Weiße Kittel, dunkle Geschäfte
Im Kampf gegen die Gesundheitsmafia
Eine Chefermittlerin deckt auf: Wie Krankheit und menschliches Schicksal zu Geld gemacht werden!Niemandem trauen wir so sehr wie Menschen in weißen Kitteln - es muss wohl am Ruf des selbstlosen Heilers liegen. Die Wahrheit ist:Viele Profis in...
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Produktinformationen zu „Weiße Kittel, dunkle Geschäfte “
Eine Chefermittlerin deckt auf: Wie Krankheit und menschliches Schicksal zu Geld gemacht werden!
Niemandem trauen wir so sehr wie Menschen in weißen Kitteln - es muss wohl am Ruf des selbstlosen Heilers liegen. Die Wahrheit ist:Viele Profis in Weiß verfolgen ihre ganz eigenen Interessen und schrecken dabei auch vor kriminellen Methoden nicht zurück. Dina Michels, Chefermittlerin einer großen Krankenkasse, deckt mit einem neunköpfigen Team - wenn nötig undercover - die illegalen Machenschaften von Ärzten, Apothekern, Physiotherapeuten, Sanitäts- und Krankenhäusern auf. Anhand zahlreicher unveröffentlichter Fälle zeigt sie, wie die Gesundheitsmafia vorgeht - und wie unser Gesundheitssystem dies sogar begünstigt. Ein ebenso spektakuläres wie brisantes Enthüllungsbuch.
Klappentext zu „Weiße Kittel, dunkle Geschäfte “
Eine Chefermittlerin deckt auf: Wie Krankheit und menschliches Schicksal zu Geld gemacht werden!Niemandem trauen wir so sehr wie Menschen in weißen Kitteln - es muss wohl am Ruf des selbstlosen Heilers liegen. Die Wahrheit ist:Viele Profis in Weiß verfolgen ihre ganz eigenen Interessen und schrecken dabei auch vor kriminellen Methoden nicht zurück. Dina Michels, Chefermittlerin einer großen Krankenkasse, deckt mit einem neunköpfigen Team - wenn nötig undercover - die illegalen Machenschaften von Ärzten, Apothekern, Physiotherapeuten, Sanitäts- und Krankenhäusern auf. Anhand zahlreicher unveröffentlichter Fälle zeigt sie, wie die Gesundheitsmafia vorgeht - und wie unser Gesundheitssystem dies sogar begünstigt. Ein ebenso spektakuläres wie brisantes Enthüllungsbuch.
Lese-Probe zu „Weiße Kittel, dunkle Geschäfte “
Weiße Kittel, dunkle Geschäfte von Dina MichelsDer große Reibach mit unserer Gesundheit
Als Frau Lehmann ins Zimmer kam, traute sie ihren Augen nicht. Unter einer zerwühlten Decke ragten herausgerissene Katheter hervor. Aus einem Schlauch tropfte Flüssigkeit auf den Boden. Inmitten des Chaos lag ihr Mann. Er schlief wie schon so lange, denn Herr Lehmann lag im Koma. Eine Szene aus einem Horrorfilm? Nein, die Folgen einer Therapie. Ein Kölner Physiotherapeut sollte einen Wachkomapatienten in dessen Wohnung behandeln. Offenbar war der Mann jedoch schlecht ausgebildet – und faul obendrein.
Eine versprochene Atemtherapie hat er nie durchgeführt. Mit der Krankenkasse rechnete er sie trotzdem ab, ebenso wie seine anderen zweifelhaften Leistungen. Über Monate ging das offenbar so, bis die Ehefrau des Kranken Alarm schlug. Häufig war sie gar nicht zu Hause gewesen – deshalb kann sie das Ausmaß der falschen Behandlung heute nur erahnen. Ein Einzelfall? Das würden wir gern glauben. Niemandem trauen wir so sehr wie Menschen in weißen Kitteln.
Regelmäßig ermittelt das Allensbach-Institut die Berufe mit dem höchsten Ansehen – seit Jahren mit Abstand ganz vorn: die Ärzte. Im Jahr 2008 genossen sie bei 78 Prozent der Deutschen einen ausgezeichneten Ruf.1 Tendenz steigend. Dieser ernorme Vertrauensvorschuss wird noch deutlicher, wenn man Platz zwei betrachtet: Dort folgen, mit 39 Prozent, die Geistlichen. Die Apotheker liegen mit 24 Prozent Vertrauensbonus ebenfalls weit vorn. Auf sie verlassen sich Deutsche jedenfalls lieber als auf Studienräte, Offiziere oder Buchhändler – von Politikern oder Gewerkschaftsführern ganz zu schweigen. Am liebsten würden wir uns wohl von Medizinern regieren lassen, denn ihnen vertrauen wir fast blind. Es muss am Ruf des selbstlosen Heilers liegen.
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Medikamentenpackung wird die Zuversicht wie ein Mantra bekräftigt: Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Wer hat nicht schon von Hippokrates und seinem legendären Eid gehört, der die Ärzte verpflichtet, stets nur das Wohl des Kranken zu beachten. Und in der christlichen Welt werden noch heute Kosmas und Damian verehrt, die Schutzheiligen der Ärzte. Sie wurden «die Silberlosen» genannt, denn die Brüder nahmen von ihren Patienten kein Geld und bekehrten damit viele zum Christentum. Als Damian einst von einer Frau zum Dank einen Apfel bekam, führte das zum erbitterten Streit mit Bruder Kosmas, der dies als unethisch empfand. Den beiden soll, von Engeln assistiert, die erste Transplantation gelungen sein. Sie amputierten einem schlafenden Kranken sein zerfressenes Bein und setzten ihm ein gesundes an.
Dies hatte Damian einem verstorbenen Afrikaner abgenommen, die man damals noch Mohren nannte. Heutzutage vollbringen manche Ärzte einträglichere Wunder. So machte ein Dresdener Allgemeinmediziner aus einem einzigen Fußballspieler kurzerhand eine ganze Mannschaft. Eigentlich sollte derMann nur einen der Kicker untersuchen. Aber das lohnte sich wohl nicht. Er rechnete lieber gleich für alle Spieler ab. Streng genommen betrog er nicht um große Summen: Die Ordinationsgebühr kostete gerade einmal 12 Euro, eine Ganzkörperuntersuchung schlappe 14 Euro. Zusätzlich berechnete der Arzt noch 13 Euro für dreißig Minuten «Beratung bei einer schweren Erkrankung mit lebensverändernder Wirkung» – ein besonders gern hinzugedichteter Posten. Insgesamt kam aber ein hübschesSümmchen zusammen. Bei angeblich achtzehn untersuchten Fußballern hatte der Arzt in wenigen Minuten mal eben 700 Euro verdient.
Das Fußballwunder von Dresden vollbrachte der Mediziner im Übrigen nicht allein. Der Trainer hatte ihmdie Versichertenkarten zugesteckt. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen: Ärzte, Zahnmediziner, Apotheker und die Menschen in anderen Heilberufen haben ihre ganz eigenen Interessen. Sie möchten gern so viel verdienen wie der erfolgreiche Kollege, den Kindern zumAbitur ein Auto kaufen oder im Sommer nach Brasilien fliegen. Der Großteil verhält sich zwar einwandfrei, doch allzu viele können der Versuchung nicht widerstehen, sich selbst zu bedienen. Die finanziellen Folgen sind dramatisch: Sechs bis zwanzig Milliarden Euro Schaden verursacht die Ausbeutung des deutschen Gesundheitswesens jährlich, schätzen die Korruptionsbekämpfer von Transparency International.
Zusätzlich befeuert der demographische Wandel den Be- trug. Die Bevölkerung wird immer älter, und die Zahl der Beitragszahler nimmt ab. Entsprechend schrumpfen die Einnahmender Krankenkassen, während ihreAusgaben steigen. Allerdings wollen weder Orthopäden noch Physiotherapeuten oder Apotheker finanzielle Abstriche machen. Zugleich sind die Versicherten nicht bereit, sich mit weniger als der bestehenden Versorgung zufriedenzugeben. Im Gegenteil, die Krankenkassen sollen immer die neuesten Therapien bezahlen und die teuersten Medikamente, die von der Pharmaindustrie auf den Markt geworfen werden – egal, ob es sich um echte Neuerungen oder um Mogelpackungen handelt. Diese Mischung von Begehrlichkeiten bildet zusammen mit unzureichender Kontrolle und bestehenden Gesetzeslücken den idealen Nährboden für Straftaten. Nur ein Beispiel: Eine Patientin möchte ein faltenfreies Gesicht, doch für diesen Zweck bezahlt die Krankenkasse das teure Mittel nicht. Ihr Arzt kann ihr das Medikament durchaus verschreiben, dazu muss er jedoch eine Krankheit diagnostizieren. Um sicherzugehen, tut er sich mit einem Apotheker zusammen. Fertig ist das kriminelle Kleinkartell.
Für ein solches Verhalten bezahlen wir alle. Denn wenn die Löcher im Gesundheitsetat zu groß werden, müssen die Versicherten diese mit steigenden Beiträgen stopfen. Dieser Zusammenhang fällt fast niemandem auf. Kaum etwas lässt sich schwerer durchschauen als der Fluss der Gelder im Gesundheitssystem. So werden die Kassenbeiträge direkt vom Gehalt abgezogen, ohne dass jemand diese Summen jemals bar in den Händen hielte. Gehen wir zum Arzt oder Apotheker, dann erfahren wir nicht, was beide tatsächlich für uns abrechnen. Von wem sie eigentlich für welche Leistung bezahlt werden, können die meisten Patienten nur ahnen. Sie wissen, dass irgendetwas mit ihren Beiträgen passiert. Aber wirklich vorstellen können sie es sich nicht. Genau das nutzen Kriminelle in Weiß aus: Wer vermisst schon Geld, das zuvor niemand gesehen hat. Deshalb muss das System transparenter und deutlich besser kontrolliert werden.
Copyright©2009 by Rowohlt • Berlin Verlag GmbH, Berlin
Dies hatte Damian einem verstorbenen Afrikaner abgenommen, die man damals noch Mohren nannte. Heutzutage vollbringen manche Ärzte einträglichere Wunder. So machte ein Dresdener Allgemeinmediziner aus einem einzigen Fußballspieler kurzerhand eine ganze Mannschaft. Eigentlich sollte derMann nur einen der Kicker untersuchen. Aber das lohnte sich wohl nicht. Er rechnete lieber gleich für alle Spieler ab. Streng genommen betrog er nicht um große Summen: Die Ordinationsgebühr kostete gerade einmal 12 Euro, eine Ganzkörperuntersuchung schlappe 14 Euro. Zusätzlich berechnete der Arzt noch 13 Euro für dreißig Minuten «Beratung bei einer schweren Erkrankung mit lebensverändernder Wirkung» – ein besonders gern hinzugedichteter Posten. Insgesamt kam aber ein hübschesSümmchen zusammen. Bei angeblich achtzehn untersuchten Fußballern hatte der Arzt in wenigen Minuten mal eben 700 Euro verdient.
Das Fußballwunder von Dresden vollbrachte der Mediziner im Übrigen nicht allein. Der Trainer hatte ihmdie Versichertenkarten zugesteckt. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen: Ärzte, Zahnmediziner, Apotheker und die Menschen in anderen Heilberufen haben ihre ganz eigenen Interessen. Sie möchten gern so viel verdienen wie der erfolgreiche Kollege, den Kindern zumAbitur ein Auto kaufen oder im Sommer nach Brasilien fliegen. Der Großteil verhält sich zwar einwandfrei, doch allzu viele können der Versuchung nicht widerstehen, sich selbst zu bedienen. Die finanziellen Folgen sind dramatisch: Sechs bis zwanzig Milliarden Euro Schaden verursacht die Ausbeutung des deutschen Gesundheitswesens jährlich, schätzen die Korruptionsbekämpfer von Transparency International.
Zusätzlich befeuert der demographische Wandel den Be- trug. Die Bevölkerung wird immer älter, und die Zahl der Beitragszahler nimmt ab. Entsprechend schrumpfen die Einnahmender Krankenkassen, während ihreAusgaben steigen. Allerdings wollen weder Orthopäden noch Physiotherapeuten oder Apotheker finanzielle Abstriche machen. Zugleich sind die Versicherten nicht bereit, sich mit weniger als der bestehenden Versorgung zufriedenzugeben. Im Gegenteil, die Krankenkassen sollen immer die neuesten Therapien bezahlen und die teuersten Medikamente, die von der Pharmaindustrie auf den Markt geworfen werden – egal, ob es sich um echte Neuerungen oder um Mogelpackungen handelt. Diese Mischung von Begehrlichkeiten bildet zusammen mit unzureichender Kontrolle und bestehenden Gesetzeslücken den idealen Nährboden für Straftaten. Nur ein Beispiel: Eine Patientin möchte ein faltenfreies Gesicht, doch für diesen Zweck bezahlt die Krankenkasse das teure Mittel nicht. Ihr Arzt kann ihr das Medikament durchaus verschreiben, dazu muss er jedoch eine Krankheit diagnostizieren. Um sicherzugehen, tut er sich mit einem Apotheker zusammen. Fertig ist das kriminelle Kleinkartell.
Für ein solches Verhalten bezahlen wir alle. Denn wenn die Löcher im Gesundheitsetat zu groß werden, müssen die Versicherten diese mit steigenden Beiträgen stopfen. Dieser Zusammenhang fällt fast niemandem auf. Kaum etwas lässt sich schwerer durchschauen als der Fluss der Gelder im Gesundheitssystem. So werden die Kassenbeiträge direkt vom Gehalt abgezogen, ohne dass jemand diese Summen jemals bar in den Händen hielte. Gehen wir zum Arzt oder Apotheker, dann erfahren wir nicht, was beide tatsächlich für uns abrechnen. Von wem sie eigentlich für welche Leistung bezahlt werden, können die meisten Patienten nur ahnen. Sie wissen, dass irgendetwas mit ihren Beiträgen passiert. Aber wirklich vorstellen können sie es sich nicht. Genau das nutzen Kriminelle in Weiß aus: Wer vermisst schon Geld, das zuvor niemand gesehen hat. Deshalb muss das System transparenter und deutlich besser kontrolliert werden.
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Autoren-Porträt von Dina Michels
Dina Michels, geboren 1961, studierte Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Kriminologie und erwarb den Master of Business Administration mit dem Schwerpunkt Risiko- und Betrugsmanagement. Heute leitet sie die neunköpfige "Abteilung zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen" bei der KKH-Allianz. Sie greift das Thema Korruption offensiv in der Öffentlichkeit auf und widmet sich hierbei besonders der Aufdeckung und Zerschlagung vorhandener Strukturen. Dina Michels lebt mit ihrer Tochter in Hannover.
Bibliographische Angaben
- Autor: Dina Michels
- 2009, 208 Seiten, Maße: 14 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Rowohlt, Berlin
- ISBN-10: 3871346438
- ISBN-13: 9783871346439
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