Still, still
Psychothriller. Deutsche Erstausgabe
Alice ist am Rande des Wahnsinns. Das Baby in ihrer Wiege ist nicht ihre Tochter. Doch niemand glaubt ihr, nicht einmal ihr Mann.
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Produktinformationen zu „Still, still “
Alice ist am Rande des Wahnsinns. Das Baby in ihrer Wiege ist nicht ihre Tochter. Doch niemand glaubt ihr, nicht einmal ihr Mann.
Die Haustür steht offen! Verängstigt hastet Alice an die Wiege ihrer Tochter - und blickt in ein fremdes Gesicht. Das ist nicht ihre Florence! Doch ihr Mann erklärt Alice für verrückt. Er behauptet, dass das Baby niemand anders ist als Florence. Und er verwandelt sich in einen Feind. Will er Alice in den Wahnsinn treiben?
"Brillant." The Times
"Brillant." The Times
Lese-Probe zu „Still, still “
Stil Still von Sophie HannahLESEPROBE
FREITAG, 26. SEPTEMBER 2003
Ich bin draußen. Nicht weit, erst ein paar Schritte vor der Haustür, aber immerhin, ich bin draußen, und ich bin allein. Am Morgen, nach dem Aufwachen, hätte ich nicht gedacht, dass es heute passieren würde. Es fühlte sich nicht richtig an, oder besser gesagt, ich fühlte mich nicht danach. Aber Viviennes Anruf hat mich überzeugt. »Glaub mir, du wirst nie so weit sein«, meinte sie. »Du musst den Sprung einfach wagen.« Und sie hat recht. Ich muss es tun. Ich überquere den kopfsteingepflasterten Hof und gehe den matschigen Kiesweg hinunter, am Arm nur meine Handtasche. Ich fühle mich leicht und etwas seltsam. Die Bäume sehen aus, als wären sie aus bunter Wolle gestrickt: Rot- und Brauntöne, hie und da ein Tupfer Grün. Der Himmel hat die Farbe nassen Schiefers. Das ist nicht die ganz normale Welt, in der ich mich früher bewegt habe. Alle Farben sind intensiver, als fordere die Umgebung, die ich sonst als selbstverständlich betrachtet habe, lautstark meine Aufmerksamkeit.Mein Wagen ist ganz am Ende des Wegs geparkt, vor dem Tor, das The Elms von der Straße trennt. Eigentlich darf ich noch nicht Auto fahren. »Unfug!« Vivienne hat diesen ärztlichen Rat mit einem verächtlichen Schnauben abgetan. »Es ist schließlich nicht weit. Wenn man sich an alle Vorschriften halten würde, die es heutzutage gibt, hätte man ja Angst, überhaupt etwas zu tun ! «
Und ich glaube, ich kann wieder Auto fahren, wenn auch nur so gerade. Ich habe mich ziemlich gut von der Operation erholt. Vielleicht dank des Hypericums, das ich mir selbst verordnet habe, vielleicht ist es aber auch ein Sieg des Geistes über die Materie: Ich muss stark sein, also bin ich es.
Ich drehe den Schlüssel im Zündschloss und trete
... mehr
mit dem rechten Fuß fest auf das Gaspedal. Der Wagen erwacht stotternd zum Leben. Ich lenke ihn auf die Straße hinaus und verfolge auf dem Tacho, wie die Geschwindigkeit steigt. »Von null auf sechzig in einer halben Stunde«, hat mein Vater immer gewitzelt, als der Volvo noch meinen Eltern gehörte. Ich werde diesen Wagen fahren, bis er auseinanderfällt. Er erinnert mich an sie, wie nichts anderes es je könnte. Für mich ist er beinahe ein altes, treues Familienmitglied, das sich ebenso liebevoll an meine Eltern erinnert wie ich.
Ich kurbele das Fenster herunter, atme etwas von der frischen Luft ein, die mir ins Gesicht schlägt, und denke, dass wohl noch viele Horrorgeschichten vom Verkehrsinfarkt nötig sein werden, bevor man aufhört, Autos mit Freiheit zu verbinden. Als ich auf der beinahe leeren Straße an Feldern und Bauernhöfen vorbeisause, fühle ich mich stärker, als ich bin. Eine angenehme Illusion.
Ich verbiete mir, an Florence zu denken, an den Abstand zwischen uns, der zunehmend wächst.
Nach ungefähr vier Meilen Fahrt durch die offene Landschaft wird die Chaussee zur Hauptstraße von Spilling, der nächstgelegenen Kleinstadt. In der Mitte liegt ein Marktplatz, und zu beiden Seiten erstrecken sich lange Reihen kompakter elisabethanischer Häuser mit pastellfarbenen Fronten. In einigen sind Läden. In anderen, stelle ich mir vor, wohnen reiche alte Snobs, Langweiler mit Bifokalbrillen, die sich endlos über Spillings historisches Erbe auslassen. Wahrscheinlich bin ich unfair. Vivienne jedenfalls lebt ganz eindeutig nicht in Spilling, obwohl es die nächstgelegene Stadt ist. Wenn sie nach ihrem Wohnort gefragt wird, antwortet sie schlicht »The Elms«, als wäre ihr Haus ein allgemein bekannter Ort. Beim Warten vor einer roten Ampel wühle ich in meiner Handtasche nach der Wegbeschreibung, die sie mir gegeben hat. Links am kleinen Kreisel, dann die Erste rechts, und dann muss irgendwo das Schild kommen. Endlich sehe ich es: Waterfront. Dicke weiße Kursivbuchstaben auf marineblauem Grund. Ich biege in die Auffahrt ein, fahre um den viereckigen Kuppelbau herum und stelle den Wagen auf dem geräumigen Parkplatz dahinter ab. Der Eingangsbereich duftet nach Lilien. Mir fällt auf, dass fast auf allen Ablagen große eckige Vasen mit Lilien stehen. Der Teppich - marineblau mit rosa Rosen - ist teuer, die Sorte Teppich, die nicht einmal schmutzig aussieht, wenn sie es ist. Leute mit Sporttaschen kommen und gehen, manche schweißgebadet, einige frisch geduscht. An der Rezeption treffe ich auf ein junges Mädchen mit blondem Stachelhaar, das bestrebt ist, mir behilflich zu sein. Sie trägt ein Namensschild mit der Aufschrift Kerilee. Ich bin froh, dass ich meine Tochter Florence genannt habe, ein richtiger Name mit einer Geschichte, nicht etwas, was danach klingt, als hätte das Marketingteam eines fünfzehnjährigen Popstars es sich ausgedacht. Ich hatte befürchtet, dass David oder Vivienne dagegen sein könnten, aber glücklicherweise gefiel ihnen der Name auch.»Ich bin Alice Fancourt«, sage ich. »Ich bin ein neues Mitglied.« Ich reiche ihr den Umschlag mit meinen persönlichen Daten. Es kommt mir komisch vor, dass Kerilee keine Ahnung hat, wie wichtig dieser Tag für mich ist. Die Bedeutung, die unsere Begegnung für uns hat, könnte für uns beide nicht unterschiedlicher sein.»Oh! Sie sind Viviennes Schwiegertochter. Sie haben gerade ein Baby gekriegt! Vor einigen Wochen, stimmt's?« »Ja, genau.« Die Mitgliedschaft bei Waterfront ist ein Geschenk von Vivienne an mich oder vielmehr die Belohnung dafür, dass ich ihr ein Enkelkind geboren habe. Ich glaube, die Mitgliedschaft kostet so um die tausend Pfund pro Jahr. Vivienne gehört zu den wenigen Menschen, die ebenso großzügig wie wohlhabend sind.»Wie geht es Florence denn?«, fragt Kerilee. »Vivienne ist ja vollkommen vernarrt in sie. Es ist doch bestimmt schön für Felix, dass er jetzt ein Schwesterchen hat, oder nicht?«Es ist seltsam, dass sie so über Florence spricht. Für mich steht Florence immer an erster Stelle - mein Erstes, das erste Kind. Aber sie ist Davids zweites Kind. Man kennt Felix bei Waterfront. Er verbringt hier fast so viel Zeit wie in der Schule; er bekommt Schwimmunterricht, nimmt an Golfturnieren der Junioren und Die wilde AffenbandeSpieltagen teil, während Vivienne ihre Zeit zwischen Gerätebereich, Pool, Beauty-Anwendungen und Bar aufteilt. Das Arrangement scheint beiden gut zu gefallen.»Sie haben sich also einigermaßen erholt?«, fragt Kerilee. »Vivienne hat uns alles über die Geburt erzählt. Sie müssen ja Schlimmes durchgemacht haben.« Ich bin leicht perplex. »Ja, es war ziemlich übel. Aber Florence hat alles gut überstanden, was ja die Hauptsache ist.« Plötzlich fehlt mir meine Tochter ganz schrecklich. Was tue ich am Empfang eines Fitness-Clubs, während ich mich doch mit meinem wunderschönen Töchterchen beschäftigen könnte? »Es ist das erste Mal, dass wir getrennt sind«, platze ich heraus. »Heute habe ich zum ersten Mal das Haus verlassen, seit ich aus der Klinik zurück bin. Es ist ein merkwürdiges Gefühl.« Normalerweise würde ich meine Empfindungen nicht einer völlig Fremden anvertrauen, aber da Kerilee ja schon in allen Einzelheiten über Florence' Geburt informiert ist, kann es wohl kaum schaden.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH
Copyright der Originalausgabe © 2006 by Sophie Hannah
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2008 by
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach
Übersetzung: Anke Angela Grube
Ich kurbele das Fenster herunter, atme etwas von der frischen Luft ein, die mir ins Gesicht schlägt, und denke, dass wohl noch viele Horrorgeschichten vom Verkehrsinfarkt nötig sein werden, bevor man aufhört, Autos mit Freiheit zu verbinden. Als ich auf der beinahe leeren Straße an Feldern und Bauernhöfen vorbeisause, fühle ich mich stärker, als ich bin. Eine angenehme Illusion.
Ich verbiete mir, an Florence zu denken, an den Abstand zwischen uns, der zunehmend wächst.
Nach ungefähr vier Meilen Fahrt durch die offene Landschaft wird die Chaussee zur Hauptstraße von Spilling, der nächstgelegenen Kleinstadt. In der Mitte liegt ein Marktplatz, und zu beiden Seiten erstrecken sich lange Reihen kompakter elisabethanischer Häuser mit pastellfarbenen Fronten. In einigen sind Läden. In anderen, stelle ich mir vor, wohnen reiche alte Snobs, Langweiler mit Bifokalbrillen, die sich endlos über Spillings historisches Erbe auslassen. Wahrscheinlich bin ich unfair. Vivienne jedenfalls lebt ganz eindeutig nicht in Spilling, obwohl es die nächstgelegene Stadt ist. Wenn sie nach ihrem Wohnort gefragt wird, antwortet sie schlicht »The Elms«, als wäre ihr Haus ein allgemein bekannter Ort. Beim Warten vor einer roten Ampel wühle ich in meiner Handtasche nach der Wegbeschreibung, die sie mir gegeben hat. Links am kleinen Kreisel, dann die Erste rechts, und dann muss irgendwo das Schild kommen. Endlich sehe ich es: Waterfront. Dicke weiße Kursivbuchstaben auf marineblauem Grund. Ich biege in die Auffahrt ein, fahre um den viereckigen Kuppelbau herum und stelle den Wagen auf dem geräumigen Parkplatz dahinter ab. Der Eingangsbereich duftet nach Lilien. Mir fällt auf, dass fast auf allen Ablagen große eckige Vasen mit Lilien stehen. Der Teppich - marineblau mit rosa Rosen - ist teuer, die Sorte Teppich, die nicht einmal schmutzig aussieht, wenn sie es ist. Leute mit Sporttaschen kommen und gehen, manche schweißgebadet, einige frisch geduscht. An der Rezeption treffe ich auf ein junges Mädchen mit blondem Stachelhaar, das bestrebt ist, mir behilflich zu sein. Sie trägt ein Namensschild mit der Aufschrift Kerilee. Ich bin froh, dass ich meine Tochter Florence genannt habe, ein richtiger Name mit einer Geschichte, nicht etwas, was danach klingt, als hätte das Marketingteam eines fünfzehnjährigen Popstars es sich ausgedacht. Ich hatte befürchtet, dass David oder Vivienne dagegen sein könnten, aber glücklicherweise gefiel ihnen der Name auch.»Ich bin Alice Fancourt«, sage ich. »Ich bin ein neues Mitglied.« Ich reiche ihr den Umschlag mit meinen persönlichen Daten. Es kommt mir komisch vor, dass Kerilee keine Ahnung hat, wie wichtig dieser Tag für mich ist. Die Bedeutung, die unsere Begegnung für uns hat, könnte für uns beide nicht unterschiedlicher sein.»Oh! Sie sind Viviennes Schwiegertochter. Sie haben gerade ein Baby gekriegt! Vor einigen Wochen, stimmt's?« »Ja, genau.« Die Mitgliedschaft bei Waterfront ist ein Geschenk von Vivienne an mich oder vielmehr die Belohnung dafür, dass ich ihr ein Enkelkind geboren habe. Ich glaube, die Mitgliedschaft kostet so um die tausend Pfund pro Jahr. Vivienne gehört zu den wenigen Menschen, die ebenso großzügig wie wohlhabend sind.»Wie geht es Florence denn?«, fragt Kerilee. »Vivienne ist ja vollkommen vernarrt in sie. Es ist doch bestimmt schön für Felix, dass er jetzt ein Schwesterchen hat, oder nicht?«Es ist seltsam, dass sie so über Florence spricht. Für mich steht Florence immer an erster Stelle - mein Erstes, das erste Kind. Aber sie ist Davids zweites Kind. Man kennt Felix bei Waterfront. Er verbringt hier fast so viel Zeit wie in der Schule; er bekommt Schwimmunterricht, nimmt an Golfturnieren der Junioren und Die wilde AffenbandeSpieltagen teil, während Vivienne ihre Zeit zwischen Gerätebereich, Pool, Beauty-Anwendungen und Bar aufteilt. Das Arrangement scheint beiden gut zu gefallen.»Sie haben sich also einigermaßen erholt?«, fragt Kerilee. »Vivienne hat uns alles über die Geburt erzählt. Sie müssen ja Schlimmes durchgemacht haben.« Ich bin leicht perplex. »Ja, es war ziemlich übel. Aber Florence hat alles gut überstanden, was ja die Hauptsache ist.« Plötzlich fehlt mir meine Tochter ganz schrecklich. Was tue ich am Empfang eines Fitness-Clubs, während ich mich doch mit meinem wunderschönen Töchterchen beschäftigen könnte? »Es ist das erste Mal, dass wir getrennt sind«, platze ich heraus. »Heute habe ich zum ersten Mal das Haus verlassen, seit ich aus der Klinik zurück bin. Es ist ein merkwürdiges Gefühl.« Normalerweise würde ich meine Empfindungen nicht einer völlig Fremden anvertrauen, aber da Kerilee ja schon in allen Einzelheiten über Florence' Geburt informiert ist, kann es wohl kaum schaden.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH
Copyright der Originalausgabe © 2006 by Sophie Hannah
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2008 by
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach
Übersetzung: Anke Angela Grube
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Autoren-Porträt von Sophie Hannah
Sophie Hannah ist eine internationale Bestsellerautorin. Sie hat bereits zahlreiche psychologische Thriller veröffentlicht. Ihre Bücher erscheinen in mehr als zwanzig Ländern und wurden fürs Fernsehen verfilmt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sophie Hannah
- 2009, 396 Seiten, Maße: 12,4 x 18,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Grube, Anke Angela
- Übersetzer: Anke Angela Grube
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3404159799
- ISBN-13: 9783404159796
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