Sternstunden Österreichs
Die helle Seite unserer Geschichte
Gerhard Jelinek fasst in diesem Buch die Sternstunden Österreichs für seine Leser zusammen. Sternstunden, für Jelinek sind das all die schönen Momente der österreichischen Geschichte, also...
Leider schon ausverkauft
Buch (Gebunden)
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Sternstunden Österreichs “
Gerhard Jelinek fasst in diesem Buch die Sternstunden Österreichs für seine Leser zusammen. Sternstunden, für Jelinek sind das all die schönen Momente der österreichischen Geschichte, also Erfindungen, Entdeckungen und Empfindungen, die „helle Seite". Und diese Sternstunden sind häufig nicht nur für Österreich von Bedeutung gewesen, sondern haben auch den Lauf der europäischen Geschichte verändert, teilweise sogar Entscheidendes zum menschlichen Fortschritt beigetragen. Einige kann man gar als „Sternstunden der Menschheit" bezeichnen, so etwa die Erforschung des Zusammenhangs von Hygiene und Kindbettfieder durch Ignaz von Semmelweis, der mit seiner Entdeckung Millionen von Frauen rettete. Das Aufblitzen menschlicher Genialität, wenn Mathematiker Kurt Gödel einen logischen Beweis für die Existenz Gottes liefert. Oder aber die Geburtsstunde eines Weihnachtsliedes im Winter des Jahres 1818, als in Oberndorf Salzburg ein Volksschullehrer und ein Hilfspfarrer die ersten Akkorde von „Stille Nacht" anstimmen - eine Harmonie, die auch zweihundert Jahre später die Herzen von Hunderten Millionen Menschen zur Weihnachtszeit erwärmt.
Klappentext zu „Sternstunden Österreichs “
Die "Sternstunden Österreichs" sind sehr oft auch "Sternstunden der Menschheit". Wenn Ignaz von Semmelweis den Zusammenhang von Hygiene und Kindbettfieber erforscht, dann rettet seine Entdeckung das Leben von Millionen Frauen, erspart Leid und Tod. Wenn der Mathematiker Kurt Gödel einen logischen Beweis für die Existenz Gottes führt, dann blitzt ein heller Strahl menschlichen Genies auf. Und wenn in einer kleinen Kapelle im salzburgischen Oberndorf ein Volksschullehrer und ein Hilfspfarrer in einer kalten Weihnachtsnacht des Jahres 1818 auf ihrer Gitarre die ersten Akkorde des Liedes "Stille Nacht" anstimmen, dann kommt eine Harmonie in die Welt, die in den Herzen von Hunderten Millionen Menschen auch zweihundert Jahre später (nach) schwingt.Gerhard Jelinek ordnet historische Ereignisse nach begründbaren
Kriterien ein: Er beschreibt die "helle Seite" unserer Geschichte.
Die "Sternstunden", von denen er erzählt, sind Momente von Erfindungen, Ent deckungen, Empfindungen. Sie verändern den Lauf der österreichischen und europäischen Geschichte. Und sie tragen Entscheidendes bei zum menschlichen Fortschritt.
Lese-Probe zu „Sternstunden Österreichs “
Gerhard Jelinek - Sternstunden ÖsterreichsVorwort
Stefan Zweig macht es sich leicht. In seinem Buch Sternstunden
der Menschheit diskutiert der große österreichische Literat nicht
lange, was eine »Sternstunde« ist. Er beschreibt geschichtliche
Momente mit selbstverständlicher Autorität. Er weiß: »Solche
dramatisch geballten, solche schicksalsträchtigen Stunden, in denen
eine zeitüberdauernde Entscheidung auf ein einziges Datum,
eine einzige Stunde und oft nur eine Minute zusammengedrängt
ist, sind selten im Leben eines Einzelnen und selten im Laufe der
Geschichte.«
Zweig definiert in seiner Sammlung von vierzehn Essays
nicht, er legt seine Maßstäbe nicht offen, und er begründet nicht.
Er hat recht. Er nennt sie Sternstunden, weil sie »leuchtend und
unwandelbar wie Sterne die Nacht der Vergänglichkeit überglänzen
«.
»Sternstunden Österreichs« zu identifizieren, scheint im historischen
Rückspiegel des begonnenen 21. Jahrhunderts doch ein
wenig schwieriger. Vieles ist eine Frage der Definition. Was ist eine
»Sternstunde«? In welchem Zeitraum sollen Ereignisse als »Sternstunden
« beschrieben werden? Wo beginnen? Gibt es Österreich mit
Gründung des »Kaisertums Österreich« im Jahr 1804? Oder gar erst
ab November 1918, der Gründung der Republik? Oder doch schon
mit der ersten überlieferten Erwähnung des geografischen Begriffs
»Ostarrichi« in einer Urkunde des Klosters Freising aus dem Jahr
996? Seit wann gibt es »Österreich« als einheitliches Herrschaftsgebiet
mit klaren Grenzen? Und ist Österreich überhaupt durch
Abgrenzung zu beschreiben, wo doch das Grenzüberschreitende
typisch ist?
Österreich macht es einem nicht leicht.
Meinen wir einen geografischen Ort - wo waren dann
... mehr
Österreichs
Grenzen im Verlauf der Geschichte, wo sind sie heute? Reden
wir von einem dynastischen Begriff - dem »Haus Österreich«? Von
einer Nation? Gar von einer Idee? Österreich entzieht sich vielen
dieser Definitionsversuche.
Weder (deutsche) Sprache noch Herkunft beschreiben »den
Österreicher« umfassend oder gar ausschließlich. Natürlich war
Wolfgang Amadeus Mozart Österreicher, obwohl sein Geburtsland
Salzburg erst elf Jahre nach seinem Tod zum Kaisertum Österreich
kam und er selbst sich als »deutscher« Komponist verstand - so
wie Kaiser Franz Joseph, der nostalgische Inbegriff des »Österreichischen
«, in seiner Selbstdefinition ein »deutscher Fürst«
war. Österreichs erfolgreichster Feldherr Prinz Eugen wiederum
stammte aus einer in Frankreich ansässigen Nebenlinie des italienischen
Herzogsgeschlechts der Savoyer. Er schrieb Französisch
und signierte seiner übernationalen Sendung gemäß dreisprachig:
»Eugenio von Savoy(e)«. Und natürlich war der in Bonn geborene
Ludwig van Beethoven bei seinem Tod Österreicher und der größte
deutsche Komponist zugleich.
Sigmund Freud war Wiener, obwohl er aus Böhmen stammte
und als englischer Staatsbürger starb. Das gilt auch für Oskar Kokoschka
und Sir Karl Popper.
Die Geburtsorte »österreichischer« Dichter, Gelehrter, Musiker,
Erfinder,
Architekten, Diplomaten, Feldherren und Schauspieler definieren
das »Österreichische« kaum. Die Frage, ob »Österreich« eine
Nation ist, bewegte jahrzehntelang die Diskussion im vorigen und
vorvorigen Jahrhundert und wurde erst in der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts je nach Deutung des Nationenbegriffs beantwortet.
Im Kulturbereich fällt es offenbar weniger schwer eine »Nation«
zu definieren, obwohl damit meist die »deutsche« gemeint ist.
Immerhin wird das Wiener Hofburgtheater schon 1776 zum »Nationaltheater
« erhöht und damit der Vorrang der deutschen Sprache
festgeschrieben.
Kaiser Josef II. beantwortet in einem amtlichen Rundschreiben
anno 1783 die Frage, was Beamte des Kaiserreichs als ihr »Vaterland«
zu empfinden haben: »Das Vaterland für Beamte ist die Monarchie,
da alle Provinzen der Monarchie nur ein Ganzes ausmachen.« Einheit
aus Vielfalt, immerhin.
Vom »Vaterland« - es war natürlich immer auch »Mutterland« -
wird schon seit der frühen Zeit der Markgrafen und Herzöge aus
dem Geschlecht der Babenberger gesprochen. Die zerstreuten
Ländereien, Besitzungen und Weiler im Osten des bayerischen
Herzogtums wachsen zu einer einheitlichen Rechtsgemeinschaft
zusammen, werden ein Land und ein Heimatland: lateinisch patria.
Bis zur
»österreichischen Nation« wird es noch einige hundert
Jahre brauchen. Immerhin verwendet schon Kaiser Franz II. den
Begriff »österreichische Nation« im propagandistischen Gegensatz
zu Napoleon und seiner französischen Staatsnation.
Im Vielvölkerstaat des 18. und 19. Jahrhunderts tun sich die
Habsburger mit der Nation recht schwer. Das Reich muss ja definitionsgemäß
mehr sein als ein Dutzend dynastisch durch Heirat
und/oder Kriegführung erworbener Landstriche samt Bevölkerung
unter einer Herrschaft. Der Wiener Kongress 1814/15 versucht das
Rad der Zeit zurückzudrehen, und es gelingt ihm immerhin für
drei Jahrzehnte. Statt einer Nation gibt es »Nationalitäten«. Das
sind viele Minderheiten, politisch und kulturell von einer knappen
Mehrheit dominiert: den Deutschen. Immerhin wird 1816 nach den
Napoleonischen Kriegen als Folge eines Beinahe-Staatsbankrotts
die »Österreichische Nationalbank« gegründet.
Das Ringen um die Gleichberechtigung der »Nationalitäten«
nimmt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Dramatik
zu, es prägt den politischen Diskurs in der Monarchie, wächst zur
Existenzfrage, die nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Auseinanderbrechen
einer obsolet gewordenen Staatsform beantwortet
wird. Was das »alte« Österreich war, das wird Millionen durch
den Verlust bewusst. Was das »neue« Österreich sein soll, muss in
ideologischen Konflikten - auch blutig - erstritten werden, bis ein
gebürtiger Österreicher den Begriff selbst ausradiert, die Nennung
des Namens gar unter Strafe stellt.
Und doch ist irgendwie immer klar: wer, was, und wo Österreich
ist.
Das Unbestimmbare wird zum bestimmenden Element.
Dieses Buch versucht historische Ereignisse und ihre nachhaltige
Wirkung zu beschreiben. »Sternstunden« leuchten am Himmel,
strahlen zur Erde, sie verändern den Lauf der Geschichte und bedeuten
für Menschen Wichtiges, Gutes, manchmal auch Schönes.
»Sternstunden« sind Ereignisse, Entscheidungen, Entdeckungen,
manchmal auch Träume. Sie leiten einen zivilisatorischen
Fortschritt ein und sind daher für ihre Zeit relevant. Der Sieg einer
österreichischen Fußballnationalmannschaft im argentinischen
Córdoba gegen Deutschland gilt als »Sternstunde«, war aber eher
eine »Sternschnuppe«. Der knappe Erfolg in einem bedeutungslosen
Spiel verfehlt unsere strengen Aufnahmekriterien. Hans Krankls
Tor hat den Stürmer berühmt gemacht, aber nichts nachhaltig
verändert.
Ist der Erfolg des Travestiekünstlers Thomas Neuwirth in seiner
zweiten Identität als »Conchita Wurst« beim Eurovision Song
Contest eine »Sternstunde« für Österreich, gar eine Lehrstunde für
Toleranz? Wir werden es in ein, zwei Jahrzehnten wissen.
Meist wird die Geschichte eines Landes und/oder seines Volkes
entlang von Krisen, Konflikten, Kriegen in der Kategorie von Siegen
und Niederlagen erzählt. Das ist ein Teil der Wahrheit.
Wenn wir heute, weitgehend unwiderlegbar, in der besten aller
Welten - und zwar für die größte Zahl von Menschen auf allen Kontinenten
- leben, dann muss uns der Weg dahin nicht nur durch eine
unüberschaubare Folge von Katastrophen geführt haben. Es muss
auch eine zumindest ebenso große Folge kleinerer und größerer
Schritte und Weichenstellungen zum »Besseren« gegeben haben.
Wir Optimisten behaupten das. Entgegen einer weitverbreiteten
Stimmungslage: Nie haben mehr Menschen so lange in Frieden,
Sicherheit, Wohlstand und Freiheit gelebt wie heute. Dieser zivili13
satorische Fortschritt wurde langsam zwar, quälend langsam und
immer wieder mit katastrophalen Rückschritten und ungeheuren
menschlichen Opfern erkauft, aber er ist da.
Dieses Buch beschreibt die helle Seite unserer Geschichte. Dunkle
Seiten gibt es ohnehin genug.
Knapp drei Dutzend historische Ereignisse - wichtigere und
scheinbar weniger bedeutende - leuchten in diesem Buch auf. Es
sind »Sternstunden Österreichs«, die gar nicht selten auch zu
»Sternstunden der Menschheit« wurden.
Wenn Ignaz von Semmelweis den Zusammenhang von Hygiene
und Kindbettfieber erforscht, dann rettet seine Entdeckung das
Leben von Millionen Frauen, erspart Leid und Tod. Wenn Sigmund
Freud in der kühlen Luft des Wiener Cobenzl schläft und beim
Frühstück seinen nächtlichen Traum analysiert, dann schafft er
eine Grundlage der Psychoanalyse. Wenn der Kochlehrling Franz
Sacher am Hofe des Fürsten Metternich ein Rezept für eine Schokoladentorte
erfindet, versüßt er Millionen das Leben und mischt
Wahrheit und Legende zu einer »typisch« wienerischen Melange.
Wenn der Mathematiker Kurt Gödel in einem Café neben dem
Rathaus einen mathematisch-logischen Beweis zur Existenz Gottes
führt, dann blitzt ein heller Strahl menschlichen Genies auf, auch
wenn er selbst nicht an seine Beweisführung glaubt. Und wenn in
einer kleinen Kapelle in Oberndorf an der Salzach ein Pfarrhelfer
und ein Volksschullehrer in einer kalten Weihnachtsnacht des Jahres
1818 auf ihrer Gitarre die ersten Akkorde des Weihnachtsliedes
»Stille Nacht« anstimmen, dann kommt eine Harmonie in die Welt,
die im Herzen von Hunderten Millionen Menschen auch zweihundert
Jahre später noch nachschwingt.
Und für ein paar »Stern(en)minuten« Wärme spendet.
© Amalthea Signum Verlag, Wien
Grenzen im Verlauf der Geschichte, wo sind sie heute? Reden
wir von einem dynastischen Begriff - dem »Haus Österreich«? Von
einer Nation? Gar von einer Idee? Österreich entzieht sich vielen
dieser Definitionsversuche.
Weder (deutsche) Sprache noch Herkunft beschreiben »den
Österreicher« umfassend oder gar ausschließlich. Natürlich war
Wolfgang Amadeus Mozart Österreicher, obwohl sein Geburtsland
Salzburg erst elf Jahre nach seinem Tod zum Kaisertum Österreich
kam und er selbst sich als »deutscher« Komponist verstand - so
wie Kaiser Franz Joseph, der nostalgische Inbegriff des »Österreichischen
«, in seiner Selbstdefinition ein »deutscher Fürst«
war. Österreichs erfolgreichster Feldherr Prinz Eugen wiederum
stammte aus einer in Frankreich ansässigen Nebenlinie des italienischen
Herzogsgeschlechts der Savoyer. Er schrieb Französisch
und signierte seiner übernationalen Sendung gemäß dreisprachig:
»Eugenio von Savoy(e)«. Und natürlich war der in Bonn geborene
Ludwig van Beethoven bei seinem Tod Österreicher und der größte
deutsche Komponist zugleich.
Sigmund Freud war Wiener, obwohl er aus Böhmen stammte
und als englischer Staatsbürger starb. Das gilt auch für Oskar Kokoschka
und Sir Karl Popper.
Die Geburtsorte »österreichischer« Dichter, Gelehrter, Musiker,
Erfinder,
Architekten, Diplomaten, Feldherren und Schauspieler definieren
das »Österreichische« kaum. Die Frage, ob »Österreich« eine
Nation ist, bewegte jahrzehntelang die Diskussion im vorigen und
vorvorigen Jahrhundert und wurde erst in der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts je nach Deutung des Nationenbegriffs beantwortet.
Im Kulturbereich fällt es offenbar weniger schwer eine »Nation«
zu definieren, obwohl damit meist die »deutsche« gemeint ist.
Immerhin wird das Wiener Hofburgtheater schon 1776 zum »Nationaltheater
« erhöht und damit der Vorrang der deutschen Sprache
festgeschrieben.
Kaiser Josef II. beantwortet in einem amtlichen Rundschreiben
anno 1783 die Frage, was Beamte des Kaiserreichs als ihr »Vaterland«
zu empfinden haben: »Das Vaterland für Beamte ist die Monarchie,
da alle Provinzen der Monarchie nur ein Ganzes ausmachen.« Einheit
aus Vielfalt, immerhin.
Vom »Vaterland« - es war natürlich immer auch »Mutterland« -
wird schon seit der frühen Zeit der Markgrafen und Herzöge aus
dem Geschlecht der Babenberger gesprochen. Die zerstreuten
Ländereien, Besitzungen und Weiler im Osten des bayerischen
Herzogtums wachsen zu einer einheitlichen Rechtsgemeinschaft
zusammen, werden ein Land und ein Heimatland: lateinisch patria.
Bis zur
»österreichischen Nation« wird es noch einige hundert
Jahre brauchen. Immerhin verwendet schon Kaiser Franz II. den
Begriff »österreichische Nation« im propagandistischen Gegensatz
zu Napoleon und seiner französischen Staatsnation.
Im Vielvölkerstaat des 18. und 19. Jahrhunderts tun sich die
Habsburger mit der Nation recht schwer. Das Reich muss ja definitionsgemäß
mehr sein als ein Dutzend dynastisch durch Heirat
und/oder Kriegführung erworbener Landstriche samt Bevölkerung
unter einer Herrschaft. Der Wiener Kongress 1814/15 versucht das
Rad der Zeit zurückzudrehen, und es gelingt ihm immerhin für
drei Jahrzehnte. Statt einer Nation gibt es »Nationalitäten«. Das
sind viele Minderheiten, politisch und kulturell von einer knappen
Mehrheit dominiert: den Deutschen. Immerhin wird 1816 nach den
Napoleonischen Kriegen als Folge eines Beinahe-Staatsbankrotts
die »Österreichische Nationalbank« gegründet.
Das Ringen um die Gleichberechtigung der »Nationalitäten«
nimmt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Dramatik
zu, es prägt den politischen Diskurs in der Monarchie, wächst zur
Existenzfrage, die nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Auseinanderbrechen
einer obsolet gewordenen Staatsform beantwortet
wird. Was das »alte« Österreich war, das wird Millionen durch
den Verlust bewusst. Was das »neue« Österreich sein soll, muss in
ideologischen Konflikten - auch blutig - erstritten werden, bis ein
gebürtiger Österreicher den Begriff selbst ausradiert, die Nennung
des Namens gar unter Strafe stellt.
Und doch ist irgendwie immer klar: wer, was, und wo Österreich
ist.
Das Unbestimmbare wird zum bestimmenden Element.
Dieses Buch versucht historische Ereignisse und ihre nachhaltige
Wirkung zu beschreiben. »Sternstunden« leuchten am Himmel,
strahlen zur Erde, sie verändern den Lauf der Geschichte und bedeuten
für Menschen Wichtiges, Gutes, manchmal auch Schönes.
»Sternstunden« sind Ereignisse, Entscheidungen, Entdeckungen,
manchmal auch Träume. Sie leiten einen zivilisatorischen
Fortschritt ein und sind daher für ihre Zeit relevant. Der Sieg einer
österreichischen Fußballnationalmannschaft im argentinischen
Córdoba gegen Deutschland gilt als »Sternstunde«, war aber eher
eine »Sternschnuppe«. Der knappe Erfolg in einem bedeutungslosen
Spiel verfehlt unsere strengen Aufnahmekriterien. Hans Krankls
Tor hat den Stürmer berühmt gemacht, aber nichts nachhaltig
verändert.
Ist der Erfolg des Travestiekünstlers Thomas Neuwirth in seiner
zweiten Identität als »Conchita Wurst« beim Eurovision Song
Contest eine »Sternstunde« für Österreich, gar eine Lehrstunde für
Toleranz? Wir werden es in ein, zwei Jahrzehnten wissen.
Meist wird die Geschichte eines Landes und/oder seines Volkes
entlang von Krisen, Konflikten, Kriegen in der Kategorie von Siegen
und Niederlagen erzählt. Das ist ein Teil der Wahrheit.
Wenn wir heute, weitgehend unwiderlegbar, in der besten aller
Welten - und zwar für die größte Zahl von Menschen auf allen Kontinenten
- leben, dann muss uns der Weg dahin nicht nur durch eine
unüberschaubare Folge von Katastrophen geführt haben. Es muss
auch eine zumindest ebenso große Folge kleinerer und größerer
Schritte und Weichenstellungen zum »Besseren« gegeben haben.
Wir Optimisten behaupten das. Entgegen einer weitverbreiteten
Stimmungslage: Nie haben mehr Menschen so lange in Frieden,
Sicherheit, Wohlstand und Freiheit gelebt wie heute. Dieser zivili13
satorische Fortschritt wurde langsam zwar, quälend langsam und
immer wieder mit katastrophalen Rückschritten und ungeheuren
menschlichen Opfern erkauft, aber er ist da.
Dieses Buch beschreibt die helle Seite unserer Geschichte. Dunkle
Seiten gibt es ohnehin genug.
Knapp drei Dutzend historische Ereignisse - wichtigere und
scheinbar weniger bedeutende - leuchten in diesem Buch auf. Es
sind »Sternstunden Österreichs«, die gar nicht selten auch zu
»Sternstunden der Menschheit« wurden.
Wenn Ignaz von Semmelweis den Zusammenhang von Hygiene
und Kindbettfieber erforscht, dann rettet seine Entdeckung das
Leben von Millionen Frauen, erspart Leid und Tod. Wenn Sigmund
Freud in der kühlen Luft des Wiener Cobenzl schläft und beim
Frühstück seinen nächtlichen Traum analysiert, dann schafft er
eine Grundlage der Psychoanalyse. Wenn der Kochlehrling Franz
Sacher am Hofe des Fürsten Metternich ein Rezept für eine Schokoladentorte
erfindet, versüßt er Millionen das Leben und mischt
Wahrheit und Legende zu einer »typisch« wienerischen Melange.
Wenn der Mathematiker Kurt Gödel in einem Café neben dem
Rathaus einen mathematisch-logischen Beweis zur Existenz Gottes
führt, dann blitzt ein heller Strahl menschlichen Genies auf, auch
wenn er selbst nicht an seine Beweisführung glaubt. Und wenn in
einer kleinen Kapelle in Oberndorf an der Salzach ein Pfarrhelfer
und ein Volksschullehrer in einer kalten Weihnachtsnacht des Jahres
1818 auf ihrer Gitarre die ersten Akkorde des Weihnachtsliedes
»Stille Nacht« anstimmen, dann kommt eine Harmonie in die Welt,
die im Herzen von Hunderten Millionen Menschen auch zweihundert
Jahre später noch nachschwingt.
Und für ein paar »Stern(en)minuten« Wärme spendet.
© Amalthea Signum Verlag, Wien
... weniger
Autoren-Porträt von Gerhard Jelinek
Gerhard Jelinek, Dr. iur., ist seit 1989 beim ORF tätig, u. a. Leiter und Moderator der Sendung 'Report', heute Leiter der Abteilung 'Dokumentation und Zeitgeschichte' und des Wissensmagazins 'Newton'. Der gelernte Jurist und erfahrene Journalist recherchiert umfassend und präsentiert in seinen mehrfach ausgezeichneten TVDokumentationen und Büchern geschichtliche Abläufe im historischen Zusammenhang spannend und verständlich. Zuletzt bei Amalthea erschienen: 'Schöne Tage. 1914' (2013), 'Die letzten Zeugen' (mit Birgit MosserSchuöcker, 2014)
Bibliographische Angaben
- Autor: Gerhard Jelinek
- 2015, 320 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 14,9 x 22,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Amalthea
- ISBN-10: 3990500031
- ISBN-13: 9783990500033
- Erscheinungsdatum: 15.10.2015
Kommentar zu "Sternstunden Österreichs"
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Sternstunden Österreichs".
Kommentar verfassen