Dein Bild für immer / Ullstein eBooks (ePub)

Julia Hanel entführt den Leser mit "Dein Bild für immer" nach Bali. Und man bekommt dabei viel mehr als das Hotel und den Strand zu sehen.

Auf dem Flug nach Singapur lernen sich Niklas und Sophie kennen. Auf Bali kreuzen sich ihre Wege wieder, bis sie sie gemeinsam fortsetzen. Und irgendwie immer mit dabei: Maximilian, Sophies verstorbenen Verlobter. Niklas mag das zwar nicht immer gefallen haben, aber der Trauerprozess wurde gut in die Geschichte und die Reise eingearbeitet.
Sophie verarbeitet dabei nicht nur den Verlust von Maximilian. Sie findet auch zu sich selbst.

Die Charaktere haben mir hier sehr gefallen. Zum einen natürlich Niklas und Sophie. Sie waren mir gleich sympathisch. Zum anderen waren da auf Bali Sara und Dan – Kummer, Sorgen und körperliche Verletzungen sind bei Saras Fürsorge nur noch halb so schlimm – und in Deutschland Charlie und Mia - Charlie ist ein Charakter für sich, die immer einen Fluch auf Lager hatte, aber trotzdem ein liebenswertes Mädels ist – sowie Niklas‘ Nichte Greta, die ich natürlich nicht vergessen darf. Ich mochte die Kleine schon, als man sie im Flugzeug „kennenlernte“.

Was mir hier auch besonders aufgefallen ist bzw. sehr gefallen hat, waren die Hinweise auf Bücher bzw. Filme. Und als Harry Potter-Fan durfte ich mich, wenn ich mich nicht verzählt habe, über drei Verweise freuen.

Fotos spielen hier eine wichtige Rolle. Zum einen die von Maximilian, die Sophie im Rahmen ihrer Trauerarbeit verteilt. Und zum anderen die Fotos, die Niklas macht. Das, was Niklas mit den Bildern gemacht hat, war sicher nicht seine beste Idee und ich heiße sie auch nicht gut. Dennoch war nachvollziehbar geschildert, warum sein Charakter diese Entscheidung traf.

Der Schreibstil ließ sich angenehm lesen. Es wird aus der Sicht von Sophie und Niklas erzählt. Der häufige Wechsel der Perspektiven gefiel mir dabei besonders gut, da man sich so in beide Hauptcharaktere sehr gut hineinversetzen konnte.

Parallel zum Lesen habe ich mir auf der Landkarte angesehen, wo sich Sophie und Niklas gerade befinden. Fast war es so, als wäre ich selbst auf Bali. Es war auf alle Fälle interessant und in Ubud hat es mir am besten gefallen.

Von mir gibt es hier 4,5 Sterne und eine Reiseempfehlung, äh ich meine natürlich Leseempfehlung.

Es empfindet wahrscheinlich jeder anders, wie man mit Trauer umzugehen hat, vor allem, wenn man mit nicht mal 30 Jahren plötzlich ohne Mann und der mit ihm verbundenen geplanten Zukunft dasteht und sich wieder aufrappeln muss. Sophie hat die mutige Entscheidung getroffen allein nach Bali zu fliegen und sicher auch geplant sich dort endlich von Maximilian und der Trauer zu befreien. Ich stand die ganze Geschichte über voll hinter ihr und ihren Handlungen. Die Trauer wurde sehr authentisch übermittelt, auch die vielen Situationen denen Sophie sich plötzlich gegenüberstand. Sie war stets ein wenig innerlich zerrissen und unentschlossen, war mit den Gedanken immer bei Maximilian und wollte sich doch endlich davon lösen. Die Entwicklung ihrer Person mitzuerleben hat mir eine große Freude gemacht. Ich musste oftmals lächeln, manchmal mir auch ein paar Tränen verdrücken. Sophie ist nicht wesentlich jünger als ich, hat im Leben einerseits so viel verpasst bisher und doch schon so viel erlebt.
Niklas ist so ziemlich das Gegenteil von Maximilian, im Lebensstil und –Einstellung sowie in seiner Art an sich. Er ist auf Bali ein wenig der Anker, der Sophie vor dem Untergang bewahrt. Denn die Reise wirft sie erst nochmal ordentlich zurück. Aber dann geht sie plötzlich große Schritte vorwärts und hinterfragt auch ihre bisherigen Lebensentscheidungen.
Die Kulisse Bali ist wunderbar gewählt, man bekommt sofort Fernweh, weil Land und Leute toll beschrieben werden. Nebencharaktere spiele eine wichtige Rolle ohne aber zu stören. So ist zum Beispiel Charlie, Sophies Schwester, eine wichtige Stütze, noch dazu eine Art „schillernder Fleck“ in der strengen Politiker-Familie mit herzlich ehrlichem Charakter. Auch die kleine Greta, Niklas´ Patentochter und Nichte habe ich ins Herz geschlossen. Sara und ihr Mann, alte Bekannte von Niklas, die auf Bali leben, haben unbewusst auch einen wichtigen Einfluss auf Sophie und haben mit ihren eigenen Erlebnissen und dem Umgang große Stärke gezeigt.
Das Buch ist keine Trauergeschichte, die eine stets heulende Frau beschreibt, deren Leben einem Scherbenhaufen gleicht. Es geht nicht um das Nachtrauern, sondern um den Neuanfang, den Sophie startet. Um die Zeit nach der Trauer, darum den Weg wiederaufzunehmen, nach vorne zu schauen, ohne aber alles zu vergessen und zu verdrängen. Sophie verarbeitet ihr Schicksalsschläge und ich fand es schön sie dabei begleiten zu dürfen.
Die Bücher von Julia Hanel sind für mich kein Mainstream. Es gibt Überraschungen, natürlich auch das erhoffte Happy End – aber das kommt doch etwas anders als man manchmal erwartet oder als man immer in sämtlichen Liebesromanen bekommt. Mir gefallen ihre Geschichten, weil man nicht das Gefühl hat, das gleiche schon mal mit anderen Namen irgendwo ähnlich gelesen zu haben.