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Der Gemeine Lumpfisch (ePub)

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Mark Halyard arbeitet als Umweltverträglichkeitskoordinator bei der Brahmasamudram Mining Company, die im Tiefseebergbau tätig ist und versehentlich den Lebensraum eines wenig bekannten Putzerfischs, des Gemeinen Lumpfischs, vernichtet hat. Um die...
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Kommentar zu "Der Gemeine Lumpfisch"
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    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    alekto, 12.04.2023

    Abwechslungsreich erzählte, durchdacht konstruierte Dystopie mit Thriller-Elementen im Gewand einer Satire

    Karin Resaint hat gerade an Bord der Varuna ihre im Auftrag der Brahmasamudram Mining Company erfolgende Evaluierung, die die Intelligenz des gemeinen Lumpfisches untersucht, abgeschlossen. So entlässt sie die letzten, von ihr untersuchten Exemplare des Fisches mit Hilfe einer Frachtdrohne wieder in die Freiheit, als sie von einem durch einen Spindrifter erzeugten Sturm überrascht wird. Da sie von Abdi, einem Mitglied der Crew der Varuna gerettet wird, der sie sich dabei im wortwörtlichen Sinn geangelt hat, verbringen die beiden die Nacht zusammen. Doch dann gerät Resaint vom Regen in die Traufe. Aus heiterem Himmel wird sie in ihrer Kabine von Devi, der Kapitänin der Varuna, festgesetzt. Den kleinen Raum darf sie nicht mehr verlassen und um sie von der Außenwelt abzuschneiden, wird ihr Zugang zum Internet und allen anderen Kommunikationsmitteln gekappt.

    “Der gemeine Lumpfisch” wird zu Beginn abwechselnd aus Sicht von Karin Resaint und Mark Halyard, der sie auf der Varuna unter Arrest hat stellen lassen, erzählt. Erst im späteren Verlauf des Romans kommt eine weitere Perspektive hinzu. Resaint bewertet und klassifiziert als selbständige Gutachterin die Intelligenz unterschiedlicher Tierarten wie etwa des gemeinen Lumpfisches. Dabei legt sie Wert auf die Unabhängigkeit ihrer Tätigkeit und schätzt ihre Autonomie, indem sie ihrer Arbeit allein nachgehen kann, ohne dass sie Einmischung von außen zu fürchten hat oder sich in Meetings, Gruppenevents und mehr an den dort vorherrschenden Teamspirit anzupassen braucht. Auch von ihrem Umfeld wird sie so wahrgenommen, dass sie in einem Hochsicherheitsgefängnis, das ihr nur für eine Stunde am Tag Kontakt zu anderen erlaubt, zufrieden wäre, weil sie ohne weiteres auf die Anwesenheit übriger Menschen verzichten kann. Von einem ihrer Ex-Freunde wurde sie sogar als Soziopathin bezeichnet, als ihr die niedlichen Mätzchen seiner Katze gleichgültig gewesen sind.
    Halyard ist Umweltverträglichkeitskoordinator bei der Brahmasamudram Mining Company geworden, um sich bei Leerverkäufen auf Auslöschungszertifikate (d.h. von einem Unternehmen zu erwerbende Zertifikate, wenn es im Zuge seiner Geschäftstätigkeit eine Tierart auslöscht) persönlich zu bereichern. Denn er verfügte mit als erster über entscheidende Informationen, die einen baldigen Kursverfall dieser Zertifikate in Aussicht stellten. So konnte er der Versuchung nicht widerstehen, seine Firma zu betrügen, damit er sich mit den aus den Leerverkäufen erzielten Gewinnen sein extravagantes Hobby finanzieren kann, das sein ganzes Gehalt verschlingt. Das besteht im Verzehren von kostspieligen Delikatessen, da Halyard nach gutem Essen süchtig ist, das noch nach etwas schmeckt.
    Trotz dieser ungewöhnlichen Lebensläufe wirkten Resaint und Halyard nicht nur ziemlich unsympathisch auf mich, sondern sind auch erstaunlich blass geblieben. Ned Beauman hat es nicht geschafft mir seine beiden Hauptfiguren, die wohl aufgrund seines als Satire angelegten Romans karikaturesk überzeichnet sind, wirklich nahe zu bringen. Daneben mausert sich der Lumpfisch zum heimlichen Star, wenn er über weite Strecken des Buchs zur interessantesten Figur darin wird, obwohl er mit Abwesenheit glänzt.

    Für sein in naher Zukunft angesiedeltes Buch entwirft Ned Beauman ein düsteres Szenario über die drohende, ökologische Katastrophe, das weniger gut in den von seinem Humor geprägten, als Satire angelegten Szenen funktioniert, dafür aber in seinen dystopischen Ansätzen überzeugt. Stark ausgefallen ist etwa die Beschreibung der Spindrifter, die besser reflektierende Wolken erzeugen sollten, um der Erderwärmung entgegenzuwirken. Aufgrund unbeabsichtigter Nebeneffekte, die aus keiner Simulation ersichtlich gewesen sind, konnten die jedoch nie in Masse in Betrieb genommen werden und so steuern nur einige als Prototyp konstruierte Spindrifter sich selbst überlassen über die Meere. Im Roman werden die Spindrifter für die eindrucksvolle Eröffnungsszene genutzt, in der sich Resaint an Deck der Varuna vor der Kulisse des durch die Spindrifter erzeugten, aufziehenden Sturms befindet und die jedem Blade Runner-Film zur Ehre gereichen würde. Ähnlich schaut das bei den autonomen Minenfahrzeugen aus, die Belagerungswaffen aus Mad Max sein könnten, aber von der Brahmasamudram Mining Company für den Abbau von Ferromangan-Knollen auf dem Grund des Baltischen Meeres eingesetzt werden.
    Ned Beauman erzählt in seinem Roman im Kern eine interessante Geschichte, die durch die unterschiedlichen Stationen, die Resaint und Halyard auf ihrer Suche nach dem gemeinen Lumpfisch durchlaufen, abwechslungsreich gehalten wird. Deren Reise beginnt an Bord der Varuna, führt über das als künstliches Habitat angelegte Sanctuary North, das unter den sich selbst verordneten Sparmaßnahmen zu leiden hat, und über ein finnisches Flüchtlingslager bis nach Surface Wave. Letzteres ist eine künstliche, vor der Küste ankernde Insel, die als Refugium von wohlhabenden Freiheitsliebenden angesehen, aber auch für innovative Forschung genutzt wird, da diese eine von gesetzlicher Regulierung befreite Zone darstellt.

    Die Handlung des Romans ist gut durchdacht, indem sich die eingangs noch unabhängig voneinander wirkenden Teile, die der Autor erst nur wegen seine originellen Einfälle, die sein futuristisches Setting bereichern, einzuführen scheint, im weiteren Verlauf zu einem schlüssigen, übergeordneten Ganzen zusammenfügen. Damit hat der starke Schluss einiges für mich rausgerissen und mich für die Längen, die der Roman zuvor leider hatte, entschädigt. Die meisten dieser Längen lagen für mich in den als Satire angelegten Szenen begründet, die ich als nicht sonderlich lustig empfunden habe, aber von Ned Beauman ausschweifend in ihrer Anreicherung um viele unnötige Details wiedergegeben wurden und damit langatmig ausgefallen sind. Der Spannung hätte gut getan, wenn an diesen Stellen mittels einer prägnante Erzählweise deutlich gekürzt worden wäre.
    Insgesamt wäre die im Kern dieses Romans erzählte Geschichte besser zur Geltung gekommen, wenn "Der gemeine Lumpfisch" nicht als Satire, sondern als Dystopie angelegt worden wäre. Denn die dafür vorhandenen Elemente habe ich als gelungener empfunden. Dazu zählen die sich fast Leitmotiv-artig durch das Buch ziehenden Spindrifter, deren Auftritt jedes Mal ein Highlight für mich gewesen ist, das von Mücken wie aus einer biblischen Plage heimgesuchte Surface Wave sowie das düstere Finale. Das erinnert in seinem abgründigen Showdown eher an einen Thriller und wird um einen passenden Epilog ergänzt, der moralische Fragen vor dem Hintergrund der von den Protagonisten zu treffenden Entscheidungen aufwirft. So hätte sich die Charakterisierung von Resaint und Halyard, deren Motivation in ihrer Lebensgeschichte begründet liegt, mehr für ein Drama geeignet, indem die Tragik darin betont worden wäre. Halyard, über dem die ihm drohende Haftstrafe wie ein Damoklesschwert hängt, hat früh seine Schwester verloren und ist nach dem Medikament Inzidernil süchtig. Resaint, die ihre Entwicklung von moralischer Abneigung hin zu moralischem Engagement mit einem schwarzen Loch vergleicht, verfolgt diese ohne Rücksicht auf Verluste mit absoluter Konsequenz bis hin zu dem dadurch bedingten unvermeidlichen Ziel.

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