Der afrikanische Freund (PDF)
Roman
Eher unfreiwillig ist der namenlose Ich-Erzähler in seine Geburtsstadt gekommen: Er muss sich um die Beerdigung seines Vaters kümmern. Große Gefühle stellen sich nicht ein; er ist ein Fremder in dieser Stadt.
Da trifft er zufällig Max, einen alten...
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Produktinformationen zu „Der afrikanische Freund (PDF)“
Eher unfreiwillig ist der namenlose Ich-Erzähler in seine Geburtsstadt gekommen: Er muss sich um die Beerdigung seines Vaters kümmern. Große Gefühle stellen sich nicht ein; er ist ein Fremder in dieser Stadt.
Da trifft er zufällig Max, einen alten Schulkameraden, der ihn auf seine Burg einlädt, wo er mit Freunden das alljährliche »Weekend« vor Beginn der Festspiele veranstaltet. Es gibt keinen Grund, das abzulehnen. Und so nimmt das unheimliche Treiben im Kellergewölbe der Burg seinen Lauf: Alkohol fließt in Strömen, Prostituierte werden bestellt, Hugo, ein Starkoch aus Reykjavik, serviert obszöne mittelalterliche Speisen, ein großes Fressen hebt an.
Plötzlich läutet ein Mann an der Tür, den die Gruppe wegen seiner Hautfarbe sofort für einen Drogendealer hält und den man übermütig zum Essen einlädt. Als sich der Fremde als Bibelverkäufer entpuppt, eskaliert die Situation und der betrunkene Burgherr wird hemmungslos aggressiv. Niemand hilft, auch nicht, als längst unabweisbar klar ist, dass das zwingend notwendig wäre. Nach und nach verwandelt sich die Burg in ein grauenhaftes Gefängnis, aus dem es für alle Beteiligten kein Entrinnen zu geben scheint.
Johannes Gelich hat ein morbides Kammerspiel inszeniert, das mit bohrender Intensität unser Selbstverständnis in Frage stellt.
Da trifft er zufällig Max, einen alten Schulkameraden, der ihn auf seine Burg einlädt, wo er mit Freunden das alljährliche »Weekend« vor Beginn der Festspiele veranstaltet. Es gibt keinen Grund, das abzulehnen. Und so nimmt das unheimliche Treiben im Kellergewölbe der Burg seinen Lauf: Alkohol fließt in Strömen, Prostituierte werden bestellt, Hugo, ein Starkoch aus Reykjavik, serviert obszöne mittelalterliche Speisen, ein großes Fressen hebt an.
Plötzlich läutet ein Mann an der Tür, den die Gruppe wegen seiner Hautfarbe sofort für einen Drogendealer hält und den man übermütig zum Essen einlädt. Als sich der Fremde als Bibelverkäufer entpuppt, eskaliert die Situation und der betrunkene Burgherr wird hemmungslos aggressiv. Niemand hilft, auch nicht, als längst unabweisbar klar ist, dass das zwingend notwendig wäre. Nach und nach verwandelt sich die Burg in ein grauenhaftes Gefängnis, aus dem es für alle Beteiligten kein Entrinnen zu geben scheint.
Johannes Gelich hat ein morbides Kammerspiel inszeniert, das mit bohrender Intensität unser Selbstverständnis in Frage stellt.
Lese-Probe zu „Der afrikanische Freund (PDF)“
I (S. 7) Heute Nacht ist Papa gestorben. Ich war bereits auf dem Weg zum Fahrstuhl, als ich im Stiegenhaus das Telefon aus meiner Wohnung hörte. Ich wusste sofort, was geschehen war. Die Direktorin vom Pflegeheim war am Apparat und erklärte mir, man habe ihn gefunden, nachdem er nicht zum Frühstück erschienen sei. Sie sagte, Papa sei sanft eingeschlafen, und ich antwortete gedankenlos: Gut.
Ihr sentimentaler Tonfall berührte mich unangenehm, und ich bedankte mich hastig für die Benachrichtigung. Ich versprach ihr, den schnellen ECZug am Nachmittag zu nehmen und vom Bahnhof direkt ins Heim zu fahren. Zum Abschied wollte die Direktorin wissen, ob ich einen Seelsorger brauche, was ich verneinte. Anschließend telefonierte ich mit meiner Chefin und sagte ihr, was passiert war.
Sie rief entrüstet aus: Gerade jetzt! Mitten in der Woche! Ich entschuldigte mich, dass sich Papa keinen Tag am Wochenende ausgesucht hatte und meinte: Ich kann nichts dafür. Es kam mir wie ein Geständnis vor, und ich musste ein Lachen unterdrücken. Die Chefin murrte, meinetwegen müsse man jetzt in das Wochenende hinein arbeiten. Ich nahm mir für die nächste Woche frei, worauf die Chefin auflegte, ohne sich zu verabschieden. Ich weiß nicht mehr, ob sie mir kondolierte.
Ich glaube nicht, es wäre mir ohnehin egal gewesen. Nach dem Telefonat warf ich mich erleichtert mit den Schuhen auf die Wohnzimmercouch und genoss das Gefühl, alle Zeit der Welt zu haben.
Ob ich an Papa dachte, weiß ich nicht mehr. Die Sonne schien durch die Baumkrone der Linde vor dem Wohnzimmerfenster herein, und die vom Wind bewegten Blätter und Zweige schillerten als Schatten auf dem Parkettboden. Es sah so aus, als spiele das Sonnenlicht mit den Blättern oder umgekehrt. Durch die unerwartete Unterbrechung des Alltags kamen mir der blaue Himmel und die Lindenblätter wie in einem neuen Licht vor, als wären die Fenster über Nacht geputzt worden.
Ich fiel ganz arglos in einen erholsamen
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Vormittagsschlaf. Nachdem ich aufgewacht war, wusch ich mir im Badezimmer mein Gesicht mit kaltem Wasser. Einige Tropfen liefen mir über die Wangen, und ich setzte vor dem Spiegel eine ergreifende Trauermiene auf. Danach packte ich meine Reisetasche und rief Marie an. Ich teilte ihr mit, dass Papa nicht mehr ist, worauf ich kurz auflachen musste. Sie wollte wissen, warum ich gelacht hätte.
Es sei so eine dumme Redensart, antwortete ich gereizt. Ich entschuldigte mich und meinte, mein Zug gehe in einer Stunde. Sie fragte, ob sie mich begleiten solle. Ich gab keine Antwort. Nach einer Pause meinte sie, sie finde die Redensart gar nicht so dumm. Ich entgegnete, sie brauche mich nicht zu begleiten, da ich ohnehin bald zurück sei und es für uns keine Rolle spiele. Sie fragte, wie es mir nach der Todesnachricht gehe, und ich entgegnete, ich würde mich bleiern fühlen, weil ich den ganzen Vormittag verschlafen hätte.
Sie bot mir noch einmal an, mich zu begleiten, aber ich lehnte ab und versprach ihr, im Speisewagen ein Glas auf sie zu trinken, worauf sie laut auflachte. Ihre Heiterkeit steckte mich an, und ich versicherte ihr, dass ich ihr Lachen vermissen würde. Die Stadtbahn glitt überirdisch an den Fassaden der Gründerzeithäuser entlang, machte eine Schleife und bog vom Wiental nach Nordosten ab.
In der Kurve füllte sich der Waggon mit hellem, gelbem Licht, das sich in den Mienen der Fahrgäste widerspiegelte. Im Augenblick der Abreise aus der Stadt schienen mir die Geräusche und Gerüche näher gerückt und berührender als sonst. Der Zug der Westbahn war überfüllt, und ich ergatterte mit Glück einen Platz im Speisewagen. Ich bestellte einen Rotwein und nahm den ersten Schluck zum Spaß so wichtigtuerisch wie ein Priester, da ich sonst nie Rotwein trank. Die hügelige Wienerwald-Landschaft zog sanft an mir vorbei, und einzelne Sonnenstrahlen blitzten durch die Bäume in das Abteil.
Es sei so eine dumme Redensart, antwortete ich gereizt. Ich entschuldigte mich und meinte, mein Zug gehe in einer Stunde. Sie fragte, ob sie mich begleiten solle. Ich gab keine Antwort. Nach einer Pause meinte sie, sie finde die Redensart gar nicht so dumm. Ich entgegnete, sie brauche mich nicht zu begleiten, da ich ohnehin bald zurück sei und es für uns keine Rolle spiele. Sie fragte, wie es mir nach der Todesnachricht gehe, und ich entgegnete, ich würde mich bleiern fühlen, weil ich den ganzen Vormittag verschlafen hätte.
Sie bot mir noch einmal an, mich zu begleiten, aber ich lehnte ab und versprach ihr, im Speisewagen ein Glas auf sie zu trinken, worauf sie laut auflachte. Ihre Heiterkeit steckte mich an, und ich versicherte ihr, dass ich ihr Lachen vermissen würde. Die Stadtbahn glitt überirdisch an den Fassaden der Gründerzeithäuser entlang, machte eine Schleife und bog vom Wiental nach Nordosten ab.
In der Kurve füllte sich der Waggon mit hellem, gelbem Licht, das sich in den Mienen der Fahrgäste widerspiegelte. Im Augenblick der Abreise aus der Stadt schienen mir die Geräusche und Gerüche näher gerückt und berührender als sonst. Der Zug der Westbahn war überfüllt, und ich ergatterte mit Glück einen Platz im Speisewagen. Ich bestellte einen Rotwein und nahm den ersten Schluck zum Spaß so wichtigtuerisch wie ein Priester, da ich sonst nie Rotwein trank. Die hügelige Wienerwald-Landschaft zog sanft an mir vorbei, und einzelne Sonnenstrahlen blitzten durch die Bäume in das Abteil.
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Autoren-Porträt von Johannes Gelich
Johannes Gelich, geb. 1969 in Salzburg, studierte Theaterwissenschaft und Germanistik in Wien. Danach Studienaufenthalt in Madrid, zwei Jahre Auslandslektor in Jassy (Rumänien). Der Autor lebt in Wien.
Bibliographische Angaben
- Autor: Johannes Gelich
- 2013, 176 Seiten, Deutsch
- Verlag: Wallstein Verlag GmbH
- ISBN-10: 3835306774
- ISBN-13: 9783835306776
- Erscheinungsdatum: 14.08.2013
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 3.86 MB
- Ohne Kopierschutz
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Pressezitat
Fortsetzungsvorabdruck in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung"... ein intelligenter, vielschichtiger und unerbittlicher Roman..."
[Quelle: Oliver Jungen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.6.08]
"Sehr interessant, wie hier der Existentialismus noch einmal fröhliche Urstände feiert."
[Quelle: Knut Cordsen, Bayerischer Rundfunk 11.07.2008]
"eine hochaktuelle Moritat"
[Quelle: Katrin Hillgruber, Kultur Spiegel, August 2008]
"spätestens mit dem überraschenden Ende bei einer "Jedermann"-Aufführung tritt Johannes Gelichs erstaunlicher, lesenswerter Roman aus dem Schatten seines Vorbildes heraus."
[Quelle: Katrin Hillgruber, Der Tagesspiegel, 14.8.2008]
ein Prosa, "die auch ein Claude Chabrol, ebenfalls ein unerbittlicher Anatom der Mittelklasse, zu Papier gebracht hätte bringen können."
[Quelle: derStandard.at, 22.8.2008]
"Ein Urteil liefert Gelich nicht mit. Die Empörung und Kaltschnäuzigkeit überlässt er dem Leser."
[Quelle: Karin Grossmann, Sächsische Zeitung, 16./17.8.2008]
"Kein Buch der Erbauung, ein Buch der Schonungslosigkeit."
[Quelle: Rüdiger Heinze, Augsburger Allgemeine Zeitung, 24.9.2008]
ein "soziologisches Sittenbild einer mordsfidelen Gesellschaft"
[Quelle: Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung, 30.9.2008]
"Was im Leser zurückbleibt, ist großes Unbehagen, weil er weiß, dass die Dinge, die der Autor schildert, so abwegig nicht sind."
[Quelle: Werner Schandor, Wiener Zeitung, 30.8.2008]
"Ein grausam überzeugender Roman, der nicht nur von Gottlosigkeit, sondern auch von Gewissenlosigkeit erzählt und von der Vision einer Gesellschaft ohne Scham." [Quelle: Silvia Sand, literaturhaus.at, 8.10.2008]
"Ein rabenschwarzes Kammerstück, eine glückliche Verbindung von ästhetischem Raffinement und herrlich bösem Humor."
[Quelle: Oliver Pfohlmann, Frankfurter Rundschau, 14.10.2008]
"Die nötige Power, wieder ein gesellschaftlich relevantes Thema aufzugreifen und literarisch ergiebig auszuformen, bringt Gelich von alleine
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mit."
[Quelle: Werner Schandor, Falter, 15.10.2008]
"Ein funkelndes literaturwissenschaftliches Kabinettstückchen und zugleich ein autarker Text." [Quelle: Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung, 29.10.2008]
""Der afrikanische Freund" ist ein Buch, das einem nachgeht, das einen noch lange nach der Lektüre nicht loslässt."
[Quelle: Udo Marquardt, Deutsche Welle, 7.11.08]
"Überzeugend, facettenreich und spannend erzählt Gelich von einer Gesellschaft ohne Scham."
[Quelle: Christoph Hartner, Kronenzeitung, 24.1.2009]
"Gelich macht es sich und den Lesern in seinen Büchern nicht leicht. Kritisch und sprachlich brillant seziert er die Hochleistungsgesellschaft als "beleidigende Schimäre"."
[Quelle: FRIZZ, 1/2009]
[Quelle: Werner Schandor, Falter, 15.10.2008]
"Ein funkelndes literaturwissenschaftliches Kabinettstückchen und zugleich ein autarker Text." [Quelle: Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung, 29.10.2008]
""Der afrikanische Freund" ist ein Buch, das einem nachgeht, das einen noch lange nach der Lektüre nicht loslässt."
[Quelle: Udo Marquardt, Deutsche Welle, 7.11.08]
"Überzeugend, facettenreich und spannend erzählt Gelich von einer Gesellschaft ohne Scham."
[Quelle: Christoph Hartner, Kronenzeitung, 24.1.2009]
"Gelich macht es sich und den Lesern in seinen Büchern nicht leicht. Kritisch und sprachlich brillant seziert er die Hochleistungsgesellschaft als "beleidigende Schimäre"."
[Quelle: FRIZZ, 1/2009]
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