Oskar und die Dame in Rosa
Oskar - das Kind, mit dem man nicht mehr spricht, weil einem sein Gesundheitszustand Angst einjagt. Das Kind, das unter dem Schweigen seiner Nächsten leidet, unter dem Schweigen des Himmels, unter all den offen bleibenden Fragen und das dennoch nie...
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Oskar - das Kind, mit dem man nicht mehr spricht, weil einem sein Gesundheitszustand Angst einjagt. Das Kind, das unter dem Schweigen seiner Nächsten leidet, unter dem Schweigen des Himmels, unter all den offen bleibenden Fragen und das dennoch nie seine unendliche Lebensfreude verliert.
Oskar und die Dame in Rosa ist eine Hymne auf das Leben.
Oskar unddie Dame in Rosa von Eric-EmmanuelSchmitt
LESEPROBE
Lieber Gott,
ich heiße Oskar, ich bin zehn Jahre alt, und ich habe dieKatze, den Hund und das Haus angezündet (ich glaube, ich habe sogar dieGoldfische gegrillt), und das ist der erste Brief, den ich Dir schicke, weilich bis jetzt wegen der Schule nicht dazu gekommen bin.
Ich sag's Dir lieber gleich: Ich hasse das Schreiben. Mußmich wirklich dazu zwingen. Weil schreiben wie Lametta ist, Firlefanz, Schmus,Kokolores und so weiter. Schreiben ist nichts anderes als Schwindeln mitSchnörkeln drum herum. Erwachsenenkram.
Der Beweis? Na, nimm den Anfang von meinem Brief: »Ich heißeOskar, ich bin zehn Jahre alt, und ich habe die Katze, den Hund und das Haus angezündet(ich glaube, ich habe sogar die Goldfische gegrillt), und das ist der ersteBrief, den ich Dir schicke, weil ich bis jetzt wegen der Schule nicht dazugekommen bin.« Na ja, genausogut hätte ich schreiben können: »Man nennt michEierkopf, ich sehe aus wie sieben, ich bin im Krankenhaus wegen meinem Krebs,und ich habe noch nie mit Dir geredet, weil ich nämlich nicht daran glaube, daßes Dich gibt.«
Bloß, wenn ich so was schreibe, reiße ich mich nur selberrein, dann wirst Du Dich wohl kaum für mich interessieren. Wo ich doch DeinInteresse nötig habe.
Es wäre mir sogar sehr daran gelegen, wenn Du Zeit hättest,mir zwei oder drei Gefallen zu tun.
Ich erklär's Dir.
Das Krankenhaus hier ist echt toll, mit massenhaft lustigenund gutgelaunten Erwachsenen, die laut herumquasseln, voll mit Spielzeug undDamen in rosa Kitteln, die mit den Kindern spielen wollen, mit Kumpels, dieimmer Zeit haben, so wie Bacon, Einstein oder Popcorn, kurz, das Krankenhausist spitze, wenn man ein Kranker ist, der Freude macht.
Ich, ich mach keine Freude mehr. Seit meinerKnochenmarktransplantation merke ich, daß ich keine Freude mehr mache. Wennmich Doktor Düsseldorf morgens untersucht, tut er es nicht mehr mit ganzemHerzen, ich enttäusche ihn. Er schaut mich ohne was zu sagen an, als ob icheinen Fehler gemacht hätte. Ob, wohl ich mir bei der Operation jede Menge Mühegegeben habe. Ich bin super artig gewesen, ich habe die Betäubung über micher., gehen lassen, ich habe, ohne zu mucksen, die Schmerzen ertragen, ich habealle Medikamente genommen. An manchen Tagen habe ich Lust, ihn anzubrüllen, ihmzu sagen, daß vielleicht er, der Doktor Düsseldorf mit seinnen schwarzenAugenbrauen, die Operation vermasselt hat. Aber er sieht so unglücklich aus,daß mir die Schimpferei im Hals stecken bleibt. Und je mehr Doktor Düsseldorfmit traurigen Augen schweigt, desto mehr fühle ich mich schuldig. Ich habeverstanden, daß ich ein schlechter Kranker bin, ein Kranker, der einem denGlauben daran nimmt, daß die Medizin etwas ganz Tolles ist.
(...)
© 2003 by Ammann Verlag & Co., Zürich
Übersetzung: Annette und Paul Bäcker
- Autor: Eric-Emmanuel Schmitt
- 2005, 16. Aufl., 112 Seiten, Maße: 13 x 19,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Annette Bäcker, Paul Bäcker
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596161312
- ISBN-13: 9783596161317
- Erscheinungsdatum: 24.08.2005
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