Wir zwei in diesem Augenblick (Hörbuch (Download))

Anna und Max lernen sich auf einer Party kennen. Sie studiert BWL, er ist Fotograf. Max fordert Anna zu einer Runde Wahrheit oder Pflicht heraus. Entgegen ihrer sonstigen Art, lässt sie sich zunächst auf das Spiel und bald darauf auch auf Max ein. Die beiden verbringen eine unbeschwerte Zeit, bis ein Foto alles zerstört...

Eigentlich sind es zwei Geschichten in einer. In der Vergangenheit geht es um Charlotte und Thomas, die aufs Land ziehen und sich mit ihren Nachbarn Martin und Frederike anfreunden. Charlotte ist eigentlich eine Großstadtpflanze, das Leben auf dem Land macht sie nicht glücklich. Sie bemüht sich, eine gute Hausfrau und Mutter zu sein, ist aber gelangweilt von ihrem Alltag. Die beiden Geschichten sind auf tragische Weise miteinander verflochten. Anfangs war ich mir nicht sicher, auf was die Erzählung aus der Vergangenheit hinauslaufen sollte, das wurde mir jedoch zunehmend klarer.

Isabell May schreibt flüssig und spannend, eine Autorin, die ich mir auf jeden Fall merken werde. Die Charaktere sind gut authentisch. Sowohl Anna, als auch Max haben schwere Verluste erlitten. Anna ist übervorsichtig und Max wirkt oft melancholisch. Auch die Paare aus der Vergangenheit sind gut beschrieben. Die Geschichte ist sehr tiefgründig und berührend.

Ich habe das Buch im Hörbuchformat gehört und war schon nach dem ersten Kapitel gefesselt. Die Specher :Marylu Poolman, Chris Nonnast, Markus J. Bachmann und Carlos Lobo haben angenehme Erzählstimmen und die Gefühle der Protagonisten gut wiedergegeben, ein wahres Vergnügen, ihnen zuzuhören. Alles in allem gebe ich gerne fünf Sterne und eine klare Empfehlung!

Als erstes ist mir das in Lila- und Rottönen gehaltene Titelbild aufgefallen, gefolgt von der Inhaltsangabe; die Autorin Isabell May kannte ich bisher nicht.
Die Geschichte wird über elfeinhalb Stunden in zwei Zeitebenen erzählt, aus der Sicht von vier Personen (Anna, Charlotte, Max und Martin), die wiederum von vier unterschiedlichen Sprecher*innen vorgelesen werden. Hier hat mich nicht jede Stimme überzeugen können, die weiblichen Stimmen haben mir besser gefallen, und ohne die Zeitangaben wäre ich ziemlich in der Geschichte verloren gewesen. Der Wechsel in die verschiedenen Sichten ist gewöhnungsbedürftig, erst nach knapp sieben Stunden war für mich ein Zusammenhang zwischen den Zeitebenen und Personen erkennen. Annas Freund Max heißt eigentlich Theodor Maximilian, wurde als Kind Theo genannt und die beiden waren früher Nachbarn. Max/Theo hatte einen Bruder, Jan, seine Eltern sind Thomas und Charlotte.
Anna und Max schauen sich alte Fotos an und was sie sehen, bringt die Vergangenheit in gefährlichen Konflikt mit der Gegenwart und somit auch der Zukunft der beiden. Charlotte, die damals so lockere junge Frau, ist nach dem Unfalltod von Jan eine richtige Glucke geworden und würde die ganze Familie am liebsten in Watte packen. Nach über zwei Jahrzehnten rafft sie sich endlich auf, besucht die damaligen Nachbarn, von denen Friedrike nicht mehr lebt und spricht sich mit Martin aus. Es kommen neue Erkenntnisse ans Licht, Martin rastet aus - warum hat Charlotte so lange geschwiegen und wie konnten Thomas und sie damit leben? Es hätte so vielen Menschen lange Jahre des Leids ersparen können... Leonie, obwohl sie erst nach Jans Tod geboren ist, ist wohl die Einzige in der Familie, die mit dem Verlust klarkommen und nach vorne schauen kann. Max braucht einen "Tritt", um sich aus dem alten Leben zu befreien und sich ganz auf Anna einzulassen, ebenso Charlotte, sie ganz besonders, um endlich mit Thomas zu reden. Martin und Anna brauchen etwas länger, aber auch sie tauchen aus der Trauer, Lethargie und Vergangenheit auf und betreten neue Wege.
Es gibt Hörbücher, die hören sich wie im Flug, dieses hier gehörte anfangs nicht dazu, erst nach ca. 2/3 der Geschichte kam Spannung dazu. Es ist keine locker-leichte Liebesgeschichte, sondern manchmal schwer und schwierig zu hören und zu folgen. Ich gebe "Wir zwei in diesem Augenblick" 4 Sterne, eine Liebes- und Familientragödie, die zum Nachdenken anregt, auch ein paar Tränen bereithält und wieder mal zeigt, wie wichtig miteinander reden ist.