Schöne Lügen
Roman
Nichts ist so, wie es sein sollte, als die junge Erin ihren jahrelang verschollenen Bruder ausfindig macht. Ein Sog von tödlichen Intrigen und ungezügelten Leidenschaften droht sie zu verschlingen.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Schöne Lügen “
Nichts ist so, wie es sein sollte, als die junge Erin ihren jahrelang verschollenen Bruder ausfindig macht. Ein Sog von tödlichen Intrigen und ungezügelten Leidenschaften droht sie zu verschlingen.
Klappentext zu „Schöne Lügen “
Nach vielen Jahren verzweifelter Suche gelingt es der jungen Erin O'Shea endlich, ihren verschollenen Bruder Ken aufzuspüren. Doch statt ein freudiges Wiedersehen feiern zu dürfen, wird sie mit einem intriganten, jähzornigen Fremden konfrontiert, den zu lieben ihr schwer fällt. Noch ahnt sie nichts von der dunklen Vergangenheit ihres Bruders - und dem wohlgehüteten Familiengeheimnis. Erst als der attraktive FBI-Agent Lance Barrett eingreift und ihr die Augen öffnet, erkennt sie die Gefahr, in der Ken und sie selbst schweben. Immer tiefer gerät sie in die Abgründe von Kens Machenschaften und riskiert dabei ihr Leben. Aber die wachsende Zuneigung zwischen ihr und Lance scheint stärker als der Tod...
Lese-Probe zu „Schöne Lügen “
Schöne Lügen von Sandra Brown1. KAPITEL
Trotz der Gelassenheit, die sie nach außen hin ausstrahlte, zitterte Erin O’Shea vor Nervosität, als sie den Finger auf den Klingelknopf legte. Sie hörte das melodische Läuten im Inneren des Hauses, das wunderhübsch in einer der mittelständischen Wohngegenden von San Francisco lag.
Über die Schulter hinweg warf Erin einen Blick auf die Nachbarhäuser, die alle einen sehr gepflegten Eindruck machten mit ordentlichen Vorgärten, die zwar nicht protzig, doch makellos und sehr geschmackvoll aussahen. Das Haus, vor dem sie stand, war taubengrau gestrichen und mit Weiß abgesetzt, typisch für die Architektur von San Francisco, wie auch die anderen Häuser in dieser Straße; in die Garage konnte man direkt hineinfahren, der Wohnteil lag ein wenig höher. Steile Betonstufen führten zur Eingangstür, die mit einem altmodischen geätzten Glasfenster versehen war.
Erin versuchte, durch das undurchsichtige Glas etwas zu erkennen oder eine Bewegung im Inneren des Hauses zu sehen, während sie auf Schritte lauschte, die sich vielleicht näherten, doch es rührte sich nichts, und auch Geräusche drangen nicht heraus.
Wenn nun niemand zu Hause war? An diese Möglichkeit hatte Erin überhaupt nicht gedacht. Eigentlich hatte sie an gar nichts mehr gedacht, seit sie das Flugzeug aus Houston verlassen hatte, nur noch daran, dieses Haus zu finden. Ihre Gedanken, während sie die malerischen Straßen San Franciscos entlanggefahren war, hatten sich zielbewußt nur um eines gedreht: Der heutige Tag war das Ende einer drei Jahre andauernden Suche. Sie hatte über staubigen Archiven gebrütet, endlose Ferngespräche geführt, hatte erlebt, daß man ihr die Tür vor der Nase zuschlug, war enttäuscht gewesen über falsche Hinweise, bis sie jetzt
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endlich angekommen war.
Heute würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben ihren Bruder sehen. Heute würde sie ihrem einzigen Blutsverwandten von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.
Ihr Herz machte einen Hüpfer, als sie im Haus Schritte hörte, die sich der Tür näherten. Seine Frau? Eine Hausangestellte? Ihr Bruder? Sie schluckte.
Die Tür wurde sehr langsam geöffnet. Er stand vor ihr.
»Mr. Kenneth Lyman?« fragte sie.
Er antwortete nicht. Statt dessen betrachtete er sie von Kopf bis Fuß. Seine schnelle Musterung konnte nicht mehr als nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert haben, doch hatte Erin das Gefühl, als wäre ihm kein Deut entgangen.
»Mr. Kenneth Lyman?« wiederholte sie.
Er nickte kurz.
All ihre Aufregung war plötzlich verschwunden und wurde ersetzt durch ein heißes Glücksgefühl, als dieser Mann bestätigte, ihr Bruder zu sein. Er sah umwerfend gut aus! Sie war überrascht, in seinen Gesichtszügen nichts zu finden, das den ihren ähnelte. Vom Typ her war er hell, sie dagegen dunkel. Vor ihrem inneren Auge hatte sie immer ein Gesicht gesehen, das die männliche Ausgabe ihres eigenen Gesichtes darstellte, aber dieser Mann war so ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Sein Haar wies ein sandiges Braun auf, aber als ein schwacher Schein des matten Februarlichtes darauf fiel, leuchtete es golden. Seine Brille in der schmalen Hornfassung hatte er nach oben auf den Kopf geschoben. Die Brauen auf der breiten Stirn waren dicht und genauso golden wie sein Haar.
Blaue Augen, von dichten kurzen Wimpern beschattet, die am Ansatz dunkel, an den Enden jedoch hell waren, musterten sie eindringlich.
Seine Nase war gerade und schmal, der Mund darunter fest und breit, und sehr ernst. In dem kräftigen Kinn entdeckte sie ein bezauberndes Grübchen, das von einem eigensinnigen Willen zeugte.
»Entschuldigen Sie, daß ich Sie so anstarre«, begann Erin, doch selbst dann noch studierte sie ihn regelrecht. Würde sie je müde werden, dieses Gesicht zu betrachten, nach dem sie so lange gesucht hatte?
Noch immer war kein Wort gefallen. Seine Augen gingen zu einem Punkt hinter ihr, als erwarte er, dort noch jemanden zu entdecken. Er warf einen Blick auf den weißen Mercedes, den sie am Flughafen gemietet hatte, auf das Haus auf der anderen Straßenseite, die ganze Gegend, ehe er wieder bei ihr anlangte. Es war beunruhigend, daß er noch nichts gesagt hatte, aber er wußte ja auch gar nicht, wer sie überhaupt war.
»Ich habe einen weiten Weg zurückgelegt, um Sie zu sehen «, begann sie. »Darf ich reinkommen und einen Augenblick mit Ihnen reden?«
»Worüber sollten wir beide reden?«
Ein süßer, ziehender Schmerz in ihrem Herzen machte sich beim Klang seiner tiefen, melodischen Stimme bemerkbar. Aber die Freude verwandelte sich recht schnell in Befangenheit bei dem etwas groben Ton. Wahrscheinlich glaubte er, sie wolle ihm etwas verkaufen. »Ich … nun ja, die Angelegenheit ist ziemlich persönlich.« Sie wollte sich ihm nicht vorstellen, solange sie noch vor der Tür stand.
»Okay, es ist wohl besser, wenn Sie reinkommen.« Er tat einen Schritt zur Seite, und sie ging zögernd durch die Tür.
Noch einmal warf er einen Blick nach draußen, ehe er die Tür schloß und sich dann ihr zuwandte.
Erst jetzt, als sie so nahe vor ihm stand, wurde ihr bewußt, wie groß er war. Für eine Frau war Erin ziemlich aufgeschossen, doch er überragte sie bei weitem. Oder vielleicht trug auch seine anmaßende Haltung zu diesem Eindruck bei.
Eine Aura von Macht und Überlegenheit umgab ihren Bruder.
Er war kein muskelbepackter Mann, doch strahlte er eine Kraft aus, die sie einschüchterte.
Erin betrachtete seinen kräftigen Hals hinter der gelockerten Krawatte. Die Ärmel seines Hemdes waren bis zu den Ellbogen aufgerollt und zeigten gebräunte, muskulöse Unterarme.
Der weiße Stoff des Hemdes spannte sich über einem breiten Oberkörper und einem flachen Bauch, und seine langen Beine zeichneten sich durchtrainiert unter der grauen Flanellhose ab. Vielleicht spielte er ja Basketball. Oder Tennis?
Sicher trieb er Sport, da er einen so athletischen Körper besaß.
Sie wußte, daß er dreiunddreißig Jahre alt war.
Wieder hatte er das entnervende Schweigen aufgenommen und starrte sie mit der gleichen Unverfrorenheit an, mit der sie ihn betrachtete. Als sie ihre Handtasche von der Schulter nahm und sie unter ihren Arm klemmte, spannte sich jeder einzelne Muskel seines Körpers an, obwohl er sich nicht bewegt hatte. Er sah aus wie eine Katze kurz vor dem Sprung.
Leicht macht er es mir nicht gerade, dachte Erin. Vielleicht wollte er gar nicht wissen, was aus seiner jüngeren Schwester geworden war, von der er vor dreißig Jahren getrennt worden war. Vielleicht wußte er ja nicht einmal, daß es eine Schwester gab.
»Meine Name ist Erin O’Shea«, stellte sie sich vor.
»Miss O’Shea.« Der Klang ihres Namens aus seinem Mund mit dieser tiefen Stimme rührte sie an. Seine blauen Augen ruhten noch immer auf ihrem Gesicht. Erins Zungenspitze fuhr über ihre trockenen Lippen.
»Dürfte ich mich setzen?« fragte sie.
Mit der ausgestreckten Hand deutete er auf ein Zimmer zu ihrer Linken, und sie steuerte darauf zu. Ihr entging nicht die Einrichtung des Hauses, es war gemütlich, wenn auch nicht besonders kostspielig eingerichtet. Irgendwie paßte diese Einrichtung gar nicht zu dem ersten Eindruck, den sie von ihrem Bruder hatte. Sie hätte geglaubt, daß er eine nüchterne Ausstattung bevorzugte, die besser zu seiner wortkargen Persönlichkeit paßte.
Was tue ich überhaupt? fragte sie sich. Ich bin erst einige Minuten mit ihm zusammen, und schon beginne ich seine Psyche zu analysieren! Dennoch, das Haus, dieses Zimmer, in dem sie mittlerweile auf einem bunt gemusterten Sofa saß, schienen nicht zu diesem Mann zu passen. Wahrscheinlich
hatte seine Frau das Haus eingerichtet.
»Ist Melanie zu Hause?« fragte sie höflich.
Er antwortete ein wenig zögernd, mit einem vorsichtigen Blick. »Nein. Sie hat etwas zu erledigen.«
Erin lächelte und entspannte sich ein wenig. Sie war froh, daß sie einige Zeit mit ihm allein sein konnte. Wenn sie sich ihm zu erkennen gab, war es vielleicht ein wenig unangenehm, dabei einen Zuschauer zu haben.
»Wenn ich recht überlege, ist es ein wenig überraschend, daß ich Sie an einem Tag mitten in der Woche zu Hause antreffe. Ich hätte geglaubt, daß Sie in der Bank sind.« Sie wußte, daß ihr Bruder in einer Bank arbeitete.
Die Augen, die sie noch immer eingehend betrachteten, wanderten jetzt zu ihrer braunen Wildledertasche, die sie neben sich auf das Sofa gestellt hatte. Er hatte so eine Art, sie zu durchleuchten, daß man glaubte, ihm würde nichts entgehen. »Ich bin heute früher nach Hause gekommen«, erklärte er.
»Kenneth – ich darf Sie doch Kenneth nennen?« Als er nickte, sprach sie weiter. Jetzt war es so weit. »Kenneth, was ich Ihnen zu sagen habe, wird Sie vielleicht überraschen«, ihr Lachen klang nervös, »oder sogar schockieren.« Sie blickte auf ihre Hände, die fest zusammengepreßt in ihrem Schoß lagen, dann hob sie den Kopf und sah ihm direkt in die Augen.
»Wußten Sie, daß Sie adoptiert wurden?«
Die blauen Augen zogen sich ein wenig zusammen, noch immer betrachtete er sie. Nur an einem beinahe unmerklichen Senken des Kinns mit dem Grübchen merkte Erin, daß er genickt hatte.
Sie holte tief Luft. »Ich suche schon seit Jahren nach Ihnen, Kenneth. Ich bin Ihre Schwester.«
Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Sie rührte sich nicht und wartete auf eine Reaktion. Erin hatte sich vorgestellt, daß er aufspringen, auf sie zulaufen und sie in seine Arme nehmen würde, oder daß er lachen würde, weinen, fluchen, Bestürzung zeigen, doch niemals, daß er einfach sitzen bleiben und sie anstarren würde, als trüge er eine Maske.
Schließlich griff er nach der Brille auf seinem Kopf und nahm sie ab. Er drehte das Gestell in der Hand. »Meine Schwester?« fragte er.
»Ja!« Sie nickte begeistert, und ihre kurzen dunklen Locken hüpften dabei auf und ab. »Ich weiß, es ist unglaublich, aber es stimmt! Darf ich Ihnen erzählen, was ich herausgefunden habe?«
»Bitte.« Er zeigte noch immer keine Gemütsbewegung über ihre Enthüllungen, doch wenigstens reagierte er jetzt.
Mehr als alles andere wünschte sie sich, ihn dazu zu bringen, daß er seine Reserviertheit ihr gegenüber aufgab.
»Wir wurden adoptiert, aus einem kleinen katholischen Waisenhaus in Los Angeles. Wußten Sie das?«
»Ungefähr«, antwortete er zurückhaltend.
»Sie sind drei Jahre älter als ich. Unsere Mutter gab uns zur Adoption frei, als ich erst wenige Monate alt war. Ich wurde von einem Ehepaar mit dem Namen O’Shea adoptiert. Kurz darauf zogen sie nach Houston in Texas, wo ich aufwuchs. Erst als ich in die High School kam, begann ich mir Gedanken darüber zu machen, wer ich war und woher ich stammte. Ich denke, das geht allen Heranwachsenden so, aber da ich adoptiert wurde, war es für mich umso wichtiger, meine Wurzeln zu finden, wenn man es so nennen will. Ich bin sicher, Sie verstehen dieses Gefühl.«
»Ja«, sagte er. Er saß lässig auf dem weich gepolsterten Sessel, die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Es war eine entspannte Haltung, doch Erin fühlte, daß er diese Sorglosigkeit vortäuschte. Ihr Bruder konnte sich vielleicht überhaupt nicht entspannen.
»Erst Jahre später war ich endlich in der Lage, finanziell und auch sonst, eine wirkliche Suche nach meiner wahren Identität zu beginnen. Es gibt Organisationen, die adoptierten Kindern helfen, ihre natürlichen Eltern oder verlorene Geschwister zu finden. Glauben Sie mir, inzwischen kenne ich diese Organisationen alle. Ich habe nichts unversucht gelassen. Vor beinah vier Jahren …«
Sie hielt inne, als das rote Telefon auf dem Schreibtisch läutete.
Mit der Geschmeidigkeit einer angreifenden Schlange erhob er sich aus dem Sessel und war mit wenigen großen Schritten beim Telefon. Er riß den Hörer hoch und meldete sich mit einem knappen »Ja«. Einen Augenblick lauschte er, dabei ließ er den Blick nicht von Erins erstauntem Gesicht.
»Ja. Nein, alles in Ordnung. Wir bleiben in Verbindung.« Er legte den Hörer auf, ging zu seinem Sessel zurück und gab ihr ein Zeichen weiterzusprechen.
Erin war verwirrt durch seine abrupten, zackigen Bewegungen.
Sagte man nicht üblicherweise »Entschuldigung«, wenn man einen Anruf beantwortete, während man sich mit jemandem unterhielt? Und warum hatte er sich förmlich auf das Telefon gestürzt, anstatt ein normales Gespräch zu führen? Ein merkwürdiges Verhalten …
»Nun ja, ich …«, stotterte sie. Wo war sie gerade stehen geblieben? Er schien mißtrauisch zu werden, weil sie den Faden verloren hatte.
»Sie sagten gerade: ›Vor beinah vier Jahren …‹«
»Ach ja.« Sie war verunsichert. »Vor beinah vier Jahren begann ich eine ausgedehnte Suche nach unseren leiblichen Eltern. Meine Adoptivmutter verstand meinen Wunsch, daß ich sie finden wollte, und sie hat mir den Namen des Waisenhauses in Los Angeles genannt, wo man mich betreut hatte. Ich war schrecklich enttäuscht über die Entdeckung, daß es einige Zeit nach unserer Adoption durch ein Feuer zerstört und alle Unterlagen vernichtet worden waren. Das hat mich um Monate zurückgeworfen. Schließlich ist es mir aber gelungen, eine Nonne zu finden, die diesem Waisenhaus angehörte, als wir uns dort aufhielten. Von ihr habe ich zum ersten Mal erfahren, daß ich einen Bruder habe.« Zu ihrem Entsetzen begann ihre Stimme zu zittern, und sie fühlte, wie Tränen in ihre dunklen Augen traten.
»Können Sie verstehen, wie glücklich ich an diesem Tag war? Ich hatte einen Bruder! Es gab einen Menschen, mit dem ich meine Herkunft teilte. Ich begann, Gesichter in der Menge zu studieren. Jeden Mann Ihres Alters habe ich angestarrt und mich gefragt, ob Sie es vielleicht sein könnten. Ich will Sie nicht mit all den ermüdenden Einzelheiten aufhalten, aber zuletzt habe ich Ihre Adoptiveltern ermitteln können. Das war relativ einfach, da sie in Los Angeles geblieben sind. Es tut mir leid, daß sie verstorben sind. Sie kamen vor einigen Jahren um, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich habe auch meinen Vater verloren, Mr. O’Shea, als ich im College war. Ich hoffe, Sie hatten genauso viel Glück wie ich mit der Familie, die Sie adoptiert hat. Die O’Sheas haben mich geliebt, als wäre ich ihr eigen Fleisch und Blut. Und ich liebe sie auch.«
»Ja, meine Eltern, oder richtiger, die Lymans, waren großartig.«
»Oh, das freut mich so.« Erin war begeistert. »Eine der Agenturen, von denen ich Ihnen erzählt habe, hat mir geholfen, Sie hier zu finden. Ich habe einiges über Sie gehört, aber bei weitem nicht all das, was ich wissen möchte. Ich würde gern mehr über Sie erfahren, über Ihr Leben.«
Die Brille klebte jetzt gefährlich am Rande seiner Nasenspitze, und er starrte sie über das Brillengestell hinweg an. Dann nahm er sie ab und legte sie auf den Tisch neben sich.
»Das ist eine ziemlich lange Geschichte«, meinte er. »Wir sehen einander nicht unbedingt ähnlich. Würden Sie glauben, daß wir Bruder und Schwester sind?«
Sie lachte, erfreut, daß er endlich auf sie einging. Die Linien um seinen Mund hatten sich etwas geglättet. Sie mußte geduldig sein mit ihm. Immerhin hatte sie ihm einiges zugemutet. »Das gleiche habe ich auch gedacht, als Sie an die Tür kamen. Wir sehen einander überhaupt nicht ähnlich.«
Seine Augen betrachteten jede Einzelheit ihres Gesichts, und sie blieb ganz still sitzen bei dieser Musterung, ließ ihm das gleiche Recht wie er ihr zuvor.
Er sah auf die wilden schwarzen Locken, die sie aus dem Gesicht gekämmt hatte. Dunkle Brauen wölbten sich wie Schwingen über ihre Augen – Natalie-Wood-Augen, hatte einer ihrer Freunde in der High School sie genannt. Sie waren rund, groß und so dunkel wie Ebenholz. In ihrer New Yorker Zeit hatte sie ein Kosmetikstudio konsultiert, das ihr beigebracht hatte, sie richtig zu betonen, mit einem Hauch Lidschatten und Lidstrich. Das Resultat war atemberaubend für jemanden, der sie zum ersten Mal sah. Ihre Augen drückten viel von dem aus, was Erin fühlte und dachte, mehr, als es mit Worten möglich war.
Doch daß ihr Bruder sie so eingehend betrachtete, mit solch aufrichtigem Interesse, machte sie verlegen. Seine Augen ruhten außergewöhnlich lange auf ihren Lippen, die sanft und feucht waren und gern lächelten. Und als sein Blick dann von ihrem Kinn über ihren Hals schweifte, schien er auch ihre sanfte Haut zu begutachten, die in hellem Kontrast stand zu dem dunklen Haar und den dunklen Augen, und es sah aus, als überlege er, ob sie wohl über ihren Hals hinaus noch sanft war.
Übersetzung: Elke Iheukumere
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1996 by
Verlagsgruppe Random House GmbH
Heute würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben ihren Bruder sehen. Heute würde sie ihrem einzigen Blutsverwandten von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.
Ihr Herz machte einen Hüpfer, als sie im Haus Schritte hörte, die sich der Tür näherten. Seine Frau? Eine Hausangestellte? Ihr Bruder? Sie schluckte.
Die Tür wurde sehr langsam geöffnet. Er stand vor ihr.
»Mr. Kenneth Lyman?« fragte sie.
Er antwortete nicht. Statt dessen betrachtete er sie von Kopf bis Fuß. Seine schnelle Musterung konnte nicht mehr als nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert haben, doch hatte Erin das Gefühl, als wäre ihm kein Deut entgangen.
»Mr. Kenneth Lyman?« wiederholte sie.
Er nickte kurz.
All ihre Aufregung war plötzlich verschwunden und wurde ersetzt durch ein heißes Glücksgefühl, als dieser Mann bestätigte, ihr Bruder zu sein. Er sah umwerfend gut aus! Sie war überrascht, in seinen Gesichtszügen nichts zu finden, das den ihren ähnelte. Vom Typ her war er hell, sie dagegen dunkel. Vor ihrem inneren Auge hatte sie immer ein Gesicht gesehen, das die männliche Ausgabe ihres eigenen Gesichtes darstellte, aber dieser Mann war so ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Sein Haar wies ein sandiges Braun auf, aber als ein schwacher Schein des matten Februarlichtes darauf fiel, leuchtete es golden. Seine Brille in der schmalen Hornfassung hatte er nach oben auf den Kopf geschoben. Die Brauen auf der breiten Stirn waren dicht und genauso golden wie sein Haar.
Blaue Augen, von dichten kurzen Wimpern beschattet, die am Ansatz dunkel, an den Enden jedoch hell waren, musterten sie eindringlich.
Seine Nase war gerade und schmal, der Mund darunter fest und breit, und sehr ernst. In dem kräftigen Kinn entdeckte sie ein bezauberndes Grübchen, das von einem eigensinnigen Willen zeugte.
»Entschuldigen Sie, daß ich Sie so anstarre«, begann Erin, doch selbst dann noch studierte sie ihn regelrecht. Würde sie je müde werden, dieses Gesicht zu betrachten, nach dem sie so lange gesucht hatte?
Noch immer war kein Wort gefallen. Seine Augen gingen zu einem Punkt hinter ihr, als erwarte er, dort noch jemanden zu entdecken. Er warf einen Blick auf den weißen Mercedes, den sie am Flughafen gemietet hatte, auf das Haus auf der anderen Straßenseite, die ganze Gegend, ehe er wieder bei ihr anlangte. Es war beunruhigend, daß er noch nichts gesagt hatte, aber er wußte ja auch gar nicht, wer sie überhaupt war.
»Ich habe einen weiten Weg zurückgelegt, um Sie zu sehen «, begann sie. »Darf ich reinkommen und einen Augenblick mit Ihnen reden?«
»Worüber sollten wir beide reden?«
Ein süßer, ziehender Schmerz in ihrem Herzen machte sich beim Klang seiner tiefen, melodischen Stimme bemerkbar. Aber die Freude verwandelte sich recht schnell in Befangenheit bei dem etwas groben Ton. Wahrscheinlich glaubte er, sie wolle ihm etwas verkaufen. »Ich … nun ja, die Angelegenheit ist ziemlich persönlich.« Sie wollte sich ihm nicht vorstellen, solange sie noch vor der Tür stand.
»Okay, es ist wohl besser, wenn Sie reinkommen.« Er tat einen Schritt zur Seite, und sie ging zögernd durch die Tür.
Noch einmal warf er einen Blick nach draußen, ehe er die Tür schloß und sich dann ihr zuwandte.
Erst jetzt, als sie so nahe vor ihm stand, wurde ihr bewußt, wie groß er war. Für eine Frau war Erin ziemlich aufgeschossen, doch er überragte sie bei weitem. Oder vielleicht trug auch seine anmaßende Haltung zu diesem Eindruck bei.
Eine Aura von Macht und Überlegenheit umgab ihren Bruder.
Er war kein muskelbepackter Mann, doch strahlte er eine Kraft aus, die sie einschüchterte.
Erin betrachtete seinen kräftigen Hals hinter der gelockerten Krawatte. Die Ärmel seines Hemdes waren bis zu den Ellbogen aufgerollt und zeigten gebräunte, muskulöse Unterarme.
Der weiße Stoff des Hemdes spannte sich über einem breiten Oberkörper und einem flachen Bauch, und seine langen Beine zeichneten sich durchtrainiert unter der grauen Flanellhose ab. Vielleicht spielte er ja Basketball. Oder Tennis?
Sicher trieb er Sport, da er einen so athletischen Körper besaß.
Sie wußte, daß er dreiunddreißig Jahre alt war.
Wieder hatte er das entnervende Schweigen aufgenommen und starrte sie mit der gleichen Unverfrorenheit an, mit der sie ihn betrachtete. Als sie ihre Handtasche von der Schulter nahm und sie unter ihren Arm klemmte, spannte sich jeder einzelne Muskel seines Körpers an, obwohl er sich nicht bewegt hatte. Er sah aus wie eine Katze kurz vor dem Sprung.
Leicht macht er es mir nicht gerade, dachte Erin. Vielleicht wollte er gar nicht wissen, was aus seiner jüngeren Schwester geworden war, von der er vor dreißig Jahren getrennt worden war. Vielleicht wußte er ja nicht einmal, daß es eine Schwester gab.
»Meine Name ist Erin O’Shea«, stellte sie sich vor.
»Miss O’Shea.« Der Klang ihres Namens aus seinem Mund mit dieser tiefen Stimme rührte sie an. Seine blauen Augen ruhten noch immer auf ihrem Gesicht. Erins Zungenspitze fuhr über ihre trockenen Lippen.
»Dürfte ich mich setzen?« fragte sie.
Mit der ausgestreckten Hand deutete er auf ein Zimmer zu ihrer Linken, und sie steuerte darauf zu. Ihr entging nicht die Einrichtung des Hauses, es war gemütlich, wenn auch nicht besonders kostspielig eingerichtet. Irgendwie paßte diese Einrichtung gar nicht zu dem ersten Eindruck, den sie von ihrem Bruder hatte. Sie hätte geglaubt, daß er eine nüchterne Ausstattung bevorzugte, die besser zu seiner wortkargen Persönlichkeit paßte.
Was tue ich überhaupt? fragte sie sich. Ich bin erst einige Minuten mit ihm zusammen, und schon beginne ich seine Psyche zu analysieren! Dennoch, das Haus, dieses Zimmer, in dem sie mittlerweile auf einem bunt gemusterten Sofa saß, schienen nicht zu diesem Mann zu passen. Wahrscheinlich
hatte seine Frau das Haus eingerichtet.
»Ist Melanie zu Hause?« fragte sie höflich.
Er antwortete ein wenig zögernd, mit einem vorsichtigen Blick. »Nein. Sie hat etwas zu erledigen.«
Erin lächelte und entspannte sich ein wenig. Sie war froh, daß sie einige Zeit mit ihm allein sein konnte. Wenn sie sich ihm zu erkennen gab, war es vielleicht ein wenig unangenehm, dabei einen Zuschauer zu haben.
»Wenn ich recht überlege, ist es ein wenig überraschend, daß ich Sie an einem Tag mitten in der Woche zu Hause antreffe. Ich hätte geglaubt, daß Sie in der Bank sind.« Sie wußte, daß ihr Bruder in einer Bank arbeitete.
Die Augen, die sie noch immer eingehend betrachteten, wanderten jetzt zu ihrer braunen Wildledertasche, die sie neben sich auf das Sofa gestellt hatte. Er hatte so eine Art, sie zu durchleuchten, daß man glaubte, ihm würde nichts entgehen. »Ich bin heute früher nach Hause gekommen«, erklärte er.
»Kenneth – ich darf Sie doch Kenneth nennen?« Als er nickte, sprach sie weiter. Jetzt war es so weit. »Kenneth, was ich Ihnen zu sagen habe, wird Sie vielleicht überraschen«, ihr Lachen klang nervös, »oder sogar schockieren.« Sie blickte auf ihre Hände, die fest zusammengepreßt in ihrem Schoß lagen, dann hob sie den Kopf und sah ihm direkt in die Augen.
»Wußten Sie, daß Sie adoptiert wurden?«
Die blauen Augen zogen sich ein wenig zusammen, noch immer betrachtete er sie. Nur an einem beinahe unmerklichen Senken des Kinns mit dem Grübchen merkte Erin, daß er genickt hatte.
Sie holte tief Luft. »Ich suche schon seit Jahren nach Ihnen, Kenneth. Ich bin Ihre Schwester.«
Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Sie rührte sich nicht und wartete auf eine Reaktion. Erin hatte sich vorgestellt, daß er aufspringen, auf sie zulaufen und sie in seine Arme nehmen würde, oder daß er lachen würde, weinen, fluchen, Bestürzung zeigen, doch niemals, daß er einfach sitzen bleiben und sie anstarren würde, als trüge er eine Maske.
Schließlich griff er nach der Brille auf seinem Kopf und nahm sie ab. Er drehte das Gestell in der Hand. »Meine Schwester?« fragte er.
»Ja!« Sie nickte begeistert, und ihre kurzen dunklen Locken hüpften dabei auf und ab. »Ich weiß, es ist unglaublich, aber es stimmt! Darf ich Ihnen erzählen, was ich herausgefunden habe?«
»Bitte.« Er zeigte noch immer keine Gemütsbewegung über ihre Enthüllungen, doch wenigstens reagierte er jetzt.
Mehr als alles andere wünschte sie sich, ihn dazu zu bringen, daß er seine Reserviertheit ihr gegenüber aufgab.
»Wir wurden adoptiert, aus einem kleinen katholischen Waisenhaus in Los Angeles. Wußten Sie das?«
»Ungefähr«, antwortete er zurückhaltend.
»Sie sind drei Jahre älter als ich. Unsere Mutter gab uns zur Adoption frei, als ich erst wenige Monate alt war. Ich wurde von einem Ehepaar mit dem Namen O’Shea adoptiert. Kurz darauf zogen sie nach Houston in Texas, wo ich aufwuchs. Erst als ich in die High School kam, begann ich mir Gedanken darüber zu machen, wer ich war und woher ich stammte. Ich denke, das geht allen Heranwachsenden so, aber da ich adoptiert wurde, war es für mich umso wichtiger, meine Wurzeln zu finden, wenn man es so nennen will. Ich bin sicher, Sie verstehen dieses Gefühl.«
»Ja«, sagte er. Er saß lässig auf dem weich gepolsterten Sessel, die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Es war eine entspannte Haltung, doch Erin fühlte, daß er diese Sorglosigkeit vortäuschte. Ihr Bruder konnte sich vielleicht überhaupt nicht entspannen.
»Erst Jahre später war ich endlich in der Lage, finanziell und auch sonst, eine wirkliche Suche nach meiner wahren Identität zu beginnen. Es gibt Organisationen, die adoptierten Kindern helfen, ihre natürlichen Eltern oder verlorene Geschwister zu finden. Glauben Sie mir, inzwischen kenne ich diese Organisationen alle. Ich habe nichts unversucht gelassen. Vor beinah vier Jahren …«
Sie hielt inne, als das rote Telefon auf dem Schreibtisch läutete.
Mit der Geschmeidigkeit einer angreifenden Schlange erhob er sich aus dem Sessel und war mit wenigen großen Schritten beim Telefon. Er riß den Hörer hoch und meldete sich mit einem knappen »Ja«. Einen Augenblick lauschte er, dabei ließ er den Blick nicht von Erins erstauntem Gesicht.
»Ja. Nein, alles in Ordnung. Wir bleiben in Verbindung.« Er legte den Hörer auf, ging zu seinem Sessel zurück und gab ihr ein Zeichen weiterzusprechen.
Erin war verwirrt durch seine abrupten, zackigen Bewegungen.
Sagte man nicht üblicherweise »Entschuldigung«, wenn man einen Anruf beantwortete, während man sich mit jemandem unterhielt? Und warum hatte er sich förmlich auf das Telefon gestürzt, anstatt ein normales Gespräch zu führen? Ein merkwürdiges Verhalten …
»Nun ja, ich …«, stotterte sie. Wo war sie gerade stehen geblieben? Er schien mißtrauisch zu werden, weil sie den Faden verloren hatte.
»Sie sagten gerade: ›Vor beinah vier Jahren …‹«
»Ach ja.« Sie war verunsichert. »Vor beinah vier Jahren begann ich eine ausgedehnte Suche nach unseren leiblichen Eltern. Meine Adoptivmutter verstand meinen Wunsch, daß ich sie finden wollte, und sie hat mir den Namen des Waisenhauses in Los Angeles genannt, wo man mich betreut hatte. Ich war schrecklich enttäuscht über die Entdeckung, daß es einige Zeit nach unserer Adoption durch ein Feuer zerstört und alle Unterlagen vernichtet worden waren. Das hat mich um Monate zurückgeworfen. Schließlich ist es mir aber gelungen, eine Nonne zu finden, die diesem Waisenhaus angehörte, als wir uns dort aufhielten. Von ihr habe ich zum ersten Mal erfahren, daß ich einen Bruder habe.« Zu ihrem Entsetzen begann ihre Stimme zu zittern, und sie fühlte, wie Tränen in ihre dunklen Augen traten.
»Können Sie verstehen, wie glücklich ich an diesem Tag war? Ich hatte einen Bruder! Es gab einen Menschen, mit dem ich meine Herkunft teilte. Ich begann, Gesichter in der Menge zu studieren. Jeden Mann Ihres Alters habe ich angestarrt und mich gefragt, ob Sie es vielleicht sein könnten. Ich will Sie nicht mit all den ermüdenden Einzelheiten aufhalten, aber zuletzt habe ich Ihre Adoptiveltern ermitteln können. Das war relativ einfach, da sie in Los Angeles geblieben sind. Es tut mir leid, daß sie verstorben sind. Sie kamen vor einigen Jahren um, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich habe auch meinen Vater verloren, Mr. O’Shea, als ich im College war. Ich hoffe, Sie hatten genauso viel Glück wie ich mit der Familie, die Sie adoptiert hat. Die O’Sheas haben mich geliebt, als wäre ich ihr eigen Fleisch und Blut. Und ich liebe sie auch.«
»Ja, meine Eltern, oder richtiger, die Lymans, waren großartig.«
»Oh, das freut mich so.« Erin war begeistert. »Eine der Agenturen, von denen ich Ihnen erzählt habe, hat mir geholfen, Sie hier zu finden. Ich habe einiges über Sie gehört, aber bei weitem nicht all das, was ich wissen möchte. Ich würde gern mehr über Sie erfahren, über Ihr Leben.«
Die Brille klebte jetzt gefährlich am Rande seiner Nasenspitze, und er starrte sie über das Brillengestell hinweg an. Dann nahm er sie ab und legte sie auf den Tisch neben sich.
»Das ist eine ziemlich lange Geschichte«, meinte er. »Wir sehen einander nicht unbedingt ähnlich. Würden Sie glauben, daß wir Bruder und Schwester sind?«
Sie lachte, erfreut, daß er endlich auf sie einging. Die Linien um seinen Mund hatten sich etwas geglättet. Sie mußte geduldig sein mit ihm. Immerhin hatte sie ihm einiges zugemutet. »Das gleiche habe ich auch gedacht, als Sie an die Tür kamen. Wir sehen einander überhaupt nicht ähnlich.«
Seine Augen betrachteten jede Einzelheit ihres Gesichts, und sie blieb ganz still sitzen bei dieser Musterung, ließ ihm das gleiche Recht wie er ihr zuvor.
Er sah auf die wilden schwarzen Locken, die sie aus dem Gesicht gekämmt hatte. Dunkle Brauen wölbten sich wie Schwingen über ihre Augen – Natalie-Wood-Augen, hatte einer ihrer Freunde in der High School sie genannt. Sie waren rund, groß und so dunkel wie Ebenholz. In ihrer New Yorker Zeit hatte sie ein Kosmetikstudio konsultiert, das ihr beigebracht hatte, sie richtig zu betonen, mit einem Hauch Lidschatten und Lidstrich. Das Resultat war atemberaubend für jemanden, der sie zum ersten Mal sah. Ihre Augen drückten viel von dem aus, was Erin fühlte und dachte, mehr, als es mit Worten möglich war.
Doch daß ihr Bruder sie so eingehend betrachtete, mit solch aufrichtigem Interesse, machte sie verlegen. Seine Augen ruhten außergewöhnlich lange auf ihren Lippen, die sanft und feucht waren und gern lächelten. Und als sein Blick dann von ihrem Kinn über ihren Hals schweifte, schien er auch ihre sanfte Haut zu begutachten, die in hellem Kontrast stand zu dem dunklen Haar und den dunklen Augen, und es sah aus, als überlege er, ob sie wohl über ihren Hals hinaus noch sanft war.
Übersetzung: Elke Iheukumere
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1996 by
Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Sandra Brown
Autoren-Porträt von Sandra Brown Nein, faul ist Sandra Brown nun wahrlich nicht, und auch über mangelnden Erfolg kann sie nicht klagen: Gut 70 Romane hat sie verfasst, und seit 1990 schafften alle ihre Bücher den Sprung in die Bestsellerlisten. Insgesamt über 70 Millionen Exemplare ihrer Bücher fanden bisher den Weg zu ihren Lesern, darunter Übersetzungen in insgesamt 33 Sprachen.
Sandra Brown ist bekennende Texanerin: Sie wurde in Waco geboren, wuchs in Fort Worth auf und studierte Anglistik an der Texas Christian University. Bevor sie 1981 mit dem Schreiben begann, hatte sie als Model und beim Fernsehen gearbeitet, wo sie Wettervorhersagen ebenso charmant zu präsentieren wusste wie die Sendung „PM Magazine“. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Mann Michael Brown in Arlington im Bundesstaat – genau – Texas.
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Nicht nur ihre Leser, auch die Kritiker schätzen Sandra Browns Bücher. Unter den zahlreichen Auszeichnungen, die ihr zuteil wurden, sind der „Lifetime Achievement Award“ der „Romance Writers of America“ und der Titel „Thriller Master for 2008“, den sie von der „International Thriller Writers Association“ erhielt. Wie ihre Ehrungen, so lässt sich auch das Werk von Sandra Brown zumindest grob in die Kategorien „Romance“ und „Thriller“ einteilen. Mit „Verliebt in einen Fremden“ fing alles an. Das Buch erzählt die Geschichte von Camille, die sich einem Fremden hingibt, ihn aus den Augen verliert und zu vergessen sucht, um ihn dann nach Jahren wieder zu treffen – und seiner Faszination erneut zu erliegen. In „Warnschuss“, einem der jüngsten Bücher der Autorin, zeigt sie, warum sie auch mit ihren Thrillern so unglaublich erfolgreich ist. Detective Duncan Hunter versteht die Welt nicht mehr: Er hat einen Drogenbaron überführt – und der zuständige Richter stellt das Verfahren gegen ihn wegen eines „Verfahrensfehlers“ ein. Als die Frau des besagten Richters, der Duncan sehr zugetan ist, einen Einbrecher tötet, nimmt die Verwirrung des Ermittlers noch mehr zu: War sie das Ziel eines Komplotts? Oder benutzt sie ihn für seine Zwecke? Duncan riskiert alles, um Antworten auf diese Fragen zu erhalten...
Ob Liebesgeschichte oder Thriller: Man darf auf weitere Bücher der Star-Autorin gespannt sein – vorausgesetzt, sie widersteht auch weiterhin tapfer allen Lockungen des Müßiggangs. Doch wer wollte daran zweifeln?
Ob Liebesgeschichte oder Thriller: Man darf auf weitere Bücher der Star-Autorin gespannt sein – vorausgesetzt, sie widersteht auch weiterhin tapfer allen Lockungen des Müßiggangs. Doch wer wollte daran zweifeln?
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Bibliographische Angaben
- Autor: Sandra Brown
- 2001, 255 Seiten, Maße: 11,6 x 18,4 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Elke Iheukumere
- Übersetzer: Elke Iheukumere
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442354994
- ISBN-13: 9783442354993
Rezension zu „Schöne Lügen “
"Sandra Browns raffiniertes Geflecht aus irreführenden Spuren, unlauteren Motiven und lange verborgenen Wahrheiten ist atemberaubend!"
Kommentare zu "Schöne Lügen"
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