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Wo Dollfuß baden ging

Mattsee erinnert sich: Schönberg · Seyß-Inquart · Stephanskrone
 
 
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Mattsee - Sommerfrische mit bewegter Geschichte
"Judenrein" sollte Mattsee schon 1921 werden, und so wurde Arnold Schönberg im Juli dieses Jahres aus seiner Sommerfrische vertrieben. Er wich nach Traunkirchen im Salzkammergut aus, dort erprobte er zum...
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Kommentare zu "Wo Dollfuß baden ging"
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    7 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Peter Krackowizer, 05.02.2019

    Sommerfrische mit deutschnationaler Gesinnung und österreichische Geschichte der 1930er-Jahre

    Das Buch entstand anlässlich einer Bildungswoche 2016 in Mattsee im Salzburger Land. 2016 erinnerte sich das Land Salzburg an seine 200jährige Zugehörigkeit zu Österreich. 125 der 180 Seiten beschäftigen sich mit der Sommerfrische an den drei Trumer Seen mit Zentrum in Mattsee ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Zeit den Nationalsozialismus.

    Dr. Heinrich Wallmann (*1827 in Mattsee; † 1898 in Wien), Militärarzt, Fremdenverkehrspionier und Ehrenbürger von Mattsee, brachte die Sommerfrische in Mattsee zu einer ersten Blüte. Gleichzeitig erkannte er auch die aufkommende deutschnationale Gesinnung mit antisemtischer Haltung. Als deutliches Zeichen gegen diese Entwicklung in Mattsee ernannte der „Saison-Verein in Mattsee“ den langjährigen Sommerfrischlergast in Mattsee, den Wiener jüdischen Schriftstellers Balduin Groller, alias Adalbert Goldschneider, zum Ehrenmitglied. Anfang der 1920er-Jahre erklärte sich dann Mattsee für „Judenrein“ und vertrieb im Sommer den jüdischen Komponisten Arnold Schönberg. Bei der Bildungswoche 2016 war sein Sohn Lawrence in Mattsee zu Gast.

    Ein besonders spannender Teil ist der Abschnitt „Wo Dollfuß baden ging“. Darin wird die Entstehung des Austrofaschismus und des Ständestaats sehr verständlich geschildert. Es kommt auch zur Erklärung, weshalb Bundeskanzler Dollfuß wenige Tage vor seiner Ermordung beim Juliputsch 1934 in Mattsee war, um schwimmen zu lernen. Dabei kam es auch zu einem Geheimtreffen mit Arthur Seyß-Inquart, der nach Hitlers Einmarsch in Österreich zum Reichsminister avancierte.

    Zwei weitere, interessante Themen folgen: Wie die ungarischen Krönungsinsignien über Mattsee in die USA kamen und die Familiengeschichte Breitner. Dr. Burghard Breitner, der „Engel von Sibirien“ des Ersten Weltkriegs, war Vierteljude. Sein Vater Anton, ein uneheliches Kind, einer Jüdin und des Anton Eugen Dreher, Besitzer der Klein-Schwechater Brauerei, stattete Burghard Breitner finanziell gut aus. Das Buch beleuchtet auch die nicht ganz klare Rolle von Burghard Breitner im Nationalsozialismus („so verkannt wie umstritten“).

    In den letzten Kapiteln des Buches setzt sich Therese Muxender mit Arnold Schönberg, Mattsee und die Folgen auseinander und Roland Peter Kerschbaum geht dem Thema „Erinnern: Menschliche Fähigkeit. Historische Notwendigkeit – Herzsache des Glaubens“ nach sowie noch Auszüge von Gesprächen im Rahmen der Bildungswoche 2016. Es gibt bei jedem Kapitel zahlreiche Fußnotenverweise auf Quellen sowie am Ende des Buches ein Namensregister.

    Für mich waren die Seiten über die Geschichte von Mattsee ausgesprochen informativ. Darin habe ich nicht nur Lokalgeschichte erfahren, sondern, wie oben bereits erwähnt, die österreichische Geschichte der 1930er-Jahre besser verstanden. Das Buch mag vielleicht in den letzten Kapiteln etwas schwieriger zu lesen sein, das tut dem sehr guten Gesamteindruck dieses Buches aber keinen Abbruch. Ein lesenswertes Buch über lokale – deutschnationale – Geschichte.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sigrid K., 03.11.2018 bei bewertet

    Wichtiges Erinnerungsdokument

    „Vergessen können ist das Geheimnis ewiger Jugend. Wir werden alt durch Erinnerung.“ (Erich Maria Remarque)

    Das Buch „Wo Dollfuß baden ging“ ist das Ergebnis der Bildungswoche Mattswe 2016. Unter dem Titel „Erinnern“ sollte der Fokus auf die Jahre 1920 bis 1945 gelegt werden, wobei der Erinnerungsbogen noch weiter zurück in die Vergangenheit gespannt wurde. Archive wurde durchforstet, Bilder, Dokumente und vieles mehr gesichtet. Viele Zahlen, Daten und Fakten sowie Fotos und auch persönliche Geschichten wurden in dem Buch zusammengefasst. Doch es wurde auch immer wieder ein Bezug aus der Vergangenheit zur Gegenwart hergestellt, was mir sehr gut gefallen hat.

    Der Fremdenverkehrsort Mattsee rühmte sich bereits 1921 „judenfrei“ zu sein. Dieser „Status“ wurde sogar mittels Plakaten beworben. Zimmervermieter, welche auch Juden ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellten, wurden von dem Ortsvorsteher unter Druck gesetzt.

    Trotzdem hat auch der Komponist Arnold Schönberg mit Anhang im Juli 1921 noch eine Unterkunft für einen ganzen Sommer lang ergattert. Doch musste er bereits nach drei Wochen sein Domizil aufgeben und nach Traunkirchen übersiedeln. In Mattsee wurde er dermaßen unter Druck gesetzt, dass er quasi die Flucht ergriff. Auch die finanziellen Einbußen (Zimmer und Klavier für Monate gemietet) werden in persönlichen Briefen von Schönberg hervorgekehrt.

    Es war klar, dass in Mattsee nur mehr „Deutscharier“ gewünscht waren. Besonders zwei aus der Geschichte bekannte Persönlichkeiten verlegten ihren Sommerurlaub nach Mattsee: Seys-Inquart sowie Engelbert Dollfuß. Wobei die Geschichte rund um Dollfuß‘ Aufenthalt durchaus Unterhaltungswert hat – sein Ziel ist es, schwimmen zu lernen, um Benito Mussolini zu beeindrucken, der ihn zu einem Strandurlaub eingeladen hatte.

    Auch 1945 war es in Mattsee durchaus noch spannend, immerhin wurde die ungarische Stephanskrone vom Faschistenführer Ferenc Szálasi in Mattsee versteckt.

    Das Buch stellt ein wichtiges Zeitdokument dar, gibt einen guten Einblick in diese turbulente Zeit. Für Geschichtsinteressierte ein informatives Werk, welches auf jeden Fall 5 Sterne verdient hat.

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