Alle fünf Ehefrauen gaben im Februar 2000 dem Regisseur Roger Vadim in Saint-Tropez das letzte Geleit: Brigitte Bardot, Annette Stroyberg, Catherine Schneider, Catherine Deneuve (keine Ehefrau, aber Mutter des Sohnes Christian), Jane Fonda und die Witwe Marie-Christine Barrault (Gattin seit 1990). Die weibliche Gefolgschaft des in den Worten Alain Delons "großen romantischen Verführers mit außerordentlichem Charme" weist auf Vadims filmhistorische Rolle, der weniger wegen seiner inszenatorischen Qualitäten, als unter dem Entdeckereffekt schöner und/oder talentierter Schauspielerinnen geführt wird. Vadim (1928 - 2000, jeweils Paris) machte gleich mit seinem Debütfilm "...und immer lockt das Weib" (1956) seine damalige Ehefrau Brigitte Bardot (1952 - 1957) zu einem Sex-Idol der 50er und 60er Jahre. Er verkörperte eine seltene Symbiose von Beruf und Privatleben und steuerte die ersten Karriereschritte von Catherine Deneuve ("Ein Schloss in Schweden") und Jane Fonda, die als erotische Comic-Strip-Agentin "Barbarella" (1968) in einer von Vadim genial konstruierten "Orgasmusmaschine" in verspielt psychedelischem futuristischen Design zu sehen war. Seine ersten Filme bereiteten thematisch den Boden für die "Nouvelle Vague", denn seine Heldinnen sind Männer mordende Streunerinnen, die flirtend und mit vielen schlafend durchs Leben ziehen ("In ihren Augen ist immer Nacht"). Noch vor Stephen Frears und Milos Forman verfilmte er (mit Jeanne Moreau) den berühmten Briefroman "Gefährliche Liebschaften" (1959), den er in die damalige Gegenwart versetzte. Seine Arthur-Schnitzler-Verfilmung "Der Reigen" (1964) blieb hinter den anderen Verfilmungen (u.a. von Max Ophüls 1950) zurück. Vadim arbeitete zeitweise ohne große Resonanz in den USA ("Sex-Lehrer-Report", "Adams kesse Rippe"). Er schrieb fünf Memoirenbände, von denen der 1986 erschienene Band "Bardot, Deneuve, Fonda" wegen seiner freimütigen Erinnerungen für Skandal sorgte. Gegen Ende seiner Karriere, deren viel versprechende Anfänge später nie eingelöst wurden, wandte sich Vadim (eig. Roger Vadim Plemiannikov, Sohn eines Diplomaten) der Theaterarbeit und TV-Serien zu. "Le Monde" schrieb angesichts seines als mittelmäßig oder oberflächlich eingestuften Filmwerks von 26 Spielfilmen im Nachruf: "Es ist schwer zu sagen, ob er nur faul oder eben nicht sehr gut war."
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