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Stories (ePub)

»Ein amerikanischer Thomas Bernhard, aber als Frau. Etwas Besseres kann man sich eigentlich nicht vorstellen.« Xaver von Cranach, SPIEGEL
 
 
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»Joy Williams ist einfach ein Wunder.« Raymond Carver

Eine Nacht lang erkunden zwei Mädchen einen Zug mit Bar und Zauberbühne und lernen dabei ihr künftiges Leben kennen. Eine Frau, ratlos, plötzlich schlaflos, wird von der Faszination für eine...
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Kommentar zu "Stories"
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    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    alekto, 02.04.2023

    Abwechslungsreich erzählte Kurzgeschichten mit großer Bandbreite abgedeckter Themen

    Gloria, die einen Hirntumor hat, besucht ihre Freundin Jean und deren knapp zehnjährige Tochter Gwendal. Jean, die Ex-Männer sammelt, ist nun bei Nummer vier angekommen. Nach der Scheidung hat sie ein renovierungsbedürftiges Haus gekauft, in dem nicht einmal die Toilette funktioniert. Obwohl Jean nicht weiß, dass Gloria bald sterben wird, möchte sie mit ihr eine schöne Zeit haben, wenn die beiden Jeans in der Nähe wohnende Ex-Männer besuchen. Doch für Gloria, obwohl sie ihre weitere Reise nicht geplant hatte, da sie nicht weiß, wo sie sterben will, wird der Besuch bei Jean gänzlich unerwartet zum Ausgangspunkt eines ungewöhnlichen Roadtrips.

    Neben "Der kleine Winter" enthält dieser Kurzgeschichtenband zwölf weitere Stories von Joy Williams. Dabei deckt die Autorin eine erstaunliche Bandbreite ab. Die Geschichten sind meist aus weiblicher Sicht wie beispielsweise der von Töchtern, Müttern, Ehefrauen, einer Geliebten, Freundin oder Nachbarin geschildert. Wenige Ausnahmen davon stellen die Stories "Die letzte Generation", "Die blauen Männer" und "Liebe" dar, die die Perspektive des kleinen Tommy, der gerade seine Mutter bei einem Autounfall verloren hat, des erst 13 Jahre alten Bomber Boyd, dessen Vater hingerichtet wurde, und des Predigers Jonas, dessen Frau an Krebs erkrankt ist, beschreiben.
    Skurrile Motive, die die Stories von Joy Williams prägen, ziehen sich fast Leitmotiv artig durch diesen Kurzgeschichtenband. Dabei kann es sich um ein außergewöhnliches Haustier handeln ("Lu-Lu") oder um Donnas Leidenschaft für die Patienten einer Psychiatrie, die sie mehrmals täglich besucht, nachdem ihre Freundin Cynthia dort eingewiesen wurde ("Besuchsrecht"). Die ungewöhnlichen Motive können sich aber auch in der Zuneigung zu besonderen Gegenständen niederschlagen wie etwa einem nachtschwarz lackierten, aber durch und durch von Rost durchzogenen Ford Thunderbird, in den sich Lucys Mann Dwight verguckt ("Rost"), oder einer Lampe aus präparierten Hirschhufen, in die Miriam, die Frau des forensischen Anthropologen Jack Dewayne, vernarrt ist ("Kongress").
    Das setzt sich in schrägen Nebenfiguren fort. Beispiele dafür sind die kleine, dicke Gwendal, die gern im Rhabarber hüpft und unbedingt eine Biographie schreiben möchte ("Der kleine Winter"), Zorro, der Sohn der von Janice mit dem Auto mitgenommenen Familie, dessen Gang-Name Skinny Puppy ist, der T-Shirts mit eigenartigen Aufdrucken trägt und überall Kreditkarten sieht ("Barmherzigkeit"), und Audrey, die Freundin von Tommys großem Bruder Walter, die Dinge wie etwa ein Buch über Eisberge stiehlt, nur um sie dann wieder zurückzubringen und die Tommy erklärt, dass sie die letzte Generation sind, da alles zu Ende geht ("Die letzte Generation").
    Zudem greift Joy Williams auf morbide Themen zurück. So wurde das Bein der toughen Daisy, einer der zahllosen Ex-Freundinnen von Lucys Mann Dwight, das ihr nach einem Unfall amputiert werden musste, bereits eingeäschert und wartet nun auf den Rest von ihr ("Rost"). "Im Zug" spricht Mr Muirhead, der Vater von Jane, deren Freundin Dan die Geschichte erzählt, über berühmte Friedhöfe wie etwa den Père Lachaise in Paris und den Pantheón bei Guanajuato in Mexiko. In der "Mutterzelle" trifft sich eine Art Selbsthilfegruppe, die aus Müttern berühmter Mörder besteht, und "Die blauen Männer" handelt von der Todesstrafe von Bombers Vater, nachdem der einen Hilfssheriff und dessen Hund ermordet hat.

    Neben den ungewöhnlichen Motiven, die ihren Geschichten einen besonderen Touch verleihen, erzählt Joy Williams von den Dramen im Leben ihrer Figuren. Dabei zeichnet sich ihr Schreibstil durch ihre genaue Beobachtungsgabe aus. In "Der kleine Winter" ringt Gloria mit ihrem drohenden Tod. Trotz der Kürze der Geschichte deckt die Autorin ein breites Spektrum an Gefühlen von Gloria ab. So trinkt sie zu viel, ist oft launisch, aber auch schnell erschöpft. Meist verdrängt sie aber das bevorstehende Ende, wenn sie sich etwa unbedingt einen Hund zulegen will oder ganz spontan zu einem besonderen Roadtrip aufbricht. Die Story "Im Zug" wird neben den kindlichen Streitereien von Dan mit ihrer Freundin Jane, die Dan von oben herab behandelt, obwohl die beiden den Sommer zusammen bei Janes Familie verbracht haben, von den Problemen in der Ehe von Janes Eltern geprägt. Denn Mr Muirhead, Janes Vater, wird fortwährend von seiner Frau angeschrien. In der "Mutterzelle" setzen sich die Mütter, die nichts von den Taten ihrer Kinder ahnten, bevor diese als Mörder überführt wurden, mit dem schwierigen Verhältnis zu ihren Töchtern und Söhnen auseinander. Dabei ist die Story bewusst ambivalent gehalten, wenn die eine Mutter sich absolut von ihrem Sohn abgenabelt hat, als sie die Erinnerungen an dessen Kindheit weggeworfen hat, aber die Beziehung einer anderen Mutter zu ihrem Kind komplexer ausfällt, indem sie teilweise an ihm festhält, da sie sich erinnert, wie er ganz früher gewesen ist. "Die letzte Generation" beschreibt die unterschiedlichen Reaktionen von Tommy, seinem Vater und seinem großen Bruder Walter auf den plötzlichen Unfalltod seiner Mutter. Jedes Familienmitglied verarbeitet den Verlust auf seine Weise. Während Tommys Vater jeden Abend weinend am Küchentisch zusammenbricht, nachdem er seinen Söhnen ein Abendbrot hingestellt hat, sucht Tommy in Walters Ex-Freundin Audrey eine Art Mutterersatz.

    Dieser Kurzgeschichtenband hat mich mit seinem Abwechslungsreichtum und der großen Bandbreite darin abgedeckter Themen (u.a. Alkoholabhängigkeit, psychische Erkrankungen, Todesstrafe) überzeugt. Dabei gleicht keine Geschichte einer anderen. Der Schreibstil von Joy Williams wird von ihrer besonderen Stärke geprägt, mir die auf nur wenigen Seiten oder in nur einigen Abschnitten eingeführten Figuren nahe zu bringen. Die gekonnte Vorstellung ihrer Charaktere fällt sogar dann prägnant aus, wenn sie dabei eine ganze Lebensgeschichte abreißt. So schildert die Autorin etwa die Beziehung des 25 Jahre älteren Dwight zu seiner Frau Lucy beginnend bei deren erster Begegnung, als Lucy noch ein Baby gewesen ist, um deren weiteren Verlauf im Zeitraffer über Dwights Geschenke an die junge Lucy abzuspulen ("Rost"). Im Gegensatz zur prägnanten Vorstellung ihrer Figuren steht das meist offene Ende der in diesem Band versammelten Kurzgeschichten, so dass diese eher Momentaufnahmen aus dem Leben der darin betrachteten Personen darstellen, die die Autorin damit in deren Mittelpunkt rückt.
    Nicht jede der Stories hat meinen Geschmack gleichermaßen getroffen. Generell habe ich die aus weiblicher Sicht geschilderten Geschichten als gelungener empfunden, da mir deren Perspektive glaubwürdiger vermittelt wurde. Auch haben mir die Stories besser gefallen, die ohne übertrieben dramatische Wendungen ausgekommen sind. Ein Negativbeispiel ist der Schluss des "Besuchsrechts", der sich aus der extremen, in einen Gewaltausbruch mündenden Reaktion einer Nebenfigur ergibt. Stärker sind für mich die Geschichten ausgefallen, die die Autorin ganz um die von ihr entworfenen Figuren und deren Beziehungen zueinander kreisen lässt, wenn diese für sich selbst sprechen können, indem nur deren gewöhnliche Handlungen beschrieben werden. So stellt etwa die Story "Auswege", in der aus dem Alltag der kleinen Lizzie erzählt wird, deren Mutter Alkoholikerin ist, einen gelungenen Abschluss für diesen Kurzgeschichtenband dar.

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