Text und Kontext
Fallstudien und theoretische Begründungen einer kulturwissenschaftlich angeleiteten Mediävistik. Mit Beitr. in engl. Sprache
(Sprache: Englisch, Deutsch)
An charakteristischen Einzelfällen erörtern die Beiträge grundsätzliche Fragen einer kulturwissenschaftlichen Ausrichtung der Mediävistik (Philologien, Geschichtswissenschaften und Kunstgeschichte). Das Spektrum reicht von historischen Ritualen über...
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Produktinformationen zu „Text und Kontext “
An charakteristischen Einzelfällen erörtern die Beiträge grundsätzliche Fragen einer kulturwissenschaftlichen Ausrichtung der Mediävistik (Philologien, Geschichtswissenschaften und Kunstgeschichte). Das Spektrum reicht von historischen Ritualen über bildliche Darstellungen als Medien der Politik, anthropologischen Mustern bis hin zur Analyse einzelner literarischer Texte.
Schwerpunkte sind Deutschland, Frankreich und Italien. Die Beiträger verbindet die Einsicht, dass nur bei strikter Wahrung einzeldisziplinärer Standards kulturwissenschaftliche Untersuchungen ertragreich sind, dass es aber umgekehrt der Offenheit für kulturwissenschaftliche Fragestellungen bedarf. Die Fallstudien geben so Anlass zu methodologischen und theoretischen Überlegungen zum "cultural turn".
Schwerpunkte sind Deutschland, Frankreich und Italien. Die Beiträger verbindet die Einsicht, dass nur bei strikter Wahrung einzeldisziplinärer Standards kulturwissenschaftliche Untersuchungen ertragreich sind, dass es aber umgekehrt der Offenheit für kulturwissenschaftliche Fragestellungen bedarf. Die Fallstudien geben so Anlass zu methodologischen und theoretischen Überlegungen zum "cultural turn".
Klappentext zu „Text und Kontext “
An charakteristischen Einzelfällen erörtern die Beiträge grundsätzliche Fragen einer kulturwissenschaftlichen Ausrichtung der Mediävistik (Philologien, Geschichtswissenschaften und Kunstgeschichte). Das Spektrum reicht von historischen Ritualen über bildliche Darstellungen als Medien der Politik, anthropologischen Mustern bis hin zur Analyse einzelner literarischer Texte. Schwerpunkte sind Deutschland, Frankreich und Italien. Die Beiträger verbindet die Einsicht, dass nur bei strikter Wahrung einzeldisziplinärer Standards kulturwissenschaftliche Untersuchungen ertragreich sind, dass es aber umgekehrt der Offenheit für kulturwissenschaftliche Fragestellungen bedarf. Die Fallstudien geben so Anlass zu methodologischen und theoretischen Überlegungen zum "cultural turn".
Lese-Probe zu „Text und Kontext “
" IV. Text und Kontext (S. 14-16)Die Kontextverwendung kam bisher nur insoweit zur Sprache, als sich der Fokus auf die gedeutete, strukturierende mythologische Tradition richtete, die sich mit impliziten Vertextungsstrategien und konventionalisierten Erzählverfahren des 12. und 13. Jahrhunderts verbindet42. Lutz Danneberg würde dies als ,intrakontextuelle Analyse43 bezeichnen, die Teil der Kontextbildung ist, so daß strenggesehen jede (bedeutungszuweisende) Untersuchung eines literarischen Werkes kontextbezogen"" ist44.
Wenn nun aber nach den fundierenden mythologischen Strukturen gefragt wurde und jetzt danach zu fragen ist, welches kulturelle Wissen die Texte voraussetzen könnten, das dann für zentrale Anliegen der feudaladligen Gesellschaft genutzt wird (hier: Dynastie, Genealogie), dann fällt dies vielleicht im Verständnis Dannebergs unter das Verdikt einer Art von Kontextver wendung, die alles Mögliche miteinander verknüpft. Unter der Voraussetzung, daß Kontexte als Zeichenzusammenhänge zu verstehen sind, die zunächst grundsätzlich historisch und außerdem in steter Bewegung befindlich sind, bereitet aber schon eine Bestimmung des den Texten vorgängigen Wissenshorizonts die größten Schwierigkeiten.
Mit einer der Zweifelsfragen Dannebergs, ob es sich um ein bewußtes oder bloß virtuelles Wissen handelt45, verbindet sich deshalb eine Maximalerwartung, der weder die Informations- und Materiallage im Mittelalter gerecht werden kann noch die Vielfalt kultureller Erfindungen"". Macht man etwa die Radikalisierung der Befugnisse des Imaginären nach Cornelius Castoriadis zum Ausgangspunkt für die Kontextfrage, dann ist die die Texte umgebende Realität mit ihren vorgegebenen Verhaltensmustern und Traditionen einerseits zu unbestimmt und vieldeutig, um die Vielfalt kultureller Erfindungen zu erklären"", andererseits aber auch zu bestimmt und eindeutig, um die fließende Bedeutungsfülle . . . auch nur zu beschreiben, geschweige denn, ihre Entstehung zu
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erklären"".
Die Welt wie auch die Literatur als integraler Bestandteil der Selbstthematisierung und Selbstkonstitution der Gesellschaft artikuliert sich durch imaginäre Bedeutungen, d. h. durch Sinnzusammenhänge, die weder nur Abbild des Wahrgenommenen noch einfach Verlängerung und Sublimierung animalischer Strebungen noch streng rationale Bearbeitung des Gegebenen sind"". Und Bedeutungen sind nicht das, was sich die Einzelnen bewußt oder unbewußt vorstellen oder was sie denken. Sie sind vielmehr das, wodurch und von wo aus die Individuen als gesellschaftliche Individuen formiert, das heißt befähigt werden, am gesellschaftlichen Tun und Vorstellen/Sagen teilzunehmen.""
Der polare Gegensatz bewußt/ unbewußt bildet somit keine adäquate Grundlage für die Suche nach dem verborgenen Vorverständnis: So, wie die gesellschaftliche Welt sich in Anknüpfung und Anlehnung an Erfahrungen eine Lebenswelt schafft und gestaltet, so vermengt sich auch in der Literatur Vorgefundenes und Selbstgeschaffenes"", was wiederum vielfältige Bezüge eröffnet. Dabei verliert sich die Suche nach dem Sinn keineswegs im Unbestimmten, wenn Imagination im Prozeß des Bestimmens weder in Realität und Rationalisierung aufgeht, noch umgekehrt Realität und Rationalisierung ihre Eigenschaft einbüßen. Wie sich die Sinnbildung realisiert, ist der Literatur als Ergebnis des Schaffens und Umschaffens abzulesen.
Dabei ist der sprachlich artikulierte Sinn immer in offene interpretative Horizonte eingebettet"", was sowohl die Integration von neuen wie auch die Problematisierung von alten Bedeutungen"" ermöglicht. Und daher vermag die Rekonstruktion von Bezügen nur Minimalerwartungen zu erfüllen, weil sich die Bedingungen und Voraussetzungen der Aufnahme und Übernahme dessen, was ins Bild gesetzt und in einem bestimmten Sinn aufgefaßt wird, eben nicht zureichend erklären lassen."
Die Welt wie auch die Literatur als integraler Bestandteil der Selbstthematisierung und Selbstkonstitution der Gesellschaft artikuliert sich durch imaginäre Bedeutungen, d. h. durch Sinnzusammenhänge, die weder nur Abbild des Wahrgenommenen noch einfach Verlängerung und Sublimierung animalischer Strebungen noch streng rationale Bearbeitung des Gegebenen sind"". Und Bedeutungen sind nicht das, was sich die Einzelnen bewußt oder unbewußt vorstellen oder was sie denken. Sie sind vielmehr das, wodurch und von wo aus die Individuen als gesellschaftliche Individuen formiert, das heißt befähigt werden, am gesellschaftlichen Tun und Vorstellen/Sagen teilzunehmen.""
Der polare Gegensatz bewußt/ unbewußt bildet somit keine adäquate Grundlage für die Suche nach dem verborgenen Vorverständnis: So, wie die gesellschaftliche Welt sich in Anknüpfung und Anlehnung an Erfahrungen eine Lebenswelt schafft und gestaltet, so vermengt sich auch in der Literatur Vorgefundenes und Selbstgeschaffenes"", was wiederum vielfältige Bezüge eröffnet. Dabei verliert sich die Suche nach dem Sinn keineswegs im Unbestimmten, wenn Imagination im Prozeß des Bestimmens weder in Realität und Rationalisierung aufgeht, noch umgekehrt Realität und Rationalisierung ihre Eigenschaft einbüßen. Wie sich die Sinnbildung realisiert, ist der Literatur als Ergebnis des Schaffens und Umschaffens abzulesen.
Dabei ist der sprachlich artikulierte Sinn immer in offene interpretative Horizonte eingebettet"", was sowohl die Integration von neuen wie auch die Problematisierung von alten Bedeutungen"" ermöglicht. Und daher vermag die Rekonstruktion von Bezügen nur Minimalerwartungen zu erfüllen, weil sich die Bedingungen und Voraussetzungen der Aufnahme und Übernahme dessen, was ins Bild gesetzt und in einem bestimmten Sinn aufgefaßt wird, eben nicht zureichend erklären lassen."
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Inhaltsverzeichnis zu „Text und Kontext “
Jan-Dirk Müller: Einführung Transformationen literarischer Muster Ute von Bloh: Unheilvolle Erzählungen: Zwillinge in Geschichten des 12. und 13. Jahrhunderts Bernhard Jussen: Zwischen lignage und Stand. Arbeit am Schema der 'Treulosen Matrone' in den 'Sieben weisen Meistern' Transformationen historischer Rituale. Humiliatio - Exaltatio. Zur Genealogie eines Kultur- und Erzählmusters Gerd Althoff: Humiliatio - Exaltatio. Theorie und Praxis eines herrscherlichen Handlungsmusters Christiane Witthöft: ... und swaz sich nidert, daz wirt wider gehoehet. Ein Bibelwort als narratives Schema in der Literatur des Mittelalters Vermittlung zwischen literarischem Text und 'Kultur als Text' Christian Kiening: Versuchte Frauen. Narrative Muster und kulturelle Konfigurationen Udo Friedrich: Diskurs und Narration. Zur Kontextualisierung des Erzählens in Konrads von Würzburg 'Trojanerkrieg' Fallstudien Klaus Krüger: Bildlicher Diskurs und symbolische Kommunikation. Zu einigen Fallbeispielen öffentlicher Bildpolitik im Trecento Peter Strohschneider: Kippfiguren. Erzählmuster des Schwankromans und ökonomische Kulturmuster in Strickers 'Amis' Hartmut Bleumer: Schemaspiele - 'Biterolf und Dietleib' zwischen Roman und Epos Beate Kellner: Spiel mit gelehrtem Wissen. Fischarts 'Geschichtklitterung' und Rabelais' 'Gargantua' Stephen Nichols: Rethinking Texts Through Contexts: The Case of Le Roman de la Rose
Autoren-Porträt
Jan-Dirk Müller, geboren 1941, ist Professor für deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters an der Universität München.
Bibliographische Angaben
- 2007, XIII, 272 Seiten, 15 Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 17 x 22,4 cm, Gebunden, Deutsch/Englisch
- Herausgegeben: Jan-Dirk Müller
- Verlag: OLDENBOURG
- ISBN-10: 3486581066
- ISBN-13: 9783486581065
Sprache:
Englisch, Deutsch
Kommentar zu "Text und Kontext"