Nebelsturm / Jahreszeiten Quartett Bd.2
Nach seinem gefeierten Kriminalroman »Öland« legt der schwedische Bestsellerautor Johan Theorin sein zweites Buch vor: »Nebelsturm« - während der berüchtigten Winterstürme auf Öland stirbt eine junge Frau an einem mystischen Ort,...
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Produktinformationen zu „Nebelsturm / Jahreszeiten Quartett Bd.2 “
Nach seinem gefeierten Kriminalroman »Öland« legt der schwedische Bestsellerautor Johan Theorin sein zweites Buch vor: »Nebelsturm« - während der berüchtigten Winterstürme auf Öland stirbt eine junge Frau an einem mystischen Ort, der seinen Bewohnern seit Jahrzehnten nur Unglück bringt.
Ein kalter, finsterer Oktober auf Öland. Niemand sollte sich jetzt draußen aufhalten. Nebel und Schneestürme kündigen sich an. Joakim hat die Abergläubischen der Insel nicht um Rat gefragt und ist mit seiner Familie auf dem prachtvollen Hof Åludden eingezogen. Aus dem Holz eines Schiffswracks ist das Anwesen errichtet worden. Man sagt, die Leuchtturmbauer haben die Schreie der ertrinkenden Seeleute damals nie vergessen können. Auf den Balken der Scheune sind noch immer die Namen der Toten eingeritzt, und all seinen Bewohnern hat dieser Ort nur Unglück gebracht. Und dann findet man die Leiche von Joakims Frau Katrine: Sie ist tot, ertrunken. Die junge Polizistin Davidsson nimmt sich des Falles an. Was ist mit Åludden? Und welche Rolle spielt Joakims Schwester, zu der die Familie längst den Kontakt abgebrochen hat?
Klappentext zu „Nebelsturm / Jahreszeiten Quartett Bd.2 “
Ein kalter, finsterer Oktober auf Öland. Niemand sollte sich jetzt draußen aufhalten. Nebel und Schneestürme kündigen sich an. Joakim hat die Abergläubigen der Insel nicht um Rat gefragt und ist mit seiner Familie auf dem prachtvollen Hof Åludden eingezogen. Aus dem Holz eines Schiffswracks ist das Anwesen errichtet worden. Man sagt, die Leuchtturmbauer haben die Schreie der ertrinkenden Seeleute damals nie vergessen können. Auf den Balken der Scheune stehen noch immer die Namen der Toten eingeritzt, und all seinen Bewohnern hat dieser Ort nur Unglück gebracht. Und dann findet man die Leiche von Joakims Frau Katrine: sie ist tot, ertrunken. Die junge Polizistin Davidsson nimmt sich des Falles an. Was ist mit Åludden? Und welche Rolle spielt Joakims Schwester, zu der die Familie längst den Kontakt abgebrochen hat?
Lese-Probe zu „Nebelsturm / Jahreszeiten Quartett Bd.2 “
Nebelsturm von Johan Theorien
WINTER 1846
Mein Buch, liebe Katrine, beginnt in jenem Jahr, in dem Hof Åludden erbaut wurde. Für mich ist dieser Hof immer mehr gewesen als nur das Haus, in dem ich mit meiner Mutter gelebt habe. Es war der Ort, an dem ich erwachsen wurde. Der Aalfischer Ragnar Davidsson erzählte mir damals, dass die Gebäude zu großen Teilen aus der Ladung eines Schiffswracks, eines deutschen Holztransporters, errichtet wurden. Ich glaube ihm das. Auf einem Dachbalken an der Stirnseite der Scheune sind die Worte IN GEDENKEN AN CHRISTIAN LUDWIG eingeritzt. Ich habe die Toten in den Wänden flüstern hören. Sie haben so viel zu erzählen.
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Valter Brommesson sitzt in einem kleinen Steinhaus auf Åludden und betet mit gefalteten Händen. Er betet, dass der Wind und die Wellen, die in dieser Nacht über die Küste fegen, seine Leuchttürme nicht zerstören mögen. Er kennt sich mit schlechtem Wetter aus, aber so einen Sturm hat er noch nie erlebt. Eine weiße Wand aus Schnee und Eis treibt aus Nordost heran, und alle Bauarbeiten mussten eingestellt werden. Die Türme, Herr, lass sie uns bitte fertigstellen … Brommesson ist Leuchtturmbauer, aber für ihn ist es das erste Mal, dass er einen Linsenleuchtturm an der Ostsee errichtet. Er war im März auf Öland angekommen und hatte sich sofort an die Arbeit gemacht: eine Mannschaft zusammengestellt, Ton und Kalkstein bestellt und starke Zugpferde angemietet. Den frischen Frühling, den warmen Sommer und den son - nigen Herbst an der Küste hatte er genossen.
Die Arbeit ging zügig voran, und die beiden Leuchttürme wuchsen in den Himmel. Doch dann verschwand die Sonne, es wurde Winter, und mit den sinkenden Temperaturen begannen die Leute von dem großen Sturm zu sprechen. Und dann kam er, der Nebelsturm. Eines späten Abends warf er sich wie ein Raubtier über die Küste. Erst in den Morgenstunden flaut der Wind endlich ab. Da sind plötzlich Schreie vom Meer her zu hören. Sie kommen aus der Dunkelheit vor Åludden – endlose, markerschütternde Schreie in einer fremden Sprache. Die Schreie schrecken Brommesson aus dem Schlaf. Sofort weckt er die erschöpften Bauarbeiter. »Da ist ein Schiff gestrandet«, ruft er ihnen zu. »Wir müssen runter ans Wasser.« Die Männer sind schlaftrunken und unwillig, aber er treibt sie an, hinaus in den Schnee. Mit gebeugten Rücken stemmen sie sich gegen den eiskalten Wind und stapfen hinunter an den Strand. Mit einem Blick zur Seite sieht Brommesson, dass die beiden halb fertigen Steintürme unbeschädigt am Wasser stehen. In die andere Richtung, nach Westen, ist nichts zu erkennen. Die flache Landschaft der Insel ist zu einer hügeligen Schneewüste geworden. Die Arbeiter stehen am Strand und starren auf das Meer. Aber sie können in den dunklen Schatten auf Höhe der Sandbank nichts erkennen. In das Brausen der Wellen mischen sich noch immer schwächer werdende Schreie – und das knirschende Geräusch herausspringender Nägel und zerberstender Planken.
Ein großes Schiff scheint auf der Sandbank auf Grund gelaufenzu sein und zu sinken. Die Arbeiter können nur dastehen und den Geräuschen und Hilferufen lauschen. Dreimal versuchen sie, eines ihrer Boote zu Wasser zu lassen, es gelingt ihnen jedoch nicht. Die Sicht ist zu schlecht und die Brandung zu hoch, zudem treiben zahllose massive Holzbretter im Wasser. Das gestrandete Schiff muss eine enorm große Ladung Holz an Deck gehabt haben. Als es zu sinken begann, haben die Wellen die Bretter losgerissen und ins Meer gespült. Sie sind so lang wie Stoßbalken und treiben wie riesige Flöße an Land. In den Buchten an der Landzunge von Åludden drängen sich die Bretter, stoßen und reiben aneinander. Bei Sonnenaufgang, der sich hinter einer grauen Wolken - decke versteckt, entdecken sie die erste Leiche.
Nur etwa zehn Meter vom Ufer entfernt treibt ein junger Mann in den Wellen. Seine Arme sind weit ausgestreckt, so als habe er in einem letzten verzweifelten Versuch nach einem der Balken gegriffen. Zwei der Arbeiter staken hinaus ins seichte Wasser, packen seine grobe Wolljacke und ziehen den leblosen Körper über den sandigen Untergrund an Land. Sie wollen ihn an den Handgelenken fassen, aber der Tote ist groß und breitschultrig und schwer zu tragen. Gemeinsam zerren sie ihn an den schneebedeckten Strand. Die Bauarbeiter versammeln sich schweigend um den Toten, ohne ihn zu berühren. Schließlich überwindet sich Brommesson und dreht den Leichnam auf den Rücken. Der Ertrunkene ist ein Seemann mit dichtem schwarzen Haar. Seine vollen Lippen sind leicht geöffnet, als hätte er mitten in einem Atemzug aufgegeben. Seine Augen blicken starr in den grauen Himmel. Der Leuchtturmbauer schätzt das Alter des Seemannes auf etwa zwanzig. Hoffentlich war er Junggeselle, aber möglicherweise auch schon Familienvater. Er ist mit seinem Schiff vor einer fremden Insel gesunken, deren Namen er wahrscheinlich nicht einmal gekannt hat. »Wir müssen nachher den Pfarrer rufen«, sagte Brommesson und schließt die Augen des Toten, um seinem leeren Blick zu entkommen. Drei Stunden später sind fünfweitere Seemänner ansUfer von Åludden gespült worden. Auch ein zerbrochenes Namensschild des Schiffes treibt an Land: CHRISTIAN LUDWIG – HAMBURG.
Und Holzbretter, massenhaft Holz. Schiffstrümmer sind wie ein Geschenk. Sie gehören nun der schwedischen Krone, die auch für den Unterhalt der Leuchttürme auf Åludden zuständig ist. Die Leuchtturmbauer sind unerwartet an schön gewachsenes Kiefernholz im Wert von vielen Hundert Reichstalern gekommen. »Alle müssen mithelfen, wenn wir die Trümmer bergen«, befiehlt Brommesson. »Wir stapeln das Holz weiter oben an Land, sodass die Wellen es nicht erreichen können.« Sein Blick wandert zu dem schneebedeckten Hang. Der Holzmangel auf der Insel ist groß, deshalb sollten sie für die Leuchtturmwärter und deren Familien einen kleinen Hof aus Stein errichten. Doch jetzt würden sie ein viel größeres Haus aus dem angeschwemmten Holz bauen können.
Vor seinem inneren Auge entwirft Brommesson bereits einen mächtigen geschlossenen Hof mit einem großen Wohngebäude voll von Zimmern und Sälen. Ein sicheres Heim für die Wärter seiner Leuchttürme hier am Ende der Welt. Aber der Hof wird aus Schiffstrümmern gebaut sein, das kann großes Unheil bedeuten. Eigentlich müssten sie ein Bauopfer darbringen, um dem entgegenzuwirken. Vielleicht sollten sie sogar einen eigenen Andachtsraum bauen, einen Ort des Gedenkens an die Toten vor Åludden, an die armen Seelen, die nicht in geweihter Erde begraben werden konnten. Die Option auf ein größeres Haus arbeitet in Brommesson weiter. Und am Ende desselben Tages schreitet er das Grundstück ab und vermisst es mit großen Schritten. Nachdem der Sturm verebbt ist, beginnen die durchgefrorenen Leuchtturmbauer damit, die Holzbretter aus dem Wasser zu bergen und an Land zu stapeln. Viele von ihnen meinen, die Schreie der ertrinkenden Seeleute als Echo hören zu können.
Ich bin mir sicher, dass die Leuchtturmbauer diese Schreie nie vergessen haben. Und ich bin auch davon überzeugt, dass die Abergläubischen im Ort Brommessons Entschluss, aus den Trümmern eines Wracks Wohngebäude zu errichten, infrage gestellt haben. Ein Hof, der aus Schiffstrümmern erbaut wurde, an die sich verzweifelte Seeleute geklammert haben, ehe sie vom Meer verschlungen wurden – hätten meine Mutter und ich es nicht besser wissen müssen, als wir Ende der Fünfzigerjahre dorthin zogen? Musstest du wirklich unbedingt fünfunddreißig Jahre später mit deiner Familie an denselben Ort ziehen, Katrine? Mirja Rambe
Die Arbeit ging zügig voran, und die beiden Leuchttürme wuchsen in den Himmel. Doch dann verschwand die Sonne, es wurde Winter, und mit den sinkenden Temperaturen begannen die Leute von dem großen Sturm zu sprechen. Und dann kam er, der Nebelsturm. Eines späten Abends warf er sich wie ein Raubtier über die Küste. Erst in den Morgenstunden flaut der Wind endlich ab. Da sind plötzlich Schreie vom Meer her zu hören. Sie kommen aus der Dunkelheit vor Åludden – endlose, markerschütternde Schreie in einer fremden Sprache. Die Schreie schrecken Brommesson aus dem Schlaf. Sofort weckt er die erschöpften Bauarbeiter. »Da ist ein Schiff gestrandet«, ruft er ihnen zu. »Wir müssen runter ans Wasser.« Die Männer sind schlaftrunken und unwillig, aber er treibt sie an, hinaus in den Schnee. Mit gebeugten Rücken stemmen sie sich gegen den eiskalten Wind und stapfen hinunter an den Strand. Mit einem Blick zur Seite sieht Brommesson, dass die beiden halb fertigen Steintürme unbeschädigt am Wasser stehen. In die andere Richtung, nach Westen, ist nichts zu erkennen. Die flache Landschaft der Insel ist zu einer hügeligen Schneewüste geworden. Die Arbeiter stehen am Strand und starren auf das Meer. Aber sie können in den dunklen Schatten auf Höhe der Sandbank nichts erkennen. In das Brausen der Wellen mischen sich noch immer schwächer werdende Schreie – und das knirschende Geräusch herausspringender Nägel und zerberstender Planken.
Ein großes Schiff scheint auf der Sandbank auf Grund gelaufenzu sein und zu sinken. Die Arbeiter können nur dastehen und den Geräuschen und Hilferufen lauschen. Dreimal versuchen sie, eines ihrer Boote zu Wasser zu lassen, es gelingt ihnen jedoch nicht. Die Sicht ist zu schlecht und die Brandung zu hoch, zudem treiben zahllose massive Holzbretter im Wasser. Das gestrandete Schiff muss eine enorm große Ladung Holz an Deck gehabt haben. Als es zu sinken begann, haben die Wellen die Bretter losgerissen und ins Meer gespült. Sie sind so lang wie Stoßbalken und treiben wie riesige Flöße an Land. In den Buchten an der Landzunge von Åludden drängen sich die Bretter, stoßen und reiben aneinander. Bei Sonnenaufgang, der sich hinter einer grauen Wolken - decke versteckt, entdecken sie die erste Leiche.
Nur etwa zehn Meter vom Ufer entfernt treibt ein junger Mann in den Wellen. Seine Arme sind weit ausgestreckt, so als habe er in einem letzten verzweifelten Versuch nach einem der Balken gegriffen. Zwei der Arbeiter staken hinaus ins seichte Wasser, packen seine grobe Wolljacke und ziehen den leblosen Körper über den sandigen Untergrund an Land. Sie wollen ihn an den Handgelenken fassen, aber der Tote ist groß und breitschultrig und schwer zu tragen. Gemeinsam zerren sie ihn an den schneebedeckten Strand. Die Bauarbeiter versammeln sich schweigend um den Toten, ohne ihn zu berühren. Schließlich überwindet sich Brommesson und dreht den Leichnam auf den Rücken. Der Ertrunkene ist ein Seemann mit dichtem schwarzen Haar. Seine vollen Lippen sind leicht geöffnet, als hätte er mitten in einem Atemzug aufgegeben. Seine Augen blicken starr in den grauen Himmel. Der Leuchtturmbauer schätzt das Alter des Seemannes auf etwa zwanzig. Hoffentlich war er Junggeselle, aber möglicherweise auch schon Familienvater. Er ist mit seinem Schiff vor einer fremden Insel gesunken, deren Namen er wahrscheinlich nicht einmal gekannt hat. »Wir müssen nachher den Pfarrer rufen«, sagte Brommesson und schließt die Augen des Toten, um seinem leeren Blick zu entkommen. Drei Stunden später sind fünfweitere Seemänner ansUfer von Åludden gespült worden. Auch ein zerbrochenes Namensschild des Schiffes treibt an Land: CHRISTIAN LUDWIG – HAMBURG.
Und Holzbretter, massenhaft Holz. Schiffstrümmer sind wie ein Geschenk. Sie gehören nun der schwedischen Krone, die auch für den Unterhalt der Leuchttürme auf Åludden zuständig ist. Die Leuchtturmbauer sind unerwartet an schön gewachsenes Kiefernholz im Wert von vielen Hundert Reichstalern gekommen. »Alle müssen mithelfen, wenn wir die Trümmer bergen«, befiehlt Brommesson. »Wir stapeln das Holz weiter oben an Land, sodass die Wellen es nicht erreichen können.« Sein Blick wandert zu dem schneebedeckten Hang. Der Holzmangel auf der Insel ist groß, deshalb sollten sie für die Leuchtturmwärter und deren Familien einen kleinen Hof aus Stein errichten. Doch jetzt würden sie ein viel größeres Haus aus dem angeschwemmten Holz bauen können.
Vor seinem inneren Auge entwirft Brommesson bereits einen mächtigen geschlossenen Hof mit einem großen Wohngebäude voll von Zimmern und Sälen. Ein sicheres Heim für die Wärter seiner Leuchttürme hier am Ende der Welt. Aber der Hof wird aus Schiffstrümmern gebaut sein, das kann großes Unheil bedeuten. Eigentlich müssten sie ein Bauopfer darbringen, um dem entgegenzuwirken. Vielleicht sollten sie sogar einen eigenen Andachtsraum bauen, einen Ort des Gedenkens an die Toten vor Åludden, an die armen Seelen, die nicht in geweihter Erde begraben werden konnten. Die Option auf ein größeres Haus arbeitet in Brommesson weiter. Und am Ende desselben Tages schreitet er das Grundstück ab und vermisst es mit großen Schritten. Nachdem der Sturm verebbt ist, beginnen die durchgefrorenen Leuchtturmbauer damit, die Holzbretter aus dem Wasser zu bergen und an Land zu stapeln. Viele von ihnen meinen, die Schreie der ertrinkenden Seeleute als Echo hören zu können.
Ich bin mir sicher, dass die Leuchtturmbauer diese Schreie nie vergessen haben. Und ich bin auch davon überzeugt, dass die Abergläubischen im Ort Brommessons Entschluss, aus den Trümmern eines Wracks Wohngebäude zu errichten, infrage gestellt haben. Ein Hof, der aus Schiffstrümmern erbaut wurde, an die sich verzweifelte Seeleute geklammert haben, ehe sie vom Meer verschlungen wurden – hätten meine Mutter und ich es nicht besser wissen müssen, als wir Ende der Fünfzigerjahre dorthin zogen? Musstest du wirklich unbedingt fünfunddreißig Jahre später mit deiner Familie an denselben Ort ziehen, Katrine? Mirja Rambe
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Autoren-Porträt von Johan Theorin
Johan Theorin, geboren 1963 in Göteborg, gelang schon mit seinem ersten Kriminalroman »Öland«, ausgezeichnet als bestes Krimidebüt des Jahres, ein großer internationaler Erfolg. Als Herbst-Teil seines geplanten Jahreszeiten-Quartetts wurde es in vierzehn Sprachen übersetzt. »Nebelsturm«, dessen Filmoption bereits verkauft ist, spielt im rauen öländischen Winter. Das Buch erhielt in Schweden den Preis für den Besten Kriminalroman des Jahres und wurde mit dem Dagger Award für den besten internationalen Kriminalroman prämiert. Zuletzt erschien von ihm auf Deutsch »So bitterkalt«. Johan Theorin ist ein leiser Mensch. Er kann lange Strecken zurücklegen, ohne aufzugeben: 15 Jahre hat er geschrieben, immer wieder Absagen von Verlagen erhalten und weitergeschrieben. Er trennte sich von seiner Frau, zog seine Tochter allein groß und schlug sich als Journalist mehr oder minder erfolgreich durchs Leben, als unerwartet der große Erfolg an seine Tür klopfte.»Öland«, das erste Werk seines geplanten Quartetts über die Insel seiner Kindheit, ist inzwischen in 13 Sprachen übersetzt worden und wurde ebenso wie »Nebelsturm« mit dem Dagger-Award ausgezeichnet, dem »Oscar« der Kriminalliteratur. »Blutstein«, der bisher letzte und dritte Teil, ist auf dem besten Wege, ähnlich erfolgreich zu werden.Theorin ist ein Langstreckenläufer, einer, der kein Gramm zu viel mit sich rumträgt. Mehrmals in der Woche geht er laufen, auch wenn es bitterkalt ist in Göteborg, dem Zuhause des Autors. »Es bringt nichts, auf die Inspiration zu warten«, sagt der studierte Journalist, »du musst dich hinsetzen und einfach schreiben.«Wir treffen uns in seiner Schreibklause, einem winzigen Zimmer inmitten der Altstadt von Göteborg. Ein paar hundert Euro zahlt er für den ca. 10 Quadratmeter großen Raum, die anderen Zimmer in der Kreativ-WG sind alle größer, dafür hat er einen
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alten Kachelofen und einen Blick auf die Altstadt.Theorin legt keinen Wert auf Statussymbole. »Wo ich schreibe, ist mir eigentlich egal, die Geschichten sind in meinem Kopf. Wenn ich nach Öland will, dann schließe ich die Augen und bin da«, erzählt der Schwede. »Und es ist gut, ein wenig Abstand zu haben, sonst ist es wie im Wald, jede Idee ist ein Baum, aber nirgends ist ein Weg zu erkennen.«Vor Ort in Öland hätte Theorin einfach zu viele Impressionen. Fünfmal die Woche, immer von 10 bis 18 Uhr, kommt er in seine Klause und schreibt. Wenn es gut läuft, bis zu fünf Seiten am Tag, wenn es schlecht läuft, auch mal nur zwei.Theorin serviert in der Gemeinschaftsküche schwedisches Essen: Elchfrikadelle mit Kartoffeln, nicht selbst gekocht, aber typisch schwedisch. Wir reden über Filme, seine große Leidenschaft. Er hat sogar einen Kurs für kreatives Drehbuchschreiben besucht, um zu verstehen, wie sie funktionieren. Auf seinem Schreibtisch liegt eine schwarze Kladde neben seinem Laptop, jede Seite randvoll mit handgeschriebenen Notizen. Hier steht alles drin: das Ende des letzten Teils seiner Öland-Romane, die Charaktere, alles was ihm gerade einfällt.»Manchmal wache ich nachts auf, dann ist da was, das ich sofort aufschreiben muss. Deshalb liegt eine Kladde immer neben meinem Bett!« Er hat keinen Internetanschluss, nichts, was ihn vom Schreiben ablenken könnte. »Warum schreibst du über Verbrechen«, frage ich Theorin. »Eigentlich schreibe ich gar keine Kriminalromane, das Verbrechen ist nur ein Erzählstrang. Ich schreibe über menschliche Beziehungen«, antwortet er.»Warum gibt es in deinen Öland-Romanen keinen Kommissar?« - »Ich habe dafür Gerloff, der immer wieder auftaucht. Er ist ein eher stiller Beobachter als eine Hauptrolle. Ich möchte mich durch eine zu starke Figur nicht einschränken. Darum habe ich auch alle Orte auf Öland umbenannt. Ich kann so freier erzählen.«»Weißt du bereits am Anfang, wie sich deine Charaktere entwickeln?« - »Nein, das wäre langweilig. Sie entwickeln sich und ich mich mit ihnen. Die Charaktere müssen mit der Geschichte wachsen. Gerloff beispielsweise ist an meinen Großvater angelehnt. Er war wie viele in meiner Familie Fischer und erzählte gern Geschichten. An die meisten, die mir mein Großvater erzählt hat, kann ich mich sehr gut erinnern. Einige davon sind sicherlich in meine Romane mit einge¿ossen. Mein Vater, den ich lange gep¿egt habe, starb, während ich >Blutstein< schrieb, meine Mutter an Krebs während der Arbeit an >Nebelsturm<. Einem tödlich verunglückten Freund ist die Figur des Jens in >Öland< nachempfunden.«Während Theorin das erzählt, schaut er aus dem Fenster. Es schneit in Göteborg. Das Thermometer zeigt minus fünf Grad an. Theorin träumt für einen kurzen Moment - es ist seine kreative Quelle. »Ich bin ein Tagträumer. Das hilft mir beim Schreiben meiner Geschichten.« Johan Theorin ist inzwischen ein berühmter Schriftsteller. Ein Status, der ihm noch fremd ist.»Als ich einmal eine Lesung gehalten habe, hier in Schweden, bekam ich einen Brief von einer Frau. Sie schrieb, sie habe sich nicht in den Buchladen getraut, weil darin eine prominente Person gewesen sei. Sie meinte mich.« Dabei schaut er einen ungläubig, fast hil¿os an.Theorin ist nicht nur ein erfolgreicher Tagträumer, sondern auch ein sehr unaufgeregter, nahbarer Mensch. Vielleicht liegt das daran, dass er wie so viele in seiner Familie ein Fischer ist. Theorin nutzt nur ein anderes Netz - es ist ein Netz aus Geschichten, das statt Fischen immer mehr Leser fängt.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Johan Theorin
- 2009, 446 Seiten, Maße: 13,1 x 20,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Aus d. Schwed. v. Kerstin Schöps
- Übersetzer: Kerstin Schöps
- Verlag: Piper Taschenbuch
- ISBN-10: 3492050913
- ISBN-13: 9783492050913
Rezension zu „Nebelsturm / Jahreszeiten Quartett Bd.2 “
»Erneut mischen sich sehr heutige Verbrechen und dunkle Schatten aus der Vergangenheit zu einem Thriller, der seinen Lesern den Atem rauben wird.« Mitteldeutsche Zeitung . »Eine faszinierende Mischung aus Krimi und mystischer Erzählung.« Rheinische Post . »Die Geschichte, die uns Johan Theorin erzählt, ist geeignet, dem Leser Schauder über den Rücken zu jagen.« Buchjournal . »Ein Gruselthriller, der in keines der üblichen Schemen passt.« Bunte . »Meisterhaft, wie der Schwede Theorin die Nebelstürme über die Insel fegen lässt, dass einem gar beim Lesen kalt wird, fast hört man die Geisterstimmen, die von der dunklen Vergangenheit des Hofes Aludden wispern. Ein schaurig-schöner Krimi.« Neue Luzerner Zeitung . »Perfekte Lektüre für neblige Novemberabende - und so unheimlich, dass ich mich nicht mehr allein in dem Keller getraut habe.« MySelf . »Dunkel und rau wie der Winter auf der schwedischen Insel Öland ist dieses Buch.« Sächsische Zeitung . »Der Schwede Theorin verbindet Krimi mit Grusel - meisterhaft.« WAZ . »Das ist einer der schönsten mir bekannten Romane, die gleichzeitig Krimi und Roman sind. Die karge Ostseelandschaft bildet eine grandiose Kulisse, vor der sich die Schicksale ihrer Bewohner abspielen. Hier ist die manchmal minutiöse, naturalistische Art der Beschreibung vollkommen angebracht und erzeugt eine bodenlose Spannung. In allem Normalen wittert man das Schreckliche.« Buchmarkt
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