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Gladbeck (DVD)

 
 
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Gladbeck, 16. August 1988: Aus einem fehlgeschlagenen Banküberfall entwickelt sich eine dreitägige Geiselnahme. Während die Täter dabei zu Medienstars avancieren, verliert der deutsche Journalismus seine Unschuld – und drei Menschen am Ende ihr Leben. Der...
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Kommentare zu "Gladbeck"
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    7 von 18 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MaRe, 15.03.2018

    „Gladbeck“ zeichnet den unglaublichen Kriminalfall nach, der sich vor 30 Jahren ereignet hat und als die „Geiselnahme von Gladbeck“ oder das „Gladbecker Geiseldrama“ in die Annalen einging.

    Am Morgen des 16. August 1988 nahmen zwei Männer bei einem Bankraub im nordrhein-westfälischen Gladbeck eine junge Bankangestellte und deren Kollegen als Geiseln. Als Täter machte die Polizei den 31-jährigen hochgefährlichen, „haltlosen und triebgesteuerten Berufsverbrecher“ Hans-Jürgen Rösner, der einen Hass auf Polizisten entwickelt hatte und nach 11 Jahren Gefängnisaufenthalt vor 2 Jahren nicht aus seinem Urlaub in die Haftanstalt zurückgekehrt war, sowie den 32-jährigen Dieter Degowski aus, dessen IQ bei 79 und somit im unteren Normbereich lag.

    Da Rösner und Degowski am Abend des 16. August der „scheinbar verfolgungsfreie Abzug“ mit ihren Geiseln gewährt wurde, begann eine unsägliche Irrfahrt durch Deutschland, in deren Folge Rösner und Degowski sowie die zugestiegene Freundin Rösners, Marion Löblich, am nächsten Tag in Bremen einen Linienbus kaperten und fortan 27 Menschen in ihrer Gewalt hatten. Als die Geiselnahme am dritten Tag, dem 18. August 1988, beendet wurde, waren drei Tote zu beklagen.

    Der ARD-Zweiteiler der Regina-Ziegler-Produktionsfirma unter Regie von Kilian Riedhof („Der Fall Barschel“) rekonstruiert minutiös die Abläufe als Spielfilm im Protokollstil und bleibt trotz fiktiver Elemente und eigener Bewertung des Geschehens nah an der Realität, indem viele der tatsächlich geführten Dialoge wiedergegeben und zahlreiche der realen Abläufe nachgespielt werden.

    Er blickt abwechselnd auf die Täter und die Polizei, darüber hinaus wird der Tagesablauf und das familiäre Umfeld von zwei der späteren Opfer einbezogen.

    „Gladbeck“ zeigt eine fassungs- und sprachlos machende Aneinanderreihung von Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen, Versäumnissen und Überforderung, von technischen Problemen und mangelhafter Ausstattung sowie Organisation aufseiten der Polizei, darüber hinaus die fehlende Bereitschaft oder Befähigung Vorgesetzter im Staatsapparat, die Verantwortung für die Leitung und Koordination des Polizeieinsatzes zu übernehmen und als Folge davon gefährliche Alleingänge und verheerende Folgen.

    Es regierte das „Prinzip Hoffnung“, Kompetenzen wurden hin- und hergeschoben, wodurch zahlreiche Gelegenheiten ungenutzt blieben, das Drama früher zu beenden und die Täter dingfest zu machen.

    Diese Plan-, Konzept- und Strategielosigkeit der Polizeikräfte und des Staatsapparats ermöglichte, dass die Geiselnahme zu einem makabren „Spektakel“ geriet, was der Zweiteiler in seiner etwas reißerischen Aufmachung, die schon am rot hinterlegten Titel deutlich wird, betont (die schriftlichen Einblendungen in roter Schrift zu Beginn, im Abspann sowie als Datums- Zeit- und Ortsangaben sind leider nur schwer zu entziffern.)

    Denn Pressevertreter stießen in das Vakuum und boten Rösner und Degowski mit Interviews eine Plattform zur Selbstinszenierung, zogen dadurch die schaulustige Bevölkerung an, die sie ebenfalls hofierte wie Popstars. Welch unrühmliche Rolle, die ohnehin gestresste Polizei dadurch in ihrer Arbeit zu behindern!

    Und welche Parallele zu heute, da der Voyeurismus sich bei Katastrophen und Unfällen dadurch zeigt, dass Handyaufnahmen gemacht werden und deswegen Rettungskräfte nicht rechtzeitig oder ungehindert zur Stelle sein können, um Hilfe zu leisten.

    Das Versagen und die Überforderung waren kollektiv, denn keiner kümmerte sich um die Opfer oder die Familienangehörigen, weder zum Zeitpunkt der Tat noch danach, weswegen die Verarbeitung für die Opfer und Hinterbliebenen umso schwerer wurde, zu beispiellos war dieser Kriminalfall, der seinesgleichen damals suchte, einen vergleichbaren hatte es bis dato in der Bundesrepublik nicht gegeben.

    Den Zeitpunkt der Ausstrahlung, die Rösner übrigens verhindern wollte, kaum drei Wochen nach Degowskis Haftentlassung am 15. Februar 2018, kann man kritisieren. Sei es als „Huldigung an Degowski“, als die es eine ehemalige Geisel aus dem Bus empfindet, sei es, weil sie Degowskis Resozialisierung trotz günstiger Sozialprognose erschweren könnte, was für ihn und die Gesellschaft problematisch wäre. Insofern könnte man meinen, die Medienanstalten hätten nicht aus den Vorfällen damals gelernt. Vielleicht aber dachte die ARD schlicht, dass der Zweiteiler im Sommerloch der Aufmerksamkeit des Publikums entgehen könnte und platzierte den Sendetermin deswegen nicht auf den 3o. Jahrestag im August, sondern im März.

    Filmisch ist „Gladbeck“, modern-schnell, atemlos, nervös und nervenaufreibend, zum Haare raufen und Mitleiden inszeniert, dabei nuanciert und sehr gut recherchiert, eine Chronik, Thriller und mahnendes Drama zugleich.

    Die fast durchweg bekannten Schauspieler agieren superb: Sascha Alexander Geršak spielt Rösner, Alexander Scheer Dieter Degowski, als Einsatzleiter Meise in NRW ist Ulrich Noethen zu sehen, als sein Bremer Kollege Martin Wuttke. Darüber hinaus spielen u.a. Stephan Kampwirth, Zsa Zsa Inci Bürkle, Marie Rosa Tietjen (als Marion Löblich), Albrecht Schuch mit.

    Die Maske leistete hervorragende Arbeit, um sie den wahren Personen möglichst nahe zu bringen.

    „Gladbeck“ ist aufwendig gemacht, aufwühlend, erschütternd: eine TV-Produktion erster Güte über eine noch immer unfassbare Tragödie aufgrund desaströsen staatlichen und gesellschaftlichen „Multiversagens“.

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