Weil deine Augen ihn nicht sehen
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Für Margaret Frawley wird der schlimmste Albtraum wahr: Skrupellose Erpresser entführen ihre dreijährigen Zwillingstöchter. Nach einer dramatischen Geldübergabe kommt eine Tochter frei, die andere aber sei gestorben, heißt es. Doch Margaret will nicht an den Tod ihres Kindes glauben.
Margaret Frawley ist mit ihrem Mann Steve auf einem Empfang, als das Schreckliche passiert: Zwei Männer dringen in ihr Haus ein, schlagen die Babysitterin nieder und rauben die Zwillingstöchter des Paares. Auf dem Kinderbettchen hinterlassen sie eine Lösegeldforderung über eine immens hohe Summe. Die Polizei tappt komplett im Dunkeln, aber es gibt einen Lichtblick: Die Eltern schaffen es tatsächlich, acht Millionen Dollar zusammenzubekommen. Vor Angst nahe am Nervenzusammenbruch wartet Margaret auf die Übergabe, doch nur ein Zwilling, Kelly, kehrt zurück. Die andere Tochter sei erkrankt und gestorben, lassen die Entführer wissen. Margaret ist hin und her gerissen zwischen Freude über Kellys Rückkehr und Verzweiflung über Kathys Tod. Doch mitten im Gedenkgottesdienst fängt Kelly zum ersten Mal seit ihrer Heimkehr wieder zu sprechen an: »Kathy hat so Angst vor der Frau! Mami, du musst sie auch heimholen.«
Margaret Frawley ist mit ihrem Mann Steve auf einem Empfang, als das Schreckliche passiert: Zwei Mner dringen in ihr Haus ein, schlagen die Babysitterin nieder und rauben die Zwillingsthter des Paares. Auf dem Kinderbettchen hinterlassen sie eine Legeldforderung er eine immens hohe Summe. Die Polizei tappt komplett im Dunkeln, aber es gibt einen Lichtblick: Die Eltern schaffen es tatshlich, acht Millionen Dollar zusammenzubekommen. Vor Angst nahe am Nervenzusammenbruch wartet Margaret auf die ergabe, doch nur ein Zwilling, Kelly, kehrt zurk. Die andere Tochter sei erkrankt und gestorben, lassen die Entfrer wissen. Margaret ist hin und her gerissen zwischen Freude er Kellys Rkkehr und Verzweiflung er Kathys Tod. Doch mitten im Gedenkgottesdienst fgt Kelly zum ersten Mal seit ihrer Heimkehr wieder zu sprechen an: "Kathy hat so Angst vor der Frau! Mami, du musst sie auch heimholen."
Weil deine Augen ihn nicht sehen von Mary Higgins Clark
LESEPROBE
»Warte mal,Rob, ich glaube, eine von den Zwillingen hat angefangen zu weinen. Ich ruf dichspäter zurück.«
Dieneunzehnjährige Trish Logan legte ihr Handy weg, sprangvom Sofa auf und hastete aus dem Wohnzimmer. Es war das erste Mal, dass sie alsBabysitterin für die Frawleys arbeitete, jene nettenLeute, die vor ein paar Monaten in die Stadt gezogen waren. Trishhatte sie auf Anhieb sympathisch gefunden. Mrs. Frawleyhatte ihr erzählt, sie sei als kleines Mädchen oft mit ihren Eltern inConnecticut gewesen, um Freunde zu besuchen, und es habe ihr so gut gefallen,dass sie sich schon damals gewünscht habe, einmal selbst dort zu wohnen.»Letztes Jahr, als wir auf der Suche nach einem Haus waren, sind wir zufälligdurch Ridgefield gekommen, und da dachte ich sofort,dass dies der Ort ist, in dem ich wohnen will«, hatte sie Trisherzählt.
Die Frawleys hatten das alte Farmhaus der Cunninghams gekauft,ein richtiges Schnäppchen, von dem Trishs Vater jedochbehauptete, es sei eine ziemliche Bruchbude. Am heutigen Donnerstag, dem 24.März, feierten die eineiigen Zwillinge der Frawleysihren dritten Geburtstag, und Trish war angeheuertworden, um bei der Feier zu helfen und am Abend die beiden Mädchen zu hüten,weil die Eltern zu einem offiziellen Dinner nach New York fahren mussten.
Nach demganzen Trubel auf ihrer Geburtstagsparty hatte ich eigentlich gemeint, diebeiden seien total erledigt, dachte Trish, als siedie Treppe erreichte, die zum Schlafzimmer der Zwillinge führte. Die Frawleys hatten den abgetretenen Teppichbodenherausgerissen, der im ganzen Haus verlegt gewesen war, und die Stufen aus demneunzehnten Jahrhundert knarzten unter ihren Füßen.
Kurz vorder obersten Stufe hielt sie inne. Sie hatte das Licht im Flur angelassen, dochoben war alles dunkel. Wahrscheinlich war wieder eine Sicherung durchgebrannt.Die elektrische Anlage in dem alten Haus war eine einzige Katastrophe. Erst amNachmittag war dasselbe in der Küche passiert. Das Zimmer der Zwillinge befandsich am Ende des Flures. Es war jetzt nichts mehr zu hören. Wahrscheinlichhatte eines der Mädchen im Schlaf geweint und dann wieder aufgehört, überlegte Trish, während sie sich durch die Dunkelheit tastete.Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. Es ist nicht nur das Licht im Flur.Ich hatte die Tür zu ihrem Zimmer offen gelassen, damit ich mitbekomme, wenneine der beiden aufwacht. Man müsste den Schein des Nachtlichts in ihrem Zimmersehen. Die Tür ist zu. Aber gerade eben muss sie noch offen gewesen sein, sonsthätte ich unmöglich hören können, dass eine der beiden geweint hat.
Mit einemMal hatte sie Angst und horchte angestrengt in die Stille. Was war das für einGeräusch? Plötzlich, mit namenlosem Schrecken, erkannte sie, was es war: leiseSchritte. Dazu, kaum vernehmlich, leise Atemzüge. Der säuerliche Geruch vonSchweiß. Jemand befand sich hinter ihr.
Trishwollte schreien, doch nur ein schwaches Stöhnen kam über ihre Lippen. Siewollte wegrennen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Sie spürte, wie eineHand in ihre Haare griff und ihren Kopf nach hinten riss. Das Letzte, woran siesich erinnern konnte, war, dass ihr die Kehle zugedrückt wurde.
DerAngreifer löste seinen Griff und ließ Trish zu Boden sinken.Zufrieden stellte er fest, wie schnell und schmerzlos sie bewusstlos gewordenwar, knipste seine Taschenlampe an, fesselte und knebelte sie und verband ihrdie Augen. Dann ließ er sie liegen, richtete den Strahl zu Boden, lief eilig denFlur entlang und öffnete die Tür zum Schlafzimmer der Zwillinge.
Kathy undKelly lagen mit weit aufgerissenen Augen in dem großen Kinderbett, in dem siegemeinsam schliefen. Kathys rechte Hand hielt Kellys linke umklammert, mit der jeweilsanderen Hand versuchten sie die Tücher wegzuziehen, mit denen man ihnen denMund verbunden hatte. Der Mann, der die Einzelheiten der Entführung geplant hatte,stand neben dem Bett. »Bist du sicher, dass sie dich nicht gesehen hat, Harry?«, fragte er scharf.
»Hundertprozentig.Und damit meine ich hundertprozentig, Bert«, antwortete der andere. Beideachteten sie darauf, jene Namen zu benutzen, die sie sich für diesen Job ausgedachthatten: »Bert« und »Harry«, nach den Comicfiguren einer Bierwerbung aus denSechzigerjahren.
Bert hobKathy aus dem Bett und befahl Harry: »Nimm du die andere. Wickel sie in eineDecke. Es ist kalt draußen.«
Nervöshasteten die beiden Männer die hintere Treppe hinunter, durchquerten die Kücheund huschten zum Hintereingang hinaus, ohne die Tür hinter sich zu schließen.Beim Transporter angekommen, hockte sich Harry auf den Boden vor derHinterbank, beide Zwillinge fest in seine fleischigen Arme geschlossen. Bertsetzte sich ans Steuer und startete. Mit ausgeschalteten Scheinwerfern tauchteder Wagen aus dem dunklen Schatten der Eingangsveranda hervor.
ZwanzigMinuten später kamen sie beim Häuschen an, wo Angie Amesauf sie wartete. »Die sind ja richtig süß«, rief sie aus, als die Männer dieKinder hereintrugen und sie in das weiße Gitterbettlegten, das für sie vorbereitet worden war. Mit flinken Bewegungen löste Angiedie Knebel, mit denen sie die kleinen Mädchen bis dahin ruhig gestellt hatten. DieZwillinge klammerten sich aneinander und heulten los. »Mommy Mommy«, schrien sieunisono.
»Pssst, psssst, ihr braucht keineAngst zu haben«, sagte Angie beschwichtigend, während sie das Seitenteil desBettes hinaufklappte. Es war zu hoch, als dass sie darüber hätte reichenkönnen, daher steckte sie die Arme durch die Gitterstäbe und tätschelte diedunkelblonden Lockenköpfchen.
»Es istalles in Ordnung«, säuselte sie, »ihr könnt jetzt weiterschlafen. Kathy, Kelly,kommt, schlaft jetzt. Mona wird auf euch aufpassen. Mona hat euch lieb.«
»Mona« warder Name, den sie benutzen sollte, wenn die Zwillinge in der Nähe waren. »Ichkann diesen Namen nicht ausstehen«, hatte sie sich beschwert, als sie ihr dasmitgeteilt hatten. »Warum muss es unbedingt Mona sein?«
»Weil es soähnlich klingt wie Momma. Außerdem - wenn wir dasGeld haben und die Zwillinge wieder zu Hause sind, wäre es nicht so gut, wennsie allen erzählen, dass eine Frau namens Angie auf sie aufgepasst hat«, hattesie der Mann, der sich Bert nannte, angeherrscht.
»Sorgdafür, dass sie still sind«, befahl er jetzt. »Sie machen zu viel Lärm.«
»Entspanndich, Bert. Hier kann sie keiner hören«, beruhigte ihn Harry.
Er hatRecht, dachte Lucas Wohl, wie »Bert« mit richtigem Namen hieß. Einer derGründe, weshalb er, nach reiflicher Überlegung, Clint Downes- wie »Harry« richtig hieß - mit ins Boot geholt hatte, war, dass Clint neunMonate im Jahr als Hausmeister in dem Häuschen auf dem Gelände des Danbury Country Club wohnte. Von Labor Day bis 31. Mai machte der Club Winterpause, dieZugänge waren abgesperrt. Von der Diensteinfahrt aus, durch die Clint auf dasGelände gelangte, war das Häuschen nicht einmal zu sehen, und er musste einenCode eingeben, um das Tor zu öffnen.
Es war derideale Ort, um die Zwillinge versteckt zu halten, unddazu kam noch die Tatsache, dass Clints Freundin Angie öfter als Babysitterinarbeitete.
»Die werdenschon aufhören zu weinen«, sagte Angie. »Ich kenne mich mit kleinen Kindernaus. Irgendwann werden sie schon wieder einschlafen.«Sie strich ihnen über den Rücken und sang ziemlich falsch dazu: »Zwei kleineMädchen, in ihren blauen Kleidchen «
Lucas stießeinen leisen Fluch aus, zwängte sich durch den schmalen Gang, der zwischenDoppelbett und Kinderbett blieb, und verließ das Schlafzimmer, durchquerte dasWohnzimmer und betrat die Küche des Landhäuschens. Erst jetzt zogen er undClint ihre Kapuzenjacken aus und streiften die Handschuhe ab. Eine volleFlasche Scotch und zwei Gläser standen schon auf demTisch bereit, um auf den erfolgreichen Abschluss der Unternehmung anzustoßen.
Die beidenMänner setzten sich einander gegenüber und musterten sich schweigend. Lucasstarrte seinen Kumpan voller Verachtung an. Wieder einmal dachte er, dass wohl kaumein größerer Unterschied zwischen zwei Menschen denkbar war, und zwar sowohl,was ihr Äußeres betraf, als auch ihr Wesen. In Bezug auf sein eigenes Aussehengab er sich keinen großen Illusionen hin. Wenn er als Augenzeuge hätteauftreten müssen, hätte er sich selbst folgendermaßen beschrieben: etwa fünfzigJahre alt, schmächtig gebaut, durchschnittliche Größe, stark gelichtetes Haar,schmales Gesicht, eng zusammenstehende Augen. Er arbeitete als selbstständigerMietchauffeur, und als solcher hatte er sich die äußere Erscheinung einesservilen Angestellten angeeignet, stets darauf bedacht, dem Kunden alles rechtzu machen, eine Haltung, die er automatisch annahm, wenn er seine schwarzeChauffeuruniform anlegte.
Er hatteClint kennen gelernt, als sie zusammen im Gefängnis saßen, und im Lauf derletzten Jahre hatte er mit ihm eine Reihe von Einbrüchen verübt. Sie waren nie erwischtworden, weil Lucas stets vorsichtig geblieben war.
So hattensie keines ihrer Verbrechen in Connecticut begangen, weil Lucas nichts davonhielt, das eigene Nest zu beschmutzen. Die Geschichte, an der sie jetzt dranwaren, erwies sich zwar als äußerst riskant, war allerdings ein zu großes Ding,als dass man sie sich hätte entgehen lassen können, und so hatte er gegen seineeiserne Regel verstoßen. ()
© HeyneVerlag
Übersetzung:Andreas Gressmann
Was wäre, wenn Mary Higgins Clark keine Geldsorgen gehabt hätte? Dann wäre sie wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, Kriminalromane zu schreiben. Spannungsgeladene Bücher verkaufen sich nun mal besser, und ihr erster Thriller „Wintersturm“ wurde 1975 auf Anhieb ein Bestseller. Kürzere Geschichten hatte die Schriftstellerin schon als Schülerin geschrieben, denn Erzählen lag ihr als Tochter irischer Einwanderer einfach im Blut.
Mary Higgins Clark wurde 1928 in New York geboren, ihr Vater war Besitzer von „Higgins’ Bar and Grillhouse“. So hörte sie bereits als Kind abenteuerliche Geschichten und lernte Typen kennen, die später als urige Charaktere in ihren Büchern auftauchten. Als der Vater an einem Herzinfarkt starb, war für die damals Zehnjährige der Traum vom Schriftstellerberuf allerdings erst einmal ausgeträumt. Nach der Schule erlernte sie den Beruf der Sekretärin, arbeitete in einer Werbeagentur und als Stewardess. 1950 heiratete sie Warren Clark und hatte fünf Kinder mit ihm. Als Clark 1964 starb, musste sie allein für die Kinder sorgen. Sie besann sich auf ihr Schreibtalent und verfasste einen historischen Roman über George Washington – das Buch wurde kein Erfolg. Aber mit ihren Kriminalromanen landete die Autorin mehr als einen Treffer.
Inzwischen ist Mary Higgins Clark eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen der Welt. Sie hat über 20 Kriminalromane geschrieben, von denen einige verfilmt wurden, wie etwa „Haben wir uns nicht schon mal gesehen“, „Nimm dich in acht“, „Sieh dich nicht um“ oder „Glückstag“. Vertragsgemäß liefert die Autorin ihrem Verleger jedes Jahr ein Buch, 2006 war es „Weil deine Augen ihn nicht sehen“.
Mary Higgins Clark hat neben dem Schreiben ein
- Autor: Mary Higgins Clark
- 2008, Erstmals im TB, 410 Seiten, Maße: 11,7 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Andreas Gressmann
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453432843
- ISBN-13: 9783453432840