Was vom Tage übrig bleibt
Die Gewerkschaften und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Für die meisten arbeitenden Eltern ist eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf wesentlich. Aber nur knapp ein Drittel von ihnen halten die Bedingungen in den Unternehmen für zufriedenstellend. Die Gewerkschaften haben sich trotz ihrer vermittelnden...
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Produktinformationen zu „Was vom Tage übrig bleibt “
Klappentext zu „Was vom Tage übrig bleibt “
Für die meisten arbeitenden Eltern ist eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf wesentlich. Aber nur knapp ein Drittel von ihnen halten die Bedingungen in den Unternehmen für zufriedenstellend. Die Gewerkschaften haben sich trotz ihrer vermittelnden Funktion zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern bisher wenig in den Diskurs eingeschaltet. Obwohl die Frage nach der Vereinbarkeit nach wie vor in erster Linie von ihnen als ein "Frauenproblem" konstruiert wird, mehren sich doch die Anzeichen, dass sich die Argumentationsstrategien verändern.
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Was vom Tage übrig bleibt “
1. EinleitungBei einer Reise nach Schweden im Sommer 2014 machte mich ein Freund aus Stockholm auf einen Kampagnen-Film des schwedischen Gewerkschaftsbundes TCO aufmerksam. Der Film spielt im sonnigen Los Angeles. In dem Video sieht man einen jungen, hippen amerikanischen Vater mit seinem kleinen Sohn. Der schwärmt in seiner Villa mit Pool davon, es sei so schön, wie ein schwedischer Vater zu leben und zu arbeiten. Er erzählt von bezahlter Elternzeit, sechs Wochen Urlaub und einer sicheren und angenehmen Altersversorgung. Während sich alle anderen um ihn herum als sehr hart arbeitende Eltern aufreiben müssen, genießt er dank seines Arbeitgebers, der sich an skandinavischer Familienfreundlichkeit orientiert, ein entspanntes Leben in Elternzeit. Die Botschaft lautet: Es ist äußerst erstrebenswert, nach dem schwedischen Modell zu leben, vor allem, wenn man Kinder hat.Schweden gilt in Sachen Vereinbarkeit international, ganz besonders aber auch in Deutschland, als Land der Sehnsüchte. »Kinder und Karriere passen nicht zusammen? Das stimmt, in Deutschland, nicht aber in Skandinavien«, schreibt »Die Zeit«. »Wir haben uns von den Schweden inspirieren lassen«, kommentiert Franziska Brantner, familienpolitische Sprecherin der Grünen, im Tagesspiegel die Einführung des Elterngeld Plus. »Dort haben vergleichbare Regelungen beim Elterngeld dafür gesorgt, dass Mütter und Väter sich gleichberechtigter auf einem ähnlichen Arbeitszeitniveau eingependelt haben.« Nicht nur Politiker und Journalisten argumentieren in Sachen Vereinbarkeit gerne mit schwedischen Beispielen. Auch deutsche Gewerkschaften beziehen sich in ihren Forderungen für eine bessere Vereinbarkeit auf die Vorteile gleichberechtigter Arbeitsteilung, eine gute Betreuungsinfrastruktur und eine grundsätzlich familienfreundliche Arbeitskultur in dem skandinavischen Land.»Dass es auch anders geht, zeigt Schweden«, betont die IG Metall Heidelberg in einer Pressmitteilung. »Hier ist Familienfreundlichkeit eine
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Selbstverständlichkeit. Probleme mit starren Arbeitszeiten kennen die Arbeitnehmer dort nicht. Wenn die Kinder krank sind, bleibt der Mitarbeiter zu Hause und die Lebenspartner wechseln sich ab, wenn der Nachwuchs von der Kita abgeholt werden muss. Das akzeptieren die Kollegen ebenso wie der Chef.«Der Ortsfrauenausschuss der IG Metall Bremerhaven lobt die geringe weibliche Teilzeitquote in Schweden. »Hier liegt ein eklatanter Unterschied zu Deutschland, wo Teilzeitbeschäftigung und Minijobs bei den Frauen immer mehr zunehmen.«Das skandinavische Modell bringt nachweislich Erfolge in Sachen Vereinbarkeit: Die Beschäftigungsquoten von Frauen und Müttern in Schweden zählen im EU-Durchschnitt zu den höchsten, die Armutsquote bei Kindern ist vergleichsweise niedrig (Esping-Andersen 2015: 124-134).»Die schwedische Regierung unterstützt das Modell der Doppelverdiener-Familie und gewährt Frauen und Männern viele Rechte und Vergünstigungen hinsichtlich Familie und Job, damit Vereinbarkeit gelebt werden kann«,lobt die IG Metall. In keinem Land scheinen die Menschen Privatleben und Job besser unter einen Hut zu bringen als in Schweden. Die Sehnsucht nach schwedischen Verhältnissen spiegelt sich auch in den Interviews wider, die ich im Zuge dieser Studie mit deutschen Gewerkschaftsmitgliedern führte.»Ich würde mir sehr sehr wünschen, wenn wir dahin kommen, wo die Schweden mittlerweile längst sind, dass es das normalste der Welt ist, dass man Eltern ist und arbeitet, und dass es einfach zusammengehört und dass es das Normalste der Welt ist, dass es gar keine Frage ist, sondern dass es eher akzeptiert wird und darauf auch entsprechend reagiert wird, dass es kein Makel ist, und nicht ein Problem darstellt.« (IP001)Auf der offiziellen Homepage des Staates Schweden wirbt ein Beitrag an prominenter Stelle mit »Fünf Gründen, warum man in Schweden arbeiten sollte«. Genannt werden an erster Stelle die vielen Rechte, die ein Angestellter in Schweden genieße. Das Wohlbefinden der
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Inhaltsverzeichnis zu „Was vom Tage übrig bleibt “
Inhalt1. Einleitung 72. Forschungsstand 212.1. Die Gewerkschaften als Vereinbarkeitsakteur 212.1.1. Gewerkschaften als Organisationen in der Krise 212.1.2. Gewerkschaften als lernende Organisationen 232.1.3. Die gewerkschaftliche Rekrutierung von Frauen 292.1.4. Gewerkschaftliches Vereinbarkeitsengagement 322.2. Definitionen und Metaphern von Vereinbarkeit 342.3. Deutungsmuster von Vereinbarkeit 432.3.1. Familienfreundliche, pragmatische Zweckmäßigkeit 442.3.2. Unvereinbarkeit als weiblich konstruierter Diskurs 462.3.3. Das Konzept des Normalarbeitsverhältnisses 512.3.4. Vereinbarkeit als Menschenrecht 582.4. Vereinbarkeit als Querschnittsdiskurs 632.4.1. Die Care-Debatte 642.4.2. Chancengleichheit 672.4.3. Die Teilzeitfalle 732.4.5. Arbeitszeit und Vereinbarkeit 772.4.6. Arbeit 4.0 und Work-Life-Balance 832.5. Fragestellung 893. Methodik und Studiendesign 933.1. Theoretische Vorüberlegungen zur Methodenwahl 933.1.1. Diskursanalyse 933.1.2. Grounded Theory 1053.2. Studiendesign 1103.2.1. Datensammlung 1103.2.2. Datenauswertung 1194. Ergebnisse 1234.1. Vereinbarkeit als Metapher 1234.2. Diskursive Vereinbarkeitskonstrukte 1294.2.1. Vereinbarkeit als utilitaristischer Diskurs 1294.2.2. Vereinbarkeit als hegemonialer Diskurs 1354.2.3. Vereinbarkeit als humanistischer Diskurs 1434.2.4. Vereinbarkeit als individualistisch-liberaler Diskurs 1474.3. Gewerkschaftliche Erzählungen von Vereinbarkeit 1514.3.1. Partnerschaftliche Arbeitsteilung 1524.3.2. Was vom Tage übrig bleibt: Kürzere Vollzeit 1644.3.3. Souverän arbeiten 1704.4. Vom Diskurs zur Aktion 1864.4.1. Souveräntität und Mitgliederorientierung 1864.4.2. Kontinuierlicher Wissenstransfer 1894.4.3. Vereinbarkeit durch Tarifverträge 1964.4.4. Vereinbarkeit als Organizing-Thema 2035. Diskussion 2095.1. Das Ringen um Begriffe und Deutungen 2095.1.1. Vereinbarkeit als handlungsorientierter Diskurs 2095.1.2. Neue gewerkschaftliche Erzählungen von Arbeit 2135.2. Neue Entwürfe vereinbarer Arbeit 2285.2.1. Der sich sorgende
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Normalarbeiter 2295.2.2. Partnerschaftlichkeit 2325.2.3. Gute Arbeitszeiten 2365.2.4. Souveränität bei der Arbeitsplatz- und Lebensgestaltung 2435.3. Gewerkschaftliche Umsetzung von Vereinbarkeit 2525.3.1. Deliberative Partizipation 2535.3.2. Vereinbarkeit durch Tarifverträge 2615.3.3. Modernes Organizing 266Fazit... 274Anhang 281Grafiken und Tabellen 304Literatur 305Danksagung 338
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Autoren-Porträt von Michaela Schonhöft-Dickgreber
Michaela Schonhöft-Dickgreber ist Sozialwissenschaftlerin und Autorin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Michaela Schonhöft-Dickgreber
- 2019, 338 Seiten, Maße: 14,1 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593511436
- ISBN-13: 9783593511436
- Erscheinungsdatum: 21.08.2019
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