Tannöd
Roman
Auf dem einsam gelegenen Hof der Danners wurde die gesamte Familie grausam ermordet. Und vom Täter fehlt jede Spur.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Tannöd “
Auf dem einsam gelegenen Hof der Danners wurde die gesamte Familie grausam ermordet. Und vom Täter fehlt jede Spur.
Klappentext zu „Tannöd “
In der tiefsten bayerischen Einöde: Eine ganze Familie wird in einer Nacht ausgelöscht, mit der Spitzhacke erschlagen. Jetzt heißt er nur noch Mordhof, der einsam gelegene Hof der Danners in Tannöd, und vom Mörder fehlt jede Spur ...Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi Preis und dem Friedrich-Glauser-Preis.
In der tiefsten bayerischen Einöde: Eine ganze Familie wird in einer Nacht ausgelöscht, mit der Spitzhacke erschlagen. Jetzt heißt er nur noch Mordhof, der einsam gelegene Hof der Danners in Tannöd, und vom Mörder fehlt jede Spur ...
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi Preis und dem Friedrich-Glauser-Preis.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi Preis und dem Friedrich-Glauser-Preis.
Lese-Probe zu „Tannöd “
Tannöd von Andrea M. Schenkel LESEPROBE 1Am frühen Morgen, vor Tagesanbruch, betritt er den Raum.
Mit dem Holz, das er von draußen hereingebracht hat, heizt er den großen Herd in der Küche an, befüllt den Dämpfer mit Kartoffeln und Wasser, stellt den gefüllten Kartoffeldämpfer auf die Herdplatte.
Von der Küche aus geht er, den langen fensterlosen Gang entlang, hinüber in den Stall. Die Kühe müssen zweimal am Tag gefüttert und gemolken werden. Sie stehen in einer Reihe. Eine neben der anderen.
Er spricht mit gedämpfter Stimme auf sie ein. Er hat es sich zur Gewohnheit gemacht, während der Arbeit im Stall immer mit den Tieren zu sprechen. Vom Klang seiner Stimme scheint eine beruhigende Wirkung, auf die Tiere auszugehen. Ihre Unruhe scheint durch den monotonen Singsang der Stimme, durch die Gleichförmigkeit der Worte zu schwinden. Der ruhige, einförmige Klang löst ihre Spannung. Er kennt diese Arbeit schon sein ganzes Leben. Sie macht ihm Freude.
Er streut neues Stroh auf die alte Unterlage auf. Das Stroh dafür holt er aus dem angrenzenden Stadel. Es verbreitet im Stall einen angenehmen, vertrauten Geruch. Kühe riechen anders als Schweine. Ihr Geruch hat nichts Aufdringliches, nichts Scharfes an sich.
... mehr
Danach holt er das Heu. Er holt auch aus dem Stadel. Die Verbindungstür zwischen Stadel und Stall lässt er offen. Während die Tiere fressen, melkt er sie. Davor ist ihm etwas bange. Die Tiere sind es nicht gewöhnt, von ihm gemolken zu werden. Doch seine Befürchtungen, dass das eine oder andere Tier sich nicht von ihm melken lassen würde, waren umsonst gewesen.
Die garen Kartoffeln riechen bis hinüber in den Stall. Es ist Zeit, die Schweine zu füttern. Er schüttet die Erdäpfel aus dem Dämpfer direkt in einen Eimer, dort werden sie gequetscht, bevor er sie zu den Schweinen in den Schweinestall bringt. Die Schweine quicken, als er die Tür zu ihrem Verschlag öffne. Er schüttet den Inhalt des Eimers in den Trog, dazu noch etwas Wasser.
Er hat seine Arbeit erledigt. Bevor er das Haus verlässt, achtet er darauf, dass das Feuer im Herd erloschen ist. Die Tür zwischen Stadel und Stall lässt er offen. Den Inhalt der Milchkanne schüttet er auf den Mist. Die Kanne stellt er wieder an ihren alten Platz zurück.
Am Abend würde er erneut in den Stall gehen. Er würde den Hund füttern, der sich bei seinem Kommen stets winselnd in die Ecke verkriecht. Er würde die Tiere versorgen. Dabei würde er stets darauf achten, um den Strohhaufen in der linken hinteren Ecke des Stadels einen Bogen zu machen.
Betty, 8 Jahre
Die Marianne und ich sitzen in der Schule nebeneinander. Sie ist meine beste Freundin. Deshalb sitzen wir ja auch beieinander.
Die Marianne mag die Rohrnudeln meiner Mama immer be- sonders gern. Wenn meine Mama welche macht, bringe ich ihr immer eine mit, in die Schule oder am Sonntag auch mit in die Kirche. Am letzten Sonntag, habe ich ihr auch eine mitgebracht, aber die musste ich dann selbst essen, weil sie nicht in der Kirche war.
Was wir immer so gemeinsam machen? Was man halt so spielt. Räuber und Gendarm, Fangerles, Verstecken. Im Sommer ab und zu bei uns im Hof Verkaufen. Da richten wir uns am Gartenzaun zum Gemüsegarten einen kleinen Laden ein. Mama gibt mir dann immer eine Decke und wir können unsere Sachen darauf ausbreiten: Äpfel, Nüsse, Blumen, buntes Papier oder was wir halt so finden.
Einmal hatten wir sogar Kaugummi, den hat meine Tante mitgebracht. Der schmeckt prima nach Zimt. Meine Tante sagt, die Kinder in Amerika essen das immer. Meine Tante arbeitet nämlich bei den Amis und ab und zu bringt sie Kaugummi und Schokolade und Erdnussbutter mit. Oder Brot in so komischen grünen Dosen. Einmal im letzten Sommer sogar Eis.
Meine Mama ist davon nicht so begeistert, weil der Freund von der Tante Lisbeth ist nämlich auch aus Amerika und ganz schwarz.
Die Marianne sagt immer, ihr Papa ist auch in Amerika und er kommt sie ganz bestimmt bald holen. Aber das glaube ich nicht. Ab und zu schwindelt die Marianne nämlich ein bisschen. Mama sagt, das darf man nicht, und wenn die Marianne wieder eine ihrer Schwindelgeschichten erzählt, streiten wir. Meistens nimmt dann jeder seine Sachen aus dem Kaufladen weg und wir können nicht mehr weiterspielen und die Marianne läuft dann nach Hause. Nach ein paar Tagen verstehen wir uns dann wieder.
An Weihnachten habe ich eine Puppe vom Christkind bekommen und die Marianne war ganz neidisch. Sie hat nur eine ganz alte, die ist aus Holz und noch von ihrer Mutter. Da hat die Marianne wieder mit ihrer Geschichte angefangen. Ihr Papa kommt bald und nimmt sie mit nach Amerika. Ich habe ihr gesagt, ich bin nicht mehr ihre Freundin, wenn sie immer so viel lügt. Seitdem hat sie nichts mehr darüber erzählt.
Im Winter waren wir ab und zu beim Schlitten fahren auf der Wiese hinter unserem Hof. Das ist ein prima Schlittenberg, da kommen immer alle aus dem Dorf hin. Wenn man nicht rechtzeitig bremst, saust man unten in die Hecken. Dann gibt's zu Hause meistens Ärger. Marianne musste ab und zu ihren kleinen Bruder mitnehmen, zum Aufpassen. Der hängt einem dann immer am Rockzipfel. Ich habe ja keinen kleinen Bruder, nur eine große Schwester, aber das ist auch nicht immer schön. Die ärgert mich oft.
Wenn der kleine Bruder mal in den Schnee gefallen ist, hat er angefangen zu weinen und hat meistens auch noch in die Hose gepieselt und Marianne hat dann nach Hause gemusst und schlimmen Ärger bekommen. Weil sie nicht auf ihn aufgepasst hat und weil er wieder in die Hose gemacht hat und so weiter. Am nächsten Tag in der Schule war sie dann ganz traurig und hat mir erzählt, dass sie weg möchte, denn der Großvater ist so streng und die Mama von ihr auch. Vor ein paar Tagen hat sie mir erzählt, dass der Zauberer wieder da ist. Sie hat ihn im Wald gesehen und der bringt sie bestimmt zu ihrem Papa. Ja, der Zauberer, hat sie gesagt. Diese Geschichte hat sie im Herbst schon einmal erzählt, gleich nach Schulanfang und ich habe ihr nicht geglaubt, den Zauberer gibt es nicht und Zauberer, die einem einen Papa herzaubern, der in Amerika sein soll, die gibt es erst recht nicht. Da habe ich mich wieder mit ihr gestritten und sie hat geweint und gesagt, den Zauberer gibt es und er hat lauter bunte Flaschen in seinem Rucksack und andere bunte Dinge und manchmal sitzt er einfach da und summt vor sich hin. Das muss doch ein Zauberer sein, so wie der aus unserem Lesebuch. Da habe ich gerufen »Lügnerin, Lügnerin« und sie ist weinend heimgelaufen. Und weil sie doch am Samstag nicht in der Schule war und sie doch die Rohrnudeln meiner Mama so gerne isst, habe ich ihr am Sonntag eine in die Kirche mitgebracht. Aber da war sie dann auch nicht. Mama hat gemeint, weil keiner von ihnen da war, die sind vielleicht auf Verwandtenbesuch. Drüben in Einhausen bei dem Bruder von ihrem Großvater. So habe ich halt die Nudeln selber gegessen.
© Btb Verlag
Die garen Kartoffeln riechen bis hinüber in den Stall. Es ist Zeit, die Schweine zu füttern. Er schüttet die Erdäpfel aus dem Dämpfer direkt in einen Eimer, dort werden sie gequetscht, bevor er sie zu den Schweinen in den Schweinestall bringt. Die Schweine quicken, als er die Tür zu ihrem Verschlag öffne. Er schüttet den Inhalt des Eimers in den Trog, dazu noch etwas Wasser.
Er hat seine Arbeit erledigt. Bevor er das Haus verlässt, achtet er darauf, dass das Feuer im Herd erloschen ist. Die Tür zwischen Stadel und Stall lässt er offen. Den Inhalt der Milchkanne schüttet er auf den Mist. Die Kanne stellt er wieder an ihren alten Platz zurück.
Am Abend würde er erneut in den Stall gehen. Er würde den Hund füttern, der sich bei seinem Kommen stets winselnd in die Ecke verkriecht. Er würde die Tiere versorgen. Dabei würde er stets darauf achten, um den Strohhaufen in der linken hinteren Ecke des Stadels einen Bogen zu machen.
Betty, 8 Jahre
Die Marianne und ich sitzen in der Schule nebeneinander. Sie ist meine beste Freundin. Deshalb sitzen wir ja auch beieinander.
Die Marianne mag die Rohrnudeln meiner Mama immer be- sonders gern. Wenn meine Mama welche macht, bringe ich ihr immer eine mit, in die Schule oder am Sonntag auch mit in die Kirche. Am letzten Sonntag, habe ich ihr auch eine mitgebracht, aber die musste ich dann selbst essen, weil sie nicht in der Kirche war.
Was wir immer so gemeinsam machen? Was man halt so spielt. Räuber und Gendarm, Fangerles, Verstecken. Im Sommer ab und zu bei uns im Hof Verkaufen. Da richten wir uns am Gartenzaun zum Gemüsegarten einen kleinen Laden ein. Mama gibt mir dann immer eine Decke und wir können unsere Sachen darauf ausbreiten: Äpfel, Nüsse, Blumen, buntes Papier oder was wir halt so finden.
Einmal hatten wir sogar Kaugummi, den hat meine Tante mitgebracht. Der schmeckt prima nach Zimt. Meine Tante sagt, die Kinder in Amerika essen das immer. Meine Tante arbeitet nämlich bei den Amis und ab und zu bringt sie Kaugummi und Schokolade und Erdnussbutter mit. Oder Brot in so komischen grünen Dosen. Einmal im letzten Sommer sogar Eis.
Meine Mama ist davon nicht so begeistert, weil der Freund von der Tante Lisbeth ist nämlich auch aus Amerika und ganz schwarz.
Die Marianne sagt immer, ihr Papa ist auch in Amerika und er kommt sie ganz bestimmt bald holen. Aber das glaube ich nicht. Ab und zu schwindelt die Marianne nämlich ein bisschen. Mama sagt, das darf man nicht, und wenn die Marianne wieder eine ihrer Schwindelgeschichten erzählt, streiten wir. Meistens nimmt dann jeder seine Sachen aus dem Kaufladen weg und wir können nicht mehr weiterspielen und die Marianne läuft dann nach Hause. Nach ein paar Tagen verstehen wir uns dann wieder.
An Weihnachten habe ich eine Puppe vom Christkind bekommen und die Marianne war ganz neidisch. Sie hat nur eine ganz alte, die ist aus Holz und noch von ihrer Mutter. Da hat die Marianne wieder mit ihrer Geschichte angefangen. Ihr Papa kommt bald und nimmt sie mit nach Amerika. Ich habe ihr gesagt, ich bin nicht mehr ihre Freundin, wenn sie immer so viel lügt. Seitdem hat sie nichts mehr darüber erzählt.
Im Winter waren wir ab und zu beim Schlitten fahren auf der Wiese hinter unserem Hof. Das ist ein prima Schlittenberg, da kommen immer alle aus dem Dorf hin. Wenn man nicht rechtzeitig bremst, saust man unten in die Hecken. Dann gibt's zu Hause meistens Ärger. Marianne musste ab und zu ihren kleinen Bruder mitnehmen, zum Aufpassen. Der hängt einem dann immer am Rockzipfel. Ich habe ja keinen kleinen Bruder, nur eine große Schwester, aber das ist auch nicht immer schön. Die ärgert mich oft.
Wenn der kleine Bruder mal in den Schnee gefallen ist, hat er angefangen zu weinen und hat meistens auch noch in die Hose gepieselt und Marianne hat dann nach Hause gemusst und schlimmen Ärger bekommen. Weil sie nicht auf ihn aufgepasst hat und weil er wieder in die Hose gemacht hat und so weiter. Am nächsten Tag in der Schule war sie dann ganz traurig und hat mir erzählt, dass sie weg möchte, denn der Großvater ist so streng und die Mama von ihr auch. Vor ein paar Tagen hat sie mir erzählt, dass der Zauberer wieder da ist. Sie hat ihn im Wald gesehen und der bringt sie bestimmt zu ihrem Papa. Ja, der Zauberer, hat sie gesagt. Diese Geschichte hat sie im Herbst schon einmal erzählt, gleich nach Schulanfang und ich habe ihr nicht geglaubt, den Zauberer gibt es nicht und Zauberer, die einem einen Papa herzaubern, der in Amerika sein soll, die gibt es erst recht nicht. Da habe ich mich wieder mit ihr gestritten und sie hat geweint und gesagt, den Zauberer gibt es und er hat lauter bunte Flaschen in seinem Rucksack und andere bunte Dinge und manchmal sitzt er einfach da und summt vor sich hin. Das muss doch ein Zauberer sein, so wie der aus unserem Lesebuch. Da habe ich gerufen »Lügnerin, Lügnerin« und sie ist weinend heimgelaufen. Und weil sie doch am Samstag nicht in der Schule war und sie doch die Rohrnudeln meiner Mama so gerne isst, habe ich ihr am Sonntag eine in die Kirche mitgebracht. Aber da war sie dann auch nicht. Mama hat gemeint, weil keiner von ihnen da war, die sind vielleicht auf Verwandtenbesuch. Drüben in Einhausen bei dem Bruder von ihrem Großvater. So habe ich halt die Nudeln selber gegessen.
© Btb Verlag
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Autoren-Porträt von Andrea Maria Schenkel
Andrea Maria Schenkel, 1962 geboren, gilt als eine der renommiertesten Kriminalautorinnen Deutschlands. 2006 erschien ihr Debüt »Tannöd«, mit dem sie großes Aufsehen erregte. Der Roman wurde 2007 mit dem Deutschen Krimi-Preis, dem Friedrich-Glauser-Preis und der Corine ausgezeichnet. 2008 folgte der renommierte Martin Beck Award für den besten internationalen Kriminalroman. Das Buch wurde in bislang 20 Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt. Auch für ihr zweites Buch »Kalteis« bekam sie begeisterte Kritiken und erhielt 2008 erneut den Deutschen Krimi-Preis. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Regensburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Andrea Maria Schenkel
- 2008, 192 Seiten, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 11,6 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: BTB
- ISBN-10: 3442736730
- ISBN-13: 9783442736737
- Erscheinungsdatum: 08.02.2008
Rezension zu „Tannöd “
"Großartiges Krimidebüt."
Pressezitat
"Fabelhaft. Ein unglaubliches Buch!" Elke Heidenreich in "Lesen!"
Kommentar zu "Tannöd"