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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hornita, 14.12.2021

    Atmosphärischer Krimi in den Goldenen Zwanzigern;
    Kriminalkommissar Ariel Spiro hat sich vom Land nach Berlin versetzen lassen und durch knappe, prägnante Sätze - teilweise ohne Verben und mit blumiger Sprache - gelingt es der Autorin, die Hetze und Eile in der Hauptstadt sprachlich darzustellen und damit Spiros Eindrücke der ersten Stunden und Tage wiederzugeben und die Ermittlungen rasant zu gestalten. Die 1920er Jahre werden durch die Handlung geschickt beschrieben und es entsteht ein stimmiges Ganzes. Durch Spiros Erfahrungen lernt man als Leser die Stadt und ihre Bewohner kennen. Das Krimi-Geschehen ist überschaubar, aber da das Buch nicht sehr lang ist, passt die Mischung und das Buch ist unterhaltsam und lesenswert. Der Kriminalfall an sich ist geschickt konstruiert und man kann erst am Ende alle Puzzleteile zusammensetzen. Gerne mehr davon!

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 02.02.2018

    Kaum dem Zug aus Wittenberge entstiegen und ins laute, stinkende und schnelle Berlin geschubst, muss sich Ariel Spiro auch schon um seinen ersten Mordfall kümmern. „Ein jüdischer Bankier, der sich an Schweinefleisch bis zum Erbrechen überfrisst, der sich ein urdeutsches Idyll mit blondgelockter Walküre dazu gekauft hat und wie im Zoo zu regelmäßigen Zeiten besucht.“ wird erstochen auf der Treppe im Wohnhaus seiner Geliebten gefunden. Wer hat ein Motiv, ein anderer Liebhaber, die gehörnte Ehefrau, der Sohn, dem er den Geldhahn zugedreht hat, sein Stellvertreter in der Bank oder war es gar ein politisch motivierter Mord? Wird es dem Jungspund vom Lande, den sowieso alle argwöhnisch beobachten, gelingen einen Täter ausfindig zu machen oder verliert er sich gar in der großen ungewohnten Freiheit der Hauptstadt?


    Die Autorin spielt mit zwei verschiedenen Handlungssträngen. Zum einen begleitet man Spiro, zeitweise auch gemeinsam mit seinem Kollegen Gehrke bei deren Ermittlungen. Man kann rätseln, vermuten und bekommt einige Tatverdächtige präsentiert, was mir gut gefallen hat. Zum anderen bekommt man in kursiven Abschnitten Berichte aus dem Leben eines unbekannten Jungen geboten. Diese waren teilweise schockierend und haben mich daher betroffen gemacht, stellenweise aber auch verwirrend und unklar. Deshalb wären mir hier etwas weniger lieber gewesen, zumal diese auf andere Art und Weise erzählt werden und mich beim Lesen eher ausgebremst haben.


    Der Schreibstil der Autorin war für mich nach einer kleinen Eingewöhnungsphase an die blumig, poetisch beschreibende Art und die zeittypischen Begriffe, geläufig zu lesen. „In seinem Kopf halten sich Verstand und romantische Aufregung in eiserner Umklammerung“ oder „und dieser untergeschobene Arm sendet Wellen durch seinen Körper wie ein vorwurfsvolles Echolot auf der Suche nach den Untiefen seines Herzens.“, sind nur zwei Beispiele für die teilweise poetische Sprache. Stellenweise haben mich aber die kursiven Abschnitte auch später noch etwas irritiert. Ich konnte viel schmunzeln, was mir gut gefallen hat. Es ist einiges an Situationskomik geboten, so kommt Spiro z.B. im Laufe seiner Ermittlungen auch zum Ruf homosexuell zu sein, Anmachversuche in der betreffenden Lokalität natürlich inbegriffen. Auch schmunzeln musste ich, als der junge Kommissar zu tief ins Glas schaut, die Gepflogenheiten noch längst nicht kennt und sich tatsächlich den Dienstausweis klauen lässt. „Ich hab en Fromm nich jesehn, nich lebendig jedenfalls“. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass es ab und an einen Satz in Dialekt gibt und auch die Ausdrucksweise sehr gut zu der Zeit passt.


    Die Charaktere sind gelungen gezeichnet. Der junge Kommissar Ariel Spiro war mir mit seinen Ecken und Kanten, mit seinen Schwächen recht sympathisch. Er ist belesen, gewitzt, zeigt Einsatz und mich wundert nicht, dass er es, so jung, schon so weit gebracht hat. Sein Kollege Bohlke ist ein rauer Ermittler, der auch zu härteren Bandagen greift um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Er hat mir vor allem wegen seiner Verletzung aus dem ersten Weltkrieg und dem dazugehörigen Trauma sehr leid getan. Nike, der Spiro so verfällt war mir nicht so sympathisch, auf mich hat sie eher den Eindruck gemacht, wie wenn sie großen Spaß daran hätte, Männern den Kopf zu verdrehen. Die Nebendarsteller sind ebenfalls gelungen und authentisch ausgewählt, bei Spiros Mitbewohner James, der mich mit seiner Art oft zum Schmunzeln gebracht hat, bis hin zu Günther, der dem Jungen aus den kursiven Abschnitten eine wichtige Stütze war.


    „Nach und nach hat er ihr erzählt, von den Gräben voller Schlamm, dem Hunger und den Leichen. Von den Körpern, die im Stacheldraht hingen, von den Ratten, die an ihnen fraßen, von dem ohrenbetäubenden Lärm der Schützen, den Explosionen der Granaten, von den Schreien“. Und wenn er ihr das nicht hätte erzählen können „hätten ihn seine Gespenster erstickt und er hätte sich totgesoffen.“ sind z.B. Gedanken von Bohlke, einem vieler stark traumatisiertet Soldaten so kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Dies ist nur eine Facette. Die Autorin fängt den Zeitgeist extrem gut ein, sexuelle Freizügigkeit z.B. beim FKK Picknick, Antisemitismus oder erste Vorboten des Nationalsozialismus sind weitere Beispiele, die hier angesprochen werden. Zudem merkt man an zahlreichen Ortsbeschreibungen und auch Aussprüchen in Dialekt zu jeder Zeit, dass man sich in Berlin aufhält.


    Alles in allem hatte ich, auch wenn ich nicht mit allem und jedem bis ins Detail glücklich war, eine wirklich tolle Reise ins Berlin der Goldenen Zwanziger Jahre und kann „Der weiße Affe“ jedem Krimileser, der gerne authentisch in vergangen Zeit reisen möchte empfehlen. 4,5 Sterne wären hier mal wieder optimal, für fünf genügt es nicht ganz.

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  • 4 Sterne

    2 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martin S., 08.02.2018

    Eine Reise in das lasterhafte Berlin der Goldenen Zwanziger

    Axel Spiro ist ein noch junger aber auch sehr erfolgreicher Kriminal-Kommissar in Wittenberge. Ihn zieht es nun in das deutlich lebhaftere Berlin, wo er mit großer Neugier empfangen wird. Sein guter Ruf eilt ihm voraus und die damit verbunden Erwartungen sind dementsprechend groß. Kaum angekommen wird er auch gleich zu einem Tatort gerufen. Ein einflussreicher und vermögender Bankier ist ermordet worden. Schnell finden die Ermittler heraus, dass der Tote ein unmoralisches Doppelleben geführt hat. Liegt hier das Motiv für die Tat? Axel Spiro stellt bei seinen Ermittlungen schnell fest, dass das Leben in Berlin anders verläuft als in seinem heimatlichen Wittenberge...
    Kerstin Ehmer hat mit "Der weiße Affe" ihren ersten Kriminalroman geschrieben. Vor der historischen Kulisse der Zwanzigerjahre erlebt der Leser das lasterhafte und turbulente Leben Berlins. Die Autorin erzählt die Geschichte um den aufstrebenden und engagierten Ermittler Axel Spiro in einer ansprechenden und aus meiner Sicht sehr passenden Schreibweise. So wirkte das Buch teilweise schon etwas poetisch, was sich im Zusammenhang mit einem Kriminalroman sehr überraschend, aber auch sehr interessant darstellte. Des weiteren bedient sich die Autorin eines zweiten Erzählstrangs, der zunächst auf mich verwirrend wirkte, aber im Verlaufe des Buches sich immer mehr mit der eigentlichen Handlung verwebte und so für den Leser klarer wurde. Die historischen Hintergründe wirken gut recherchiert und ich fühlte mich gut in die damalige Zeit versetzt. Die Ermittlungen und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der damaligen Zeit bildeten den spannenden Rahmen für die Geschichte und konnten mich an das Buch fesseln. Das über-raschende Finale rundete für mich ein sehr gelungenes Leseereignis positiv ab.
    "Der weiße Affe" ist für mich ein sehr überzeugendes Krimidebüt von Kerstin Ehmer, welches mich auf Nachfolger hoffen lässt. Vor allem der ungewohnte und teilweise durchaus anspruchsvolle Erzählstil gab dem Buch seinen besonderen Charme. Ich empfehle das Buch gerne als lesenswert weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bibliomarie, 16.02.2018

    Ariel Spiro kommt aus der tiefsten Provinz nach Berlin in die „Burg“. Er hat bereits einen gewissen Ruf und möchte nun in der Hauptstadt als Kommissar reüssieren. Aber sein Einstand wird nicht ganz so einfach. Ein jüdischer Bankier wird im Treppenhaus vor der Wohnung seiner Mätresse erschlagen. Seine Familie ist über die Enthüllungen nicht grade glücklich, aber so ganz koscher scheinen auch die familiären Verhältnisse nicht zu sein. Seine Tochter ist eine kapriziöse junge Frau, die an Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft arbeitet, der Sohn, seinem eigenen Geschlecht zugeneigt und die Ehefrau liebt nicht nur das Klavier, sondern auch die Pianisten.

    Spiro scheint fast unter die Räder zu kommen, wenn er in Berlins Nachleben recherchiert. Bars, Herrentanzclubs, Alkohol und Rauschgift und nicht zuletzt Nike, sorgen dafür, dass er fast den Boden unter den Füssen verliert.

    Der Roman schlägt ein hohes Tempo an. Kurze lakonische Sätze, manchmal Berliner Jargon und eine tolle Beschreibung der fiebrigen Atmosphäre der Zwanziger Jahre in Berlin haben mir auf Anhieb gefallen. Das Bild dieser Zeit ist toll getroffen und hat in mir sofort ein Kopfkino ausgelöst. Ich bin richtig in das zügellose Nachtleben eingetaucht – in Büchern gibt es ja keine Nebenwirkungen – und gleich danach von der grauen, kalten Wirklichkeit eingeholt worden. Mietskasernen, dunkle Hinterhöfe, unterernährte, verschorfte Kinder, neben späten Nachtschwärmern in Frack oder Smoking. Immer wieder musste ich an Zilles Milieustudien denken.

    Ein spannender Krimi, mit einem facettenreich skizziertem Ermittler, einem sehr genau gezeichnetem Zeit- und Sittenbild und bis in die Nebenfiguren detailliert und stimmig ausgearbeiteten Charakteren. Empfehlenswert.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 02.02.2018

    Aus dem etwas beschaulichen Wittenberge an der Elbe wird Kommissar Spiro nach Berlin versetzt.
    Unmittelbar nach seiner Ankunft geschieht ein Mord , ein jüdischer Bankier wird im Hausflur seiner Geliebten tot aufgefunden.
    Der junge Kommissar stürzt sich voller Eifer in die Ermittlungen, an seiner Seite der alteingesessene Kollege Bohlke.
    Zuerst richtet sich der Fokus auf die exzentrische Familie des Ermordeten, dann jedoch gibt es noch verschiedene andere Spuren.
    Dass er sich in Nike, die Tochter des Bankiers verliebt hat, erleichtert seine Arbeit nicht. Außerdem drängt sein Chef auf eine schnelle Aufklärung, weil dieser von der Presse unter Druck gesetzt wird. Neben seiner Arbeit stürzt sich der Kommissar das ein oder andere Mal in das schillernde Nachtleben der Metropole, was auch das Missfallen seines Chefs erregt.


    Meine Meinung :

    Dank des sehr schönen Schreibstils konnte ich sofort in die Atmosphäre der zwanziger Jahre eintauchen. Besonders gut gefiel es mir dabei, dass auch der typische Berliner Dialekt in die Erzählung einfloss.
    Alle Personen waren sehr gut beschrieben, mein Kopfkino lief sofort an. Den vielen kleinen Details, welche in die Geschichte eingearbeitet wurden, merkt man die ausführliche Recherchearbeit an.

    Fazit:

    Eine Geschichte,die mich bis auf wenige Kleinigkeiten, sehr gut unterhalten hat. Ich spreche eine Leseempfehlung aus und vergebe vier Sterne.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Isabel R., 09.02.2018

    Genauso rasant wie der Klappentext, ist auch das Buch geschrieben. Man bewegt sich als Leser in zwei verschiedenen Lesesträngen. Als sei er nicht von dieser Welt, erzählt ein zunächst namenloser Junge seine Geschichte. Nein, das wäre falsch ausgedrückt … in wirren Gedankengängen, scheinbar wie im Rausch, lässt er uns an seinem gequälten Leben teilhaben. Im wahren Leben dagegen merkt der junge Kommissar Spiro sehr schnell, dass sein verschlafenes Wittenberge weit von Berlin entfernt ist und das nicht nur in Kilometern! Man kann nur hoffen, dass das Abenteuer ihm nicht zum Verhängnis wird …
    Der Autorin Kerstin Ehmer gelingt mit diesem Debutroman ein toller Einstieg in die düstere weite Krimiwelt. Sie schildert uns ihr Berlin in den schillerndsten Farben aber auch in den miesesten Abgründen. Sie zeigt uns Glitz und Glamour, scheut aber auch nicht davor zurück auch noch den letzten Schuppen und Hinterhof auszuleuchten. Ihr Schreibstil ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich eingelesen hat, fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Ein paar Bemerkungen am Ende lassen auf eine Fortsetzung hoffen, ich bin gespannt.

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Manuela B., 23.03.2018 bei bewertet

    Der weiße Affe ist ein Kriminalroman der Autorin Kerstin Ehmer. Sie fängt darin das Flair und die Szenerie von Berlin in den zwanziger Jahren ein. Der junge Kommissar Ariel Spiro ist kaum in Berlin eingetroffen als er sich um die Ermordung eines jüdischen Bankiers kümmern muss. Seine Ermittlungen führen in quer durch Berlin und alle Schichten. Er lernt zwielichtige Lokale kennen, gerät in die Homosexuellen Szene und erlebt das rauschende Berliner Nachtleben.

    Die Autorin erzeugt ein schillerndes Bild der damaligen Zeit und des herrschenden Zeitgeistes, teilweise gerät die eigentlich Kriminalgeschichte in den Hintergrund und die Auflösung des Falles ist alles andere als spektakulär. Gerade erst aufkommende Ermittlungsmethoden werden angerissen und gut in die Geschichte eingebettet. Die Charaktere sind in Teilen recht flach und als Leser dringt man nur knapp unter die Oberfläche. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven wobei der Hauptfokus auf Ariel Spiro liegt, der es als Neuling in der Abteilung nicht immer einfach hat. Wer Geschichten mag die in den Zwanziger Jahren spielt, wird das Buch interessant finden, wer sich eher einen spannenden Krimi wünscht kommt nicht so ganz auf seine Kosten.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    clary999, 03.02.2018

    Berlin in den Goldenen Zwanzigern…

    Zum Inhalt: Der jüdische Bankier Eduard Fromm wird leblos im Hausflur seiner Geliebten von einem Kind entdeckt. Er wurde von einem Unbekannten erschlagen. Für Kommissar Ariel Spiro ist es sein erster Kriminalfall in Berlin. Er kommt aus Wittenberge. Sein Ruf eilt ihm voraus. Die Ermittlungen deuten auf ein politisches Motiv, aber scheinen sich dann im Nichts zu verlieren. Oder? Mitglieder der wohlhabenden Familie des Toten wirken ebenfalls suspekt! Die Tochter des Toten fasziniert Spiro… Ihr Bruder Ambros scheint ein Geheimnis zu haben. Vielleicht doch ein persönliches Mordmotiv?... Wer könnte der Mörder sein? …

    Meine Meinung: Der Schreibstil der Autorin Kerstin Ehmer ist fließend! Der Berliner Dialekt wurde aus meiner Sicht genau richtig eingesetzt. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Die Geschichte spielt in der Mitte der 1920-er Jahre in Berlin.

    Von Anfang an ist die Atmosphäre der Zwanziger zu spüren. Man fühlt sich in diese Zeit zurückversetzt. Auf der einen Seite die Freizügigkeit und der neue Reichtum, auf der anderen Seite die Armut und die Nachwirkungen des Krieges. Der kulturelle, gesellschaftliche, wissenschaftliche und wirtschaftliche Aufschwung in der Weimarer Republik, aber auch Antisemitismus und die ersten Vorzeichen des Nationalsozialismus.

    „…Diese Stadt ist ein Sumpf. Wo immer Sie hier hintreten, Spiro, da ist Modder. Am Tauentziehn fahren Damen im offenen Wagen ihre Pelze spazieren, während hier oder in Neukölln oder im Wedding sogar die Kartoffelschalen aus dem Abfall geklaut werden. Sie werden Ihr nettes Elbstädchen noch vermissen.““
    Zitat aus dem Buch, Seite 34

    „…Er muss Entsetzliches erlebt haben. Danach war er ein Anderer.>Jede Aufrüstung führt früher oder später zu einem neuen Kriegund der wird das Ende dieser Republik besiegeln, unser aller Ende.< … „Es ist ein Dilemma. Ein Land ohne Heer ist schwach, ein Land mit Heer gefährlich.““
    Zitat aus dem Buch, Seite 151

    Die Personen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten konnte ich mir vom Aussehen und Auftreten sehr gut vorstellen!

    Der junge Kriminalkommissar Ariel Spiro aus Wittenberge wirkte auf mich sympathisch. Als Neuer bei der Berliner Kriminalpolizei hat er es nicht leicht. Die Berliner misstrauen ihm. Ein Provinzler mit abgeschlossenem Jurastudium, ungewöhnliche Herkunft und Name… Er ist ehrgeizig, aber zeigt auch Verständnis für Außenseiter, egal ob Jude, Homosexuelle, kleine Diebe… Gemeinsam mit Kommissar Ewald Bohlke soll Spiro den Mord aufklären. Bohlke ist ein Kriegsveteran, der noch heute Albträume hat. Der Krieg hat ihn verändert. Bohlke ist zunächst auch misstrauisch, aber legt schon bald zumindest einige seiner Vorurteile ab. Kriminaloberkommissar Heinrich Schwenkow ist hingegen ein typischer Polizist aus der damaligen Zeit. Nike Fromm, die Tochter des Toten, ist freizügig und unbeschwert. Sie genießt das Leben in vollen Zügen, der Tod ihres Vaters scheint ihr aber sehr nah gegangen zu sein. Trotzdem muss Spiro aufpassen, dass er sich nicht von ihr einwickeln lässt. Ob es ihm gelingt? … Könnte die Walküre Hilde, die Geliebte des Mordopfers, mehr wissen?...

    Wer der Mörder sein könnte, war mir lange ein Rätsel!

    Die Geschichte war sehr spannend und rätselhaft! Die Suche nach dem Mörder führte Spiro an Orte, die er sonst wahrscheinlich nicht besucht hätte. Schwulen-Bars, Tanzlokale, das Institut der Sexualwissenschaft… Interessante Einblicke, die mich sehr beeindruckt und gut unterhalten haben! Für Spiro wird es manchmal „unbeabsichtigt“ humorvoll. Auch die politischen und wirtschaftlichen Themen wurden aufgegriffen. Trotz der vielen sehr gut recherchierten Unterthemen fand ich es nie Überladen.

    „Der Pianist haut in die Tasten, die Frau steht breitbeinig und singt mit tiefer Stimme:
    „Zieh Dich aus, Petronella, zieh Dich aus!
    Denn du darfst nicht ennuyant sein, und nur so wirst du bekannt sein;
    und es jubelt voller Lust das ganze Haus
    "Zieh Dich aus, Petronella, zieh Dich aus!"
    Nicht bei Lulu nur oder Wedekind ist der Platz für Deine Reize,
    denn je nackter Deine Schultern sind, je mehr sagt man: "Det kleid se!"…“
    Zitat aus dem Buch, Seite 110 (aus einem „Dirnenlied“ von Kurt Tucholsky)

    Zwischendurch gab es kursiv geschriebene Passagen, in denen es um einen 14-jährigen Jungen geht. Die Erzählweise war ganz anders, daran musste ich mich erst gewöhnen. Tragisch, erdrückend und irritierend. Fantasiert oder träumt der Junge vielleicht? Eine Verbindung zum Mord ist zunächst nicht zu erkennen.

    Und wie passt nun der Buchtitel „Der weiße Affe“ in die Geschichte? Dazu sollte sich jeder Leser sein eigenes Bild machen ;)

    Ein ungewöhnlicher und spannender historischer Krimi im Berlin der Zwanziger Jahre mit einem sehr interessanten Ermittler!
    Leseempfehlung!
    4,5 Sterne (5)

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jürg K., 08.12.2021

    Klapptext: Ein jüdischer Bankier wird erschlagen im Hausflur seiner Geliebten aufgefunden. Kommissar Ariel Spiro ist gerade aus der Provinz nach Berlin gezogen und übernimmt direkt seinen ersten Fall.
    Fazit: Ariel Spiro ist erst in Berlin angekommen und schon wird er mit Vorurteilen konfrontiert. In einem Treppenhaus findet man eine Leiche. Er wird mit einer jüdische Familie konfrontiert, welche mit ihren Traditionen gar nichts anfangen kann. Er kann sich nicht bei seinem Chef vorstellen. Er wird mit, Kommissar Ewald Bohlke, dem er zugeteilt ist die Ermittlungen aufnehmen. Die voreiligen Polizisten haben den Leichnam ans Tageslicht gezehrt. Sein Chef ist sehr pingelig in der Arbeit. Er will alles ganz genau und detailliert wissen. Das ist nicht gerade die Arbeit, die der Neue bevorzugt. Es findet sich eine zweite Leiche. Ihr wurde der Kopf abgetrennt. Und der Sohn der Frau ist verschwunden. Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Fällen. Oder ist der Verdächtige von Spiros wirklich der Täter? Sein Chef hat in bereits suspendiert. Jetzt wird es eng für ihn. Das Lesen dieser Kriminalgeschichte aus den zwanziger Jahren ist sehr spannend und fesselnd. Das Buch ist eine Leseempfehlung wert.

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  • 4 Sterne

    3 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Manuela B., 23.03.2018

    Der weiße Affe ist ein Kriminalroman der Autorin Kerstin Ehmer. Sie fängt darin das Flair und die Szenerie von Berlin in den zwanziger Jahren ein. Der junge Kommissar Ariel Spiro ist kaum in Berlin eingetroffen als er sich um die Ermordung eines jüdischen Bankiers kümmern muss. Seine Ermittlungen führen in quer durch Berlin und alle Schichten. Er lernt zwielichtige Lokale kennen, gerät in die Homosexuellen Szene und erlebt das rauschende Berliner Nachtleben.

    Die Autorin erzeugt ein schillerndes Bild der damaligen Zeit und des herrschenden Zeitgeistes, teilweise gerät die eigentlich Kriminalgeschichte in den Hintergrund und die Auflösung des Falles ist alles andere als spektakulär. Gerade erst aufkommende Ermittlungsmethoden werden angerissen und gut in die Geschichte eingebettet. Die Charaktere sind in Teilen recht flach und als Leser dringt man nur knapp unter die Oberfläche. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven wobei der Hauptfokus auf Ariel Spiro liegt, der es als Neuling in der Abteilung nicht immer einfach hat. Wer Geschichten mag die in den Zwanziger Jahren spielt, wird das Buch interessant finden, wer sich eher einen spannenden Krimi wünscht kommt nicht so ganz auf seine Kosten.

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