - für die Liebe ihres Lebens.
1
Manet Hall, Louisiana 30. Dezember 1899
Das Baby weinte. Abigail hörte es in ihren Träumen, vernahm das zarte unsichere Wimmern, das Rascheln der sich unter weichen Decken regenden winzigen Glieder. Sie verspürte ein Hungergefühl, ein Verlangen in ihrem Leib, fast als wäre das Kind noch in ihr. Noch ehe sie ganz wach war, quoll die Milch heraus.
Rasch stand sie auf. Es war das reinste Vergnügen – diese Überfülle in ihren Brüsten, ihre Empfindsamkeit. Ihre Zweckmäßigkeit. Ihr Baby brauchte sie und sie würde es versorgen.
Sie trat an die Récamier und nahm den weißen Morgenrock, der über der Lehne hing. Sie sog den Duft der Treibhauslilien ein – ihre Lieblingsblumen –, die wie Speere in einer Kristallvase steckten, einem Hochzeitsgeschenk.
Vor Lucian war sie auch mit Wildblumen in einfachen Flaschen zufrieden gewesen.
Wäre Lucian zu Hause gewesen, wäre er ebenfalls wach geworden. Und obwohl sie ihn angelächelt, ihm zärtlich das seidige blonde Haar gestreichelt und ihm gesagt hätte, er solle liegen bleiben, hätte er sich doch auf den Weg zum Kinderzimmer gemacht, ehe sie mit dem mitternächtlichen Stillen von Marie Rose fertig gewesen wäre.
Sie vermisste ihn – wieder spürte sie einen Stich im Leib. Aber als sie in ihren Morgenmantel schlüpfte, erinnerte sie sich daran, dass er am nächsten Tag zurückkam. Vom frühen Morgen an würde sie nach ihm Ausschau halten und warten, bis sie ihn die Eichenallee entlanggaloppieren sah.
Egal, was die anderen denken oder reden mochten, sie würde hinauslaufen, um ihn zu begrüßen. Und wenn er dann von seinem Pferd sprang und sie mit seinen Armen hochhob, würde ihr Herz vor Freude hüpfen, wie es
Und auf dem Neujahrsball würden sie tanzen.
Summend zündete sie eine Kerze an und schützte diese mit ihrer Hand, als sie auf die Schlafzimmertür zuging und auf den Korridor des großen Hauses hinaustrat, in dem sie einst Dienerin gewesen war, jetzt aber, nun ja, wenn auch nicht Tochter des Hauses, so doch wenigstens die Ehefrau des Sohnes.
Das Kinderzimmer lag im zweiten Stock des Familienflügels. Den Kampf, den sie deswegen mit Lucians Mutter ausgetragen hatte, hatte sie verloren. Bei Josephine Manet gab es feste Regeln für das Benehmen, für die Nutzung der Räume des Hauses und für die Art und Weise, wie Traditionen gepflegt wurden. Madame Josephine, überlegte Abigail, als sie lautlos an den anderen Schlafzimmertüren vorbeihuschte, hatte von allem eine unumstößliche Vorstellung. Auf jeden Fall gehörte ein drei Monate altes Baby in das Kinderzimmer und in die Obhut eines Kindermädchens und nicht in eine Wiege in einer Ecke des elterlichen Schlafzimmers.
Flackernd tanzte das Kerzenlicht über die Wände, als Abigail die immer schmaler werdende Treppe nach oben stieg. Wenigstens war es ihr gelungen, Marie Rose sechs Wochen lang bei sich zu behalten. Und die Wiege zu benutzen, die Teil ihrer eigenen Familientradition war. Ihr grand-père hatte sie geschnitzt. Ihre eigene Mutter hatte darin geschlafen und dann siebzehn Jahre später Abigail darin gebettet.
In dieser alten Wiege hatte Marie Rose, dieser winzige Engel, die ersten Nächte verbracht, in unmittelbarer Nähe ihrer sie abgöttisch liebenden, aufgeregten Eltern.
Ihre Tochter würde einmal die Familie ihres Vaters und deren Gepflogenheiten respektieren. Aber Abigail war entschlossen, dass ihr Kind auch die Familie ihrer Mutter respektierte und deren Lebensstil kennen lernte.
Josephine hatte sich über das Baby und die handgemachte Wiege aufgeregt und zwar mit solcher Ausdauer, dass Abigail und Lucian schließlich nachgegeben hatten. Auf diese Weise würde Wasser den Fels besiegen, hatte Lucian gemeint, denn es arbeitet unermüdlich, bis der Fels schließlich nachgibt oder mürbe wird.
Jetzt verbrachte das Baby seine Nächte im Kinderzimmer und lag in dem in Frankreich hergestellten Kinderbett, in dem seit über einem Jahrhundert die Babys der Manets ihren Schlaf fanden.
Abigail tröstete sich damit, dass dieses Übereinkommen seine Richtigkeit und sogar seine Annehmlichkeiten hatte. Ihre petite Rose war eine Manet. Sie würde eine Dame sein.
Wie Madame Josephine schließlich immer wieder mit Nachdruck betont hatte, werde auf diese Weise der Schlaf der anderen Hausbewohner nicht durch quengelige Schreie gestört. Egal, wie man solche Fragen sonst im Bayou regeln mochte, hier in Manet Hall hütete man die Kinder im Kinderzimmer.
Wie sich ihre Lippen gekräuselt hatten, als sie dies sagte. Bayou – als wäre es ein Wort, das man nur in Bordellen und Bars aussprach.
Doch es machte nichts, dass Madame Josephine sie hasste, dass Monsieur Henri sie ignorierte. Es war auch nicht von Belang, dass Julian sie mit Blicken bedachte, mit denen kein Mann die Frau seines Bruders ansehen sollte.
Lucian liebte sie.
Es war auch nicht schlimm, dass Marie Rose im Kinderzimmer schlief. Ob sie nun durch ein Stockwerk oder durch einen Kontinent voneinander getrennt waren – Abigail spürte Marie Roses Bedürfnisse wie ihre eigenen. Das Band war so stark, so wahrhaftig, dass es nie zerrissen werden konnte.
Mochte Madame Josephine auch Schlachten gewinnen, den Krieg hatte Abigail gewonnen, das wusste sie. Sie hatte Lucian und Marie Rose.
Im Kinderzimmer brannten Kerzen. Das Kindermädchen Claudine traute dem Gaslicht nicht. Claudine hielt Marie Rose bereits im Arm und versuchte sie mit einem Zuckernuckel zu beruhigen, aber die vor Wut geballten Fäuste des Babys zitterten.
»Wie wütend sie werden kann.« Abigail stellte die Kerze ab und lachte, als sie mit bereits ausgestreckten Armen das Zimmer durchquerte.
»Die weiß genau, was sie will und wann sie es will.« Claudine, eine hübsche Cajun mit müden dunklen Augen, drückte das Baby nach einmal kurz an sich, ehe sie es Abigail reichte. »Sie hat bis jetzt noch so gut wie keinen Lärm gemacht. Ich weiß gar nicht, wie du sie da unten hören kannst.«
»Ich höre sie mit meinem Herzen. Na komm, bébé. Maman ist da. «
»Die Windel ist nass.«
»Ich leg sie trocken.« Abigail rieb ihre Wange an der des Babys und lächelte. Claudine war eine Freundin – diese Schlacht hatte sie gewonnen. Wie tröstlich war es doch, sie im Kinderzimmer, im Haushalt zu haben, eine Gesellschaft, die keiner aus Lucians Familie ihr anbieten würde.
» Geh doch wieder ins Bett. Wenn ich sie gestillt habe, wird sie bis morgen schlafen.«
»Sie ist ein echter Goldschatz.« Claudine strich mit ihren Fingerspitzen über Marie Roses Locken. »Wenn du mich nicht brauchst, mache ich vielleicht einen Spaziergang zum Fluss. Jas- per wird dort sein.« Ihre dunklen Augen leuchteten. »Ich habe ihm gesagt, dass ich vielleicht gegen Mitternacht vorbeikomme, wenn ich weg kann.«
»Du solltest diesen Jungen dazu bringen, dass er dich heiratet, chère. «
»Oh, das werde ich. Also wenn du nichts dagegen hast, Abby, laufe ich für ein, zwei Stunden runter.«
»Ich habe nichts dagegen, aber gib Acht, dass du dir bis auf ein paar Flusskrebse nichts einfängst. Ja nichts anderes«, fügte sie hinzu, als sie sich alles zurechtlegte, was sie zum Wechseln der schmutzigen Windel von Marie Rose brauchte.
»Mach dir keine Sorgen. Ich bin vor zwei Uhr wieder zurück.« Sie stand schon in der Verbindungstüre, als sie sich noch einmal umdrehte. »Abby? Ist dir, als wir Kinder waren, je der Gedanke gekommen, du könntest eines Tages Herrin dieses Hauses sein?«
»Ich bin keine Herrin hier.« Sie kitzelte das Baby an den Zehen und brachte Marie Rose zum Glucksen. »Und diejenige, die es ist, wird wahrscheinlich schon aus Trotz hundertzehn Jahre alt werden, damit ich es ja nicht werden kann.«
»Wenn das eine schafft, dann sie. Aber eines Tages wirst du es sein. Du bist ein Glückskind, Abby, und es sieht wirklich gut für dich aus.«
Allein mit dem Baby, streichelte und koste Abby es. Sie puderte und pflegte es und wickelte es ordentlich. Als Marie Rose mit trockener Windel und frischem Nachthemd versorgt war, machte Abby es sich in einem Schaukelstuhl bequem und entblößte ihre Brust für diesen winzigen, hungrigen Mund. Bei den ersten gierigen Zügen, auf die ein Ziehen in ihrem Schoß antwortete, entfuhr ihr ein Seufzer. Ja, sie war ein Glückskind. Weil Lucian Manet, der Erbe von Manet Hall, der strahlende Märchenprinz, ein Auge auf sie geworfen hatte. Und sie liebte.
Sie neigte den Kopf, um das Baby trinken zu sehen. Marie Roses Augen standen weit offen und waren auf das Gesicht ihrer Mutter gerichtet. Zwischen ihren Brauen kräuselte sich die Haut vor Anstrengung.
Ach, sie hoffte so sehr, diese Augen würden blau bleiben wie die von Lucian. Das Haar des Babys war dunkel wie das ihre. Dunkel und lockig, aber seine Haut war weiß wie Milch – wieder ganz wie die seines Papas und nicht dunkel wie der matte Goldton seiner Cajunmama.
Sie würde von beiden das Beste haben, überlegte Abby. Das Beste von allem.
© Blanvalet Verlag
Übersetzung: Elfriede Peschel
Autoren-Porträt von Nora Roberts
NoraRoberts schrieb vor rund zwanzig Jahren ihren ersten Roman und hoffteinständig, veröffentlicht zu werden. Inzwischen ist sie längst eine der meistgelesenen Autorinnen der Welt. Unter dem Namen J.D. Robb schreibt sie mitebenso großem Erfolg auch Kriminalromane.
Interview mit Nora Roberts
Erzählen Sie doch ein bisschen über sich und IhrLeben.
Geboren und aufgewachsenbin ich in Maryland, und ich war die Jüngste von fünf Kindern und das einzige Mädchen.Ich habe zwei Söhne -- und vier Hunde. Ich lebe jetzt in einer ländlichenGegend von Maryland, an den Ausläufern der Blue Ridge Mountains.
Es gibt inzwischen Millionen von Nora-Roberts-Fans.Warum, glauben Sie, sind Ihre Bücher so erfolgreich?
Ich hoffe das liegtdaran, dass ich eine gute, unterhaltsame Geschichte erzähle. Ich schreibeBücher über Beziehungen, Bücher über Menschen. Und über die Liebe. Für michsind Beziehungen, Emotionen und der Sturm der Gefühle, wenn man sich verliebt,faszinierend darüber zu schreiben.
Bekommen Sie viele E-Mails aus anderen Ländern? Wiebleiben Sie mit Ihren Fans in Kontakt?
Ja, ich bekomme vieleE-Mails, und es macht großen Spaß. Das Internet ist eine wunderbare Art zukommunizieren. E-Mails haben es mir ermöglicht, weltweit Kontakt mit Lesern zupflegen. Ich weiß nicht, was ich früher ohne sie gemacht habe.
Können Sie uns sagen, wie Ihr typischer Arbeitstagaussieht?
An den meisten Tagenschreibe ich, wenn alles klappt, sechs bis acht Stunden. Ich knapse hier und daZeit für meine E-Mails und Nachrichtenbretter ab. Dann koche ich Abendessen.Vielleicht kehre ich dann zurück und beantworte noch ein paar E-Mails, oderschreibe weiter, wenn ein Buch mich wirklich bewegt. Dann lasse ich mich miteinem Buch oder vor dem Fernseher fallen.
Was sind Ihre Lieblingsbücher und -autoren?
Ich habe so viele. MaryStewart bleibt meine nie erreichte Favoritin. Aber ich bin in einer Familie vonLesern aufgewachsen, und Bücher sind schon immer Teil meines Lebensgewesen. Ich liebe Patricia Gaffneys Arbeit. Ihr "The Saving Graces"ist etwas ganz Besonderes. Elizabeth Berg, John Sandford, Sue Grafton, LawrenceBlock usw. usw.
Die Fragen stellte Isolde Wehr. Das vollständigeInterview unter www.die-buecherecke.de.
Interview mit Nora Roberts
Erzählen Sie doch ein bisschen über sich und IhrLeben.
Geboren und aufgewachsenbin ich in Maryland, und ich war die Jüngste von fünf Kindern und das einzige Mädchen.Ich habe zwei Söhne -- und vier Hunde. Ich lebe jetzt in einer ländlichenGegend von Maryland, an den Ausläufern der Blue Ridge Mountains.
Es gibt inzwischen Millionen von Nora-Roberts-Fans.Warum, glauben Sie, sind Ihre Bücher so erfolgreich?
Ich hoffe das liegtdaran, dass ich eine gute, unterhaltsame Geschichte erzähle. Ich schreibeBücher über Beziehungen, Bücher über Menschen. Und über die Liebe. Für michsind Beziehungen, Emotionen und der Sturm der Gefühle, wenn man sich verliebt,faszinierend darüber zu schreiben.
Bekommen Sie viele E-Mails aus anderen Ländern? Wiebleiben Sie mit Ihren Fans in Kontakt?
Ja, ich bekomme vieleE-Mails, und es macht großen Spaß. Das Internet ist eine wunderbare Art zukommunizieren. E-Mails haben es mir ermöglicht, weltweit Kontakt mit Lesern zupflegen. Ich weiß nicht, was ich früher ohne sie gemacht habe.
Können Sie uns sagen, wie Ihr typischer Arbeitstagaussieht?
An den meisten Tagenschreibe ich, wenn alles klappt, sechs bis acht Stunden. Ich knapse hier und daZeit für meine E-Mails und Nachrichtenbretter ab. Dann koche ich Abendessen.Vielleicht kehre ich dann zurück und beantworte noch ein paar E-Mails, oderschreibe weiter, wenn ein Buch mich wirklich bewegt. Dann lasse ich mich miteinem Buch oder vor dem Fernseher fallen.
Was sind Ihre Lieblingsbücher und -autoren?
Ich habe so viele. MaryStewart bleibt meine nie erreichte Favoritin. Aber ich bin in einer Familie vonLesern aufgewachsen, und Bücher sind schon immer Teil meines Lebensgewesen. Ich liebe Patricia Gaffneys Arbeit. Ihr "The Saving Graces"ist etwas ganz Besonderes. Elizabeth Berg, John Sandford, Sue Grafton, LawrenceBlock usw. usw.
Die Fragen stellte Isolde Wehr. Das vollständigeInterview unter www.die-buecherecke.de.
- Autor: Nora Roberts
- 2004, 3. Aufl., 384 Seiten, Maße: 11,3 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Elfriede Peschel
- Übersetzer: Elfriede Peschel
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442360072
- ISBN-13: 9783442360079
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