Wunder einer Winternacht
Die Weihnachtsgeschichte
Jede große Geschichte fängt klein an - Die wahre Geschichte vom Weihnachtsmann. Hoch oben im Norden lebt ein kleiner Junge. Nikolas ist sein Name. Ein tragischer Unfall am Weihnachtsabend hat ihn zum Waisenkind gemacht. Die Menschen im Dorf...
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Produktinformationen zu „Wunder einer Winternacht “
Jede große Geschichte fängt klein an - Die wahre Geschichte vom Weihnachtsmann. Hoch oben im Norden lebt ein kleiner Junge. Nikolas ist sein Name. Ein tragischer Unfall am Weihnachtsabend hat ihn zum Waisenkind gemacht. Die Menschen im Dorf nehmen sich seiner an und schenken dem schüchternen Jungen Wärme und Geborgenheit. Ein Jahr darf Nikolas bei jeder Familie bleiben, doch wenn der Weihnachtsabend naht, nimmt ihn das nächste Haus auf. Voller Dankbarkeit schnitzt Nikolas Jahr für Jahr heimlich Geschenke für all seine "Geschwister". Doch als er zum bösartigen Tischlermeister Iisakki in die Lehre kommt, scheint sein neu gewonnenes Glück unwiederbringlich vorbei. Denn der bärbeißige alte Mann hasst Kinder...
Klappentext zu „Wunder einer Winternacht “
Jede große Geschichte fängt klein anDie wahre Geschichte vom Weihnachtsmann
Hoch oben im Norden lebt ein kleiner Junge. Nikolas ist sein Name. Ein tragischer Unfall am Weihnachtsabend hat ihn zum Waisenkind gemacht. Die Menschen im Dorf nehmen sich seiner an und schenken dem schüchternen Jungen Wärme und Geborgenheit. Ein Jahr darf Nikolas bei jeder Familie bleiben, doch wenn der Weihnachtsabend naht, nimmt ihn das nächste Haus auf.
Voller Dankbarkeit schnitzt Nikolas Jahr für Jahr heimlich Geschenke für all seine "Geschwister". Doch als er zum bösartigen Tischlermeister Iisakki in die Lehre kommt, scheint sein neu gewonnenes Glück unwiederbringlich vorbei. Denn der bärbeißige alte Mann hasst Kinder...
Lese-Probe zu „Wunder einer Winternacht “
Wunder einer Winternacht von Marko Leino LESEPROBE 2. Türchen Die Felseninsel, auf der die Familie Pukki lebte, war nur spärlich mit Bäumen bewachsen. Lediglich ein paar verkrüppelte Kiefern umrahmten die kleine Senke, in der die bescheidene Hütte stand.
Das Häuschen hatte nur zwei Zimmer: eine Wohnküche und eine Schlafkammer. An einem Ende des Hofplatzes stand ein Wirtschaftsgebäude mit einem Schuppen, in der Mitte eine Sauna und am anderen Ende der Abtritt. Es gab einen kleinen Unterstand, unter dem irgendwann einmal Hühner gegackert hatten. Jetzt war er leer. Die Gebäude waren ungestrichen und in schlechtem Zustand, doch sie erfüllten ihren Zweck.
Hinter dem Hof erstreckte sich ein umgegrabener Kartoffelacker und unmittelbar dahinter ein Roggenfeld, das etwa einen halben Hektar groß sein mochte und von harten, leuchtend gelben Stoppeln bedeckt war. Frost hatte sich auf die Erde gelegt.
Ein Stück entfernt, in einem Einschnitt zwischen den Felsen, hatte man aus Feldsteinen und Moos ein Gewölbe errichtet, das den Vorratskeller beherbergte.
Wenn man vom Keller aus zum Felsufer hinabblickte, konnte man einen halb ins Wasser ragenden Bootsschuppen entdecken. Am Ende des kurzen Stegs lugte der Vordersteven eines hölzernen, kajütenlosen Fischerboots hervor.
... mehr
Am Ufer neben dem Schuppen standen in gerader Reihe, von Steinhaufen gestützt, hohe, einfache Gestelle auf Holzpfählen. Darüber waren Fischernetze gebreitet.
Ein Mann und eine Frau waren damit beschäftigt, das letzte von Tang und Seegras gefärbte, entwirrte Netz aufzuhängen. Sie arbeiteten mit geübten Handgriffen, ihr Atem dampfte in der kalten Luft. Ab und zu unterbrachen sie ihre Arbeit, um ein bisschen Wärme in die vom eiskalten Meerwasser steifen Finger zu hauchen. Es waren Einari und Alexandra Pukki.
Einari war etwa dreißig Jahre alt, groß und kräftig. Sein bärtiges, von Wind und Wetter dunkelgegerbtes Gesicht war von strohgelben Haaren umrahmt, die der Wind zerzauste. Er trug eine vielfach geflickte Fischerhose, langschäftige Stiefel und einen dicken, grobgestrickten Pullover, der hier und da ausgefranst war und am linken Ärmel ein großes Loch hatte. Sein nackter Ellbogen schaute daraus hervor. An seinem Ledergürtel hing eine Messerscheide. Darin steckte ein Messer mit langer, breiter Klinge, der Griff war aus Rentierknochen gefertigt.
Seine Frau Alexandra war einige Jahre jünger, schlank, aber zäh. Sie hatte ihre langen blonden Haare zu Zöpfen geflochten und ein Tuch darumgebunden, aber trotzdem fielen immer wieder einzelne Strähnen heraus und wurden sogleich vom Wind erfasst. Alexandra trug ein einfaches graues BaumwollIdeid und einen Pullover darüber.
Schon die verschlissene Kleidung der Eltern zeigte, dass die Fischerfamilie ein hartes Leben führte. Doch trotz ihrer Armut waren die Pukkis glücklich. Sie hatten einander, und obendrein hatten sie ihre Kinder, die sie über alles liebten.
Einari und Alexandra standen einander gegenüber, das Netz zwischen sich. Als sie gleichzeitig nach einem Stück Tang griffen, schnappte Einari seiner Frau das Grünzeug weg und zwinkerte ihr zu. Alexandra streckte ihm lachend die Zunge heraus. Auch Einari lachte auf, dann drehte er sich um und schaute zu dem kleinen Haus hinauf, aus dessen gemauertem Schornstein ein schmaler Rauchstreifen zum Himmel stieg.
«Es wäre mir lieber, wenn Nikolas beim Richten der Netze helfen würde, statt mit seiner kleinen Schwester zu spielen», sagte er. «Als ich in seinem Alter war, bin ich schon längst mit meinem Vater ...»
«Das ist ja gar nicht wahr! Tu bloß nicht so», fiel ihm Alexandra ins Wort. «Nikolas ist doch selbst noch so klein. Und was sollte denn werden, wenn er sich nicht um Ada kümmerte? Gut, dass der Junge solche Freude an der Kleinen hat. Sonst könnte ich nämlich nicht mit dir hinausfahren, und allein würdest du zu dieser Jahreszeit auf dem Meer nicht mehr zurechtkommen.»
«Aber sicher würde ich ...», versuchte Einari zu protestieren, doch Alexandra schnitt ihm das Wort ab:«Ich habe recht, da kannst du sagen, was du willst.»
Einari schwieg beleidigt und arbeitete weiter am Netz, wobei er etwas Unverständliches in seinen Bart murmelte. Alexandra schüttelte den Kopf und lächelte über seine halb scherzhafte Brummigkeit.
«Es wird noch ein paar Jahre dauern, bis Nikolas zu alt ist, um mit Ada zu spielen, aber dann kann er immer noch dein Handwerk von dir lernen», fuhr sie fort. «Ich glaube, ich erinnere mich, dass dein Vater erzählt hat, du hättest ihm erst mit zwölf Jahren beim Fischen geholfen ...»
«Na ja ... Damals war es ... anders», lenkte Einari zögernd ein. «Nikolas ist ein guter Junge, das will ich gar nicht bestreiten. Und du hast natürlich recht. Er wird ein besserer Mann werden, wenn er lernt, sich um Kleinere zu kümmern.»
Alexandra nickte und lächelte zufrieden. Während sie sich wieder ihrer Arbeit widmete, dachte sie über ihr Leben nach. So arm sie auch waren, sie fühlte sich glücklich, seit sie Einaris Frau geworden und mit ihm in den Norden und schließlich auf diese Insel gezogen war. Alexandra wusste, dass Einari sie ebenso schätzte und liebte wie sie ihn. Sie waren einander ähnlich: genügsam und anspruchslos.
Alexandra rupfte Tang aus den Maschen und malte sich ihr weiteres Leben auf der kleinen Insel aus. Sicher würde es ein gutes Leben sein.
Sosehr sie auch überlegte, ihr fiel doch nichts ein, was das Glück ihrer Familie trüben könnte. Eines Tages würden Einari und sie alt sein. Bis dahin wäre Ada sicher zu einem schönen jungen Mädchen herangewachsen und konnte ihrer Mutter die Arbeit im Haus abnehmen. Nikolas wiederum wäre ein starker junger Mann geworden, der anstelle seines Vaters zum Fischen aufs Meer fuhr. Vielleicht bringen 'die Kinder eines Tages auch ihre Ehegatten zu uns auf die Insel und machen uns zu Großeltern, überlegte Alexandra. Und dann hüten Einari und ich unsere Enkel, während Ada und Nikolas für den Lebensunterhalt sorgen.
Plötzlich musste Alexandra über sich selber lachen. Ihre Gedanken waren so weit in die Zukunft geflogen, dass sie Einari und sich selbst am Stock über die Inselfelsen gehen sah, alt und gebeugt.
«Na, meine liebe Frau, was gibt's denn zu lachen?», brummte Einari über das Netz hinweg.
«Nichts», antwortete Alexandra leichthin. «Ich habe mir nur vorgestellt, wie du als alter Mann aussiehst.»
«Und das ist so lustig?»
«Nein», sagte Alexandra. «Aber ich bin so glücklich mit dir. Und mit den Kindern.» Sie blies in ihre klammen Hände. Im einzigen Fenster der Hütte spiegelte sich das blasse Sonnenlicht. Dahinter, im warmen Schutz der Hütte, spielten ihre Kinder.
Einari antwortete nicht gleich, doch seine Miene war umso beredter. Ein breites Lächeln trat auf sein wettergegerbtes Gesicht, und seine weißen, ebenmäßigen Zähne strahlten mit der Sonne um die Wette.
«Komm, wir beeilen uns, das letzte Netz in Ordnung zu bringen. Ich habe auch schon Sehnsucht nach den beiden», sagte er schließlich leise und schaute hinauf zum Fenster.
In der Hütte, am Kamin der einfach eingerichteten Wohnküche, saß ein kleiner Junge. Er glich Einari aufs Haar. Nicht nur die Gesichtszüge ähnelten denen seines Vaters, er hatte auch das gleiche strohblonde, weiche Haar.
Nikolas hielt Ada auf dem Schoß und machte prustende Geräusche mit dem Mund. Die kleine Ada lachte über die Faxen ihres Bruders. Sie langte unbeholfen nach seiner Nase, bekam sie aber nicht zu fassen.
«Daneben!», rief Nikolas und drückte seiner kleinen Schwester rasch einen Kuss auf die Stirn. «Wie warm deine Haut ist.»
Als er sah, dass Ada gähnte und ihre Augenlider immer schwerer wurden, sang Nikolas sie leise in den Schlaf.
Bald verrieten Adas tiefe Atemzüge, dass sie eingeschlafen war. Mit der Kleinen im Arm stand er vom Fußboden auf und ging zum Tisch. Er beugte sich über die Öllampe und das Holzbrett, auf dem ein Laib Roggenbrot lag, um aus dem Fenster zu spähen. Seine Eltern waren unten am Bootsufer mit dem letzten Netz fertig geworden und schickten sich gerade an, über die Felsen zur Hütte hinaufzuklettern. Einari hob den hölzernen Fischtrog an, als wäre er leicht wie eine Feder.
«Viel haben sie wohl nicht gefangen», flüsterte Nikolas seiner schlafenden Schwester zu. «Auch heute nicht.»
Nikolas setzte sich mit Ada auf eine der beiden Küchenbänke und brach sich ein kleines Stückchen Brot ab. Während er Ada wiegte und auf die Rückkehr seiner Eltern wartete, kaute er gedankenverloren darauf herum.
Zärtlich betrachtete er sein schlafendes Schwesterchen. Er war stolz darauf, dass seine Eltern das jüngste Familienmitglied in seine Obhut gaben, obwohl er selbst noch so klein war. Aber er würde ihr Vertrauen niemals enttäuschen. Er würde immer gut für seine geliebte Schwester sorgen.
© Wunderlich Verlag
Übersetzung: Gabriele Schrey-Vasara
Ein Mann und eine Frau waren damit beschäftigt, das letzte von Tang und Seegras gefärbte, entwirrte Netz aufzuhängen. Sie arbeiteten mit geübten Handgriffen, ihr Atem dampfte in der kalten Luft. Ab und zu unterbrachen sie ihre Arbeit, um ein bisschen Wärme in die vom eiskalten Meerwasser steifen Finger zu hauchen. Es waren Einari und Alexandra Pukki.
Einari war etwa dreißig Jahre alt, groß und kräftig. Sein bärtiges, von Wind und Wetter dunkelgegerbtes Gesicht war von strohgelben Haaren umrahmt, die der Wind zerzauste. Er trug eine vielfach geflickte Fischerhose, langschäftige Stiefel und einen dicken, grobgestrickten Pullover, der hier und da ausgefranst war und am linken Ärmel ein großes Loch hatte. Sein nackter Ellbogen schaute daraus hervor. An seinem Ledergürtel hing eine Messerscheide. Darin steckte ein Messer mit langer, breiter Klinge, der Griff war aus Rentierknochen gefertigt.
Seine Frau Alexandra war einige Jahre jünger, schlank, aber zäh. Sie hatte ihre langen blonden Haare zu Zöpfen geflochten und ein Tuch darumgebunden, aber trotzdem fielen immer wieder einzelne Strähnen heraus und wurden sogleich vom Wind erfasst. Alexandra trug ein einfaches graues BaumwollIdeid und einen Pullover darüber.
Schon die verschlissene Kleidung der Eltern zeigte, dass die Fischerfamilie ein hartes Leben führte. Doch trotz ihrer Armut waren die Pukkis glücklich. Sie hatten einander, und obendrein hatten sie ihre Kinder, die sie über alles liebten.
Einari und Alexandra standen einander gegenüber, das Netz zwischen sich. Als sie gleichzeitig nach einem Stück Tang griffen, schnappte Einari seiner Frau das Grünzeug weg und zwinkerte ihr zu. Alexandra streckte ihm lachend die Zunge heraus. Auch Einari lachte auf, dann drehte er sich um und schaute zu dem kleinen Haus hinauf, aus dessen gemauertem Schornstein ein schmaler Rauchstreifen zum Himmel stieg.
«Es wäre mir lieber, wenn Nikolas beim Richten der Netze helfen würde, statt mit seiner kleinen Schwester zu spielen», sagte er. «Als ich in seinem Alter war, bin ich schon längst mit meinem Vater ...»
«Das ist ja gar nicht wahr! Tu bloß nicht so», fiel ihm Alexandra ins Wort. «Nikolas ist doch selbst noch so klein. Und was sollte denn werden, wenn er sich nicht um Ada kümmerte? Gut, dass der Junge solche Freude an der Kleinen hat. Sonst könnte ich nämlich nicht mit dir hinausfahren, und allein würdest du zu dieser Jahreszeit auf dem Meer nicht mehr zurechtkommen.»
«Aber sicher würde ich ...», versuchte Einari zu protestieren, doch Alexandra schnitt ihm das Wort ab:«Ich habe recht, da kannst du sagen, was du willst.»
Einari schwieg beleidigt und arbeitete weiter am Netz, wobei er etwas Unverständliches in seinen Bart murmelte. Alexandra schüttelte den Kopf und lächelte über seine halb scherzhafte Brummigkeit.
«Es wird noch ein paar Jahre dauern, bis Nikolas zu alt ist, um mit Ada zu spielen, aber dann kann er immer noch dein Handwerk von dir lernen», fuhr sie fort. «Ich glaube, ich erinnere mich, dass dein Vater erzählt hat, du hättest ihm erst mit zwölf Jahren beim Fischen geholfen ...»
«Na ja ... Damals war es ... anders», lenkte Einari zögernd ein. «Nikolas ist ein guter Junge, das will ich gar nicht bestreiten. Und du hast natürlich recht. Er wird ein besserer Mann werden, wenn er lernt, sich um Kleinere zu kümmern.»
Alexandra nickte und lächelte zufrieden. Während sie sich wieder ihrer Arbeit widmete, dachte sie über ihr Leben nach. So arm sie auch waren, sie fühlte sich glücklich, seit sie Einaris Frau geworden und mit ihm in den Norden und schließlich auf diese Insel gezogen war. Alexandra wusste, dass Einari sie ebenso schätzte und liebte wie sie ihn. Sie waren einander ähnlich: genügsam und anspruchslos.
Alexandra rupfte Tang aus den Maschen und malte sich ihr weiteres Leben auf der kleinen Insel aus. Sicher würde es ein gutes Leben sein.
Sosehr sie auch überlegte, ihr fiel doch nichts ein, was das Glück ihrer Familie trüben könnte. Eines Tages würden Einari und sie alt sein. Bis dahin wäre Ada sicher zu einem schönen jungen Mädchen herangewachsen und konnte ihrer Mutter die Arbeit im Haus abnehmen. Nikolas wiederum wäre ein starker junger Mann geworden, der anstelle seines Vaters zum Fischen aufs Meer fuhr. Vielleicht bringen 'die Kinder eines Tages auch ihre Ehegatten zu uns auf die Insel und machen uns zu Großeltern, überlegte Alexandra. Und dann hüten Einari und ich unsere Enkel, während Ada und Nikolas für den Lebensunterhalt sorgen.
Plötzlich musste Alexandra über sich selber lachen. Ihre Gedanken waren so weit in die Zukunft geflogen, dass sie Einari und sich selbst am Stock über die Inselfelsen gehen sah, alt und gebeugt.
«Na, meine liebe Frau, was gibt's denn zu lachen?», brummte Einari über das Netz hinweg.
«Nichts», antwortete Alexandra leichthin. «Ich habe mir nur vorgestellt, wie du als alter Mann aussiehst.»
«Und das ist so lustig?»
«Nein», sagte Alexandra. «Aber ich bin so glücklich mit dir. Und mit den Kindern.» Sie blies in ihre klammen Hände. Im einzigen Fenster der Hütte spiegelte sich das blasse Sonnenlicht. Dahinter, im warmen Schutz der Hütte, spielten ihre Kinder.
Einari antwortete nicht gleich, doch seine Miene war umso beredter. Ein breites Lächeln trat auf sein wettergegerbtes Gesicht, und seine weißen, ebenmäßigen Zähne strahlten mit der Sonne um die Wette.
«Komm, wir beeilen uns, das letzte Netz in Ordnung zu bringen. Ich habe auch schon Sehnsucht nach den beiden», sagte er schließlich leise und schaute hinauf zum Fenster.
In der Hütte, am Kamin der einfach eingerichteten Wohnküche, saß ein kleiner Junge. Er glich Einari aufs Haar. Nicht nur die Gesichtszüge ähnelten denen seines Vaters, er hatte auch das gleiche strohblonde, weiche Haar.
Nikolas hielt Ada auf dem Schoß und machte prustende Geräusche mit dem Mund. Die kleine Ada lachte über die Faxen ihres Bruders. Sie langte unbeholfen nach seiner Nase, bekam sie aber nicht zu fassen.
«Daneben!», rief Nikolas und drückte seiner kleinen Schwester rasch einen Kuss auf die Stirn. «Wie warm deine Haut ist.»
Als er sah, dass Ada gähnte und ihre Augenlider immer schwerer wurden, sang Nikolas sie leise in den Schlaf.
Bald verrieten Adas tiefe Atemzüge, dass sie eingeschlafen war. Mit der Kleinen im Arm stand er vom Fußboden auf und ging zum Tisch. Er beugte sich über die Öllampe und das Holzbrett, auf dem ein Laib Roggenbrot lag, um aus dem Fenster zu spähen. Seine Eltern waren unten am Bootsufer mit dem letzten Netz fertig geworden und schickten sich gerade an, über die Felsen zur Hütte hinaufzuklettern. Einari hob den hölzernen Fischtrog an, als wäre er leicht wie eine Feder.
«Viel haben sie wohl nicht gefangen», flüsterte Nikolas seiner schlafenden Schwester zu. «Auch heute nicht.»
Nikolas setzte sich mit Ada auf eine der beiden Küchenbänke und brach sich ein kleines Stückchen Brot ab. Während er Ada wiegte und auf die Rückkehr seiner Eltern wartete, kaute er gedankenverloren darauf herum.
Zärtlich betrachtete er sein schlafendes Schwesterchen. Er war stolz darauf, dass seine Eltern das jüngste Familienmitglied in seine Obhut gaben, obwohl er selbst noch so klein war. Aber er würde ihr Vertrauen niemals enttäuschen. Er würde immer gut für seine geliebte Schwester sorgen.
© Wunderlich Verlag
Übersetzung: Gabriele Schrey-Vasara
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Autoren-Porträt von Marko Leino
Marko Leino wurde 1967 in Helsinki geboren, wo er auch heute noch lebt und schreibt. Er ist Schriftsteller und Drehbuchautor.
Bibliographische Angaben
- Autor: Marko Leino
- 2008, 288 Seiten, Maße: 13 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Aus d. Finn. v. Gabriela Schrey-Vasara
- Übersetzer: Gabriele Schrey-Vasara
- Verlag: Wunderlich
- ISBN-10: 3805208650
- ISBN-13: 9783805208659
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