Von der Mafia lernen
Die Management-Geheimnisse der ehrenwerten Gesellschaft
Ebenso blutrünstig wie gut organisiert bildet die sizilianische Mafia seit Hunderten von Jahren eines der erfolgreichsten Wirtschaftsunternehmen. Der ehemalige Mafioso Louis Ferrante enthüllt in diesem Buch ihre Führungsprinzipien - auch für das legale...
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Produktinformationen zu „Von der Mafia lernen “
Ebenso blutrünstig wie gut organisiert bildet die sizilianische Mafia seit Hunderten von Jahren eines der erfolgreichsten Wirtschaftsunternehmen. Der ehemalige Mafioso Louis Ferrante enthüllt in diesem Buch ihre Führungsprinzipien - auch für das legale Management. In 88 Lektionen erläutert er die Regeln für "Soldiers", der "Capos" und der "Dons", d. h. für einfache Angestellte, die mittlere Führungsebene und das Topmanagement.
Klappentext zu „Von der Mafia lernen “
Ebenso blutrünstig wie gut organisiert bildet die sizilianische Mafia seit Hunderten von Jahren eines der erfolgreichsten Wirtschaftsunternehmen. Der ehemalige Mafioso Louis Ferrante enthüllt in diesem Buch ihre Führungsprinzipien - auch für das legale Management. In 88 Lektionen erläutert er die Regeln für »Soldiers«, der »Capos« und der »Dons«, d. h. für einfache Angestellte, die mittlere Führungsebene und das Topmanagement. Er gibt Lektionen wie: - Mach ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können - wie man eingestellt wird - Es ist gut zu einer Beerdigung zu gehen, wenn es nicht deine eigene ist - die Power des Networking - Die Wände haben Ohren - sag nie etwas Schlechtes über den Boss Und er beweist: Jemand, der neben diplomatischen Fähigkeiten auch Führungsqualitäten hat und Leute motivieren und mitreißen kann, kann in jeder Branche sehr erfolgreich sein, in der Politik, in der Wirtschaft und in der Mafia - und problemlos zwischen diesen Welten wechseln.
Lese-Probe zu „Von der Mafia lernen “
Von der Mafia lernen von Louis FerranteTeil I: Lektionen für Sgarriste (Mitarbeiter)
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Machen Sie ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können: Eine todsichere Methode, um eingestellt zu werden Wie wird man Mitglied in der Mafia? Erstens müssen Sie es werden wollen, so wie jeder andere potenzielle Mitarbeiter, der eingestellt werden will. In New York ist es hilfreich, wenn ein enges Familienmitglied zu einer der fünf Mafiafamilien gehört, zum Beispiel Ihr Vater oder Ihr Onkel. Sollte das der Fall sein, werden Sie wahrscheinlich Mitglied derselben Mafiafamilie. Wenn Ihre engsten Familienangehörigen keine Verbindungen zur Mafia haben, und das war bei mir der Fall, dann sind Sie ein Cowboy, ein Straßenganove beziehungweise ein frei agierender Gangster, der zu keiner Bande gehört.
Die Mafia hat überall ihre Headhunter - genauso wie Unternehmen. Wenn Sie ein Straßengangster mit einem guten Namen sind, wird irgendein Mafioso einer der fünf Familien Sie finden. Anschließend wird der Mafioso einen exklusiven »Anspruch« auf Sie erheben. Das hat für beide Seiten Vorteile. Der Mafioso erschließt eine neue Einnahmequelle, während der Straßengangster auf die kollektive Macht der Familie zurückgreifen kann. Damit steigen seine Aussichten, mehr zu verdienen, als er jemals als unabhängiger Straßenganove hätte verdienen können. Anders als in der Unternehmenswelt bekommen Sie, nachdem Sie von einer Mafiafamilie »beansprucht« - das heißt eingestellt - wurden, keinen wöchentlichen Gehaltsscheck, keine Krankenversicherung, keinen bezahlten Urlaub und keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Sie bekommen einen Scheißdreck, das heißt, einen mickrigen Anteil von dem, was Sie für das Unternehmen verdienen. Welcher Boss würde nicht gerne einen Mitarbeiter einstellen, der nur einen geringen Prozentsatz von dem erwartet, was er für das Unternehmen einnimmt?
Sagen Sie irgendeinem potenziellen Arbeitgeber, Sie wollten keinen wöchentlichen Gehaltsscheck und kein Garnichts, sondern nur einen kleinen Anteil von dem, was Sie für das Unternehmen einnehmen. Dann werden Sie wahrscheinlich ruckzuck eingestellt. Sicher, einige Spitzenunternehmen lehnen Ihr Angebot vielleicht ab, wenn sie sehr wählerisch sind, aber ein hungriges Unternehmen wird das nicht. Wenn Sie glauben, diese Einstellungsmethode der Mafia gelte nicht für die Unternehmenswelt, irren Sie sich. Einst regelte ich für einen reichen Typen von der Wall Street eine Auseinandersetzung. Nachdem der Job erledigt war, holte er uns mit seiner Limousine ab und fuhr uns nach Atlantic City. Unterwegs fragte ich ihn, wie er an der Wall Street begonnen habe. Er sagte, er habe bei einem Maklerhaus in Long Island angefangen. »Ich bin einfach hineingegangen und habe nach dem Geschäftsführer gefragt«, erklärte er. » Alles, was ich wollte, war eine Chance, um mich zu beweisen. Kein festes Gehalt, nur einen Monat mit einem Schreibtisch und einem Telefon.« Der Geschäftsführer war über seine Chuzpe amüsiert und sagte ihm, er könnte mit Kaltakquise beginnen, da ihm ein bestimmter Abschluss fehle, der ihn als Aktienmakler qualifiziere. In diesem ersten Monat erzielte er mit seinen Neukontakten mehr als 10.000 Dollar an Maklergebühren für sein neues Unternehmen. Bevor das erste Jahr herum war, machte er den Abschluss als Makler und wurde zum Spitzenverdiener der Firma. Er strahlte Selbstvertrauen aus. Der Geschäftsführer, der ihn eingestellt
hatte, erkannte, dass sich dieses Selbstvertrauen in Gewinn umsetzen würde. Ich lachte und antwortete: »Bei der Mafia beginnen wir ganz genauso - reine Provisionsbasis.« Einst las ich, Warren Buffett, der reichste Mann der Welt, habe so angefangen wie wir und seinen Schweiß für einen kleinen Anteil von dem angeboten, was er für seinen Arbeitgeber verdiente. Können Sie sich vorstellen, Warren Buffet für Peanuts einzustellen? Selbstvertrauen ist ein Vermögenswert; etwas, das man nicht aus einem Lebenslauf herauslesen kann. Stellen Sie Kontakt zu Menschen her. Zeigen Sie Ihren Ehrgeiz. Zeigen Sie ihnen, dass Sie jemand mit Eigeninitiative sind. Jeder sucht nach einer guten Investition; diese nächste Investition sollten Sie sein.
Lektion 2: Aus Prinzip! Wann Sie Ihren Standpunkt unmissverständlich klarmachen sollten
Alex besaß ein Restaurant in Manhattan. Sein Hobby waren Football-Wetten, und er verschuldete sich bis über beide Ohren bei einem Wettagenten, mit dem ich befreundet war. Alex' Restaurant war jeden Abend rammelvoll. Die Liste mit den Reservierungen war lang, und dennoch jammerte er ständig, er
könne seinen Wettagenten nicht bezahlen. Also hetzte dieser ihm drei Schläger auf den Hals, um ihm die Knochen zu brechen.»Es ist mir egal, ob er euch anbietet, sofort zu zahlen«, erklärte der Wettagent den Schlägern, bevor sie sich auf den Weg machten. »Es ist zu spät; jetzt geht es um das Prinzip.« Natürlich versuchte Alex, die drei Schläger zu beschwichtigen, kaum dass sie - kurz vor Restaurantschluss - durch die Tür kamen. Die Schläger hielten sich an die Anweisungen meines Freunds und lehnten Alex' Angebot ab, an Ort und Stelle seine Schulden zu begleichen. Sie schlugen das Restaurant kurz und klein. Am Ende zahlte Alex seine Schulden zurück. Ich fragte meinen Freund, den Wettagenten, warum er an jenem Abend Alex' Geld abgelehnt hatte. Wenn man viele Hundert Schuldner hat, so erklärte er mir, ist es am besten, den Ruf eines Geschäftsmannes zu haben, der auf Prinzipien besteht. »Wenn eine Bank niemals ein Auto pfänden würde«, so sagte er, »wer würde dann noch seinen Autokredit zurückzahlen?« Die meisten von uns vertraten die Haltung »Nimm die Kohle und hau ab.« Wie viele von uns sind bereit, auf einem Prinzip zu bestehen und einen kurzfristigen Verlust hinzunehmen, um langfristige Nutzen zu erzielen? Don Salvatore Maranzano war einer der ersten amerikanischen Mafiabosse. Er studierte das Römische Reich und strukturierte seine Mafiaorganisation nach den alten römischen Legionen. Das heißt, er ernannte Capos, die die Rolle der Legionäre ausfüllten, die über eine Legion von Soldaten herrschten. Er selbst imitierte Julius Cäsar und machte sich zum Imperator über seine Capos. Ironischerweise wurde Maranzone, genau wie sein Vorbild Cäsar, von seinen eigenen Leuten ermordet. Doch während er an der Macht war, hielt er streng an seinen Prinzipien fest - ebenfalls wie Cäsar. Julius Cäsar ergriff nach einem blutigen Bürgerkrieg gegen seinen Erzfeind Pompeius in Rom die Macht. Nachdem Pompeius den Krieg verloren hatte, flüchtete er nach Ägypten. Nach seiner Ankunft wurde er heimtückisch ermordet. Die Mörder machten Cäsar seinen Kopf zum Geschenk.
Vielleicht meinen Sie, Cäsar hätte sich geschmeichelt gefühlt, weil die Ägypter so weit gegangen waren, um ihm zu gefallen, dass sie ihm den Kopf seines Gegners darbrachten. Cäsar ließ Pompeius Mörder aber unverzüglich hinrichten. Für ihn war das eine Frage des Prinzips. Auch wenn Pompeius sein erklärter Feind war, war er immer noch ein Römer. Und niemand hatte das Recht, einen Römer zu töten, außer der römischen Regierung, das heißt Cäsar selbst. Wo hätte das geendet, wenn er diesen Mord hätte durchgehen lassen? Wie Cäsar rächt die Mafia die nicht sanktionierte Ermordung eines Mitglieds, selbst wenn dieses Mitglied verhasst war und den Tod verdiente. Aus diesem Grund wurden nur sehr wenige Mafiamitglieder ohne die Genehmigung des Bosses ermordet. Die Mafia beharrt auf Prinzipien (wenn es machbar ist), und zwar aus Gründen des langfristigen Gewinns und des reinen Überlebens.
Lektion 3: Warum sind die Mafiosi in der Zeitung so alt?
Tun Sie das, was Sie tun, wirklich gerne, und Sie werden keinen einzigen Tag in Ihrem Leben arbeiten Einen Mafioso, der von neun bis fünf arbeitet und mit sechzig in Rente geht, gibt es nicht. Alle diese alten Mafiosi, deren Fotos in der Zeitung erscheinen, hätten schon Jahre vor diesen peinlichen Fahndungsfotos in den Ruhestand gehen können. Aber sie liebten ihren Job und konnten einfach nicht aufhören. Der Mafiaboss von Louisiana, Carlos Marcello, und der Boss von Chicago, Anthony Accardo, hatten beide viele Millionen Dollar auf der hohen Kante - genug, um für hundert Leben in Reichtum zu schwelgen. Dennoch waren beide mit Mitte achtzig immer noch voll aktiv. Bonanno-Boss Joe Massino war ein Multimillionär. Während er in Pennsylvania auf der Flucht war, ging er in eine Apotheke und klaute eine Schachtel Aspirin. Dieses Kavaliersdelikt führte zu seiner Verhaftung. Dieses Missgeschick bereitete ihm größere Kopfschmerzen, als die, für die er die Aspirin gebraucht hatte. Warum klaute ein mehrfacher Millionär, dem jeden Tag säckeweise Geld überbracht wurde, eine armselige Schachtel Aspirin? Weil Diebstahl Joes Geschäft war. Und das liebte er.
Sammy »der Bulle« Gravano besaß mehr als zehn Millionen. Obwohl er mehr Menschen umgebracht hat, als ich zu einer Hochzeit einladen kann, ließ sich die Regierung von ihm an der Nase herumführen und ließ ihm im Austausch für Informationen über seine Partner den größten Teil seines dreckigen Vermögens. Gravano wurde von Richtern, Staatsanwälten und Polizeioffizieren, die allesamt einen kleinen Karriereschub erfuhren, nachdem sie mit Gravanos Hilfe andere Mafiosi verurteilen konnten, als amerikanischer Held gefeiert. Kaum hatte er seine zweite Chance in Freiheit erhalten, gründete Gravano einen internationalen Drogenring und brachte alle, die ihn einen Helden genannt hatten, in schwere Verlegenheit. Gravano hatte alle seine alten Freunde verraten. Es ist kaum zu glauben, dass seine neuen Freunde in der Regierung etwas anderes von ihm erwarteten. Außerdem liebte er, was er tat - das Verbrechen -, und kehrte bei der ersten Gelegenheit in die Kriminalität zurück. Der geschäftsführende Boss Anthony »Gaspipe« Casso verursachte einen Riss in der Lucchese-Familie, der beinahe in einem Bürgerkrieg endete. Während dieser Konflikte wurde ein Mafioso, den ich hier Jake nennen will, zu Gaspipe gerufen. Jake war ziemlich sicher, dass Gaspipe plante, ihn umbringen zu lassen, und das sagte er mir. »Warum gehst du hin, wenn du glaubst, dass er dich umbringen will?«, fragte ich. Jake sah mich ungläubig an. »Ich liebe dieses Leben«, so seine Antwort. »Und zwar so sehr, dass ich dafür sterbe.«
Vincent »das Kinn« Gigante liebte seinen Job so sehr, dass er den Löwenanteil der Familiengewinne seinen Capos überließ. Jedes Mal, wenn eine Sitzung der Ranghöchsten einberufen wurde, um über Geld zu diskutieren, stritt er sich mit den anderen Mitgliedern der Kommission*. Er fand, die Besprechungen sollten dazu dienen, für Frieden unter den Familien zu sorgen, Strategien und Maßnahmen vorzugeben oder Regeln durchzusetzen, aber nicht, Geldscheine zu zählen. Ich selbst liebte es, Mafioso zu sein. Das bestimmte mein ganzes Dasein und jede Minute meiner Wachzeit. Heute macht es mir noch mehr Spaß, Autor zu sein - ein Job, bei dem ich jede Minute meiner Wachzeit lesen und schreiben kann. Zwingen Sie mich, etwas zu tun, das mir keinen Spaß macht, und ich bin ein faules Arschloch.
Übersetzung: Almuth Braun
© des Titels »Von der Mafia lernen« (ISBN 978-3-86881-311-1) 2011 by Redline Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München
Machen Sie ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können: Eine todsichere Methode, um eingestellt zu werden Wie wird man Mitglied in der Mafia? Erstens müssen Sie es werden wollen, so wie jeder andere potenzielle Mitarbeiter, der eingestellt werden will. In New York ist es hilfreich, wenn ein enges Familienmitglied zu einer der fünf Mafiafamilien gehört, zum Beispiel Ihr Vater oder Ihr Onkel. Sollte das der Fall sein, werden Sie wahrscheinlich Mitglied derselben Mafiafamilie. Wenn Ihre engsten Familienangehörigen keine Verbindungen zur Mafia haben, und das war bei mir der Fall, dann sind Sie ein Cowboy, ein Straßenganove beziehungweise ein frei agierender Gangster, der zu keiner Bande gehört.
Die Mafia hat überall ihre Headhunter - genauso wie Unternehmen. Wenn Sie ein Straßengangster mit einem guten Namen sind, wird irgendein Mafioso einer der fünf Familien Sie finden. Anschließend wird der Mafioso einen exklusiven »Anspruch« auf Sie erheben. Das hat für beide Seiten Vorteile. Der Mafioso erschließt eine neue Einnahmequelle, während der Straßengangster auf die kollektive Macht der Familie zurückgreifen kann. Damit steigen seine Aussichten, mehr zu verdienen, als er jemals als unabhängiger Straßenganove hätte verdienen können. Anders als in der Unternehmenswelt bekommen Sie, nachdem Sie von einer Mafiafamilie »beansprucht« - das heißt eingestellt - wurden, keinen wöchentlichen Gehaltsscheck, keine Krankenversicherung, keinen bezahlten Urlaub und keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Sie bekommen einen Scheißdreck, das heißt, einen mickrigen Anteil von dem, was Sie für das Unternehmen verdienen. Welcher Boss würde nicht gerne einen Mitarbeiter einstellen, der nur einen geringen Prozentsatz von dem erwartet, was er für das Unternehmen einnimmt?
Sagen Sie irgendeinem potenziellen Arbeitgeber, Sie wollten keinen wöchentlichen Gehaltsscheck und kein Garnichts, sondern nur einen kleinen Anteil von dem, was Sie für das Unternehmen einnehmen. Dann werden Sie wahrscheinlich ruckzuck eingestellt. Sicher, einige Spitzenunternehmen lehnen Ihr Angebot vielleicht ab, wenn sie sehr wählerisch sind, aber ein hungriges Unternehmen wird das nicht. Wenn Sie glauben, diese Einstellungsmethode der Mafia gelte nicht für die Unternehmenswelt, irren Sie sich. Einst regelte ich für einen reichen Typen von der Wall Street eine Auseinandersetzung. Nachdem der Job erledigt war, holte er uns mit seiner Limousine ab und fuhr uns nach Atlantic City. Unterwegs fragte ich ihn, wie er an der Wall Street begonnen habe. Er sagte, er habe bei einem Maklerhaus in Long Island angefangen. »Ich bin einfach hineingegangen und habe nach dem Geschäftsführer gefragt«, erklärte er. » Alles, was ich wollte, war eine Chance, um mich zu beweisen. Kein festes Gehalt, nur einen Monat mit einem Schreibtisch und einem Telefon.« Der Geschäftsführer war über seine Chuzpe amüsiert und sagte ihm, er könnte mit Kaltakquise beginnen, da ihm ein bestimmter Abschluss fehle, der ihn als Aktienmakler qualifiziere. In diesem ersten Monat erzielte er mit seinen Neukontakten mehr als 10.000 Dollar an Maklergebühren für sein neues Unternehmen. Bevor das erste Jahr herum war, machte er den Abschluss als Makler und wurde zum Spitzenverdiener der Firma. Er strahlte Selbstvertrauen aus. Der Geschäftsführer, der ihn eingestellt
hatte, erkannte, dass sich dieses Selbstvertrauen in Gewinn umsetzen würde. Ich lachte und antwortete: »Bei der Mafia beginnen wir ganz genauso - reine Provisionsbasis.« Einst las ich, Warren Buffett, der reichste Mann der Welt, habe so angefangen wie wir und seinen Schweiß für einen kleinen Anteil von dem angeboten, was er für seinen Arbeitgeber verdiente. Können Sie sich vorstellen, Warren Buffet für Peanuts einzustellen? Selbstvertrauen ist ein Vermögenswert; etwas, das man nicht aus einem Lebenslauf herauslesen kann. Stellen Sie Kontakt zu Menschen her. Zeigen Sie Ihren Ehrgeiz. Zeigen Sie ihnen, dass Sie jemand mit Eigeninitiative sind. Jeder sucht nach einer guten Investition; diese nächste Investition sollten Sie sein.
Lektion 2: Aus Prinzip! Wann Sie Ihren Standpunkt unmissverständlich klarmachen sollten
Alex besaß ein Restaurant in Manhattan. Sein Hobby waren Football-Wetten, und er verschuldete sich bis über beide Ohren bei einem Wettagenten, mit dem ich befreundet war. Alex' Restaurant war jeden Abend rammelvoll. Die Liste mit den Reservierungen war lang, und dennoch jammerte er ständig, er
könne seinen Wettagenten nicht bezahlen. Also hetzte dieser ihm drei Schläger auf den Hals, um ihm die Knochen zu brechen.»Es ist mir egal, ob er euch anbietet, sofort zu zahlen«, erklärte der Wettagent den Schlägern, bevor sie sich auf den Weg machten. »Es ist zu spät; jetzt geht es um das Prinzip.« Natürlich versuchte Alex, die drei Schläger zu beschwichtigen, kaum dass sie - kurz vor Restaurantschluss - durch die Tür kamen. Die Schläger hielten sich an die Anweisungen meines Freunds und lehnten Alex' Angebot ab, an Ort und Stelle seine Schulden zu begleichen. Sie schlugen das Restaurant kurz und klein. Am Ende zahlte Alex seine Schulden zurück. Ich fragte meinen Freund, den Wettagenten, warum er an jenem Abend Alex' Geld abgelehnt hatte. Wenn man viele Hundert Schuldner hat, so erklärte er mir, ist es am besten, den Ruf eines Geschäftsmannes zu haben, der auf Prinzipien besteht. »Wenn eine Bank niemals ein Auto pfänden würde«, so sagte er, »wer würde dann noch seinen Autokredit zurückzahlen?« Die meisten von uns vertraten die Haltung »Nimm die Kohle und hau ab.« Wie viele von uns sind bereit, auf einem Prinzip zu bestehen und einen kurzfristigen Verlust hinzunehmen, um langfristige Nutzen zu erzielen? Don Salvatore Maranzano war einer der ersten amerikanischen Mafiabosse. Er studierte das Römische Reich und strukturierte seine Mafiaorganisation nach den alten römischen Legionen. Das heißt, er ernannte Capos, die die Rolle der Legionäre ausfüllten, die über eine Legion von Soldaten herrschten. Er selbst imitierte Julius Cäsar und machte sich zum Imperator über seine Capos. Ironischerweise wurde Maranzone, genau wie sein Vorbild Cäsar, von seinen eigenen Leuten ermordet. Doch während er an der Macht war, hielt er streng an seinen Prinzipien fest - ebenfalls wie Cäsar. Julius Cäsar ergriff nach einem blutigen Bürgerkrieg gegen seinen Erzfeind Pompeius in Rom die Macht. Nachdem Pompeius den Krieg verloren hatte, flüchtete er nach Ägypten. Nach seiner Ankunft wurde er heimtückisch ermordet. Die Mörder machten Cäsar seinen Kopf zum Geschenk.
Vielleicht meinen Sie, Cäsar hätte sich geschmeichelt gefühlt, weil die Ägypter so weit gegangen waren, um ihm zu gefallen, dass sie ihm den Kopf seines Gegners darbrachten. Cäsar ließ Pompeius Mörder aber unverzüglich hinrichten. Für ihn war das eine Frage des Prinzips. Auch wenn Pompeius sein erklärter Feind war, war er immer noch ein Römer. Und niemand hatte das Recht, einen Römer zu töten, außer der römischen Regierung, das heißt Cäsar selbst. Wo hätte das geendet, wenn er diesen Mord hätte durchgehen lassen? Wie Cäsar rächt die Mafia die nicht sanktionierte Ermordung eines Mitglieds, selbst wenn dieses Mitglied verhasst war und den Tod verdiente. Aus diesem Grund wurden nur sehr wenige Mafiamitglieder ohne die Genehmigung des Bosses ermordet. Die Mafia beharrt auf Prinzipien (wenn es machbar ist), und zwar aus Gründen des langfristigen Gewinns und des reinen Überlebens.
Lektion 3: Warum sind die Mafiosi in der Zeitung so alt?
Tun Sie das, was Sie tun, wirklich gerne, und Sie werden keinen einzigen Tag in Ihrem Leben arbeiten Einen Mafioso, der von neun bis fünf arbeitet und mit sechzig in Rente geht, gibt es nicht. Alle diese alten Mafiosi, deren Fotos in der Zeitung erscheinen, hätten schon Jahre vor diesen peinlichen Fahndungsfotos in den Ruhestand gehen können. Aber sie liebten ihren Job und konnten einfach nicht aufhören. Der Mafiaboss von Louisiana, Carlos Marcello, und der Boss von Chicago, Anthony Accardo, hatten beide viele Millionen Dollar auf der hohen Kante - genug, um für hundert Leben in Reichtum zu schwelgen. Dennoch waren beide mit Mitte achtzig immer noch voll aktiv. Bonanno-Boss Joe Massino war ein Multimillionär. Während er in Pennsylvania auf der Flucht war, ging er in eine Apotheke und klaute eine Schachtel Aspirin. Dieses Kavaliersdelikt führte zu seiner Verhaftung. Dieses Missgeschick bereitete ihm größere Kopfschmerzen, als die, für die er die Aspirin gebraucht hatte. Warum klaute ein mehrfacher Millionär, dem jeden Tag säckeweise Geld überbracht wurde, eine armselige Schachtel Aspirin? Weil Diebstahl Joes Geschäft war. Und das liebte er.
Sammy »der Bulle« Gravano besaß mehr als zehn Millionen. Obwohl er mehr Menschen umgebracht hat, als ich zu einer Hochzeit einladen kann, ließ sich die Regierung von ihm an der Nase herumführen und ließ ihm im Austausch für Informationen über seine Partner den größten Teil seines dreckigen Vermögens. Gravano wurde von Richtern, Staatsanwälten und Polizeioffizieren, die allesamt einen kleinen Karriereschub erfuhren, nachdem sie mit Gravanos Hilfe andere Mafiosi verurteilen konnten, als amerikanischer Held gefeiert. Kaum hatte er seine zweite Chance in Freiheit erhalten, gründete Gravano einen internationalen Drogenring und brachte alle, die ihn einen Helden genannt hatten, in schwere Verlegenheit. Gravano hatte alle seine alten Freunde verraten. Es ist kaum zu glauben, dass seine neuen Freunde in der Regierung etwas anderes von ihm erwarteten. Außerdem liebte er, was er tat - das Verbrechen -, und kehrte bei der ersten Gelegenheit in die Kriminalität zurück. Der geschäftsführende Boss Anthony »Gaspipe« Casso verursachte einen Riss in der Lucchese-Familie, der beinahe in einem Bürgerkrieg endete. Während dieser Konflikte wurde ein Mafioso, den ich hier Jake nennen will, zu Gaspipe gerufen. Jake war ziemlich sicher, dass Gaspipe plante, ihn umbringen zu lassen, und das sagte er mir. »Warum gehst du hin, wenn du glaubst, dass er dich umbringen will?«, fragte ich. Jake sah mich ungläubig an. »Ich liebe dieses Leben«, so seine Antwort. »Und zwar so sehr, dass ich dafür sterbe.«
Vincent »das Kinn« Gigante liebte seinen Job so sehr, dass er den Löwenanteil der Familiengewinne seinen Capos überließ. Jedes Mal, wenn eine Sitzung der Ranghöchsten einberufen wurde, um über Geld zu diskutieren, stritt er sich mit den anderen Mitgliedern der Kommission*. Er fand, die Besprechungen sollten dazu dienen, für Frieden unter den Familien zu sorgen, Strategien und Maßnahmen vorzugeben oder Regeln durchzusetzen, aber nicht, Geldscheine zu zählen. Ich selbst liebte es, Mafioso zu sein. Das bestimmte mein ganzes Dasein und jede Minute meiner Wachzeit. Heute macht es mir noch mehr Spaß, Autor zu sein - ein Job, bei dem ich jede Minute meiner Wachzeit lesen und schreiben kann. Zwingen Sie mich, etwas zu tun, das mir keinen Spaß macht, und ich bin ein faules Arschloch.
Übersetzung: Almuth Braun
© des Titels »Von der Mafia lernen« (ISBN 978-3-86881-311-1) 2011 by Redline Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München
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Autoren-Porträt von Louis Ferrante
Louis Ferrante war Mafioso. Er begann mit 12 Jahren zu stehlen, entführte seinen ersten Truck als Teenager und war Anfang 20 Capo einer Gruppe innerhalb der berüchtigten Gambino-Familie. Da er diese Familie schützen wollte und keinen einzigen Mafioso auffliegen ließ, saß er etwa 10 Jahre in Haft. Während dieser Zeit schwor er der Mafia ab, las nicht nur sein erstes Buch, sondern Unmengen von Büchern und bildete sich weiter. Nach seiner Haftentlassung stellte er erstaunt fest, dass auch das solide, bürgerliche Leben immer wieder mit mafiösen Strukturen zu kämpfen hat.
Bibliographische Angaben
- Autor: Louis Ferrante
- 2011, 272 Seiten, Maße: 15,4 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Almuth Braun
- Verlag: Redline Verlag
- ISBN-10: 386881311X
- ISBN-13: 9783868813111
- Erscheinungsdatum: 25.08.2011
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