Ungezähmter Kuss / Krieger des Lichts Bd.6
Roman
Gestaltwandler Hawke droht seine animalische Seite zu verlieren. Da begegnet er der schönen Faith und verliebt sich auf der Stelle in sie. Doch Faith ist dem Krieger Maxim versprochen, und dieser denkt gar nicht daran, seine Ansprüche aufzugeben.
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Produktinformationen zu „Ungezähmter Kuss / Krieger des Lichts Bd.6 “
Gestaltwandler Hawke droht seine animalische Seite zu verlieren. Da begegnet er der schönen Faith und verliebt sich auf der Stelle in sie. Doch Faith ist dem Krieger Maxim versprochen, und dieser denkt gar nicht daran, seine Ansprüche aufzugeben.
Klappentext zu „Ungezähmter Kuss / Krieger des Lichts Bd.6 “
Der Gestaltwandler Hawke droht den Kontakt zu seiner animalischen Seite zu verlieren. Da begegnet er der schönen und lebenslustigen Faith, in die er sich auf der Stelle verliebt. Doch Faith ist dem Krieger Maxim versprochen, und dieser denkt gar nicht daran, seinen Anspruch auf sie aufzugeben.
Lese-Probe zu „Ungezähmter Kuss / Krieger des Lichts Bd.6 “
Krieger des Lichts - Ungezähmter Kuss von Pamela Palmer ... mehr
Der Krieger des Lichts, der sich Vhyper nannte, bog mit dem riesigen gelben Fahrzeug - ein Hummer, wie Faith meinte sich zu erinnern - in eine lange Auffahrt ein. Überall waren Bäume, doch sie standen nicht sonderlich dicht, sodass sie in der Ferne zu beiden Seiten große Häuser sehen konnte. Aber das bei Weitem größte Haus, eine riesige Villa, ragte am Ende der Auffahrt auf; drei beeindruckende Stockwerke aus Ziegelsteinen, die von Gauben und schwarzen Fensterläden geziert wurden. Ein Ehrfurcht einflößender Anblick. Es war später Nachmittag und die Sonnenstrahlen drangen durch das dichte Laub der Bäume auf Azaleenbüsche, deren Blüten wie Rubine glitzerten.
Freude stieg in ihr auf und der Wunsch, den schönen Anblick mit Maria zu teilen, versetzte ihr einen kurzen Stich. Sie hatte sich noch nicht einmal von Maria verabschieden können. Häufig weigerten sich die einzelnen Kapitel eines Lebens einen sauberen Abschluss zu finden. Das wusste sie aus langer, bitterer Erfahrung. Doch ihr Aufenthalt in Warschau zeichnete sich durch ein besonders abruptes Ende aus. Das Schicksal hatte einen Schraubenschlüssel ins Getriebe ihres Lebens geworfen, als Maxim in ihr Leben getreten war. Jetzt saß er vorne neben Vhyper auf dem Beifahrersitz und musterte die Villa mit einem Blick, der ihr sagte, dass ihn der Anblick nicht beeindruckte.
Vhyper, der sie vom Dulles International Airport außerhalb von Washington, D. C., abgeholt hatte, hielt vor dem Haus an und parkte den Hummer neben mehreren anderen Fahrzeugen. Er zupfte an dem Ohrring in Form einer Schlange, der an seinem Ohr hing. »Willkommen im Haus des Lichts ... Heim der wildesten Tiere in Fairfax County.«
Faith sah ihn durch den Rückspiegel an, da sie nicht sicher war, ob er es ironisch meinte oder ein Wichtigtuer war. Ironisch, stellte sie fest, als sie den humorvollen Ausdruck in seinen Augen sah. Eindeutig ironisch.
»Dann werde ich sie kultivieren.« Maxims Tonfall ließ erkennen, dass das - auf sehr unangenehme Art - sein voller Ernst war.
Der belustigte Ausdruck wich aus Vhypers Augen und er setzte eine kühle Miene auf, obwohl er die Lippen zu einem Lächeln verzog. »Viel Erfolg dabei.«
Faith brauchte keinen Universitätsabschluss, um einen holperigen Weg zu erkennen, wenn sie einen sah. Sie kannte Maxim erst seit ein paar Stunden, aber es war immer deutlicher geworden, dass der Mann nicht einmal einen Funken Humor besaß. Und das war wirklich schade, denn in der Hinsicht unterschied sie sich völlig von ihm. Aber Maxim war vornehm und gebildet. Ein guter Mann, sonst hätte das Tier ihn nie gezeichnet.
Vhyper schaltete den Motor aus und schwang seinen langen Körper aus dem Wagen. Ein heller Sonnenstrahl fiel durch die Baumkronen auf seinen kahlen Schädel. Faith streckte die Hand nach dem Türgriff aus und wusste nicht recht, ob Maxim darauf bestehen würde, ihr die Tür aufzuhalten. Seine Aufmerksamkeit ihr gegenüber, seit er sie heute Morgen abgeholt hatte, war schwankend. Mal behandelte er sie wie eine Königin mit förmlicher, altmodischer Höflichkeit und dann gab es Momente, in denen sie sich fragte, ob er sich überhaupt erinnerte, dass es sie gab.
Während sie noch zögerte, stieg er aus dem Wagen, schlug seine Tür zu und ging allein den gepflasterten Weg zur Eingangstreppe hinauf. Seufzend öffnete Faith die Tür und sah ihm unsicher hinterher. War er einfach nur geistesabwesend? Das wäre unter den gegebenen Umständen nur allzu verständlich. Oder brachte sie ihn in Verlegenheit? Sie gehörte nicht seiner Gesellschaftsschicht an. Sie kam ihr noch nicht einmal nahe.
Als sie den Blick weiterwandern ließ, erblickte sie einen Mann, der in der offenen Tür stand ... ein Mann, der so groß oder sogar noch größer als Maxim war, aber vielleicht nicht ganz so breite Schultern und so eine ausgeprägte Brust wie er hatte. Das Sonnenlicht fing sich in seinem kurzen braunen Haar, das sich nur an den Enden leicht wellte, und ließ feine goldene Strähnen darin aufleuchten, die ein gut aussehendes Gesicht mit kühn geschwungenen Augenbrauen über dunklen Augen umrahmten.
Als Maxim die Treppe zum Haupteingang erreichte, trat der Mann nach vorn und streckte seine Hand aus - zu weit, sodass sie fast Maxims Jackenknopf berührte.
»Ich bin Hawke. Willkommen im Haus des Lichts.«
Noch ein Krieger des Lichts. Aber das hatte sie bereits vermutet.
Maxim sah die dargebotene Hand schief an und machte keine Anstalten, sie zu ergreifen.
»Sprichst du unsere Sprache?« Der Tonfall des Kriegers veränderte sich nicht, aber der Stimme fehlte es jetzt an Wärme.
»Das tue ich.«
»Dann greife meinen Unterarm direkt unter dem Ellbogen. Auf diese Weise begrüßen wir einander.«
Maxim zögerte, doch dann tat er, was ihm der Krieger erklärt hatte, wirkte allerdings irgendwie ungelenk dabei. Während sie einander so an den Unterarmen hielten, hob Maxim das Kinn. »Ich will mich mit dem Anführer der Krieger des Lichts unterhalten. «
Hawke musterte ihn ruhig, während sich seine Miene wie schon bei Vhyper merklich abkühlte.
Faith zuckte angesichts von Maxims Verhalten förmlich zusammen. Er führte sich auf wie ein Prinz, der sich gezwungenermaßen mit Bauern abgeben musste. Sie wollte diesen Mann, den das Schicksal für sie bestimmt zu haben schien, mögen und respektieren, aber sie merkte, dass ihr das immer schwerer fiel.
Hawke zog eine Augenbraue hoch. »Lyon ist in der Eingangshalle. «
Als Maxim daraufhin an ihm vorbeieilte, schüttelte Hawke nur den Kopf und kam dann die Treppe herunter auf das Auto zu. Sein Blick glitt über sie hinweg zu Vhyper, der gerade Maxims Koffer aus dem Hummer hob, und dann wieder zu ihr zurück. Der freundliche Ausdruck kehrte auf sein Gesicht zurück, zusammen mit einem Anflug von Neugier. Ihr Schopf mit den blauen Haarspitzen rief häufiger diese Reaktion hervor.
Sie lächelte ihn an, was Maxim nicht getan hatte.
Der sympathische Mann erwiderte das Lächeln zögernd. Zuerst leuchteten seine Augen auf, dann hoben sich seine Mundwinkel leicht, ehe sich seine Lippen verzogen. Es war ein zurückhaltendes Lächeln mit geschlossenen Lippen, doch die Wirkung, die es auf sie hatte, war verheerend. Sie verspürte ein Flattern in ihrem Bauch, als würde eine Taube mit den Flügeln schlagen. Als er näher kam, wurde ihr Gesicht ... ihr ganzer Körper ... von einer solchen Wärme durchflutet, dass sie sich wünschte, sie könnte ihren Pullover ausziehen. Er besaß nicht das gute Aussehen eines Filmstars ... dafür war sein Gesicht ein bisschen zu lang und seine Nase etwas zu ausgeprägt. Doch seine Augen - in einem wunderschönen Braun mit goldenen Flecken - waren freundlich und sein Mund wunderschön geformt. Die Gesamtwirkung war atemberaubend.
Sie erschrak über sich selbst, als sich tiefe Enttäuschung in ihr breitmachte, weil der Mann, den das Schicksal für sie bestimmt hatte, keine derartige körperliche Anziehungskraft auf sie ausübte. Tief in ihrem Innern blieb der Sog jedoch unverändert stark - das Bewusstsein, dass sie zu Maxim gehörte.
Hawke sah das lächelnde Mädchen an und plötzlich war sein Kopf ganz leer und sein Herz fing an zu rasen. Sie wirkte mit den hellblauen Spitzen in ihrem dunklen Haar und den unzähligen Ohrsteckern ein bisschen seltsam, trotzdem war sie ... außergewöhnlich. Dieses Lächeln ... heilige Göttin, dieses Lächeln könnte eine ganze Armee dahinraffen und in die Knie zwingen. Sie war zwar nur durchschnittlich groß, besaß aber zarte, kecke Züge, die ihrer Schönheit einen koboldartigen Charme verliehen. Wunderschön. Und eindeutig zu jung.
Er mahnte sich zwar, seinen Blick nicht schweifen zu lassen, und ihr ins Gesicht zu sehen, doch seine Augen hatten ihren eigenen Willen. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass sich ihr dünner Pullover, der den gleichen Farbton wie ihre Haarspitzen hatte, an zarte Rundungen schmiegte und die Ärmel ihre Hände zur Hälfte bedeckten. Die schlanken Beine waren in löchrige Jeans gehüllt. Die Füße steckten in völlig abgetragenen Turnschuhen.
Langsam hob er den Kopf und sah ihr wieder ins Gesicht. Sein Blick richtete sich erst auf das Lächeln, das sein Herz aufs Neue zum Rasen brachte, und dann auf ihre Augen, deren Ausdruck eine seltsame Mischung aus Aufmerksamkeit, Freude und Melancholie war ... und in denen er eine Weisheit bemerkte, die ihn seine frühere Annahme über ihr Alter korrigieren ließ. Vielleicht war sie gar nicht so jung, wie sie aussah.
Erleichterung ließ sein Lächeln breiter werden. »Hi.«
»Hallo.« Ihre Augen funkelten. Ihre helle, melodische Stimme hatte einen leichten europäischen Akzent, der genauso bezaubernd war wie ihr Lächeln.
Er ging dicht an ihr vorbei, als er seinen Blick von ihr losriss und zu Vhyper trat, um ihm mit dem Gepäck zu helfen ... so dicht, dass er einen Hauch ihres angenehm weiblichen Duftes wahrnehmen konnte.
Sie kam hinterher. »Es tut mir leid«, sagte sie, als Hawke in den Wagen griff und einen riesigen Koffer heraushob. Vhyper hatte bereits vier neben sich auf den befestigten Weg gestellt. »Ich glaube, er ist es gewohnt, Dienstboten zu haben.«
»Das werden wir ihm schon noch austreiben«, murmelte Vhyper finster.
Hawke brummte nur. Maxim war ein Narr, wenn er meinte, dass sie so ein Verhalten hinnehmen würden. Vielleicht war es ein Schutzmechanismus, der sich von allein geben würde, wenn er erst das Gefühl hatte, einer von ihnen zu sein. Das konnten sie nur hoffen.
Vhyper griff drei der riesigen Gepäckstücke und ging in Richtung Haus. Die Frau sah ihm hinterher. Das Lächeln war verschwunden und die Augenbrauen waren besorgt zusammengezogen.
Hawke verspürte das Bedürfnis, sie zu beruhigen. »Mach dir keine Gedanken wegen Vhyper ... oder Maxim. Frisch gezeichnete Krieger des Lichts zeigen sich selten von ihrer besten Seite. Der Körper muss sich auf den Geist des Tieres einstellen und in der Zeit neigt der Krieger zu unvorhersehbarem, aggressivem,
spontanem Verhalten.«
Die Frau drehte sich zu ihm um und kräuselte die Nase.
Bezaubernd.
»Wie lange hält das an?«
»Das Schlimmste ist überstanden, wenn er sich das erste Mal in sein Tier verwandelt. Aber bei manchen dauert es mehrere Jahre.«
Sie seufzte. »Na, wunderbar.«
Er grinste sie an. »Ich heiße Hawke.«
Ihre Miene veränderte sich mit entzückender Geschwindigkeit und in ihrem Blick und ihrer Stimme schwang Ehrfurcht mit. »Du bist der Bussard-Gestaltwandler.«
»Das bin ich. Und wer bist du?«
»Ich bin Faith. Ich gehöre zu Maxim, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich das im Moment so gern kundtun möchte.«
Ich gehöre zu Maxim. Es gefiel ihm nicht, wie sich das anhörte. »Bist du seine Tochter?«, fragte er hoffnungsvoll.
Sie lachte. »Ich wurde im Jahre 1899 geboren. Ich versuche nur, wie ein Teenager auszusehen.«
Also doch nicht zu jung. Was allerdings unerheblich war, wenn sie wirklich zu Maxim gehörte. Krieger des Lichts spannten einander unter keinen Umständen die Frau aus.
Er hielt ihr die Hand hin. »Nett, dich kennenzulernen, Faith.«
Ihre Augen strahlten, als sie ihre schmale Hand freudig in seine schob. »Ich freue mich auch.«
Hawke hatte plötzlich das Gefühl hin und her gerissen zu werden zwischen modernen Umgangsformen, nach denen er ihr einfach die Hand schütteln sollte, und dem überraschenden Verlangen, ihre Hand nach altmodischer Sitte an die Lippen zu ziehen. Das Bedürfnis, den Geruch ihrer Haut einzuatmen, ihre Haut an seinen Lippen zu spüren, war erschreckend übermächtig. Aber er ging lieber auf Nummer sicher, bis er wusste, woher der Wind bei ihr und Maxim wehte.
Mit einem Anflug von Bedauern schüttelte er ihre zarte Hand, dann ließ er sie los, drehte sich um und hob einen weiteren Koffer aus dem Auto. »Gibt es einen Grund, warum es dir gefällt, wie ein Teenager auszusehen?« Er schaute sie wieder an und stellte fest, dass ihre braunen Augen wie dunkle Edelsteine funkelten.
»Ich musste mich zwischen Piercing und Tätowierung entscheiden, sonst würde ich unglaubwürdig wirken.« Sie zuckte mit den zierlichen Schultern. »Tätowierungen bleiben. Piercings nicht.« Bei Unsterblichen verheilte jede Wunde, ohne Narben zu hinterlassen ... auch wenn sie mit Absicht zugefügt worden war.
Die Piercings an zumindest einem Ohr waren nicht zu übersehen. »Auf wen würdest du unglaubwürdig wirken?« Jetzt war er wirklich neugierig geworden und er stellte den Koffer ab.
Ihr Lächeln wurde strahlender und ein Mundwinkel zuckte, als müsste sie ein Lachen unterdrücken, was seinen Blick auf ihren reizenden, zum Küssen einladenden Mund zog.
»Auf die Straßenkinder.«
»Welche Straßenkinder?«
Ihre Miene wurde ernst und alles Koboldhafte verschwand, als hätte es das nie gegeben. »Die von der Gesellschaft ausgestoßen wurden. Meistens Mädchen.«
Da merkte er, wie ernst es ihr war. In den dunklen Tiefen ihrer Augen leuchtete kämpferischer Eifer. Und plötzlich verstand er. »Du begibst dich in ihre Welt. Du erwirbst ihr Vertrauen, um ihnen zu helfen.«
Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, war eine Mischung aus Erstaunen und Anerkennung. »Sie brauchen Hilfe und ich habe viel Erfahrung darin, ihr Vertrauen zu gewinnen und dafür zu sorgen, dass sie auf den richtigen Weg zurückfinden.«
Er nickte und fühlte sich auf unerklärliche Weise tief berührt durch die Empfindungen, die er auf ihrem Gesicht sah ... tiefes Mitgefühl und brennende Leidenschaft. Viele Therianer gingen unter den Menschen einer Arbeit nach, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch er fragte sich, wie viele sich wohl der Aufgabe verschrieben hatten, das kurze Leben von ein paar Sterblichen zu verbessern. Und für ihn war offensichtlich, dass Faith genau das tat.
»Menschen«, murmelte er.
Sie hob das Kinn. »Menschenkinder.« Ein Anflug von Trotz schwang in ihrer Stimme mit. Jetzt stand eine Kämpferin vor ihm. »Die hilflosesten Geschöpfe von allen.«
»Ich kritisiere dich nicht, Faith. Ich bin vielmehr beeindruckt. Es gibt nicht viele Therianer, die sich überhaupt Gedanken darüber machen.«
Dunkle, kluge Augen musterten ihn, um herauszufinden, ob die Worte von Herzen kamen. Doch er meinte, was er gesagt hatte, und das Lächeln, das sich langsam wieder auf ihrem Gesicht ausbreitete, zeigte ihm, dass ihr das auch klar war. Ihr Lächeln grub sich wie ein kleiner warmer Ball tief in seine Brust.
Er wollte einen weiteren Koffer nehmen, als sie sich ebenfalls nach vorn beugte, um nach einer kleinen, abgewetzten Reisetasche zu greifen, die neben den großen, teuer aussehenden Gepäckstücken völlig fehl am Platz wirkte. Ihre Arme berührten sich. Ihr angenehmer Duft umwehte ihn und ließ Erregung in ihm aufsteigen.
Sie drehte sich zu ihm um, als sie die Tasche herauszog und sich den Gurt über die Schulter legte. »Meiner Erfahrung nach machen Therianer sich selten Gedanken über das Leben der Menschen.«
Er wollte ihr widersprechen, konnte es aber ehrlich gesagt nicht. Die Krieger des Lichts und die Therianer, die er kannte, gingen behutsam mit Menschen um und schützten deren Leben, wann immer dies möglich war. Aber sich der Aufgabe zu verschreiben, die Lebensumstände von ein paar Einzelnen zu verbessern? Nein.
Sie legte den Kopf zur Seite und sah ihn neugierig an. »War einer deiner Eltern ein Mensch?«
»Mein Vater war ein Krieger des Lichts.« Er beugte sich vor, um die letzten beiden Koffer herauszuheben. »Er war der vorherige Bussard-Gestaltwandler und meine Mutter die Strahlende. «
Ihre Lippen öffneten sich vor Erstaunen. »Du bist echter therianischer Adel.«
Er stutzte und lachte dann. »So hat es noch nie jemand ausgedrückt. «
»Woher kommt dann deine Verbundenheit mit den Menschen? Bist du wirklich so nett, wie du scheinst?«
Nett. So war er immer gewesen oder er hatte versucht, es zu sein. Er mochte andere Leute - seien es nun Menschen oder Therianer - mehr als viele seiner Brüder. Kinder mochte er besonders. Aber wirklich nette Kerle bekamen keine Wutanfälle, bei denen sie alle um sich herum in Gefahr brachten. Und das tat er zurzeit eindeutig. Heilige Göttin, sie sollte eigentlich gar nicht allein mit ihm hier draußen sein. Ein paar wundervolle Minuten lang hatte er den Zorn vergessen, der ständig in ihm brodelte.
Er blinzelte verwirrt. Der Zorn war kaum noch zu spüren. Wann war das denn passiert?
© 2013 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
Der Krieger des Lichts, der sich Vhyper nannte, bog mit dem riesigen gelben Fahrzeug - ein Hummer, wie Faith meinte sich zu erinnern - in eine lange Auffahrt ein. Überall waren Bäume, doch sie standen nicht sonderlich dicht, sodass sie in der Ferne zu beiden Seiten große Häuser sehen konnte. Aber das bei Weitem größte Haus, eine riesige Villa, ragte am Ende der Auffahrt auf; drei beeindruckende Stockwerke aus Ziegelsteinen, die von Gauben und schwarzen Fensterläden geziert wurden. Ein Ehrfurcht einflößender Anblick. Es war später Nachmittag und die Sonnenstrahlen drangen durch das dichte Laub der Bäume auf Azaleenbüsche, deren Blüten wie Rubine glitzerten.
Freude stieg in ihr auf und der Wunsch, den schönen Anblick mit Maria zu teilen, versetzte ihr einen kurzen Stich. Sie hatte sich noch nicht einmal von Maria verabschieden können. Häufig weigerten sich die einzelnen Kapitel eines Lebens einen sauberen Abschluss zu finden. Das wusste sie aus langer, bitterer Erfahrung. Doch ihr Aufenthalt in Warschau zeichnete sich durch ein besonders abruptes Ende aus. Das Schicksal hatte einen Schraubenschlüssel ins Getriebe ihres Lebens geworfen, als Maxim in ihr Leben getreten war. Jetzt saß er vorne neben Vhyper auf dem Beifahrersitz und musterte die Villa mit einem Blick, der ihr sagte, dass ihn der Anblick nicht beeindruckte.
Vhyper, der sie vom Dulles International Airport außerhalb von Washington, D. C., abgeholt hatte, hielt vor dem Haus an und parkte den Hummer neben mehreren anderen Fahrzeugen. Er zupfte an dem Ohrring in Form einer Schlange, der an seinem Ohr hing. »Willkommen im Haus des Lichts ... Heim der wildesten Tiere in Fairfax County.«
Faith sah ihn durch den Rückspiegel an, da sie nicht sicher war, ob er es ironisch meinte oder ein Wichtigtuer war. Ironisch, stellte sie fest, als sie den humorvollen Ausdruck in seinen Augen sah. Eindeutig ironisch.
»Dann werde ich sie kultivieren.« Maxims Tonfall ließ erkennen, dass das - auf sehr unangenehme Art - sein voller Ernst war.
Der belustigte Ausdruck wich aus Vhypers Augen und er setzte eine kühle Miene auf, obwohl er die Lippen zu einem Lächeln verzog. »Viel Erfolg dabei.«
Faith brauchte keinen Universitätsabschluss, um einen holperigen Weg zu erkennen, wenn sie einen sah. Sie kannte Maxim erst seit ein paar Stunden, aber es war immer deutlicher geworden, dass der Mann nicht einmal einen Funken Humor besaß. Und das war wirklich schade, denn in der Hinsicht unterschied sie sich völlig von ihm. Aber Maxim war vornehm und gebildet. Ein guter Mann, sonst hätte das Tier ihn nie gezeichnet.
Vhyper schaltete den Motor aus und schwang seinen langen Körper aus dem Wagen. Ein heller Sonnenstrahl fiel durch die Baumkronen auf seinen kahlen Schädel. Faith streckte die Hand nach dem Türgriff aus und wusste nicht recht, ob Maxim darauf bestehen würde, ihr die Tür aufzuhalten. Seine Aufmerksamkeit ihr gegenüber, seit er sie heute Morgen abgeholt hatte, war schwankend. Mal behandelte er sie wie eine Königin mit förmlicher, altmodischer Höflichkeit und dann gab es Momente, in denen sie sich fragte, ob er sich überhaupt erinnerte, dass es sie gab.
Während sie noch zögerte, stieg er aus dem Wagen, schlug seine Tür zu und ging allein den gepflasterten Weg zur Eingangstreppe hinauf. Seufzend öffnete Faith die Tür und sah ihm unsicher hinterher. War er einfach nur geistesabwesend? Das wäre unter den gegebenen Umständen nur allzu verständlich. Oder brachte sie ihn in Verlegenheit? Sie gehörte nicht seiner Gesellschaftsschicht an. Sie kam ihr noch nicht einmal nahe.
Als sie den Blick weiterwandern ließ, erblickte sie einen Mann, der in der offenen Tür stand ... ein Mann, der so groß oder sogar noch größer als Maxim war, aber vielleicht nicht ganz so breite Schultern und so eine ausgeprägte Brust wie er hatte. Das Sonnenlicht fing sich in seinem kurzen braunen Haar, das sich nur an den Enden leicht wellte, und ließ feine goldene Strähnen darin aufleuchten, die ein gut aussehendes Gesicht mit kühn geschwungenen Augenbrauen über dunklen Augen umrahmten.
Als Maxim die Treppe zum Haupteingang erreichte, trat der Mann nach vorn und streckte seine Hand aus - zu weit, sodass sie fast Maxims Jackenknopf berührte.
»Ich bin Hawke. Willkommen im Haus des Lichts.«
Noch ein Krieger des Lichts. Aber das hatte sie bereits vermutet.
Maxim sah die dargebotene Hand schief an und machte keine Anstalten, sie zu ergreifen.
»Sprichst du unsere Sprache?« Der Tonfall des Kriegers veränderte sich nicht, aber der Stimme fehlte es jetzt an Wärme.
»Das tue ich.«
»Dann greife meinen Unterarm direkt unter dem Ellbogen. Auf diese Weise begrüßen wir einander.«
Maxim zögerte, doch dann tat er, was ihm der Krieger erklärt hatte, wirkte allerdings irgendwie ungelenk dabei. Während sie einander so an den Unterarmen hielten, hob Maxim das Kinn. »Ich will mich mit dem Anführer der Krieger des Lichts unterhalten. «
Hawke musterte ihn ruhig, während sich seine Miene wie schon bei Vhyper merklich abkühlte.
Faith zuckte angesichts von Maxims Verhalten förmlich zusammen. Er führte sich auf wie ein Prinz, der sich gezwungenermaßen mit Bauern abgeben musste. Sie wollte diesen Mann, den das Schicksal für sie bestimmt zu haben schien, mögen und respektieren, aber sie merkte, dass ihr das immer schwerer fiel.
Hawke zog eine Augenbraue hoch. »Lyon ist in der Eingangshalle. «
Als Maxim daraufhin an ihm vorbeieilte, schüttelte Hawke nur den Kopf und kam dann die Treppe herunter auf das Auto zu. Sein Blick glitt über sie hinweg zu Vhyper, der gerade Maxims Koffer aus dem Hummer hob, und dann wieder zu ihr zurück. Der freundliche Ausdruck kehrte auf sein Gesicht zurück, zusammen mit einem Anflug von Neugier. Ihr Schopf mit den blauen Haarspitzen rief häufiger diese Reaktion hervor.
Sie lächelte ihn an, was Maxim nicht getan hatte.
Der sympathische Mann erwiderte das Lächeln zögernd. Zuerst leuchteten seine Augen auf, dann hoben sich seine Mundwinkel leicht, ehe sich seine Lippen verzogen. Es war ein zurückhaltendes Lächeln mit geschlossenen Lippen, doch die Wirkung, die es auf sie hatte, war verheerend. Sie verspürte ein Flattern in ihrem Bauch, als würde eine Taube mit den Flügeln schlagen. Als er näher kam, wurde ihr Gesicht ... ihr ganzer Körper ... von einer solchen Wärme durchflutet, dass sie sich wünschte, sie könnte ihren Pullover ausziehen. Er besaß nicht das gute Aussehen eines Filmstars ... dafür war sein Gesicht ein bisschen zu lang und seine Nase etwas zu ausgeprägt. Doch seine Augen - in einem wunderschönen Braun mit goldenen Flecken - waren freundlich und sein Mund wunderschön geformt. Die Gesamtwirkung war atemberaubend.
Sie erschrak über sich selbst, als sich tiefe Enttäuschung in ihr breitmachte, weil der Mann, den das Schicksal für sie bestimmt hatte, keine derartige körperliche Anziehungskraft auf sie ausübte. Tief in ihrem Innern blieb der Sog jedoch unverändert stark - das Bewusstsein, dass sie zu Maxim gehörte.
Hawke sah das lächelnde Mädchen an und plötzlich war sein Kopf ganz leer und sein Herz fing an zu rasen. Sie wirkte mit den hellblauen Spitzen in ihrem dunklen Haar und den unzähligen Ohrsteckern ein bisschen seltsam, trotzdem war sie ... außergewöhnlich. Dieses Lächeln ... heilige Göttin, dieses Lächeln könnte eine ganze Armee dahinraffen und in die Knie zwingen. Sie war zwar nur durchschnittlich groß, besaß aber zarte, kecke Züge, die ihrer Schönheit einen koboldartigen Charme verliehen. Wunderschön. Und eindeutig zu jung.
Er mahnte sich zwar, seinen Blick nicht schweifen zu lassen, und ihr ins Gesicht zu sehen, doch seine Augen hatten ihren eigenen Willen. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass sich ihr dünner Pullover, der den gleichen Farbton wie ihre Haarspitzen hatte, an zarte Rundungen schmiegte und die Ärmel ihre Hände zur Hälfte bedeckten. Die schlanken Beine waren in löchrige Jeans gehüllt. Die Füße steckten in völlig abgetragenen Turnschuhen.
Langsam hob er den Kopf und sah ihr wieder ins Gesicht. Sein Blick richtete sich erst auf das Lächeln, das sein Herz aufs Neue zum Rasen brachte, und dann auf ihre Augen, deren Ausdruck eine seltsame Mischung aus Aufmerksamkeit, Freude und Melancholie war ... und in denen er eine Weisheit bemerkte, die ihn seine frühere Annahme über ihr Alter korrigieren ließ. Vielleicht war sie gar nicht so jung, wie sie aussah.
Erleichterung ließ sein Lächeln breiter werden. »Hi.«
»Hallo.« Ihre Augen funkelten. Ihre helle, melodische Stimme hatte einen leichten europäischen Akzent, der genauso bezaubernd war wie ihr Lächeln.
Er ging dicht an ihr vorbei, als er seinen Blick von ihr losriss und zu Vhyper trat, um ihm mit dem Gepäck zu helfen ... so dicht, dass er einen Hauch ihres angenehm weiblichen Duftes wahrnehmen konnte.
Sie kam hinterher. »Es tut mir leid«, sagte sie, als Hawke in den Wagen griff und einen riesigen Koffer heraushob. Vhyper hatte bereits vier neben sich auf den befestigten Weg gestellt. »Ich glaube, er ist es gewohnt, Dienstboten zu haben.«
»Das werden wir ihm schon noch austreiben«, murmelte Vhyper finster.
Hawke brummte nur. Maxim war ein Narr, wenn er meinte, dass sie so ein Verhalten hinnehmen würden. Vielleicht war es ein Schutzmechanismus, der sich von allein geben würde, wenn er erst das Gefühl hatte, einer von ihnen zu sein. Das konnten sie nur hoffen.
Vhyper griff drei der riesigen Gepäckstücke und ging in Richtung Haus. Die Frau sah ihm hinterher. Das Lächeln war verschwunden und die Augenbrauen waren besorgt zusammengezogen.
Hawke verspürte das Bedürfnis, sie zu beruhigen. »Mach dir keine Gedanken wegen Vhyper ... oder Maxim. Frisch gezeichnete Krieger des Lichts zeigen sich selten von ihrer besten Seite. Der Körper muss sich auf den Geist des Tieres einstellen und in der Zeit neigt der Krieger zu unvorhersehbarem, aggressivem,
spontanem Verhalten.«
Die Frau drehte sich zu ihm um und kräuselte die Nase.
Bezaubernd.
»Wie lange hält das an?«
»Das Schlimmste ist überstanden, wenn er sich das erste Mal in sein Tier verwandelt. Aber bei manchen dauert es mehrere Jahre.«
Sie seufzte. »Na, wunderbar.«
Er grinste sie an. »Ich heiße Hawke.«
Ihre Miene veränderte sich mit entzückender Geschwindigkeit und in ihrem Blick und ihrer Stimme schwang Ehrfurcht mit. »Du bist der Bussard-Gestaltwandler.«
»Das bin ich. Und wer bist du?«
»Ich bin Faith. Ich gehöre zu Maxim, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich das im Moment so gern kundtun möchte.«
Ich gehöre zu Maxim. Es gefiel ihm nicht, wie sich das anhörte. »Bist du seine Tochter?«, fragte er hoffnungsvoll.
Sie lachte. »Ich wurde im Jahre 1899 geboren. Ich versuche nur, wie ein Teenager auszusehen.«
Also doch nicht zu jung. Was allerdings unerheblich war, wenn sie wirklich zu Maxim gehörte. Krieger des Lichts spannten einander unter keinen Umständen die Frau aus.
Er hielt ihr die Hand hin. »Nett, dich kennenzulernen, Faith.«
Ihre Augen strahlten, als sie ihre schmale Hand freudig in seine schob. »Ich freue mich auch.«
Hawke hatte plötzlich das Gefühl hin und her gerissen zu werden zwischen modernen Umgangsformen, nach denen er ihr einfach die Hand schütteln sollte, und dem überraschenden Verlangen, ihre Hand nach altmodischer Sitte an die Lippen zu ziehen. Das Bedürfnis, den Geruch ihrer Haut einzuatmen, ihre Haut an seinen Lippen zu spüren, war erschreckend übermächtig. Aber er ging lieber auf Nummer sicher, bis er wusste, woher der Wind bei ihr und Maxim wehte.
Mit einem Anflug von Bedauern schüttelte er ihre zarte Hand, dann ließ er sie los, drehte sich um und hob einen weiteren Koffer aus dem Auto. »Gibt es einen Grund, warum es dir gefällt, wie ein Teenager auszusehen?« Er schaute sie wieder an und stellte fest, dass ihre braunen Augen wie dunkle Edelsteine funkelten.
»Ich musste mich zwischen Piercing und Tätowierung entscheiden, sonst würde ich unglaubwürdig wirken.« Sie zuckte mit den zierlichen Schultern. »Tätowierungen bleiben. Piercings nicht.« Bei Unsterblichen verheilte jede Wunde, ohne Narben zu hinterlassen ... auch wenn sie mit Absicht zugefügt worden war.
Die Piercings an zumindest einem Ohr waren nicht zu übersehen. »Auf wen würdest du unglaubwürdig wirken?« Jetzt war er wirklich neugierig geworden und er stellte den Koffer ab.
Ihr Lächeln wurde strahlender und ein Mundwinkel zuckte, als müsste sie ein Lachen unterdrücken, was seinen Blick auf ihren reizenden, zum Küssen einladenden Mund zog.
»Auf die Straßenkinder.«
»Welche Straßenkinder?«
Ihre Miene wurde ernst und alles Koboldhafte verschwand, als hätte es das nie gegeben. »Die von der Gesellschaft ausgestoßen wurden. Meistens Mädchen.«
Da merkte er, wie ernst es ihr war. In den dunklen Tiefen ihrer Augen leuchtete kämpferischer Eifer. Und plötzlich verstand er. »Du begibst dich in ihre Welt. Du erwirbst ihr Vertrauen, um ihnen zu helfen.«
Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, war eine Mischung aus Erstaunen und Anerkennung. »Sie brauchen Hilfe und ich habe viel Erfahrung darin, ihr Vertrauen zu gewinnen und dafür zu sorgen, dass sie auf den richtigen Weg zurückfinden.«
Er nickte und fühlte sich auf unerklärliche Weise tief berührt durch die Empfindungen, die er auf ihrem Gesicht sah ... tiefes Mitgefühl und brennende Leidenschaft. Viele Therianer gingen unter den Menschen einer Arbeit nach, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch er fragte sich, wie viele sich wohl der Aufgabe verschrieben hatten, das kurze Leben von ein paar Sterblichen zu verbessern. Und für ihn war offensichtlich, dass Faith genau das tat.
»Menschen«, murmelte er.
Sie hob das Kinn. »Menschenkinder.« Ein Anflug von Trotz schwang in ihrer Stimme mit. Jetzt stand eine Kämpferin vor ihm. »Die hilflosesten Geschöpfe von allen.«
»Ich kritisiere dich nicht, Faith. Ich bin vielmehr beeindruckt. Es gibt nicht viele Therianer, die sich überhaupt Gedanken darüber machen.«
Dunkle, kluge Augen musterten ihn, um herauszufinden, ob die Worte von Herzen kamen. Doch er meinte, was er gesagt hatte, und das Lächeln, das sich langsam wieder auf ihrem Gesicht ausbreitete, zeigte ihm, dass ihr das auch klar war. Ihr Lächeln grub sich wie ein kleiner warmer Ball tief in seine Brust.
Er wollte einen weiteren Koffer nehmen, als sie sich ebenfalls nach vorn beugte, um nach einer kleinen, abgewetzten Reisetasche zu greifen, die neben den großen, teuer aussehenden Gepäckstücken völlig fehl am Platz wirkte. Ihre Arme berührten sich. Ihr angenehmer Duft umwehte ihn und ließ Erregung in ihm aufsteigen.
Sie drehte sich zu ihm um, als sie die Tasche herauszog und sich den Gurt über die Schulter legte. »Meiner Erfahrung nach machen Therianer sich selten Gedanken über das Leben der Menschen.«
Er wollte ihr widersprechen, konnte es aber ehrlich gesagt nicht. Die Krieger des Lichts und die Therianer, die er kannte, gingen behutsam mit Menschen um und schützten deren Leben, wann immer dies möglich war. Aber sich der Aufgabe zu verschreiben, die Lebensumstände von ein paar Einzelnen zu verbessern? Nein.
Sie legte den Kopf zur Seite und sah ihn neugierig an. »War einer deiner Eltern ein Mensch?«
»Mein Vater war ein Krieger des Lichts.« Er beugte sich vor, um die letzten beiden Koffer herauszuheben. »Er war der vorherige Bussard-Gestaltwandler und meine Mutter die Strahlende. «
Ihre Lippen öffneten sich vor Erstaunen. »Du bist echter therianischer Adel.«
Er stutzte und lachte dann. »So hat es noch nie jemand ausgedrückt. «
»Woher kommt dann deine Verbundenheit mit den Menschen? Bist du wirklich so nett, wie du scheinst?«
Nett. So war er immer gewesen oder er hatte versucht, es zu sein. Er mochte andere Leute - seien es nun Menschen oder Therianer - mehr als viele seiner Brüder. Kinder mochte er besonders. Aber wirklich nette Kerle bekamen keine Wutanfälle, bei denen sie alle um sich herum in Gefahr brachten. Und das tat er zurzeit eindeutig. Heilige Göttin, sie sollte eigentlich gar nicht allein mit ihm hier draußen sein. Ein paar wundervolle Minuten lang hatte er den Zorn vergessen, der ständig in ihm brodelte.
Er blinzelte verwirrt. Der Zorn war kaum noch zu spüren. Wann war das denn passiert?
© 2013 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
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Autoren-Porträt von Pamela Palmer
Pamela Palmer hat Wirtschaftsingenieurwesen studiert und für eine Computerfirma gearbeitet, bevor sie beschloss, Schriftstellerin zu werden. Bereits mit ihrem ersten Roman gehörte sie zu den Finalistinnen für den Golden Heart Award der Romance Writers of America. Inzwischen hat sie mit ihren Büchern eine breite Fangemeinde gewonnen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Pamela Palmer
- 2013, 1. Aufl., 416 Seiten, Maße: 12,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Firouzeh Akhavan-Zandjani
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802588851
- ISBN-13: 9783802588853
- Erscheinungsdatum: 12.02.2013
Kommentar zu "Ungezähmter Kuss / Krieger des Lichts Bd.6"
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