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  • 5 Sterne

    31 von 37 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Judith S., 26.08.2023

    Als Buch bewertet

    Ein „normales“ Schicksal, das einzigartig erzählt wird

    Reinhold Beckmann ist ein Journalist und Musiker, der sein angeborenes Talent zum Geschichten- und Geschichte erzählen in diesem Buch auf hervorragende Weise zum Ausdruck bringt.

    Er nimmt sich der Lebensgeschichte seiner Mutter und ihrer Brüder und Schwester mit großer Herzenswärme an, um dieses persönliche Schicksal herum gelingt ihm eine komprimierte Abhandlung über das Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg bis hin zur Nachkriegszeit. Gut lesbarer Geschichtsunterricht, der an viele Ereignisse erinnert, die mir natürlich bekannt sind, die sich aber gut in diesen privaten Rahmen fügen. Gerade auch die regionalen Ereignisse, die mir nicht geläufig waren, sind eine interessante Ergänzung von Aennes Geschichte.
    Der kleine katholische Ort Wellingholzhausen wird sehr anschaulich beschrieben, wie auch seine Bewohner und die knorrige Lebensart, die sich auch in einem schwer verständlichen Dialekt ausdrückt. Zum Glück ahnt Beckmann, dass nicht alle Leser den sofort verstehen und schiebt immer wieder Erklärungen oder Übersetzungen nach.

    Mein etwas ambivalentes Verhältnis zum Leben und Erleben der deutschen Bevölkerung insbesondere nach der Machtergreifung und in Bezug auf den Holocaust und die Verfolgung Andersdenkender macht mir trotzdem manchmal das Lesen etwas schwer. Mein Vater z. B. war 10 Jahre Häftling in Hitlers Zuchthäusern, zufällig von 1936 bis 1939 im Moorlager Aschendorfer Moor, das Beckmann beschreibt, als Bischof Berning dort einen „Besuch“ mit Ansprache macht. In meiner Familie sind weit über 100 Menschen, auch mein Großvater, dem Holocaust zum Opfer gefallen, meine Mutter wurde als „Mischling“ beschimpft. Sehr unterschiedlich die Lebenswege von ihr und Aennes Bruder Willi, beide 1927 geboren. Wenn ich bei Beckmann dann von den Menschen lese, die doch fanden, dass der Hitler vieles gut gemacht hat, ihnen Arbeit gegeben hat, ihren Wohlstand verbesserte und dass Beckmanns Vater auch noch nach dem Krieg diese These vertrat, fühlt sich das nicht gut an. Andererseits ist auch mein Onkel vor Stalingrad gefallen (sein Name ist wie der von Alfons auf einem Gedenkstein eingemeißelt), meine Großmutter väterlicherseits bekam das Goldene Mutterkreuz, meine Großeltern wurden in Duisburg ausgebombt bzw. meine Großmutter vertrieben. Diese Ambivalenz lässt sich nicht einfach verdrängen. Das Buch von Beckmann ließ mich lange darüber nachdenken, weil es einfach nicht möglich ist, sich aus der heutigen Position in die Lage der Menschen zu versetzen, die Hitler an die Macht kommen, ihn seine Macht bis zum bitteren Ende auskosten ließen. Auch diese Menschen haben teuer bezahlt.

    Aenne hat das Pech, als Mädchen auf dem Lande aufzuwachsen, ohne jede Hoffnung, dem dort normalen Lebensweg entgehen zu können. Keine höhere Schulbildung, keine Berufsausbildung, dafür aber eine recht herrische Stiefmutter und dann nach der Schulzeit „in Stellung“ bei Bauern. Kein Zuckerschlecken für eine Vierzehnjährige. Aber sie entzieht sich dem Diktat der Stiefeltern und beginnt mit 18 Jahren tatsächlich einen neuen Lebensabschnitt, zumindest einige Kilometer von ihrem Zuhause entfernt. Aber da beginnen auch schon die letzten Kriegsvorbereitungen, der Stiefvater wird eingezogen, die drei älteren Brüder ziehen einer nach dem anderen in den Krieg.

    Schon der Klappentext nimmt den Verlauf von Aennes Lebensgeschichte vorweg, die Brüder fallen alle vier. Und doch hat Aenne nicht der Lebensmut verlassen. Dass sie später ihrem Sohn von ihrer Kindheit und Jugend, der Familie, den Geschwistern und Stiefeltern so ausführlich berichtet, ist eine echte Seltenheit. Reinhold Beckmann packt die Gelegenheit beim Schopf, als er von seiner sterbenden Mutter dann die Feldpostbriefe der Brüder erhält. Diese tragischen Zeugnisse des unsinnigen Sterbens einer ganzen Generation sind kaum zu ertragen. Furchtbar sind die Gewissheiten wie die Ungewissheiten.

    Beckmann startet mit dem Schreiben zwei Tage vor Beginn der russischen Invasion in die Ukraine. Auf Seite 208 wird in einer Divisionschronik (Alfons‘ 60. Infanteriedivision) von dem Schrecken berichtet, „dass die russische Führung keinerlei Scheu vor den größten Menschenopfern hat. (…) Der Wert eines Menschen spielt nicht die geringste Rolle, …“ Ich sehe beim derzeitigen Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt, keinerlei Unterschiede zur stalinistischen Einstellung im Zweiten Weltkrieg. Russland hat eben immer noch ein riesiges Potential an „Menschenmaterial“, wenn die Waffen nicht mehr reichen, schicken sie eben noch mehr Soldaten. Dieses Wissen ist entsetzlich. In seiner Jugend war Beckmann Wehrdienstverweigerer, leider schreibt er nicht, wie er jetzt angesichts dieses nun schon 1 ½ Jahre dauernden brutalen Kriegs zum Pazifismus steht.

    Noch einige Bemerkungen zu Schutzumschlag und Typographie. Der Umschlag im schlichten Grau, die Fotos prägend für das Buch. Hier sieht man sie sofort, die Aenne und ihre vier Brüder, Briefe dezent im Hintergrund. Die Rückseite ergreifend mit dem Mutter-und-Sohn-Foto, die Texte gut lesbar. Innen beginnt das Buch mit einem Vorsatz, der Abbildungen der Briefe und Briefumschläge als Collage zeigt, der Nachsatz ist ähnlich gestaltet. Beides nicht schwarz-weiß, sondern in Farbe. Sehr ansprechend, guter Ein- und Ausstieg. Der Buchblock in einem leicht cremefarbigen Papier, das mir wesentlich besser gefällt, als es bei strahlendem Weiß der Fall wäre. Das rote Kapitalband korrespondiert gut mit der teilweise roten Schrift auf dem Umschlag. Ein rotes Lesebändchen wäre ein Sahnehäubchen. Schrift und Satzspiegel sehr klassisch gediegen, was mir besonders auffiel, war die Registerhaltung, alle Zeilen im Schön- und Widerdruck exakt ausgerichtet. Die filigrane Grundschrift für mich als Brillenträger gerade groß genug, den kursiven Text der Briefe und Zitate empfand ich jedoch als zu klein. Ein Punkt mehr für diese Abschnitte hätte bei gleichem Durchschuss auch die Registerhaltung nicht beeinflusst, das Lesen aber komfortabler gemacht. Etwas störend empfand ich das Durchscheinen der im Text gestreuten Fotos, auch der Text scheint etwas durch. Etwas dickeres Papier würde das verhindern, aber das Buch auch dicker und schwerer, wahrscheinlich auch teurer machen. Also aus meiner Sicht ein guter Kompromiss. Der Extrafototeil auf mattem Kunstdruckpapier wiederum passt sehr gut; es ist sehr berührend, die Menschen zu sehen, von denen so intensiv erzählt wird.

    Fazit: Beckmann macht aus der Geschichte seiner Mutter und den Briefen ein absolut faszinierendes Buch, es liest sich wunderbar, der Schreibstil hat nichts „Journalistisches“, es ist wie ein Roman, der mit Briefen und historischen Informationen (die überhaupt nicht trocken daherkommen) erweitert wird. Ich empfinde dieses Buch als eine große Bereicherung und als ein absolutes Antikriegsbuch, das gut neben Remarques „Im Westen nichts Neues“ seinen Platz finden kann. Mir hat die Art des Schreibens sehr gefallen. Das Lied für die vier Brüder setzt einen emotionalen Schlusspunkt, man sollte es sich unbedingt anhören. Das schön gestaltete Buch verdient zudem mindestens einen der von mir vergebenen fünf Sterne.
    Absolute Leseempfehlung!
    ***** 5 Sterne
    25.8.23

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  • 5 Sterne

    4 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin1975, 04.09.2023

    Als Buch bewertet

    Buchinhalt:

    So viel ungelebtes Leben – die Geschichte der Aenne Beckmann, geborene Haber und ihrer vier Brüder, Franz, Hans, Alfons und Willi. Vier Brüder, alle gefallen im zweiten Weltkrieg, lebendig durch Erinnerungen ihrer Schwester Aenne und einem Karton Feldpostbriefe. Ein Leben voller Verluste, dem Grauen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges, aber auch voller Hoffnung und Liebe für die Angehörigen, die zuhause um die Söhne und Brüder bangen und sich nichts mehr als einen baldigen Frieden wünschen....


    Persönlicher Eindruck:

    Selten hat mich ein Buch derartig berührt und bewegt, wie dieses. Es ist das Leben von Reinhold Beckmanns Mutter Aenne und ihren Brüdern, ein Leben, das früh vom Verlust der leiblichen Eltern gezeichnet war und wahrscheinlich gerade dadurch die fünf Kinder noch mehr zusammenschweißt.

    Es ist ein Buch, das schonungslos über die Verwüstungen an den Fronten des Zweiten Weltkrieges berichtet und auf eindringliche Art und Weise klarmacht, welche Grauen ein so junges Leben erleiden musste. Ungelebtes Leben – vier Brüder sind gefallen, keiner ist aus dem Krieg zurückgekehrt.

    Eine Schachtel mit Feldpostbriefen ist es, die zusammen mit fundierter Recherche und zahlreichen Literaturquellen sowie Zeitzeugeninterviews die Grundlage für dieses Buch bilden. Beckmanns Mutter Aenne hat sie kurz vor ihrem Tod ihrem Sohn vermacht und anhand der Briefe in Sütterlin versucht er, das Leben der Onkel, die er nie kennenlernen durfte, nachzuvollziehen.

    Im Grunde beginnt das Buch mit Aennes Geburt, zeichnet ihre ersten Jahre nach, den frühen Tod der leiblichen Mutter, die Heirat von Vater Haber mit der Stiefmutter und die tiefe Frömmigkeit in der erzkatholischen Gemeinde. Der Nationalsozialismus kommt relativ spät ins beschauliche Wellingholzhausen, doch letztendlich bleibt das Dorf nicht lange eine Insel der Seligen. Der Krieg bricht aus und einer um den anderen werden die Brüder von Aenne eingezogen.

    Unverblümt und ohne Blatt vor dem Mund berichtet das Buch von dem, was die deutschen Soldaten durchmachen – aufgrund der Stationierung von Aennes Brüdern liegt der Schwerpunkt auf dem Ostfeldzug, der Einkesselung von Stalingrad und nach verlustreichen Jahren schließlich der deutschen Kapitulation.

    Es ist keine einfache Lektüre – aber es ist ebenfalls das Schicksal auch unserer Väter und Großväter, ein Thema, das oftmals tabu war und nach dem man nicht groß fragen durfte. So wird Aenne zur Identifikationsfigur der Daheimgebliebenen, die sehnlich auf einen Feldpostbrief ihrer Lieben warten, Gefallene zu beklagen haben oder die Hoffnung auf das Auffinden eines Vermissten nicht wagen, aufzugeben.

    Beckmann untermauert sein Werk mit einer großen Anzahl an Fotografien, die das Gelesene noch einmal deutlicher machen. Die handelnden Personen haben ein Gesicht, als Leser kann man sie vor dem inneren Auge vor sich sehen.

    Mir trieb das Gelesene mehr als einmal Tränen in die Augen. Es ist kein Buch, das man „einfach mal so“ liest. Es ist eine Mischung aus Biografie und zeitgeschichtlichem Dokument, das bis heute kein Stück seiner Brisanz verloren hat und das man unbedingt gelesen haben sollte.

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  • 5 Sterne

    4 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daggy, 18.09.2023

    Als Buch bewertet

    Auf dem Cover sehen wir die Mutter des Autors in jungen Jahren und ihre vier Brüder in der Uniform des 2. Weltkriegs. Die in Sütterlin geschriebenen Briefe und Umschläge sind im Einband abgebildet. Sie sind das Vermächtnis der Mutter an ihren Sohn Reinhold Beckmann.
    Kurz vor ihrem Tod gibt sie den Schuhkarton mit den Erinnerungen weiter und Reinhold recherchiert Vieles und kann so die Geschichte seiner Familie in diesem Buch erzählen.
    Mir kam es oft vor, als säße der bekannte Moderator bei mir und erzähle, was in dem kleinen Ort Wellingholzhausen in Westfalen geschah. Gerade noch berichtet er aus den 1930er Jahren, da kommt ihm der Gedanke in den Kopf, was der Onkel, den er nie kennenlernte, wohl empfunden haben wird.
    Es ist keine einfache Geschichte, die er da erzählt. Die Mutter wird früh zur Waisin und erfährt erst später, dass die Menschen, die sie als ihre Eltern kennt, nicht ihre leiblichen Eltern sind. Die Stiefmutter ist zudem eine harte, gefühlsarme Frau, trotzdem bleibt Aenne ihre immer verbunden. Wie damals üblich geht Aenne früh von der Schule und darf als Mädchen keine Lehre machen. So muss sie bei Bauern auf die Kinder aufpassen und auf dem Hof helfen. Schon bald ändert sich die Stimmung im Lande, doch in dem kleinen Dorf hat der Pfarrer das Sagen und so wird hier noch lange christlich gewählt.
    Obwohl ich, wie wohl die meisten unserer Jahrgänge die Geschichte ab 1933 gut kennen, habe ich in dem Buch noch einiges gelesen, was mir nicht so geläufig war. Besonders die Stellung der katholischen Kirche und einiger Bischöfe wurde genau beschrieben.
    Die Briefe der Brüder ließen erkennen, wie sich die Stimmung an der Front aufgrund des langen entbehrungsreichen Krieges änderte. Leider kehrt keiner der Brüder heim und obwohl alle unterschiedliche Schicksale erleiden mussten, leben sie im Herzen von Aenne und jetzt auch in diesem Buch weiter.
    Das Buch war sehr gut zu lesen, die einzelnen Personen und Persönlichkeiten wurden gut eingefangen und durch die persönliche Betroffenheit des Autors, habe ich das Buch als etwas Besonders empfunden. Zudem wurden auch noch einige Bilder veröffentlicht, dadurch hatte ich Aenne und ihre Familie immer vor Augen.

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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone F., 15.08.2023

    Als Buch bewertet

    In "Aenne und ihre Brüder" zeichnet Reinhold Beckmann die Lebensgeschichte seiner Mutter Aenne und ihrer vier im zweiten Weltkrieg gefallenen Brüder zwischen 1921 und 1946 nach. 


    Das Buch basiert auf Gesprächen mit seiner Mutter, Feldpostbriefen und umfangreichen Recherchen in alten Chroniken und weiterführender Literatur. Beckmann ordnet die Familiengeschichte in den historischen politischen und gesellschaftlichen Kontext ein. Aenne wächst mit ihren Brüdern strenggläubig im erzkatholischen Wellingholzhausen in der Nähe von Osnabrück auf. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges werden ihre Brüder Alfons und Franz eingezogen, Hans ist bereits zuvor freiwillig in die Wehrmacht eingetreten. Kurz vor Kriegsende erhält auch der 17-jährige Willi seinen Einberufungsbescheid. Anhand der Feldpostbriefe und alter Regimentsbücher und Feldchroniken zeichnet Beckmann die Truppenbewegungen der Einheiten seiner Onkel während des gesamten Krieges nach und macht sich hierbei auch darüber Gedanken, was sie von Gräueltaten, die im nahen Umfeld passiert sind, mitbekommen haben müssen. Da die Quellenlage dünn ist und die teils in den 70er Jahren verfassten Feldchroniken "in der "soldatischen Tradition" verhaftet" sind, wie Beckmann schreibt, und damit meilenweit entfernt von kritischer Reflexion, kann hier nur spekuliert werden. 


    Man spürt, dass Reinhold Beckmann sehr darum bemüht ist, ein möglichst genaues Bild von den Gefühlen, Gedanken und Wesenszügen seiner Onkel zu erhalten. Dies gelingt vor allem bei Franz, dem Ältesten, der als einziger trotz Zensur der Feldpost bemerkenswert offen über seine Gefühle, die Hoffnungslosigkeit und die Grausamkeit des Krieges schreibt. Franz wuchs mir während des Lesens sehr ans Herz, da aus seinen Briefen deutlich wird, wie sehr er den Krieg verabscheut und sich nichts sehnlicher wünscht als endlich nach Hause zurückzukehren, eine Familie zu gründen und in Frieden zu leben. Seine Schreibweise zeigt, dass er ein warmherziger, sensibler junger Mann gewesen sein muss, der sich auch im Feld um seine Brüder und die Familie daheim sorgte, und der auch durch die sechs Jahre als Soldat innerlich nicht abstumpfte oder verrohte. Bei Alfons zeigen die Briefe ebenfalls, dass der Krieg bei dem ehemals lustigen und unbekümmerten Jungen tiefe Spuren hinterließ. Da von Willi, dem Jüngsten, keine Feldpost existiert, bleibt seine Geschichte besonders vage. Bei Hans hätte ich mir gewünscht, dass sein Entschluss, freiwillig in die Wehrmacht einzutreten, noch näher beleuchtet worden wäre. Grund war angeblich vor allem die finanziell sichere Anstellung und sozialer Aufstieg. Dennoch frage ich mich hier, wie es um seine politische Gesinnung bestellt war, auch wenn er kein NSDAP-Mitglied war. Spätestens seit der Reichspogromnacht müssten ihm, der bereits Jahre zuvor die Provinz verlassen hatte und bei Leipzig lebte, doch Zweifel gekommen sein. 


    Auch die Lebensumstände und die Entwicklung der politischen Stimmung in Wellingholzhausen werden thematisiert, ebenso wie die unrühmliche Rolle der katholischen Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus. 


    Reinhold Beckmann gibt sich viel Mühe, möglichst ausgewogen und differenziert zu schreiben, was aufgrund der persönlichen Beziehungen, der schwierigen Thematik und der subjektiven Erinnerungen von Aenne und weiteren Zeitzeugen sicherlich nicht einfach ist. In Anbetracht dieser Umstände gelingt ihm das sehr gut. 


    Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, das das unmenschliche und sinnlose Leid, das Kriege über alle Beteiligten auf allen Seiten bringen, deutlich macht, und uns zeigt, wie kostbar der Frieden ist. Gerade jetzt, wo dieser Frieden in Europa gefährdeter ist als je zuvor seit Ende des Zweiten Weltkrieges, eine immens wichtige Botschaft.

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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Frechdachs, 30.08.2023

    Als Buch bewertet

    Reinhold Beckmann wandelt auf den Spuren seiner Mutter Aenne

    Reinhold Beckmanns Buch "Aenne und ihre Brüder - Die Geschichte meiner Mutter" kommt nach meiner Meinung genau zur richtigen Zeit und ist absolut lesenswert für all diejenigen, welche sich mit unserer dunkelsten Stunde in der deutschen Geschichte auseinandersetzen möchten.

    Der ein oder andere mag sich jetzt vielleicht denken, nicht noch ein Buch zum Zweiten Weltkrieg. Doch genau solch ein Buch liegt hier vor.

    Beckmann gibt den Grauen des Zweiten Weltkriegs ein Gesicht, in dem er die Geschichte seiner Mutter Aenne und deren vier Brüdern nacherzählt. Er gibt damit der unvorstellbaren damaligen Kriegszeit ein persönliches Gesicht und vor allem eine starke Stimme.

    Obwohl man meinen könnte, das Schicksal von Familie Beckmann könnte einem ja herzlich egal sein, war ich ziemlich schnell in die Familie integriert und durchlitt, einer Achterbahnfahrt gleich, die Höhen und Tiefen, die in diesem Buch dann erzählt werden.

    Beckmanns Spurensuche befördert uns praktisch ca. 100 Jahre in der Zeitrechnung zurück. Sehr akribisch hat er in der eigenen Familie nachgeforscht und auch die Schuhschachtel mit den alten Feldpostbriefen, das Schatzkästchen von Beckmanns Mutter Aenne, ist hier wirklich Gold wert gewesen. Wenn jemand einen sehr intensiven beispielhaften Einblick in die Deutsche Volksseele von damals wagen möchte hat hier die passende Gelegenheit.

    Von der Geburt an verfolgt man Aennes Lebensstationen und die ihrer Familie und Brüder. Die Szenerien wirken auf uns aus der jetzigen Sicht vielleicht manchmal befremdlich, wie mit dem Nachwuchs beispielsweise umgegangen wurde oder welche Rolle Bildung damals spielte. Insgesamt wirkt die Erzählung auf mich aber unheimlich authentisch und brachte bei mir wirklich sämtliche vorstellbare Emotionen hervor. Ich fühlte mich schnell in die damaligen Szenerien eingebunden.

    Trotz, dass man zu Beginn des Buches bereits weiß wie es enden wird, fesselt die Erzählung sehr stark. Es tut der Spannung keinen Abbruch. Beckmann verwebt gekonnt die große damalige weltpolitische Lage, das Erstarken der Nationalsozialiten mit der eigenen Familiengeschichte sowie dem unglaublichen Schicksal und präsentiert ein Buch, das aus meiner Sicht auch als Schullektüre im Fach Geschichte sehr dienlich wäre.

    Solche Bücher sind es, welche die harte und grausame Kriegsrealtiät in der normalen zivilen Bevölkerung nacherzählen. Die zivile Bevölkerung, die mit dem furchtbaren Krieg nicht zu tun haben möchte wird immer mehr davon eingenommen, kommt schlussendlich nicht mehr davon los und zollt der ausweglosen Situation Tribut.

    Die Familiengeschichte rund um Aenne Beckmann sollte uns allen zur Mahnung dienen und uns hoffentlich eines besseren Belehren. Auch das Erinnern an die schrecklichen Erfahrungen unserer Ahnen ist unheimlich wichtig in einer Zeit, da rechtsnationale Parteien wieder unheimlich Aufwind bekommen und ein menschenverachtender Krieg in der Ukraine herrscht.

    Reinhold Beckmann kann sich wirklich glücklich schätzen, dass seine Mutter Aenne ihm dieses kleine Schatzkästlein voller Briefe seiner Ahnen anvertraut hat. Was gäbe ich persönlich darum, solche Eindrücke von meinen Liebsten, welche leider auch in diesem furchtbaren Krieg verblieben sind, zu haben.

    Aennes Geschichte hat mich so mitgenommen, dass dieses Werk eines meiner diesjährigen Jahreshighlights ist.

    PS: Wer sich vielleicht von der emotionalen Tiefe des Themas einen Eindruck machen möchte, der sollte sich das YouTube-Video des Songs "Vier Brüder" von Reinhold Beckmann ansehen.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buchkathi, 18.09.2023

    Als Buch bewertet

    Eine wahnsinnig starke Frau in einer sehr mitreißenden Biografie vorgestellt

    Als Kind einer Generation, die Krieg nur aus den Nachrichten und aus anderen Ländern kennt, war ich neugierig auf das, was diese starke Frau als junge Erwachsene vor und in der Zeit des zweiten Weltkriegs miterleben musste. Reinhold Beckmann zeichnet den Lebensweg seiner Mutter Aenne nach, die so viele Schicksalsschläge erleben musste und dennoch positiv geblieben ist und Zeit Lebens von ihrer Vergangenheit erzählt hat.
    Aenne wird im Jahr 1921 als viertes Kind in eine Schusterfamilie auf dem Land geboren. Nicht nur, dass ihre Mutter noch in ihrem ersten Lebensjahr verstirbt, auch ihren Vater verliert sie, als sie gerade einmal 4 Jahre alt ist. Trotz einer Stiefmutter, mit der es nicht immer ganz einfach ist und einem Stiefvater, der relativ zeitnah nach dem Tod ihres Vater zuhause einzieht, bleibt sie positiv und dem Leben zugewandt. Die ersten Jahre werden relativ kurz beschrieben, mit gerade ausreichend vielen Details, um sich in sie hineinzuversetzen. Das macht es spannend, denn so folgen die Ereignisse ziemlich schnell aufeinander und alles läuft auf den zweiten Weltkrieg zu.
    Zum zweiten Weltkrieg schafft die Biografie eine perfekte Mischung aus persönlichen Details, einer Einbettung in den geschichtlichen Kontext und Originaltexten aus persönlicher Feldpost. Die Beschreibungen der Ereignisse und wie sie geschichtlich und politisch einzuordnen sind, sind dezent und so gut eingearbeitet, dass man sie dankbar zur Kenntnis nimmt, sie aber nicht stören. Im Gegenteil, denn so kann das Buch auch ohne großes Vorwissen und ohne zusätzliches Googeln gelesen werden. Aber gerade die Briefe der Brüder, die alle vier in den Krieg müssen, machen die Biografie zu etwas ganz Besonderem. Es sind so viele Briefe, die ein so umfassendes Bild geben und die es sehr persönlich machen. Man denkt sich sowohl in Aenne hinein, als auch in ihre Brüder und ist ganz fassungslos darüber, wie sie das alles ertragen. Ich habe bislang selten Bücher gefunden, über die ich immer wieder und immer wieder nachdenke und über die ich sprechen möchte, auch wenn ich gerade nicht lese oder das Buch schon längst beendet habe. Diese Biografie hat das geschafft. Sie regt zum Nachdenken an, wie man all das Leid ertragen hätte.
    Ich bin beeindruckt von dieser Frau, ihrem Leben und wie positiv sie dennoch geblieben ist. Das war eine wahnsinnig interessante und auch sehr berührende Biografie!

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sternzauber, 08.09.2023

    Als Buch bewertet

    Bewegend, bereichernd und beeindruckend!

    Das Cover dieses Buches hat mich magisch angezogen und es gefällt mir mit den schwarz-weiß Aufnahmen der HauptprotagonistInnen und den Briefen im Hintergrund wahnsinnig gut! Sehr ansprechend, ästhetisch und einfach schön vermittelt das Coverbild auf diesem Weg nämlich bereits ganz viel vom Inhalt des Buches und macht neugierig.

    Der Text erzählt an Hand von Erzählungen und Feldpostbriefen aus der Sicht Reinhold Beckmanns vom Leben seiner Mutter Aenne und deren Brüdern, die alle im zweiten Weltkrieg gefallen sind. Besonders beeindruckt hat mich in diesem sachlichen und, meinem Empfinden nach, kompetent recherchierten Text, die hohe Dichte an Emotionen und Empathie. Dem Autor gelingt es hervorragend eine Beziehung zum Leser herzustellen und lockert die sachlichen Bezüge des Zeitgeschehens immer mit sehr individuellen und emotional berührenden persönlichen Erfahrungen seiner Familiengeschichte auf. Er wiederholt nicht einfach historisches, sondern zeichnet feinsinnig und persönlich die Lebensgeschichte seiner Mutter, deren Eltern und Brüder. Dabei lernen LeserInnen die jungen Männer ganz individuell und eindrücklich kennen und bauen unwillkürlich eine Bindung zu ihnen auf, so dass ich stark mitgefühlt habe, als es um die grausamen Kriegserfahrungen und die letzten Nachrichten der Brüder ging – obwohl von Anfang an klar war, dass Aennes nächste verbliebene Verwandte den Krieg nicht überleben.

    Der klare sprachliche Ausdruck des Autors hat mir sehr gefallen und der Text wurde nie langatmig oder trocken. Außerdem mag ich es sehr, dass das Buch durch persönliche Fotos bereichert wird und ich als Leserin somit die Bilder der beschriebenen Menschen vor Augen haben kann – das stellt für mich eine zusätzliche Verbindung her und macht das Geschehen realer.

    Gerade in solch bedrohlichen Zeiten wie momentan, in denen unglaublicherweise der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist, wieder viele Menschen leiden, ihr Leben und ihre Lieben verlieren, sollte dieses Buch gelesen werden!

    Mich hat dieses Buch sehr berührt, stark beeindruckt und mit einer wahnsinnig starken Frau, sowie deren tragischen, grausamen und traurigen, aber auch facettenreichen und hoffnungsgetränkten Familiengeschichte bekannt gemacht – ich bin sehr dankbar für diesen bereichernden persönlichen Einblick in die Familienerlebnisse von Aenne und empfehle dieses Buch wärmstens allen, die sich für das Thema interessieren!

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elisabeth U., 26.08.2023

    Als Buch bewertet

    Ein weiteres Buch über die Schrecken des zweiten Weltkrieges und zur Zeit interessieren mich diese Bücher unheimlich. Bisher war mir Beckmann nur als Sportjournalist bekannt. Hier schreibt er ein wirklich nahegehendes Buch über seine Mutter bis zu deren Heirat und deren vier Brüder. Aenne kam als schwächliches Kind zur Welt und ihre Mutter verstarb bald darauf. Ihr Vater heiratete bald darauf wieder und als dieser starb, bekam sie durch ihre Stiefmutter auch einen neuen Stiefvater. Also eine sehr komplizierte Familienkonstruktion. Im Laufe der Zeit waren es drei leibliche Brüder, eine Stiefschwester und ein Stiefbruder. Die Kinder wuchsen unter strenger Erziehung auf, die Religion war an der Tagesordnung. Doch dann begann das dritte Reich, man bekam es aber in dem kleinen Ort Wellingholzhausen fast nicht mir. Nach und nach wurden die Brüder zum Kriegsdienst eingezogen, kamen an die Ostfront und in vielen Briefen teilten sie ihrer Schwester ihre Erlebnisse, den Hunger, die Angst und den Schrecken, den Schmutz mit, aber trotz allem hatten sie doch immer wieder durch ihre religiöse Erziehung Gottvertrauen. Keiner der vier Brüder kam lebend aus dem Krieg zurück. Reinhold Beckmann schildert hier akribisch die Gefühle dieser jungen Menschen, wir erfahren sehr viel über die damaligen politische und auch wirtschaftliche Situation. Aenne wiederum schrieb an die Brüder ermunternde Zeilen. Es tut gut zu lesen, welch inniges Verhältnis der Autor zu seiner Mutter hatte, die nie über diese schreckliche Zeit schwieg, sondern ihrem Sohn immer wieder ihr Leben erzählt hat. Kurz vor ihrem Tod übergab sie Reinhold die von ihr aufbewahrten Briefe ihrer Brüder, allesamt in Sütterlinschrift geschrieben. Wenn man das Buch liest, wird man sehr nachdenklich und man kann sich gar nicht vorstellen, wieviel Menschen der Moloch aufgefressen hat. Fast jedes Haus mußte einen Toten beklagen. Das Buch ist mit sehr vielen sehr privaten Fotos versehen, so kann sich der Leser ein Bild über die ganze Familie machen. Am Anfang und am Ende des Buches sind Kopien der Originalbriefe. Ein Buch über eine Zeit, die man nie mehr wieder erleben darf.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nicoletta b., 01.09.2023

    Als Buch bewertet

    Der Tod hielt reich Ernte.
    So schreibt es Pastor Riese sehr treffend im Pfarrbericht und so lässt sich dieses Buch gut zusammenfassen.
    Die Aufmachung des Buches hat mich sofort angesprochen
    Die Innenseite mit der angedruckten Feldpost hat mich direkt so fasziniert, dass ich hinten die Anmerkungen etc. als erstes durchstöbert habe.
    Gerade solche Geschichten bestechen durch (Original)Quellen und Photos. Ich bin begeistert von der Anzahl der Bilder im Buch. Als ob ich am Kaffeetisch sitzen und dieser Geschichte lauschen würde, während ich durch die Feldpost blättere.
    Interessant fand ich auch die Entwicklung der Weltgeschichte an wahren Begebenheiten und Menschen zu erfahren.
    Spannend fand ich die Beziehung von Christentum und NS- Regime.
    Dem Autor gelingt es wahnsinnig gut und gradlinig die Geschichte seiner Mutter und ihren Brüdern wieder zugeben. Durch die familiäre Nähe zu den beschriebenen Personen und die vielen Zitate ist dieses Buch auch sehr emphatisch erzählt.
    Letztendlich ein gut erzählter Geschichtsunterricht, auf herzzerreißender, persönlicher Ebene.
    Viel Neues erfahren über die Zeit habe ich nicht, aber eine sehr persönliche Geschichte und gute Recherche.
    Schön war zu erfahren, dass die Brüder untereinander sich auch geschrieben haben und Aenne so indirekt auch auf dem, mehr oder weniger, laufenden blieb.
    Zu wissen wie die Geschichte ausgeht, hat dem Lesen keinen Abbruch getan. Ganz im Gegenteil. Man hat mitgefiebert und gehofft in dem Wissen, dass es leider keinen guten Ausgang nehmen wird. Eine herzzerreißende Geschichte, die immer dramatischer wurde, je näher sich der Krieg dem Ende nahte.

    Reinhold Beckmann ist es gelungen, diese sehr persönliche Geschichte dem Leser nahe zubringen und es nicht nur als persönliches Einzelschicksal darzustellen.
    Der Bezug zur heutigen Zeit ist da und rückt das Bewusstsein des Lesers (hoffentlich) wieder in Richtung Frieden und Menschlichkeit, gerade jetzt, wo in Europa wieder Krieg herrscht. Denn letztlich gibt es im Krieg immer nur Verlierer.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 05.09.2023

    Als Buch bewertet

    Aennes Mutter starb als Aenne noch ein Baby war. Ihre vier Brüder sind alle im Krieg gefallen. Der jüngste Bruder Willi war erst siebzehn Jahre, als er an die Front musste.
    In seinem Roman "Aenne und ihre Brüder" erzählt Reinhold Beckmann die Geschichte seiner Mutter und ihrer Brüder Franz, Hans, Alfons und Willi. Wir erfahren vom harten Leben in dem Dorf Wellingholzhausen. Die katholische Kirche ist maßgebend in dem kleinen Ort. Doch dann bestimmen auch hier die Nazis. Der Krieg beginnt und so nach und nach mussten die Männer und dann auch die Jungen an die Front, manchmal freiwillig, oft aber auch unfreiwillig.
    Die Zurückgebliebenen warteten auf die Nachricht ihrer Geschwister, Verwandte, Freunde. Nicht alles durfte in diesen Nachrichten geschrieben werden, doch was über die Zustände an der Front berichtet wurde, war auch so erschütternd genug. Aber Nachrichten waren auch Lebenszeichen.
    Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, die nur noch vergessen wollten, berichtet Aenne über das Erlebte. Reinhold Beckmann hat die Erinnerungen in diesem Roman verarbeitet und mit vielen Briefen und Fotos unterlegt.
    Manches ist nur schwer zu ertragen und man erkennt die Sinnlosigkeit des Krieges. Warum nur lernen die Menschen nicht daraus? Es ist ein sehr persönlicher Roman, der erschreckend und berührend zugleich ist und er ist ein Aufruf gegen das Vergessen.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Angelika T., 29.08.2023

    Als Buch bewertet

    Das erschütternde Protokoll einer zerrissenen Familie in Deutschlands dunkelster Vergangenheit

    Reinhold Beckmann trifft mir mit der traurigen Geschichte seiner Mutter mitten ins Herz. Mein Vater ist 1921, meine Mutter 1926 geboren. Die Vergangenheit meiner Eltern ist Aennes sehr ähnlich und ich bin völlig ergriffen, so deutlich und direkt, gut strukturiert und recherchiert, von den historischen Geschehnissen in den Jahren 1921 bis nach Kriegsende zu erfahren.
    Dem Autor ist ein erschütterndes Protokoll gelungen, das er schnörkellos und frei von jeder Wertung zu Papier bringt. Die zu Herzen gehenden Briefe der Geschwister sprechen Bände und könnten deutlicher nicht sein. Man spürt die Zerrissenheit, die Traurigkeit und Angst, aber auch die Hoffnungsschimmer, die Lichtblicke. Und die kurze Freude, die ein paar gemeinsame Stunden bringen. Und über allem liegt auch die Verzweiflung, das Unverständnis, die Ohnmacht der Bevölkerung angesichts eines aussichtslosen Kampfes. Ein Thema, leider so aktuell und unbegreiflich wie damals.
    Reinhold Beckmanns sehr persönliches Buch ist ein Appell an den Frieden, seine Botschaft trifft tief, die Geschichte seiner Mutter ist meiner sehr ähnlich und hat mich sehr berührt. Sie wird mir lange in Erinnerung bleiben. Unbedingt lesen!

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anno, 22.09.2023

    Als Buch bewertet

    Gegen Ende ihres Lebens übergibt Aenne ihrem Sohn einen Karton. Darin enthalten: die Feldpostbriefe ihrer Brüder.
    Was wie ein spannender Auftakt eines Romas klingt, ist jedoch real. Aenne ist die Mutter von Reinhold Beckmann. Die vier Onkel und Verfasser der Briefe wird Reinhold jedoch nie kennenlernen. Alle vier starben im Krieg. Zurück blieben nur deren Feldpost und die lebhaften Erinnerungen Aennes, die auch das Leben des Autors geprägt haben.

    Mithilfe der Hinterlassenschaften und einigen Feldchroniken rekonstruierte Beckmann den Weg und Schicksal der vier Soldaten.
    Die Originaltexte werden dabei im Hörbuch stimmlich hervorgehoben, in der gedruckten Ausgabe durch kursiver Schrift und Formatierung.
    Mag der Schreibstil der Feldpostbriefe für heutige Ohren vielleicht manchmal etwas merkwürdig klingen, so verfehlten diese dadurch nicht ihre Wirkung. Ganz im Gegenteil! Aber auch die warmherzigen Worte und Erzählungen des Autors erzeugten ein Bild der Zeit in mir, als wäre ich zugegen gewesen. Und nicht wenige Male standen mir die Tränen in den Augen.


    Eine unfassbar bewegende und authentische Aufarbeitung der eigenen Geschichte.
    In Gedenken an die vielen Opfer dieses furchtbaren Krieges sollten Bücher wie dieses Pflichtlektüre an Schulen werden!

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesemaus2021, 17.09.2023

    Als Buch bewertet

    Keine leichte Kost
    Im ersten Moment war ich sehr erstaunt, als ich den Namen des Autors gelesen habe. Reinhold Beckmann war mir in erster Linie als Sportmoderator bekannt. Kann der Bücher schreiben, war mein erster Gedanke. Ja, er kann und zwar sehr gut. Der flüssige und emotionale Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. In erster Linie geht es in dem Buch um das Leben seiner Mutter Anne, die trotz vieler Schicksalsschläge ihren Lebensmut nicht verloren hat. Das damalige sehr schwierige und harte Dorfleben wird sehr bildlich beschrieben. Zudem wird der Aufstieg von Adolf Hitler und der 2. Weltkrieg ausführlich dargestellt. Vieles war mir bereits durch den Geschichtsunterricht in der Schule und diverser anderer Bücher die ich gelesen habe bekannt, dennoch nicht so intensiv und detailliert.
    Erwähnen möchte ich auch noch die tolle Aufmachung des Buches. Im Buchdeckel sind die Feldpostbriefe abgedruckt und in der Mitte des Buches sind viele Fotografien der Familie, die den erwähnten Personen das fehlende Gesicht geben.
    Das Buch ist kein Buch für nebenbei. Man sollte sich schon die nötige Zeit dafür nehmen, da es tief unter die Haut geht. Die grausame Kriegsrealität wird ungeschönt dargestellt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses tolle Buch.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    erul, 30.08.2023

    Als Buch bewertet

    Außergewöhnlich berührend und beeindruckend

    Das Cover gefällt mir gut - es ist sehr passend.

    Der Schreibstil von Reinhold Beckmann gefällt mir ausgesprochen gut, ist sehr flüssig und emotional packend. Der einfühlsame und bewegende Erzählstil ist gut zu lesen.

    Reinhold Beckmann schreibt den autobiografischen Roman "Aenne und ihre Brüder" über seine Mutter Aenne und deren vier Brüder (Franz, Hans, Alfons und Willi). Im Zweiten Weltkrieg wurden ihre Brüder eingezogen, sie mussten sich von ihren Träumen verabschieden. Keiner von ihnen kam je wieder zu Hause an.
    Die Feldpostbriefe seiner vier Onkel hat Reinhold Beckmann von seiner sterbenden Mutter erhalten. Aenne hat diese Briefe immer wie einen Schatz aufbewahrt.

    Die Geschichte hat mich sehr berührt und in den Bann gezogen. Grundlage zu dem faszinierenden Buch waren die Gespräche mit seiner Mutter Aenne, die Feldpostbriefe, Historische Dokumente und sehr viel Recherchearbeit. Aenne hat ihre Brüder nie vergessen und viel über sie gesprochen.
    Die abgedruckten Feldpostbriefe, die vielen Fotos und der Song "Vier Brüder" mit dem Link zum Musikvideo machen das Buch für mich perfekt.

    Ein außergewöhnliches Buch. Absolut lesenswert.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    sommerlese, 28.08.2023

    Als Buch bewertet

    Von der Tragik eines Lebens im Krieg
    In seinem Roman "Aenne und ihre Brüder" erzählt Reinhold Beckmann die Geschichte seiner Mutter und ihrer Brüder. Das Buch erscheint im Propyläen Verlag.

    Aenne, die Mutter von Reinhold Beckmann, war begleitet von Verlusten, schon früh verlor sie ihre Mutter und später ihren Vater und dann fielen alle vier Brüder im Krieg. Und doch hat sie die Trauer überwunden und ihr Leben gelebt. Sie sprach über ihre Gefühle und dank Gesprächen, Erinnerungen und Fotos blieben ihre Brüder und Eltern stets in ihren Gedanken präsent.

    Reinhold Beckmann erzählt die Geschichte seiner Mutter Aenne und ihrer Brüder Franz, Hans, Alfons und Willi. Inhaltlich basiert alles auf den Gesprächen mit seiner Mutter und alten Feldpostbriefen, die Beckmann mit Recherchearbeit gut verständlich in den historischen und gesellschaftlichen Zusammenhang eingebaut hat.

    Er beschreibt die Kindheit von Aenne in ihrem Heimatort Wellingholzhausen, wo die katholische Kirche maßgeblich eine Rolle spielte und sich die Familie Haber nach dem Tod von Aennes Mutter neu ordnen musste. Aus Aennes Blickwinkel erfahren wir, wie sich die Naziherrschaft auch nach Wellingholzhausen schlich und die Brüder freiwillig oder unfreiwillig in den Krieg zogen und sich ihre Wesenszüge durch den Krieg veränderten. Ihre Feldpostbriefe wurden sehnsüchtig erwartet und zeigen ansatzweise die Zustände an der Front. Es zeigt sich, wie ohnmächtig viele Familien um den Verbleib ihrer Angehörigen bangten und ungewollt Verluste hinnehmen mussten.

    Es macht betroffen, wie sie diese Generation von jungen Menschen von ihren Träumen und Wünschen verabschieden mussten, denn sie wurden in einen aussichtslosen Krieg hinein gezogen und erlebten Ängste und Gewalt, ihre größten Höhepunkte waren Heimaturlaube und Kriegshochzeiten. Den persönlichen Bezug bilden private Fotos der Beckmanns und originale Auszüge von Feldpostbriefen in Sütterlin stellen den realen Bezug her.

    Die familiären Schicksale und Aennes Lebensweg schildert Beckmanm sehr real und er erzählt auch von den lokalen Veränderungen in Wellingholzhausen, wo die Hitlerverehrung durch einen mutigen Pfarrer ein wenig verzögert ankam. Sprachlich bringt Beckmann das Ganze beinah sachlich mit einfachem Erzählstil aufs Papier, richtig brisant erscheinen die Vorkommnisse aber, wenn man sie vor dem Hintergrund des persönlichen Leids, des politischen Geschehens und mit den erlittenen Verlusten der beschriebenen Grausamkeiten des Krieges betrachtet. Die Folgen werden dadurch klar umrissen und die Unsinnigkeit von Krieg und Toten angeprangert.

    Dieses Buch liest sich nicht mal so eben weg, die Mischung aus Biografie und geschichtsbeschreibendem Sachbuch macht es zu einer eindringlichen Lektüre. Die familiäre Geschichte Aennes und ihrer Familie hat mich sehr berührt und ich konnte das gesellschaftliche Leben durch die geschilderten historischen Ereignisse Einbindung gut nachvollziehen.

    Sehr passend erscheint das Buch in einer Zeit, da wieder sinnlose Kriege wüten und man angesichts dieser Grausamkeit einfach nur sprachlos ist. Denn die Menschheit scheint aus allen Kriegen nichts gelernt zu haben.

    Ein beachtenswertes und berührendes Buch mit dem eindringlichen Appell für den Frieden.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Linda G., 26.08.2023

    Als Buch bewertet

    Tief beeindruckt



    Mein erster Eindruck als ich das Buch in der Hand hielt: Wunderschön!
    Ein anmutiges Cover, toll gebunden, die ersten und letzten beiden Seiten liebevoll im Briefdesign gestaltet und es verschlug mich gleich zu den Seiten in der Mitte des Buches, welche Fotos enthielten. Fotos von Reinhold Beckmann's Mutter, ihrer Familie (speziell auch ihre Brüder welche verstarben), einer Kriegstrauung uvm. Von diesem Moment an war ich gerührt und total gespannt auf das Buch.
    Das Buch erzählt eine berührende und aufwühlende Familiengeschichte die einen von Beginn an fesselt. Alleine die Vorstellung wie sich die vier Brüder gefühlt haben müssen. Mitten im Krieg, weit weg von der Familie. Auch für die Familie selbst war es eine sehr schwere Zeit. Ich finde den Schreibstil des Autors sehr angenehm. Auch gefällt mir, dass die Briefe zitiert werden und man sozusagen hautnah mitlesen kann.
    Es fühlt sich schön an, an einer eigentlich intimen Familiengeschichte teilhaben zu können. Ich bin sehr dankbar das Buch gelesen haben zu dürfen.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne D., 24.08.2023

    Als Buch bewertet

    Eine erschütternde Familiengeschichte

    Ich lese gerne historische Romane und dabei ist es mir wichtig, dass diese auf wahren Begebenheiten beruhen oder zumindest nah im Zeitgeschehen sind.
    In diesem Buch hat Reinhold Beckmann über das Leben seiner Mutter Aenne und ihre vier Brüder Franz, Hans, Alfons und Willi geschrieben. Dabei hat er sich auf Gespräche mit seiner Mutter Aenne, die Feldpostbriefe ihrer Brüder aus dem Krieg und Details, die ausführliche Recherchearbeiten vermuten lassen gestützt.
    Während des Zweiten Weltkriegs werden Aennes Brüder eingezogen. Anhand von Briefen, die diese Aenne geschrieben haben, wird der Krieg, der Alltag, die damaligen Gräueltaten direkt wieder lebendig. Das Leben der Menschen, die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen werden lebendig dargestellt.
    Es ist eine Lektüre die erschreckt und berührt und wieder einmal deutlich macht, dass es im Krieg nur Verlierer gab.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Burkhard B., 13.09.2023

    Als Buch bewertet

    Allein schon das Cover hat mich gereizt, dieses Buch zu lesen.
    Reinhold Beckmann, den ich bisher nur als Journalist kannte, hat ein zutiefst bewegendes und wie ich finde sehr intimes, privates Buch geschrieben.
    Das Buch basiert auf den Erzählungen und Erinnerungen von Beckmanns Mutter Aenne.
    Kurz nach deren Geburt verstarb die Mutter und hinterließ sie und vier ältere Brüder, Franz, Hans, Alfons und Willi.
    Im zweiten Weltkrieg werden alle vier Brüder eingezogen, jedoch kehrte keiner von ihnen zurück.
    Später erhält Reinhold Beckmann von seiner Mutter Aenne die Feldpostbriefe seiner Onkel, die sie zeitlebens wie einen Schatz hütete.
    Selten hat mich ein Buch so berührt, zumal es auf wahren Begebenheiten beruht.
    Berührend auch die vielen Fotos und die abgelichteten Feldpostbriefe.
    Dieses Buch wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben, zumal die Geschichte Ähnlichkeiten mit der meiner eigenen Familie aufweist

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    brauneye29, 20.09.2023

    Als eBook bewertet

    Zum Inhalt:
    Reinhold Beckmann hat in seinem Buch über seine Mutter und ihre Familie ihr wirklich hartes Leben erzählt, dass schon früh von Verlusten geprägt war. Die Mutter starb, als Aenne noch ein Baby war, ihre vier Brüder alle im Krieg gefallen. Doch Aenne hat trotz allem nie aufgehört einen Weg zu gehen, der in ein gutes Leben führt, aber die Schicksale der Brüder und Eltern dabei nie vergessen.
    Meine Meinung:
    Puh, das Buch muss man erst mal verkraften, denn es ist ja keine fiktive Geschichte sondern beruht auf wahren Begebenheiten, die einem mehr als einmal Gänsehaut beschert oder auch mal schwer mit Tränen kämpfen lässt. Man kann nicht mal im Ansatz ermessen, wie schwer es für die damalige Generation war trotz all der Schicksalsschläge nicht völlig zu verzweifeln. Mir hat das Buch ungeheuer gut gefallen und es wird auch noch lange im Kopf bleiben.
    Fazit:
    Wird im Kopf bleiben

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mimi, 18.09.2023

    Als Buch bewertet

    In diesem Buch berichtet Reinhold Beckmann über die Erlebnisse und Erfahrungen seiner Mutter während des zweiten Weltkrieges. Im Vordergrund steht hierbei die Beziehung zu ihren Brüdern, die während des Weltkrieges an der Front kämpfen mussten.
    Das Buch enthält neben den zahlreichen Briefen der Brüder auch einiges an Faktenwissen über den Weltkrieg und auch von der Zeit davor. Vordergründig steht hierbei das katholische Heimatdorf Wellingholzhausen. Man erhält einen Einblick in das Leben der Dorfbewohner und wie sich das Leben während des Krieges wandelt. Dabei wird das Geschehen durch den Autor sehr neutral beschrieben, trotz dessen regt es zum Nachdenken an.

    Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen und ich habe Wissen zum Ablauf des Krieges dazugelernt, welches mir vorher nie so bewusst war. Es ist definitiv kein Buch für zwischendurch, aber sehr empfehlenswert.

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