Süße Rheinlande. Entwicklung und Innovation in der rheinischen Schokoladenindustrie (1900 - 1970)
Die "Speise der Götter" hat eine lange Geschichte hinter sich. Aus dem der Kakaobohne abgewonnenen bitteren, mal heiß, mal kalt zubereiteten und teils mit religiöser Bedeutung aufgeladenen Getränk mesoamerikanischer Hochkulturen wurde über viele...
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Klappentext zu „Süße Rheinlande. Entwicklung und Innovation in der rheinischen Schokoladenindustrie (1900 - 1970) “
Die "Speise der Götter" hat eine lange Geschichte hinter sich. Aus dem der Kakaobohne abgewonnenen bitteren, mal heiß, mal kalt zubereiteten und teils mit religiöser Bedeutung aufgeladenen Getränk mesoamerikanischer Hochkulturen wurde über viele Zwischenschritte und Fehltritte die heute fast allgegenwärtige, industriell gefertigte, in Cellophanpapier eingewickelte, meist süße Essschokolade in ihren unzähligen Variationen. Nach einer langen Reise kam die Schokolade schließlich in das von ihren Ursprüngen so weit entfernte Rheinland. An diesem Punkt in der langen Historie der Kultivierung und Nutzung der Kulturpflanze Kakao setzt diese Studie an: Von den Anfängen der industriellen Produktion Mitte des 19. Jahrhunderts, über technische Innovationen und die Hochphase der Schokoladenindustrie im Rheinland zwischen der Jahrhundertwende und dem Zweiten Weltkrieg bis zum allmählichen Niedergang in den 1960er und 1970er Jahren, geht sie der Frage nach, wie und warum sich das Rheinland zu einem Zentrum der Schokoladenindustrie entwickelte.
Lese-Probe zu „Süße Rheinlande. Entwicklung und Innovation in der rheinischen Schokoladenindustrie (1900 - 1970) “
Textprobe: Kapitel 3. Die Anfänge: Grundlagenschaffung: Bevor sich eine Schokolade und Kakao produzierende Industrie im Rheinland sowie allgemein auf dem Gebiet der deutschen Staaten verbreiten konnte, waren zunächst verschiedene Neuerungen und Innovationen notwendig, die die dafür erforderlichen Bedingungen bereitstellen konnten. Diese Innovationen wurden im Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelt und waren unverzichtbar für das heutige Verständnis von Kakaoprodukten. Einige ausgewählte Errungenschaften unter den bedeutsamsten Erfindungen sind hierbei hervorzuheben. Dies ist zum einen das 1828 durch den niederländischen Apotheker und Schokoladenproduzenten Coenraad Johannes van Houten entwickelte Verfahren zur Herstellung eines bis dahin unbekannten Produkts: Kakaopulver; eine Erfindung, "[that, M.P.] marks the beginning of modern era chocolate making and production." Das Innovative an van Houtens Erfindung war, dass er es durch Alkalilösungen und eine Hydraulik-Presse schaffte, den Fettanteil der Kakaobohnen, der mehr als 50 % ausmachen konnte, so stark zu reduzieren, dass der so entstandene Presskuchen beziehungsweise das aus diesem gewonnene Pulver sich besser in Flüssigkeiten auflösen ließ, als dies mit den zuvor gängigen Produkten der Fall gewesen war. Bis zur van Houten'schen Entwicklung war es nur möglich, die fettige Kakaobutter von der aufgekochten Schokolade abzuschöpfen oder sie zuvor mit einer Handpresse aus dem sogenannten Kakaobruch herauszufiltern. Nun konnte man statt diesem "age-old, thick and foamy drink (...) easily-prepared, more easily digestible cocoa" konsumieren. Die Bedeutung der Erfindung des Niederländers wurde zunächst nicht von jedem erkannt, Gutachter wollten ihr sogar zunächst die Patentierung verwehren. Dabei war van Houtens Idee derart bahnbrechend, dass sie vom Prinzip her seitdem nicht mehr verändert wurde, aus Steinrollen auf Holzrahmen wurden lediglich Stahlhammermühlen. Trotz aller Vorteile, die van Houtens Kakaopulver mit sich
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brachte - dazu gehört hinzukommend auch seine Funktion als "Basissubstanz für die jetzt beginnende Karriere des Kakaos als Essschokolade" - sollte es noch bis ins nächste Jahrhundert hinein dauern, bis es auch in Deutschland voll anerkannt war, wie etwa verschiedene Beiträge und Diskussionen im "Gordian" zeigen. So wird die sogenannte "holländische Methode" etwa in einem Artikel aus dem Jahr 1906 ausdrücklich gelobt und die Fabrikanten werden mit Hinweis auf die umfangreichen Absatzmärkte holländischer Unternehmen dazu aufgefordert, diese anzuwenden und nicht eigene zu entwickeln. Die im selben Atemzug herausgebrachte Empfehlung einer bestimmten Marke doppelt gereinigter Pottasche (Kaliumkarbonat), einer für die Methode notwendigen Substanz, gibt der Betonung der Vorzüge der neuen Methode jedoch einen gewissen werbenden Beigeschmack. Ganz anders klingt es jedoch Jahre später in einem Artikel von 1923 mit der unmissverständlichen Überschrift "Deutscher Kernkakao oder holländisch malträtierter Kakao", in dem gegen van Houtens Methode und deren Nachahmung in Deutschland gewettert und diese als "Pottasche-Hypnose" bezeichnet wird. Auch zwei Jahre später wird noch "[w]ider die Laugenkakaos" angeschrieben, da Kakao nur "ohne Malträtierung des köstlichen, natürlichen Kakaoaromas durch widerlich riechende und widerlich schmeckende Pottaschelauge" genießbar sei. Trotz dieser polarisierenden Ansichten begann Neugebaur & Lohmann als eines der ersten Unternehmen in Deutschland mit der Herstellung des neuen Produkts, zum einen aufgrund von geschäftlichen Kontakten in die Niederlande, zum anderen aufgrund des dafür wachsenden Kundenkreises. Die zweite hervorzuhebende Innovation für die Zukunft der Schokoladenproduktion kam aus dem Land, das heute wohl wie kein anderes mit Schokolade assoziiert wird: der Schweiz. Dort erblickte passenderweise das Produkt das Licht der Konsumwelt, das heute als prototypische Assoziation eines aus Kakao entstandenen Lebensmittels gelten kann: d
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Bibliographische Angaben
- Autor: Marc Pawlowski Mariano
- 2021, 60 Seiten, Maße: 15,5 x 22 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Diplomica
- ISBN-10: 3961468303
- ISBN-13: 9783961468300
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