Nicht ohne meinen Schweinehund!
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"Lebst du dein Leben oder erlebst du es?" Von einem Freund bekommt Wolfram Pirchner diese Frage gestellt und daraufhin beschließt er, sich ein neues Ziel zu setzen: minus 15 kg - und Lebensfreude pur.
Offen erzählt er hier von der Frustration auf der Waage, vom Umgang mit dem Hype ums ewige jung und schön bleiben, Impedanzanalysen und Fressattacken. Was Pirchner schlussendlich zum Erfolg über seinen inneren Schweinehund verhalf, waren Disziplin, Nachhaltigkeit und professionelle Begleitung.
Hart, aber herzlich fällt Pirchners Fazit am Ende aus. Veränderung tut weh, keine Frage. Aber sie führt uns zum Ziel.
Eine Einsicht ist dem beliebten TV-Moderator und Bestsellerautor dabei im Speziellen wichtig: Man verliert nicht nur an Körpergewicht, sondern gewinnt ein völlig neues Lebensgefühl und Selbstbewusstsein.
Sein persönliches Projekt ist ein Selbstexperiment: Schluss mit dem unkontrollierten Hineinstopfen von verlockenden Köstlichkeiten und süßen Verführungen. Es geht um Disziplin, aber es geht auch sehr um Lustgewinn. Und was sagt der innere Schweinehund dazu? Er ist ein ständiger Begleiter und ihn zu bändigen, ist eine Herausforderung.
Fit, lebensfroh, gesund, das war seine Vision. Wolfram Pirchner zeigt, wie er es geschafft hat.
Vorwort
In meinem ersten Buch Nur keine Panik – Mein Weg zurück ins Leben
habe ich ganz am Anfang die Frage gestellt: »Wer hilft mir, wenn ich in
Not bin?« Vielleicht hast du es gekauft und gelesen. Falls ja, danke
ich dir herzlich dafür, denn du bist mitschuld daran, dass ich in meinem
Lebenslauf bis ans Ende meiner Tage den wunderbaren und
mich stolz machenden Namenszusatz () »Bestsellerautor« verwenden
darf. »Bestsellerautor.« Das hat schon was, oder? Ich freue
mich riesig darüber. Und ich freue mich auch über zahlreiche Reaktionen
auf mein Buch. Über viele positive, aber auch über einige
nicht so positive. Jede und jeder hat seine Meinung und das ist gut
so. Ich werde auf die Reaktionen, auf die vielen persönlichen Geschichten,
auf berührende Zeilen, auf erschütternde Schicksale in
meinem nächsten »Panik«-Buch zu sprechen beziehungsweise zu
schreiben kommen, jetzt ist es dafür noch zu früh.
Keine Angst und vor allem keine Panik: Es wird auch beim
nächsten Mal kein Ratgeber. Der große Erfolg des ersten Buches
und die monatelange Präsenz in den Bestsellerlisten ganz oben (das
macht schon einiges mit dir, wenn du dich auf Platz 1 oder Platz 2
oder auch Platz 3 findest) freuen viele Mitmenschen, ärgern freilich
auch manche. Die Neider. Jetzt muss er auch noch ein Buch schreiben
… Oh mein Gott. Und jetzt ist es auch noch erfolgreich. »Oberflächlich
und esoterisch«, schrieb ein aufmerksamer Leser. Ja, mein
Guter, das Buch hat auch esoterische Ansätze, das soll es ja auch
haben. Was ist schlecht an Esoterik? Im Übrigen schreibe ich meine
ganz persönliche Geschichte und da war und ist auch Esoterik
dabei. Früher hat mich das massiv gestört und es ist mir nahegegangen,
wenn Menschen neidig, missgünstig und bösartig waren.
Heute streift mich das nicht einmal mehr. Im Gegenteil: Es stachelt
mich an. Es weckt mich auf. Es ermuntert mich zu neuen »Taten«.
Es »er-muntert« mich. Ich zerlege und zerpflücke gerne Wörter, so
auch dieses. Zerlege einmal dieses Wort »ermuntern« und du wirst
das »munter werden« erkennen.
Kennst du dieses Gefühl, wenn dir Neider egal werden und letztendlich
tatsächlich sind? Das ist ein schönes, erfüllendes, zufriedenstellendes
Gefühl, weil es in diesen besonderen Momenten nur
mehr um dich selbst geht. Nicht um die anderen. Du bist der Mittelpunkt
deines Lebens. Nicht des Lebens – deines Lebens. Das ist ein
Zustand, der erkennbar und erlernbar ist. Du bist der wichtigste
Mensch in deinem Leben. Aber es ist ein schwerer Weg, bis du zu
dieser Erkenntnis kommst und sie dann vor allem auch praktizierst
– sie also in deinem Dasein umsetzt. Das kommt bei vielen Mitmenschen
sonderbar an, wenn du dich als Mittelpunkt deines Lebens
bezeichnest und danach lebst. Sie missverstehen dich, sie kennen
die Gründe deiner Aussage und deines Handelns nicht. Du
siehst dich ja nicht als den Mittelpunkt des Universums, des Lebens
an sich, sondern als Zentrum deines Lebens. Das ist doch ganz okay
oder nicht?
Apropos Dasein: Wir haben alle ein endliches Dasein. Schon klar,
oder? Es geht irgendwann einmal auch mit dir, mit mir zu Ende. Das
vergessen viele von uns. Wir sterben. Ja, wir alle werden ganz sicher
sterben. So wie wir geboren wurden. Wie alt bist du? Über 30? Über
40? Über 50 wie ich? Knapp 60? Oder darüber? 70? 80? Laut Wikipedia
ist die Lebenserwartung in Österreich im ersten Jahrzehnt unseres
Jahrtausends weiter gestiegen. Für Männer liegt die Lebenserwartung
bei 78,0 Jahren, für Frauen bei 83,3 Jahren. Erstelle ein
Lebensband, das heißt, nimm ein weiches Maßband, nimm einen
Meter, schneide vorne die Anzahl deiner bereits gelebten, verlebten
oder erlebten Jahre ab und je nachdem, ob Mann oder Frau,
schneide am Ende deine persönliche Lebenserwartung ab. In
meinem Fall müsste ich 56 Jahre vorne wegkappen und hinten bei
78 Jahren Schluss machen. Bleiben mir 22 Jahre. Nicht sehr viel,
oder? 22 Jahre. Ich weiß noch genau, was ich vor 22 Jahren gemacht
habe. Auch vor 44 … Es geht schnell. Die Frage ist nur, was du
machst mit deiner Zeit.
Ein krebskranker Freund mit einer schlechten Diagnose fragte
mich unlängst: »Lebst du dein Leben oder erlebst du es?« Das ist eine gehaltvolle
Frage und noch gehaltreicher sollte die Antwort darauf
ausfallen … Also, schreiben und lesen wir nicht lange darum herum:
Stelle dich ganz einfach in den Mittelpunkt deines Lebens, dann
geht es dir und deinen Lieben besser. Auch wenn es vielleicht kompliziert
wird. Das geht vorbei. Versprochen. Es wird dir besser
gehen. Von Tag zu Tag. Ich mache es – und glaube mir, es war ein
beschwerlicher Weg. Aber es geht mir in meinem Leben von Tag
zu Tag in jeder Hinsicht besser. Das ist doch ein erstrebenswertes
Ziel! Und es ist ein gangbares und vor allem ein machbares. Nur:
»Machen« musst du. Von selbst geht gar nichts. »Hin zu« statt
»weg von«. Okay?
Oh, entschuldige, ich duze dich schon wieder. Auch in diesem,
meinem zweiten Buch, das ich gerade schreibe. Ist das in Ordnung
für dich? Ich weiß schon, manche stoßen sich an dieser Grenzüberschreitung:
Wir kennen uns vermutlich gar nicht beziehungsweise
nur von der Ferne ein ganz kleines bisschen, und schon duze ich
dich. Mir geht das Du-Wort im »Leben draußen« eher schwer über
die Lippen, ich bin misstrauisch(er) geworden im Laufe der Jahre.
Und erschwerend kommt hinzu, dass ich ein gebürtiger Tiroler bin.
Da duzen sich fast alle. »Griasch di!« Entsetzlich – für mich. Vorschlag:
Schließen wir eine Vereinbarung: Ich duze dich nur in diesem
Buch. Danach können wir und werden wir wieder per Sie sein.
Wir gehen auf den folgenden Seiten, in den nächsten Stunden möglicherweise,
eine recht enge Beziehung ein, wenn du dich darauf
einlässt. Wir sitzen möglicherweise auch im selben oder in einem
ähnlichen Boot. Sollten wir uns irgendwo außerhalb der geschützten
Buchseiten begegnen, können wir gerne das distanzierte »Sie«
wieder anwenden. Kein Problem. Weißt du, warum ich dich lieber
duze? Weil ich in diesem Buch zahlreiche, beinahe schon intime
Details und Einzelheiten aus meinem Leben bekannt gebe, sodass
ich einfach nicht in der Lage bin, oder, besser ausgedrückt, nicht
sein will, in der Sie-Form zu schreiben. Ich kann und will nicht. Deshalb
das Du.
Und bitte habe Verständnis für mich, dass ich auch diesmal auf
korrektes Gendern verzichte, obwohl ich ein großer Anhänger desselbigen
bin. Ich wähle die maskuline Form, weil ich mir damit
leichter tue. Aus Platz- und Zeitgründen und auch aus Bequemlichkeit.
Und weil ich wieder Rücksprache mit meiner – sehr emanzipierten
– Frau gehalten habe. Sie war eindeutig auch für die männliche
Form. Ist das okay für dich? Ich bitte dich freilich, die
weibliche Form der Anrede gedanklich immer miteinzubeziehen.
Also noch einmal: Wir duzen uns – nur in diesem Buch, einverstanden?
Es hat etwas Grenzwertiges. Die Verfasser vieler E-Mails,
die ich erhalten habe und täglich erhalte, sind, warum auch immer,
per Du mit mir und wollen sich fallweise privat mit mir treffen. Das
ist im Prinzip schon fast ein Kompliment, wenn sich fremde Menschen
mit einem treffen wollen. Aber ich hinterfrage recht gerne,
warum sie das wollen … Was denkst du? Ich glaube, ich weiß es. Sie
wollen sich nicht mit mir treffen, weil ich so ein schnuckeliges,
reiferes Kerlchen bin oder weil ich ein empathischer, guter Mentalcoach
bin, weil ich gut zuhören kann, nein: Sie wollen den bekannten
Fernsehmenschen treffen und mit ihm plaudern. Diese Erfahrung
habe ich viele Male gemacht und das hat gereicht. Nein, bitte
erspare dir jetzt die mögliche Bemerkung: »Wie gut kommt sich der
denn vor? Spinnt er jetzt total?«
Ganz entspannt: Es hat nichts mit einem übersteigerten Selbstbewusstsein
meinerseits zu tun. Wie du vielleicht weißt, ist – beziehungsweise
war – das Gegenteil der Fall. Neinsagen will gelernt
sein. Neinsagen ohne Begründung fällt mir auch heute noch fallweise
schwer. Aber wenn du es tust, wenn es dir gelingt, Nein zu
sagen, ohne Emotion, ohne Begründung, dann fühlst du dich besser.
Garantiert, auch wenn es am Anfang noch ungewohnt ist,
fremd und so gar nicht zu dir passend erscheint. Weißt du auch,
warum? Weil es dein Umfeld nicht gewöhnt ist, dass du eigenständig,
willentlich reagierst. Nach deinem Willen. Neinsagen hat
nichts damit zu tun, dass du unfreundlich bist. Neinsagen hat mit
»unpersönlich« zu tun. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes.
Wenn du sehr entgegenkommend bist, liebenswürdig, verbindlich,
wohlwollend, also persönlich – dann darfst du, wenn es in deinem
Interesse ist, fallweise auch unpersönlich sein und Nein sagen,
ohne Begründung.
Wenn es dir gelingt, wenn du es schaffst, nicht mehr alles zu
kommentieren, was du vorhast, was du tust, dann bist du in einer
Win-Situation. Garantiert! Ich erzähle heute noch immer unaufgefordert
viel zu viel und vor allem zu detailliert. Das ist absolut unnötig.
Es genügt völlig zu sagen: »Ich habe keine Zeit. Ich möchte
nicht. Ich habe einen Termin.« Vielleicht hast du einen Termin mit
dir selbst? Das sollten die wichtigsten Termine sein. Die Verein -
barungen mit dir. Notiert und darauf harrend, umgesetzt zu werden.
Verschiebe keine Termine mit dir! Wenn du deine persönlichen
Termine (ich meine damit Sport, Entspannung, Massage, vielleicht
auch »nur« in Ruhe ein Bad) immer wieder zugunsten der anderen
verschiebst oder gar absagst, dann bleibt deine Lebensqualität
garantiert auf der Strecke. Und damit deine Lebensfreude, so du sie
noch verspürst.
Ich habe in meinem Buch Nur keine Panik – Mein Weg zurück ins
Leben davon geschrieben, dass »Zeit nicht Geld ist«, wie das Benjamin
Franklin weiland formulierte: Zeit ist meiner Meinung nach
ausschließlich Lebensqualität. Diese eigene Lebensqualität hängt
zu einem großen Maß davon ab, mit wem ich meine (immer kost -
barer werdende) Zeit verbringe. Natürlich sind wir psychisch und
physisch auf das Zusammenleben mit unseren Mitmenschen angewiesen,
aber aussuchen können wir uns jene, mit denen wir unser
Dasein oder auch nur einen Teil davon verbringen, schon selbst.
Wenn ich das überrissen habe, wenn dir das klar ist, dann wird
mein/dein Selbstwertgefühl eine spürbare Steigerung, ja ein regelrechtes
Hochgefühl erleben. Dann werde ich mich nicht nur innerlich
aufrichten, mein »Aufrecht-Sein« wird auch körperlich wahrnehmbar.
Richte dich auf! Hab mehr Vertrauen in dich!
Mein persönliches Selbstwertgefühl erlebte eine fühlbare Steigerung,
als ich mit den geschätzten Vertreterinnen meines Verlages
über ein mögliches zweites zu schreibendes Buch sprach. Ich erzählte
ihnen von meinen Ideen, von meinen Wünschen, von meinen
vermeintlich wunderbaren, geplanten weiteren Autoren-Tätigkeiten
(und damit verknüpft hoffentlich auch weiteren Erfolgen) – darunter
ein Werk mit dem vielversprechenden Titel Keine Panik vor Weihnachten,
das war mein erster Vorschlag. Ein Buch gegen den ewig
wiederkehrenden Perfektionismus, der viele von uns bereits Mitte
September im Hinblick auf das große Fest überfällt, uns wie ein riesiges
imaginäres Spinnennetz einhüllt und dem zu entkommen fast
unmöglich scheint. Ein Buch gegen den überbordenden Einkaufswahnsinn,
ein Buch gegen die völlig falsch verstandene Bedeutung
des großen Festes, ein Buch gegen den irrsinnigen Fress- und Saufwahnsinn
in diesen besinnlichen Tagen. Ich hatte unzählige Interviews
mit Betroffenen geplant, mit »Weihnachtsaussteigern«, mit
Menschen, die sich aufgrund ihrer langjährigen Weihnachtsqualen
und -kompromisse vermutlich ganz gut auskennen, die interessante
Tipps und Ratschläge parat haben. Ratschläge … Was für ein
schreckliches Wort. Das ist ein Begriff, den ich so gar nicht mag.
Sei es, wie es sei: Das etwas andere Weihnachtsbuch mit Fakten,
Informationen und viel Unterhaltung. Ich dachte mir, das ist doch
super, das muss den Verlagsdamen gefallen, die werden euphorisch
reagieren! Gefehlt. Die Reaktionen der Verlagschefin, meiner Lektorin,
der PR-Verantwortlichen fielen nicht ganz so aus, wie ich mir
das erhofft, ja erwartet hatte. »Na ja« war in etwa der Grundtenor.
Und ich weiß, dass sich die Damen vornehm, geradezu vorsichtig
ausgedrückt haben. Na ja. Was musste ich erkennen? Falscher Zeitpunkt,
falsches Thema. Das Buch müsste im Übrigen schon fertig
geschrieben sein, um noch vor Weihnachten verkauft zu werden,
lautete ein zarter Hinweis. Oder würdest du ein Weihnachtsbuch
im Frühjahr erwerben wollen? Ja? Dann schreibe ich es. Das werde
ich übrigens ganz sicher tun. Zum richtigen Zeitpunkt. Na ja. Und
so diskutierten wir hin und her, die eine oder andere Idee tauchte
auf, Resultate meiner überschäumenden Kreativität wurden an die
Frauen gebracht und wieder spürte ich diesen leisen, aufkeimenden
»Na ja«-Effekt. Ich muss dazu sagen beziehungsweise schreiben,
dass es sich bei den Beteiligten um höchst wohlmeinende, empathische,
feine Damen handelt. Zweifellos aber auch mit einer gewissen
Strenge ausgestattet, aber die ist ja in Fällen wie dem meinen
durchaus angebracht, wenn nicht sogar notwendig.
Ich saß also da mit meinen Shorts, war absolut unpassend gekleidet
(underdressed sagt man in feinen Kreisen, nicht?) … Zu meiner
Ehrenrettung sei gesagt, dass es sehr heiß war, ein schwüler,
drückender Sommertag. Trotzdem ging beziehungsweise geht das
gar nicht. Shorts. Noch dazu, wo meine Beine auch nicht mehr die
schönsten sind. Und dann tauchte sie auf, die entscheidende Frage:
»Und, lieber Herr Pirchner, wie geht es Ihnen denn sonst so?« Und
jetzt war ich dran mit einem »Na ja«. »Na ja«, sagte ich, »ich habe
ein persönliches Projekt vor. Ich werde abnehmen. Abnehmen müssen!
Aus gesundheitlichen, aber auch aus optischen Gründen. Und
sagen Sie jetzt bitte nichts. Von wegen nicht notwendig und so.« Sie
taten es ohnehin nicht. »Stellen Sie sich vor, ich habe erstmals in
meinem Leben eine dreistellige Anzahl Kilogramm auf die Waage
gebracht.« Dann erklärte ich noch kurz, wie ich mir das vorstellte.
Etwa ein halbes Jahr Zeit – Ziel: minus 10–12 Kilogramm, ganz ohne
Diäten und sonstigen Unsinn. Ernährungsumstellung, professionelle
Begleitung durch eine chinesische Medizinerin und eine Ernährungwissenschafterin
– beides Personen meines Vertrauens –
und dazu eine regelmäßige schulmedizinische Abklärung meiner
Werte. Diese sind leider oder selbstverschuldet (zum Teil wenigstens)
nicht ganz so gut, wie ich mir das wünschen würde. »Sie
schauen gesünder aus, als Sie sind«, sagte mir der (leicht übergewichtige,
rotgesichtige) Arzt bei meinem letzten Check mit einem
etwas besorgten Unterton. »Cholesterin, Triglyceride, Bauchumfang,
Gewicht – bei einer Größe von 1,88 Meter. Ein eindeutig zu
hoher Fettanteil und dann noch eine leicht beleidigte Leber.« Nicht
Leberwurst: Leber. »Was heißt beleidigte Leber?«, wollte ich wissen.
»Sie haben eine Fettleber. Wahrscheinlich tschechern Sie zu
viel.« Na bravo.
»Aber das sieht man doch überhaupt nicht, dass Sie zu dick
wären!«, sagte die liebe Verlagschefin. Ich denke, sie hat mich damals
das erste und letzte Mal im Rahmen unserer gemeinsamen
Arbeit angelogen. Egal, die Eitelkeit muss ja auch gepflegt werden
und vor allem das Selbstmitleid. Das Mitleid mit mir selbst – das
war jahrelang ein treuer Begleiter und ist es fallweise heute noch.
Aber es wird immer weniger. Die Verlagsdamen schienen angetan
zu sein, das gefiel ihnen augen- und ohrenscheinlich und wir beschlossen
mündlich, dass wir unser gemeinsames Projekt angehen.
Das freute mich sehr, das war spannend, aber auch eine Herausforderung.
Das, was du auf den folgenden 223 Seiten liest, ist dabei
herausgekommen. Hab viel Freude mit meiner Geschichte, freunde
dich mit meinem, und ich empfehle dir auch mit deinem, Schweinehund
an, denn es ist eine meiner Meinung nach untrennbare Symbiose.
Im »Panik«-Bestseller habe ich über den Schweinehund ein
paar Zeilen geschrieben. Er ist an allem schuld. Er wird zur Verantwortung
gezogen, wenn ich rauche, wenn ich zu viel trinke, wenn
ich Nahrungsmittel in mich hineinstopfe, als gäbe es kein Morgen,
wenn Fähigkeiten, Talente und Eigenschaften wie Beherrschung,
Disziplin, Korrektheit, Bescheidenheit, Askese und viele mehr auf
der Strecke bleiben. Wenn Sinnen und Trachten nach eigener Verantwortung
im endlosen Meer der Lüste und Genüsse ertrinken.
Das ist der Schweinehund oder jener Anteil in dir, der sich so nennt
… Und der sich dann (meistens) durchsetzt. Und er gewinnt oft,
nicht wahr?
Kommt dir das bekannt vor? Was ich immer noch nicht ganz verstehe,
ist die Tatsache, wie der Hund und das Schwein dazu kommen,
diese scheinbar endlose Symbiose, diese Gesamtheit bilden zu
müssen. Das sind doch beides ganz annehmbare und schätzenswerte
Lebewesen, der Hund mehr als das Schwein aus meiner Sicht
– nur diese Begriffszusammensetzung, dieses Wortkonstrukt ist
komisch. Aber jeder weiß, was man darunter versteht. Unverständlich
auch die Charaktereigenschaften, die ich/du als Individuum
ihm gegenüber haben: Da sind wir schwach, kraftlos, entscheidungsmüde,
widerstandslos – er hingegen ist stark, vereinnahmend,
vor Energie strotzend, gigantisch und sehr wohlbeleibt. Ja,
der Schweinehund ist in meiner Vorstellung gut genährt.
Diese Worte, Bilder und Gefühle sind zusammengefasst meine
Gedanken. Der Schweinehund ist vollschlank. So wie ich. Bin ich
dadurch ein Schweinehund? Nein, sicher nicht. Nur: ich bin überzeugt
davon, dass wir lernen können, ihn an die Leine zu nehmen
und ihn sanft und liebevoll zu erziehen. Voraussetzung ist, dass wir
das auch wollen. Wenn wir nicht mehr fahrig, schwach und hilflos
sein wollen, was den Schweinehund betrifft. Freilich wird ihm das
nicht immer gefallen. Dir übrigens auch nicht. Aber es wird dir, was
deine Lebensqualität betrifft, besser gehen. Viel besser. Dein Leben
wird gehaltvoller und lustvoller werden. Auch durch Einschränkungen
und zusätzliche Aufgaben, die zu deinem Nutzen passieren.
Es wird dir besser gehen – von Tag zu Tag ein wenig mehr. Ver -
sprochen.
Das Projekt
So ist die Idee zu diesem Buch entstanden. Ein loses Protokoll, Gedanken,
Thesen, Behauptungen, viel Literatur, jede Menge Interviews
mit Fachleuten, mit Diätfanatikern, mit Menschen aus meinem
Freundeskreis und auch einigen Verwandten. Menschen, die
Hunderte Kilogramm zu- und abgenommen haben. Und wieder zugenommen
haben. Bei mir sollten rund 10–12 Kilogramm in sechs
Monaten auf gesunde Art und Weise reduziert werden. Und ich
schreibe hier von reinem Fett. Also sagen wir 10 Kilogramm Fettanteil-
Reduktion. Ein sperriges Wort. Hast du schon einmal ein 10 Kilogramm
schweres Gewicht gehalten oder gestemmt beim Fitnesstraining?
Schwer, nicht wahr?
Minus 10 Kilogramm. Wie soll das gehen? Durch verändertes
Ernährungsverhalten, durch gezieltes Training und vor allem durch
Nichthungern. Bitte, bitte keine Diät. Ich hasse es zu hungern.
Alleine beim Gedanken daran werde ich unrund. Psychisch. Wobei
ich glaube, dass die meisten von uns, so auch ich, noch nie richtig
Hunger hatten und nie haben, sondern lediglich, das aber leider
massiv, Appetit und Gier in den unterschiedlichen Varianten verspüren.
Suchtanfälle, Fressanfälle usw. – kommt dir das geläufig
vor? Hast du das auch? Besuchst du heimlich, wie ein Dieb, deinen
Kühlschrank? Ohne dass es die Familie sehen soll? Ohne dass dich
jemand dabei ertappen darf? Tut es dir dann im Nachhinein leid
und du bereust es? Ist dein Gewicht, ist deine Optik tagtäglich präsent
in deinem Kopf? Denkst du viel darüber nach? Resignierend, so
nach dem Motto: »Da kann man jetzt eh nichts mehr machen …«
Oder: »Ich würde gerne etwas verändern, aber ich bin zu schwach
dazu!«
Wenn du etwas verändern willst, dann lade ich dich ein, diesen
Weg mit mir zu gehen. Gehen wir doch gemeinsam. Ich kann und
will dir nichts garantieren, ich weiß ja selbst nicht, ob ich genug
Willenskraft und Stärke aufbringe, um dieses Projekt durchzuziehen.
Aber es ist leichter an die 110-Kilogramm-Marke zu kommen,
als die 90 Kilogramm wieder zu erreichen. Oder vielleicht gar 85.
Wobei die Minus-Kilogramm-Menge für mich nicht das Entscheidende
ist. Es geht um mein Wohlfühlen, es geht um weniger Körperfett,
das nachweislich schädlich und manchmal sogar lebensbedrohlich
ist, es geht um Disziplin, es geht auch sehr um Lustgewinn
und es geht um die Behandlung meiner selbst. Wie gehe ich mit mir
um? Wie behandle ich mich? Was führe ich mir zu? Was esse beziehungsweise
was fresse ich? Wie ist mein Alkoholverhalten? Wie
viele Süßigkeiten stopfe ich sinnlos in mich hinein? Entlarvende
Fragen, deren ehrliche Antworten meistens schrecklich unfroh ausfallen.
Noch einmal: Wie behandle ich mich? Wie kommuniziere ich
mit meinem Körper? Tue ich das überhaupt? Sollte ich es tun? Ja.
Ich sollte es tun. Und zwar täglich. Mehrmals täglich. Ich sollte mit
mir sprechen, in mich hineinhören, darauf achten, wie es meinen
verschiedenen Anteilen geht. Ich sollte achtsam sein. Es geht ja
schließlich um mich, um meine Lebensqualität, um meinen »Wohlstand
«. Es soll »wohl« in meinem Leben stehen. Und zwar in meinem
»Ich-Bereich«, also Körper, Seele und Geist, im sozialen Umfeld,
im Berufsbereich und in meinen Sinnfragen.
Zurück zu unseren Anteilen: Wir sollten den Unangenehmen,
den Störenfrieden, den Kritikern, den »Immer-alles-infrage-Stellern
« ihre Zeit beschneiden, ihre Präsenz minimieren. Sie zurechtstutzen.
Jene Anteile, die sich unangemeldet und unaufgefordert
rühren und dann zu den unmöglichsten Zeiten aufmucken. Du
willst wissen, was ich unter Anteilen verstehe? Wir als Ganzes setzen
uns aus einer Vielzahl von persönlichen Anteilen zusammen. Ich
vergleiche es mit einem Parlament: Jeder Anteil hat Sitz und Stimme.
Und jeder Anteil meint es gut mit mir und auch mit dir klarerweise.
Davon gehen wir aus. Der »Kritiker« zum Beispiel – auch einer un-
serer intensiven Anteile – meldet sich nur zu deinen Gunsten, das
heißt, er will das Beste für dich. Das ist die Voraussetzung. Aber
man kann und darf bestimmten Anteilen, die sich in unpassenden
Momenten, Situationen und Lebenslagen melden, ein Sprechverbot
erteilen. Das kann man mit dem jeweiligen Anteil ausmachen.
Wenn du mehr darüber wissen willst, dann kontaktiere mich. Das
ist eine Sache, die schon sehr in den mentalen Coaching-Bereich
hineingeht. Aber prinzipiell hast du es verstanden? Nicht du als
Ganzes stellst infrage, sondern nur ein Anteil von dir. Nicht du als
Individuum verspürst Lust und Gier, sondern nur ein Teil von dir.
Und diesen gilt es fallweise ruhigzustellen. Das funktioniert.
Die Gesamtbefindlichkeit von uns Menschen hängt in hohem
Maße von der guten Funktion unserer gesundheitserhaltenden
Systeme ab. Und da können wir mit Eigeninitiative viel tun. Kommt
dir das bekannt vor? Theoretisch wissen wir ja immer mehr, als wir
zugeben wollen.
Ein erster Schritt wäre die Beantwortung der bereits gestellten
Fragen wie: Wie behandle ich mich? Was führe ich mir zu? Wie oft
bewege ich mich? Achte ich auf gesunde Ernährung? Schlafe ich
ausreichend? Welche Medikamente schlucke ich? Rauche ich? Wie
ist es um meinen Alkoholkonsum bestellt? Und zwar schriftlich.
Schreibe dir einige dieser Fragen auf, formuliere sie so, wie du
das möchtest, und beantworte sie für dich. Ehrlich, offen und schonungslos.
Und dann überlege, ob du so weitermachen willst oder ob
eine Veränderung »deiner Behandlung« für dich, für dein System
etwas bringen würde. Es hängt einzig und alleine von dir ab. Die
gute Funktion der gesundheitserhaltenden Systeme übt einen
enorm starken Einfluss auf das Denken, auf das Fühlen des Indi-
viduums aus und das wiederum wirkt sich direkt auf den Mentalzustand
aus. Aber auch umgekehrt wirkt sich der mentale Zustand
über seine Wirkung auf das Denken und Spüren auf die körperliche
Befindlichkeit aus und kann dadurch die Funktion der gesundheitserhaltenden
Systeme begünstigen oder auch stören.
© Amalthea Signum Verlag
- Autor: Wolfram Pirchner
- 2015, 240 Seiten, Maße: 14,6 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Amalthea
- ISBN-10: 3850029182
- ISBN-13: 9783850029186
- Erscheinungsdatum: 19.03.2015
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