Warum landen Asteroiden immer in Kratern?
33 Spitzenantworten auf die 33 wichtigsten Fragen der Menschheit
Mit Humor und Witz beantworten die Science Busters die gewöhnlichen und außergewöhnlichen Fragen aus unserem Alltag nun auch im Buch-Format.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Warum landen Asteroiden immer in Kratern? “
Mit Humor und Witz beantworten die Science Busters die gewöhnlichen und außergewöhnlichen Fragen aus unserem Alltag nun auch im Buch-Format.
Seit 2007 gibt es die Science Busters nun schon. Ob live auf der Bühne, im Fernsehen oder im Radio - die Science Busters beantworten jede Frage. Mit witzigen Anekdoten und Experimenten gehen sie den wesentlichen Fragen der Menschheit auf den Grund. Als Trio bestehend aus Kabarettist Martin Puntigam, Astronom Florian Freistetter und Mikrobiologe Helmut Jungwirth gibt es kein Thema, das sie scheuen.
33 Fragen aus verschiedensten Bereichen unseres Lebens - und 33 genauso unterschiedliche Antworten.
Bestellen auch Sie „Warum landen Asteroiden immer in Kratern?" und Sie mehr über unsere Welt, denn wer nichts weiß, muss immer alles glauben.
Klappentext zu „Warum landen Asteroiden immer in Kratern? “
Warum landen Asteroiden immer in Kratern? Können Drachen Feuer speien? Ist der Leib Christi glutenfrei? Kann man in einem Schwarzen Loch zu spät kommen? Wieso sollte man Selfie und Selfing nicht verwechseln? Und warum vergessen wir auf dem Weg von einem Zimmer ins andere, was wir wollten? Die Science Busters beantworten letztgültig, wie es ihre Art ist, die fundamentalen Fragen der Menschheit.
Lese-Probe zu „Warum landen Asteroiden immer in Kratern? “
Warum landen Asteroiden immer in Kratern - Helmut Jungwirth, Florian Freistetter, Martin PuntigamSie Science-Busters-Familie ist gewachsen, das Konzept gleichgeblieben: Wissenschaft für alle aus hohem performativem, wissenschaftlichen und humoristischen Niveau. Aus der >>schärfsten Boygroup der Milchstraße<< wurde die >>Kelly Family der Naturwissenschaften>>. Neu im Team:
Elisabeth Oberzaucher, Verhaltensbiologin an der Universität Wien, Wissenschaftliche Direktorin von Urban Human, 2016/17 Gastprofessur an der Uni Ulm, wurde 2015 mit dem Ig-Nobelpreis für Mathematik ausgezeichnet.
Martin Moder, Molekularbiologe am Forschungszentrum für Molekulare Medizin Wien, 2014 erster Science-Slam-Europameister der Welt, schaut sich gerne das Gehirn von Fruchtfliegen an.
Gunkl alias Günther Paal, Kabarettist und, was die wenigsten wissen und somit die meisten nicht, leidenschaftlicher Damaszenerklingenschmied und Nebenerwerbsmetallurge. Behangen mit Salzburger Stier, Prix Pantheon und Deutschem Kleinkunstpreis.
Peter Weinberger, Priv. Dozent für anorganische Chemie und Leiter der Forschungsgruppe >>Magneto- and Thermochemistry<< der TU Wien.
Die Bücher der Science Busters, Wer nichts weiß, muss alles glauben, Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln und Das Universum ist eine Scheißgegend, waren Bestseller und Wissensbücher der Jahre 2013 und 2016, für ihre Bühnenshow wurden sie zuletzt 2016 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet. Seit 2011 bestreiten sie eine eigene TV-Show im ORF und auf 3sat, im Januar 2018 wird die bereits sechste Staffel zu sehen sein. Für FM4 haben sie seit 2007 über 200 Radiokolumnen gestaltet.
Autoren des in Ihren Händen befindlichen Prachtbandes:
Martin Puntigam, Autor für Film, Druck, Funk und Fernsehen, mit sage und schreibe zwölf
... mehr
Preisen ausgezeichneter Kabarettist, Gründungsmitglied und seitdem hautenger MC der Science Busters feat. Purpur, seit 2016 Universitäts-Lektor an der Karl-Franzens-Universität Graz. Initiator des seit 2016 jährlich vergebenen Heinz Oberhummer Awards für Wissenschaftskommunikation.
Florian Freistetter, Astronom, sein Science Blog Astrodicticum simplex zählt zu den meistgelesenen Wissenschaftsblogs in deutscher Sprache, sein Podcast Sternengeschichten zu den meistgehörten. Autor mehrerer Bücher, u.a. des Wissenschaftsbücher 2014 Der Komet im Cocktailglas und von Newton - Wie ein Arschloch das Universum neu erfand, Koautor des Buches Das Universum ist eine Scheißgegend, seit September 2015 fester Bestandteil der Science Busters und offizieller Botschafter der Zahl Pi.
Helmut Jungwirth, Professor für Wissenschaftskommunikation (der erste seiner Art in Österreich) und wissenschaftlicher Leiter des Geschmackslabors an der Karl-Franzens-Universität Graz. Das Spezialgebiet des Molekularbiologen ist Erde, genauer: deren Geschmack und Verkochbarkeit. Gemeinsam mit dem Schweizer Koch Rolf Caviezel hat er ganze Erd-Menüs kreiert.
Mit maßgeblichen Beiträgen von Elisabeth Oberzaucher, Peter Weinberger, Martin Moder und Gunkl.
Vorwort
Warum fressen Enten, nicht aber Hühner, abgeschnittene Menschen-
Penes, umgangssprachlich Penisse? Weshalb sollten wir den Mond
über Kopf und durch die eigenen Beine betrachten? Und was treibt
Plattwürmer in Einzelhaft zum Selfing? Das alles konnte mensch
launig bis friedlich zwischen Experiment und Aufklarung erläutern.
Konnte. Die saucoolen Science Busters, in Osterreich seit zehn Jahren
für ihr wissenschaftliches Buhnenprogramm nebst fetziger Fernsehsendung
bekannt, machen es aber, auch in diesem Buch hier,
anders. Denn jedes Mal, wenn sich beim Lesen der ›Ahso, das merke
ich mir jetzt mal‹-Modus einschaltet, haut es einem eine neue
und schrage Wendung ums Gehirn. Dass der Mond eine faule Sau
ist und das Universum eine Scheißgegend, erschließt sich den naturwissenschaftlich
angefixten Leser*innen wohl noch mühelos.
Anders sieht es aus, wenn es ums Käseklopfen geht oder warum wir
vergessen, was wir gerade wollten, wenn wir das Zimmer wechseln.
Die Erklärungen der Busters dazu sind nicht nur naturwissenschaftlich
solide, sondern auch aktuell: Forschungsstand ist das aktuelle
Jahr. I like.
VORWORT
Den einen oder anderen Kasper haben die Jungs natürlich gefrühstückt.
Darum nennen sie sich ja auch Kabarettisten. Doch sie sind
mehr. Dass der Planet Mars sich entlang ausgelegter Leckereien zur
Sonne naschen konnte, dass Asteroiden bei planetaren Rochaden
hupfen sowie das Gedankenbild, dass die mögliche Engelsmenge
auf einer Nadelspitze beherrschbar wird, sobald man annimmt, dass
die Flügelwesen Sauger sind (was sie laut bildlicher Überlieferung
sein mussten), erfordert eher das Gemüt achtjähriger Höchstbegabter,
die jeweils einen guten Schuss Synästhesie und Asperger eingestrudelt
haben. Hoffentlich sind Sie, liebe Leser*innen, genauso
vergnügt unerwachsen wie die Autoren dieses Buches. Falls nicht,
dann können Sie es jetzt ja zumindest mal ausprobieren.
Denn was hier als Quatsch anschwemmt, ist eher Gedanken- und
Experimentejonglage, genauer gesagt: vernetztes oder Querdenken.
Da die Texte so schon formuliert sind, funktionieren sie auch. Anstatt
etwa die für Nobelpreise schon vorreservierten Forschungen
zu CRISPR und Hawking-Strahlung zu detaillieren, berichten die
Busterjungs zum Schein erst mal von Mucken und knutschenden
Partygasten. Sekunden später geht es dann aber doch um CRISPR
und Hawking-Strahlung - sicher nur ein verrückter Zufall. ;)
Nun sind die Busters nicht die Ersten, die sich mit prüfbaren Tatsachen
von hinten durchs Fensterkreuz anschleichen. Da sie das
aber erstens massiv unpädagogisch machen (Leser*innen sollten
beispielsweise Furze nicht fürchten, denn diese, also die Furze, kommen
im Buch des Öfteren vor), zweitens erkennbar vor allem selbst
Spaß haben und sich nicht durch einen Lehrplan quälen sowie
drittens die Auswahl ihrer Themen wilder und bunter ist als eine
österreichische Bergwiese im Sommerwind, legen sie die Lernlatte
so, dass gewöhnliche Pädagog*innen mit dem Kopf dagegenrennen
werden. Harr!
Was mir außerdem noch gefallt: die lustigen Worte im Text. Was
mögen wohl eine strenge Kammer, Mistkübel, Ungustl, Krawallschanis
und Sprühpizza sein? Tja. Einen guten Jesus-Witz gibt's im
Buch übrigens auch. Dieser ist - es war nicht anders zu erwarten -
nicht etwa beliebig eingestreut, sondern sauber aus dem Zusammenhang
des Artikels entwickelt, in dem der Heiland dann erscheint.
Dieser zusammenhangsreiche Artikel wiederum handelt davon, dass
und warum wir uns Dinge aus dem Zusammenhang heraus merken.
Sie verstehen? Nein? Später geht es um Fettlachse, das Klima und
Deo-Stifte.
Wer das Bustersbuch gelesen hat, ist schlauer, lustiger, vernünftiger
und verrückter als vorher. Gleichzeitig lasst ersiees sich weder
von Scharlatanerie noch Gelsen foppen, wird Neutronensterne
noch cooler finden und Waldboden wenn, dann nur noch ganz bewusst
verspeisen. Freuen Sie sich auf tollkühne, aktuelle, lustige
und lässige Berichte aus den Naturwissenschaften.
Herzlich Ihr -
Mark Benecke
Mark Benecke ist Sachverständiger für kriminalbiologische Spuren. Seit fast
zwanzig Jahren läuft jeden Samstagmorgen sein Live-Wissenschafts-Podcast
im deutschen öffentlich-rechtlichen Sender radioeins aus Berlin/Brandenburg.
»Wie super ist
der Supermond?«
Kurze Antwort:
So super, wie Sie ihn gerne hatten.
Lange Antwort:
In der Welt der Superhelden gibt es nicht nur Superman, sondern
auch Supergirl, warum soll es dann im Weltall neben Supererde
nicht auch Supermond geben? Der Mond an sich ist ja schon ein beeindruckender
Anblick - wie toll muss dann erst ein Supermond
sein? Nur, was macht den Mond wann super, und wann ist er nur
Clark Kent?
Als Supermond bezeichnet man den Vollmond, oder auch Neumond,
wenn er sich gerade ganz besonders nahe an der Erde befindet.
Wie nahe ist besonders nahe, und warum macht der Mond das? Die
Bahn des Mondes um die Erde ist keine exakte Kreisbahn, sondern
beschreibt eine Ellipse. Der Punkt der Bahn, an dem der Mond der
Erde am nächsten kommt, wird Perigäum genannt, der erdfernste
Punkt Apogäum. Das ist würdig und recht, denn geo bedeutet Erde,
peri um herum und apo weg. Diese Punkte sind aber nicht fix, da die
Bahn des Mondes sich aufgrund der gravitativen Störungen der
Erde und anderer Himmelskörper im Laufe der Zeit ändert. Im Mittel
ist das Perigäum 363 296 Kilometer von der Erde entfernt. Es
kann sich aber auch auf 356 400 Kilometer nähern bzw. auf 370 300
Kilometer entfernen. Das Apogäum ist im Mittel 405 504 Kilometer
entfernt, kann sich aber auch grob 1000 Kilometer naher oder 1000
Kilometer ferner befinden. Supermond gibt es also im Perigäum,
wenn gerade Voll- oder Neumond zu beobachten sind.
Angeblich soll der Mond als Supermond dann besonders gros am
Himmel erscheinen. So ist es zumindest immer wieder in Zeitungen
zu lesen. Der Mond selber liest aber offenbar nicht dieselben Gazetten
wie wir und weis deshalb nichts davon, dass er ausgerechnet
dann besonders gros am Himmel erscheinen soll. Der scheinbare
Durchmesser des Vollmondes ändert sich im Laufe eines Jahres
ständig. Eben weil die Bahn des Mondes um die Erde eine Ellipse
und kein Kreis ist, ist er mal weiter, mal weniger weit entfernt, und
daher erscheint er uns auch immer unterschiedlich groß.
Diese Größenunterschiede sind aber vergleichsweise unbedeutend.
Betrachtet man den Mond an seinem erdfernsten Punkt, und
vergleicht das mit dem erdnächsten Punkt, dann betragt der scheinbare
Größenunterschied ungefähr 14 Prozent. Das ist in etwa der
Größenunterschied zwischen einer 1- und einer 2-Euro-Munze.
Das ist eine Differenz, die man mit freiem Auge bemerken konnte,
es aber so gut wie nie tut. Warum? Weil man dafür Übung in der
Himmelsbeobachtung braucht und ein sehr gutes Gefühl für die
Größenverhältnisse. Sonst ist der Mond halt der Mond, und man
wird keinen besonderen Unterschied sehen.
Wenn wir ihn überhaupt sehen, denn bei bedecktem Himmel kann
sich der Mond herausputzen wie er will, niemand schaut hin, egal
ob Peri- oder Apogäum, da kann er genauso gut nackt aufgehen
und unrasiert über den Himmel ziehen und hinten an der Hose
klebt ein Streifen Klopapier und flattert im Nachtwind. Nur wenn
man Fotos vergleicht, hat man auch als Laie die Chance, den Größenunterschied
zu erkennen. Das gilt noch mehr - also natürlich
kann etwas nur Geltung besitzen oder nicht, da haben Sie recht,
aber umgangssprachlich gesagt giltet es noch mehr -, wenn man
zwei direkt aufeinanderfolgende Vollmonde vergleicht. Da ist der
Unterschied nie grösser als 1,3 Prozent, und das merkt man dann
wirklich nicht mehr. Und das ist noch nicht alles.
Die Sache wird noch ein wenig komplizierter, wenn man die
Mondtäuschung berücksichtigt. Der Mond ändert seine scheinbare
Große nicht nur, weil er der Erde manchmal naher ist und
manchmal weiter entfernt. Es gibt auch noch einen Effekt, der nur
in unserer Wahrnehmung stattfindet, eine optische Täuschung,
die dafür sorgt, dass uns ein Vollmond sehr viel großer erscheint,
wenn er nahe dem Horizont steht, als wenn wir ihn hoch am Himmel
sehen. Das hat aber nichts mit seinem Abstand zur Erde oder
einem ≫Supermond≪ zu tun, sondern mit unserem Gehirn. Warum
das genau passiert, ist noch immer nicht endgültig geklärt, aber es
gibt ein Mittel, diese Täuschung zu überlisten. Wenn man sich
vorbeugt und den Mond kopfüber durch seine Beine betrachtet,
kann das Gehirn nicht alles so schnell umrechnen, und der Mond
hat seine wahre Große. Das heißt, wenn man bei Vollmond nachts
mehrere Menschen kopfüber mit dem Kopf zwischen den Beinen
beobachtet, dann kontrollieren die nicht, ob es im Schritt schon
riecht, sondern wollen den Mond in seinen richtigen Ausmaßen
sehen. Oder beides.
Supermond kommt übrigens nicht dramatisch selten vor. Dazu
muss man sich nur ansehen, wann der Mond wo zu stehen kommt.
Der Zeitraum, der vergeht, bis der Mond von der Erde aus gesehen
wieder die gleiche Phase zeigt wie zuvor, also etwa zwischen einem
Vollmond und dem nächsten, wird synodischer Monat genannt und
betragt 29,53 Tage. Betrachtet man den Zeitraum, der vergeht, bis
der Mond wieder genau den gleichen Punkt entlang seiner Bahn
erreicht, sind das aber nur 27,55 Tage. Das wird anomalistischer
Monat genannt. Für einen ≫Supermond≪ müssen wir beide Perioden
betrachten, denn es geht ja um den Zeitraum, der vergeht, bis
der Mond wieder die gleiche Phase und die gleiche Position seiner
Bahn einnimmt, also zeitgleich wieder voll ist und im erdnächsten
Punkt steht.
Man sucht dazu einen Zeitraum, der sich sowohl durch eine ganze
Zahl von synodischen als auch durch eine ganze Zahl von anomalistischen
Monaten teilen lasst. In diesem Fall sind das knapp 413 Tage.
14 synodische Monate entsprechen 413,43 Tagen, 15 anomalistische
Monate 413,32 Tagen. Es dauert also höchstens ein Jahr und 48 Tage,
bevor sich ein ≫Supermond≪ wiederholt. Das ist nicht einmal für
ein Menschenleben sehr lange, und für einen Mond, den es immerhin
schon ein paar Milliarden Jahre gibt, erst recht nicht. Außerdem
ist das die längste Zeit zwischen zwei Supermonden. Es geht auch
deutlich kurzer. Wenn zu Vollmond das Perigäum der Erde gerade
besonders nahe ist, dann können auch die Vollmonde im Monat davor
und danach ≫Supermonde≪ sein; es kann also bis zu drei ≫Supermonde
≪ in den 413 Tagen geben. Und das ist dann schon öfter als
Weihnachten und Ostern zusammen, was schon jeweils für sich
nicht besonders selten anfallt.
Der ≫Supermond≪ ist also weder besonders gros noch besonders
selten. In der Astronomie wurde man das Ereignis als ein spezielles
Syzygium bezeichnen. So wird jede Konstellation genannt, bei der
Sonne, Mond und die Erde in einer Linie stehen. Und genau das
passiert ja bei einem Vollmond oder Neumond. Im ersten Fall steht
die Erde zwischen Sonne und Mond, und im zweiten Fall steht der
Mond zwischen Sonne und Erde. Ein ≫Supermond≪ ist also ein
Perigäum-Syzygium. Was daran super sein soll, weiß niemand so
genau, und folglich handelt es sich bei ≫Supermond≪ auch nicht um
einen astronomischen Fachausdruck, sondern einen astrologischen,
erfunden vom US-amerikanischen Sterndeuter Richard Nolle.
Der wollte, wie es sein Beruf nahelegt, aber überhaupt nichts
Wissenschaftliches damit bezwecken, sondern einfach ein bisschen
in der Gegend herumwarnen, wie das Astrologen gerne machen,
wenn der Tag lange ist. Angeblich soll ein ≫Supermond≪ extreme
gravitative Störungen auf die Erde ausüben und so extreme Sturme,
extreme Erdbeben, Vulkanausbruche und andere Katastrophen
auslosen.
Dass das nicht der Fall ist, lässt sich durch die vorhandenen
Aufzeichnungen leicht belegen. Die Gezeiten können ein wenig
starker ausfallen als sonst, wenn der Mond sich besonders nahe an
der Erde befindet, aber wenn dann nicht auch noch das Wetter mit
Sturmen für zusätzliche Flut sorgt, passiert nicht viel.
Wie der Vollmond überhaupt nichts anderes kann als der Neumond
oder irgendein dazwischen teilweise beschienener Mond.
Der Mond ist immer derselbe, ein annähernd kugelförmiger Felsen
mit einem Durchmesser von rund 3500 Kilometern in einer Entfernung
von knapp 400 000 Kilometern. Auch sein Licht ist zu keiner
Zeit irgendetwas Besonderes. Der Mond leuchtet bekanntlich nicht
einmal, das macht die Sonne, der Mond ist eine faule Sau, lasst sich
anscheinen und reflektiert nur. Und dieses reflektierte Licht sehen
wir, manchmal mehr, manchmal weniger. Alles, was Mondlicht machen
können soll, musste also Sonnenlicht um ein Vielfaches besser
können. Dass deshalb verschiedene Tätigkeiten zu verschiedenen
Zeiten des Mondzyklus besser oder schlechter gelingen sollen, ist
genau aus diesem Grund natürlich ausschließlich esoterischer Unsinn.
Das sieht man schon daran, welche Tätigkeiten in Mondkalendern
in der Regel Berücksichtigung finden. Mehrheitlich handelt
es sich um altmodische, eigentlich antimoderne Ratschlage, vielfach
für einfache, bäuerliche Arbeiten: wann man säen soll und wann
ernten, zu welchem Zeitpunkt das Haupthaar beim Schneiden mithilft
und wann einem Baum das Umgeschnittenwerden am besten
gefallt. Ich und mein Holz ist nämlich auch in der Esoterik ein Hit,
aber leider ohne Ironie. Kaum einmal findet man zeitgemäße Tipps,
etwa wann ein Festplatten-Back-up in die Cloud ansteht, welcher
Zeitpunkt für Tierversuchsreihen im Labor am günstigsten liegt
oder ob man DNA eher bei Vollmond oder Neumond gentechnisch
verändern soll.
Es gibt nur drei Ausnahmen, im Rahmen derer der
Vollmond auf das Leben der Menschen sehr wohl Einfluss haben
kann. Erstens spuren Menschen, die Vollmondseminare anbieten,
Mondkalender mit speziellem Mondwissen und dergleichen Unfug
mehr, den Einfluss des Mondes zum Teil ganz beträchtlich, und
zwar auf ihrem Konto. Zweitens kann ein heller Vollmond helfen,
wenn man betrunken aus dem Wirtshaus nach Hause torkelt, dass
man nicht so oft über Hindernisse stolpert, die man bei Neumond
übersehen hatte, und drittens steigt die Gefahr, von Löwen gefressen
zu werden, unmittelbar nach Vollmond deutlich. Löwen jagen
nämlich angeblich lieber und erfolgreicher im Dunkeln und haben
deshalb nach ein paar Tagen Vollmond mehr Hunger als sonst. Das
gilt aber natürlich nur, wenn Sie sich Löwen nähern, die in freier
Wildbahn leben. Eine ruhig gelegene Altbauwohnung neben dem
städtischen Zoo müssen Sie deshalb nicht aufgeben, nur weil der
Mond beginnt abzunehmen.
©HANSER
Florian Freistetter, Astronom, sein Science Blog Astrodicticum simplex zählt zu den meistgelesenen Wissenschaftsblogs in deutscher Sprache, sein Podcast Sternengeschichten zu den meistgehörten. Autor mehrerer Bücher, u.a. des Wissenschaftsbücher 2014 Der Komet im Cocktailglas und von Newton - Wie ein Arschloch das Universum neu erfand, Koautor des Buches Das Universum ist eine Scheißgegend, seit September 2015 fester Bestandteil der Science Busters und offizieller Botschafter der Zahl Pi.
Helmut Jungwirth, Professor für Wissenschaftskommunikation (der erste seiner Art in Österreich) und wissenschaftlicher Leiter des Geschmackslabors an der Karl-Franzens-Universität Graz. Das Spezialgebiet des Molekularbiologen ist Erde, genauer: deren Geschmack und Verkochbarkeit. Gemeinsam mit dem Schweizer Koch Rolf Caviezel hat er ganze Erd-Menüs kreiert.
Mit maßgeblichen Beiträgen von Elisabeth Oberzaucher, Peter Weinberger, Martin Moder und Gunkl.
Vorwort
Warum fressen Enten, nicht aber Hühner, abgeschnittene Menschen-
Penes, umgangssprachlich Penisse? Weshalb sollten wir den Mond
über Kopf und durch die eigenen Beine betrachten? Und was treibt
Plattwürmer in Einzelhaft zum Selfing? Das alles konnte mensch
launig bis friedlich zwischen Experiment und Aufklarung erläutern.
Konnte. Die saucoolen Science Busters, in Osterreich seit zehn Jahren
für ihr wissenschaftliches Buhnenprogramm nebst fetziger Fernsehsendung
bekannt, machen es aber, auch in diesem Buch hier,
anders. Denn jedes Mal, wenn sich beim Lesen der ›Ahso, das merke
ich mir jetzt mal‹-Modus einschaltet, haut es einem eine neue
und schrage Wendung ums Gehirn. Dass der Mond eine faule Sau
ist und das Universum eine Scheißgegend, erschließt sich den naturwissenschaftlich
angefixten Leser*innen wohl noch mühelos.
Anders sieht es aus, wenn es ums Käseklopfen geht oder warum wir
vergessen, was wir gerade wollten, wenn wir das Zimmer wechseln.
Die Erklärungen der Busters dazu sind nicht nur naturwissenschaftlich
solide, sondern auch aktuell: Forschungsstand ist das aktuelle
Jahr. I like.
VORWORT
Den einen oder anderen Kasper haben die Jungs natürlich gefrühstückt.
Darum nennen sie sich ja auch Kabarettisten. Doch sie sind
mehr. Dass der Planet Mars sich entlang ausgelegter Leckereien zur
Sonne naschen konnte, dass Asteroiden bei planetaren Rochaden
hupfen sowie das Gedankenbild, dass die mögliche Engelsmenge
auf einer Nadelspitze beherrschbar wird, sobald man annimmt, dass
die Flügelwesen Sauger sind (was sie laut bildlicher Überlieferung
sein mussten), erfordert eher das Gemüt achtjähriger Höchstbegabter,
die jeweils einen guten Schuss Synästhesie und Asperger eingestrudelt
haben. Hoffentlich sind Sie, liebe Leser*innen, genauso
vergnügt unerwachsen wie die Autoren dieses Buches. Falls nicht,
dann können Sie es jetzt ja zumindest mal ausprobieren.
Denn was hier als Quatsch anschwemmt, ist eher Gedanken- und
Experimentejonglage, genauer gesagt: vernetztes oder Querdenken.
Da die Texte so schon formuliert sind, funktionieren sie auch. Anstatt
etwa die für Nobelpreise schon vorreservierten Forschungen
zu CRISPR und Hawking-Strahlung zu detaillieren, berichten die
Busterjungs zum Schein erst mal von Mucken und knutschenden
Partygasten. Sekunden später geht es dann aber doch um CRISPR
und Hawking-Strahlung - sicher nur ein verrückter Zufall. ;)
Nun sind die Busters nicht die Ersten, die sich mit prüfbaren Tatsachen
von hinten durchs Fensterkreuz anschleichen. Da sie das
aber erstens massiv unpädagogisch machen (Leser*innen sollten
beispielsweise Furze nicht fürchten, denn diese, also die Furze, kommen
im Buch des Öfteren vor), zweitens erkennbar vor allem selbst
Spaß haben und sich nicht durch einen Lehrplan quälen sowie
drittens die Auswahl ihrer Themen wilder und bunter ist als eine
österreichische Bergwiese im Sommerwind, legen sie die Lernlatte
so, dass gewöhnliche Pädagog*innen mit dem Kopf dagegenrennen
werden. Harr!
Was mir außerdem noch gefallt: die lustigen Worte im Text. Was
mögen wohl eine strenge Kammer, Mistkübel, Ungustl, Krawallschanis
und Sprühpizza sein? Tja. Einen guten Jesus-Witz gibt's im
Buch übrigens auch. Dieser ist - es war nicht anders zu erwarten -
nicht etwa beliebig eingestreut, sondern sauber aus dem Zusammenhang
des Artikels entwickelt, in dem der Heiland dann erscheint.
Dieser zusammenhangsreiche Artikel wiederum handelt davon, dass
und warum wir uns Dinge aus dem Zusammenhang heraus merken.
Sie verstehen? Nein? Später geht es um Fettlachse, das Klima und
Deo-Stifte.
Wer das Bustersbuch gelesen hat, ist schlauer, lustiger, vernünftiger
und verrückter als vorher. Gleichzeitig lasst ersiees sich weder
von Scharlatanerie noch Gelsen foppen, wird Neutronensterne
noch cooler finden und Waldboden wenn, dann nur noch ganz bewusst
verspeisen. Freuen Sie sich auf tollkühne, aktuelle, lustige
und lässige Berichte aus den Naturwissenschaften.
Herzlich Ihr -
Mark Benecke
Mark Benecke ist Sachverständiger für kriminalbiologische Spuren. Seit fast
zwanzig Jahren läuft jeden Samstagmorgen sein Live-Wissenschafts-Podcast
im deutschen öffentlich-rechtlichen Sender radioeins aus Berlin/Brandenburg.
»Wie super ist
der Supermond?«
Kurze Antwort:
So super, wie Sie ihn gerne hatten.
Lange Antwort:
In der Welt der Superhelden gibt es nicht nur Superman, sondern
auch Supergirl, warum soll es dann im Weltall neben Supererde
nicht auch Supermond geben? Der Mond an sich ist ja schon ein beeindruckender
Anblick - wie toll muss dann erst ein Supermond
sein? Nur, was macht den Mond wann super, und wann ist er nur
Clark Kent?
Als Supermond bezeichnet man den Vollmond, oder auch Neumond,
wenn er sich gerade ganz besonders nahe an der Erde befindet.
Wie nahe ist besonders nahe, und warum macht der Mond das? Die
Bahn des Mondes um die Erde ist keine exakte Kreisbahn, sondern
beschreibt eine Ellipse. Der Punkt der Bahn, an dem der Mond der
Erde am nächsten kommt, wird Perigäum genannt, der erdfernste
Punkt Apogäum. Das ist würdig und recht, denn geo bedeutet Erde,
peri um herum und apo weg. Diese Punkte sind aber nicht fix, da die
Bahn des Mondes sich aufgrund der gravitativen Störungen der
Erde und anderer Himmelskörper im Laufe der Zeit ändert. Im Mittel
ist das Perigäum 363 296 Kilometer von der Erde entfernt. Es
kann sich aber auch auf 356 400 Kilometer nähern bzw. auf 370 300
Kilometer entfernen. Das Apogäum ist im Mittel 405 504 Kilometer
entfernt, kann sich aber auch grob 1000 Kilometer naher oder 1000
Kilometer ferner befinden. Supermond gibt es also im Perigäum,
wenn gerade Voll- oder Neumond zu beobachten sind.
Angeblich soll der Mond als Supermond dann besonders gros am
Himmel erscheinen. So ist es zumindest immer wieder in Zeitungen
zu lesen. Der Mond selber liest aber offenbar nicht dieselben Gazetten
wie wir und weis deshalb nichts davon, dass er ausgerechnet
dann besonders gros am Himmel erscheinen soll. Der scheinbare
Durchmesser des Vollmondes ändert sich im Laufe eines Jahres
ständig. Eben weil die Bahn des Mondes um die Erde eine Ellipse
und kein Kreis ist, ist er mal weiter, mal weniger weit entfernt, und
daher erscheint er uns auch immer unterschiedlich groß.
Diese Größenunterschiede sind aber vergleichsweise unbedeutend.
Betrachtet man den Mond an seinem erdfernsten Punkt, und
vergleicht das mit dem erdnächsten Punkt, dann betragt der scheinbare
Größenunterschied ungefähr 14 Prozent. Das ist in etwa der
Größenunterschied zwischen einer 1- und einer 2-Euro-Munze.
Das ist eine Differenz, die man mit freiem Auge bemerken konnte,
es aber so gut wie nie tut. Warum? Weil man dafür Übung in der
Himmelsbeobachtung braucht und ein sehr gutes Gefühl für die
Größenverhältnisse. Sonst ist der Mond halt der Mond, und man
wird keinen besonderen Unterschied sehen.
Wenn wir ihn überhaupt sehen, denn bei bedecktem Himmel kann
sich der Mond herausputzen wie er will, niemand schaut hin, egal
ob Peri- oder Apogäum, da kann er genauso gut nackt aufgehen
und unrasiert über den Himmel ziehen und hinten an der Hose
klebt ein Streifen Klopapier und flattert im Nachtwind. Nur wenn
man Fotos vergleicht, hat man auch als Laie die Chance, den Größenunterschied
zu erkennen. Das gilt noch mehr - also natürlich
kann etwas nur Geltung besitzen oder nicht, da haben Sie recht,
aber umgangssprachlich gesagt giltet es noch mehr -, wenn man
zwei direkt aufeinanderfolgende Vollmonde vergleicht. Da ist der
Unterschied nie grösser als 1,3 Prozent, und das merkt man dann
wirklich nicht mehr. Und das ist noch nicht alles.
Die Sache wird noch ein wenig komplizierter, wenn man die
Mondtäuschung berücksichtigt. Der Mond ändert seine scheinbare
Große nicht nur, weil er der Erde manchmal naher ist und
manchmal weiter entfernt. Es gibt auch noch einen Effekt, der nur
in unserer Wahrnehmung stattfindet, eine optische Täuschung,
die dafür sorgt, dass uns ein Vollmond sehr viel großer erscheint,
wenn er nahe dem Horizont steht, als wenn wir ihn hoch am Himmel
sehen. Das hat aber nichts mit seinem Abstand zur Erde oder
einem ≫Supermond≪ zu tun, sondern mit unserem Gehirn. Warum
das genau passiert, ist noch immer nicht endgültig geklärt, aber es
gibt ein Mittel, diese Täuschung zu überlisten. Wenn man sich
vorbeugt und den Mond kopfüber durch seine Beine betrachtet,
kann das Gehirn nicht alles so schnell umrechnen, und der Mond
hat seine wahre Große. Das heißt, wenn man bei Vollmond nachts
mehrere Menschen kopfüber mit dem Kopf zwischen den Beinen
beobachtet, dann kontrollieren die nicht, ob es im Schritt schon
riecht, sondern wollen den Mond in seinen richtigen Ausmaßen
sehen. Oder beides.
Supermond kommt übrigens nicht dramatisch selten vor. Dazu
muss man sich nur ansehen, wann der Mond wo zu stehen kommt.
Der Zeitraum, der vergeht, bis der Mond von der Erde aus gesehen
wieder die gleiche Phase zeigt wie zuvor, also etwa zwischen einem
Vollmond und dem nächsten, wird synodischer Monat genannt und
betragt 29,53 Tage. Betrachtet man den Zeitraum, der vergeht, bis
der Mond wieder genau den gleichen Punkt entlang seiner Bahn
erreicht, sind das aber nur 27,55 Tage. Das wird anomalistischer
Monat genannt. Für einen ≫Supermond≪ müssen wir beide Perioden
betrachten, denn es geht ja um den Zeitraum, der vergeht, bis
der Mond wieder die gleiche Phase und die gleiche Position seiner
Bahn einnimmt, also zeitgleich wieder voll ist und im erdnächsten
Punkt steht.
Man sucht dazu einen Zeitraum, der sich sowohl durch eine ganze
Zahl von synodischen als auch durch eine ganze Zahl von anomalistischen
Monaten teilen lasst. In diesem Fall sind das knapp 413 Tage.
14 synodische Monate entsprechen 413,43 Tagen, 15 anomalistische
Monate 413,32 Tagen. Es dauert also höchstens ein Jahr und 48 Tage,
bevor sich ein ≫Supermond≪ wiederholt. Das ist nicht einmal für
ein Menschenleben sehr lange, und für einen Mond, den es immerhin
schon ein paar Milliarden Jahre gibt, erst recht nicht. Außerdem
ist das die längste Zeit zwischen zwei Supermonden. Es geht auch
deutlich kurzer. Wenn zu Vollmond das Perigäum der Erde gerade
besonders nahe ist, dann können auch die Vollmonde im Monat davor
und danach ≫Supermonde≪ sein; es kann also bis zu drei ≫Supermonde
≪ in den 413 Tagen geben. Und das ist dann schon öfter als
Weihnachten und Ostern zusammen, was schon jeweils für sich
nicht besonders selten anfallt.
Der ≫Supermond≪ ist also weder besonders gros noch besonders
selten. In der Astronomie wurde man das Ereignis als ein spezielles
Syzygium bezeichnen. So wird jede Konstellation genannt, bei der
Sonne, Mond und die Erde in einer Linie stehen. Und genau das
passiert ja bei einem Vollmond oder Neumond. Im ersten Fall steht
die Erde zwischen Sonne und Mond, und im zweiten Fall steht der
Mond zwischen Sonne und Erde. Ein ≫Supermond≪ ist also ein
Perigäum-Syzygium. Was daran super sein soll, weiß niemand so
genau, und folglich handelt es sich bei ≫Supermond≪ auch nicht um
einen astronomischen Fachausdruck, sondern einen astrologischen,
erfunden vom US-amerikanischen Sterndeuter Richard Nolle.
Der wollte, wie es sein Beruf nahelegt, aber überhaupt nichts
Wissenschaftliches damit bezwecken, sondern einfach ein bisschen
in der Gegend herumwarnen, wie das Astrologen gerne machen,
wenn der Tag lange ist. Angeblich soll ein ≫Supermond≪ extreme
gravitative Störungen auf die Erde ausüben und so extreme Sturme,
extreme Erdbeben, Vulkanausbruche und andere Katastrophen
auslosen.
Dass das nicht der Fall ist, lässt sich durch die vorhandenen
Aufzeichnungen leicht belegen. Die Gezeiten können ein wenig
starker ausfallen als sonst, wenn der Mond sich besonders nahe an
der Erde befindet, aber wenn dann nicht auch noch das Wetter mit
Sturmen für zusätzliche Flut sorgt, passiert nicht viel.
Wie der Vollmond überhaupt nichts anderes kann als der Neumond
oder irgendein dazwischen teilweise beschienener Mond.
Der Mond ist immer derselbe, ein annähernd kugelförmiger Felsen
mit einem Durchmesser von rund 3500 Kilometern in einer Entfernung
von knapp 400 000 Kilometern. Auch sein Licht ist zu keiner
Zeit irgendetwas Besonderes. Der Mond leuchtet bekanntlich nicht
einmal, das macht die Sonne, der Mond ist eine faule Sau, lasst sich
anscheinen und reflektiert nur. Und dieses reflektierte Licht sehen
wir, manchmal mehr, manchmal weniger. Alles, was Mondlicht machen
können soll, musste also Sonnenlicht um ein Vielfaches besser
können. Dass deshalb verschiedene Tätigkeiten zu verschiedenen
Zeiten des Mondzyklus besser oder schlechter gelingen sollen, ist
genau aus diesem Grund natürlich ausschließlich esoterischer Unsinn.
Das sieht man schon daran, welche Tätigkeiten in Mondkalendern
in der Regel Berücksichtigung finden. Mehrheitlich handelt
es sich um altmodische, eigentlich antimoderne Ratschlage, vielfach
für einfache, bäuerliche Arbeiten: wann man säen soll und wann
ernten, zu welchem Zeitpunkt das Haupthaar beim Schneiden mithilft
und wann einem Baum das Umgeschnittenwerden am besten
gefallt. Ich und mein Holz ist nämlich auch in der Esoterik ein Hit,
aber leider ohne Ironie. Kaum einmal findet man zeitgemäße Tipps,
etwa wann ein Festplatten-Back-up in die Cloud ansteht, welcher
Zeitpunkt für Tierversuchsreihen im Labor am günstigsten liegt
oder ob man DNA eher bei Vollmond oder Neumond gentechnisch
verändern soll.
Es gibt nur drei Ausnahmen, im Rahmen derer der
Vollmond auf das Leben der Menschen sehr wohl Einfluss haben
kann. Erstens spuren Menschen, die Vollmondseminare anbieten,
Mondkalender mit speziellem Mondwissen und dergleichen Unfug
mehr, den Einfluss des Mondes zum Teil ganz beträchtlich, und
zwar auf ihrem Konto. Zweitens kann ein heller Vollmond helfen,
wenn man betrunken aus dem Wirtshaus nach Hause torkelt, dass
man nicht so oft über Hindernisse stolpert, die man bei Neumond
übersehen hatte, und drittens steigt die Gefahr, von Löwen gefressen
zu werden, unmittelbar nach Vollmond deutlich. Löwen jagen
nämlich angeblich lieber und erfolgreicher im Dunkeln und haben
deshalb nach ein paar Tagen Vollmond mehr Hunger als sonst. Das
gilt aber natürlich nur, wenn Sie sich Löwen nähern, die in freier
Wildbahn leben. Eine ruhig gelegene Altbauwohnung neben dem
städtischen Zoo müssen Sie deshalb nicht aufgeben, nur weil der
Mond beginnt abzunehmen.
©HANSER
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Autoren-Porträt von Martin Puntigam, Florian Freistetter, Helmuth Jungwirth
Autor für Film, Druck, Funk und Fernsehen, mit sage und schreibe zwölf Preisen ausgezeichneter Kabarettist, Gründungsmitglied und seitdem hautenger MC der Science Busters feat. Purpur, seit 2016 Universitäts-Lektor an der Karl-Franzens-Universität Graz. Initiator des seit 2016 jährlich vergebenen Heinz Oberhummer Awards für Wissenschaftskommunikation. Florian Freistetter, geboren 1977, hat an der Universität Wien Astronomie studiert. 2008 rief er das Astronomie-Blog Astrodicticum simplex ins Leben, das zu den meistgelesenen deutschen Wissenschaftsblogs. Sein Podcast "Sternengeschichten" zählt zu den erfolgreichsten Wissenschaftspodcasts in deutscher Sprache. Bei Hanser erschienen u.a. Der Komet im Cocktailglas. Wie Astronomie unseren Alltag bestimmt (2013), ausgezeichnet mit dem Preis "Wissenschaftsbuch des Jahres 2014", sowie zuletzt Eine Geschichte des Universums in 100 Sternen (2019). 2015 wurde er festes Mitglied der Wissenschaftskabarettgruppe Science Busters. Helmut Jungwirth, geboren 1969, ist Molekularbiologe an der Universität Graz. Er forschte in Tübingen und Wien, ist Mitbegründer der "Mitmachlabore Graz", wissenschaftlicher Leiter des "Geschmackslabors" und Geschäftsführender Leiter des Zentrums für Gesellschaft, Wissen und Kommunikation ("die siebente Fakultät"). Im Oktober 2016 wurde er zum österreichweit ersten Universitätsprofessor für Wissenschaftskommunikation berufen. Seit 2015 ist er Mitglied der Science Busters. Die Science Busters sind längst Kult. Seit ihrer Gründung 2007 servieren sie Wissenschaft für alle, gastieren mit ihren Wissenschaftskabarett-Shows in Theatern im gesamten deutschsprachigen Raum und sind in Fernsehen und Radio präsent. Für ihr Kabarettprogramm erhielten sie den Deutschen Kleinkunstpreis sowie den Salzburger Stier. Ihre Bücher Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln und Das Universum ist eine Scheißgegend wurden als Wissensbücher des Jahres ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Martin Puntigam , Florian Freistetter , Helmuth Jungwirth
- 2017, 288 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 14,5 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: HANSER
- ISBN-10: 3446257276
- ISBN-13: 9783446257276
- Erscheinungsdatum: 19.09.2017
Pressezitat
"Ein schnelles Durchblättern erlaubt das Werk nicht, die Autoren kommen gern vom Hundertsten ins Tausendste, stets humorvoll den Leser bei Laune haltend ... Der Streifzug durch die Naturwissenschaft funktioniert ganz nach der Technik: Man merkt sich das, worüber man lacht." Die Presse, 30.09.17"Von göttlichen Einsichten und einem Asteroid in Strapsen ... Ein wahres Meisterwerk von einfacher, humorvoller Vermittlung komplexer wissenschaftlicher Inhalte." Tanja Traxler, Der Standard, 23.09.17
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