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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Zauberberggast, 12.09.2019

    Kein Wunder dass sich die Dichterin und Exzentrikerin Dame Edith Louisa Sitwell DBE (1887-1964) mit Königin Elizabeth I. identifizierte und zwei sehr erfolgreiche Bücher über sie schrieb. Beide Frauen waren an einem 7. September geboren, blieben Zeit ihres Lebens kinderlos und unverheiratet, waren groß, schlank und hoch gebildet, sahen eigenwillig aus und förderten die Künste. Außerdem floss durch Edith Sitwell wahrscheinlich mehr blaues Blut als durch die Adern der meisten Mitglieder der britischen Königsfamilie. Durch ihre Mutter Lady Ida Emily Augusta Denison entstammte sie der Linie der Beaufort und war damit eine Nachfahrin von John of Gaunt (1. Duke of Lancaster), einem der Söhne von König Edward III. Diese hochgradig aristokratische Abstammung von den Plantagenets machte Lady Ida für Ediths Vater George Sitwell, selbst “nur” ein Baronet of Renishaw Hall, interessant. Die Ehe war also rein vernunftorientiert und dementsprechend unglücklich. Beide Eltern waren charakterlich sehr speziell und eher gefühlskalt. Für Edith war es ein Glück, dass sie zwei jüngere Brüder hatte, Osbert und Sacheverell, auf die sie Zeit ihres Lebens zählen konnte und die auch ihre Leidenschaft für das Schreiben und exzentrische Auftritte in literarischen Salons teilten.

    In “Die Dame hinter dem Vorhang” lernen wir Dame Edith durch die erzählende "Brille" ihrer langjährigen Vertrauen Jane Banister kennen. Zunächst als alte Frau im Jahr 1964, kurz vor ihrem Tod. Dann wird ihr Leben in Rückblenden erzählt - immer aus der Perspektive von Jane. Janes Mutter Emma, die ihr Leben auf dem Landsitz der Sitwells, Renishaw Hall, als Tochter des Gärtners verbrachte, freundet sich in diesem Buch mit der 5 Jahre jüngeren Edith an - eine Freundschaft über Standesgrenzen hinweg. Ob das in der Realität so möglich gewesen wäre sei mal dahingestellt, hier bildet es den Aufhänger für die Handlung. Emma bekommt Ediths schwierige Kindheit hautnah mit: die Ablehnung durch die Mutter, das Einzwängen in eine körperformende Apparatur, die Liebe zur Literatur und die Entwicklung zum extrovertierten Freigeist. Später wird dann Emmas Tochter Jane das Hausmädchen der nunmehr mit ihrer Vertrauten Hanna Rootham in einer Mietwohnung in London lebenden 40-jährigen Edith. Hier lernt Jane die schillernden Figuren der Londoner Bohème kennen - Künstler, Schriftsteller, Intellektuelle. Dann zieht es Edith in die Stadt der Kunst und der Liebe, Paris. Jane kommt natürlich mit, denn die beiden haben mittlerweile eine symbiotische Beziehung, bei der die Rollen aber klar verteilt sind: Edith die exzentrische "Lebefrau" und Künstlerin, Jane die Angestellte und das bodenständige englische Mädchen vom Land.
    Schließlich führt sie der Krieg zurück nach Renishaw Hall. Das Grauen dieser Zeit verarbeitet Edith wieder in ihrer Dichtung, sublimiert Schrecken in Schönheit. Sie will Renishaw schließlich zum "Zufluchtsort für Künstler" (S. 227) machen - Evelyn Waugh, T. S. Eliot und andere gehen ein und aus. Die letzten Lebensjahre verbringt sie wieder in London, mit einigen Abstechern nach Amerika, wo sie mit dem Hollywood Marylin Monroes, Billy Wilders und anderer Größen in Berührung kommt.

    Dadurch dass wir Edith nur durch den "Filter" Jane Banister kennenlernen, kommt keine Unmittelbarkeit auf. Eine Innensicht Ediths, ihre Gedanken, wären interessant gewesen. Dennoch wird der Charakter Edith Sitwells gut beleuchtet, auch wenn wir nur durch Jane auf sie blicken. Es wird deutlich, dass sie eine Person war, die durch Poesie und Kunst - durch das Erschaffen von Dichtung und die Rezeption von Literatur - der Enge ihres Daseins, der restriktiven Gesellschaft, dem britischen Erbrecht, den Existenzsorgen, den Schrecken des Krieges und ihrem nicht der Norm und vor allem dem damaligen Schönheitsideal entsprechenden, oft schmerzenden Körper entkommen konnte. Das ist denke ich die Hauptbotschaft dieses Buches und des Lebens der Edith Sitwell: in der Phantasie, in unseren Gedanken, können wir alles sein und der Realität - zumindest zeitweise - entfliehen.

    Ein sehr lesenswertes Buch über eine hoch spannende Frau und ihre Zeit!

    Lobend hervorheben möchte ich noch die sehr schöne Gestaltung dieses Romans von Veronika Peters als Hardcover durch den Wunderraum-Verlag. Das schöne Vorsatzpapier, das Lesebändchen und vor allem der auf den Umschlag geklebte Titel, wodurch der Leinenrücken sichtbar wird, geben dem Buch das gewisse Etwas!

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  • 5 Sterne

    12 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 20.10.2019

    Inhalt übernommen:

    Welch ein Abenteuer! An einem Maimorgen im Jahr 1927 verlässt Jane Banister, Enkelin des Gärtners auf Renishaw, den Landsitz der Sitwells.Sie geht nach London, um in den Dienst von Edith Sitwell zu treten. JAnne hat schon einiges über die exzentrische Dichterin und deren einflussreichen Freundeskreis gehört. Edith gibt in der Hauptstadt Soireen,liebt große Auftritte und hat sogar Kontakte ins Königshaus. Doch als Ediths Vertraute lernt Jane auch die Dame hinter dem Vorhang kennen und den Preis, den das unangepasste Leben fordert.

    Meine Meinung:

    In dem vorliegenden Buch lernt man die Protagonistin durch die Augen ihre Bediensteten kennen, das fand ich eine interessante Herangehensweise.

    in dem vorliegenden Buch lernt man die Protagonistin durch die Augen ihrer Bediensteten kennen, das fand ich eine interessante Herangehensweise.

    Die Familie von Jane ist schon in dritter Generation mit der Familie Sitwell und dem Gut Renishaw verbunden. Auch wenn es nicht einfach ist, mit der exzentrischen Edith auszukommen, ermöglicht ihr diese den Zugang zu höheren Kreisen, welcher ihr sonst mit Sicherheit verwehrt geblieben wäre.

    Édith ist durch eine schwere Kindheit sehr geprägt worden und hat darunter ihr ganzes Leben zu leiden. Auch wenn sie sich mit ihrem Schicksal größtenteils ausgesöhnt hat, unterliegt sie großen Stimmungsschwankungen, unter denen ihr Umfeld sehr zu leiden hat.

    Die Darstellung zwischen exzentrischer und glamouröser Künstlerin und einer sehr verletzlichen Seele, ist der Autorin ganz hervorragend gelungen.

    Fazit:

    Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, es wird noch eine Weile nachwirken. Von mir eine Leseempfehlung verbunden mit fünf Sternen.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Furbaby_Mom, 02.11.2019

    Ein absolutes Lese-Highlight!
    Ich kann die Autorin nur beglückwünschen zu diesem wundervollen Werk, das mich zutiefst berührt und inspiriert hat! Zu Beginn der Lektüre war der Name Edith Sitwell mir kein Begriff und so war ich gespannt auf die schillernde Persönlichkeit, die sich wohl dahinter verbergen würde. Ich kann nur sagen: Was für ein Lesegenuss! Meisterhaft verknüpft die Autorin Wahrheit mit einem Hauch Fiktion. Für mich war es das stimmungsvollste Portrait, das ich je gelesen habe.

    Als Edith im Jahre 1887 auf Renishaw Hall zur Welt kommt, sind ihre Eltern entsetzt: weder ist sie der erhoffte männliche Nachkomme der noblen Familie noch ist sie hübsch. Insbesondere Letzteres ist in den Augen der Eltern ein unverzeihlicher Makel, den es zu beseitigen gilt; andernfalls stünden Ediths Chancen auf dem Heiratsmarkt schlecht. Edith, die mit einem beeindruckend scharfen Verstand und einer schier unglaublichen Vorstellungskraft und Kreativität gesegnet ist, wird in eine Streckapparatur gesteckt; lediglich die Hausangestellten fühlen mit dem jungen Mädchen, das von ihrer Familie seit Geburt an nur kühle Zurückweisung und Ablehnung erfahren hatte. Und dann ist da noch Ediths Freundin Emma Banister, die Tochter des obersten Gärtners, die Edith beisteht. Jahre später wird Emmas Tochter (Jane) Edith als deren persönliches Dienstmädchen nach London begleiten. Sie wird Ediths mitunter engste Vertraute, Freundin, Ratgeberin und bleibt dennoch stets ihre Angestellte, wahrt weiterhin eine ehrfürchtige Distanz. Speziell kleine Gesten in dieser innigen Freundschaft zwischen den beiden so unterschiedlichen Frauen haben mich oftmals zu Tränen gerührt. Durch Emmas und Janes Augen lernen wir die Grande Dame kennen und begleiten sie durch ihr bewegtes Leben: durch Friedenszeiten und Krieg, finanzielle Dürreperioden, unerwiderte Liebe und den ganz großen schriftstellerischen Erfolg. Ob London, Paris, New York oder Hollywood – nie weicht Jane von Ediths Seite. Edith polarisiert und eckt an, ist nie ungerecht, sagt stets, was sie denkt und tut es mit der Eleganz einer Raubkatze. Sie ist exzentrisch, aber stets äußerst loyal ihren Freunden und Brüdern gegenüber. Ihre Intelligenz ist beflügelnd, ihre Spitzzüngigkeit bei Kritikern gefürchtet. Sie hat früh gelernt, Unabhängigkeit zu schätzen, sehnt sich nach Liebe und wird doch nie heiraten, vergöttert ihre Katzen und kann furchtbar launisch sein.

    Einfühlsam, emotionsgeladen, voller humorvoller Elemente und geprägt von intensiver Recherche ist der Schreibstil der Autorin Veronika Peters. Selten hat ein Buch mich dermaßen in seinen Bann gezogen. Es ist ein Werk, bei dem man am liebsten laut in die Welt hinausschreien möchte: "Alle mal herhören! Ihr müsst dieses Buch lesen!" Die Liebe fürs Detail zeigt sich nicht nur an den unheimlich authentischen Dialogen und detaillierten Beschreibungen, sondern auch an der wunderschönen Buchgestaltung samt Lesebändchen sowie dem enorm umfangreichen Literaturverzeichnis – ein Traum für alle Vielleser.

    Fazit: Das eindrucksvolle Portrait einer mutigen, charakterstarken Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Für mich ist es eines der Lese-Highlights der letzten Jahre. Unbedingte Leseempfehlung!!

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  • 5 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elisabeth U., 20.10.2019 bei bewertet

    Ein extravagantes Buch über eine außergewöhnliche Frau, die auf die allgemeine Meinung überhaupt keinen Wert legte. Edith Banister, auf dem Adelssitz Renishaw Hall geboren, verließ schon früh den Landsitz ihrer Eltern, um in London ihr eigenes Leben zu führen und sich in der Dichterszene einen Namen zu machen. Sie hatte eine unglückliche Kindheit, einzig die Tochter Emma des Gärtners und später dessen Enkelin Jane halfen ihr über ihre Einsamkeit und Traurigkeit hinweg. 1927 verläßt Jane das Gärtnercottage und folgt als Gesellschafterin und Mädchen für alles Edith nach London. Dort feiert Edith Partys, gibt Soireen, kleidet sich außergewöhnlich und schart die Künstler um sich. Sie hat Kontakt zu Cecil Beaton, Aldous Huxley, Marylin Monroe und vom Königshaus wird ihr der Titel "Dame" verliehen. Sie ist ständig auf der Suche nach Liebe, besonders der Maler Pavel Tchelitchew hat es ihr angetan, der sie aber nur schamlos ausnutzt. Auch die frühere Kinderfrau Ediths, Helen, gehört mit zu dem Frauenhaushalt. Später ziehen alle drei Frauen nach Paris, wo sie bei Helens Schwester unterkommen. Obwohl Edith mit ihren Büchern gut verdient, ist das Geld ständig knapp. Edith beginnt zu trinken, hält sich oft tagelang im Bett auf. Die Erzählung von Jane endet mit dem Tod Ediths. Eine wirklich großartige Geschichte, zumal Edith Sitwell und noch viele andere Personen in dem Buch tatsächlich gelebt haben. Der Autorin gelingt es großarig, Wahrheit und Fiktion zu mischen, so dass der Leser immer wieder geneigt ist nachzuschlagen, wer die berühmten Persönlichkeiten in dem Buch wirklich sind. Schonungslos wird in der Person der Jane über das Leben, die Sehnsüchte und die Angst von Edith berichtet. Ein Leben voller Exzentrik und immer auf der Überholspur. Auch das Buch an sich mit seinem roten Cover und der Dame mit dem schwarzen Bubikopf, der langen Kette und dem Kleid im Stil der 20iger Jahre gibt sehr viel her. Eine wunderbare Aufmachung mit einem roten Lesebändchen. Durch dieses Buch bin ich überhaupt auf diese Dichterin und Lyrikerin aufmerksam geworden. Wirklich ein Buch, das lesenswert ist und nachdenklich macht.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    sommerlese, 11.09.2019

    Ich mag biografisch angehauchte Romane und hatte zuvor noch nichts über die Protagoistin des Buches, die Dame Edith Sitwell, gehört. Für Jane scheint es das vermeintliche Sprungbrett ins eigenständige Leben zu sein, kein Karrierestart, aber immerhin ein erster Job. Sie zieht nach London und verlässt damit das Landleben und ihre Mutter Emma. Diese ist seit Jahren Edith freundschaftlich verbunden, es gibt auch ein Geheimnis, das sie gemeinsam hüten. Was sich dahinter verbirgt ist ziemlich offensichtlich, die Aufklärung ergibt sich am Ende des Buches.


    Der Roman liest sich wunderbar flüssig, der Schreibstil zeigt bildhaft genau die Zustände und Vorgänge, Kriegseindrücke und Lebensbedingungen. Mich haben einige Szenen aufgerüttelt, gerade die Bombardierung Londons und besondere Vorkommnisse im Lebenswandel der vermeintlichen Oberschicht. Auch wenn die Geschichte keine gewaltigen Überraschungen beeinhaltet, konnte ich ihr gespannt folgen und fühlte mich gut unterhalten. Denn Veronika Peters zeigt nicht nur den etwas speziellen, aber aufgeklärten Geist Edith Sitwells und ihr literarisches Treiben, sondern auch die gesellschaftlichen Bedingungen und Lebensumstände ausgehend von 1927 bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und danach.

    Der Unterschied der Gesellschaftsschichten wird offensichtlich aufgezeigt und weil Edith nicht in den Genuss ihres familiären Reichtums kam, konnte mich ihre Figur außergewöhnlich fesseln.


    Edith ist nicht gerade hübsch und deshalb nicht unbedingt ein Männerschwarm, doch sie ist intelligent und sehr wortgewandt. Sie verliebt sich hoffnungslos in den russischen Künstler Pavel Tchelitchew, der von ihr zwar große Geschenke annimmt, sie aber im Grunde zutiefst verachtet. Darunter leidet Edith natürlich. Jane ist dagegen eine liebenswürdige und schöne junge Frau, die in ihrer Rolle als Hausdame aufgeht. Sie wird auf eine bestimmte Weise zu einer Wächterin und versucht alles Unheil von Edith abzuwehren. Ein eigenständiges Leben scheint ihr völlig fremd zu sein, sie ist die aufopferungswürdige und pflichtbewusste Dienerin und lebt ihre abhängige Rolle gemäß dem Zeitgeist. Dieses erlernte Standesdenken übt sie treu bis in den Tod von Dame Edith aus.

    Man fragt sich beim Lesen, warum sich Jane dieser Diener-Rolle so inständig verschrieb. Vielleicht genügte ihr der Hauch von Berühmtheit und Luxus, vielleicht war sie aber einfach zu ängstlich, um ein selbstbestimmtes Leben ohne Dienerrolle zu führen. Man wird aus ihr nicht ganz schlau, Fakt ist jedoch, bis zum Ende von Ediths Leben wartet sie auf die geheime Information über ihre persönliche Abstammung.

    Die Personenauswahl und die teilweise sehr exzentrischen Charaktäre sind gut ausgewählt, sie zeigen die Künstlerszene mit ihren Marotten und Eskapaden und auch das gesellschaftliche Bild dieser Zeit.

    Vor dieser Lektüre wusste ich nichts von der bekannten Lyrikerin Edith Sitwell, hier wird man auf ihre Reisen und Auftritte mitgenommen und erlebt ihre künstlerischen Phasen, trotzdem kann ich mir kein echtes Bild von ihr machen, weil ihre Gedanken und Gefühle nur von außen beschrieben werden.

    Dieser biographische Roman über Edith Sitwell beschreibt nicht nur ein genaues gesellschaftliches Sittengemälde dieser Zeit, sondern zeigt auch die schrecklichen Kriegserlebnisse und die Dichterseele dieser Künstlerin. Mich hat aber ihre Hausdame Jane noch viel mehr interessiert.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Webervogel, 14.10.2019

    Von einer Dame, die ihrer Zeit voraus war

    Edith Sitwell sagte mir gar nichts, bis ich dieses vom Wunderraum Verlag farbenfroh-hübsch gestaltete Buch zur Hand nahm. Dabei war die 1887 geborene Engländerin ein Paradiesvogel ihrer Zeit und hatte ein für eine Frau damals ungewöhnliches Leben: Sie verfasste schon als Kind erste Werke, machte exzentrische Auftritte zu ihrem Markenzeichen, heiratete niemals und wurde 1954 vom Britischen Königshaus zur Dame geadelt.

    Veronika Peters stellt Edith Sitwell in ihrem Buch „Die Dame hinter dem Vorhang“ gleich zwei ergebene Freundinnen zur Seite, die sie langjährig begleiten: Die erste ist Emma Banister, Gärtnertochter auf dem Adelssitz Renishaw, wo Familie Sitwell lebt. Emma ist sechs Jahre älter als Edith, doch die Mädchen freunden sich trotzdem heimlich an – was wohl vor allem daran liegt, dass „die kleine Miss E.“ Sitwell ein zutiefst einsames Kind ist, von seinem Vater mit Nichtbeachtung und seiner Mutter gar mit Verachtung gestraft. Emma bleibt viele Jahre die Vertraute von Edith und arbeitet schließlich als Hausmädchen im Herrenhaus.
    Jahrzehnte später – und das ist der Beginn dieses nicht immer chronologisch erzählten Romans – bittet die inzwischen auf die 40 zugehende Edith Sitwell ihre Kindheitsfreundin, deren Tochter Jane Banister, knappe 18 Jahre alt, als Hausmädchen einstellen zu dürfen. Aus Sicht dieser Jane, die ab da ihr Leben an der Seite von Sitwell verbringt, ist dieses Buch dann auch geschrieben. Es handelt von Freundschaft, Loyalität und Fürsorge und es hat mich fast geschmerzt, dass beide Banister-Frauen reine Erfindung sind. Sie habe ich in „Die Dame hinter dem Vorhang“ gut kennengelernt, während mir die Hauptfigur Edith Sitwell mit ihren Schrullen, Launen und Eigenarten doch ein Rätsel blieb. Als Dame Edith Alter und Möglichkeiten erreicht hatte, dem nachzugehen, was ihre Berufung war – Schreiben, Vortragen, Inszenieren, Fördern – hatte sie schon viele Verletzungen erlitten, war gewohnt, sich zu inszenieren und hinter einer dramatischen Fassade zu verstecken. Was wirklich in ihr vorging, wusste wohl kaum jemand. Veronika Peters Roman ist eine Hommage an ein exzentrisches Unikat, die sich federleicht lesen lässt, obwohl Dame Edith nicht wirklich greifbar wird. Allerdings habe ich mich insgeheim doch gefragt, ob dieses Buch der Künstlerin nicht viel zu brav und unaufgeregt gewesen wäre.

    Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar gelesen.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 17.10.2019

    Inhalt übernommen:

    Welch ein Abenteuer! An einem Maimorgen im Jahr 1927 verlässt Jane Banister, Enkelin des Gärtners auf Renishaw, den Landsitz der Sitwells.Sie geht nach London, um in den Dienst von Edith Sitwell zu treten. JAnne hat schon einiges über die exzentrische Dichterin und deren einflussreichen Freundeskreis gehört. Edith gibt in der Hauptstadt Soireen,liebt große Auftritte und hat sogar Kontakte ins Königshaus. Doch als Ediths Vertraute lernt Jane auch die Dame hinter dem Vorhang kennen und den Preis, den das unangepasste Leben fordert.

    Meine Meinung:

    In dem vorliegenden Buch lernt man die Protagonistin durch die Augen ihre Bediensteten kennen, das fand ich eine interessante Herangehensweise.

    in dem vorliegenden Buch lernt man die Protagonistin durch die Augen ihrer Bediensteten kennen, das fand ich eine interessante Herangehensweise.

    Die Familie von Jane ist schon in dritter Generation mit der Familie Sitwell und dem Gut Renishaw verbunden. Auch wenn es nicht einfach ist, mit der exzentrischen Edith auszukommen, ermöglicht ihr diese den Zugang zu höheren Kreisen, welcher ihr sonst mit Sicherheit verwehrt geblieben wäre.

    Édith ist durch eine schwere Kindheit sehr geprägt worden und hat darunter ihr ganzes Leben zu leiden. Auch wenn sie sich mit ihrem Schicksal größtenteils ausgesöhnt hat, unterliegt sie großen Stimmungsschwankungen, unter denen ihr Umfeld sehr zu leiden hat.

    Die Darstellung zwischen exzentrischer und glamouröser Künstlerin und einer sehr verletzlichen Seele, ist der Autorin ganz hervorragend gelungen.

    Fazit:

    Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, es wird noch eine Weile nachwirken. Von mir eine Leseempfehlung verbunden mit fünf Sternen.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sagota, 08.11.2019

    "Die Dame hinter dem Vorhang" von Veronika Peters erschien (HC, gebunden) 2019 im Verlag Wunderraum (Randomhouse) und ist in die Kategorie biografische Romane einzuordnen, da der Roman einer schillernden Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts gewidmet ist, deren Lebensverlauf sich die Autorin annimmt und, wie sie im Anhang schreibt, zahlreiche Motive und Begebenheiten aus dem Leben der Dichterin und Schriftstellerin verwendete, sich aber auch alle Freiheiten der Literatur nahm, was in diesem Fall auf die Weise geschieht, dass sie

    Edith Sitwell (1887-1964)

    ein fiktives Dienstmädchen zur Seite stellt. Der Leser betrachtet nun "Dame Edith", die aus aristokratischem Hause kommend, bereits zu Lebzeiten durch ihr exzentrisches Auftreten, aber auch ihr dichterisches Können Furore machte, durch die Augen der Jane Banister, die bereits in der dritten Generation der Ladyschaft dient und deren Vater einst leitender Gärtner im Anwesen der Sitwells in Scarborough, Grafschaft North Yorkshire, England war.

    Bereits als Kind entwickelt Edith, die Erstgeborene, einen expressiven Charakter, der sich (laut ihrer Mutter ist sie ein häßliches Baby) auch im Alter von 12 Jahren nicht durch einen sog. "Korrigierapparat", der sowohl die Nase als auch den schiefgewachsenen Rücken "begradigen" soll, verändern lässt und der sich später in einen messerscharfen Verstand und in eine Scharfzüngigkeit entwickelten, gepaart mit einem starken Drang und Willen zu einer Unabhängigkeit (in dieser Zeit für eine Frau eher die Ausnahme), die für ihren Erfolg im schriftstellerischen und dichterischen Bereich sorgen würden. Diese starken inneren Kräften von Dame Edith sind außergewöhnlich ausgeprägt und man kann sie dafür nur bewundern: Nachdem sie das Elternhaus verlassen konnte (im Gegensatz zu ihren beiden Brüdern Osbert und Sachevell, denen sie sehr zugetan war und auch Stücke gemeinsam aufführte in London, hatte sie von ihren reichen Eltern nicht viel zu erwarten), empfand sie die erste Zeit in London als ungeheuer befreiend, "eine Erlösung für ihren sprühenden Geist, der sich fortan in die Dichtung stürzte", so berichtet sie Jane während ihrer Jahre in Paris, wohin sie mit Helen Rootham und Jane, der Dienstbotin und Erzählerin, übersiedelte. Es sollten Jahre skandalumwitterter Aufführungen, Lesungen und Vortragsreihen folgen (teils auch in Amerika) und die Meinungen der Kritiker waren geteilt. Ein Markenzeichen von Dame Edith war jedoch, dass sie sich gerne mit diesen stritt und recht unverblümt ihre Meinung kundtat.

    Während man im Buch diese Jahre verfolgt, den Tatendrang teils auch in sehr bescheidenen Verhältnissen sowohl in London als auch später in Paris bewundert und ihr dichterisches Schaffen (im Krieg verfasste sie Gedichte, die zu ihren besten gehören sollten, in dem sie ihre Gedanken und Gefühle - wie sicher auch Ängste - "in Verse goss", begleitet man das Trio (Edith, Jane und Helen, die zur besten Freundin neben Jane von Edith wurde und der sie sehr verbunden war) auch nach Italien, da Helen schwer erkrankte und nach ihrem Tode stellt man als Leser fest, wie sehr Dame Edith um diese Freundschaft trauert. In Liebesdingen hat die Exzentrikerin, die sehr groß gewachsen ist und nicht dem "Schönheitsstandard" der damaligen Zeit entspricht, wenig Glück: Der Künstler Pavel Tchelitchew, den sie sehr fördert, nutzt sie aus und hier ist sie ausnahmsweise einmal eine recht willenlos "Ergebene", sonst überhaupt nicht ihrer Persönlichkeit entsprechend. Er sollte später nach Amerika auswandern, weshalb sie lange Zeit litt. Doch in Freundschaftsbeziehungen ließ sie niemals jemanden im Stich, der ihr freundschaftlich verbunden war, was mir Dame Edith sehr sympathisch machte. Auch war ihr Ton gegenüber Jane nie herrisch und das einander Brauchen schaut aus vielen Seiten hervor.

    Etwas schade fand ich, dass die Persönlichkeit von Jane Banister so gut wie keine Rolle spielte; jedoch ließ die Autorin die Gefühlsregungen und Gedanken der Bediensteten von Dame Edith bewusst aus. So entstehen bei mir zwei vollkommen unterschiedliche Frauenbilder des 20. Jahrhunderts; während die eine ihre Neigungen und ihr schriftstellerisches Leben, ihre zahlreichen guten Kontakte auslebt, bleibt die andere - dienend bis zur Selbstaufgabe - im Hintergrund.

    Fazit:

    Ich nehme an, dass Edith Sitwell in England sehr bekannt ist; mir war die Dame zuvor nicht bekannt, doch ich konnte sie beim Lesen dieses sehr flüssig und atmosphärisch geschriebenen, tiefgründigen Romans ein wenig kennenlernen: Intelligent, eigenwillig und charakterstark trotz schwierigster Kindheit, verletzbar, selbstbewusst - entwickelte sich Edith nicht grundlos zur Exzentrikerin und genialen Schriftstellerin ihrer Zeit. Gesellschaftliche Hintergründe und der Zeitgeist, die Kriegsjahre und Politik fließen ebenfalls mit ein und werden aus Sicht der Familie Sitwell beleuchtet. Der Autorin gelingt so ein bildhaftes Portrait von Edith Sitwell, der sie damit ein Denkmal setzt. Lesenswert!

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elisabeth U., 20.10.2019

    Ein extravagantes Buch über eine außergewöhnliche Frau, die auf die allgemeine Meinung überhaupt keinen Wert legte. Edith Banister, auf dem Adelssitz Renishaw Hall geboren, verließ schon früh den Landsitz ihrer Eltern, um in London ihr eigenes Leben zu führen und sich in der Dichterszene einen Namen zu machen. Sie hatte eine unglückliche Kindheit, einzig die Tochter Emma des Gärtners und später dessen Enkelin Jane halfen ihr über ihre Einsamkeit und Traurigkeit hinweg. 1927 verläßt Jane das Gärtnercottage und folgt als Gesellschafterin und Mädchen für alles Edith nach London. Dort feiert Edith Partys, gibt Soireen, kleidet sich außergewöhnlich und schart die Künstler um sich. Sie hat Kontakt zu Cecil Beaton, Aldous Huxley, Marylin Monroe und vom Königshaus wird ihr der Titel "Dame" verliehen. Sie ist ständig auf der Suche nach Liebe, besonders der Maler Pavel Tchelitchew hat es ihr angetan, der sie aber nur schamlos ausnutzt. Auch die frühere Kinderfrau Ediths, Helen, gehört mit zu dem Frauenhaushalt. Später ziehen alle drei Frauen nach Paris, wo sie bei Helens Schwester unterkommen. Obwohl Edith mit ihren Büchern gut verdient, ist das Geld ständig knapp. Edith beginnt zu trinken, hält sich oft tagelang im Bett auf. Die Erzählung von Jane endet mit dem Tod Ediths. Eine wirklich großartige Geschichte, zumal Edith Sitwell und noch viele andere Personen in dem Buch tatsächlich gelebt haben. Der Autorin gelingt es großarig, Wahrheit und Fiktion zu mischen, so dass der Leser immer wieder geneigt ist nachzuschlagen, wer die berühmten Persönlichkeiten in dem Buch wirklich sind. Schonungslos wird in der Person der Jane über das Leben, die Sehnsüchte und die Angst von Edith berichtet. Ein Leben voller Exzentrik und immer auf der Überholspur. Auch das Buch an sich mit seinem roten Cover und der Dame mit dem schwarzen Bubikopf, der langen Kette und dem Kleid im Stil der 20iger Jahre gibt sehr viel her. Eine wunderbare Aufmachung mit einem roten Lesebändchen. Durch dieses Buch bin ich überhaupt auf diese Dichterin und Lyrikerin aufmerksam geworden. Wirklich ein Buch, das lesenswert ist und nachdenklich macht.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    daniele b., 23.10.2019

    Veronika Peters führt die Leser in eine versunkene Welt der britischen Upper Class die es so heute nicht mehr gibt. Dame Edith Sitwell in ihrer Zeit berühmte britische Dichterin und Autorin, die gemeinsam mit ihren Brüdern Osbert und Satchwell das swinigin London der zwanziger Jahre maßgeblich prägte, wird in den fiktiven Memoiren von Jane Banister wieder lebendig. Jane Banister tritt mit sechzehn Jahren in die Dienste von Edith Sitwell. Geboren wurde sie auf Gut Rensihaw dem Familiensitz der Sitwells, wie schon ihre Mutter Emma Banister, deren Vater einst oberster Gärtner von Ediths Vater war. Mit großer Ergebenheit und und liebevoller Aufopferung arbeitet und lebt Jane siebenunddreißig Jahre für und mit Edith. Sie beschreibt das zeitweise wirklich schwere Leben der Dichterin von Kindheit an, die ungeliebt von ihren Eltern schon früh deren Missbilligung sowohl an Leib als auch Seele erfahren muss. Als diese endlich volljährig das Elternhaus verlässt um mit Helen ihrer ehemaligen Kinderfrau in London in sehr bescheidenen Verhältnissen zu leben, beginnt ihre Karriere als Dichterin und Autorin, gemeinsam mit ihren beiden jüngeren Brüdern, in den Kreisen der Londoner Bohême. Als Jane in London ankommt, lernt sie bekannte und später berühmte Menschen wie Cecil Beaton, Aldous Huxley und Marilyn Monroe etc. kennen, alles Freunde ihrer Herrin Edith. Die Autorin beschreibt in einer wunderbaren Sprache das Leben dieser ungewöhnlichen Frau, die sich niemals den Sitten ihrer Klasse unterwarf, und dafür einen hohen Preis bezahlen musste, um ihrer Zeit weit voraus, ein unabhängiges und ihrer hohen Begabung gerechtes Leben führen zu können. Ein sehr lesenswertes Buch, dass eine bemerkenswerte Frau wieder ins rechte Licht rückt, und die Leser sich neugierig auf die Spurensuche der Edith Sitwell und ihrer Zeit begeben läßt.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Franziska K., 07.12.2019

    Klappentext:
    An einem Maimorgen im Jahr 1927 verlässt Jane Banister, Enkelin des Gärtners auf Gut Renishaw, den Landsitz der Sitwells. Sie geht nach London, um in den Dienst von Edith Sitwell zu treten, der ungeliebten Tochter des Hauses. Jane hat schon einiges über die exzentrische Dichterin und deren einflussreichen Freundeskreis gehört. Edith gibt in der Hauptstadt Soireen, liebt große Auftritte und hat sogar Kontakte ins Königshaus. Schon bald wird Jane an Ediths Seite die Metropolen der Welt bereisen. Doch als Ediths Vertraute lernt Jane auch die Dame hinter dem Vorhang kennen und den Preis, den das unangepasste Leben fordert.

    Schreibstil:
    Der Schreibstil der Autorin ist sehr leicht zu lesen. Die einfachen Sätze haben mir das Lesen erleichtert.

    Meinung:
    Die Geschichte war für mich zu keinem Zeitpunkt langweilig. Ich habe sie ziemlich schnell weggelesen, da ich sehr von der Thematik angetan war. Zudem war ich ab Seite eins sehr in der Geschichte drin.

    Auch die Charaktere haben mir sehr zugesagt. So kann man hinter die Fassade einer tiefgründigen Seele und einer tollen Künstlerin blicken.

    Fazit:
    Ein absolut lesenswertes Buch. Es erzählt eine tiefgründige Geschichte von einer intelligenten, mutigen und extravaganten Frau.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Streiflicht, 16.12.2019

    Gute Unterhaltung mit Format

    Dieses Buch hat mich neugierig gemacht, weil mich die Buchbeschreibung unglaublich angesprochen hat. Dabei lese ich in letzter Zeit nicht mehr so viele historische Romane, aber dieser hier musste es sein. Auch das Cover gefiel mir sofort sehr gut und hat mich zum Lesen aufgefordert. Es passt in seiner charmanten und witzigen Art auch herrlich zum Buch, finde ich. Ich bin kein Coverkäufer, aber ich mag es, wenn Cover, Titel und Inhalte harmonieren und gut zusammenpassen.
    Die beiden Hauptfiguren haben mir auf den ersten Blick gut gefallen und gerade weil sie so verschieden sind, mochte ich sie so. Die ganze Geschichte hat mich ein bisschen an „Downton Abbey“ erinnert, das ich lange Zeit nicht kannte und nun sehr schätze. Eine herrliche Geschichte vor dem Hintergrund der Historie. Unterhaltsam, spannend und interessant. Ich mag Geschichte, aber nur, wenn sie nicht trocken oder öde erzählt wird und das hier ist hier perfekt gelungen. Man mag lesen, wie die Zeiten damals waren und was warum passierte, welche Regeln galten und wie die Menschen lebten.
    Besonders gut gefällt mir die etwas schrullige, aber immer liebevolle Erzählweise, die Lust auf mehr macht. Man mag das Buch gerne lesen und hat Angst, dass es bald endet. Gerne würde ich noch mehr aus dieser besonderen Feder lesen!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge W., 07.11.2019 bei bewertet

    Wow, was für eine Geschichte, spannend von Anfang bis Ende. Zwei Frauen, zwei Welten, eine Epoche im Wandel. Dieser Roman rund um die exzentrische Dichterin Edith Sitwell begeistert mit Stil und schrägen Details über den englischen Adel. Sie kam 1887 auf einem Adelssitz zur Welt und durfte doch nie Prinzessin sein. Mit zwölf steckte man sie auf Geheiß ihres Vaters für mehrere Monate in eine Streckapparatur, um sie dem Schönheitsideal der Zeit anzupassen. Erfolglos. Edith Sitwell hat geliebt, aber nie geheiratet. Sie wuchs zu einer spitzzüngigen Dichterin und Schriftstellerin heran, lebte ein selbstbestimmtes Leben und machte aus sich ein in Brokat, Seide und Samt gehülltes Gesamtkunstwerk. Reisen führten sie nach Berlin, Paris, Hollywood und New York. Überall wollte man sie sehen, alle Welt wollte mit ihr sprechen. In ihrem bewegten Leben spiegelt sich das Bild einer Epoche, die sowohl in politischer wie in kultureller und gesellschaftlicher Hinsicht von tiefen Brüchen und Umbrüchen geprägt war.
    An einem Maimorgen im Jahr 1927 verlässt Jane Banister, Enkelin des Gärtners auf Gut Renishaw, den Landsitz der Sitwells. Sie geht nach London, um in den Dienst von Edith Sitwell zu treten, der ungeliebten Tochter des Hauses. Jane hat schon einiges über die exzentrische Dichterin und deren einflussreichen Freundeskreis gehört. Edith gibt in der Hauptstadt Soireen, liebt große Auftritte und hat sogar Kontakte ins Königshaus. Schon bald wird Jane an Ediths Seite die Metropolen der Welt bereisen. Doch als Ediths Vertraute lernt Jane auch die Dame hinter dem Vorhang kennen und den Preis, den das unangepasste Leben fordert.
    Eine wunderschöne und zutiefst berührende Geschichte über zwei Frauen, zwei Welten, und eine Epoche im Wandel. Der Roman verknüpft das Leben der historischen Figur Edith Sitwell mit den fiktiven Lebensgeschichten von Emma und Jane Banister, Tochter und Enkelin des obersten Gärtners von Renishaw Hall, dem Familiensitz der Sitwells.
    Emma Banister war bereits seit gemeinsamen Kindertagen mit der jungen Edith befreundet und arbeitete dann eine Zeit lang als Hausmädchen auf Renishaw. Ihre Tochter Jane, die Erzählerin des Romans, begleitete Edith Sitwell in den späteren Jahren als Bedienstete und Vertraute und blieb bis zu ihrem Tod an ihrer Seite.
    Die Geschichte lässt einen nicht einfach wieder los. Der Schreibstil von Veronika Peters hat einen hohes Niveau, die Protagonisten, vor allem die Hauptcharaktere sind authentisch und mit vielen Tiefen ausgearbeitet. Hier vermischen sich bravourös Fiktion und Geschichte. Ein großartig geschriebener Roman, spannend, Geschichte wird greifbar. Mir hat das Buch aufgrund seiner Vielschichtigkeit außergewöhnlich gut gefallen. Die Geschichte hat mich beeindruckt, gefesselt und zum Nachdenken angeregt. Ein spannender und gleichzeitig sachkundiger Romanstoff mit mutigen und interessanten Charakteren. Eine beeindruckende anschauliche Geschichtsstunde. Absolut lesenswert! Liebevoll ausgestattete Ausgabe mit Leinenrücken und Lesebändchen und eine klare Leseempfehlung für alle, die keine einfache Romanze erwarten.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nil_liest, 12.12.2019

    Wenn ein/e Autor/in sich einem Thema angenommen hat und es mit viel Freude durchdenkt und eine Roman basierend auf ihrer Recherche zu Papier bringt, merkt man schnell ob mit Präzision gearbeitet wurde und das kann man in diesem Fall!
    Veronika Peters hat mit „Die Dame hinter dem Vorhang“ ein wunderbares Buch geschrieben über die Exzentrikerin Edith Sitwell.
    Ende des 19. Jahrhunderts war es in adeligen Kreisen notwendig als Frau eine Schönheit zu sein um auf dem Heiratsmarkt eine gute Partie abzubekommen. Und nun kommt Edith 1887 als hässliches Entlein zur Welt, zwar schlau wie ein Fuchs und mit einem ungebändigten Wissensdurst, aber leider zählte das Nichts zur damaligen Zeit, die Rolle der Frauen war klar beschränkt: Zum Glück hat Edith eine Freundin, Emma Banister, die ihr zur Seite steht so gut sie kann, denn sie ist im Rang nicht ebenbürtig, die Tochter des obersten Gärtners. Später bekommt sie eine Anstellung im Haus und kann ihr näher sein. Erzählt wird es allerdings aus Jane Banisters Sicht, die später einmal auch für Edith arbeitet. Eine sehr enge Vertraute, aber sie bleibt ihr Leben lang eine Angestellte.
    Durch die beiden Banister Frauen lernen wir Edith Sitwell kennen durch alle Perioden ihres Lebens, sei es die tragische Liebe, der Krieg oder auch ihre zum Teil dürftige finanzielle Situation bis hin zu ihren schriftstellerischen Erfolge.
    Edith Sitwell provoziert gerne, lockt ihren Gegenüber gern aus der Deckung und ist gnadenlos mit ihrem Umfeld. Trotz all ihrer Unzulänglichkeiten weicht Jane ihr nicht von der Seite.

    Der Schreibstil ist angenehm und der Roman ist wohl bemerkt auf Deutsch verfasst, obwohl er britischer nicht sein könnte. Details, die auch viele Informationen zwischen den Zeilen durchblicken lassen. Well done!
    Mich hat der Roman in seinen Bann gezogen und von Edith Sitwell überzeugt, genauso wie Veronika Peters mit ihrem Können.

    Fazit: Wer sich der Grand Dame Edith Sitwell auf fiktive Weise nähern will, sollte unbedingt zu diesem sehr guten Portrait greifen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    daniele b., 23.10.2019 bei bewertet

    Veronika Peters führt die Leser in eine versunkene Welt der britischen Upper Class die es so heute nicht mehr gibt. Dame Edith Sitwell in ihrer Zeit berühmte britische Dichterin und Autorin, die gemeinsam mit ihren Brüdern Osbert und Satchwell das swinigin London der zwanziger Jahre maßgeblich prägte, wird in den fiktiven Memoiren von Jane Banister wieder lebendig. Jane Banister tritt mit sechzehn Jahren in die Dienste von Edith Sitwell. Geboren wurde sie auf Gut Rensihaw dem Familiensitz der Sitwells, wie schon ihre Mutter Emma Banister, deren Vater einst oberster Gärtner von Ediths Vater war. Mit großer Ergebenheit und und liebevoller Aufopferung arbeitet und lebt Jane siebenunddreißig Jahre für und mit Edith. Sie beschreibt das zeitweise wirklich schwere Leben der Dichterin von Kindheit an, die ungeliebt von ihren Eltern schon früh deren Missbilligung sowohl an Leib als auch Seele erfahren muss. Als diese endlich volljährig das Elternhaus verlässt um mit Helen ihrer ehemaligen Kinderfrau in London in sehr bescheidenen Verhältnissen zu leben, beginnt ihre Karriere als Dichterin und Autorin, gemeinsam mit ihren beiden jüngeren Brüdern, in den Kreisen der Londoner Bohême. Als Jane in London ankommt, lernt sie bekannte und später berühmte Menschen wie Cecil Beaton, Aldous Huxley und Marilyn Monroe etc. kennen, alles Freunde ihrer Herrin Edith. Die Autorin beschreibt in einer wunderbaren Sprache das Leben dieser ungewöhnlichen Frau, die sich niemals den Sitten ihrer Klasse unterwarf, und dafür einen hohen Preis bezahlen musste, um ihrer Zeit weit voraus, ein unabhängiges und ihrer hohen Begabung gerechtes Leben führen zu können. Ein sehr lesenswertes Buch, dass eine bemerkenswerte Frau wieder ins rechte Licht rückt, und die Leser sich neugierig auf die Spurensuche der Edith Sitwell und ihrer Zeit begeben läßt.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 20.10.2019 bei bewertet

    Inhalt übernommen:

    Welch ein Abenteuer! An einem Maimorgen im Jahr 1927 verlässt Jane Banister, Enkelin des Gärtners auf Renishaw, den Landsitz der Sitwells.Sie geht nach London, um in den Dienst von Edith Sitwell zu treten. JAnne hat schon einiges über die exzentrische Dichterin und deren einflussreichen Freundeskreis gehört. Edith gibt in der Hauptstadt Soireen,liebt große Auftritte und hat sogar Kontakte ins Königshaus. Doch als Ediths Vertraute lernt Jane auch die Dame hinter dem Vorhang kennen und den Preis, den das unangepasste Leben fordert.

    Meine Meinung:

    In dem vorliegenden Buch lernt man die Protagonistin durch die Augen ihre Bediensteten kennen, das fand ich eine interessante Herangehensweise.

    in dem vorliegenden Buch lernt man die Protagonistin durch die Augen ihrer Bediensteten kennen, das fand ich eine interessante Herangehensweise.

    Die Familie von Jane ist schon in dritter Generation mit der Familie Sitwell und dem Gut Renishaw verbunden. Auch wenn es nicht einfach ist, mit der exzentrischen Edith auszukommen, ermöglicht ihr diese den Zugang zu höheren Kreisen, welcher ihr sonst mit Sicherheit verwehrt geblieben wäre.

    Édith ist durch eine schwere Kindheit sehr geprägt worden und hat darunter ihr ganzes Leben zu leiden. Auch wenn sie sich mit ihrem Schicksal größtenteils ausgesöhnt hat, unterliegt sie großen Stimmungsschwankungen, unter denen ihr Umfeld sehr zu leiden hat.

    Die Darstellung zwischen exzentrischer und glamouröser Künstlerin und einer sehr verletzlichen Seele, ist der Autorin ganz hervorragend gelungen.

    Fazit:

    Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, es wird noch eine Weile nachwirken. Von mir eine Leseempfehlung verbunden mit fünf Sternen.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sagota, 08.11.2019 bei bewertet

    "Die Dame hinter dem Vorhang" von Veronika Peters erschien (HC, gebunden) 2019 im Verlag Wunderraum (Randomhouse) und ist in die Kategorie biografische Romane einzuordnen, da der Roman einer schillernden Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts gewidmet ist, deren Lebensverlauf sich die Autorin annimmt und, wie sie im Anhang schreibt, zahlreiche Motive und Begebenheiten aus dem Leben der Dichterin und Schriftstellerin verwendete, sich aber auch alle Freiheiten der Literatur nahm, was in diesem Fall auf die Weise geschieht, dass sie

    Edith Sitwell (1887-1964)

    ein fiktives Dienstmädchen zur Seite stellt. Der Leser betrachtet nun "Dame Edith", die aus aristokratischem Hause kommend, bereits zu Lebzeiten durch ihr exzentrisches Auftreten, aber auch ihr dichterisches Können Furore machte, durch die Augen der Jane Banister, die bereits in der dritten Generation der Ladyschaft dient und deren Vater einst leitender Gärtner im Anwesen der Sitwells in Scarborough, Grafschaft North Yorkshire, England war.

    Bereits als Kind entwickelt Edith, die Erstgeborene, einen expressiven Charakter, der sich (laut ihrer Mutter ist sie ein häßliches Baby) auch im Alter von 12 Jahren nicht durch einen sog. "Korrigierapparat", der sowohl die Nase als auch den schiefgewachsenen Rücken "begradigen" soll, verändern lässt und der sich später in einen messerscharfen Verstand und in eine Scharfzüngigkeit entwickelten, gepaart mit einem starken Drang und Willen zu einer Unabhängigkeit (in dieser Zeit für eine Frau eher die Ausnahme), die für ihren Erfolg im schriftstellerischen und dichterischen Bereich sorgen würden. Diese starken inneren Kräften von Dame Edith sind außergewöhnlich ausgeprägt und man kann sie dafür nur bewundern: Nachdem sie das Elternhaus verlassen konnte (im Gegensatz zu ihren beiden Brüdern Osbert und Sachevell, denen sie sehr zugetan war und auch Stücke gemeinsam aufführte in London, hatte sie von ihren reichen Eltern nicht viel zu erwarten), empfand sie die erste Zeit in London als ungeheuer befreiend, "eine Erlösung für ihren sprühenden Geist, der sich fortan in die Dichtung stürzte", so berichtet sie Jane während ihrer Jahre in Paris, wohin sie mit Helen Rootham und Jane, der Dienstbotin und Erzählerin, übersiedelte. Es sollten Jahre skandalumwitterter Aufführungen, Lesungen und Vortragsreihen folgen (teils auch in Amerika) und die Meinungen der Kritiker waren geteilt. Ein Markenzeichen von Dame Edith war jedoch, dass sie sich gerne mit diesen stritt und recht unverblümt ihre Meinung kundtat.

    Während man im Buch diese Jahre verfolgt, den Tatendrang teils auch in sehr bescheidenen Verhältnissen sowohl in London als auch später in Paris bewundert und ihr dichterisches Schaffen (im Krieg verfasste sie Gedichte, die zu ihren besten gehören sollten, in dem sie ihre Gedanken und Gefühle - wie sicher auch Ängste - "in Verse goss", begleitet man das Trio (Edith, Jane und Helen, die zur besten Freundin neben Jane von Edith wurde und der sie sehr verbunden war) auch nach Italien, da Helen schwer erkrankte und nach ihrem Tode stellt man als Leser fest, wie sehr Dame Edith um diese Freundschaft trauert. In Liebesdingen hat die Exzentrikerin, die sehr groß gewachsen ist und nicht dem "Schönheitsstandard" der damaligen Zeit entspricht, wenig Glück: Der Künstler Pavel Tchelitchew, den sie sehr fördert, nutzt sie aus und hier ist sie ausnahmsweise einmal eine recht willenlos "Ergebene", sonst überhaupt nicht ihrer Persönlichkeit entsprechend. Er sollte später nach Amerika auswandern, weshalb sie lange Zeit litt. Doch in Freundschaftsbeziehungen ließ sie niemals jemanden im Stich, der ihr freundschaftlich verbunden war, was mir Dame Edith sehr sympathisch machte. Auch war ihr Ton gegenüber Jane nie herrisch und das einander Brauchen schaut aus vielen Seiten hervor.

    Etwas schade fand ich, dass die Persönlichkeit von Jane Banister so gut wie keine Rolle spielte; jedoch ließ die Autorin die Gefühlsregungen und Gedanken der Bediensteten von Dame Edith bewusst aus. So entstehen bei mir zwei vollkommen unterschiedliche Frauenbilder des 20. Jahrhunderts; während die eine ihre Neigungen und ihr schriftstellerisches Leben, ihre zahlreichen guten Kontakte auslebt, bleibt die andere - dienend bis zur Selbstaufgabe - im Hintergrund.

    Fazit:

    Ich nehme an, dass Edith Sitwell in England sehr bekannt ist; mir war die Dame zuvor nicht bekannt, doch ich konnte sie beim Lesen dieses sehr flüssig und atmosphärisch geschriebenen, tiefgründigen Romans ein wenig kennenlernen: Intelligent, eigenwillig und charakterstark trotz schwierigster Kindheit, verletzbar, selbstbewusst - entwickelte sich Edith nicht grundlos zur Exzentrikerin und genialen Schriftstellerin ihrer Zeit. Gesellschaftliche Hintergründe und der Zeitgeist, die Kriegsjahre und Politik fließen ebenfalls mit ein und werden aus Sicht der Familie Sitwell beleuchtet. Der Autorin gelingt so ein bildhaftes Portrait von Edith Sitwell, der sie damit ein Denkmal setzt. Lesenswert!

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  • 4 Sterne

    hiclaire, 26.09.2019

    Von Edith Sitwell (1887 – 1964) hatte ich bis dato noch nie gehört, in Künstlerkreisen bin ich nicht sehr bewandert, doch Kurzbeschreibung und Aufmachung des Buches haben mich angesprochen. Und diese Mischung aus biografischen und fiktiven Elementen hat mir insgesamt gut gefallen. Wobei ich gestehe, dass mir die zumindest teilweise fiktiven Passagen aus Ediths Kindheit und Jugend mehr zusagten. Ich fand sie einfach unterhaltsamer als die historisch belegten Sequenzen, die für meinen Geschmack ein wenig zusammenhanglos aneinandergereiht gewesen sind. Wenn man sich möglichst eng an belegte Fakten halten möchte, ist das vielleicht kaum anders möglich, aber ich mag es gern etwas flüssiger.

    In ihrem Bericht über das Leben Edith Sitwells springt Jane von deren Lebensabend als Ausgangspunkt immer wieder in der Zeit zurück. Sie erzählt u. a. von den ersten Begegnungen ihrer Mutter Emma mit der kleinen Edith, wie und warum sich deren Beziehung eine Zeitlang sehr eng gestaltet hat. Diese Phase hat mich persönlich am meisten gefesselt. Optisch ist Edith für ihre Eltern schon früh eine Enttäuschung gewesen, die man sie hat spüren lassen. Die Mutter lieblos, der Vater bestenfalls gleichgültig, bitter für ein so kleines Mädchen. Aber sie hat es wohl weggesteckt und ihren eigenen Weg, den Weg einer zur Exzentrik neigenden Künstlerin beschritten. Leicht hatte sie es auch später nicht wirklich, die meiste Zeit in Geldnöten, und mit einer fatalen, fast schon als masochistisch zu bezeichnenden Neigung zu „diesem Bojaren“, wie Jane ihn nennt, der sie nach Strich und Faden ausnutzte, finanziell und auch emotional. Irgendwann auf diesem Weg wurde dann der Alkohol zu einem engen Gefährten, in ihren späteren Jahren dosiert und kontrolliert von Jane.

    Edith und Jane verbindet ein sehr spezielles Verhältnis, das sich über siebenunddreißig gemeinsame Jahre entwickelt hat. Jane stellt ihr Leben ganz und gar in den Dienst ihrer „Dame Edith“ (diese wurde 1954 aufgrund ihrer Verdienste in den Adelsstand erhoben) und weicht bis zu deren Lebensende nicht von ihrer Seite. Jane ist für mich eine sympathische Person, klug und schlagfertig, und, gemessen an ihrer Stellung, relativ selbstbewusst.

    Man begegnet einigen bekannten Zeitzeugen und auch die Kriegszeiten nehmen einen gewissen Raum ein, aber nach dem Hinweis in der Kurzbeschreibung „In ihrem bewegten Leben spiegelt sich das Bild einer Epoche, die sowohl in politischer wie in kultureller und gesellschaftlicher Hinsicht von tiefen Brüchen und Umbrüchen geprägt war“ hatte ich mir ein bisschen mehr historischen Hintergrund erwartet. Die Autorin hat die Schwerpunkte anders gesetzt, ist gerade in den späteren Jahren eng an der Figur Edith Sitwells und ihren Eigenheiten geblieben, was der Geschichte für mein Empfinden ein paar Längen beschert hat.

    Nichtsdestotrotz habe ich diesen biografischen Roman gern gelesen, mochte den ruhigen, unaufgeregten Erzählstil und vor allem Jane, die (fiktive) Erzählerin.

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  • 5 Sterne

    Renate Z., 25.10.2019

    Jane Banister wird Mädchen für alles bei Edith Sitwell, eine extravaganten Dichterin und Schriftstellerin. An ihrer Seite lernt sie viele prominente Zeitgenossen kennen und kommt in der Welt rum. Später pflegt sie Edith bis zu deren Tod. Aus ihrer Sicht wird das Leben von dieser ungewöhnlichen Frau erzählt. Tragisch in der Kindheit, unkonventionell als Erwachsene. Sie lässt sich in kein Schema pressen und lebt ihr Leben wie sie will, mit allen Höhen und Tiefen.
    Bisher kannte ich diese Schriftstellerin Edith Sitwell noch nicht. Trotzdem war es faszinierend diese Erzählung über ihr Leben zu lesen. Das Verhältnis zu ihren Eltern, das mehr als tragisch war und dann zu ihren späteren Extravaganzen geführt hat. Mir hat das Lesen dieses Buches, über das Leben dieser Frau, großen Spaß gemacht. Mein Interesse wurde soweit geweckt, dass ich im Internet noch mehr über sie recherchiert habe.

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  • 4 Sterne

    peedee, 21.10.2019

    Miss Exzentrik

    Jane Banister, Enkelin des Gärtners auf Gut Renishaw, verlässt 1927 den Landsitz, um in London für Miss Edith Sitwell, der ungeliebten und eigenwilligen Tochter von Sir George und Lady Ida zu arbeiten. Edith ist Dichterin, exzentrisch, kapriziös – aber hinter dem Vorhang auch liebevoll, überraschend. Jane erzählt Ediths Geschichte.

    Erster Eindruck: Das Cover mit der Illustration zeigt eine Dame aus den 1920er Jahren. Der Einband des Hardcovers wirkt auf mich sehr hochwertig; schön, dass es ein Lesebändchen gibt.

    Das Buch startet 1964 in London – Jane ist seit 37 Jahren im Dienst für Dame Edith. Eine sehr lange Zeit. „Manchmal geht sie mir furchtbar auf die Nerven.“ Ja, das hätte ich nach diesen ersten paar Seiten auch gesagt. Interessant, dass die Finanzen um die alte Dame nicht die besten sind. Jane erhält ihren Lohn von Freundinnen, Geschwistern oder sonstigen Familienmitgliedern der Dichterfürstin.
    Jane erzählt die Geschichte, die zurückgeht bis 1887, als Janes Mutter Emma fünf Jahre alt ist und Edith, das erste Kind des Baronets und seiner Frau, das Licht der Welt erblickt. Leider war Edith kein Wunschkind, da es aus einer lieblosen Ehe entstand und zudem das falsche Geschlecht hatte – ein Stammhalter war der Wunsch… Ihre jüngeren Brüder Osbert und Sacheverell hatten da bessere Startbedingungen.
    Emma und Edith werden trotz des Standesunterschiedes Freundinnen – geheime Freundinnen. „Du und ich, Emma, wir werden niemals wie normale Menschen sein! Wir sind für das Besondere gemacht, wir müssen ins Weite!“ (S. 87) Irgendwie hat mich dieser Ausruf sehr berührt.
    Als Emmas Tochter Jane in den Dienst von Edith tritt, begleitet sie ihre Herrin überallhin, nach Paris oder nach Amerika. Der Alltag ist für Jane nicht einfach, denn Edith ist alles andere als pflegeleicht. Doch Jane ist ihr immer loyal ergeben und erträgt alle Launen.

    Meine Lieblingsfigur war Mr Cecil Beaton. Er hat mir immer gut gefallen, aber vor allem in dem Moment, als sich Pavel und Edith anschreien respektive er ihr fast an die Gurgel geht. „Ihr seid völlig irre, alle beide!“ Recht hatte er!

    In diesem Buch wurden reale Personen und Ereignisse mit sämtlichen literarischen Freiheiten ergänzt. Familie, Künstleralltag, Hörigkeit, Geldnot, Loyalität, Freundschaft – dies sind einige der behandelten Themen. Das Ende war für mich… zu abrupt und hat mich traurig gestimmt. Da ich nicht spoilern will, kann ich hier nicht weiter ins Detail gehen, wieso diese Gefühle in mir aufkamen. Von mir gibt es 4 Sterne.

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